Sagen aus dem Rheinland
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Der Teufelssand

Der Satan wollte sich rächen für den Streich, der ihm gespielt worden war, flog darum nach dem Gestade der See und lud eine große Düne gleich einem Mehlsack auf den Rücken; mit der Last machte er sich alsbald wieder nach Aachen, um die Stadt gänzlich zu verschütten und unter dem Sand zu begraben. So war er schon über die Maas gekommen und stand endlich nicht mehr weit von der Stadt im Soerstal; da trieb ihm ein plötzlicher Wind so viel Sand in die Augen, daß er die Gegend nicht recht erkennen konnte. Eben kam ein altes Weib daher, das hatte Schlubben (Schlappschuhe) an. Das fragte er, wo er denn eigentlich wäre und wie weit er noch bis Aachen hätte. Die Alte schaute ihm einmal ins Gesicht und erkannte ihn gleich wieder, denn sie hatte ihn früher oft beim Bau des Münsters gesehen; auch erriet sie schnell seine Absicht, als sie den Sandberg auf seinen Schultern sah, und sie sprach schlau: »Ach, da seid ihr ja ganz vom Wege abgekommen, lieber Herr. Schaut nur auf mein Fußzeug; ich habe die Schuhe in Aachen neu angezogen, und jetzt sind die Sohlen mir von der lange Reise bis hierher schon ganz zerrissen.«

Da fluchte der Teufel einen greulichen Fluch und schrie zornig: »Ich bin der Schlepperei müde; für jetzt mag mir das Betrügernest entgehen, ich werde mich doch noch an ihm zu rächen wissen.« Und mit den Worten warf er den Sandberg nieder auf die Erde und fuhr ab, wobei er einen übernatürlichen Gestank hinterließ.

Den Sandhaufen kann man noch sehen; er ist durch den gewaltigen Stoß, den er bekam, als der Teufel ihn hinwarf, in der Mitte gespalten und bildet so eigentlich zwei Berge, von denen einer der Lousberg heißt, wie das alte Weib dem Teufel selbst zu loos (lose, schlau) war.

 


 


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