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Mensch!
Nein: nicht Mensch: Theologe! Jessas naa, was hast Du mir da für einen Brief geschrieben! Kerl: Du bist schnoddrig! Ja, schnoddrig d. i. »norddeutsch«. Ich soll Dir »etwas vernünftig«, »klar«, »wie, wann und wo, und ohne Verse« schreiben. Teufel auch! Vernünftig! Aber ich bin's ja nicht. Klar! Aber ich taumle ja in den lustigsten Wolken. Wie und wo und wann und ohne Verse! Aber ich kenne ja kein wie und wo und wann mehr und ich lebe ja in Versen. A, geh' weiter, Du langstieliges Ungeziefer. Laß mir mei Ruh!
Also kurz und gut: Jeanette und ich fressen uns noch immer vor Liebe.
Wochentags hat sie leider immer zu thun.
(Weißt Du: das Hemdenbügeln ist ein strengerer Tyrann als die Jurisprudenz.)
»I kann net!« sagt sie.
»Warum denn nicht?« sage ich.
»Weil i arb't'n muaß,« sagt sie,
»A, laß mal die Hemden schwimmen!« sag' ich.
»Du, dös geht fei net: wenn i do muaß!«
Was will ich da machen?
Ich laufe also nur so Stücker zehnmal tags an ihrem kleinen Häuserl vorbei und freue mich, wie sie flott drauflos bügelt mit ihren fest runden Armen, und wie sie mich hell anlacht mit ihren braunen Augen. Aber abends! Ja dann! »Ihn enger Kammer« heißt das Lied:
Ein Bett, ein Stuhl, ein Tisch, ein Schrank,
Und mitten drin ein Mädel schlank:
Meine lustige, liebe Jeanette.
Braune Augen hat sie, wunderbar!
In wilden Ringeln hellbraunes Haar,
Kirschroter Lippen ein schwellend Paar.
Jeanette! Jeanette!
Am Fensterbrett ein Epheu steht,
Durchs grüne Geranke die Liebe späht,
Meine lustige, liebe Jeanette.
Thüre auf; da liegt mir am Hals das Kind.
Allein wir beiden, es singt der Wind
Das Lied von zweien, die selig sind,
Jeanette! Jeanette!
»Die selig sind . . . . !« Ich dächte, das wäre wieder ein netter Briefschluß
Hurrah!
Dein Colline.