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Cuchulain (sprich Kuhúllin) Leagerie Conal Emer, Cuchulains Frau Leageries Frau Conals Frau Laeg, Cuem> chulains Wagenführer Ein roter Mann Stalljungen und Küchenjungen Drei schwarze Männer |
Ein Blockhaus. Zwei Fenster sind im Hintergrund und eine Tür, die einen der Winkel des Raumes abschneidet. Durch die Tür erblickt man Felsen, welche den Grund außerhalb der Tür höher erscheinen machen als drinnen und man sieht das Meer. Hinter den Fenstern ist nichts zu sehen als das Meer. Drei große Sessel stehen auf der der Tür entgegengesetzten Seite und ein Tisch davor. Auf dem Tisch Becher und eine Flasche mit Ael.
Im Abtei-Theater ist das Haus orange-rot und die Sessel, Tische und Gefäße schwarz mit leichter Purpurfärbung, die sich nicht klar von dem Schwarz unterscheiden läßt. Die Felsen sind schwarz mit einigen wenigen grünen Flecken. Das Meer ist grün und leuchtend und alle Personen außer dem Roten und den Schwarzen Männern sind in verschiedenen Abstufungen grün gekleidet, der eine oder der andere mit Purpurflecken die beinahe schwarz erscheinen. Die Schwarzen Männer sind in dunklen Purpur und der Rote Mann ganz in Rot gekleidet. Er ist sehr groß und seine Höhe wird vergrößert durch Hörner auf dem Goldenen Helm. Der Helm hat in Wirklichkeit mehr dunkelgrün als Gold an sich. Auf die schwarzen Tuchkappen der Schwarzen Männer sind Katzenköpfe gemalt. Der Eindruck ist mit Absicht heftig und überraschend.
Conal Nicht ein Segel, nicht eine Welle, und wenn das Meer nicht ein wenig schnurrte wie eine Katze, nicht ein Laut. Es ist noch keine Gefahr. Ich kann weit sehen, denn das Mondlicht ist auf dem Meer. Ein Hornruf.
Leagerie Ah, da ist etwas.
Conal Es muß vom Lande her sein, doch die Gefahr kommt von der See. Wir brauchen uns vor nichts zu fürchten was vom Lande her kommt. Blickt zur Tür hinaus. Ich kann niemanden sehen, die Felsen und die Bäume verdecken einen großen Teil des Pfades auf jener Seite.
Leagerie am Tisch sitzend
Es klang wie Cuchulains Horn, aber das ist nicht möglich.
Conal Ja, das ist unmöglich. Er wird nie von Schottland heimkommen. Er hat dort alles was er braucht. Glück in allem was er tut. Sieg und Reichtum und Glück strömen auf ihn ein, dieweil hier zu Hause alles verdirbt und eines Mannes guter Name hinschwindet zwischen Nacht und Morgen.
Leagerie Ich wünschte, er käme trotz alledem heim und flößte diesem seinem jungen Weib Ruhe ein und Achtung für diejenigen, die mehr sind als sie. Heute Abend sogar mußten dein Weib und mein Weib ihr verbieten, vor ihnen in die Speisehalle einzutreten. Sie ist jung und sie ist Cuchulains Weib und so muß sie ihren Schweif ausbreiten wie ein Pfau.
Conal an der Tür
Ich kann jetzt den Hornbläser sehen – ein Jüngling in einen Mantel gehüllt.
Leagerie Laß ihn nicht eintreten. Heiße ihn sich anderswo ein Obdach suchen. Dies ist kein Ort, um ein Obdach darin zu finden.
Conal Das ist richtig. Ich will ihn fortgehen heißen, denn niemand soll von dem Unheil wissen, das heute Nacht über Irland kommen wird.
Leagerie Kein Lebender außer uns beiden darf je davon wissen.
Conal vor der Tür
Geh fort – geh fort!
Ein Jüngling, bedeckt mit einem langen Mantel, steht auf den Felsen vor der Tür.
Jüngling Ich bin ein Reisender und suche ein Nachtlager und Speise.
Conal Ein Gesetz wurde gemacht, daß niemand heut Nacht in dies Haus dürfe.
Jüngling Wer machte dies Gesetz?
Conal Wir zwei machten es und wer hätte ein besseres Recht dazu, denn wir müssen dieses Haus bewachen und es hüten vor Raub und Brand und vor Zauberei.
Jüngling Dann will ich das Gesetz brechen. Fort aus dem Weg!
Er ringt mit Conal und drängt sich an ihm vorüber in das Haus.
Conal Ich dachte, kein Lebender außer Leagerie könne mich bestehen – und selbst Leagerie könne nicht an mir vorbei drängen. Was mehr ist: kein Lebender hätte das vermocht, wäre ich nicht überrascht worden. Wie konnte ich meinen, einer so großen Kraft zu begegnen?
Leagerie Geh fort von hier: da ist ein anderes Haus ein wenig weiter die Küste hinab, unsere Frauen sind dort mit ihren Dienern und sie werden dir Speise und Trank geben.
Jüngling In diesem Hause hier will ich Trank und Speise haben.
Leagerie zieht sein Schwert
Geh fort von hier oder ich helf dir dazu.
Der Jüngling erfaßt Leagerie's Arm, stößt ihn empor und lehnt seinen Schild über den Stuhl wo ein leerer Platz ist.
Jüngling am Tisch
Hier will ich die Nacht verbringen, doch ich sage euch nicht warum, bevor ich getrunken habe. Ich bin durstig. Was! die Flasche voll und die Becher leer und da sind Leagerie und Conal! wie – was ist im Wind, daß Leagerie und Conal nicht trinken können?
Leagerie Es ist Cuchulain.
Conal Geh du lieber nach Schottland zurück, oder wenn du hier bleibst, so frage niemanden was geschehen ist, oder was geschehen wird.
Cuchulain Was könnte da noch Seltsameres geschehen, als daß ich heimkomme nach Jahren und ihr mir die Türe weist.
Conal Ich sage dir, dies ist kein passendes Haus dich zu begrüßen, denn es ist ein entehrtes Haus.
Cuchulain Was ist das worauf ihr anspielt? hier saßt ihr mit Ael neben euch und bei offener Tür und mit Streit im Sinn. Ihr wartet auf jemanden oder auf etwas. Auf irgend einen Boten, der euch eine Beute bringen soll oder ein Abenteuer, das ihr für euch selbst behalten wollt.
Leagerie Sag es ihm lieber, denn er hat solches Glück, daß sein Glück vielleicht das unsre retten möchte.
Conal Ja, ich sollte es ihm lieber sagen, denn hier eben an dieser Tür sahen wir, welch ein Glück er hatte. Die Schrägung des Erdbodens kam ihm zu Hilfe. Ist die See ruhig?
Leagerie blickt aus dem Fenster
Nichts regt sich dort.
Conal Cuchulain, kurz nachdem du dieses Land verließest, saßen wir hier beim Trank. Wir waren lustig. Es war spät, kurz vor Mitternacht, als ein Mann von seltsamem Aussehen mit rotem Haar und einem großen Schwert in der Hand hier durch diese Türe trat. Er forderte Ael und wir gaben es ihm, denn wir waren es müde geworden, mit einander zu trinken. Er wurde lustig und auf jeden unserer Späße machte er einen besseren und nun standen wir alle drei auf und tanzten und dann sangen wir und dann sagte er, er wolle uns ein neues Spiel zeigen. Er sagte, er wolle sich niederbeugen und einer von uns möge ihm das Haupt abschlagen und danach möge einer von uns, oder wem immer der Sinn nach dem Spiel stehe, sich niederbeugen und geköpft werden. »Ihr nehmt meinen Kopf« sprach er »und dann nehm ich seinen Kopf und das soll ein Geschäft und eine Schuld unter uns sein. Ein Kopf für einen Kopf – das ist das Spiel« sprach er. Wir lachten über ihn und sagten, er sei betrunken, denn wie könne er einen Kopf abhauen, wenn sein eigener abgehauen worden sei? dann begann er uns zu schelten und zu beschimpfen – so lief ich denn hin und schlug ihm den Kopf ab und der Kopf fuhr da, wo er lag, zu lachen fort und jetzt nahm er ihn in seine Hände und lief hinaus und tauchte in das Meer.
Cuchulain lacht
Ich hatte ebensogute Einfälle, wenn so viel Ael in mir war und glaubte auch daran.
Leagerie am Tisch
Ich sage dir, Cuchulain, das hattest du nie. Dir ist nie eine Geschichte wie diese eingefallen.
Conal Warum mußt du dich immer herausstreichen gegen Leagerie und gegen mich? und vor allem, es war durchaus keine Einbildung. Wir sagten zu einander, daß alles nur aus der Flasche käme und wir lachten und sagten, daß wir keinem davon sprechen wollten. Wir schworen, daß wir es keinem sagen würden. Doch zwölf Monate später, als wir an diesem Tische saßen, die Flaschen zwischen uns –
Leagerie Doch ganz voll bis zum Rand –
Conal Die Erinnerung an jene Geschichte ließ uns das Trinken vergessen –
Leagerie Wir erzählten sie einander von neuem –
Conal Plötzlich trat jener Mann herein mit dem Kopf wieder auf den Schultern und dem großen Schwert in der Hand. Er forderte die Bezahlung der Schuld und da weder ich noch Leagerie ihn uns die Häupter abhauen lassen wollte, begann er uns zu schelten und zu erniedrigen und nannte uns ehrlos und ganz Irland sei entehrt um unseretwillen. Wir konnten kein Wort entgegnen.
Leagerie Wenn du hier gewesen wärst, hättest du ebenso geschwiegen wie wir.
Conal Zuletzt sagte er, er würde in zwölf Monaten wiederkommen und uns nochmals eine Gelegenheit geben, unser Wort zu halten und unsere Schuld zu zahlen. Danach ging er wiederum in das Meer hinunter. Meinst du, er wird aller Welt von der Schande erzählen, die über uns gekommen ist?
Cuchulain Ob er es tut oder nicht, wir wollen dort in der Tür stehn mit bloßen Schwertern und ihn wieder zur See hinabjagen.
Conal Was nützt es uns, wider einen Mann zu kämpfen, dessen Kopf lacht, wenn er abgehauen ward?
Leagerie Wir könnten fortlaufen, doch er würde uns überallhin folgen.
Conal Er kommt … das Meer beginnt zu schäumen und zu brausen wie damals, als er das letzte Mal kam.
Cuchulain Laßt uns die Tür schließen und unsre Rücken dagegen stemmen.
Leagerie Es ist zu spät. Sieh – da ist er an der Tür. Er steht auf der Schwelle.
Ein rotgekleideter Mann mit einem großen Schwert und rotem struppigem Haar und einem Goldnen Helm auf seinem Haupt steht auf der Schwelle.
Cuchulain Geh zurück in das Meer, alter Rotkopf! willst du Häupter abhauen so köpfe die Seeschildkröte von Muirthemne sprich Mur-hév-na oder das Ferkel von Connaught, das einen Mond im Leibe hat, oder jenen alten Gaukler Manannan, den Sohn des Meeres, oder den Roten Mann von Boyne, oder den König der Katzen, denn sie sind von deiner Art und verstehen vielleicht deine Sitten. Geh, sage ich, denn ein abgehauenes Menschenhaupt wächst nicht wieder. Warum stehst du da? geh hinab, sage ich. Kann ich dich nicht treffen mit dem Schwert, so will ich dich in das Meer werfen mit meinen Sünden, Was lachst du über mich, alter Rotkopf? geh hinab, eh ich meine Hände an dich lege!
Roter Mann So glaubst auch du, daß ich im Ernst eines Mannes Haupt verlangte? Es war nur ein Trinkerspaß – ein altes Gauklerstück zum Zeitvertreib. Ich bin der beste aller Trinker und Rauschgesellen – der Gütigste unter den Bild-Wandlern der Welt. Sieh – ich brachte diesen Goldnen Helm als ein Geschenk. Er ist für dich oder für Leagerie, oder für Conal – für den besten Mann und tapfersten Kämpfer unter euch und ihr selbst sollt den Mann wählen. Leagerie ist tapfer und Conal ist tapfer. Sie wagen ihr Leben im Kampf, doch sie waren nicht tapfer genug für meine Späße und mein Gaukelspiel. Er setzt den Goldnen Helm auf den Boden. Habe ich zu grimmig gespaßt? gut – ihr habt mir vergeben, denn hier ist der Helm und möge der Stärkste ihn nehmen. Er geht ab.
Conal nimmt den Helm
Es ist mein Recht. Ich bin ein Jahr älter als Leagerie und habe in mehr Schlachten gekämpft.
Leagerie stolziert über die Bühne und singt
Leagerie von den Schlachten
Erschlug mit dem Schwert
Der Katzköpfe Heer
Und schleppte hinweg
Ihr heimlich Gold.
Er erwischt den Helm beim letzten Wort.
Conal Gib ihn mir zurück, sag ich. Dein Schatz war nichts als dürres Laub, da du vor deine Türe kamst.
Cuchulain nimmt Leagerie den Helm fort
Gib ihn mir, sag ich!
Conal Du bist zu jung, Cuchulain. Welche Taten hast du getan, die sich den unsren vergleichen ließen?
Cuchulain Ich nahm ihn nicht für mich. Er soll uns allen zugleich gehören. Er geht an den Tisch und füllt den Helm mit Ael. Wir lassen ihn kreisen und trinken daraus nach der Reihe und keiner wird den Anspruch erheben, daß er ihm mehr gehöre als einem anderen. Ich trinke auf dein Weib, Conal, und auf dein Weib, Leagerie, und ich trinke auf Emer, mein eigenes Weib. Rufe und Hornklänge in der Entfernung. Was will dieser Lärm?
Conal Es sind die Stalljungen und die Jagdjungen und Küchenjungen, die da streiten. Ich kenne den Ton, denn ich habe ihn neuerdings öfter gehört. Es ist gut, daß du zu Hause bist, Cuchulain, denn dein eigener Stalljunge und Wagenführer Laeg ist der schlimmste von allen und jetzt wirst du ihn in Ruhe halten. Sie nehmen die großen Jagdhörner von der Wand, wenn sie die Stimmen der andren nicht überschreien können. Da – da – hörst du sie jetzt? Rufe, die den Lärm übertönen ich trinke auf dein Wohl, Cuchulain, und auf dein junges Weib, obwohl es besser wäre, wenn es mit meinem Weib nicht streiten wollte.
Viele Männer, darunter Cuchulains Wagenführer Laeg, treten auf mit großen und phantastisch geformten Hörnern.
Laeg Ich bin Cuchulains Wagenführer und ich sage, daß mein Herr der beste Mann ist.
Ein Andrer Er ist es nicht – Leagerie ist es.
Ein Andrer Nein – Conal ist es.
Laeg Mach, daß sie auf mich hören, Cuchulain.
Ein Andrer Nein, hört auf mich!
Laeg Als ich sagte, daß Cuchulain den Helm haben müsse, stießen sie in die Hörner.
Ein Andrer Conal hat ihn. Der beste Mann hat ihn.
Cuchulain Ruhe da, ihr alle. Was will all dieser Aufruhr, Laeg, und wer begann ihn? Die Küchenjungen und Stalljungen deuten auf Laeg und rufen: »Er begann ihn.« Ihr Gemurmel hält andauernd an während des Folgenden.
Laeg Ein Mann mit einem roten Bart kam dahin wo wir saßen und im Vorübergehen rief er mir zu, daß sie dir einen goldnen Helm oder irgend so etwas nehmen wollen, und daß sie dir die Führerschaft von Irland versagen. Darauf erhob ich mich und rief, du seist der beste Mann von allen Männern von Irland. Aber die anderen schrien für Leagerie oder Conal und weil ich eine starke Stimme habe, so holten sie die Hörner herunter, um meine Stimme zu übertönen, und da weder ich noch sie Ruhe geben wollten, kamen wir hierher um es zu ordnen. Ich verlange, daß man Conal den Helm abnehme und ihn dir gebe.
Die Stalljungen und die Küchenjungen schreien »Nein, nein, gebt ihn Leagerie,« »Der beste Mann hat ihn« und so weiter.
Cuchulain Weder Conal noch irgendwer sonst hat ihn bekommen. Ich habe einen Trinkbecher daraus gemacht, damit er allen gehören könne. Ich habe getrunken und dann hat Conal getrunken. Gib ihn Leagerie, Conal, daß er trinken möge. Dann werden sie sehen, daß er uns allen gehört.
Ein Küchen- oder Stalljunge Cuchulain hat recht.
Ein Andrer Cuchulain hat recht und ich bin es müde, das große Horn zu blasen.
Laeg Cuchulain, du trankst zuerst.
Ein Andrer Er gibt ihn jetzt an Leagerie, doch er hat die Ehre davon für sich selbst genommen. Hörtet ihr ihn sagen, daß er als Erster trank? er erhob den Anspruch auf Vorrang, indem er als Erster trank.
Ein Andrer Trank Cuchulain zuerst?
Laeg triumphierend Du trankst zuerst, Cuchulain.
Conal Erhobst du Anspruch auf den Vorrang vor uns, indem du als Erster trankst? Leagerie und Conal ziehen ihre Schwerter.
Cuchulain Ist es jener alte dürre Hering, jener alte rote Gaukler, der uns zanken macht sich zur Freude? Erregtes Gemurmel unter den Stalljungen und Küchenjungen er gab uns den Helm, um uns auf einander zu hetzen und weil wir darum nicht streiten wollten, geht er zu Laeg und sagt ihm, daß mir Unrecht geschehe. Wer weiß, wo er jetzt ist und wen er aufreizt, um Zwietracht unter uns zu setzen? geht zurück zu eurer Arbeit und rührt euch nicht, was immer für ein Lärm zu euch dringen und welche Gestalt immer sich euch zeigen mag.
Ein Küchenjunge Cuchulain hat recht. Ich bin es müde, das große Horn zu blasen.
Cuchulain Geht in Frieden. Die Küchenjungen und Stalljungen wenden sich zur Tür, halten aber inne beim Klang der Stimme von Leagerie's Weib hinter der Tür.
Leagerie's Weib Mein Mann ist der beste. Ich will zuerst eintreten. Ich will zuerst eintreten.
Emer Mein Mann ist der beste und ich will zuerst eintreten.
Conal's Weib Nein, denn mein Mann ist der beste und so müßte ich zuerst eintreten.
Leagerie's Weib und Conal's Weib ringen in der Türöffnung
Leagerie's Weib singt
Mein Mann ist der beste.
Wer sonst überwand
'Der Katzköpfe Heer
Miauend im Meer
Und schleppte hinweg
Ihr gehütetes Gold?
Sie schlagen mit Klauen
Und beißen mit Zähnen
Doch Leagerie, mein Gatte
Gab allen das Schwert.
Conal's Weib Legt ihre Hand auf der anderen Mund und drängt sich vor.
Mein Gatte bestand
Starke Männer in Waffen.
Ward ihm ein Streit
Mit Katzen – gewiß
Er kämpfte allein
Mit den starken und schweren
Mit tüchtigen Klauen.
Ists rühmlich zu kämpfen
Mit hohlen Schatten
Die hilflos miauen?
Emer Drängt sich zwischen beiden durch und schiebt sie mit ihren Händen zurück.
Ich bin Emer, Cuchulains Weib, und niemand soll vor mir eintreten noch vor mir singen, noch irgendwen rühmen, dessen Ruhm ich nicht hören will.
Cuchulain hält seinen Speer quer vor die Tür.
Cuchulain All unsre drei Weiber sollen zugleich eintreten und durch drei Türen, gleich an Höhe und an Breite und an Ehre. Brecht den unteren Rand der Fenster nieder.
Während Conal und Leagerie die Ränder der Fenster niederbrechen, geht ein jedes Weib zu dem Fenster, wo ihr Gatte ist. Während die Fenster ausgebrochen werden singt
Emer Mein Mann ist der beste
Und Conals Weib
Und Leageries Weib
Lügen wissend
Den Ruhm ihrer Gatten
Aus Neid gegen mich.
Mein Mann ist der beste
Zuerst um sein Selbst,
Denn er ist der kühnste
Und schönste der Männer
Und der meist geliebte
Von den Frauen in Irland
Die mich beneiden
Und dann ists um mich
Denn ich bin die jüngste
Und schönste Fürstin.
Wie die Fenster nun Türen geworden sind nimmt Cuchulain seinen Speer fort von der Tür wo Emer ist und alle drei treten ein im gleichen Augenblick.
Emer Ich bin gekommen dich zu rühmen und dir Mut einzuflößen, Cuchulain, wie ein Weib es soll, damit sie dir nicht die Führerschaft der Männer von Irland nehmen.
Leagerie's Weib Du lügst, Emer, denn Cuchulain und Conal sind es, die meinem Gatten die Führerschaft genommen haben.
Conal's Weib Cuchulain hat sie genommen.
Cuchulain Stadtland gegen Stadtland, Baronie gegen Baronie, Königreich gegen Königreich, Provinz gegen Provinz, und wo nur zwei Türpfosten an einer Türe sind, da kämpft der eine wider den andren. Er nimmt den Helm den Leagerie auf den Tisch gelegt hatte, als er sich an das Ausbrechen des Fensterrandes machte. Dieser Helm wird keine Kriege mehr über Irland bringen. Er wirft ihn in das Meer.
Leagerie's Weib Du tatest das, um meinen Gatten zu berauben.
Conal's Weib Du konntest ihn nicht für dich behalten und darum warfst du ihn fort, damit keiner sonst ihn bekäme.
Conal Du hättest das nicht tun sollen, Cuchulain.
Leagerie Du hast uns ein großes Unrecht getan.
Emer Wer ist für Cuchulain?
Cuchulain Daß keiner sich rühre!
Emer Wer ist für Cuchulain, sage ich?
Sie zieht ihren Dolch aus dem Gürtel und schwenkt ihn umher, indem sie dieselben Worte singt wie zuvor. Während sie singt haben Conal's Weib und Leagerie's Weib ihre Dolche gezogen und sind auf sie zugelaufen um sie zu töten, doch Cuchulain hält sie mit Gewalt zurück. Conal und Leagerie haben ihre Schwerter gezogen um Cuchulain zu treffen.
Conal's Weib während Emer noch singt
Bringt sie zum Schweigen, bringt sie zum Schweigen, blast die Hörner, macht einen Lärm!
Die Küchenjungen und Stalljungen blasen die Hörner oder kämpfen miteinander. Es ist ein betäubender Lärm und ein verworrener Kampf, plötzlich langen drei schwarze Hände mit Löschhüten durch das Fenster und löschen die Fackeln. Es ist nun völlig dunkel bis auf ein sehr schwaches Licht vor dem Hause, welches nur zeigt, daß sich Gestalten bewegen, aber nicht wer oder was sie sind, und in der Finsternis hört man leise erschreckte Stimmen.
Erste Stimme Saht ihr sie die Fackeln löschen?
Andre Stimme Sie stiegen aus dem Meer empor, drei schwarze Männer.
Andre Stimme Sie haben Katzenköpfe auf den Schultern.
Andre Stimme Sie stiegen miauend aus dem Meer empor.
Andre Stimme Wie dunkel es ist! einer von ihnen hat seine Hand vor den Mond gelegt.
Ein Licht dringt allmählich durch die Fenster als käme es aus der See. Man erblickt den Roten Mann, der in der Mitte des Hauses steht.
Roter Mann Ich fordre die Bezahlung der Schuld. Ich fordre, daß ein Mann sich niederbeuge damit ich ihn enthaupte, so wie ich enthauptet ward. Wird mir die Schuld nicht bezahlt, so soll kein Friede nach Irland kommen und Irland soll schwach daliegen vor seinen Feinden. Doch wenn die Schuld mir bezahlt wird, so soll hier Friede sein.
Cuchulain Die Zwietracht von Irland soll enden. Was ist eines Mannes Leben? ich will die Schuld bezahlen mit meinem eigenen Haupt. Emer klagt. Schreie nicht, Emer, denn wäre ich nicht ich selbst, wäre ich nicht Cuchulain, einer von denen, die Gott verwegen gemacht, so hätten die Frauen von Irland mich nicht geliebt und du hättest dein Haupt nicht so hoch getragen.
Er beugt sich nieder, senkt das Haupt. Drei schwarze Männer erscheinen in der Tür. Zwei halten Fackeln und einer zwischen ihnen in gebeugter Stellung hält den Goldnen Helm hoch. Der Rote Mann reicht dem einen der Schwarzen sein Schwert und nimmt den Helm.
Worauf wartest du, alter Mann? komm – erhebe dein Schwert!
Roter Mann Ich will dir kein Leid tun, Cuchulain. Ich bin der Hüter dieses Landes und nach jedem Menschenalter steige ich aus dem Meer um die Männer von Irland zu prüfen. Ich gebe dir die Führerschaft, weil du ohne Furcht bist und du sollst viele Schlachten gewinnen mit lachenden Lippen, und Wunden und Verrat ertragen ohne Bitternis des Herzens, und wenn Menschen dich ansehen, sollen ihre Herzen größer werden und ihre Sinne klar, bis der Tag kommt, da ich dir den Sinn verdunkle, auf daß dem Märchen ein Ende werde, und ein Lied auf der Harfen-Saite.
Die Gräfin Cathleen am 28. Februar 1914,
Das Wunschland des Herzens am 14. Juli 1914,
Die schattigen Wasser am 13. Dezember 1916,
Cathleen ni Houlihan am 20. Dezember 1916,
Das Stundenglas am 24. Dezember 1916,
An Baile's Strand am 22. September 1917,
Des Königs Schwelle am 8. Januar 1918,
Deirdre am 29. April 1918
Das Einhorn von den Sternen am 5. Juli 1918,
Der Goldne Helm am 5. Dezember 1922