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Auf Spuren der Entwicklung in vier Weltteilen.
Die beistehend in Verkleinerung wiedergegebene Tafel aus Günther: » Vom Urtier zum Menschen« führt uns aus vier Weltteilen Vertreter einer Fischgattung vor, die in dem auf Grundlage der Entwicklungslehre aufgestellten hypothetischen Stammbaum der Menschheit eine wichtige Rolle spielt. Die Dipnoer oder Lurchfische stellen in diesem Stammbaum die letzte Stufe innerhalb der Fischklasse dar, und man nimmt an, daß sie den Übergang zu den Lurchen bilden.
Diese Annahme wird durch zweierlei gestützt. An ihren Flossen zeigen sich bereits Umwandlungen, die den Grund zur späteren Ausbildung als Stütz- und Fortbewegungsorgane für die Anpassung an das Landleben legten. Fig. 6 des Bildes zeigt einen Ceratodus, der durch besondere, den übrigen Fischen mangelnde Gelenke befähigt ist, die Flossen auf den Boden zu stemmen und auf ihnen zu ruhen. Protopterus (Fig. 4) und Lepidosiren (Fig. 5) sollen damit sogar auf dem Grunde hinkriechen können. Der zweite Beweis für die Umwandlung der Wasserbewohner in Landtiere ist darin zu erblicken, daß die Lurchfische nicht nur durch Kiemen atmen, sondern wie ihr wissenschaftlicher Name: Dipnoer – Doppelatmer besagt, noch durch ein anderes Organ. Es ist dieses die Schwimmblase, die in ihren verschiedenen Organisationsstufen bei den verschiedenen Fischgattungen sich allmählich zur Lunge umgebildet hat, mit der die Dipnoer auch außerhalb des Wassers ihr Sauerstoffbedürfnis zu befriedigen vermögen. Eine solche Anpassung kommt dieser Gattung trefflich zu statten, da sie in heißen Ländern lebt, in denen die Gewässer oftmals austrocknen, so Ceratodus in Flüssen Ostaustraliens, Protopterus in West- und Zentralafrika, Lepidosiren in Brasilien.
Das Kaninchen von Porto Santo. 55 km nordöstlich von Madeira liegt das Eiland Porto Santo, das mit der Hauptinsel die klimatischen Vorzüge und die insularen Eigentümlichkeiten teilt. Die Fauna ist artenarm und halb europäisch, halb afrikanisch. Es fehlen ursprünglich wild lebende Säuger gänzlich, nur die eingeführten Kaninchen und Schweine sind verwildert. Diese Kaninchen sind besonders interessant, weil sie für die Entwicklungslehre ein höchst wertvolles Beweismaterial darbieten. Einer der gewöhnlichsten Einwände gegen die Entwicklungslehre ist der, daß noch niemals die Entstehung einer Art in neuerer Zeit vor menschlichen Augen sich vollzogen habe. Wäre dem wirklich so, so wäre es weiter gar nicht verwunderlich, wenn wir bedenken, wie langsam und allmählich die Natur schafft und formt, wie verschwindend kurz dem gegenüber ein Menschenleben erscheint und daß man überhaupt erst seit einem halben Jahrhundert auf solche Erscheinungen sorgfältiger zu achten gelernt hat. Obendrein ist aber der ganze Einwand auch unrichtig und hinfällig, weil man tatsächlich in den letzten Jahrzehnten mehrfach mit aller Sicherheit die Entstehung neuer Arten verfolgen konnte. So ist das vor wenigen Jahrhunderten auf der Insel Porto Santo eingeführte Kaninchen dort unter dem Einflusse der Isolation bereits zu einer vollständig neuen Art geworden. Daß es sich tatsächlich um eine solche und nicht etwa um eine bloße Lokalrasse handelt, geht wohl am besten daraus hervor, daß sich das Portosantokaninchen nicht mehr mit der Stammrasse kreuzen läßt. Ähnliches bereitet sich auch schon bei dem australischen Kaninchen vor, das im Begriffe ist, sich zu einem Baumtier umzuwandeln, ferner bei dem Nestorpapagei, der aus einem Pflanzen- und Würmerfresser zu einem blutgierigen Raubvogel geworden ist. Aus einem der Cochenillelaus verwandten Pflanzenparasiten, dem auf Obstbäumen schmarotzenden Lecanium comi, ist durch Anpassung an eine neue Wirtspflanze, die falsche Akazie, in Ungarn vor erst 30 Jahren ein verändertes Geschöpf hervorgegangen, das von den ungarischen Zoologen unbedenklich als eigene Art aufgestellt wurde. Dem französischen Forscher Marchal gelang die künstliche Züchtung dieser Art, indem er Larven von Lecanium corni auf Akazien zog. Der umgekehrte Versuch dagegen, dieses neue Lecanium robiniarum durch Verpflanzen der Larven auf Obstbäume wieder in Lecanium corni zurückzuverwandeln, ist bezeichnenderweise noch niemals gelungen.