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Hieronymus
Zwischen den Ellenbogen die aufgeschlagene Schrift,
schwer den Kopf gestützt von der Linken,
forscht Hieronymus.
Er sieht nicht den Wald, nicht die Trift,
die grün in die dämmrige Zelle winken,
stumm ist ihm der Fluß,
der mit rauschender Stimme spricht.
Berge von Schreibwerk, Mauern von Rollen, Büchern und Folianten
verstellen Gehör ihm und Gesicht,
und grauer Staub hockt auf Ecken und Kanten.
Tag und Nacht sitzt Hieronymus über Schnörkeln und Lettern,
wendet Seite um Seite in Rolle und Buch,
kein andrer Laut als von knisternden Blättern
macht in dem stillen Gehäuse Besuch.
In dumpfem Sinn
dämmert Hieronymus über die Blätter hin,
und ein blauer Falter in rasch beflügeltem Tanze
gaukelt durchs offene Fenster in die trübe Bücherschanze.
Hieronymus hebt die blöden, übernächtigen Lider,
runzelt die Stirn und schaut dem Falter zu.
Der zickzackt behende auf und nieder,
zirkelt im Kreis, huscht fort im Nu
und wiegt sich lustig im schönsten Sonnenstrahle.
Aufspringt Hieronymus mit einem Male,
reckt sich, daß die Kutte hinter die Knöchel schnellt,
die Arme er wie zwei Flügel hält,
wiegt sich und biegt sich, kippt und wippt, walzt eine Runde,
wirbelt die ganze Zelle aus
und tanzt mit dem Falter in seligem Bunde
weiter und weiter durchs öde Haus.
Dumpf poltern zusammen die Bücher und Rollen,
gesprengt ist der graue, bleierne Ring.
Über die Haufen weg tanzen und tollen
Hieronymus und der Schmetterling.
Und der zehen Jahre in Büchern um Gott gewühlt und geschanzt,
hat sich in einer hellen Morgenstunde den Himmel ertanzt.