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Dreizehn

»Ehrwürden, ich beichte! – Hab' dreizehn Söhne.
In Schmerzen gebar sie mein junger Leib.
Ich bin ein leidenschaftliches Weib,
Lieb' und Haß sind in mir zwei starke Töne.
Mein jüngster Knabe ist jetzt sechs Jahr,
Aber seit ich diesen geboren,
Hab' ich Ruhe und Frieden verloren.
Ich hadre und grolle immerdar.
Wegen irgend geringer Fehle
Groll ich mit irgend einem Kind,
Hab' keine Ruhe in meiner Seele,
Seit es der Knaben dreizehn sind.
Seh' immer des einen sündige Triebe
Unverschleiert und riesengroß.
Ein seidiger Mantel ist meine Liebe,
Aber immer liegt einer bloß.
Ich hab' mir mein Herz schon selber zertreten,
Es will nicht gehorchen. – Was soll ich tun?

Der Priester sprach: »Ich will für dich beten.« –

Zwölf Monate später:
»Frau, – und nun?« –
»Ihr habt nicht umsonst um Frieden geworben,«
Sprach die Frau. »Kein Groll zerreißt mehr mein Herz.
Mein ältester Knabe ist gestorben – –
Meine Seele ist Liebe und lauter Schmerz!
Gott hat mir brennenden Heiltrank geboten.
Jetzt reicht mein Mantel seidenweich!
Ich lieb' sie jetzt alle zwölfe gleich!
Aber zwölftausendmal mehr den Toten!«

*

 


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