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Wie ein Schildbürger sein Pferd schont, aber dasselbe um der Schildbürger Ehre willen dennoch verlor.
Ein Schildbürger hörte, daß man Niemand zumuthen solle, mehr zu thun und zu tragen, als er könne; deswegen pflegte dieser immer, wenn er das Mehl sollte heimführen (denn er war ein Müller und bestimmt ein frömmerer, als sie es gewöhnlich sind), auf's Pferd zu sitzen und die vollen Säcke mit Korn oder Mehl auf die Achsel zu nehmen, damit er das arme Thier nicht zu viel beschwere. Manche Herrschaft, die Frau sowohl wie der Herr, thäten solches nicht mit ihren Dienstboten, welche nicht lange säumen würden, wenn sie sie gar vollends zu Esel machen könnten. Dieser Müller ritt um eine bestimmte Zeit auf dem Esel und war im Begriff, sich nach Hause zu begeben. Er sah und hörte einen fremden Gauch auf einem Baum mit ihrem Gauch einen Scharmutz halten; denn sie hatten zuvor eine gute Weile ob zweien Bäumen wider einander geguckguckt: wie aber der Schildbürger sah, daß der fremde Gauch seinem Gauch mit guckgucken überlegen war, daß er nämlich fünfzehn oder mehr guckguckt, als der seine, stieg er zornig von seinem Roß herab und auf den Baum zu seinem Gauch hinauf, in der Absicht, diesem zu helfen und so viel und so lang mit ihm zu guckgucken, bis der fremde Gauch überwunden sein werde und Haar lassen müsse.
Während dieser Zeit, als unser Schildbürger mit Guckgucken beschäftigt war, kam ein Wolf und fraß ihm sein Pferd unter dem Baum auf: noch wollte er noch nicht herab, bis der fremde Gauch ganz verjagt wäre. Deswegen mußte er nachher zu Fuß heimreiten auf des Schufters weißem Kohlschimmel.
Sobald er heimgekommen war, erzähl« er, was er des gemeinen Nutzens wegen gethan und was er für Ruhm und Ehre eingelegt, indem e» ihrem Gauch gegen den fremden Gauch Hülf und Beistand geleistet habe. Er habe aber dagegen einen kleinen Schaden erlitten, welchen er jedoch von der Gemeinde wieder ersetz zu erhalten hoffe. Während er nämlich im größten Ernst im Treffen mit dem fremden Gauch gewesen, habe ihm unterdessen ein Wolf sein Roß gefressen, daß ihm's der Teufel gesegne! Solches wolle er also ihnen hiemit guter Meinung angezeigt haben, mit der Bitte, ob sie ihm zu einem andern Pferd behülflich sein wollten oder nicht. Als der Schultheiß und die Gemeinde ihres Mitbürgers Reden vernommen hatten, erachteten sie nicht für unbillig, wenn Einer so fleißig und ernstlich auf den Ruhm und die Ehre der ganzen Gemeinde Bedacht und in diesem Fleiß sogar beschädigt worden sei, daß ihm, dem Beschädigten, aus der Gemeindekasse ein anderes Pferd gekauft, überdies aber noch zur schuldigen Danksagung dem Ehrenretter eine Verehrung dazu gegeben werden solle. Was auch Alles geschah.