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Eine kleine Schelle
Klingelt durch die Zweige silberhelle; –
Ja, sie ist's, es nahet diesem Ort
Mamia's befreundete Gazelle.
Wonnevolle Kunden
Sind an ihren schlanken Hals gebunden,
Eine Schrift von Blüthen, reich an Sinn,
Linde stillend meiner Sehnsucht Wunden.
Bote du, getreuer
Ihrer Huld, ich grüße dich mit Feuer,
Küsse dich, als wärest du sie selbst,
Die mir über Alles lieb und theuer.
Dies Gesträuß behende,
Das ich ihr zu gleicher Antwort sende,
Nimm es hin und liefer es im Sprung,
Wie du pflegst, in ihre zarten Hände!
*
Der Mund der Welt, wie spricht er unbedächtiglich,
Der Frauennatur schwach nennet und ohnmächtiglich,
Da doch berührt von Frauenaugen-Wunderblitz
Selbst Götter erliegen und wanken in ihrem Aethersitz!
*
Erglänze Mond, erscheine goldner Stern,
Aufleuchte Sonnenpracht!
Euch, lieblichen Gazellenaugen fern,
Ist Alles, Alles Nacht.
*
Was wäre dem Auge lichter,
Als holder Herrin Angesicht?
Was wäre dem Ohre linder,
Als was sie liebend zu ihm spricht?
Wo wäre was an Süße
Zu gleichen ihrem Honigmund?
Wo wär' ein Paradiese,
So reizend, als ihr Busenrund?
Was wäre so voll Entzücken,
Als Frauenherz und Frauenleib?
Was könnte so rein beglücken,
Als ein geliebtes Weib?
*
Mit aufgelösten Locken
An eure Brust gesunkene,
Mit wonnegebrochnen Blicken
Im Minnerausch ertrunkene,
Mit hingeschmolzner Seele
Maßlos in euch verlorene
Holdselige Frauen küßt ihr,
O ihr zum Heil Geborene!
*
Wohne du an Gangafluth,
Sündebeschwörend quellender!
Mich laß wohnen an zarter Brust,
Sinnebethörend schwellender!
Stirb, o Frommer, am Gangarand,
Laß dich stürzen in's heil'ge Naß!
Mich ausathmen an diesem Mund,
Mich hinsterben in Wonne laß!
*
Lüfte, so voll von Düften,
Zweige, so reich an Blüthen,
Alles umher nur Leben,
Segen und Glück und Pracht!
Dort das Kolika-Weibchen
Seinen Gatten ersehnend,
Horch, wie es girret und lacht!
Liebliche Frau'ngestalten
Fühlen in ihrer Brust
Zärtliche Triebe walten.
Wem doch in solchen Nächten
Flösse nicht ein Quell der Lust!
———
VII.
Kokila, eine indische Nachtigall-Art.
*
Kränze, die Erquickung hauchen,
Fächerweh'n und Mondesstrahl,
Teiche, voll von Wasserrosen,
Sandelstaub und Weinpokal,
Ein Gewand, das nicht beschweret,
Mädchenaugen, sanft und süß,
Zaubern in des Sommers Gluthen
Ein Erquickungsparadies.
*
Ob du dich, begrüßt vom süßen,
Sanften Nachtigallentone,
An den Hulden der Geliebten
Still gelabt im Pavillone;
Oder ob du, um zu kosen
Mit verwandten, edlen Geistern,
Mit der Dichtkunst Virtuosen,
Mit des Denkens hohen Meistern,
Ruhevoll die mondbeglänzten
Gartenauen hingewandelt –
Immer hast du schön gelebet,
Immer hast du wohl gehandelt.
*
Leichter wirst du Zahn auf Zahn
Brechen aus des Seethiers Rachen;
Leichter einen kleinen, schwachen,
Im Moment zerschellten Nachen
Unter Sturm und Donnerkrachen
Lenken auf dem Ocean;
Leichter um die Schläfe biegen,
Daß sie dir zum Kranze prangen,
Eine Brut von wilden Schlangen –
Als den hergebrachten Wahn,
Dem die Menge zugethan,
Als der Thorheit Macht besiegen.
*
Eitelkeit ist Vieles auf der Welt,
Aber auf zwei Wegen Heil erstreben
Wird der Kluge. Durch der Liebe Lust
Erstlich und sodann durch des Gedankens
Und der Einsicht göttlichen Genuß.
Beides im Vereine wird dem Leben
Seine höchste Wonn' und Würde geben.
*
O wer beschreibt die Anmuth Tamiandri's,
Dies Meisterwerk der göttlichen Schöpferkraft!
Es hatte sich Millionen Jahre schon
Im Bilden und Gestalten aller Art
Brama geübt; es war aus seiner Hand
Unzähliges Schöne, Süße, Zierliche,
Holdselige bereits hervorgegangen;
Da schuf er endlich, alle Wonnen, die
Die Sinne reizen und die Seele fesseln,
Zusammenfassend, diese Huldgestalt.
*
Und hast du tausend arge Plagen,
Und tausend Fehle zu verklagen,
Mit einer Blume nur zu schlagen
Ein Frauenbild – nicht sollst du wagen.
*
Die Erde, deine Mutter,
Sie leidet Hack' und Spaten,
Und lohnt in ihrer Güte
Mit tausendfacher Blüthe,
Mit ihrer Frucht, so lind,
Die allerschlimmsten Thaten –
Hab' auch ein solch Gemüthe,
Du ausgeartet Kind!