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Kriegssonntag.
Ein feiner Dunst liegt über den Dächern und Türmen der Münchnerstadt.
Langsam steigt die Sonne hinterm Gasteiger Kirchlein herauf und macht die Nebelschleier dünner und dünner.
Leuchtend blau zeigt sich der Himmel, und die Kuppeln des Doms unserer lieben Frau glänzen und schimmern in ihrer Pracht über die Stadt.
Da beginnt man zu läuten.
Ernst und ehern dröhnt die große Salveglocke Susanna; die vom heiligen Benno fällt ein, – immer hellere mischen sich unter den feierlichen Klang; – nun klingt's auch von Sankt Michael herüber und vom Bürgersaal, von der Theatinerkirche und von Sankt Peter.
Drinnen in den Gotteshäusern ist's still, – leise sammeln sich die Beter, füllen die Bänke, knien um die Altäre. Ein leichter Duft von Kerzen mischt sich unter die Weihrauchwolken, die Lichter flackern und ihr Schein umspielt die uralten Figuren und Bilder der Heiligen.
Stumme, tiefe Andacht liegt über dem betenden Volk – über den betenden Kriegern.
Die Sakristeiglocke ertönt.
Mächtig rauschen die Klänge der Orgel – ernst und feierlich, anschwellend zu hohem Jubel, – zitternd in flehendem Bitten, – leise verhallend in tiefer Andacht.
»Wir treten zum Beten vor Gott den Gerechten …«
Laut und eindringlich schallt's aus tausend Männerkehlen:
»Er waltet und haltet ein strenges Gericht! – Er läßt von den Schlechten nicht die Guten knechten!« …
Brausend schallt's durch die singende Menge:
»Sein Name sei gelobt – er vergißt unser nicht!«
Eine tiefe Bewegung geht durch die ganze Kirche – die Augen feuchten sich.
Der greise Priester betritt die Kanzel – gibt allen eine Mahnung – einen Trost.
Und dann vollbringt er das heilige Opfer.
In die Klänge der Orgel mischt sich das Singen der Chöre – »Kyrie eleison! … Credo in unum Deum! … Sanktus Dominus Sabaoth!«
Das Singen verhallt, – leise verklingt das Spiel der Orgel. Silbern tönt das Klingeln der Ministranten, – anbetend sinkt die Menge in die Knie.
»Herr, segne uns!«
Verhalten beginnt wieder der Gesang – mischt sich in den zitternden Orgelton – erhebt sich – und schallt mächtig empor zur Höhe: »Hosanna! – Hosanna in Excelsis!«
Der Priester neigt sich anbetend – beugt,die Knie – und betet und fleht: »Vater unser … erlöse uns von allem Übel. Amen.«
Er zerteilt die Hostie – segnet sie:
»Sehet an das Lamm Gottes – das hinwegnimmt die Sünden der Welt! … O Herr – ich bin nicht würdig – daß du eingehest unter mein Dach …«
Wieder klingen die Glöcklein der Ministranten.
»Confiteor Deo omnipotenti … qui peccavi nimis … mea culpa … mea maxima culpa …«
Langsam – mit gefalteten Händen – mit geneigtem Haupt nahen sich die Krieger dem heiligen Tisch. – Ungemessen ist ihre Zahl.
»Misereatur vestri omnipotens Deus …«
»Amen.«
»Sehet an das Lamm Gottes …«
Kniend empfangen die Krieger das Brot des Lebens – in sich gekehrt treten sie zurück – den nächsten Platz gebend.
Vom Chor klingt das Singen von Knaben:
»Und wenn dereinst zu hartem Streiten
Der Tod hertritt an meine Seiten –
Maria – o Mutter – ach dann verlaß mich nit!«