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Fünftes Kapitel

Wie die Männer nach empfangenem Schreiben wieder heimkehren, und wie sie von ihren Weibern empfangen wurden.

Sobald den Männern das fragliche Schreiben eingehändigt war und sie den Inhalt desselben gelesen und verstanden hatten, besannen sie sich, erwägten und dachten, daß es nicht anders sei, als wie ihre Weiber ihnen geschrieben hätten, weshalb sie ihre Rückkehr in die Heimath für höchst notwendig erkannten. Alsbald begehrten sie von ihren Herren gnädigen Urlaub, indem sie heimkehren und ihre Hausgeschäfte recht bestellen, wieder auf- und anrichten möchten. Ihre Bitte wurde ihnen von ihren Herren gewährt, obwohl sie es ungern thaten. Denn wer sollte nicht so weise Leute jederzeit gern um und bei sich gehabt haben? Doch mußten sie ihnen versprechen, daß sie sich, sobald man ihrer künftig bedürfen würde, bereitwillig gebrauchen lassen wollten.

Es kamen also die Schildbürger, nachdem sie lange genug auswaren, von ihren Fürsten und Herren reichlich beschenkt, wieder heim.

Bei ihrer Wiederkehr fanden sie nun aber eine solche Unrichtigkeit und Unordnung in allen ihren Sachen, daß sie sich, wie weise sie auch waren, im Voraus keinen Begriff davon machen und sich daher nicht genug Verwundern konnten, wie es doch möglich sein könnte, daß in so kurzer Zeit ihrer Abwesenheit sich so viel verkehrt haben sollte? Aber Rom, das in so vielen Jahren kaum erbaut wurde, kann ja in, einem Tag zerstört werden.

Die Schildbürger Weiber freuten sich sehr auf die Ankunft ihrer Männer, aber sie wurden doch nicht auf einerlei Weise, empfangen. Denn wie sie schon der Natur und dem Temperamente gemäß ungleich geartet und gesinnt sind, so empfingen einige ihre Männer ganz freundlich und liebereich, wie von einem ehelichen Weib schon vermöge der Tugenden, mit welchen ihr Geschlecht besonders geziert sein soll, billig zu erwarten steht; während dagegen andere ihre Männer mit harten, rauhen und zweideutigen Worten anfuhren, und sie in aller .... Namen dergestalt willkommen sein hießen, daß es vielleicht besser gewesen, wenn sie mit dem Vieh heimgekommen und eingegangen wären: Dieses haben leider noch viele Weiber auch gegenwärtig im Brauch, ungeachtet es ihnen nicht fremd ist, daß sie selten etwas anders dabei gewinnen, als daß sie böswillige Männer machen.

Sonst waren sie allgemein fröhlich und feierten ein Freudenfest, wobei die Männer mit ihren Weibern wieder gutes Muths waren. Wie aber die Art der Weiber ist, daß sie, wenn sie einmal etwas angefangen haben, nicht so leicht wieder aufhören können: daher hielten diese Weiber ihren Männern vor, wie es doch so hoch nothwendig gewesen, daß sie wieder heimgekommen seien, sowohl wegen des Feldes, Viehes und Gesindes, als wegen anderer wichtiger Ursachen. Alles sei durch sie versäumt worden, sie erwarten daher, daß sie es verbessern, wieder einbringen und sich künftig ihres Gewerbes überhaupt mehr annehmen werden. Was zu thun die Männer ihnen bei Treue und Ehren zusagen mußten.

Hierauf traten die Schildbürger zusammen, um Rath zu fassen, wie doch den Sachen abzuhelfen wäre, damit sie von ausländischen Herren nicht mehr wie bisher abgefordert werden, sondern bei den Ihrigen ruhig und unangefochten bleiben und denselben im Frieden abwarten können. Da es aber damals zu spät am Tag und der Handel sehr wichtig war, so sahen sie für gut, einen eigenen Tag dazu zu bestimmen, und verabredeten sie sich sofort bei der Dringlichkeit der Sache, daß sie morgenden Tages zusammenkommen, ernstliche Verhandlung pflegen und, was zu thun wäre, beschließen wollten.

Nachdem die Schildbürger nun mit weisen Reden, welche süßer und lieblicher als Honig, und bei einer Mahlzeit schöner als Gold und Silber gestanden, desgleichen auch mit Speise und Trank in aller Mäßigkeit sich sattsam ergötzt hatten, ging ein Jeder in sein Haus, und wer nicht länger wachen wollte, der versteckte sich in sein Bett, so gut er es hatte.


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