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Satan, der Afrikanerhengst.

I.

Klick, Klack, schlugen die Hufe den felsigen Boden. Jetzt noch den Hügel hinauf, und sie waren angelangt. Werner glitt langsam aus dem Sattel, warf dem kleinen Küchenmädel die Zügel zu und trat unter die schattige Veranda.

»Morro,« begrüßte ihn sein Farmgenosse, »schon zurück? Na, und wo ist der Neue? –« Werner griff zum Wassersack, der an einem Draht vom Dache der Veranda herunterhing, nahm einen kräftigen Schluck und ließ sich langsam in den selbst gezimmerten Langstuhl fallen. »Kommt morgen mit der Bahn. Der Gaul war zu verrückt, um ihn am Halfter mitnehmen zu können. Übrigens ein hübscher Afrikanerhengst. Blauschimmel. Fand ihn da hinter Windhuck in einer Pferdeherde, vollkommen roh, gefiel mir ausnehmend. Halfterfromm kann man ihn aber nicht nennen. Na, Pferde einreiten macht ja Vergnügen. Den Namen »Satan« hat er schon weg. Er zerriß gleich das übergelegte Halfter und warf den Jungen, der ihn hielt, in die Klippen! Soll mich wundern, wie sie den im Waggon hierher bekommen!« –

Am nächsten Nachmittag ritt Werner zur nahen Bahnstation. Seinen Pferdejungen hatte er mit ein paar handfesten Ochsenriemen vorausgeschickt. Noch hatte er mehr als einen Kilometer Wegs vor sich, als er den Pfiff der Lokomotive hörte. Er ließ sein Tier schärfer ausgreifen und kam gerade noch zur rechten Zeit, – seinen Satan im nahen Busch laut wiehernd verschwinden zu sehen.

Mit vier Eingeborenen hatten sie versucht, den Hengst aus dem Wagen zu bringen. Gebockt hatte der wie wild. Die Jungen hielten je zu zweit einen Riemen, der an der doppelt zusammengenähten Halfter befestigt war. Nachdem sich Satan fast den Kopf am Dache seines Gefängnisses eingerannt hatte, stand er, an allen Gliedern zitternd, einen Augenblick ruhig da, steckte schnuppernd den Kopf hinaus und mit einem Satz war er draußen. Dieser plötzliche Sprung kam derartig unerwartet, daß die Eingeborenen sich in einem Knäuel am Boden wälzten. Damab, Werners Junge, wurde noch eine Strecke mitgeschleift. Dann ging die Fahrt in die Dornen, und so ließ auch dieser die Riemen los. – Sich die schmerzenden Glieder reibend, standen die Eingeborenen um ihren Herrn herum. Doch der hatte afrikanische Ruhe. Er sandte zwei von ihnen hinterher, wandte sein Tier und ritt zur Farm zurück.

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II.

Satan hatte inzwischen einige Kilometer hinter sich gebracht, da ihm aber der vom Halfter herabhängende Riemen störte, – alle Augenblicke trat er mit den Hinterhufen auf diese Anhängsel –, widmete er seine Aufmerksamkeit den Gräsern und fing schweifwedelnd an zu weiden.

Werner hatte Recht. Bildschön konnte man diesen Blauschimmelhengst nennen. Klein, sehnig, fast weiße Mähne, ebenso Schweif und Maul. Immer wieder hob er den Kopf, äugte zurück, ob vielleicht die Menschen kämen, ihn einzufangen. Kurz vor Sonnenuntergang witterte er seine Verfolger. Kopf und Schweif hoch, tänzelte er da herum und ging in langen Galoppsprüngen ab; stürzte in die Knie, kam wieder hoch, und die Eingeborenen hörten nur noch das Klappern der Hufe in den Felsen.

Nach zwei Tagen kamen die Beiden zu ihrem Herrn zurück, sie hatten die Spur in den Bergen verloren. Werner meldet den Verlust an, schickte Damab nach verschiedenen Farmen, die in der Richtung lagen, in der der Hengst verschwunden war. Doch vergebens.

Satan aber hatte schon bald Anschluß gefunden. Als er eines Morgens aus einer Bergschlucht herausbummelte, brachte ihm ein leichter Windhauch die Witterung von Artgenossen zu. Dort hinten auf dem Schwemmland eines breiten Riviers weidete eine ganze Herde, hell wieherte der Hengst auf, und laute Antwort schallte ihm entgegen. Mutig jagte Satan auf die Stuten zu, die mit hocherhobenen Nüstern dastanden und herüberblickten. Kaum aber war er in ihre Nähe gelangt, als ein heller Fuchshengst mit tiefgesenktem Kopf die Stuten zusammentrieb und dann auch schon dem Neuen entgegenbrauste. Ein wütender Kampf entspann sich. Dumpf knallten Hufe gegen Brust und Rippen. Tiefes Schnaufen mischte sich mit laut aufquietschendem Wiehern. Ganze Fetzen Fell rissen die Gegner sich vom Leibe, und Staub hüllte die Kämpfenden ein.

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Starr äugten die Stuten zum Kampfplatz. Die Waffen der Hengste waren ziemlich gleichwertig, denn was der Ältere, der Fuchs, mehr an Gewicht in den Kampf brachte, ersetzte der Jüngere durch Gewandtheit. Nur ein gewisses Mehr an Kraft konnte der Alte aufbringen, das war das Gefühl: »Du bist hier der Herr«. Und dieses Bewußtsein verleiht allen Tieren gegen fremde Angreifer einen starken Rückhalt.

Lange währte der Kampf. Für Augenblicke standen die Tiere mit fliegenden Flanken sich verschnaufend gegenüber, und schon waren sie wieder in einander verbissen. Da stürzte Satan über seinen Fangriemen in die Knie. Der Alte wie der Wind über ihn. Doch bevor er zupacken konnte, biß sich Satan in der Gurgel seines Feindes fest, wild aufröchelte der Fuchshengst. Seine Augen traten aus ihren Höhlen, daß das Weiße blutrot schimmerte. Seine Vorderhufe pfiffen Satan um die Ohren. Doch der ließ nicht locker im Griff. Da brach der Alte zusammen, drückte seinen Gegner unter sich und wieder waren sie in eine Staubwolke gehüllt, aus der nur hie und da schlagende Hufe sichtbar wurden. Plötzlich tauchte Satan allein aus dem Dunst hervor. Schnell trieb er die Stuten zusammen, hin und wieder warf er sich blitzartig herum und äugte nach dem Kampfplatz zurück. – Nichts regte sich dort mehr.

Bald hatte Satan die Tränke herausgefunden und steckte den Kopf bis an die Augen ins frische Wasser. Er trank und trank, als ob er den ganzen Trog in sich hineinpumpen wolle. Kaum war der Durst gestillt, als er lautes Rufen von Menschenstimmen hörte. Die Wächter der Herde hatten den zuschanden gebissenen Hengst gefunden. Aus Furcht vor ihrem Herrn ob ihrer Unachtsamkeit suchten sie nun den Neuen zu fangen. Lange Zeit vergeblich. Dann trieben sie die Stuten in den nahen Kraal. Als die Tiere, mit ihnen Satan, durch den Eingang hindurch waren, versuchten die Eingeborenen, den nachschleifenden Riemen zu fassen. Mit einem Riesensatz aber flog Satan über die Mauer hinweg. Laut wiehernd, mit erhobenem Schweif, trabte er um den Kraal herum. Jegliches Bemühen, seiner habhaft zu werden, scheiterte.

Erst am dritten Tage, nachdem sie ihn nicht ans Wasser gelassen hatten, glückte es einem der Wächter, der sich hinter einen Busch an der Tränke gelegt hatte, vorsichtig den Riemen Satans zu fassen. Diesen schlang er um einen Stamm und mit vereinten Kräften zogen und trieben die Eingeborenen ihren Gefangenen näher und näher an den Baum heran, bis seine Stirn fast die Rinde berührte. So ließen sie ihn stehen und meldeten die Heldentat ihrem Herrn.

III.

Werner kam eines Abends gerade vom Kraale, als sich ein Eingeborener mit einem Briefe einfand. Er überflog die Zeilen und stieß einen Fluch aus.

»Also der Hengst hat sich gefunden, Kostet mich aber mehr, als wenn ich mir einen Viererzug zugelegt hätte. – Da, lies den Wisch.« Werner reichte seinem Freunde den Brief.

»Alle Wetter! Na, den Farmer kenne ich, den Preis wollen wir schon drücken. Aber immerhin, 'ne Stange Gold wird das Vergnügen kosten.«

Eine Woche später stand Satan hundemager, an dicken Riemen verankert, im Kraal.

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»Ein teures Pferdchen,« meinte Werner, und sein Freund fügte hinzu: »Hengste bringen nur Verdruß! –«

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Den nächsten Morgen wurde Damab, der schon manches Pferd eingebrochen hatte, beordert, den Hengst zu satteln. Nach einem Weilchen war das Kunststück vollbracht, und Satan wurde an die Leine genommen. Dann ging's ins Revier und stundenlang mußte er im losen Sande im Kreise herumtraben. Nach der Arbeit wurde ihm der Sattel abgenommen, Werner klopfte ihm das Fell, und Damab warf ihm Gras vor.

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Am andern Tag dasselbe. Und dann bestieg Damab den Hengst, vorsichtig, ruhig setzte er sich in den Sattel – ganz Fachmann. Kaum aber fühlte das Tier das Gewicht auf seinem Rücken, als der Tanz auch schon begann. Satan bockte wie ein Maultier. Einen Satz hoch in die Luft, ein paar Galoppsprünge voraus, mit einem Ruck stopp – und lang vornüber schoß Damab aus dem Sattel. Fast im selben Augenblick aber hatte Werner schon die Zügel erfaßt und schwang sich mit einem Satz auf den Rücken des Hengstes. Im weitausgreifenden Sprung schoß dieser nach vorn, und Werner gab ihm die Sporen. »Nur zu, du Teufel, jag' dir die Lunge aus dem Leibe«, und dahin fegten sie durch den Sand. Bald sahen die Zurückgebliebenen die Beiden als leichte Staubwolke in der Ferne verschwinden. – Erst nach einer halben Stunde erschienen sie wieder auf der Bildfläche. Beide hatten keinen trockenen Faden mehr am Leibe. Im ruhigen Trab brachte Werner den Satan bis an den Kraal. »So, mein Herr, das dickste Ende haben wir!« meinte der Reiter und klopfte dem Hengst den Hals. –

Vorsichtig hielt Damab am nächsten Tage Satan, als sein Herr ihn wieder bestieg. Klar zum Bocken stand der Hengst da. Die Vorhand zusammengestellt, die Hinterbeine weit auseinander. Aber bevor er noch sein Vorhaben ausführen konnte, flog er schon im Galopp, kaum wissend wie, über den Sand dahin.

Noch einige Tage, und Satan benahm sich ganz vernünftig. Werner sagte zu seinem Genossen: »Weißt du, das Geld für den Hengst hole ich schon wieder heraus, wart's nur ab.«

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In der Folgezeit mußte Satan mächtig heran. Sein Herr war viel unterwegs, und schon nach einigen Monaten war der Hengst bekannt in der ganzen Gegend. Kein Tier nahm es mit ihm auf, weder in Ausdauer, noch in Schnelligkeit. Verschiedentlich waren Werner schon gute Angebote gemacht worden, aber er dachte nicht an einen Verkauf.

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Satan, der Afrikanerhengst

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Satan, der Afrikanerhengst

IV.

Satan schloß sich an die einzige Stute der Farm an. Die beiden Wallache, die außerdem noch dazu gehörten, hatten zuerst viel unter seinem Herrenwillen zu leiden, dann aber hielten sie sich etwas abseits, und die Sache ging einigermaßen in Frieden und Ruhe ab.

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Inzwischen war die Regenzeit gekommen. Grün standen Gras und Busch in weitem Feld. Kaum kannte man die Gegend wieder, so verändert war sie in kurzer Zeit. Überall Leben. Vögel, die nur zur Regenzeit kamen, Marabus, Störche und vieles andere Geflügel belebten das Land. In den Wasserpfützen trieben Frösche und Schildkröten ihr Wesen. Die Moskitos summten, und die Zecken hatten schöne Zeit.

Da wurden die Pferde gehütet, während sie sonst Tag und Nacht frei umherweideten. Sobald sich die Sonne neigte, brachte man sie in den Stall und ließ sie erst wieder ins Gras, wenn am Morgen der Tau getrocknet war. Eine Nacht im Felde zu dieser Zeit hatte schon manchem Pferd den Tod gebracht. Denn jetzt ging die »Sterbe« um (Pferdepest). –

Da kam eine Nacht mit Blitz und Donner, wie die Sintflut rauschte das Wasser herab. Fast ununterbrochen leuchtete der Schein der Blitze in den dunklen Stall, in dem die feuchte Hitze wie eine Mauer stand. Klitschnaß vom Schweiß waren die Pferde. Unruhig traten sie hin und her. Da sprühte blendend weiße Lohe hernieder. Ein Donnerschlag erschütterte das ganze Gebäude.

Wild bäumten sich die Pferde auf. Das Halfter der Stute zerriß, und schon rannte sie den schließenden Türbalken nieder und war im Dunkel der Nacht verschwunden.

Satan hatte man an sein doppeltes Halfter festgelegt. Angstvoll stöhnend warf er sich zurück, sank mit der Hinterhand auf den Boden, preßte die Vorderhufe gegen die Stallwand, doch der Riemen hielt. Wohl tobten auch die Wallache an ihren Fesseln. Aber vergeblich.

Andern Tags früh wurde das Fehlen der Stute bemerkt. Schwer war's zuerst, die Spur zu finden, da der Regen sie verwaschen, doch weiterhin gegen Morgen, hatte das Unwetter nachgelassen, und so fand man nach einigem Suchen die tiefen Abdrücke im feuchten Boden. Bald darauf brachte auch der Pferdejunge das Tier zurück – Tage vergingen. Da – am neunten Morgen nach der Gewitternacht legte sich die Stute beim Austreiben nieder, wälzte sich auf dem Boden. Dick geschwollen waren die sonst über den Augen liegenden Höhlen. Stoßweise ging der Atem. Werner trat an das Tier heran und untersuchte das Auge, wandte sich zu seinem Freunde zurück: »Sterbe«. Alle bekannten Mittelchen und Mittel wurden angewandt – umsonst. Schon nach einer Stunde trat weißer Schaum aus den Nüstern, und der letzte Augenblick war gekommen.

Ein paar Tage trieb sich nun der verwaiste Satan wohlbehütet mit den Wallachen im Busch herum. Dann kam der erste Frost, das Ende der Sterbegefahr, und man versuchte, die Pferde frei im Gelände laufen zu lassen. Den Hengst aber hielt es nicht bei den Wallachen, und am nächsten Tage war er schon auf und davon, auf Suche nach irgendwelchen Kameradinnen.

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In der folgenden Zeit kamen Beschwerdeschriften von sämtlichen Farmern im Umkreis, daß der verrückte Hengst ihnen ihre Pferde auseinanderjagte und bis zur Unbrauchbarkeit verbiß. Nun legte man Satan Spannfesseln an, da ein Hüten ebenfalls ergebnislos geblieben war. Aber bald war er auch schon vertraut mit seinen Fesseln, daß er gewandt, fast wie ohne diese, sich bewegen konnte. So hielten ihn auch diese Riemen nicht auf der Farm.

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Auf der Suche nach einer Freundin war er eines Tages wieder losgetrippelt, da erhielt Werner einen Zettel von dem ihm gegenüberliegenden Farmer, daß der Hengst in dessen Brunnen gestürzt sei. – Der Brunnen war nicht tief, das Wasser flach, das wußte Werner. Schnell hatte er einem anderen Pferd den Sattel aufgelegt und jagte hinüber.

In flachem Schwemmlandboden war da eine Grube gegraben, vielleicht drei Meter tief. Einen halben Meter mochte der Wasserstand sein. Der Hengst war am Ende ausgeglitten, hineingestürzt und jetzt stand er auf seinen vier Beinen, anscheinend unverletzt, im Wasser. Die Rettungsarbeiten begannen. Ein Dreibock, aus dicken Baumstämmen wurde aufgerichtet, und eine Rolle oben zwischen die Stämme gehängt. Dann zerschnitt Werner ein altes Kuhfell, das er sich hatte holen lassen, nahm starke Riemen und kletterte zum Satan hinab, der ihn leise wiehernd begrüßte. Das breite Fellstück schob er nun zwischen den Bauch und die herumgeschlungenen Riemen, befestigte diese dann mit einem Schäkel an dem Drahtseil, das durch die Rolle lief.

Inzwischen hatten die Eingeborenen mit den Ochsen weitere Baumstämme herangeschleift und auch einige Wellblechplatten zurecht gelegt. Sie spannten die Ochsen an das Drahtseil und trieben mit lautem Hallo an. Bald schwebte der Hengst in Erdbodenhöhe über dem Loch, da schoben die Jungen schnell die Stämme und Platten über die Öffnung und Satans Hufe berührten die Unterlage. Ein Ruck zurück, und er stand zitternd und schnaubend auf der schwankenden Brücke. Ein Satz – und er war auf festem Boden.

V.

Auf einem Ritt Werners zur Ortschaft, hatte Satan auf einer zwanzig Kilometer entfernt liegenden Farm die Bekanntschaft einer kleinen Stute gemacht, der er seine ganze Zuneigung schenkte. Sobald er sich von der Farm drücken konnte, war sie das Ziel seiner Sehnsucht.

Eines Morgens hatte Werner wieder nach einem kleinen Jagdritt den Hengst gespannt und laufen lassen. Erst langsam trippelnd, dann, sobald er außer Sicht war, in weiten Sprüngen, eilte der Hengst seinem Ziele zu. Hoch hob er die Vorhand in die Luft und setzte mit den Hinterhufen in weiten Sprüngen ab. Die Kette klirrte und die Riemen scheuerten ihm Haare und Haut von den Fesseln, doch unentwegt eilte er weiter.

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Dunkle Nacht war es, als er an dem Drahtfenz, in dem die Stute weidete, eintraf. Frisch und kühl strich der Wind über sein von der Anstrengung nasses Fell. Da hob er den Kopf und wieherte hell in die Nacht hinaus. Alles blieb totenstill, wieder und wieder schmetterte er seinen klingenden Ruf übers einsame Feld. – Da, ganz aus der Ferne, klang Antwort zu ihm herüber, wie der Wilde tobte Satan gegen den Drahtzaun. Setzte zum Sprung an, stieß mit den Knieen gegen den obersten Draht – der brach und sich überschlagend, landete er jenseits im Kamp. Im Augenblick war er wieder auf den Hufen. Und da – da nahte auch schon ein schimmernder Fleck durchs Dunkle – die weiße Stute. Schwarze Schatten folgten zu beiden Seiten, die anderen Tiere des Kamps. Wie der Teufel fuhr Satan auf diese zu. Biß, schlug, überrannte sie und erst, als er diese in die Flucht getrieben, wandte er sich mit schnupperndem Wiehern seiner Freundin zu.

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Selig vereint, zogen sie die lange Nacht durchs wogende Gras.

Am anderen Morgen sah der Farmer seine zerbissenen Reittiere. Er ließ den Hengst fangen, sperrte ihn in den Stall und sandte einen Boten zu Werner. Schweren Herzens beglich dieser den Schaden und ließ sein Tier holen.

Weil Werner jetzt keine Leute hatte, um das Pferd hüten zu lassen, denn es gab viel Arbeit auf der Farm, legte er dem Satan zu den Spannfesseln noch das Kniehalfter an. Satan konnte sich in der doppelten Zwangsjacke kaum bewegen. Unendlich langsam, Schritt für Schritt, suchte er sich sein Futter. Stand noch Stunden nachher dicht am Kraal. Werner überzeugte sich und war froh, ihn wenigstens für einige Zeit sicher zu haben. Aber nur zwei Tage dauerte es, bis Satan gelernt hatte, sich auch hierin zu bewegen. Solange er in der Nähe des Hofes war, ließ Werner ihm den Riemen abwechselnd um die Beine legen, um diese zu schonen. Daß dieser Zustand aber auf die Dauer unhaltbar war, das sah er ein.

Am nächsten Tage beorderte er Damab, den Hengst auf das eingekraalte, abgeerntete Maisfeld zu bringen und ihm die Kniehalfter abzunehmen. Damab ging, suchte, fand nach Stunden erst die Spur, folgte ihr, und da wies ihm diese den Weg über die Farmgrenze hin zu Satans Liebe. Damab eilte hinterher und kam noch zur rechten Zeit, Satan einzufangen, bevor er Unheil anrichten konnte. Er fand ihn am Zaun weidend, während jenseits des neidischen Drahtes die Stute entlang zog.

Am nächsten Tage brachte Damab ihn am Riemen geführt, die Spannfesseln in der Hand, zurück.

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VI.

Jetzt kam Satan auf das Maisfeld, viel zu fressen war dort nicht, und grade besprach Werner mit Damab den Fall, als ein entfernt wohnender Bekannter von ihm durchs Tor einritt. Er sattelte sein starkes Pferd ab und, obgleich Werner ihn warnte, ließ er es frei, indem er dem Hengst einen geringschätzenden Blick zuwarf. –

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Sofort begann die wilde Jagd. In unglaublicher Schnelligkeit fegte Satan trotz der Spannfesseln auf den Eindringling zu. Hetzte und jagte ihn. Biß ihn in die Kruppe – in den Nacken. Dumpf dröhnten die Hufschläge gegen die Brust des Hengstes, daß man glauben konnte, einer müsse genügen, ihn zu Boden zu strecken. Fast zu Tode gehetzt, fingen die Leute den Wallach des Gastes wieder ein. Doch dieser schien weniger bekümmert über sein Ungemach – als erpicht auf diesen Teufelshengst. Er bot Werner keine geringe Summe, probeweise bestieg er Satan und flog in hohem Bogen in den Sand. Nun war er aber erst recht versessen darauf, das Tier zu besitzen. »In dem Satan steckt wahrhaftig der Teufel selber.« – Werner aber wollte sich nicht von seinem Tiere trennen.

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Im Geldbeutel aber herrschte die Ebbe, und immer neue Unkosten entstanden durch Satans Mutwillen. Da blieb ihm doch nur die Wahl, entweder den Hengst legen zu lassen oder zu verkaufen, und er entschloß sich zum Verkauf.

Tage vergingen. Mit einem seiner Nachbarn hatte er sich inzwischen ernstlich wegen des Pferdes überworfen. Da kamen eines Mittags zwei alte Freunde, gerade solche Pferdenarren wie er, bei ihm an. Zum Rennen wollten sie, in die Ortschaft. Und sie überredeten Werner, den Hengst auch laufen zu lassen. Dieser hatte nicht übel Lust dazu und sagte kurz entschlossen zu. Die helle Mondnacht hindurch ritten sie ihrem Ziele zu, und gegen Morgen hatten sie die achtzig Kilometer lange Strecke zurückgelegt. Sie fütterten ihre Pferde, und Satan machte hier die erste Bekanntschaft mit dem Hafer, denn bisher hatte er in seinem Leben nur Gras zu sehen bekommen.

Am Nachmittag ritten die drei probeweise die Bahn ab, und wie sie so über die Hürden flogen, merkte Werner, daß Satan den andern weit überlegen war. Doch hielt er ihn zurück, damit diese nichts merkten.

Am nächsten Tage war das Rennen.

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Ochsenwagen waren als Tribünen für die Zuschauer zusammengefahren. Oben auf den Wagen stand Stuhl an Stuhl für die Damen und Gäste.

Der Aufritt zum Start begann.

Es war das dritte Rennen, zu dem Werner sein Tier gemeldet hatte. Scharfe Gegner waren zur Stelle.

Schon bei der ersten Hürde brach Satan aus. Im kurzen Bogen zwang Werner ihn zurück, und wie der Pfeil flog er über die Hürde den andern nach. Schon in Höhe der Tribüne lag er mitten im Feld – hinter der ersten Kurve aber in Front neben dem prächtigen Falben, den Werners Reisebegleiter ritt. Jetzt verhielt Werner sein Tier, und im langen gleichmäßigen Galopp ritt er neben dem andern einige hundert Meter her. Dann wandte er sich diesem zu, fragte freundlich lächelnd: »Soll ich vom Ziel eine Ansichtskarte schicken?« Nur ein wütendes »Nicht kreuzen« hörte er noch, dann fegte er dem Ziele zu, daß seinem Gegner der scharfe Sand von Satans Hufen in die Augen spritzte.

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Unter lautem Hallo ging er als Erster durchs Ziel.

Satans Ruf als Rennpferd war gemacht. Schon wollte Werner in seinem Entschluß wieder wankend werden, – da erinnerte er sich all des Ärgers mit seinem lieben Satan, dachte auch an seine Geldnöte – und meldete ihn fürs Verkaufsrennen.

Seinen letzten Ritt machte Werner jetzt auf Satans Rücken und auch dies Rennen gewann er.

Die Tränen aber traten ihm doch in die Augen, als er ihm zum letzten Male den Nacken klopfte, und zornig blickte er auf den Scheck, den seine noch vom Ritt zitternden Hände hielten.

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