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Falsche Sehnsucht und wahrer Trost

Die Sehnsucht nach den heimatlichen Stätten
hat keinen Sinn mehr, seit sie so verkamen.
Als ob wir nicht viel schönre Heimat hätten
in dem Gedenken, das wir mit uns nahmen,
als ob ihr Spiegelbild, das unbefleckte,
den Glanz der alten Zeit nicht reiner hielte,
da noch mein Herz die Drohung nicht entdeckte
und ohne Arg mit allen Gaben spielte.

So ist an Maß und Anmut ungeschmälert,
wie sie uns einst erschien, bewahrt geblieben
die alte Welt, behügelt und betälert,
und ihre Menschheit, noch nicht giergetrieben,
wir können durch das Unzerstörte gehen,
dem alten Freund in alter Freundschaft nahen,
Erinnrung läßt Vergangnes auferstehen,
wie wir es früher wohlgefällig sahen.

Doch wenn wir jetzt zurück zur Heimat kämen,
zur Wirklichkeit der heimatlichen Welten,
so müßten wir uns unsrer Liebe schämen,
weil dort die alten Götter nicht mehr gelten:
und wär' ich wieder an vertrauten Orten,
spürt' ich das Böse hinter allen Wänden,
die Falschheit in den ehmals graden Worten,
den Wahn im Blick, das Blut an allen Händen.

Verloren ist, was wir als Heimat kannten,
das Liebgehaltene kommt so nicht wieder!
Wenn wir das Floß der Ueberfahrt verbrannten
besteht der Träume Heimat und der Lieder:
sie werden den Verbannten würdig trösten,
und ohne daß die Zuversicht sich schwächte,
dem Vorbild gleich im Kleinsten wie im Größten
der Tage Schatten, das Gestirn der Nächte.


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