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Schreiben der Reiserbäuerin

Geschrieben auf Lichtmeß im Hornung.

Lieber Joseph!

Ich schreibe Dir dieß Briflein indem ich für Dich bitt, daß der Vater Dich bewahren mög und in seiner Hand halten.

Lieber Joseph nun ist auch der Hans dahin. Gefallen im Frankreichischen. Hab schon lange recht Arg gehabt, weil er nichts mehr hören lassen. Da ist mein letzter Schrib zruckkommen mit dem Vermerk: auf dem Felde der Ehre gefallen.

Lieber Joseph, Meine Augen sind trüb vom Weinen. Wir haben eine harte Zeit jetzund, sollen das Haus versorgen Hof und Stall, kalbet die Blaß und die Wihmerkalm, ist der weise Stier krank kein Tierarzt nicht mehr da und auch der Veitl, was der Wunderdoktor ist, bei den Soldaten. Geht der Handochs krump und soll Holz fahren und Gsot schneiden und Weiz dreschen.

Wenn halt der Vater noch da were. Ich denke oft dran an ihn und sag den Nam von den Ort wo er gefallen ist: Sankt Michel.

Und ich muß Dir schreiben daß drei Wochn nach ihm der Michel gefallen ist was mich daran erinnert immer und immer.

Und der Simmer in Flandern, der Hausl bei Belgrat hint, der Hartl vermißt an der Some. Und der Bert zu München im Lazarette gestorben.

Daß er als ein sibzenjähriger hat freiwillig sein Leben lassen das gfreut den Herrn Hauptlehrer und ist stolz.

Aber ich hab dennoch so vill Verdrus derhalben. Denn es ist jeder mein Bub gwest und der Vater mein lieber Man so gut wie der erst und hab gehaust mit ihm für eich alle.

Aber ich sag nichtz und klag nicht. Wennst mir nur Du wieder heimkommst daß der Hof sein Herrn hat.

Ich bitt für Dich als Deine Mutter.

Rosina Reiser.


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