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Obwohl ich C. C. infolge ihrer Untreue mit anderen Augen ansah als früher, und obwohl nicht mehr davon die Rede sein konnte, sie zu meiner Lebensgefährtin zu machen, so konnte ich mich doch nicht der Einsicht erwehren, daß es nur an mir gelegen hätte, sie vom Rande des Abgrunds zurückzuhalten; infolgedessen erkannte ich es als meine Pflicht, ihr stets als Freund treu verbunden zu bleiben.
Wenn ich vernünftig gedacht hätte, wäre ich ohne Zweifel zu ganz anderen Entschlüssen in bezug auf sie gekommen. Ich hätte zu mir gesagt: ich habe ihr das Beispiel der Untreue gegeben, nachdem ich sie verführt habe; ich habe ihr befohlen, die Ratschläge ihrer Freundin blindlings zu befolgen, während ich doch wußte, daß M. M.s Rat und Beispiel sie verderben mußten; ich habe ihr ins Gesicht den stärksten Schimpf angetan, den man einer zartfühlenden Geliebten zufügen konnte. Wie könnte ich nach allem diesem so ungerecht sein wie der große Haufen und von einem schwachen Weibe mehr verlangen, als ein Mann, der sich mit seiner Stärke brüstet, leisten kann? Ich hätte mit solchem Urteil mich selber verdammt, und darum wäre ich auch ihr gegenüber derselbe geblieben. Aber ich glaubte über alle Vorurteile hoch erhaben zu sein und war doch dabei Sklave des allerniedrigsten, nämlich jenes Vorurteils, das sich der Stärke nur bedient, um Schwächere zu unterdrücken.
Am Tage nach Fastnacht ging ich nach Murano und fand dort einen Brief von M. M., der zwei schlechte Nachrichten enthielt: C. C. hatte ihre gute Mutter verloren, und das arme Mädchen war darob in Verzweiflung. Außerdem war die Laienschwester von ihrer Erkältung genesen und hatte ihre Stelle wieder angetreten; dies nötigte ihre Freundin, sich in einem Augenblick zu trennen, wo das junge Mädchen des Trostes, den sie ihr spenden konnte, ganz besonders bedürftig war. C. C. war als Zimmergenosse zu ihrer Tante übergesiedelt, wozu die alte Nonne, die sie sehr lieb hatte, Erlaubnis von der Äbtissin erhalten hatte. Dieses Ereignis beraubte den Gesandten des Vergnügens, noch fernerhin mit ihr zu soupieren, und ich wäre hocherfreut gewesen, hätte der Zufall dieses Hindernis einige Tage früher eintreten lassen.
Aber dies alles erschien mir geringfügig im Vergleich mit dem Unglück, das ich befürchtete: daß C. C. für die genossenen Wonnen mit einer neuen Schwangerschaft würde büßen müssen; ich betrachtete mich immerhin als erste Ursache ihres Unglücks und hätte mich daher für verpflichtet gehalten, sie niemals zu verlassen. Dies aber hätte mich in schreckliche Verlegenheiten bringen können.
M. M. lud mich für auf den nächsten Montag mit ihrem Freunde zum Abendessen ein; ich kam und fand sie beide sehr traurig: er war betrübt, weil er seine neue Geliebte verloren hatte; sie weil sie ihre Freundin, die ihr den Zwang der Klostermauern erträglich gemacht hatte, nun nicht mehr bei sich hatte.
Gegen Mitternacht verließ Herr von Bernis uns; beim Abschied sagte er mit sehr trauriger Miene, er fürchte wegen einiger wichtigen Unterhandlungen mehrere Monate in Wien verbringen zu müssen. Zugleich verabredeten wir, daß unsere Soupers jeden Freitag stattfinden sollten.
Als wir allein waren, sagte M. M. zu mir, der Botschafter würde mir dankbar sein, wenn ich immer erst zwei Stunden später ins Kasino käme. Ich begriff: der geistvolle, liebenswürdige Lebemann hatte das sehr natürliche Vorurteil, sich den Ausbrüchen seiner Zärtlichkeit nur hingeben zu können, wenn er die Gewißheit hatte, allein zu sein.
Herr von Bernis kam bis zu seiner Abreise nach Wien regelmäßig zu unseren Soupers und ging stets um Mitternacht fort. Von dem Versteck war keine Rede mehr, denn wir schliefen nur noch im Alkoven; übrigens hatte er vor meiner Ankunft Zeit genug zum Lieben gehabt, und somit waren seine Begierden gesättigt. M. M. fand mich stets verliebt, ja sogar noch feuriger als früher; denn da ich sie nur alle acht Tage sehen konnte und ihr treu war, so war die Ernte immer sehr reichlich. C. C.s Briefe, die sie mitbrachte, rührten mich zu Tränen; denn sie schrieb mir: nachdem sie das Unglück gehabt, ihre Mutter zu verlieren, könne sie auf die Freundschaft keines einzigen Verwandten mehr rechnen. Sie nannte mich ihren einzigen Freund, ihren einzigen Beschützer; sie schilderte ihren Kummer darüber, daß sie gar nicht mehr auf ein Wiedersehen mit mir hoffen dürfte, und beschwor mich, ihrer lieben Freundin stets treu zu bleiben.
Als ich am Karfreitag ins Kasino kam, fand ich das Paar in tiefe Trauer versunken. Das Essen wurde aufgetragen; aber der Gesandte saß niedergeschlagen, mit stierem Blick da, aß nichts und sprach beinahe kein Wort; M. M. sah aus wie eine Bildsäule, die nur von Zeit zu Zeit durch irgend eine Federkraft bewegt wurde. Diskretion und Schicklichkeitsgefühl verboten mir irgend eine Frage an sie zu richten. Als aber M. M. uns allein gelassen hatte, sagte Herr von Bernis mir, sie sei betrübt und sie könne wohl Gründe dazu haben, denn er sei gezwungen, vierzehn Tage nach Ostern nach Wien zu reisen: »Ihnen kann ich's anvertrauen: ich glaube, es wird mir nicht leicht möglich sein, nach Venedig zurückzukehren; aber das dürfen wir ihr nicht sagen, denn es würde sie in Verzweiflung stürzen.« Bald darauf kam M. M. wieder herein; es war leicht zu sehen, daß sie geweint hatte.
Nach einigen gleichgültigen Bemerkungen sagte Herr de Bernis, als er M. M. noch immer traurig sah: »Sei nicht traurig, liebe Freundin; meine Abreise ist unvermeidlich, aber ich komme bestimmt zurück, sobald ich das wichtige Geschäft erledigt habe, das mich nach Wien ruft. Das Kasino bleibt dir; aber, meine Liebe, aus Freundschaft und Vorsicht rate ich dir, es während meiner Abwesenheit nicht zu besuchen; denn wenn ich nicht mehr hier bin, kann ich auch nicht mehr auf die Treue der Gondoliere rechnen, die in meinem Dienst stehen, und ich bezweifle, daß es unserem Freund gelingen wird, unbestechliche Gondoliere zu finden. Ich will dir sogar nicht verschweigen, daß ich starke Gründe für die Annahme habe, unser Verkehr sei den Staatsinquisitoren bekannt, und sie übersehen ihn nur aus politischen Rücksichten. Ich will aber nicht dafür bürgen, daß das Geheimnis nicht bald enthüllt wird, wenn ich nicht mehr hier bin und wenn die Nonne, die deine Ausgänge begünstigt, erfährt, daß du nicht mehr um meinetwillen ausgehst. Die einzigen, für die ich dir bürgen kann, sind der Hausmeister und seine Frau. Diesen werde ich vor meiner Abreise befehlen, unseren Freund als mein zweites Selbst zu betrachten, und ihr werdet euch untereinander verständigen. Ich hoffe, bis zu meiner Rückkehr wird alles gut gehen, wenn ihr euch vernünftig benehmt. Ich schreibe dir durch meinen Hausmeister, seine Frau wird dir meine Briefe zustellen, wie sie es bisher getan hat, und du wirst dich desselben Weges bedienen, um mir zu antworten. Ich muß fort, zärtliche Freundin, aber mein Herz bleibt hier, und ich lasse dich bis zu meiner Heimkehr in den Händen eines Freundes, dessen Bekanntschaft gemacht zu haben mir eine große Freude und Beruhigung ist. Er liebt dich, er ist beherzt und erfahren; er wird dich keinen Fehltritt machen lassen!«
Diese Rede erschütterte M. M. so sehr, daß sie uns bat, wir möchten sie gehen lassen; sie hätte das Bedürfnis, allein zu sein und sich zu Bett zu legen. Ehe sie ging, verabredeten wir noch, daß wir am nächsten Donnerstag soupieren wollten.
Als wir allein waren, sagte der Gesandte zu mir: »Es ist unbedingt nötig, vor ihr geheimzuhalten, daß ich fortgehe, um nicht wiederzukehren. Ich werde mit dem österreichischen Kabinett an einem Vertrag arbeiten, von welchem ganz Europa sprechen wird. Ich bitte Sie, mir als Freund und ohne Rückhalt zu schreiben, und wenn Sie unsere gemeinsame Freundin lieben, so tragen Sie Sorge um ihre Ehre. Vor allen Dingen seien Sie, wenn es not tut, stark genug, sich allem zu widersetzen, was mit gewissen, leicht vorauszusehenden Gefahren verbunden ist, die auch für Sie verhängnisvoll sein würden. Sie wissen, wie es der Frau da Riva ging, die im Kloster S. Nonne war.
Man ließ sie verschwinden, als man erfuhr, daß sie schwanger sei, und mein Vorgänger, Herr de Froulay, wurde kurze Zeit nachher darüber wahnsinnig und starb. I. I. Rousseau hat mir erzählt, er sei an Gift gestorben; aber der ist ein Gespensterseher, der alles in den schwärzesten Farben sieht. Ich für meine Person glaube, daß er vor Kummer starb, weil er nichts für die Unglückliche tun konnte; seither hat der Papst sie von ihrem Gelübde entbunden, sie hat sich verheiratet und lebt jetzt in Parma ohne Ehre und Ansehen.
Lassen Sie die Gefühle der Liebe vor den Gefühlen einer aufrichtigen und vorsichtigen Freundschaft schweigen! Besuchen Sie M. M. zuweilen im Sprechzimmer, aber enthalten Sie sich jedes Besuches hier im Kasino, denn die Gondoliere werden Sie verraten. Die Gewißheit, daß sie nicht schwanger ist, vermindert beträchtlich meinen Kummer; aber gehen Sie mir zu, daß Sie recht unvernünftig gewesen sind! Sie haben einem furchtbaren Unglück die Stirn geboten! Bedenken Sie, zu welchen verzweifelten Entschlüssen Sie getrieben worden wären! Denn Sie hätten sie nicht verlassen – davon bin ich überzeugt. Sie glaubte, man könnte mit Abtreibungsmitteln die Gefahr beseitigen; aber ich habe ihr diesen Glauben benommen. Um Gottes willen, seien Sie in Zukunft vernünftig! Schreiben Sie mir alles, denn ich werde mich stets für ihr Geschick interessieren, nicht nur aus Pflichtgefühl, sondern aus Liebe.«
Wir fuhren zusammen nach Venedig zurück, wo wir uns trennten, und ich verbrachte den übrigen Teil der Nacht in großer Erregung. Am anderen Morgen schrieb ich einen Brief an unsere schöne Trauernde. Ich geizte nicht mit Trostsprüchen, von denen ich glaubte, daß sie sie aufrichten könnten, zugleich aber suchte ich sie von der Notwendigkeit zu überzeugen, daß wir uns einer vorsichtigen Haltung befleißigten und jede Ausschreitung vermieden, die uns ganz und gar ins Unglück stürzen könnte.
Den Tag darauf erhielt ich ihre Antwort. Aus jeder Zeile sprach die tiefste Verzweiflung. Die Natur hatte sie mit einem heißen Temperament begabt, und ihr Genußleben hatte dieses auf eine Weise entwickelt, daß das Kloster ihr unerträglich geworden war. Ich sah voraus, daß ich harte Kämpfe zu bestehen haben würde.
Wir sahen uns am Donnerstag nach Ostern, und ich hatte ihr vorher geschrieben, daß ich erst um Mitternacht ins Kasino kommen würde. Sie hatte Zeit gehabt, mit ihrem Freund vier Stunden mit Klagen und wehmütigen Erinnerungen zu verbringen, und sie hatte dabei oft ihr grausames Geschick verflucht und ihren Eigensinn verwünscht, der sie dazu gebracht hatte, den Schleier zu nehmen. Wir speisten selbdritt; aber wir taten dem Essen keine Ehre an, obwohl es prachtvoll und lecker zubereitet war. Gleich nach Tisch ging der Gesandte fort; er bat mich, ich möchte dableiben, und ich tat dies, aber ohne im geringsten an die Freuden der Liebe zu denken. Denn Amor zündet seine Fackel nicht an, wenn zwei Liebende in Sorgen sind und tiefe Schmerzen leiden. M. M. war mager geworden, ihr Zustand erregte mein Mitleid und schloß jedes andere Gefühl aus. Ich hielt sie lange in meinen Armen und bedeckte sie mit zärtlichen und liebevollen Küssen, aber es lag mir fern, sie zu einer Erregung der Sinne zu verleiten, an der ihr Herz keinen Anteil hätte nehmen können. Sie sagte mir beim Abschied, jetzt hätte ich ihr bewiesen, daß ich sie wirklich liebte, und mit einem himmlischen Gesichtsausdruck bat sie mich zu bedenken, daß sie außer mir keinen Beschützer und Freund mehr hätte.
Als wir die Woche darauf in gewohnter Weise beisammen waren, rief Herr von Bernis kurz vor dem Essen den Hausmeister herauf und stellte mir in dessen Gegenwart eine Urkunde aus, die er von ihm unterzeichnen ließ. Durch diese Schrift übertrug er mir seine Rechte auf die ganze Einrichtung des Kasinos und befahl ihm, mich in jeder Hinsicht als seinen Herrn zu betrachten.
Wir verabredeten, uns zwei Tage darauf noch einmal zu einem Abschiedssouper zu vereinigen; aber als ich ankam, stand M. M. allein im Salon – bleich wie der Tod oder besser gesagt, weiß wie eine Statue aus karrarischem Marmor. »Er ist fort,« sagte sie, »und er läßt sich dir empfehlen. Verhängnisvoller Mensch! Vielleicht bin ich dazu verdammt, ihn niemals wiederzusehen. Ich glaubte ihn nur wie einen Freund zu lieben, und jetzt, da ich ihn verliere, sehe ich meinen Irrtum ein. Ehe ich ihn kannte, war ich nicht glücklich; aber ich hielt mich nicht für unglücklich. Jetzt aber bin ich's, das fühle ich!«
Ich verbrachte die ganze Nacht mit ihr und versuchte durch die zartesten Aufmerksamkeiten ihren Schmerz zu lindern; aber es wollte mir nicht gelingen. Während dieser langen und schmerzlichen Nacht enthüllte sich mir ihr ganzer Charakter: so leidenschaftlich ihre Seele sich dem Genuß hingab, wenn sie sich glücklich glaubte, so haltlos überließ sie sich dem Schmerz, wenn das Glück ihr entwich.
Sie sagte mir, zu welcher Stunde ich am nächsten Tage im Sprechzimmer sein sollte. Ich war entzückt, sie weniger traurig zu finden, als ich kam. Sie zeigte mir ein Briefchen, das ihr Freund von Treviso aus geschrieben hatte. Hierauf bat sie mich, sie wöchentlich zweimal zu besuchen; sie würde bald mit dieser, bald mit jener Nonne kommen; denn sie sähe voraus, daß meine Besuche die große Klosterneuigkeit werden würden, sobald man erführe, daß ich derselbe Kavalier sei, der die Messe in ihrer Kirche besuchte. Deshalb sollte ich mich auch unter einem anderen Namen anmelden lassen, damit C. C.s Tante keinen Verdacht schöpfte. »Indessen«, fügte sie hinzu, »soll mich dies nicht verhindern, allein zu kommen, wenn ich dir irgend etwas Besonderes zu sagen habe. Versprich mir, mein Freund, jede Woche mindestens einmal im Kasino zu essen und zu schlafen, und schreibe mir jedesmal ein Briefchen. Die Hausmeisterin wird es mir zustellen.«
Es wurde mir nicht schwer, ihr dieses zu versprechen.
So verbrachten wir vierzehn Tage ziemlich ruhig, bis ihre heitere Laune wieder erwachte und damit auch ihr Liebesbedürfnis so stark wurde wie früher. Während dieser Zeit erhielt ich von ihr eine Nachricht, die mir sehr wohl tat: C. C. war außer aller Gefahr.
Wir waren immer noch beide sehr verliebt, und da wir keine andere als die uns nur noch mehr erregende Befriedigung hatten, uns durch ein Gitter hindurch zu sehen, so spannten wir unseren Geist auf die Folter, um ein Mittel ausfindig zu machen, wie wir in Freiheit und ohne Gefahr uns allein sehen könnten. »Auf die Treue der Gärtnersfrau«, sagte sie, »kann ich mich immer noch verlassen; ich kann aus- und eingehen, ohne befürchten zu müssen, daß ich gesehen werde, denn die zum Kloster gehörende Hinterpforte kann von keinem Fenster aus gesehen werden; übrigens gilt diese Tür für behext. Niemand kann mich sehen, wenn ich durch das Gärtchen nach dem hinteren Ufer gehe; auch glaubt man, daß dort kein Boot landen kann. Wir hätten weiter nichts nötig als eine einrudrige Gondel, und es scheint mir unmöglich, daß du nicht mit Hilfe vielen Geldes einen zuverlässigen Schiffer solltest auftreiben können.«
Ich entnahm aus allen diesen Bemerkungen, daß sie mich im Verdacht hatte, kälter geworden zu sein, und dieser Verdacht schnitt mir ins Herz. »Höre,« sagte ich zu ihr, »ich selber werde der Schiffer sein; ich steige am Ufer aus, komme durch die Hintertür ins Kloster, und du bringst mich in dein Zimmer, wo ich die ganze Nacht mit dir verbringe und sogar den ganzen folgenden Tag, wenn du glaubst, mich verbergen zu können.«
»Dieser Plan macht mir zu viel Angst: ich zittere bei dem bloßen Gedanken an die Gefahr, welcher du dich aussetzen könntest. Nein, ich würde zu traurig sein, wenn ich schuld wäre, daß du unglücklich würdest. Aber da du rudern kannst, so komme doch mit einem Boot; sage mir vorher so genau wie nur möglich die Zeit deiner Ankunft; die getreue Gärtnersfrau wird sich auf die Lauer legen, und ich lasse dich keine vier Minuten warten. Ich steige in dein Boot, wir fahren nach unserm lieben Kasino, und dort werden wir ohne Sorgen glücklich sein!«
»Ich verspreche dir, darüber nachzudenken.«
Um ihren Wunsch zu befriedigen, tat ich folgendes: ich kaufte ein kleines Boot, ohne ihr etwas davon zu sagen, und fuhr bei Nacht ganz allein um die Insel herum, um mir die Mauern des Klosters nach der Wasserseite zu anzusehen. Mit Mühe entdeckte ich eine kleine Tür, die nach meiner Meinung die einzige war, durch die sie das Kloster verlassen konnte; aber um von dort nach dem Kasino zu gelangen, mußte man um die halbe Insel herumfahren, und das war keine Kleinigkeit, denn man kam dabei ins offene Wasser, und mit einem einzigen Ruder brauchte ich bei der größten Anstrengung mindestens eine Viertelstunde zu der Fahrt. Ich war jedoch sicher, daß mir diese Fahrt gelingen würde, und teilte meinen Plan der schönen Nonne mit. Niemals ist vielleicht eine Nachricht mit größerer Freude aufgenommen worden. Wir stellten unsere Uhren überein und setzten die Zusammenkunft auf den nächsten Freitag fest.
Am bestimmten Tage ging ich eine Stunde vor Sonnenuntergang nach San Francesco della Vigna, wo ich mein Boot in einem von mir gemieteten Bretterschuppen liegen hatte. Nachdem ich mein Boot in Ordnung gebracht und mich als Gondoliere verkleidet hatte, stieg ich auf und ruderte stracks nach dem Hinterpförtchen, das sich im Augenblick meiner Ankunft öffnete. M. M. kam heraus, und die Tür wurde hinter ihr wieder geschlossen. In ihren Mantel gehüllt, bestieg sie meinen zerbrechlichen Nachen, und in einer Viertelstunde waren wir bei unserem Kasino. M. M. schlüpfte schnell hinein, ich aber blieb noch draußen, um mein Boot mit einer Kette und einem Vorhängeschloß zu befestigen und dadurch vor den Dieben zu schützen, die sich bei Nacht ein Vergnügen daraus machen, so viele Gondeln zu stehlen, wie sie nur kriegen können.
Obwohl das Rudern mir keine Beschwerde gemacht hatte, war ich doch durchnäßt vom Schweiß; dies hinderte aber meine angebetete Geliebte nicht, mir um den Hals zu fallen: die Dankbarkeit schien zur Liebe aufzufordern, und ich, ganz stolz auf meine Leistung, freute mich ihrer Verzückungen.
Ich hatte nicht daran gedacht, daß ich nötig haben könnte, die Wäsche zu wechseln, und hatte deshalb keine mitgenommen; aber sie wußte dem Mangel schnell abzuhelfen. Ich zog mich aus, sie trocknete mich sorgsam mit ihrer zarten Hand ab und zog mir eins von ihren Hemden an, worin ich mich außerordentlich wohl fühlte.
Wir hatten zu lange Zeit nicht einander genossen, als daß wir ans Essen hätten denken mögen, bevor wir der Liebe ein reichliches Opfer gebracht. Wir verbrachten zwei Stunden in der süßesten Trunkenheit der Sinne, und unsere Freuden dünkten uns lebhafter als beim erstenmal. Trotz meinem Feuer, trotz der Glut meiner Geliebten, wußte ich mich doch genügend zu beherrschen, um sie im Augenblick der Gefahr zu täuschen. Das Bild, das unser Freund mir entworfen hatte, stand mir zu deutlich vor den Augen. M. M. fand mich neu als Gondoliere; sie war lustig und ausgelassen und belebte unsere Genüsse durch allerlei verliebte Scherze; aber es war überflüssig, daß sie meine Glut noch anzufeuern suchte, denn ich liebte sie mehr als mich selber.
Die Nacht war kurz, denn sie mußte um drei Uhr früh schon wieder im Kloster sein. Es schlug eins, als wir uns zu Tisch setzten. Zu unserem Entsetzen zog plötzlich ein Gewitter auf, während wir beim Essen waren. Die Haare standen uns zu Berge; wir konnten unsere Hoffnung nur darauf setzen, daß die Gewitter dieser Art selten länger als eine Stunde dauern. Auch hofften wir, es würde dem Gewitter kein allzu starker Wind folgen, was zuweilen vorkommt. Obwohl mutig und kräftig, hatte ich jedoch bei weitem nicht die Geschicklichkeit und Übung eines berufsmäßigen Schiffers. In weniger als einer halben Stunde war das Gewitter auf seinem Höhepunkt; Blitz folgt auf Blitz, der Donner rollt, und der Wind bläst mit furchtbarer Gewalt. Aber es dauerte kaum eine Stunde, und nach einem heftigen Platzregen klärte sich der Himmel auf. Leider aber war kein Mondschein. Es schlug zwei. Ich steckte den Kopf aus dem Fenster und fühlte einen starken Wind, der leider in der für uns ungünstigen Richtung wehte.
Ma tiranno del mar Libeccio resta,
Dieser Libeccio, den Ariost mit Recht den Tyrannen des Meeres nennt, ist der Südwestwind, in Venedig gewöhnlich Garbin genannt. Ich ließ mir nichts merken, aber ich bekam Angst. Ich sagte meiner Freundin, wir müßten unbedingt eine Stunde des Genusses der Vorsicht opfern. »Laß uns sofort abfahren, denn wenn der Wind stärker werden sollte, wäre es mir unmöglich, um die Spitze der Insel herumzukommen.« Sie sah die Notwendigkeit ein, meinem Rate zu folgen, und schloß nur noch ihren Schrank auf, weil sie Geld brauchte. Zu ihrer größten Freude fand sie ihren Schatz vervierfacht. Sie dankte mir, daß ich ihr nichts davon gesagt hätte, und versicherte mir, sie wollte weiter nichts als mein Herz. Hierauf gingen wir, sie stieg in mein Boot und legte sich lang auf den Boden, um die Bewegung nicht zu hindern. Voller Mut und Furcht trat ich in das Hinterteil und war in fünf Minuten glücklich um die Spitze herum. Aber hier wartete der Tyrann des Meeres auf mich! Bald merkte ich, daß im Kampfe mit dem unablässigen Andrang des Windes meine Kraft erlahmen würde. Ich ruderte aus Leibeskräften, aber ich erreichte weiter nichts, als daß mein Schiffchen wenigstens nicht zurückgetrieben wurde. Schon eine halbe Stunde war ich in dieser schlimmen Lage; ich fühlte meine Kräfte abnehmen und wagte doch nichts zu sagen. Ich war außer Atem und durfte doch nicht ans Ausruhen denken: das geringste Nachlassen hätte mich weit zurückgetrieben, und das Unglück wäre nicht wieder gutzumachen gewesen. M. M. lag unbeweglich im tiefsten Schweigen, denn sie fühlte, daß ich nicht imstande sein würde, ihr zu antworten. Ich begann uns für verloren anzusehen.
Da bemerkte ich in der Ferne eine Barke, die schnell auf uns zukam. Welches Glück! Ich wartete, bis sie bei mir vorbei war, denn sonst hätten sie meine Stimme nicht hören können. Sobald ich sie aber in einer Entfernung von einigen Klaftern zu meiner Linken sah, schrie ich laut: »Zu Hilfe für zwei Zechinen!«
Das Segel wird heruntergelassen, und von vier Rudern getrieben kommt die Barke auf uns zu. Als wir Seite an Seite liegen, bitte ich, man solle mir nur einen Mann ins Boot geben, der uns bis zur entgegengesetzten Spitze der Insel bringe. Man verlangt von mir eine Zechine zum voraus; ich gebe sie und verspreche die andere dem Mann zu bezahlen, sobald er mir geholfen habe, mein Ziel zu erreichen. In weniger als zehn Minuten sah ich mich dem Kloster gegenüber; aber mein Geheimnis war mir zu kostbar, um es auf eine Entdeckung ankommen zu lassen; erst als wir an der Ecke waren, bezahlte ich meinen Retter und entließ ihn. Ich kehrte nun um, und da der Wind jetzt günstig war, so erreichte ich leicht die kleine Pforte. M. M. stieg aus und sagte mir zum Abschied: »Geh ins Kasino und schlafe dort.« Ich fand ihren Rat sehr vernünftig und befolgte ihn. Da ich den Wind im Rücken hatte, kam ich ohne Anstrengung ans Ziel. Ich schlief bis zum Mittag. Gleich nach dem Aufstehen schrieb ich meiner Herzallerliebsten, ich befände mich wohl und wir würden uns am Sprechgitter wiedersehen. Nachdem ich mein Boot nach San Francesco zurückgebracht hatte, maskierte ich mich und ging auf den Ridotto.
Am nächsten Tage kam M. M. allein an das Gitter. Wir stellten alle Betrachtungen an, zu denen das gestrige Ereignis Anlaß geben konnte; aber anstatt den Entschluß zu fassen, den die Klugheit uns eingeben mußte: nämlich uns nicht mehr der Gefahr auszusetzen, glaubten wir außerordentlich vernünftig zu sein, indem wir uns vornahmen, künftighin im selben Augenblick, wo wieder ein Gewitter aufziehen sollte, alles liegen zu lassen und sofort aufzubrechen. Allerdings mußten wir uns selber eingestehen, daß wir, wenn uns nicht der Gott der Liebe oder der Zufall die rettende Barke zugeführt hätte, nach dem Kasino hätten zurückkehren und dort bleiben müssen, denn M. M. konnte auf anderem Wege nicht ins Kloster hineinkommen, und wie würde sie später Einlaß gefunden haben? Ich hätte Venedig mit ihr verlassen müssen, und zwar auf Nimmerwiederkehr. Dann wäre mein Leben unwiderruflich an das ihrige gefesselt gewesen, und ohne Zweifel wären niemals die Ereignisse eingetreten, die schließlich dahin geführt haben, daß ich heute mit zweiundsiebzig Jahren in Dur meine Erinnerungen schreibe.
Drei Monate lang fuhren wir in derselben Weise fort, uns allwöchentlich einmal zu sehen; unsere Verliebtheit war immer die gleiche, und niemals störte uns der geringste Unfall.
M. M. konnte nicht umhin, dem Gesandten alles zu melden, was uns betraf; auch ich hatte versprochen, ihm zu schreiben und in meinen Berichten strenge bei der Wahrheit zu bleiben. In seiner Antwort wünschte er uns Glück zu unserer Errettung, aber er sagte uns voraus, daß wir dem Unglück nicht entrinnen würden, wenn wir nicht so vorsichtig wären, unsere Ausflüge ganz aufzugeben.
Der englische Ministerresident Murray, ein schöner, geistvoller und gelehrter Mann, großer Liebhaber des schönen Geschlechtes, des Weines und der Tafelfreuden, unterhielt die schöne Ancilla, die mich in Padua mit ihm bekannt machte. Dieser wackere Mann wurde bald mein Freund, ungefähr in derselben Art wie Herr de Bernis, nur mit dem Unterschied, daß der Franzose gerne Zuschauer war, der Engländer dagegen selber das Schauspiel zu geben liebte. Ich war ihm stets ein erwünschter Zeuge seiner Liebestaten, bei denen er sich sehr wacker hielt, und die wollüstige Ancilla war entzückt, sich vor mir sehen zu lassen. Doch habe ich ihnen niemals das Vergnügen gemacht, mich in ihre Kämpfe einzumischen. Ich liebte M. M., aber ich muß gestehen, daß die Treue, die ich der schönen Nonne bewahrte, nicht lediglich meiner Liebe zu ihr zuzuschreiben war. Ancilla flößte mir trotz ihrer Schönheit ein gewisses Widerstreben ein: sie war stets heiser und beklagte sich beständig über einen stechenden Schmerz in der Kehle. Obgleich nun ihr Liebhaber sich wohl befand, so hatte ich doch Furcht, und nicht ohne Grund; denn die Krankheit, woran König Franz der Erste von Frankreich starb, brachte im folgenden Herbst auch sie ins Grab. Eine Viertelstunde, bevor sie ihre Seele aushauchte, vollbrachte ihr unerschrockener Brite, den geilen Bitten dieser neuen Messalina nachgebend, in meiner Gegenwart das letzte Opfer mit ihr, obwohl eine große Wunde im Gesicht sie scheußlich entstellte.
Diese Tat eines wahrhaft heroischen Zynismus wurde in der ganzen Stadt bekannt, denn Murray selber erzählte sie überall und rief mich als Zeugen dafür an.
Als die berüchtigte, aber wegen ihrer Schönheit mit Recht berühmte Kurtisane sich von einem inneren Leiden verzehrt fühlte, versprach sie einem Arzt, namens Lucchesi, der sie durch eine Quecksilberkur zu heilen versprach, hundert Louisdor. Aber auf dem Schuldschein, den sie über diesen Betrag ausstellte, bedang Ancilla ausdrücklich sich aus, daß sie das Geld nicht eher bezahlen würde, als bis besagter Lucchesi ein Liebesopfer mit ihr vollzogen hätte. Nachdem der Doktor sie kuriert hatte, so gut er konnte, verlangte er Bezahlung, wollte sich aber nicht der Bedingung des Vertrages unterwerfen. Ancilla bestand jedoch darauf, und der Streitfall kam vor Gericht.
In England, wo jede ausdrückliche Vereinbarung erfüllt werden muß, würde Ancilla ihren Prozeß gewonnen haben; aber in Venedig verlor sie ihn. Der Richter erklärte in seinem Urteil, das Nichteinhalten einer strafbaren Bedingung tue der Gültigkeit des Vertrages keinen Abbruch. Ein weises Urteil – besonders in diesem Fall!
Zwei Monate bevor die Ancilla von ihren Wunden in so abscheuerregender Weise entstellt wurde, bat mich mein Freund Memmo – der spätere Prokurator der Republik San Marcos – ihn bei ihr einzuführen. Als wir grade mitten in der schönsten Unterhaltung waren, kam plötzlich eine Gondel an, aus der wir den österreichischen Gesandten Graf Rosenberg steigen sahen. Memmo erschrak, denn ein venetianischer Nobile darf nirgendwo mit einem fremden Gesandten zusammentreffen, weil er sich schon durch die bloße Tatsache des Hochverrats schuldig macht; er verließ mit größter Hast Ancillas Salon, und ich folgte ihm; aber auf der Treppe begegnete er dem Gesandten, der laut auflachte, als er seine Verlegenheit sah, und dann seinen Weg fortsetzte. Augenblicklich stieg ich mit Memmo in seine Gondel, und wir fuhren stracks zum Sekretär der Staatsinquisitoren, Herrn Cavalli. Dies war das beste, was Memmo tun konnte, um den möglichen ärgerlichen Folgen der unangenehmen Begegnung auszuweichen, und es war ihm sehr angenehm, daß ich dabei war, um ihm bezeugen zu können, daß es sich um einen ganz einfachen Vorfall handelte, an welchem er völlig unschuldig war. Der Sekretär empfing Herrn Memmo mit einem Lächeln und sagte ihm, er habe recht gut daran getan, ohne Verzug ihm alles zu beichten. Sehr erstaunt über diesen Empfang erzählte Memmo ihm die kurze Geschichte des Zusammentreffens, und der Sekretär antwortete mit ernstester Miene, er zweifle nicht an der Wahrheit seiner Aussage, denn die Umstände deckten sich vollkommen mit dem, was ihm bekannt wäre.
Die Antwort des Sekretärs gab uns viel zu denken, und wir sprachen lange über den Fall, als wir wieder draußen waren; wir kamen jedoch zu dem Ergebnis, daß Herr Cavalli vor unserem Eintritt in sein Haus tatsächlich nichts hätte wissen können und daß seine seltsame Ansprache nur daraus zu erklären wäre, daß die Staatsinquisitoren gewohnheitsmäßig den Glauben zu erregen suchten, ihnen könnte gar nichts auch nur einen Augenblick verborgen bleiben.
Nach Ancillas Tode nahm Murray keine offizielle Geliebte mehr; aber wie ein Schmetterling umherflatternd, hatte er abwechselnd die hübschesten Mädchen von Venedig. Zwei Jahre später ging der liebenswürdige Epikuräer nach Konstantinopel, wo er zwanzig Jahre lang als Vertreter des Kabinetts von St. James bei der hohen Pforte wirkte. Jm Jahre 1778 kehrte er nach Venedig zurück in der Absicht, dort fern von den Geschäften seine Tage zu beschließen, aber er starb im Lazarett acht Tage vor Ablauf der vorgeschriebenen Quarantänezeit.
Das Glück begünstigte mich immer noch im Spiel; meine Zusammenkünfte mit M. M. konnten nicht entdeckt werden, da ich selber den Schiffsmann machte und da die Nonnen, die um das Geheimnis wußten, selber ein zu großes Interesse an dessen Wahrung hatten; ich führte also ein sehr fröhliches Leben. Aber ich sah voraus, daß Herr von Bernis über kurz oder lang doch M. M. mitteilen würde, daß er nicht nach Venedig zurückkäme. Dann würde er die Leute, die er in Venedig noch in seinem Lohn hatte, abberufen, und wir hätten kein Kasino mehr. Ich wußte außerdem, daß ich nach Einbruch der schlechten Jahreszeit mein zerbrechliches Boot allein nicht mehr zu unseren Fahrten würde benutzen können.
Als am ersten Montag des Oktobers die Theater geöffnet wurden und die Maskenfreiheit wieder begann, holte ich in meinem Kahn meine Geliebte ab und fuhr mit ihr nach unserem Kasino. Da die Nächte schon so lang waren, daß für die Freuden der Liebe eine reichliche Zeit blieb, nahmen wir zunächst ein ausgezeichnetes Abendessen zu uns. Hierauf überließen wir uns abwechselnd Cupidos Wonnen und Morpheus Armen. Plötzlich, während wir im süßesten Genuß schwebten, erweckte ein Geräusch vom Kanal her meinen Argwohn. Ich eilte ans Fenster und sah voll Überraschung und Wut ein großes Boot, das meinen Kahn im Schlepptau hinter sich herzog. Es gelang mir, meine erste Erregung niederzukämpfen und den Dieben zuzurufen, ich würde ihnen zehn Zechinen schenken, wenn sie mir mein Boot zurückgeben wollten. Offenbar glaubten sie mir nicht, denn sie lachten mich aus und fuhren ruhig weiter. Was konnte ich tun? Gegen die Diebe um Hilfe rufen? Um des Himmels willen nicht! Ihnen nachsetzen? Ich konnte ja nicht trockenen Fußes auf dem Wasser gehen. Ich war untröstlich, und M. M. hatte diesmal wirklich große Angst; denn sie sah keine Möglichkeit, wie ich Abhilfe schaffen könnte.
Ohne noch weiter an unsere Liebesfreuden zu denken, zog ich mich schnell an; mein einziger Trost war, daß ich noch zwei Stunden vor mir hatte, um mir ein Boot zu besorgen. Ich hätte hundert Zechinen dafür bezahlt. Wenn ich eine Gondel hätte nehmen können, so wäre ja unsere Verlegenheit nicht groß gewesen; aber die Gondoliere hätten natürlich am nächsten Morgen in ganz Murano ausposaunt, daß sie eine Nonne in das und das Kloster gebracht hätten, und damit wäre für uns alles verloren gewesen.
Es blieb mir also weiter nichts übrig, als mir für Geld einen Kahn zu beschaffen oder es ebenso zu machen, wie die Kerle, die mir den meinigen gestohlen hatten. Ich steckte meine Pistolen, meinen Dolch und eine Börse voll Gold in die Taschen, nahm ein Ruder und einen Bootshaken auf die Schulter und machte mich auf den Weg.
Die Diebe hatten mit einer Speckfeile die Kette meines Bootes durchgefeilt. Dies Mittel konnte ich nicht anwenden; ich konnte nur darauf hoffen, durch einen glücklichen Zufall auf einen Kahn zu stoßen, der nur mit Stricken befestigt war.
Bei der großen Brücke sah ich eine Menge Kähne; aber es waren Leute am Ufer, und so konnte ich nicht wagen, einen zu stehlen. Wie em Besessener lief ich den Kai entlang; da sah ich am Ende desselben eine Kneipe, die noch offen war. Ich trat ein und fragte, ob keine Schiffer da wären; der Kellner antwortete mir: »Es sind zwei da, aber sie sind beide betrunken.« Ich trat zu ihnen an den Tisch und sagte: »Wer will vier Lire verdienen und mich nach Venedig fahren?«
»Ich!« »Ich!«
»Ich heschwichtigte ihren Streit, indem ich dem betrunkensten vierzig Soldi gab; mit dem anderen ging ich hinaus.«
Unterwegs aber sagte ich zu ihm: »Du bist zu betrunken; leih mir dein Boot, ich bring es dir morgen wieder.«
»Ich kenne dich ja nicht.«
»Ich werde dir zehn Zechinen dalassen, aber dein Boot ist ja nicht so viel wert; wer bürgt mir für dich.«
»Kommen Sie mit, Herr!«
Er ging mit mir nach der Kneipe zurück, und der Kellner leistete Bürgschaft für ihn. Hocherfreut ließ ich mich zu seinem Boot führen, das er mit zwei Haken und einem zweiten Ruder versah. Sehr vergnügt, daß er mich beschwindelt hatte, entfernte er sich, und ich war ebenso vergnügt, von ihm beschwindelt worden zu sein. Ich hatte eine Stunde dazu gebraucht, um das Unglück wieder gut zu machen; schnell fuhr ich nach dem Kasino, wo meine geliebte M. M. in Todesängsten auf mich wartete. Aber als sie mein freudestrahlendes Gesicht sah, erheiterte sich sofort auch ihr Antlitz. Ich brachte sie nach ihrem Kloster zurück und fuhr selber nach San Francesco, wo der Mann, der mir den Schuppen vermietet hatte, mich offenbar für verrückt hielt, als ich ihm sagte, ich hätte meinen Kahn gegen den von mir mitgebrachten vertauscht. Nachdem ich Maske und Domino angelegt hatte, ging ich in aller Eile nach Hause und legte mich zu Bett; denn die Schererei hatte mich ganz kaput gemacht.
Etwa um dieselbe Zeit machte eine Schicksalsfügung mich mit dem Patrizier Marcantonio Zorzi bekannt; er war ein geistvoller Mann und berühmt wegen seiner scherzhaften Gedichte in venetianischer Mundart. Als leidenschaftlicher Theaterfreund strebte Zorzi nach der Ehre, zu Thaliens Priestern zu gehören; er schrieb eine Komödie, die das Publikum sich erlaubte auszupfeifen. Er hatte sich jedoch in den Kopf gesetzt, das Stück sei nur durch die Machenschaften des Abbate Chiari durchgefallen, der für das Theater Sant' Angelo schrieb. Infolgedessen verfolgte er alle Stücke des Abbate mit grimmigem Haß.
Es kostete mich keine Uberwindung, mich dem Zorzischen Kreise anzuschließen, denn er hatte einen ausgezeichneten Koch und eine reizende Frau. Er wußte, daß ich Chiari als Dichter nicht liebte, und dies gefiel ihm, denn Herr Zorzi bezahlte sogar Leute, die ohne Barmherzigkeit und übrigens auch ohne Sinn und Verstand alle Stücke des geistlichen Komödiendichters auspfiffen. Ich machte mir den Spaß, sie in einer Art von damals sehr beliebten Knüttelversen, sogenannten Hammerversen, zu kritisieren, und Zorzi sorgte dafür, daß diese Verse in Abschriften verbreitet wurden. Dies schuf mir einen mächtigen Feind in der Person des Herrn Condulmer, der mich außerdem schon deshalb nicht leiden konnte, weil ich allem Anschein nach bei Frau Zorzi in Gunst stand, und dieser hatte er, bevor ich ins Haus kam, sehr eifrig den Hof gemacht.
Übrigens konnte man es Herrn Condulmer nicht übelnehmen, wenn er mich nicht gern hatte, denn das Theater Sant' Angelo war zum guten Teil sein Eigentum, und der Durchfall der Stücke des dichtenden Abbate war ein großer Schaden für ihn, weil die Logen nur noch zu sehr billigen Preisen Besucher fanden; das Geldinteresse aber ist fast für jedermann eine conditio sine qua non.
Der gute Herr Condulmer war sechzig Jahre alt, aber noch ein Mann in der Vollkraft, er liebte Weiber, Spiel und Geld. Er war sogar Wucherer, verstand aber die Kunst, für einen kleinen Heiligen zu gelten, denn er hielt darauf, jeden Morgen bei der Messe im Markusdom gesehen zu werden, und verfehlte niemals, vor dem Kruzifix zu weinen. Im folgenden Jahr wurde er Mitglied des Rates der Zehn und als solcher acht Monate lang Staatsinquisitor. In dieser hohen Stellung, die ihm eine diabolische Macht verlieh, wurde es ihm nicht schwer, seinen beiden Amtsgenossen einzureden, daß ich als Störer der öffentlichen Ruhe unter die Bleidächer müßte.
Warte noch neun Monate, lieber Leser, und du wirst sehen!
Zu Beginn des Winters vernahm man die erstaunliche Nachricht von dem zwischen den Häusern Frankreich und Österreich abgeschlossenen Bündnisvertrag, durch den das politische System Europas von Grund aus geändert wurde. Die Nachricht klang so unmöglich, daß die europäischen Mächte nicht daran glauben wollten. Ganz Italien mußte sich dieses Bündnisses freuen, denn es schützte das schöne Land hinfort vor der Gefahr, beim geringsten Streithandel zwischen den beiden Mächten sofort zum Kriegsschauplatz zu werden. Am meisten brachte alle denkenden Köpfe außer Fassung, daß dieser wundervolle Vertrag von einem jungen Diplomaten geplant und abgeschlossen worden war, der bis dahin nur für einen Schöngeist gegolten hatte. Er war im Jahre 1750 ganz im geheimen angesponnen worden, und die handelnden Personen waren Frau von Pompadour, Graf Kaunitz, der dafür den Fürstentitel erhielt, und der Abbé de Bernis, der erst im nächsten Jahre in weiteren Kreisen bekannt wurde, als der König ihn zum Gesandten in Venedig ernannte. Zweihundertvierzig Jahre hindurch hatten die Häuser Bourbon und Habsburg sich als Feinde bekämpft, als dieses Bündnis zustande kam; aber es war nicht von langer Dauer, denn es währte nur vierzig Jahre; und es ist auch nicht wahrscheinlich, daß jemals ein Vertrag zwischen zwei so wesentlich verschiedenen Höfen länger dauern wird.
Abbé Bernis wurde einige Zeit nach dem Abschluß des Vertrages Minister des Auswärtigen; drei Jahre später stellte er das Parlament wieder her; dann wurde er Kardinal, fiel in Ungnade, kam als Gesandter nach Rom. Dort starb er.
Mors ultima linea rerum est.
Der Tod macht unter alles seinen Strich.
Was ich hatte voraussehen müssen, traf ein; neun Monate nach seiner Abreise von Venedig zeigte er M. M. seine Abberufung an. Er tat es auf die zarteste Weise. Trotzdem traf der Schlag M. M. so hart, daß sie ihm wohl erlegen wäre, wenn ich sie nicht schon lange vorher auf die schonendste Art darauf allmählich vorbereitet hätte. Herr de Bernis sandte alle seine Instruktionen an mich. Alles, was sich im Kasino befand, sollte verkauft werden, und den Erlös sollte M. M. als freies Eigentum erhalten, nur die Bücher und Bilder sollte der Hausmeister ihm nach Paris bringen. Es war ein hübsches Brevier für einen Kardinal; aber wollte Gott, daß es keine für die Gesellschaft gefährlicheren gäbe!
Während M. M. sich ihrem Schmerze überließ, führte ich die Aufträge des Herrn de Bernis aus, und gegen Mitte des Januars des Jahres 1755 hatten wir kein Kasino mehr. M. M. behielt für sich zweitausend Zechinen und ihren Schmuck, den sie später zu verkaufen gedachte, um sich eine Leibrente verschreiben zu lassen. Die Spielkasse ließ sie mir, denn wir spielten immer noch auf gemeinsame Rechnung; ich hatte damals dreitausend Zechinen. Wir konnten uns nur noch am Sprechgitter sehen. Bald darauf wurde sie vor Kummer schwer krank; als ich sie am zweiten Februar sah, trug sie auf ihrem Antlitz alle Anzeichen eines nahen Todes. Sie gab mir ihren Schmuckkasten mit allen Diamanten, all ihr Geld außer einer geringen Summe, alle anstößigen Bücher, die sie besaß, und alle ihre Briefe. Wenn sie nicht stürbe, sollte ich ihr alles zurückgehen, aber es sollte mein Eigentum sein, wenn sie, wie sie glaubte, der Krankheit erläge, die sie in den Gliedern spürte.
Sie sagte mir, C. C. würde mir über ihren Zustand berichten, und bat mich, Mitleid mit ihr zu haben und ihr zu schreiben, denn meine Briefe würden ihr einziger Trost sein, und sie würde bis zu ihrem letzten Atemzuge wenigstens soviel Kraft behalten, um diese lesen zu können.
Mit strömenden Tränen hörte ich ihre Worte, denn ich liebte sie abgöttisch. Ich versprach ihr, auf Murano zu wohnen, bis sie wieder gesund wäre. Ich ließ alle Sachen in eine Gondel legen, und fuhr nach dem Palazzo Bragadino, um alles sicher zu verschließen. Hierauf kehrte ich nach Murano zurück und beauftragte Laura, mir ein möbliertes Zimmer zu suchen, wo ich ungestört wohnen könnte. »Ich kenne«, sagte sie, »eine hübsche Wohnung mit Küche; Sie werden dort um billiges Geld gut wohnen und völlige Ruhe haben, und wenn Sie die Miete vorausbezahlen wollen, brauchen Sie nicht einmal zu sagen, wer Sie sind. Der alte Mann, dem das Haus gehört, wohnt im Erdgeschoß; er wird Ihnen alle Schlüssel geben, und Sie brauchen keinen Menschen zu sehen, wenn Sie nicht wollen.«
Sie gab mir die Adresse; ich ging sofort hin und fand alles nach Wunsch. Ich bezahlte für drei Monate voraus, und alles war in Ordnung. Das Häuschen lag am Ende einer Sackgasse, die nach dem Kanal hinausging. Ich begab mich noch einmal zu Laura, um ihr zu sagen, daß ich ein Mädchen brauchte, um mir mein Essen zu holen und mein Zimmer in Ordnung zu halten ; sie versprach mir, bis zum nächsten Tage eins zu besorgen.
Nachdem ich dies alles in Ordnung gebracht hatte, fuhr ich nach Venedig zurück und packte dort meinen Koffer, wie wenn ich eine lange Reise vorhätte. Nach dem Abendessen verabschiedete ich mich von Herrn de Bragadino und seinen beiden Freunden; ich sagte ihnen, ich würde wegen einer wichtigen Angelegenheit einige Wochen fortbleiben.
Am anderen Morgen ging ich in meine neue Wohnung und fand dort zu meiner großen Überraschung Lauras Tochter Tonina, ein hübsches Kind von fünfzehn Jahren. Sie sagte mir errötend, aber mit einer gewissen Gewandtheit, die ich ihr nicht zugetraut hätte, sie erkühne sich, mich ebenso eifrig zu bedienen, wie ihre Mutter selber es nur könne. Ich war zu niedergeschlagen, um Laura für dieses hübsche Geschenk dankbar zu sein, und ich beschloß sogar, daß es anders sein sollte, als sie ohne Zweifel sich's gedacht hatte, da ihre Tochter doch nicht in meinem Dienst bleiben konnte. Der Leser wird sehen, wie derartige Entschlüsse standzuhalten pflegen. Vorläufig war ich nur freundlich gegen das junge Mädchen. »Ich bin von deinem guten Willen überzeugt,« sagte ich ihr; »aber ich muß erst mit deiner Mutter sprechen. Ich habe das Bedürfnis allein zu sein, denn ich muß den ganzen Tag schreiben, und ich werde erst heute Abend etwas essen. Besorge mir das Nötige!«
Sie gab mir einen Brief, indem sie zu verzeihen bat, daß sie ihn nicht früher abgeliefert hätte. »Du darfst niemals vergessen, deine Aufträge auszurichten,« sagte ich zu ihr; »denn wenn du mir den Brief noch später gegeben hättest, wäre vielleicht ein großes Unglück entstanden.«
Sie wurde rot, bat mich um Verzeihung und ging hinaus.
Der Brief war von C. C. Sie schrieb mir, ihre Freundin liege zu Bett und der Arzt habe ein Fieber festgestellt. Ich verbrachte den Rest des Tages damit, daß ich in meinem Zimmer alles in Ordnung brachte und an C. C. und ihre leidende Freundin schrieb. Gegen Abend brachte Tonina mir Licht und sagte mir, mein Essen sei fertig. »Bediene mich,« sagte ich. Ich sah, daß sie nur ein Gedeck aufgelegt hatte, und ihre Bescheidenheit freute mich. Doch sagte ich ihr, sie möchte auch ein zweites auflegen, denn ich wünschte, daß sie mir bei Tisch stets Gesellschaft leistete. Ich wußte selber nicht, warum ich eigentlich so handelte; ich wollte mich nur freundlich zeigen und hatte gar keine Nebenabsichten dabei. Wie werden sehen, lieber Leser, ob es nicht eine von den Listen war, die der Teufel anwendet, um sein Ziel zu erreichen.
Ich hatte keinen Appetit und aß deshalb nichts; doch fand ich alles gut, mit Ausnahme des Weines; Tonina versprach mir, für den nächsten Tag besseren zu besorgen. Hierauf legte sie sich im Vorzimmer zu Bett.
Nachdem ich meine Briefe versiegelt hatte, wollte ich nachsehen, ob die Wohnungstür verschlossen wäre. Ich ging hinaus und sah Tonina im Bett liegen und friedlich schlafen oder wenigstens so tun. Ich hätte sie im Verdacht haben können, damit gewisse Absichten zu verfolgen, aber ich hatte mich noch niemals in einer solchen Lage befunden, und ich ermaß die Größe meines Kummers an der Gleichgültigkeit, womit ich das Mädchen ansah: sie war schön, und trotzdem fühlte ich, daß weder ihr noch mir die geringste Gefahr drohte.
Am anderen Morgen erwachte ich sehr früh; ich rief sie, und sie trat vollkommen angezogen, und zwar sehr sauber gekleidet, bei mir ein. Ich gab ihr den Brief für C. C., worin sich der an M. M. als Einschluß befand, und sagte ihr, sie möchte ihn ihrer Mutter bringen und dann gleich zurückkommen, um mir Kaffee zu machen. »Ich werde heute zu Mittag essen, Tonina; besorge mir alles Nötige zur rechten Zeit.«
»Ich selber habe Ihnen gestern das Abendessen zubereitet, und wenn Sie wollen, kann ich überhaupt für Sie kochen.«
»Ich freue mich sehr, daß du das kannst; fahre nur so fort. Da hast du eine Zechine für die Ausgaben.«
»Ich habe von der Zechine, die Sie mir gestern gaben, noch sechzehn LireEine Zechine (Wert etwa zwölf Franken) hatte vierundzwanzig venetianische Lire. übrig. Das reicht.«
»Nein, den Rest schenke ich dir, und so werde ich es jeden Tag machen.«
Ihre Freude war so groß, daß sie mir trotz meinem Abwehren die Hand küßte. Ich durfte meine Hand nicht zurückziehen und sie umarmen, denn ich fühlte, daß ich mir dann das Lachen nicht hätte verhalten können, und dies würde meinen Schmerz entehrt haben. Dieser zweite Tag verging wie der erste. Tonina freute sich, daß ich nichts mehr davon sagte, mit ihrer Mutter sprechen zu wollen; sie sah darin einen Beweis, daß ihre Dienste mir angenehm wären. Ich fühlte mich matt und fürchtete am anderen Morgen nicht rechtzeitig zu erwachen, um meinen Brief ins Kloster schicken zu können. Da ich jedoch Tonina nicht wecken wollte, wenn sie schlief, so rief ich sie leise. Sie stand sofort auf und trat, nur mit einem Unterröckchen bekleidet, bei mir ein. Ich tat, als sähe ich nichts, gab ihr meinen Brief und befahl ihr, diesen in der Frühe, ehe sie in mein Zimmer käme, ihrer Mutter zu bringen. Sie sagte, sie würde meinen Befehl ausführen, und ging. Ich mußte mir unwillkürlich sagen, daß sie sehr hübsch sei, und der Gedanke, wie leicht es dem jungen Mädchen sein würde, mich zu trösten, machte mich traurig und verwirrt. Mein Schmerz war mir teuer, und ich faßte den Entschluß, Tonina, die mich von ihm heilen konnte, mir fern zu halten. »Morgen«, sagte ich zu mir selber, »werde ich mit Laura sprechen, damit sie mir eine weniger verführerische Bedienung besorgt.«
Aber guter Rat kommt über Nacht, und am anderen Morgen wappnete ich mich mit Sophismen, indem ich mir sagte, das junge Mädchen sei doch unschuldig an meiner Schwachheit, und ich dürfe sie nicht dafür strafen, indem ich ihr den empfindlichsten Verdruß bereitete.
Wir werden sehen, lieber Leser, wohin dies alles noch führt.