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Sen Pin und Pang Küan befanden sich in der Lehre des Weisen vom Teufelstal, studierten gemeinsam das Kriegswesen und waren so innig miteinander befreundet wie Brüder. Da vernahm Küan, daß man im Lande We nach einem Minister und Obergeneral suche, und wollte sich hinbegeben. Der Weise vom Teufelstal hieß ihn eine Bergblume pflücken, darnach wolle er ihm Glück oder Unglück weissagen. Küan ging einen halben Tag, endlich fand er ein Grasblümchen, aber er dachte sich, das Blümchen ist so dünn, daraus kann mir keine Größe geweissagt werden, und warf es fort. Soviel er aber auch suchte, zu seinem Leide waren in dem ganzen Gebirge keine Blumen mehr zu finden. So nahm er denn das fortgeworfene Blümchen wieder auf und verbarg es in seinem Ärmel. Dann kehrte er zurück und sprach zu dem Meister: »Es gibt keine Blumen mehr.« »Was hast du in dem Ärmel?« fragte der Meister. Da konnte Küan nicht länger leugnen und übergab ihm das Blümchen. Der Weise aber sprach: »Diese Blume blüht jedesmal mit zwölf Blüten, diese bedeuten die Jahre deiner blühenden Zeit. Einmal wird es Dir gelingen. Aber ich weiß zwei Worte: ›Triffst Du einen Hammel, so wirst Du blühen. Triffst Du ein Pferd, so wirst Du untergehen.‹ Halte dies fest im Gedächtnis!«
Küan entfernte sich, Sen Pin begleitete ihn. Küan versprach ihm noch, ihm behilflich zu sein, wenn er Minister in We geworden, dann kehrte Sen Pin zurück. Diesen nun wollte der Meister heimlich in das Buch einweihen, das sein Großvater Wu-Tse über das Kriegswesen geschrieben, da fragte Sen Pin; »Warum habt Ihr es nicht auch Küan lesen lassen?« »Wer dieses Buch kennt,« antwortete der Meister, »kann der Welt nützen, wenn er es richtig gebraucht, wenn aber nicht, wird er nur Schaden damit stiften. Küan ist der Mann nicht, der es zu gebrauchen verstände, deshalb wollte ich nicht, daß er davon erfahre.«
Unterdessen war Pang Küan nach dem Lande We gekommen. Als er zur Huldigung vor den König trat, wollte dieser eben Hammelbraten speisen, da freute sich Küan und sagte bei sich selber: »Triffst Du einen Hammel, so wirst Du blühen. Dies Wort hat sich schon erfüllt.« Der König von We zog ihn ins Gespräch, er fand ihn sehr tüchtig und ernannte ihn sogleich zu seinem Kriegsminister und Obergeneral. Später aber vernahm der König auch von Sen Pin und erfuhr, daß dieser ein Mitschüler Pang Küans gewesen sei. Er hieß Küan daher einen Brief schreiben, worin dieser Sen Pin herbeirufen sollte. Da sagte Küan: »Pin ist im Lande Tsi geboren. Wäre er nun Beamter im Lande We, so würde er für Tsi und gegen We wirken. Deshalb mochte ich ihn Euch nicht empfehlen.« »Man stirbt für den, mit dem man vertraut ist,« erwiderte der König, »er muß nicht immer aus der eigenen Heimat sein.« Küan dachte: »Ich will die Gewalt über das Heer von We ganz und gar in meinen Händen behalten. Sen Pins Klugheit und Begabung aber ist viel größer als die meine. Kommt er nun hierher, so wird er mich sicherlich meiner Macht berauben.« Aber der Befehl des Königs war ergangen, und er wagte nicht, dawiderzuhandeln. War es da nicht besser, er schrieb zunächst einen vermittelnden Brief und suchte, sobald Sen Pin gekommen, eine List, um Pins Aufstieg zu verhindern? Sogleich setzte er ein Schreiben auf, der König sandte einen Boten, der das Schreiben zu sich nahm und vier Rosse, einen hochgebauten Wagen, gelbes Gold und weißes Edelgestein mit sich führte, um Sen Pin herbeizuholen. Als der Gesandte angekommen war, zeigte Pin Küans Brief zuerst dem Meister. Dieser las ihn, es stand kein Wort der Erkundigung nach seines Lehrers Wohlbefinden darin. »Er muß böse sein und undankbar, daß er so seines Ursprungs vergißt«, dachte er und erkannte, daß Küan kein guter Mensch sein könne. Zudem wußte er, daß Küans Art neidisch und hinterlistig war. Wenn Sen Pin diesmal hinginge, sie würden sicherlich nicht beide bestehen bleiben. Gern hätte er Sen Pin abgeredet, doch fürchtete er die Ehre des Königs zu verletzen. So hieß er denn auch Sen Pin eine Blume suchen, um ihm daraus zu wahrsagen. Zur Zeit stand gerade eine Chrysanthemumblüte in einer Vase auf dem Tische, die nahm Sen Pin und reichte sie dem Meister. Dieser steckte sie sogleich wieder in die Vase zurück und sprach: »Diese Blume ist bereits vom Stengel gebrochen und nicht mehr ganz. Aber sie vermag Kälte zu ertragen und der Reif verbrennt sie nicht. Auch wurde sie in diese Vase gesetzt, um geliebt und geehrt zu werden. So hat sie einen Ersatz dafür, daß sie gebrochen wurde.«
Als nun Sen Pin von dem Meister Abschied nahm, gab dieser ihm ein seidenes Säckchen und sprach: »Erst wenn Du in dringender Not bist, öffne es!« Damit verließ ihn Sen Pin und kam nach dem Lande We. Er wohnte im Hause Küans und dankte diesem, daß er ihn empfohlen habe, so daß sich Küan ein großer Wohltäter dünkte. Als Sen Pin den König von We besuchte, unterhielten sie sich über das Heer- und Kriegswesen und stimmten so trefflich zusammen, daß der König beabsichtigte, Sen Pin zum Nebengeneral zu ernennen. Küan aber sagte: »Pin ist ein älterer Bruder von mir, wie dürfte er neben mir im gleichen Range stehen? Macht ihn vorläufig zum Gastbeamten, und wenn er etwas für das Land We geleistet hat, so will ich gern zurückstehen und sein Untergebener sein.« Der König nahm den Rat an.
Einige Tage waren verflossen, da erfuhr Küan, daß Sen Pin von dem Buche des Wu-Tse über das Kriegswesen Kenntnis habe, und hätte nun auch für sein Teil gerne erfahren, welche Geheimnisse darin geschrieben standen. Doch mochte er keine Belehrung von Sen Pin annehmen. Daher ließ er ihm einen gefälschten Brief hinbringen und sagen, seine Verwandten hätten Sehnsucht nach ihm, er möge nach seiner Heimat zurückkehren. Sen Pin, schon lange von Hause fort, glaubte an den Brief und schrieb sogleich eine Antwort, worin er mitteilte, er werde, sobald er etwas für das Land We getan, unverzüglich heimkehren, um dort des Landlebens zu genießen. Küan erhielt Pins Antwort in die Hände, änderte den Wortlaut, brachte den Brief dem König und sprach: »Ich habe schon oft gesagt, daß Sen Pin immerzu seines Landes Tsi gedenkt. Er hat einen Brief geschrieben, worin er das Land We verraten wollte. Hier ist er, bitte, lest!« Der König erblickte den Brief und geriet in furchtbaren Zorn. »Wie soll er bestraft werden?« rief er. Da sagte Küan: »Wir wollen ihm das Gesicht brandmarken und die Kniekehlen durchschneiden, auf daß er ein krüppelhafter Mann werde und ihm sein Leben lang nicht vergönnt sei, nach seiner Heimat zurückzukehren.« »Es sei!« erwiderte der König.
Da begab sich Küan zu Sen Pin und sprach: »Unser König hat erfahren, daß Du heimlich mit dem Lande Tsi verkehrst, und ist darüber zornig geworden. Er wollte Dich mit der schwersten Strafe treffen, doch bat ich ihn so lange, bis ich durchsetzte, daß Dir nur das Gesicht gebrandmarkt und die Kniekehlen durchschnitten werden sollen.« Da entgegnete Sen Pin: »Mein Meister hat es zuvor gewußt, daß ich nicht ganz bleiben soll. Aber daß ich doch das Haupt behalten darf, danke ich Deiner Wohltat allein und werde nie vergessen, Dir Dankbarkeit zu erweisen.« Darauf ließ Küan Sen Pin festbinden: als man ihm die Kniekehlen durchschnitten hatte, fiel er vor Schmerz zu Boden. Nach einer Weile erwachte er wieder, da brannte man ihm die Worte: »Der heimlich mit dem Lande Tsi verkehrt hat« ins Gesicht und bemalte die Brandzeichen mit schwarzer Tusche. Küan weinte absichtlich und jammerte über Pins Schicksal. Er bestrich seine Wunden mit Arzeneien und umband sie mit Seide. Dann ließ er ihn in seine Studierstube tragen, tröstete ihn mit herzlichen Worten und pflegte seiner mit guter Speise. In einem Monat war die Wunde verheilt; aber die Beine hatten keine Kraft mehr, er vermochte nicht zu gehen und saß den ganzen Tag auf der Erde. So war Sen Pin ein unbrauchbarer Mann geworden.
Küan aber pflegte ihn unentgeltlich weiter Tag für Tag, so daß Pin sich im Herzen unruhig und beschämt fühlte. Da sprach Küan: »Du langweilst Dich, willst Du mir nicht zum Zeitvertreib das Buch des Wu-Tse aufschreiben?« »Ich will es,« entgegnete Pin, »vermag ich Dir doch sonst nicht das geringste zu Danke zu tun.« Sen Pin hatte noch nicht ein Zehntteil des Buches niedergeschrieben, da fragte Küan den alten Diener, der Pin aufwartete und mit Namen Tsing hieß: »Wie viele Seiten kann Sen Pin an einem Tage schreiben?« »Meister Sens Beine sind ihm unbequem,« erwiderte Tsing, »er muß viel liegen und vermag nur wenig aufrecht zu sitzen. An einem Tage kann er wohl kaum mehr als zwei oder drei Seiten niederschreiben.« Da rief Küan zornig: »Wenn es so träge geht, bis wann sollte es fertig werden? Du mußt ihn antreiben, immerzu!« Tsing trat zurück und fragte heimlich Küans nächste Dienerschaft: »Meister Sen ist schuldlos bestraft worden und großen Erbarmens wert. Warum will unser Herr ihn so zur Arbeit treiben?« Da entgegneten die Diener: »Weißt Du es denn nicht? Ob unser Herr gegen Meister Sen auch vor den andern so große Barmherzigkeit übt, im Herzen ist er ihm dennoch feindlich. Er ließe ihn nicht leben, geschähe es nicht wegen des Buches. Sobald aber das Buch vollendet ist, wird auch er sein Leben vollendet haben. Du darfst aber nichts davon verraten.« Da kehrte Tsing zurück und erzählte heimlich alles dem Sen Pin. Sen Pin erschrak heftig und sprach: »Wenn Küan so doppelzüngig ist, wie darf ich ihn je des Buches Inhalt erfahren lassen? Schreibe ich aber nicht, so wird er sicherlich in Wut geraten und mein Leben wird an einem Morgen oder Abend zu Ende sein.« Er bedachte sich hin und her, fand aber keinen Rat, um sich zu retten. Plötzlich erinnerte er sich des Säckchens, das ihm der Meister mitgegeben und das nur bei dringender Not geöffnet werden sollte. »Nun ist es an der Zeit«, dachte er. Dann öffnete er das Säckchen: ein Stück gelber Seide fand sich darin, darauf standen einige Worte geschrieben. Eines Tages, als er erwachte, sprach er bei sich selber: »Ja, so muß es sein.«
Als gerade zum Abendessen gedeckt war und Pin eben die Stäbchen heben wollte, befiel ihn plötzlich eine Übelkeit, so daß er alles übergab, was er in sich hatte. Dann wurde er mit einem Male wütend, riß die Augen auf und schrie laut: »Warum wolltest Du mich vergiften?« Er schleuderte die Teller und Schüsseln zur Erde, verbrannte die hölzernen Tafeln, auf die er geschrieben, stürzte zu Boden und schalt und greinte, die Worte undeutlich im Munde wälzend, ohne Unterlaß. Tsing wußte nicht, wie es gekommen war, lief schnell zu Küan und berichtete ihm. Küan kam und sah, daß Pin, das Gesicht voll von Schmutz, auf der Erde lag und bald laut in ein Lachen, dann wieder in ein Weinen verfiel. »Warum lachst und warum weinst Du, Bruder?« fragte Küan. »Ich lache, denn der König von We ist ein Narr«, antwortete Pin. »Wollte er mich nicht töten? Ich aber habe zehntausend himmlische Heerscharen zu meiner Hilfe, wie will er mir da etwas antun? Ich weine, denn ohne Sen Pin kann keiner im Lande We ein Heerführer werden, und das Land wird zugrunde gehen.« Als er dies gesprochen, riß er weit die Augen auf und starrte Küan ins Gesicht. Dann warf er sich mit der Stirn vor ihm zur Erde und rief: »Meister vom Teufelstal, ich flehe Dich an, rette mein Leben!« »Ich bin Pang Küan,« erwiderte dieser, »erkennst Du mich denn nicht?« Pin aber faßte ihn am Kleide und ließ es nicht wieder los, indem er unaufhörlich schrie: »Rette mein Leben!« Da ließ Küan sein Kleid mit Gewalt aus Sen Pins Händen reißen und fragte Tsing: »Wie lange ist es her, daß Sen Pin wahnsinnig geworden ist?« »Erst seit gestern Abend«, entgegnete Tsing.
Küan entfernte sich. Er zweifelte aber, ob jener sich nicht vielleicht mit Absicht wahnsinnig gestellt, und beschloß, ihn zu prüfen. Er ließ ihn in einen Schweinestall bringen, der tief voll Mist und Jauche war. Pins offenes Haar bedeckte sein Gesicht, kraftlos fiel er hin und blieb im Schmutze liegen. Da ließ ihm Küan Speise und Trank hintragen und dazu folgendes sagen: »Uns Diener erbarmen Eure durchschnittenen Beine, deshalb ehren wir Euch mit dieser kleinen Gabe. Unser Herr weiß nichts davon.« Da machte Meister Sen zornige Augen, fluchte und schrie: »Kommt Ihr wieder daher, mich zu vergiften?« und schleuderte sogleich Speise und Trank zu Boden. Dann hob der Diener Hundemist und einen Kloß Erde auf und reichte ihm diese. Da nahm sie Pin und aß davon.
Als der Diener dem Pang Küan berichtet hatte, was geschehen war, sagte dieser: »Er ist in Wahrheit wahnsinnig geworden. Ich werde künftig keine Sorge mehr um seinetwillen haben.« Seither durfte Sen Pin aus- und eingehen, wie es ihm gefiel. Er entfernte sich früh und kehrte spät zurück und schlief wieder in dem Schweinestall. Oder er ging fort und kam nicht wieder und schlief auf den Straßen oder dem Markte. Dabei plapperte oder lachte er vor sich hin, ohne der anderen Menschen gewahr zu werden, oder schalt und schrie ohne Ende. Die Leute kannten ihn alle und wußten, daß es der Gastbeamte Sen war, erbarmten sich über den Kranken und brachten ihm Speise und Trank. Manchmal nahm er davon, manchmal auch nicht, die unsinnigen Reden aber, die er im Munde führte, flossen unaufhörlich von seinen Lippen. Küan ließ sich unterdessen jeden Tag morgens und abends durch die Gemeinde melden, wo er sich aufhielt.
Um diese Zeit begab sich ein Mann, namen Kin Hua, aus dem Lande We nach dem Lande Tsi und erzählte dort, daß man Sen Pin die Beine durchschnitten habe. Als der König von Tsi davon vernahm, sprach er: »Er ist im Lande ein berühmter Mann, wir aber geben zu, daß er von einem andren Lande gekränkt werde. Dies soll nimmer geschehen!« Er beabsichtigte, ein Heer hinzuschicken, um Sen Pin zu befreien, fürchtete aber, Pin würde dann vorzeitig den Tod erleiden müssen. Deshalb hörte er auf den Rat seines Dieners Tien Ki und schickte einen Mann, mit Namen Tsun Yü Kun, nach We, um Tee dahin zubringen. Kin Hua fuhr mit ihm. Als die beiden in We angelangt waren und über den Auftrag des Königs von Tsi Bericht erstattet hatten, freute sich der König von We lebhaft und ließ für Tsun Yü Kun ein Gastmahl auftragen. Unterdessen sah Kin Hua Sen Pin dort in seinem Wahnsinn liegen, redete ihn aber nicht an, bis es Mitternacht geworden war. Dann ging er insgeheim zu ihm hin: Sen Pin lehnte mit dem Rücken an dem Geländer eines Brunnens. Er tat den Mund auf, sagte aber nichts. Da sprach weinend Kin Hua: »Ist es so weit mit Euch gekommen, Meister Sen? Kennt Ihr mich oder kennt Ihr mich nicht? Wir sind nicht gekommen, um Tee hierher zu bringen, sondern suchen Gelegenheit, Euch mit uns nach Tsi zu nehmen, um Euch zu rächen.« Da stürzten plötzlich Sen Pins Tränen herunter wie ein Regenguß. Er schwieg lange, endlich sagte er: »Als ich mich nach dem heimlichen Befehle, den mir der Meister im Säckchen gab, wahnsinnig stellte, rettete ich mich für den Augenblick, doch vermeinte ich, dereinst hier in Schmutz und Kot zu sterben. Wie hätte ich träumen mögen, daß ich noch einmal Himmel und Sonne sehen würde? Doch Pang Küan ist mißtrauisch und es wird schwer sein, mich von hier fortzubringen.« »Es ist schon alles in Bereitschaft,« erwiderte Kin Hua, »und Ihr braucht nichts zu befürchten. Ehe wir nach Hause fahren, bin ich nochmals hier, Euch abzuholen. Verlaßt, bitte, diesen Ort nicht!«
Als nun Tsun Yü Kun aufbrechen wollte, machte ihm der König von We vielerlei Geschenke und auch Pang Küan lud ihn noch zu einem Abschiedsfest. Doch schon einen Tag vorher hatte Kin Hua Sen Pin, in einen warmen Wagen versteckt, davongefahren, nachdem er einem Sklaven Sen Pins zerlumpte Kleider angezogen, ihm das Haar zerwühlt und sein Gesicht mit Kot beschmiert. So lag dieser an dem Orte, wo Sen Pin sich aufgehalten. Da er nun von der Gemeinde Meldung erhielt, wo Sen Pin sich befand, so merkte Küan nichts von dem Tausche. Aber als Tsun Yü Kun mit dem Gefolge aufgebrochen war, floh auch der Sklave, und die Gemeinde sah nichts als ein zerlumptes Kleid auf der Erde liegen, Sen Pin selbst aber war nirgends zu sehen. Sogleich wurde dies dem Pang Küan gemeldet, der nun nicht anders glaubte, als Sen Pin habe sich in den Brunnen gestürzt. Er ließ nach seiner Leiche fahnden, fand sie aber nicht. Da er Angst hatte, der König von We würde es ihm ungnädig aufnehmen, berichtete er ihm, Sen Pin sei ertrunken.
Nicht lange, nachdem dieser ins Land Tsi zurückgekommen war, wurde er Kriegsminister und begann später einen Feldzug gegen We. Als Pang Küan bis an einen Weg gekommen war, der an dem sogenannten Pferdehügel liegt, geriet er in eine Falle, die Sen Pin ihm gelegt, und wurde von zehntausend Pfeilen zu Tode geschossen. Seit Küans Ankunft in We bis zu seinem Tode waren aber genau zwölf Jahre verflossen.