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Legende vom Kreuz

Hubert

Sankt Hubert stapft durch den weißen Schnee,
Armbrust und Hifthorn an der Seite.
Aufpoltert vom Lager der Hirsch, das Reh,
und der Häher zieht zeternd in ihrem Geleite.
Die braunen Hunde hasten auf einer Spur.
In die Furche duckt sich scheu die Schnur
von Hühnern.
                              Sankt Hubert spannt die Sehne,
legt in die Rinne den spitzigen Bolz,
sucht für die Hand eine sichere Lehne
und späht durch das schüttere Unterholz.

Die Hunde kreisen in schlanken Bogen
enger und enger die Hühner ein.
Jetzt ist das erste aufgeflogen,
das zweite nun, steil steht die Kette auf vom Ackerrain.
Hubertus zielt mitten hinein in den Schwarm
und drückt ab. Die Sehne schnurrt.
Doch zurück schlägt der Schuß in seinen Arm,
daß von dem Stoß jede Muskel surrt.
Als seine Augen durch die wallenden Schleier drängen,
sieht er das Volk Hühner als riesiges Kreuz am Himmel hängen.

Ein Vogel mit aufgespannten Schwingen
ist an die Balken festgenagelt.
Die Luft ist voll von Sausen und Singen.
Auf den Heiland der Hühner ein Schauer von Pfeilen hagelt.

Sankt Hubert wirft das Gewehr zur Erde
und faltet zum Kreuz hinauf die Hände.
Es weichen die Nebel; mit frommer Gebärde
tastet die Sonne nach dem weißen Gelände.

Fort fliegen die Hühner in einer langen Schnur,
locken, pfeifen und preisen das heilige Leben der Kreatur.

Illustration: Rudolf Schiestl

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