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Wer kein geliebtes Wesen
In seine heißen Arme schleußt,
Der ist, so viel er prahle,
Ein Körper ohne Seel' und Geist.
*
Wissenschaft ist leerer Schaum
Vor der Liebe göttlicher Natur,
Ist ein kleiner Schüler kaum,
Ist ein läppisch schwacher Greise nur.
*
Ungütiges Geschick, wie viel
Giebst du dem Herzen des Begehrens!
Und schreit zu dir das flammende,
Welch eine Karge des Gewährens!
*
Es hat das Schicksal, wie es scheint,
Nichts Anderes in der Welt zu thun,
Als daß es treue Herzen trennt,
Die selig aneinander ruh'n.
*
Verzicht', o Herz, auf Rettung,
Dich wagend in der Liebe Meer!
Denn tausend Nachen schwimmen
Zertrümmert am Gestad' umher!
*
Die Trennung vom Geliebten soll von Höllenpein
Die Probe sein?
Daß Höllenpein die Probe sei von Trennungspein,
Hat größern Schein.
*
Der Märtyrer der Liebe,
Maaßlosem Harm erlegen,
Wie herrlich und wie hehr
Im Tode rastet er!
Der heilige Geist spricht ihm den Grabessegen.
*
Nicht Würde, Macht und Hoheit,
Goldschätze nicht, noch Ruhm und Ehre will ich;
Nur einen trauten Busen
Zum überreichen Heilbescheere will ich.
In's Paradies der Liebe
Strebt meiner Sehnsucht nie gesenkte Schwinge;
In keines andern Edens
Zu stolze mir, zu kalte Sphäre will ich.
Geliebter Hand balsam'sche
Beschwichtigung für so viel herbe Wunden,
Die mir das Leben bohrte,
Das grausame, mit seinem Speere, will ich.
Für meine heißen Sinne
Mitheiße Sinn' und glühendes Verschmelzen,
Auf meiner Gruft Gedenkstein
Aus treuen Augen eine Zähre will ich.
Durch Feld und Aue schweif ich,
Durchringe Berg und Thal und dürre Steppe;
Das stille Ruheplätzchen
Aufspüren, ach, das ich begehre, will ich.
*
Von deinem Reize wollte reden
Der dichtende Verstand;
Da fiel er in ein Meer des Staunens
Und die Besinnung schwand.
Die Perle dieses Verses endlich
Aufgriff er in der Fluth;
Die legt anitzt der aufgetauchte
In deine schöne Hand.
*
Sultanin der Herzen ist
Diese fränkische Louise;
Quelle welcher Schmerzen ist
Diese fränkische Louise!
All mein Islam ist dahin,
Denn ich denke nur an diese
Wunderschöne Ketzerin,
Diese fränkische Louise.
Krank bin ich, dem Tode nah,
Wie gespießt an tausend Spieße,
Denn mein Aug' erblickte ja
Diese fränkische Louise.
Doch wie bald wär' ich gesund,
Wenn sie mich zum Kusse ließe!
Denn Herr Jesus ist der Mund
Dieser fränkischen Louise.
———
X.
Es war eine Zeit, wo die Bänkelsängerinnen in Galata nichts, als obiges Liedchen von
Ilmi sangen, das dieser auf ein ungläubiges Mädchen, Namens
Louise, gemacht.
*
Es gaukeln die Gedanken mir,
An Künsten reich,
An deiner Lockenringe Zier
Seiltänzern gleich.
*
Der Boussole Nadel soll
Mir die Kibla zeigen;
Doch zu deiner Thüre nur
Pflegt sie sich zu neigen.
*
Eine Riesenmuschel
Ist die Welt,
Die als einzige Perle
Dich enthält.
*
Umarmst du nicht, so bist du schön; jedoch
Umarmst du mich, so bist du schöner noch.
*
Untersuche meinen armen Kopf!
Denn es scheint, als sei es hier nicht richtig.
Alles, Alles scheint mir ohne Werth;
Und nur eine liebe Locke wichtig.
*
Eifersüchtig schwillt der Mond,
Sieht er unserem Kusse zu,
Kommt nach einem Monat erst
Wieder in die alte Ruh'.
*
Ob mir ohne Rast mein Ende droht,
Ewig ist mein Auge hell und heiter.
Beißen mich die Lockenschlangen todt,
Blüh'n an meinem Grabe Lebenskräuter;
Küsse sind's, die tilgen alle Noth,
Und so leb' ich immer, immer weiter.
*
1.
Es stritten miteinander
Ein Denker und ein Derwisch,
Und schmählich unterlegen
Ist bald genug der Derwisch;
Denn mißlich ist das Streiten
Mit der Philosophie.
Allein es hat der Derwisch
Doch Recht behalten – wie?
Er ballte seine Fäuste
Und prügelte den Denker,
Daß er um Gnade schrie.
Denn so wird aller Orten,
Wird stets der Glaube fertig
Mit der Philosophie.
2.
Der Denker ging, dem Kadi vorzuklagen,
Daß ihm der Derwisch Arm und Bein zerschlagen.
Der Kadi sprach: »Da dämpfe deinen Trutz!
Da kann man nichts, als schweigen und ertragen;
Denn nehm' ich die Philosophie in Schutz,
Werd' ich und du vom Volke todtgeschlagen.«