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Als Napoleon sich an die Spitze von Frankreich stellte und Glanz und Ruhm ihren Glorienschein auf seine Familie und seine Umgebung verbreiteten, spielten natürlich auch seine Schwestern, die alle drei elegant, verschwenderisch und kokett waren, eine Rolle und kamen in Mode. Vor allem die leichtlebige Pauline, die erst die Gattin des Generals Leclerc, dann in zweiter Ehe mit dem Fürsten Borghese verheiratet war.
Das Leben dieser reizenden, aber leichtsinnigen, aller Moral entbehrenden Frau ist nichts weiter als eine lange Kette von Liebeleien, Kapricen und Tollheiten. Die Politik ihres Bruders hat sie, solange sie lebte, herzlich wenig berührt und gerührt. Ihre kostbare Person, die Frau in ihr, war stets die Hauptsache, die größte Sorge für sie. Sie schmachtete nicht, wie ihre beiden Schwestern Elisa und Karoline, nach einem Throne, nach Würden und Ehren. Ihr genügte, daß sie als schöne Frau einen Hof von Verehrern um sich hatte. »Ich liebe die Kronen nicht,« pflegte sie zu sagen, »wenn ich eine gewollt hätte, würde ich eine bekommen haben. Das überlasse ich meinen Angehörigen.« Die einzige Herrschaft, auf die sie Anspruch machte, war das Reich der Liebe und Schönheit. Da aber war sie auch unumschränkte Königin, ebenso im Reiche der Eleganz. Sie war in hohem Maße sinnlich, und der vollkommene Mangel an Sittlichkeit, an Keuschheit der Seele, das Außerachtlassen allen Anstandes und ihre geringe Achtung vor der öffentlichen Meinung ließen diese Schwester Napoleons die Genüsse des galanten und eleganten Lebens bis zur Neige auskosten, ohne daß sie jemals in Zwiespalt mit sich selbst geraten wäre. Sie war eine geborene Venuspriesterin, die schönste Schwester des Kaisers, ja vielleicht damals die schönste Frau von Paris. Bereits als Vierzehnjährige war sie eine vollendete Schönheit und verwirrte allen jungen Männern ihres Bekanntenkreises die Köpfe. Frau Lätitia Bonaparte wußte sich keinen anderen Rat, als dieses tolle, lebenslustige, sinnliche Mädchen so schnell wie möglich an den Mann zu bringen. Mit siebzehn Jahren war Paulette bereits Frau Generalin Leclerc. Da man jedoch in diesem Alter nicht im Handumdrehen vernünftig wird, selbst nicht, wenn man die Frau eines Generals geworden ist, so war auch bei Paulette durch diese Heirat keine Wandlung im Charakter zu verspüren: sie war und blieb leichtsinnig, verschwenderisch und im höchsten Grade kokett und oberflächlich. Sie war eine der begehrtesten, gefeiertsten und umschwärmtesten Frauen ihrer Zeit. Ihre Schönheit wirkte so allmächtig, daß sie Geist und Kenntnisse nicht nötig hatte, um zu glänzen. Es genügte, sie anzuschauen und ihr silberhelles Lachen zu hören. Übrigens war sie ziemlich schlagfertig. Sie wußte bisweilen witzige und drollige Antworten zu geben, die man unter Umständen für geistvoll hielt. Ihre reizende Liebenswürdigkeit gewann alle Herzen. Und für die Männerwelt war sie, abgesehen von ihrer Schönheit und Sinnlichkeit, schon deshalb interessant, weil sie sich aus ihrem Gatten, weder dem ersten noch dem zweiten, nichts machte. Man schwärmte sie an und verehrte sie wie eine Göttin. Als der Schriftsteller Esmenard sie als junge Frau auf dem Schiffe sah, das sie mit dem General Leclerc zum Feldzug nach Santo Domingo führte, einer ungewissen Zukunft entgegen, lag sie auf Deck »mit unvergleichlicher Grazie auf einem Ruhebett. In dem ganzen Zauber ihrer Schönheit erinnerte sie an die Galatea der Griechen, an die Venus, an die Schaumgeborene.« Wie eine Königin hielt sie schon damals Hof auf dem Schiffe, als wüßte sie, daß ihr und ihren Schwestern einmal Fürstenkronen bestimmt wären.
Und wirklich, diese Frau, die ihren Körper keineswegs schonte, sondern in allem, was sie tat, Ausschreitungen beging, sie, die stets nur die Leidenschaft ihrer Sinne sprechen ließ, war und blieb lange Zeit unvergleichlich schön. Darüber sind sich alle Zeitgenossen einig, sogar die Frauen, die nicht zu ihren Freunden zählten. Georgette Ducrest, die der Partei Josephine Bonapartes angehörte, nennt Paulette Bonaparte die schönste Frau, die sie je gesehen habe. Kaum daß jemand wagte, den kleinsten Fehler an ihr zu entdecken. Frau Junot, die Herzogin von Abrantes, eine kluge Memoirenschreiberin, meint, man könne sich keinen Begriff machen, wie vollendet schön diese außerordentliche Frau gewesen sei. Und die Gräfin Potocka zollt ihr unumwundene Bewunderung mit den Worten: »Pauline war der Typus der klassischen Schönheit, wie man sie in den griechischen Statuen findet. Trotz allem, was sie tat, um die Verheerung ihres Körpers zu beschleunigen, trug sie doch auch als reife Frau mit Anwendung von ein wenig Kunst noch immer den Sieg über alle Frauen ihrer Zeit davon. Nicht eine würde gewagt haben, ihr den Apfel streitig zu machen, den der Bildhauer Canova ihr reichte, nachdem er sie, wie man sagt, ohne Kleider gesehen hatte. Mit den feinsten, regelmäßigen Zügen, die man sich nur denken kann, vereinigte sie wunderbare, leider nur zu oft bewunderte Formen.« Und dabei war sie außerordentlich klein. Verschwenderisch wie die Götter, geizte die schöne Paulette ebensowenig mit ihren Reizen wie der Himmel, der sie ihr verliehen hatte. Sie geizte aber auch nicht mit ihren Toiletten. Als Fürstin Borghese besaß sie die herrlichsten Diamanten in ganz Paris und stach in dieser Beziehung sogar die Kaiserin Josephine aus, deren Luxus Millionen verschlang. Camillo Borghese schenkte seiner jungen Frau als kleine Brautgabe 45 000 Livres, von denen sie sich kaufen konnte, was ihr gefiel. Und zu den kostbarsten Juwelen seiner Familie, die alles an Pracht überstrahlten, was Paris je gesehen hatte, fügte er noch für 70 000 Livres Schmuck hinzu. In Paulettes Schmuckkasten befanden sich die herrlichsten Edelsteine: Saphire, Rubinen, Smaragde, Perlen vom reinsten Wasser, Brillanten, antike Steine, Kameen; kurz, Geschmeide von anderthalb Millionen Wert. Die Kleider und die Wäsche der Fürstin Borghese übertrafen alles bisher Gesehene. Sie besaß mehr als 600 Kleider, darunter Toiletten von 40-50 000 Franken. Ihre Pferde, ihre Wagen, die Livree ihrer Dienerschaft machten Aufsehen in der französischen Hauptstadt. Sie war ja die erste der Schwestern Napoleons, die den Fürstentitel trug. Wenn sie Besuche machte, fuhr sie meist sechsspännig. Die Diener in Saint-Cloud am Konsularhofe, in Malmaison bei Josephine, in Mortefontaine bei Joseph, in Plessis-Chamant bei Lucien Bonaparte meldeten mit einem gewissen Stolz die schöne elegante Frau als »Ihre Hoheit, die Frau Fürstin Borghese« an. Wie wohl tat das der eitlen Paulette! Sie war überglücklich, daß ihre Schwestern und Schwägerinnen damals noch nur einfach »Madame so und so« tituliert wurden.
Aber zu ihrem Schmerz mußte sie bald die schöne vergnügungsreiche Hauptstadt Frankreichs verlassen und ihrem Gatten nach Rom folgen. Sie besaß eine unüberwindliche Abneigung gegen die Ewige Stadt. Pauline Borghese, von der Napoleon behauptete, sie sei Römerin vom Scheitel bis zur Sohle, langweilte sich in Rom. Und doch gab es in der ganzen Welt keinen edleren, keinen passenderen Rahmen für diese antike Frauenschönheit. In den Schlössern und Palästen des Fürsten war Reichtum mit Geschmack und hohem Kunstverständnis vereint. Die Villa Borghese wäre wie geschaffen für diese Venus gewesen. In weichen wallenden Gewändern, die herrlichen Glieder kaum verhüllt, schwebte Paulette wie eine Göttin durch die fast klassischen Räume. Sie sah ihre eigene Schönheit wiedergegeben in den griechischen Statuen, an denen die Säle des Schlosses so reich waren. Hier hätte sie sich wohlfühlen müssen, wenn sie ein Verständnis für die Antike und für Kunst überhaupt gehabt hätte. Ihr Sinn aber stand nach anderem. Was galten ihr all diese wundervollen Kunstschätze? Was galt es ihr, daß man sie in der Familie ihres Mannes verwöhnte, daß ihr aller Reichtum und Überfluß zur Verfügung stand? Sie sehnte sich fort aus der langweiligen Stadt, nach Frankreich, nach Paris, an den unterhaltenden Konsularhof ihres Bruders, wo Josephine, Hortense und ihre Schwestern eine Rolle spielten; nur sie, die Schönste war davon ausgeschlossen. Sie hätte doch gar zu gern in Paris als Königin der Mode den Ton angegeben. Wie gern wäre sie auf den Festen erschienen, die in Saint-Cloud veranstaltet wurden. Wie gern hätte sie mit ihrer blendenden Erscheinung alles in den Schatten gestellt! Schließlich aber erhielt sie, als alle Bonapartes bereits Kronen trugen und über Reiche herrschten, auch einen kleinen Thron und durfte sich als Fürstin und Herzogin von Guastalla einen Hofstaat halten. Da aber weder der Fürst Borghese noch seine Frau sich um die Regierung des kleinen Fürstentums kümmerten, wurde es ihnen wieder vom Kaiser genommen, nur den Herzogstitel ließ er ihnen, und den Fürsten Borghese ernannte er zum Generalgouverneur von Piemont.
Paulette dachte aber gar nicht daran, die ihr angewiesene Residenz Turin zu beziehen. Sie hielt sich hauptsächlich in den großen Modebädern auf und kostete in Aix-les-Bains, Nizza, Plombières, Gréoux, wo das strenge Auge ihres Bruders nicht über sie wachte, ihre Liebesräusche aus. Meist war sie von mehreren ihrer Liebhaber begleitet, die sich dann in ihre Gunst teilten. Besonders in Nizza trieb sie es toll, bis Napoleon ein Machtwort sprach und die leichtsinnige Frau nach Turin an die Seite ihres Gatten berief. Er hatte erfahren, welch seltsames Leben seine Schwester in der Villa Vinaille führte, welche Zügellosigkeit in ihrer Umgebung herrschte, wie verschwenderisch auf der einen und wie knausrig auf der anderen Seite sie lebte. Während sie den Kaffee und den Zucker für ihren Haushalt abzählte und auf das mindeste beschränkte, ließ sie sich täglich aus Paris einen ganzen Wagen voll neuer Moden kommen: Kleider, Hüte, Wäsche, Parfümerien, Spitzen, Bänder und allerlei Tand. Man kann sich denken, daß der Umzug von Nizza nach Turin keine Kleinigkeit für diese Königin des Luxus war. Jedenfalls brauchte sie sieben oder acht schwerbeladene Wagen, um alle die reizenden, verführerischen Toiletten, die tausend Kleinigkeiten, die zum Leben einer eleganten, verwöhnten Frau nötig sind, nach Turin zu bringen. Aber schließlich war alles soweit, und die Fürstin Borghese erschien reisefertig in einer entzückenden, amarantroten Kaschmiramazone, die ihre schlanken, zarten Glieder eng umschloß. Dieses prächtige Reisekleid war über und über mit Gold bestickt und ein Modell des Pariser Modehändlers Léger.
Paulette und ihr Gatte ließen sich anfangs in Turin im Palast Chablais nieder. Die Fürstin Borghese fand ihn aber viel zu klein zur Entfaltung ihres ungeheuren Reichtums. Ihr Einkommen hatte sich jetzt wieder um anderthalb Millionen vermehrt. Das war die Summe, die dem Fürsten Borghese als Gouverneur von Piémont zur Verfügung stand. Ihr Hof wurde auf beinahe gleichem Fuße eingerichtet wie der französische Kaiserhof in Paris, und die Fürstin Borghese äffte bei ihren Empfängen in geradezu lächerlicher Weise die Sitten und Gebräuche nach, die Napoleon und Josephine in ihrer Umgebung eingeführt hatten. Paulette spielte dabei ihre Rolle glänzend; das äußerliche Repräsentieren war sehr nach ihrem Sinn. Angetan mit den kostbarsten und geschmackvollsten Kleidern, konnte sie sich hier in ihrer ganzen Schönheit zeigen. Sie langweilte sich indes auch in Turin. Besonders aber mit ihrem Mann. Wie hätte sie auch, die selbst keinen Funken Geist besaß, sich mit dem Fürsten Borghese nicht langweilen sollen, den nur eine gute, vollbesetzte Tafel und ein langes Schläfchen interessierten? Endlich, endlich gestattete ihr Napoleon, für immer nach Paris zu kommen. Sie bezog dort ihr schönes, reiches Haus im Faubourg Saint-Honoré und bald darauf das prächtige Schloß Neuilly. Napoleon schenkte es ihr, als seine Schwester, Karoline, mit Joachim Murat den neapolitanischen Thron bestieg. In Neuilly konnte Pauline ungezwungener und unbeobachteter leben, als in unmittelbarer Nähe des Kaiserhofes. Sie sah in ihrem Hause, wen sie wollte. Napoleon sorgte für ihren Unterhalt und setzte ihr eine Monatsrente von 130 000 Franken aus. Sie durfte ihren Hofstaat behalten und ihr Gatte sein Einkommen als Gouverneur. Sie unterhielt sich ausgezeichnet. Es fehlte ihr nicht an Gesellschaft und Vergnügungen in Neuilly. Die Pflege ihrer Gesundheit und besonders die Pflege ihres Körpers nahmen die meiste Zeit ihres Tages in Anspruch. Zum Unterschied von den Schönen des 18. Jahrhunderts, die sich selten oder überhaupt nicht badeten, sah die elegante und gepflegte Frau des Empire auf peinliche Sauberkeit. Allein die leichte Kleidung zwang dazu, denn der Körper war allen neugierigen Blicken dermaßen preisgegeben, daß selbst die geringste Vernachlässigung peinlich gewesen wäre. Täglich badete Pauline Borghese in Milch. Ein junger Neger mußte sie ins Bad und wieder herausheben. Der Kaiser liebte es indes nicht, wenn seine Schwester so freie Sitten an den Tag legte. Als man ihr daher eines Tages zu verstehen gab, daß es sich für eine so junge Frau wie sie nicht schicke, sich von einem Mann ins Bad tragen zu lassen, sagte sie harmlos: »Mein Gott, ein Neger ist doch kein Mann.« Sie fand auch nichts dabei, daß sie die Herren ihrer Umgebung und ihrer Bekanntschaft empfing, wenn sie im Bad saß. Was das 18. Jahrhundert den Damen gestattet hatte, glaubte sie sich auch am Hofe ihres Bruders erlauben zu können, obgleich die Levers der Damen längst aus der Mode gekommen waren und das Empire viel strengere Sitten eingeführt hatte. Paulette Borghese kümmerte sich weder um Sitten noch Gebräuche, noch um die Vorschriften ihres Bruders, des Kaisers. Vor ihren Hofdamen spazierte sie stundenlang ganz nackt herum, ja es schien, als läge für sie ein besonderer Reiz darin, sich vor dem eigenen Geschlecht als Venus zu zeigen und ihren tadellosen Wuchs bewundern zu lassen. Und Paulette machte Schule. Manche elegante Dame des Konsulats und des Empire hatte Lust, jene Morgenempfänge im Bett wieder einzuführen. Es war durchaus keine Seltenheit, daß die eine oder andere Mondäne, wenn es ihr gerade einfiel, das Beispiel der schönen Fürstin Borghese nachahmte. Der Musiker und Komponist Reichhardt erlebte während seines Aufenthalts in Paris unter dem Konsulat, daß ihn eine sehr vornehme und angesehene junge Frau der hohen Gesellschaft zu sich bitten ließ, um mit ihr zu musizieren. Sie bestellte ihn für 2 Uhr nachmittags, und er stellte sich pünktlich ein. Aber wie groß war sein Erstaunen, die Dame, anstatt am Klavier sitzend, noch im Bett liegend zu finden. »Meine junge, schöne Dame« schreibt er, »lag wie zum Malen in ihrem schönen großen griechischen Bett, unter feinen weißen Decken, über welche dickgepolsterte, veilchenblaue seidne Kissen quer und leicht übergeworfen lagen. Zu beiden Seiten des Bettes schöne griechische Gefäße; auf dem Tritte längs vor dem Bette die allerliebsten weißen Tanzschuhchen von gestern. – ... Den rechten Arm gar lieblich unter das feine, nackte Köpfchen stützend, und das linke Knie unter der folgsamen Decke in die Höhe ziehend, begrüßt mich die Dame recht freundlich, ohne weiter ein Wort über die mich sehr angenehm überraschende Lage zu sagen, und heißt mich neben dem Bette niedersitzen...« – Also ganz wie zur galanten Zeit, nur mit dem Unterschied, daß sich die Herren damals nicht wunderten, wenn sie von einer Dame auf diese Weise in ihrem Schlafzimmer empfangen wurden, sondern es als selbstverständlich hielten, weil es so Sitte war.
Pauline Borghese hätte gut in jene Zeit gepaßt. Sie trieb einen wahren Kult mit ihrem Körper. Lange stand sie vor ihrem vergoldeten Toilettenspiegel, den man damals Psyche nannte, und strich sich liebkosend über die zarten Glieder, oder sie probierte die anmutigsten Posen vorm Spiegel. Sie liebte sich selbst am meisten und zeigte darin eine Treue und Beständigkeit, wie sie sie nie einem ihrer Liebhaber erwiesen hat. Sie hatte ja deren so viele, daß man sie nicht alle einzeln aufzählen kann. Aber sie behandelte alle ihre Liebschaften mit jener entzückenden Leichtigkeit, die nur der echten Liebeskünstlerin eigen ist. Beugnot vergleicht sie mit einer Atalanta, die über Blumen schwebt und ihren Tau trinkt, ohne daß man die Spuren ihrer Berührung bemerkt. Desto mehr spürten es die Beglückten selbst. Wenn sie ihnen einmal das süße Gift ihrer Liebe ins Herz geträufelt hatte, dann waren sie alle unrettbar an sie verloren.
Sie erlebte die verschiedensten Liebesromane, und über manche ihrer Beziehungen waren die köstlichsten Geschichten im Umlauf, über die sie sich selbst am meisten amüsierte. Um das Jahr 1810 schenkte sie ihre Gunst unter vielen anderen auch einem eleganten Offizier aus dem Generalstab des Marschalls Berthier. Es war der fünfundzwanzigjährige Jules de Canouville. Er war leidenschaftlich, leichtsinnig und unbesonnen, und das gefiel Pauline. Beide machten nicht das geringste Geheimnis aus ihrer Verbindung. Canouville war täglich in Neuilly, und die Fürstin zeigte sich ganz öffentlich mit ihm. Eines Tages hatte sie Zahnschmerzen. Es mußte ein Zahnarzt gerufen werden. Er kam und wurde in das Boudoir der Fürstin Borghese geführt. Hier fand er sie in Gesellschaft eines jungen vornehmen Mannes, der in einem leichten Hausrock nachlässig auf der Chaiselongue ausgestreckt lag. Mit unendlicher Fürsorge empfahl er dem Zahnarzt ja recht vorsichtig zu sein und der Fürstin nicht weh zu tun. Und als Pauline schrie und sich unter den Händen des Zahnarztes vor Schmerzen wand, beruhigte der junge Mann sie zärtlich und sagte, sie solle vernünftig sein und sich den bösen Zahn ziehen lassen, der sie beide nun schon drei Nächte nicht habe schlafen lassen. So ward die kleine Operation glücklich vollbracht. Befriedigt verließ der Zahnarzt seine hohe Patientin. Als er das Vorzimmer betrat, wurde er sofort von den anwesenden Hofdamen und Höflingen umringt. Alle wollten wissen, wie sich Ihre Kaiserliche Hoheit befinde. Der Zahnarzt gab Bescheid, und fand kaum Worte genug des Lobes, wie liebevoll sich der junge Fürst um seine hohe Gemahlin bekümmert habe. Es müsse doch eine überaus glückliche Ehe sein, meinte er. Alle mußten an sich halten, um nicht laut aufzulachen. Jeder bemerkte sofort den Irrtum des biederen Mannes. Man wußte ja nur zu gut, daß der Fürst Borghese schon lange nicht mehr den Vorzug hatte, sich im Boudoir oder Schlafzimmer seiner Frau aufzuhalten, sondern daß er bisweilen überhaupt gar keinen Zutritt in Neuilly gewährt bekam.
Als Pauline Borghese nach dem Sturze ihres Bruders wieder in Rom leben mußte, war sie siech und elend. Aber sie gab trotzdem wundervolle Feste und Gesellschaften, teils in der reizenden Villa Paolina an der Porta Pia, teils in der prächtigen Villa Borghese oder im Palast Sciarra. Ihre Abendgesellschaften und Konzerte waren als äußerst prunkvoll berühmt, und trotz ihres leichtsinnigen Lebenswandels hatte sie ihre größten Anhänger und Verehrer in der vornehmen geistlichen Welt. »Seit den Zeiten der Päpstin Johanna«, sagt Lady Morgan, »ist gewiß keine Dame wieder so von Kardinälen umgeben gewesen wie Pauline.«
Im Jahre 1825 breitete der Tod seine Schwingen über die schöne Frau, die so sehr am Leben und seinen Genüssen hing. Bis zu ihrer letzten Stunde blieb Pauline Borghese ein echtes Weib. Sie fühlte ihr Ende nahen. Sie wußte, der Tod wartete auf sie. Aber der Tod war ein Mann! Auch er sollte sie nur als die Frau sehen, die sie im Leben gewesen: schön und anbetungswürdig. Sie wünschte, daß man ihr das kostbarste Hofkleid anzöge, das sie besaß. Man mußte sie mit allen ihren Diamanten schmücken, sie frisieren, schminken, pudern, parfümieren, so daß sie, wie in jenen Tagen des Glanzes am französischen Kaiserhof, festlich geschmückt vor Seiner Majestät dem Tod erschien. Zitternd verlangten ihre kleinen mageren Hände nach einem Spiegel. Sie wollte sich überzeugen, ob nicht doch noch ein Restchen von jener Schönheit in ihrem Gesicht vorhanden wäre, die es einst so bezaubernd gemacht hatte. Verzweifelt klammerte sich das arme gefallsüchtige Wesen an diese letzte Hoffnung. Vielleicht wurde ihr auch dieser letzte Wunsch erfüllt. Vielleicht war ihr Gesicht in den letzten Augenblicken von jenem überirdischen Glänze überstrahlt, den der Tod bisweilen Sterbenden verleiht. So konnte sie, mit sich selbst zufrieden, in unwandelbarer Schönheit aus der Welt scheiden. Aber auch das beruhigte sie noch nicht. Sie wünschte, man solle ihr Antlitz mit einem dichten weißen Schleier bedecken, wenn sie den letzten Seufzer ausgehaucht hätte. Niemand sollte Zeuge sein, wie der Todeskampf und die beginnende Verwesung ihre Züge verändern würden. Nur an ihre unvergleichliche Schönheit sollte man sich erinnern. Sie wollte auch nicht, daß ihr Körper nach dem Tode geöffnet werde. Kein Seziermesser sollte ihr Fleisch berühren und die Formen verunstalten, die der Meißel Canovas auf dem Gipfel ihrer Schönheit der Nachwelt überliefert hatte. So ging sie, ähnlich wie jene andere große Liebeskünstlerin, die Pompadour, in Schönheit aus der Welt, noch jung, erst fünfundvierzigjährig!
Sie hat ihre Schwägerin Josephine, ihre größte Feindin und Rivalin auf dem Gebiete der Eleganz und Verschwendung am Kaiserhofe, um zehn Jahre überlebt. In den Tagen des Glanzes hatte Josephine bis zum Jahre 1809 sich noch immer ihren früheren Ruhm als elegante Frau bewahrt und trotz ihrer Jahre manche Jüngere am Hofe überstrahlt. Ihre Luxusbedürfnisse waren so groß, daß ihr nicht einmal das Einkommen einer Kaiserin genügte, um auszukommen. Sie hatte 600 000 Franken für ihre persönlichen Ausgaben zur Verfügung. Außerdem noch 150 000 Franken für kleine Geschenke und Wohltätigkeiten, und man sollte annehmen, daß sie damit ihre Toilettenbedürfnisse hätte bestreiten können. Nicht im mindesten. Josephine war dermaßen verschwenderisch, kapriziös und unsinnig in ihren Ausgaben, daß sie beständig verschuldet und oft gezwungen war, die Privatschatulle Napoleons in Anspruch zu nehmen. Ihre intimen Gemächer in den Tuilerien, in Saint-Cloud, in Fontainebleau und in Malmaison glichen den reinsten Mode- und Kramläden, und es herrschte das unglaublichste Durcheinander darin. Auf Stühlen, Tabourets, Tischen und Diwans lagen Stoffe, Brokate, Spitzen, Seidenchiffons, Blumen und Federn herum, die man ihr zur Wahl vorgelegt hatte. Immer waren ihre Zimmer voll von Modehändlerinnen, Schneiderinnen, Putzmacherinnen, Juwelieren, Teppich- und Möbelhändlern, Kartenlegerinnen und Künstlern, besonders Malern. Fast täglich entstand ein Porträt von ihr. Die Bilder verschenkte sie dann freigebig an ihre Umgebung, sogar an ihre Kammermädchen und Modelieferanten.
»Man brachte ihr fortwährend Schmucksachen, Schals, Stoffe, allerhand Flitterkram,« sagt Madame de Rémusat in ihren Memoiren; »sie kaufte alles, ohne jemals nach dem Preis zu fragen. Gleich im Anfang (der Regierung ihres Mannes) ließ sie ihre Ehren- und Hofdamen wissen, daß sie sich in nichts zu mischen hätten, was ihre Garderobe beträfe. Alles wurde nur zwischen ihr und ihren sieben oder acht Kammerfrauen abgemacht. Sie stand um 9 Uhr auf und brauchte sehr lange zu ihrer Toilette. Einige Details wurden von ihr äußerst geheim gehalten, und die meiste Zeit verwandte sie selbst darauf, ihre Schönheit zu pflegen und ihr Gesicht zu schminken. Denn niemand sollte wissen, mit welchen Mitteln sie sich jung erhielt. Wenn dann alles soweit war, ließ sie sich frisieren. Sie trug dazu einen langen sehr eleganten mit Spitzen besetzten und gestickten Frisiermantel. Ihre Hemden und Unterröcke waren ebenfalls reich gestickt und von feinstem Leinenbatist mit Spitzen besetzt. Sie wechselte ihr Hemd und alle Unterwäsche dreimal am Tag und trug nur neue seidene Strümpfe, die noch nicht gewaschen sein durften. Während sie frisiert wurde, ließ sie die Palastdamen, die vor der Tür ihres Ankleidezimmers warteten, eintreten. Dann brachte man ihr große Körbe mit den verschiedensten Kleidern, Hüten und Schals. Im Sommer waren es reichgestickte Kleider aus Batist oder Perkal, im Winter lange Gewänder aus Wollstoff oder Samt. Sie wählte dann die Toilette, die sie tragen wollte. Morgens trug sie stets einen mit Blumen und Federn garnierten Hut und einen Schal, der ihre ganze Person einhüllte. Sie besaß an die drei- bis vierhundert solcher Schals. Es wurde alles mögliche daraus gemacht: Kleider, Decken fürs Bett und Kissen für ihre Hunde! Einen solchen indischen Schal hatte sie stets den ganzen Morgen über ihren Schultern, und zwar verstand sie ihn mit einer Grazie zu drapieren, die man nur an ihr sah. Napoleon fand, daß sie durch diese Schals allzusehr bedeckt sei; er riß sie ihr bisweilen vom Körper und warf sie ins Kaminfeuer. Aber dann verlangte Josephine von ihrer Kammerfrau sofort einen neuen. Ein einziger dieser Kaschmirschals kostete die Kleinigkeit von zehn- bis zwölftausend Franken. Er spielte eine so große Rolle unter dem Empire, daß man ihn als Möbel, als Besitztum betrachtete, das sich von Generation zu Generation vererbte. Lady Morgan in ihrem Werke über Frankreich schreibt: »Diese elegante Produktion der indischen Industrie ist für alle Damen ein unerläßliches Stück. Sie legen dermaßen Wert darauf, daß man versucht ist zu glauben, einem solchen Schale wohne magische Kraft inne.« Und die erste Frage, wenn sich zwei Frauen des Empire begegneten, war immer: »Und wieviele Kaschmirs besitzen Sie, meine Liebe?« Wer keinen hatte, galt nicht für mondän und elegant.
Diese Mode der indischen Schals wie überhaupt die ganze orientalische Richtung, die zur Zeit des Konsulats und Kaiserreichs in der Eleganz der Frau dominierte, war mit der aus Ägypten zurückkehrenden Armee nach Frankreich gekommen. Josephine, die Frau des Ersten Konsuls, war natürlich eine der ersten, die sie sich zu eigen machten. Sie führte jetzt – wie einst nach dem Italienischen Feldzug die antiken Kameen – orientalische Stickereien, Turbane aus Goldlame und indische Seidenstoffe ein. Und ihre Schwägerinnen ahmten es sofort nach. Karoline Murat, die spätere Königin von Neapel, trug oft Schmuck von ausgegrabenen geschnittenen Steinen aus Herkulanum und Pompeji. Kopf und Arme waren damit bedeckt. Auf dem Gürtel, den Achselbändern und längs dem Kleide waren antike Steine angebracht. Die Erde hatte man sorgfältig zwischen den Steinen und der Fassung gelassen. Dieser Verschwendung von Schmuck aus kostbaren Steinen huldigten alle Damen des Hofes; keine wollte nachstehen. Sie hatten es auch nicht nötig, denn die Männer, die hohen Generale, Marschälle, die neuen Herzöge und Fürsten sorgten schon dafür, daß es ihren Frauen nicht an Juwelen gebrach. Frau von Rémusat erzählt, daß die Gattin des Generals Junot, die spätere Herzogin von Abrantes, von ihrem Mann die Diamanten kistenweise aus Portugal geschickt bekam, und daß der Juwelenschmuck der Frau des Generals Duroc Steine und Perlen für 500 000 Franken barg; ebenso besaß Madame Ney Schmuck im Werte von über 100 000 Franken. Josephines Perlen wurden allein auf über eine Million Franken geschätzt. Unter anderem ließ sie sich im Jahre 1808 ein Kollier aus 24 Kameen und 2275 Perlen anfertigen. Sie konnte es indes nicht tragen, weil es zu schwer war. Reichhardt erzählt in einem Briefe an seine Frau vom 10. Dezember 1802, er habe Madame Bonaparte, die bereits als Gattin des Ersten Konsuls eine Art Hof hielt, schon im Morgenanzug mit Edelsteinen geschmückt gesehen. »Madame Bonaparte war heute, wenngleich auch nur in Morgenputzformen, in weißem Atlas mit breiter Spitzenbesetzung gekleidet. In den schwarzbraunen Haaren hatte sie eine Art Diadem von drei Reihen großer Steine, in denen sich drei Medaillons von schönen alten Gemmen befanden.«
Da die Damen des napoleonischen Hofes und besonders Josephine viel Zeit hatten, weil sie weder Büchern noch irgendwelcher anderen intellektuellen Beschäftigung Geschmack abzugewinnen vermochte, konnte sie sich ganz allein mit der Ausschmückung ihrer Person, mit ihrer Toilette, ihrer Wohnung, ihren Blumen und Gärten beschäftigen. Sie liebte Blumen und Vögel über alles. Die seltensten Pflanzen und wunderbarsten exotischen Vögel zierten ihre Treibhäuser und Volieren. Mit Tand, Putz und Gesellschaften verging der Tag, nicht nur der Tag Josephines, sondern auch der meisten anderen eleganten Empire-Damen. Er wurde zum großen Teil für Körper- und Schönheitspflege verwendet und verrann im Ausdenken und Aussuchen von Kleidern, Hüten, Schals, Schmuck und den tausend Kleinigkeiten für die Toilette. Die Dame des Empire stand spät auf, begab sich dann in ihr chinesisches parfümiertes Bad, ließ sich abreiben und frottieren, den ganzen Körper parfümieren, sich maniküren und pediküren. Und wenn sie dann frisch wie eine Rose ihr Badezimmer verließ, warf sie ein mit vielen Spitzen besetztes, reich gesticktes weißes Batistmorgenkleid über und frühstückte. Währenddem kamen die Modistinnen, Schneiderinnen, Weißnäherinnen und nahmen die Wünsche der gnädigen Frau entgegen. Darauf wurde der unvermeidliche »Maitre de salut et de présentation« gemeldet, der der Dame von Welt nicht nur die neuesten Tanzschritte beibringen, sondern sie auch lehren mußte, wie man zu grüßen, sich zu verbeugen, wie man seine Arme und Hände am graziösesten zu bewegen und sich in den Hüften zu wiegen hatte. Alles das mußte die Frau des Empire vollendet verstehen, wenn sie den Ruf einer Modedame genoß. Es war eben eine neue Zeit und, wie Max von Boehn in seinem Werke »Das Empire« sehr treffend bemerkt, »es waren auch ganz neue Menschen, aber sie waren doch in Verlegenheit, sie hatten keinen Stil und wußten nicht wo ihn suchen. Die alte Gesellschaft mit ihrem Umgangston und ihren Manieren war beseitigt, und zwar gründlich, aber diejenigen, die ihren Platz eingenommen hatten, fühlten sich in den so merkwürdig veränderten Verhältnissen nicht ganz so behaglich, wie sie gedacht hatten. Darum nahmen Hof- und Palastdamen Unterricht bei Despreaux, der Jahrzehnte zuvor der Tanzlehrer Marie Antoinettes gewesen war.« – Und jeden Morgen nahm die Kokette des Empire diese Anstands- und Tanzstunde mit größtem Vergnügen. Weniger Freude hatte sie am Briefschreiben. Der Sekretär bekam schnell ein paar kurze Billette diktiert, und dann kam die Stunde der Promenade, entweder zu Pferd oder in einer jener reizenden Kaleschen, die mit einem Schirm bedeckt waren, oder in einem eleganten Kabriolett, in denen die vornehme Frau ihre Reize durch besonders schicke Kleider und Hüte zur Geltung bringen konnte. Wenn sie von dieser Morgenspazierfahrt oder diesem Morgenritt zurückkehrte, begab sie sich erst in die Hände des Coiffeurs. Der frisierte sie nach den neuesten Bildern von berühmten Schauspielerinnen. Vielleicht hatte gerade Mademoiselle Mars, Mademoiselle Grassini, Mademoiselle George oder Mademoiselle Duchesnois eine neue Frisur auf der Bühne getragen. Der Friseur nahm es sehr genau mit diesen Dingen und hielt sich zum mindesten für einen ebenso großen Künstler wie ein berühmter Maler der Zeit.
Am Abend zog die Frau des Empire entweder eine Toilette mit einem Redingote aus Seidensamt oder Plüsch oder auch ein leichteres tunikaartiges Gesellschaftskleid aus weißem Crêpe de Chine an, fuhr in die Oper, in ein Theater oder Konzert oder zu einer Abendgesellschaft. Nach dem Theater erwartete sie meist noch zu Hause oder bei Freunden ein Souper, und es wurde bis spät in die Nacht an kleinen Tischen gespielt oder auch getanzt. Ermüdet sank sie endlich in ihre weißen spitzenbesetzten Kissen, den Kopf mit einem graziösen Spitzenhäubchen bedeckt und an den mit Creme eingeriebenen Händen Glacéhandschuhe.
Mit Josephine Bonaparte war eine gewisse Veränderung vorgegangen, seit sie einen Thron besaß. Aus der überaus vergnügungssüchtigen Frau, die wir unter der Gesellschaft des Direktoriums sahen, wurde eine Kaiserin, die am liebsten in ihren Appartements lebte, besonders in Malmaison, mit ihren Toiletten und Blumen beschäftigt. Bereits unter dem Konsulat hatte Napoleon ihre Gesellschaft mehr und mehr auf ihre Familie, die Bonapartes und Beauharnais beschränkt. Er hatte ihr den Umgang mit ihren ehemaligen Freundinnen unter dem Direktorium verboten, besonders mit der schönen Tallien. Ihm sagte der leichtfertige Ton, der in der Gesellschaft damals herrschte, durchaus nicht zu, und so führte er schon als Konsul und noch mehr als Kaiser strengere Sitten ein. Sogar die tugendhafte Madame Récamier hatte darunter zu leiden. Sie wurde am Hofe nicht zugelassen und mußte ihre Salons, in denen sie die reichste und vornehmste Gesellschaft empfing, schließen. Für seine Frau sollte die Vergangenheit tot sein. Er zog einige Damen der alten Aristokratie an seinen Hof, die die Gewohnheiten des Ancien Régime mitbrachten, wie die Marquise de Montesson, Madame de Montesquieu, Madame de Genlis, Madame de Rémusat. Alle diese Damen waren entzückt von der Liebenswürdigkeit und Anmut Josephines, wie gut sie es verstand, sich der neuen Umgebung und den neuen Sitten anzupassen. Trotz der blendenden Pracht, der herrlich gekleideten Frauen und Männer, trotz des ungeheuren Luxus und der pomphaften Aufmachung ging es am Hofe Napoleons doch steif und gezwungen zu. Mit der Ausgelassenheit, wie sie unter dem Direktorium geherrscht hatte, war es vorbei. Josephine mußte sich fügen und fügte sich vielleicht nicht ungern. Aus Theater und Bällen außerhalb der Tuilerien machte sie sich nicht mehr viel. Sie ging nur in die Oper, wenn sie gezwungen war, an der Seite des Kaisers dort zu erscheinen. Um so eleganter und verschwenderischer war sie zu Hause und zu den Festen, die der Hof veranstaltete. Die geringste Gesellschaft, der kleinste Ball war für sie eine Gelegenheit, sich eine neue Toilette zu bestellen. Gräfin Kielmannsegge sah sie einmal zu einer Cour, bei der sie der Kaiserin vorgestellt wurde, in einem prachtvollen weißen Atlaskleid mit einer Handstickerei von kirschrotem Samt. Der Gürtel mit lang herabhängenden Enden war mit massiv gefaßten Edelsteinen besetzt und mit einer Kamee geschlossen. Hals- und Ohrgehänge von Opalen. Eine Toque, weiß und kirschrot mit goldenen Birnen und einer rückwärtsliegenden weißen Straußenfeder. Am Abend besonders war Josephine äußerst elegant und mit größtem Geschmack und äußerster Sorgfalt gekleidet. Sogar nach der Scheidung, als sie in Malmaison sehr zurückgezogen lebte, legte sie Wert auf die ausgesuchteste Eleganz. Meist trug sie auch jetzt noch jene entzückenden leichten weißen Musselinkleider, die Napoleon an ihr so liebte. Der Stoff war dermaßen zart und fein, daß man denken konnte, sagt Madame Rémusat, er sei ein Nebelschleier gewesen. Es war indischer Seidenmusselin, wovon die Elle nicht weniger als 150 Franken kostete! Die Bordüre eines solchen Kleides war meist mit Gold und Perlen bestickt. Hals und Arme waren nackt, und der zarte Stoff wurde nur auf den Schultern mit einer Kamee oder einer Diamantschnalle, bisweilen auch von einer aus einem goldenen Löwenkopf bestehenden Agraffe zusammengehalten. Oft war es auch ein mattrosa Atlaskleid mit Zobelpelz, das ihre schlanke Gestalt vorteilhaft umschloß. Josephine war stets sehr einfach auf griechische Art frisiert, was ihrem schmalen dunklen Gesicht hervorragend gut stand. Entweder schmückte sie ihre herrlichen kastanienbraunen Haare mit Blumen, Perlenketten, mit Bandeaus, die aus kostbaren Steinen zusammengesetzt waren, wie es die Mode des Empire besonders schätzte, oder sie trug Hüte und Toques aus weißem Atlas mit langen weißen Straußenfedern.
Wie die meisten eleganten Frauen der Zeit legte sie Wert darauf, daß ihre Toilette stets mit der Einrichtung ihres Salons oder Boudoirs harmonierte. So trug sie ein pastellblaues Kleid zu gelben Brokatsesseln; eine große Hoftoilette aus myrtengrünem Samt paßte vielleicht nur in einen Salon, dessen Wände mit rotem Seidendamast bespannt waren. Aber durch diese strikte Übereinstimmung des Kleides mit den Möbeln erlebten die Damen des Empire nicht selten die bittersten Enttäuschungen. Nicht immer konnten ihre Toiletten mit der Einrichtung assortiert sein, wenn sie bei Fremden eingeladen waren. So ging es zum Beispiel Pauline Bonaparte bei ihrer Schwägerin in Saint-Cloud. Nach ihrer Vermählung machte sie Josephine und ihrem Bruder einen Besuch in einem wundervollen grünen Brokatkleid, das über und über mit Brillanten bestickt war. Aber welcher Schrecken, als sie gewahrte, daß der Salon ihrer Schwägerin ganz in einem satten Königsblau gehalten war. Für Frauen von Geschmack wie Pauline und Josephine Bonaparte war diese Zusammenstellung unmöglich. Der Besuch war daher auch nur sehr kurz, denn Paulette starb fast vor Sorge, sie könne eine schlechte Figur machen.
Es ist begreiflich, daß die Vorliebe der Kaiserin für Luxus und Verschwendung am ganzen Hofe Nachahmung fand und nicht nur die Schwestern Napoleons es der ihnen übrigens verhaßten Schwägerin gleichtun wollten. Auch Josephines Tochter Hortense de Beauharnais, die nachherige Königin von Holland als Gattin Louis Bonapartes, entwickelte großen Geschmack und war immer sehr reich gekleidet, obwohl sie viel sparsamer und diskreter als ihre Mutter war. Sie gab trotzdem viel Geld aus und war nicht weniger vergnügungssüchtig wie Josephine. Sie spielte mit Vorliebe Theater und bewies dabei ein so großes Talent, daß der Schauspieler Fleury, der ihr in Malmaison Stunde gab, einmal bedauerte, daß sie kein Mädel aus dem Volke sei und ihr Talent weiter ausbilden könnte. Hortense tanzte auch mit einer Grazie, wie man es nur an Berufstänzerinnen gewöhnt ist. Die Quadrillen, die sie als Königin von Holland in Paris arrangierte, waren immer ein Ereignis für den Hof und die Stadt. Einmal führte sie mit sechs Damen und sechs Herren ihrer Umgebung ein Ballett auf, bei dem sie alle an Anmut und Können übertraf. Sie tanzte wie die beste Ballettänzerin mit einer Leichtigkeit und Einfachheit in den Bewegungen und mit einer Vollkommenheit der Kunst, die alle Anwesenden verblüffte. Sie war als Frau eines Inka gekleidet in weiß- und silberdurchwirktem Flor mit langen Ärmeln, die mehrere Male durch Brillantagraffen gehalten wurden. Über dem echt silbernen Besatz des Rockes waren viele Reihen von Diamanten und eine ebensolche Franse angebracht. Leib und Gürtel sowie die Brust waren mit Diamanten bedeckt. Auf dem Kopfe hatte sie ein Diadem von weißen Kakadufedern. Vor jeder Feder stand eine Garbe von Diamanten. Das Diadem wurde durch fünf Reihen immenser Brillanten zusammengehalten. In der Hand hielt sie ein Tamburin aus Gold mit bunten Edelsteinen gefaßt.
Die drei Schwestern des Kaisers erschienen in den Tuilerien niemals anders als in großer Toilette und mit allen Diamanten behangen, die sie besaßen. Ihre Kleider allein, ungerechnet die Edelsteine, mit denen sie ausgeputzt waren, kosteten mindestens jedes 25–30 000 Franken. Karoline Murat, die dritte Schwester Napoleons, erschien eines Tages auf einem Ball bei ihrer Nichte, der Königin Hortense von Holland, mit Juwelen im Werte von 40 Millionen. Ihr Kleid von weißem Tüll auf weißem Atlas war mit Diamanten eingefaßt und gestickt, wo sonst Blonden angebracht wurden. An den Ärmeln und dem Rand des Kleides hingen Diamantenschnüre. Der Gürtel war ganz aus Diamanten. Das auf der linken Seite geschlitzte Kleid wurde von Diamantenschleifen zusammengehalten. Von Diamanten schimmerten auch Hals, Ohren und Haar.
Neben diesen verschwenderischen Prinzessinnen und Königinnen gab es am französischen Kaiserhof noch viele elegante Frauen, deren jährliche Ausgaben für Kleidung und Luxus mehrere hunderttausend Franken überschritten. Unter ihnen sind als besonders elegant und anspruchsvoll zu nennen: die Herzogin von Rovigo und die Herzogin von Bassano, Madame Canisy, die Fürstin Talleyrand, (Madame le Grand) die Herzogin von Abrantes, die Hofdamen Duchâtel, Eleonore Dénuelle und andere. Alle waren jung und kokett, und jede von ihnen wollte die Schönste sein. Wenn sie zu den Hoffesten erschienen, zogen sie alle Blicke auf sich. Gräfin Kielmannsegge, die längere Zeit am Kaiserhofe in Paris lebte, findet nicht Worte genug, den Luxus zu schildern, den die Damen des Empire bei solchen Gelegenheiten entfalteten, und sie selbst war neben der Herzogin von Kurland eine der elegantesten Fremden am Hofe. Als sie im Februar 1812 der großen Quadrille der Königin von Neapel in den Tuilerien beiwohnte, erzählt sie: »Die Herzogin von Kurland, Gräfin Périgord und ich begaben uns gemeinschaftlich zum Feste. Die Herzogin von Kurland in einem weißen Tüllkleid mit weißem Atlas durchscheinend und mit einer Girlande von weißen Tulpen aus Atlas und Silbertüll besetzt. Im Haar Buketts von Reseda und Diamanten und Kornähren. Frau von Périgord trug ein Kleid ganz aus Silber mit blauen Kornblumen bestickt mit einer Girlande von Kornblumen eingefaßt. Im Haar und um den Hals Diamanten en bandelottes mit Saphiren.« Zweitausend prächtig gekleidete Gäste füllten den Theatersaal in den Tuilerien. Die Mittanzenden an der Quadrille waren Pauline Bonaparte, Karoline Murat (Königin von Neapel) und verschiedene Hofdamen. Die Quadrille war eine Art »Revue« und stellte vor: das durch Frankreich wiedererschaffene Rom. »Madame Le Grand erschien als Iris in weiß und blauem Gewand, einen farbigen Schal in der Hand und mit einem Halsband von bunten Steinen. Sie tanzte einfach und mit Anmut ein Solo und den berühmten Schaltanz, den die englische Schönheit Lady Hamilton in Mode gebracht hatte. Ihr schönes blondes Haar schmückte sie. Dann erschienen sechs Nymphen, die vor allen anderen gut aussahen. Sie trugen Kleider aus weißem indischem Nessel, rund herum mit goldenem Schilf bestickt: kleine Tuniken mit goldener Stickerei. Schilfkränze in den Locken; Diamanten und Perlen im Hinterhaar. Es waren die Damen: Frau von Dalberg, Frau von Brignolle, Madame Augereau, die Hofdame Madame Duchâtel und einige andere. Nach ihrem Tanze trat Rom herein, dargestellt von der Prinzessin Pauline, die, obgleich mit Schmuck bedeckt, durch ihre Schönheit allein strahlte. Helm, Kleidung, Kothurne glänzten von Diamanten; am geöffneten Helm und an der traurigen Gebärde aber sah man, daß sie Hilfe erwartete. Madame Julie de Noailles, in pistaziengrünem Gewande, erschien als Nymphe Egeria und zeigte Rom in einem Spiegel das günstige Schicksal der Zukunft. Egeria tanzte anspruchslos. Ihr folgte die Königin von Neapel, Karoline Murat, Frankreichs Größe und Würde darstellend. Ihr Helm war geschlossen, mit Diamanten und bunten Edelsteinen bedeckt. Die Granaten und Chrysoprase waren von der Größe eines Fünffrankenstücks. Ihre Brodequins waren aus Silber und mit Diamanten besät. Das Schild von purem Gold mit Diamanten und Türkisen. Der Mantel aus rotem Samt mit goldenen Birnen. Das Unterkleid aus weißem Atlas...« – Als die Quadrille oder Revue zu Ende war, begann der Ball, zu dem sich alle diese schönen Tänzerinnen wieder in andere prachtvolle Toiletten kleideten. Auch abseits vom Hofe, in der übrigen vornehmen Gesellschaft wurde großer Luxus getrieben, vor allem mit Edelsteinen. Manche der Damen war beinahe überladen mit Brillanten. Die Bälle und Gesellschaften, die in den Privathäusern der Senatoren und Marschälle des Kaiserreichs stattfanden, boten in ihrer Pracht der phantastischen Uniformen der Offiziere und den über und über mit Brillanten und Perlen gestickten Kleidern der Damen ein Bild, das sehr an die Erzählungen von den fabelhaften Reichtümern aus »Tausendundeiner Nacht« erinnerte. Niemals haben die Frauen ihre Schönheit und ihre Eleganz in einem prunkvolleren Rahmen gesehen. Aber dieser Luxus der Frauen verschlang Unsummen. Eine Elegante des Empire brauchte für ihre persönlichen Bedürfnisse etwa 200 000 Franken im Jahr, wenigstens nach der Aufstellung eines damaligen Ehemannes, die der Komik nicht entbehrt. Danach waren die Bedürfnisse einer Dame von Welt ungefähr folgende:
Dreihundertfünfundsechzig Hauben, Kapotten und Hüte | Fr. 10 000 |
Zwei Kaschmirschals | 1 200 |
Dreihundertfünfundsechzig Paar Schuhe | 600 |
Zweihundertfünfzig Paar weiße Strümpfe und ebenso viele bunte | 3 000 |
Sechshundert Kleider | 25 000 |
Zwölf Hemden | 300 |
Schminke und Puder | 300 |
Zwei Schleier | 4 800 |
Gummimieder, Perücken, Réticules, Sonnenschirme, Fächer und so weiter | 6 000 |
Essenzen, Parfüms und andere Drogen, um schön und jung zu erscheinen | 1 200 |
Schmuck und andere Kleinigkeiten | 10 000 |
Griechische, römische, etruskische, türkische, arabische, chinesische, persische, ägyptische, englische und gotische Einrichtungsstücke | 50 000 |
Sechs Reitpferde und zwei Wagenpferde | 10 000 |
Französische, englische, spanische Wagen | 25 000 |
Tanzlehrer | 5 000 |
Französischer Lehrer | 300 |
Ein Bett | 20 000 |
Zeitungsannoncen, Logenplätze in den Theatern, Konzerte und so weiter | 30 000 |
Wohltätigkeit und Armenunterstützung. | 100 |
Total Franken | 202 800 |
Die Koketterie der Frauen des Empire ging so weit, daß sie auch kühleres Wetter nicht scheuten und in ihren leichten Batist- und Musselinkleidern mit nackten Armen und weit dekolletierter Brust, weißen und farbigen Atlasschuhen auf der Promenade erschienen. Höchstens, daß die Empfindlichsten unter ihnen einen leichten mit Schwan besetzten Seidenmantel überwarfen oder einen dünnen Musselinschleier über dem Hut trugen, vielleicht auch einmal einen Pelzkragen, den nach der Pfalzgräfin benannten »Palatine«, umbanden. Im Winter trug man auch einen Muff, aber er war nicht mehr von jenen ungeheuren Dimensionen, wie ihn die Merveilleusen des Direktoriums besaßen. Der Vitchoura, ein pelzbesetzter Paletot, wurde erst später Mode. Für die Kleider brauchte man jetzt wieder viel mehr Stoff, obwohl die Taillen ganz kurz und die Brüste vollkommen offen getragen und so weit in die Höhe gedrückt wurden, daß der hohe Brustansatz beinahe unnatürlich war. Viel Wert legten die Frauen des Empire auf die Schönheit des Nackens, und daher wurde auf dem runden oder viereckigen, sehr tiefen Rückenausschnitt die größte Sorgfalt verwendet. Sowohl unter dem Konsulat wie unter dem Kaiserreich schminkte und puderte man sich in der guten Gesellschaft sehr diskret; besonders gut verstand diese Kunst die Kaiserin Josephine, die zwar sehr viele kosmetische Mittel anwandte, aber es so fein machte, daß es kaum auffiel. Selbst Napoleon, der mit seiner Frau, wie ein guter Bürger, das Schlafzimmer teilte, bekam von der Anwendung dieser Toilettenkünste nichts zu sehen. Es gehörte zum guten Ton, mit matter, blasser Hautfarbe zu erscheinen, nur einen Schimmer von Rouge auf den Wangen, und die Augenbrauen mit dem Stift ganz fein nachgezeichnet. Die Haare wurden nicht mehr vom Friseur in regelmäßige Locken und Löckchen gelegt, sondern man suchte so sehr wie möglich das Natürliche, ein wenig Unordentliche zu markieren, wie das auf dem reizenden Bilde Josephines von Isabay zu sehen ist. Gerade als wenn eben ein leichter Wind durch das Haar gestrichen wäre. Die Frisuren à la Titus erschienen wieder, wie ehedem unter dem Direktorium, aber die Stirn war dichter mit Locken bedeckt. Bandeaus von dünnem Tigerfell, wie sie Pauline Bonaparte bisweilen trug, oder Bänder von Samt, womit Madame Récamier ihre braunen Locken umwand, ferner, zu Festlichkeiten, Diademe von Brillanten und anderen Edelsteinen, silberne und goldene Bandstreifen waren bei den Koketten des Kaiserreichs sehr beliebt und ganz allgemein.
Die duftigen Kleider schmückte man mit Blumengirlanden von blauen Rosen, rosa und weißem Lorbeer, Nelken in allen Farben und Nuancen. Der Körper war stets vollkommen von dem langen weichen Faltenkleid umhüllt, abgesehen von Busen, Nacken und Armen. Nach 1806 besonders befiel die Eleganten des Empire eine wahre Sucht nach Juwelen, denn der reiche Hof Napoleons gab ihnen das Beispiel. »Man bedeckte sich dermaßen mit Schmuck,« sagt Uzanne, »daß die Frauen wie wandelnde Juwelierläden aussahen. An jedem Finger blitzten mehrere Diamantringe übereinander. Goldene Ketten trug man bis zu achtmal um den Hals geschlungen. Die Ohren wurden durch schwere massive Gehänge herabgezogen, die Arme waren mit ziselierten wundervoll gearbeiteten Goldspangen umgeben. Perlenkolliers und Perlfransen schmückten die Haare und fielen oft bis auf die Schultern herab. Lange goldene Nadeln hielten das Haar bisweilen zusammen, und die goldenen diamanten- und perlenbesetzten Haarkämme mancher Schönen repräsentierten ein Vermögen. Als der General Arrighi, Herzog von Padua, heiratete, erhielt seine Braut, Fräulein von Montesquieu, vom Kaiser Napoleon ein Halsband von großen Diamanten im Werte von 50 000 Franken zum Geschenk und von Madame Lätitia Bonaparte einen kostbaren Schmuck aus Smaragden und Diamanten. Der Luxus der Juwelen nahm dermaßen überhand, daß die Reaktion nicht ausblieb. Schließlich waren nur noch die Neureichen damit geschmückt, während die geschmackvollen Frauen des Empire um das Jahr 1810 in ihrem Schmuck große Einfachheit an den Tag legten und ihre Diamanten völlig unauffällig trugen. Man begann zu verstehen, daß die Eleganz einer Frau nicht im überladenen Reichtum von Kostbarkeiten zu suchen ist, und daß Jugend und Schönheit weit mehr zur Geltung kommen, je weniger eine Frau mit Geschmeide behangen ist.