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Das Chamäleon.

Das Chamäleon saß auf dem knorrigen Ast eines Tambutibaumes und ärgerte sich blau und braun, daß die Gottesanbeterin, vom Zweig nebenan, ihm eine Fliege weggeschnappt hatte. Es blähte sich auf, daß man die Rippen zählen konnte, und wurde so durchsichtig, daß man, wenn es sich nicht gerade eben in seinen dunkelsten Farben gezeigt hätte, fast hätte hindurch sehen können.

Drei Tage nun saß das Chamäleon schon auf seinem Platz, ohne sich von der Stelle gerührt zu haben. Drei Tage noch keine Fliege gefangen, und nun – mußte ihr diese teuflische Gottesanbeterin die erste, die endlich kam, vor der Nase wegschnappen.

Das heißt, das Chamäleon hätte sich die Fliege schon längst selber holen können, denn sie trieb sich seit einer Stunde an dem Harztröpfchen herum, das gerade außerhalb der Reichweite ihrer Zunge aus der Rinde sickerte. – Aber bevor ein Chamäleon sich regt, da muß es wohl schon länger gehungert haben. –

»Ja – sieh das ist der Erfolg meiner Frömmigkeit! Lerne du auch nur erst das Beten, und du wirst mehr Erfolg haben!« – predigte das fromme Tierchen, die Gottesanbeterin.

Und da kam auch schon wieder ein fetter Brummer herangesummt. Das Chamäleon verdrehte die Augen, nicht beide mit einem Male – o nein – schön abwechselnd eins nach dem anderen und ordentlich ruckweise. Die Gespensterschrecke, der Hottentottengott, der einem dürren Baumast nachahmend, in der Nähe saß, fiel dabei schnarrend vor Angst hinunter ins Gras.

Im schwungvollen Bogen flog der dicke Fliegenpapa ein paarmal durch die Zweige und ließ sich dann schließlich auf dem Harztropfen nieder.

Die Gottesanbeterin sah aus, wie eins der tausend Blätter des Baumes. Das Chamäleon hatte schnell die Farbe des Ärgers aufgegeben und wurde dunkel wie der Stamm, auf dem es saß. Aber es gab sich trotz allem keine Mühe, an den Brummer heranzukommen. Langsam aber wanderte das lebendige Blatt vom Zweig nebenan näher und näher – demütig die Raubtierkrallen zum Gebet gefaltet.

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Langsam, je näher die Gottesanbeterin ihrer Beute kam, um so stärker aber verfärbte sich das Chamäleon. Gelb natürlich – vor Neid! Ein Natur-Studienrat hätte behauptet, es käme daher, daß plötzlich ein Sonnenstrahl auf die Baumrinde daneben gefallen sei, und daß es sich diesem nun anpassen wollte. – Ich aber sage, es war nichts als Ärger und Neid – der reine, quittegelbe Neid. –

Ja, und wie es nun schon so gelb war, daß es garnicht gelber werden konnte, da hatte dann auch die Gottesanbeterin schon den fetten Brummer und verzehrte ihn mit altjüngferlicher Würde, während das Chamäleon zusehen mußte.

Nach einigen Tagen, an denen das Chamäleon sich nur um ein paar Zentimeter – endlich! – dem Honigtropfen genähert, sich aber sonst bei Leibe nicht bewegt hatte, war die Verpflegung ausreichend geworden. Denn die Gottesanbeterin war fortgelaufen, weil sie diesen Stumpfsinn nicht mehr hatte mit ansehen können.

Unten am Fuß des Baumes, gerade als das fromme Tierchen auf den Strauch nebenan klettern wollte, traf es den Hottentottengott. Der schnarrte vor Vergnügen mit seinen kleinen flügelartigen Auswüchsen, und fragte, ob sie endlich auch Angst bekommen hätte vor dem stumpfsinnigen Gesellen da oben, vor dem doch sogar die schwarzen Menschen Furcht hätten.

Doch die Gottesanbeterin hatte keine Zeit zu antworten, und tat als ob sie in Andacht versunken sei, während sie doch schon mit beiden Augen zu der Motte aufblickte, die da über ihr in einem alten Spinnennetz flatterte.

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Klacks schlug die Zunge des Chamäleons gegen den Harztropfen und leimte eine Fliege fest. Schlupp war die Zunge wieder im Maul verschwunden. Die Kiefer kauten einen Augenblick, dann saß es wieder stundenlang wie ein Baumknorren am Ast. Nur die Augen gingen ruckweise hin und her.

Da erblickte es auf einmal eine Art Genossin, die langsam am Aste heraufkletterte. »Muß die aber Hunger haben, daß sie anfängt zu klettern,« dachte das alte Chamäleon gerade, da hockte sich auch schon die Genossin daneben, und zwar so, daß sie dem Alten den Zugang zum Harztropfen versperrte.

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Stundenlang saßen die Beiden nebeneinander, dann wurde unser Chamäleon blaß und rot – immer abwechselnd. Die erste Liebe stellte sich ein. Und wie nun das zierliche Jüngferchen den Genossen ruckweise mit Wohlgefallen betrachtete, da lief dieser sogar grünlich an, denn die Hoffnung auf Erhörung pflanzte sich ihm ins Herz, und grün ist die Farbe der Hoffnung.

Wie manches Liebespaar hätte dort die Beiden beneidet, wenn es hätte sehen können, wie lieb und nett sie nun tagelang nebeneinander hockten. Ein bißchen stumpfsinnig zwar – aber doch halt zu Zweien beieinander!

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Das Chamäleon

Das Farbenspiel des Chamäleons, das zwischen weiß, rot und grün in den letzten Tagen geschwankt hatte, erhielt dann am vierten Tage, einen neuen Ton. Nämlich Fräulein Chamäleon hatte ihn gefragt, ob er ihr auch treu bleiben würde. Und da antwortete er in Überzeugungstreue und färbte sich gänzlich blau, worüber sie nun derartig entzückend errötete, daß es ein hübsches Farbenspiel gab, da oben auf dem Baumast.

Und in dies süßfarbige Minnespiel platzte nun der alte Wildkater plötzlich, der sich gerade selber vor den ihn verfolgenden Hunden auf diesen Baum gerettet hatte. Grauweiß wurden sie beide vor Schreck, versuchten aber schnell die Farbe des Baumstamms wieder anzunehmen. Aber so schnell ging es doch nicht, denn sie waren zu vollständig überrascht worden! Und bevor noch der Farbenwechsel stattgefunden, hatte der böse Kater sie sich beide gelangt und verschmaust.

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