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Das Einhorn von den Sternen

Dramatis Personae

Vater John

Thomas Hearne, ein Wagenbauer

Andrew Hearne, sein Bruder

Martin Hearne, sein Neffe

Johnny Bacach, Bettler

Paudeen, Bettler

Biddy Lally, Bettler

Nanny, Bettler

Polizeiwächter


1. Akt

Das Innere einer Wagenbauerwerkstatt. Teile einer vergoldeten Kutsche, darunter ein Zierstück das einen Löwen und ein Einhorn darstellt. Thomas arbeitet an einem Rade. Vater John kommt aus einem inneren Raum.

Vater John Ich habe über Martin gebetet. Ich habe lange gebetet, aber es ist noch keine Regung in ihm.

Thomas Ihr gebt euch zu viel Mühe, Vater. Ihr könntet ihn ebensogut in Ruhe lassen, bis des Doktors Flasche kommt. Gibt es eine Heilung überhaupt für das was auf ihm ist, so wird der Doktor sie wohl beschaffen.

Vater John Ich denke, es ist keines Doktors Arzenei was ihm helfen wird in diesem Fall.

Thomas Doch, doch. Der Doktor hat seine Sache gut gelernt. Wäre Andrew zu ihm gegangen zurzeit, da ichs ihm sagte, und nicht wieder umgekehrt, um euch ins Haus zu bringen, so würde Martin wahrscheinlich jetzt umhergehen. Ich bemühe euch ungern, Vater, wenn das Geschäft nicht eure Sache ist. Ein jeder Doktor sollte fähig und ganz fähig sein, die fallende Sucht zu heilen.

Vater John Es ist nicht irgend eine gewöhnliche Sucht, was jetzt auf ihm ist.

Thomas Ich dachte zuerst er schliefe. Aber als das Schütteln und an-ihm-Rütteln ihn nicht wecken mochte, wußte ich wohl, es war die fallende Sucht. Glaubt mir, der Doktor wird sie einfangen mit seinen Arzneien.

Vater John Nur das Gebet kann eine Seele einfangen die so weit über der Welt ist, wie die seine es ist in diesem Augenblick.

Thomas Ihr wollt nicht sagen, daß das Leben von ihm gegangen ist!

Vater John Nein, nein, sein Leben ist nicht in Gefahr. Doch wohin er selbst, sein Geist, seine Seele, hingegangen ist, kann ich nicht sagen. Sie ist hinaus über unsre Vorstellungen gegangen. Er fiel in Verzückung.

Thomas Er pflegte sonderbar zu sein als Kind, indem er schlafen ging in den Feldern und heimkam mit Reden von weißen Pferden, die er gesehn, und hellem Volk wie Engel oder was sie gewesen sein mögen. Aber ich heilte das. Ich lehrte ihn hinter Engeln Steine erkennen mit einigen Rutenstreichen. Ich möchte mich keinem Gesicht fügen noch einer Verzückung.

Vater John Wir, die den Glauben hüten, haben kein Recht gegen Verzückung und Gesichte zu reden. Die heilige Elisabeth hatte welche, Sankt Benedikt, Sankt Anton, Sankt Columcill. Die heilige Katharina von Siena lag oft eine lange Zeit wie tot.

Thomas Das mag in den alten Zeiten so gewesen sein, jetzt aber sind diese Dinge aus der Welt gegangen. Wer gut und ehrlich seine Arbeit tut, hat nicht Gelegenheit, seinen Sinn schwärmen zu lassen. Was mochte denn meinen Neffen Martin Hearne in Verzückung bringen, angenommen, daß hier Verzückung im Spiel ist, – und er polierte das Gold auf dem Löwen und Einhorn, die er zur Hand genommen, um ein gutes Stück Arbeit zu liefern für das Dach einer Kutsche.

Vater John das Zierstück aufnehmend

Wahrscheinlich ist es dies was ihn entrückt hat. Das Blitzen des Lichtes darauf wäre genug, um einen der die Anlage dazu hat, zu entrücken. Es gab einen sehr heiligen Mann, obgleich er nicht zu unserer Kirche gehörte, er schrieb ein großes Buch – genannt Mysterium Magnum, der war sieben Tage in Entrückung. Die Wahrheit – oder welch eine Wahrheit es immer sein mochte – überfiel ihn wie ein Platzregen, und war doch nur ein armer Handwerker bei seiner Arbeit. Ein Sonnenstrahl auf einem Zinkgefäß war der Beginn von allem. Geht zur Tür und blickt ins Nebengemach. Er rührt sich noch nicht. Was da jetzt mit ihm vor sich geht, ist entweder das beste oder das schlimmste Ding, was einem nur geschehen kann.

Thomas Und was in der Welt kann einem Mann geschehen, der schlafend in seinem Bett liegt?

Vater John Es gibt welche, die euch antworten möchten, daß den Wachenden nichts geschehen könne und sie seien es, die nichts wüßten. Er ging dorthin wo alle hingehn, die höchste Wahrheit zu suchen.

Thomas Setzt sich wieder und nimmt sein Handwerkszeug

Gut, es mag so sein. Doch die Arbeit muß von statten gehen und das Wagenbauen, und sie werden es nicht, so lang man den Träumen zu viel Beachtung schenkt. Ein Traum ist eine Art von Schatten und hat niemand einen Nutzen davon. Eine Kutsche aber ist ein wirklich Ding und ein Ding das Geschlechter überdauern wird, und das bis zuletzt gebraucht werden kann, und zu allerletzt kann ein Hühnerhaus daraus gemacht werden.

Vater John Mir scheint, Andrew erzählte mir, ein Traum Martins gab den Anlaß zum Bau der Kutsche.

Thomas Nun, ich glaube, er sah Gold in einem Traum und das brachte ihn dazu, daß er etwas Goldenes zu machen wünschte und da Kutschen das Handlichste sind, ruhte er nicht, bis er fast sein ganzes Vermögen in den Bau dieser goldenen Kutsche steckte. Es fiel besser aus als ich dachte, denn einige Advokaten kamen sie anzusehen zur Zeit der Assisen und dadurch hörte man davon im Schloß von Dublin ... und wer sonst hat sie jetzt bestellt als der Lord-Statthalter! Vater John nickt Fertig muß sie sein und abgeliefert am Ende des Monats, wahrscheinlich wird König Georg Dublin besuchen und er selbst gar darin sitzen.

Vater John Martin hat hart daran gearbeitet, ich weiß.

Thomas Man sah nie einen Mann so arbeiten wie ihn, Tag und Nacht, fast seit der Zeit vor sechs Monaten, als er zuerst heim von Frankreich kam.

Vater John Ich hätte nie gedacht, er würde sich als so tüchtig im Geschäft erweisen. Ich dachte, sein ganzer Sinn hinge an Büchern.

Thomas Er sollte mir dankbar sein dafür. Jede Person die ich in die Hand nehme, da mache ich ein gutes Stück Arbeit daraus, gleichwie aus jedem anderen Ding in meinem Hof – Kutsche, Halbkutsche, Mietkutsche, Eselwagen, Leiterwagen, Postchaise, Kalesche, Fuhrwerk auf zwei, auf vier Rädern. Jedes hat die Form, die Thomas Hearne ihm gegeben und ist seiner Hände Werk und was ich tun kann mit Holz und Eisen, warum sollt ichs nicht können mit Fleisch und Blut – und sozusagen meinem eignen noch dazu?

Vater John Ich weiß, ihr habt wirklich euer Bestes für Martin getan.

Thomas Alles Beste. Getadelt, das Geschäft gelehrt, nach Frankreich ins Kloster geschickt, um die Sprache zu lernen und die weite Welt zu sehen – doch wer weiß das besser als ihr, Vater John, ich tat es ja nach eurem eignen Rat.

Vater John Seine Natur schien mir geistlicher Führung und Lehre zu bedürfen, des Besten was nur zu finden war.

Thomas Mir selbst schien es am besten, daß er eine Weile fort bliebe. Zu viele wilde Burschen sind hier am Ort. Wär er hier geblieben, hätt er sich allerlei einbilden können und Verdruß haben – gegen die Regierung gehen, grad so wie Johnny Gibbons, der jetzt geächtet ist und ein Preis steht auf seinem Kopf.

Vater John Das ist so. Seine Einbildungskraft hätte hier zuhause Feuer fangen können. Es war besser ihn zu den Brüdern zu tun, seine Phantasie auf den Himmel zu richten.

Thomas Nun, ich will bald einen guten tüchtigen Handwerker aus ihm gemacht haben, der ruhig leben wird und eine Familie aufziehen und vielleicht wird er bestallter Wagenbauer der königlichen Familie zuletzt.

Vater John am Fenster

Euer Bruder Andrew kehrt da vom Doktor zurück, er steht und spricht mit einer Schar von Bettlern, die am Rand der Straße sitzen.

Thomas Das ist nun ein andrer, den ich erzogen habe. Andrew war ein wenig wild im Reden und in der Art, wollte immer herumschweifen und sich nicht niederlassen an dem Ort, wo er aufgezogen. Aber ich hielt Wache über ihm, ich paßte ab bis die Armut ihn zwackte und setzte ihn dann in das Geschäft. Er war nie ein so guter Arbeiter wie Martin, er vergeudet zu gern seine Zeit mit eitlem Geschwätz. Doch er ist ziemlich geschickt – und immer stetig – und höflich mit Kunden. Ich habe keine Klage, des Aufhebens wert, gegen Andrew in diesen letzten zwanzig Jahren.

Andrew tritt ein.

Andrew Bettler da draußen gehn auf der Landstraße zum Markt von Kinvara. Sie sagten, man wisse, daß Johnny Gibbons von Frankreich zurückkomme weil es still ward, des Königs Soldaten spähen in den Häfen nach ihm.

Thomas Bleib du nur bei der Sache, Andrew. Wird der Doktor selbst kommen oder schickt er eine Flasche, die Martin helfen soll?

Andrew Der Doktor kann nicht kommen, denn er liegt und hat das Reißen im Rücken. Er fragte mich, was Martin fehle und er nahm ein Buch um ein Mittel zu suchen und fing an mir Dinge daraus zu lesen, aber ich sagte, ich kann nicht solche Dinge im Kopf tragen. Er gab mir dann das Buch und hat Zeichen eingelegt an den Stellen wo die Mittel sind ... wart nur ... liest »zusammengesetzte Arzneien werden meist innerlich genommen oder äußerlich angewandt, innerlich genommen sollten sie entweder flüssig oder fest sein, äußerlich – sind es Kompressen oder Schwämme getaucht in einen Absud.«

Thomas Er hätte das selbst auf ein Papier schreiben sollen. Was ist der Nutzen von alledem?

Andrew Ich habe vielleicht das Zeichen verrückt ... hier, nun, ist der Teil den er mir selbst gelesen ... »Die Heilmittel für Krankheiten der Haut zunächst dem Gehirn, Kopfweh, Schwindel, Krampf, Konvulsionen, Lähmung, Alpdruck, Schlagfluß, fallende Sucht.«

Thomas Dies wars, was ich dich ihm sagen hieß: es wär die fallende Sucht.

Andrew läßt das Buch sinken

O mein Lieber, sieh all die Zeichen die herausgefallen sind! wart – ich weiß noch zum Teil was er sagte ... von einem Zugpflaster sprach er ... oder Hirschhorn zum Riechen ... oder Nieswurz ... oder wenn nichts hilft – ein Aderlaß.

Vater John All dies hat nichts mit dem wirklichen Fall zu tun. Es ist nur Zeitverlust.

Andrew Das ist was ich selbst denke, Vater. Ich war doch der erste, nach euch zu rufen, als ich euch vom Hügel herunterkommen sah und euch herzubringen, um zu sehen was ihr tun könnt. Ich hatte mehr Zutrauen zu euren Mitteln als zum Wissen eines jeden Doktors. Und sollte euch die Kur mißlingen, so hab ich selbst eine Kur von meiner Großmutter gehört – Gott hab sie selig! – und sie sagte, sie hätte nie von einem Mißlingen erfahren. Hat einer die fallende Sucht, so schneidet man ihm die Nagelspitzen und ein wenig Kopfhaar ab und legt beides auf den Fußboden und nimmt eine Stecknadel und steckt es damit auf den Boden und läßt es dort. »Das ist die Kur, die nie mißlingt« sagte sie »und die jeden gesund macht, der die fallende Sucht hat.«

Vater John die Hände auf den Ohren

Ich will zurück auf den Hügel, ich will zurück auf den Hügel – doch nein, nein, ich muß tun was ich kann. Ich will wieder hin, will kämpfen, will mein Bestes tun, um ihn durch Gebet zurückzurufen. Geht hinein und schließt die Tür.

Andrew Sonderbar ist Vater John zuweilen, ja, sehr sonderbar. Zuzeiten möchte man sagen, daß er an garnichts glaubt.

Thomas Wenn du einen Priester wolltest, warum holtest du ihn nicht aus unsrer Gemeinde, der ein vernünftiger Mann ist – und einer, von dem du weißt was er denkt? du weißt wohl, daß der Bischof etwas gegen Vater John hat, indem er ihn Jahre hindurch in diesem armen Gebirgsort gelassen, für die Seelsorge der wenigen Unglücklichen, die nach der letzten Hungersnot übrig geblieben. Geht ein Mann von seiner Gelehrsamkeit in Lumpen, so wie er, so muß ein guter Grund dafür vorhanden sein.

Andrew Ich hatte all das im Sinn, als ich ihn brachte. Aber ich meinte, er würde mehr für Martin tun, als er wirklich tut. Eine Messe, dachte ich, würde er über ihm lesen und beim Lesen Krämpfe bekommen und irgend ein seltsames Ding schösse mit großem Lärm zur Tür hinaus.

Thomas Es gäbe dem Haus üble Nachrede, wenn so etwas darin geschähe. Das ist gut genug für Arbeiter und kleine Landleute. Es gäbe kein gutes Ansehen, wenn so etwas ruchbar würde von diesem Haus, das im Wagenbau das erste in der Grafschaft ist.

Andrew Diese Krankheit kommt vom Teufel und es ist das beste, sie auszutreiben einerlei auf welche Weise. Vielleicht aber ist mit dem Jungen überhaupt nichts Böses los. Wahrscheinlich war er draußen mit wilden Gesellen zusammen und das Herumstreifen hat seine Gesundheit erschüttert. Ich war selbst so eine Zeit lang.

Thomas Vater John nennt es eine Art von Gesicht oder Verzückung, aber ich möchte nicht viel Wert auf seine Worte legen. Es ist sein Geschäft, mehr zu sehen als andre Leute sehen würden, so wie ich einen Spalt im Lederdach eines Wagens sähe, den kein anderer überhaupt herausfände.

Andrew Es ist die fallende Sucht, ich habe keinen Einwand dagegen – eine echte rechte Krankheit, die als Strafe über die ungläubigen Juden verhängt wurde. Es kann einen aus der einen Familie, und einen anderen aus der anderen befallen, und braucht über keinen aus der Verwandtschaft zu kommen. Eine Person die sie hat – da darfst du nur nicht zwischen ihr und dem Wind sein oder dem Feuer oder dem Wasser. Aber ich fürchte, eine Verzückung möchte solch ein Ding sein, das durchs Haus läuft wie cholera morbus.

Thomas Ich glaube nicht, daß es so etwas gibt wie eine Verzückung. Solche Leute wollen nur die Welt in Erstaunen setzen, wenn es ihnen gut dünkt, aufzuerstehen. Sie zur Arbeit anhalten ist das Beste und überhaupt nicht viel darauf achten.

Andrew Ich möchte lieber keine Verzückungen haben. Wenn ich sterbe ohne Ursache, setze ichs in mein Testament, daß man mir einen Stechpalmzweig durch das Herz treibe, damit ich so bequem liege nach dem Begräbnis und mich nicht umdrehe im Sarg. Ich sags, ich setze das für dich in mein Testament.

Thomas Denke nun nicht mehr an dein Wohlbefinden, Andrew, sondern an das Geschäft. Hat der Schmied die Deichseln für diese Kutsche schon mit Eisen beschlagen?

Andrew Ich will einmal nachsehen.

Thomas Tus, und sieh, ob er ein gutes Stück Arbeit gemacht. Die Deichseln müssen stark und fest sein, wenn sie mit Gold gebuckelt werden sollen.

Andrew Das sollen sie – und die Tritte an den Seiten – Glaswände für das Volk, um die Atlaspracht darin zu zeigen – der Löwe und das Einhorn als Krone vom Ganzen. Es war ein großer Gedanke Martins, diese Kutsche zu machen!

Thomas Am besten gehe ich selbst zum Schmied und überlasse das keinem anderen. Du kannst im Hof nach dem Eselwagen sehen, der eine neue Schiene am Rad nötig hat – er steht hinten im Hof. Sie gehen zur Tür. Auf jede Kleinigkeit achten und jede Minute mit irgend einer Arbeit ausfüllen, so bringt man ein Geschäft in die Höhe. Sie gehen ab.

Vater John führt Martin herein

Sie sind nun fort – die Luft hier in der Werkstatt ist frischer – du kannst hier ein Weilchen sitzen. Du bist nun ganz wach, du warst in einer Art Verzückung oder in einem Schlaf.

Martin Wer hat an mir gezogen? wer brachte mich zurück?

Vater John Ich, der Vater John, tat es. Ich betete lange über dir und brachte dich zurück.

Martin Ihr, Vater John, wart so ungütig? o laßt mich, laßt mich allein!

Vater John Du bist noch in deinem Traum.

Martin Es war kein Traum, sondern wirklich. Riecht Ihr nicht die gepflückte Frucht – die Trauben? das Zimmer ist voll von dem Duft.

Vater John Sag mir was du gesehn, wo du gewesen?

Martin Da waren Pferde – weiße Pferde brausten vorüber mit weißen glänzenden Reitern – da war ein Pferd ohne Reiter und einer fing es und setzte mich darauf und ich ritt hin, mit dem Wind, wie der Wind –

Vater John Das ist eine gewöhnliche Vorstellung. Ich kenne viele arme Leute die das gesehen haben.

Martin Weiter gings – weiter – weiter. Wir kamen zu einem süßduftenden Garten mit einer Pforte davor – und Weizenfelder rings mit vollen Ähren – und da waren Weingärten wie ich sie in Frankreich gesehn und Trauben in Büscheln. Ich glaubte mich in einer Himmelsstadt. Dann sah ich, daß unsere Pferde sich in Einhörner verwandelt hatten und sie begannen die Trauben abzureißen und zu zerstampfen. Ich wollte sie hindern aber ich konnte nicht.

Vater John Das ist seltsam, das ist seltsam. Was fällt mir dabei ein? ich hörte es irgendwo: monoceros de astris – das Einhorn von den Sternen.

Martin Sie rissen den Weizen nieder und stampften ihn auf den Steinen und rissen dann die letzten Trauben herab und zerschlugen, zermalmten, zerstampften sie. Ich roch den Wein, er floß zu beiden Seiten – dann wurde alles undeutlich. Ich entsinne mich nicht klar, alles war still, das Gestampf hatte aufgehört, wir alle erwarteten irgend einen Befehl. O! daß er käme! ich versuchte ihn zu hören, irgend etwas zog, zog mich davon hinweg. Ich bin gewiß, ein Befehl ward gegeben und dann war ein großer Ausbruch von Gelächter. Was war es? wie war der Befehl? altes um mich her schien zu zittern.

Vater John Erwachtest du dann?

Martin Das glaube ich nicht, alles verwandelte sich, es war furchtbar, wundervoll! ich sah die Einhörner stampfen – stampfen – doch nicht in den Weintrögen. O ich vergesse! warum wecktet ihr mich?

Vater John Ich rührte dich nicht an. Wer weiß, wessen Hände dich zogen? ich betete, das war alles, was ich tat. Ich betete sehr stark um dein Erwachen. Ohne das hättest du sterben können. Ich möchte wissen was dies alles bedeutet? die Einhörner – was sagte mir der französische Mönch? – Kraft bedeuten sie, jungfräuliche Kraft, eine brausende, dauernde, unermüdliche Kraft.

Martin Kraft hatten sie. O sie machten einen großen Lärm mit ihrem Stampfen.

Vater John Und die Trauben, was bedeuteten sie? es bringt mir den Psalm in den Sinn – Et calix meus inebrians quam praeclarus est. Es war ein seltsames Gesicht, ein sehr seltsam Gesicht, ein sehr seltsam Gesicht.

Martin Wie komm ich zurück an jenen Ort?

Vater John Du sollst nicht zurück, du sollst daran nicht denken. Jenes Leben der Gesichte, der Betrachtung, ist ein schreckliches Leben, denn es hat weit mehr Versuchung in sich als das Leben des Alltags. Vielleicht wärst du am besten unter der Regel im Kloster geblieben.

Martin Ich konnte dort nichts so deutlich sehen. Hier im eigenen Hause kommen die Gesichte, am Ort, wo glänzendes Volk mit Lachen um mich her zu tanzen pflegte und ich ein kleiner Bursch war mit dem Brustlatz.

Vater John Du kannst nicht wissen, ob dir dieses Gesicht von dem Fürsten der Welt gekommen. Wie kann einer das je wissen, so er nicht der kirchlichen Disziplin folgt? ein geistlicher Führer, ein Weiser und Gelehrter, das ists was du brauchst. Ich weiß nicht genug. Was bin ich, als nur ein armer verbannter Priester – sein Wissen vergessen, seine Bücher unberührt und befleckt von der Feuchtigkeit!

Martin Ich will in die Felder hinaus wo ihr nicht hinkommen und mich wecken könnt. Ich will jenes Himmelsland wiedersehn – ich will jenen Befehl hören. Ich kann nicht warten, ich muß wissen was geschah, der Befehl soll mir wieder einfallen.

Vater John stellt sich zwischen Martin und die Tür

Du mußt Geduld haben wie die Heiligen sie hatten. Du nimmst deinen eigenen Weg. Gibt es einen Befehl von Gott an dich, so mußt du Seine Zeit erwarten, ihn zu empfangen.

Martin Soll ich hier leben vierzig Jahre, fünfzig Jahre ... so alt werden wie die Oheime, nichts sehen außer Alltäglichem – ein Werk tun ... irgend ein Narrenwerk?

Vater John Hier kommen sie, es ist Zeit, daß ich gehe. Ich muß denken und ich muß beten. Mein Sinn hat Sorge um dich. Zu Thomas, da dieser mit Andrew hereintritt. Hier ist er, seid freundlich zu ihm, denn er ist noch so schwach wie ein kleines Kind. Geht ab.

Thomas Ist der Anfall vorbei, Junge?

Martin Es war kein Anfall. Ich war fort – eine Weile – nein, ihr werdet mir nicht glauben, wenn ichs erzähle.

Andrew Ich würde es glauben, Martin. Ich hatte selbst sehr lange Träume und sehr wunderliche Träume.

Thomas Die hattest du, bis ich dich heilte, indem ich dich in die Hand nahm und dich an die Stunden der Uhr band. Die Kur die dich heilen, Martin, und dich erwecken wird – ist: daß du den ganzen Sinn auf deine goldne Kutsche richtest – sie hernimmst und fertig machst und aus den Augen bringst.

Martin Nicht gerade jetzt. Ich muß denken, suchen und mich erinnern was ich gesehen – etwas das ich gehört – was ich tun sollte.

Thomas Nein, tu es dir nur aus dem Sinn. Kein tätiger Geschäftsmann kann zwei Dinge in seinem Kopf haben. Am Sonntag oder am Feiertag, da magst du dir ein Ballspiel ansehn oder sonst etwas von der Art, aber an Werktagen deinen Sinn auf irgendwas außer der Werkstatt richten – da ginge aller Wagenbau zugrund.

Martin Mir scheint, es ist nicht Wagenbau was ich tun möchte. Mir scheint, es war nicht dies in jenem Befehl.

Thomas Es ist zu spät jetzt so zu sprechen, da du fast dein ganzes Vermögen in das Geschäft gesteckt hast. Zwinge dich nun zur Vollendung deiner Arbeit und am Ende werde ich wohl nichts dagegen haben, wenn du mit der Kutsche bis nach Dublin gehst.

Andrew Das ist es, das wird ihn befriedigen. Ich selbst hatte einen großen Wunsch als ich jung war, auf den Straßen zu reisen bis nach Dublin. Die Straßen sind große Dinge, sie kommen nie zu einem Ende. Sie sind so wie die Schlange, die ihren Schwanz im eigenen Mund hält.

Martin Nicht zum Wandern ward ich berufen. Was war es? was war es?

Thomas Wozu du berufen bist und ein jeder der kein großes Vermögen besitzt, das ist die Arbeit. Gewiß könnte die Welt selbst nicht weiter bestehen ohne die Arbeit.

Martin Ich wüßte gern ob diese das große Ding ist, das die Welt vorwärts bringt? nein, es ist nicht dies große Ding – wie heißt es im Gedicht? – »gedrängte falsche kutschenfrohe Welt.« Mir scheint, mir ward nicht Befehl, dafür zu arbeiten.

Andrew Ich habe das selbst oft gedacht. Es ist ein Jammer, daß von dem Geschlecht der Hearnes überhaupt irgend eine Arbeit verlangt wird.

Thomas Raffe dich auf, Martin, und sprich nicht wie ein Narr spricht. Du begannst jene goldne Kutsche zu bauen und du hattest den festen Wunsch dazu und hast mich darum geplagt. Du hast dich aufgezehrt in der Arbeit und im Überlegen und Denken und am Ende der Bahn, da du das Ziel schon in Sicht hast und die Pferde gemietet um sie ins Schloß nach Dublin zu bringen – fällst du in Schlaf und Hirnblasen von Träumen und wir laufen große Gefahr den Gewinn zu verlieren und den Kauf zu versäumen. Setze dich nun auf die Bank und leg die Hand ans Werk.

Martin sich setzend

Ich wills versuchen. Ich wüßte gern warum ich sie je zu bauen wünschte, es war kein guter Traum, der mich dazu brachte. Er nimmt das Rad. Was kann uns freuen an einem Rad von Holz? die Vergoldung von außen macht es nicht besser.

Thomas Das ist recht. Du hattest einen guten Einfall, um die Achse sanft laufen zu machen.

Martin Läßt das Rad fallen und legt die Hände an seinen Kopf. Es nützt nichts. Zornig. Warum schicktet ihr den Priester mich zu wecken? meine Seele ist mein und mein Geist ist mein. Ich kann sie aussenden wohin ich will. Ihr habt keine Gewalt über mein Denken.

Thomas Das ist nicht die Art mit mir zu sprechen. Ich bin Haupt im Geschäft. Neffe oder nicht Neffe, keiner soll kalt oder unwillig zur Arbeit kommen.

Martin Ich gehe lieber, ich nütze euch nichts. Ich gehe – ich muß allein sein – ich vergesse es sonst, wenn ich nicht allein bin. Gebt mir den Rest von meinem Geld und ich gehe fort von hier.

Thomas Öffnet ein Pult, nimmt einen Beutel heraus und wirft ihn ihm hin. Da ist der Rest von deinem Geld! das übrige hast du für die Kutsche verbraucht. Wenn du gehen willst, geh, und ich will in Zukunft keine Beschwerde mehr von dir haben.

Andrew Komm jetzt mit mir, Thomas. Der Junge ist närrisch, doch es geht bald vorüber. Er hat nicht mein Geschick, aufzumerken auf das was du sagst. Komm fort jetzt, laß ihn für ein Weilchen, überlaß ihn mir, sag ich, ich will ihm auf den Zahn fühlen. Er führt Thomas hinaus. Martin schlägt die Tür zornig hinter ihnen zu und setzt sich, nimmt den Löwen und das Einhorn auf.

Martin Mir scheint, es war ein glänzendes Ding, was ich sah. Was war es?

Andrew öffnet die Tür und steckt den Kopf herein
Hör mich an, Martin.

Martin Geh fort, keine Gespräche mehr, laß mich allein.

Andrew O wart nur. Ich verstehe dich. Thomas versteht deine Gedanken nicht, aber ich verstehe sie. Sagte ich dir nicht, ich war einst ganz so wie du?

Martin Wie ich? sahst du je die anderen Dinge – die Dinge von droben?

Andrew Ich sah sie. Die vier Wälle des Hauses genügen mir nicht. Thomas weiß nicht. O nein, er weiß nicht.

Martin Nein, er hat keine Gesichte.

Andrew Er hat sie nicht, noch sonst irgend einen Sinn für Schnurren.

Martin Er hat nie das Lachen und die Musik dort oben gehört.

Andrew Er hat es nicht und auch nicht die Musik meiner kleinen Flöte. Ich habe sie draußen im Dachstroh versteckt.

Martin Entflieht dir dein Körper wie es der meine tut? verschlossen sie dir nicht das Fenster zur Ewigkeit?

Andrew Thomas verschloß nie ein Fenster zu dem ich nicht hinausgekommen wäre. Ich wußte, du wärst einer von meiner Art. Wenn ich am Morgen träge bin, sagt Thomas: »der arme Andrew wird alt.« Das ist alles, was er weiß. Die Art jung zu bleiben ist: zu tun wie die Jungen tun. Zwanzig Jahre hindurch schlüpfte ich fort und er hat mich nie erwischt!

Martin Das ist was sie Verzückung nennen, aber kein Wort kann es deutlich ausdrücken, was es in Wahrheit heißt. Dieses Freiwerden des Geistes von seinem Denken, diese Wunder, die wir kennen, wenn wir sie in Worte gefaßt, die Worte gleichen ihnen so wenig als Brombeeren dem Mond und der Sonne gleichen.

Andrew Ich selbst fand das damals, als sie mich für wild hielten und mich fragten, was für ein Vergnügen ich finden könne an Karten, Weibern und Wein.

Martin Du könntest mir helfen, daß mir das Gesicht von heute Morgen wieder einfällt damit ich es verstehe. Die Erinnerung daran ist mir entschwunden. Wart – sie kommt zurück – ganz allmählich. Ich weiß daß ich die Einhörner stampfen sah und dann eine Gestalt – eine vielwandlige Gestalt, die einen hellen Gegenstand hielt. Ich wußte, daß etwas geschehen oder gesagt werden mußte – etwas das mein ganzes Leben stark und schön machen würde wie das Hinbrausen der Einhörner – und dann – und dann –

Johnny Bacach's Stimme am Fenster
Ein armer Mensch bin ich ohne Nahrung, ohne Weg, ohne Erbe, ohne Spesen, ohne Ansehn oder Gäste, ohne Mittel, ohne Hoffnung, ohne Gesundheit, ohne Wärme –

Andrew blickt zum Fenster hin
Es ist jener Trupp von Bettlern, die ihre Kniffe und Diebereien zum Markt von Kinvara bringen.

Martin ungeduldig
Es gibt keine Ruhe – komm in das andre Zimmer. Ich versuche mich zu entsinnen. Sie gehen zur Tür des Nebenzimmers, aber Andrew hält ihn zurück.

Andrew Die Gesellschaft sieht schlimm aus. Ich habe im Sinn sie zu vertreiben, indem ich ein Almosen gebe.

Martin Vertreibe sie oder komm fort von ihren Stimmen.

Eine andre Stimme Ich stell unter die Macht meines Gebets jeden der mir helfen will. Rafael hüt ihn Mittwochs Sachiel nähr ihn Donnerstags Hamiel versorg ihn Freitags Cassiel beschenk ihn Sonnabends. Wahrlich, wer uns gibt, gibt dem Herrn und häuft einen Vorrat im Schatz des Himmels.

Andrew Still! er kommt durch das Fenster!

Johnny klimmt hinan.

Johnny Vergib alle meine Sünden, der Platz ist leer.

Paudeen Geh hinein und sieh ob du etwas erwischen kannst.

Johnny einsteigend

Jeder Segen den ich sprach, werde dem zum Fluch der den Platz so bloß gelassen! Er sucht unter allen Gegenständen ich könnte etwas in diesem Pult finden wenn es offen wär.

Andrew beginnt an ihn heranzuschleichen.

Nanny von draußen

Schneller doch, du lahmer Krebs du! wir können nicht warten, bis du deinen Haferbrei kochst!

Johnny Ergreift den Geldbeutel und hält ihn hoch mit beiden Händen Seht dies hier, seht!

Andrew von hinten kommend packt seinen Arm.

Johnny Läßt den Beutel fallen mit einem Krach Vernichtung auf uns alle!

Martin Stürzt vor und packt ihn; die Köpfe verschwinden Das ist es! o ich entsinne mich! das ist es was geschah. Das ist der Befehl. Wer sandte dich her mit diesem Befehl?

Johnny Elend sandte mich und der Hunger und die harten Wege der Welt.

Nanny von draußen

Das war es, mein armes Kind und mein einziger Sohn. Habt Erbarmen mit ihm, er hat erst heute früh die Zelle verlassen.

Martin zu Andrew

Ich versuchte mich zu erinnern – als er das Wort sprach, fiel alles mir wieder ein. Ich sah eine helle vielwandlige Gestalt, sie hob ein glänzendes Gefäß hebt die Arme dann fiel das Gefäß und zerbrach mit einem lauten Klirren, dann sah ichs die Einhörner stampfen. Sie brachen die Welt in Stücke – als ich die Risse sich spalten sah, schrie ich vor Lust! und ich vernahm den Befehl: »zerstört! zerstört! Vernichtung spendet Leben! zerstört!«

Andrew Was tun wir mit ihm? er wollte dir dein Geld stehlen.

Martin Wie konnt ichs vergessen oder mißverstehen? es kam jetzt alles über mich, die Ursachen von alledem, wie eine Flut, wie ein Fluß der über seine Ufer trat.

Johnny greinend

Der Hunger brachte mich dazu und der Durst.

Martin Ward dir noch eine andre Botschaft? sahst du die Einhörner?

Johnny Ich sah nichts und hörte nichts, ich bin dem Tode nah von dem Schreck und von der Mühsal in der Zelle.

Martin Vernichten, umstürzen alles was sich zwischen uns und Gott stellt, zwischen uns und jenes leuchtende Land. Die Mauer stürzen, Andrew, stürzen das Ding – was es auch sei, was dazwischen kommt, doch womit beginnen –

Andrew Wovon redest du da?

Martin Vielleicht ist dieser Mann hier der Beginn. Er wurde entsandt – die Armen, sie besitzen nichts und darum sehen sie den Himmel, wie wir es nicht können. Er und seine Gefährten werden mich verstehn. Doch wie macht man die Herzen der Menschen kühn, damit sie es alle verstehn?

Johnny Der Saft von grauer Gerste macht das.

Andrew Zu wecken jedermanns Herz – ist es das? war dies deine Absicht all die Zeit? wenn du die ganze Schuld auf dich nimmst, will ich tun was du willst. So gib mir den Geldbeutel. Er nimmt ihn. O ich habe ein Herz wie du. Ich auch will die Welt aufrichten. Das Volk wird zusammenlaufen von allen Seiten. O das wird ein großer Tag sein in diesem Bezirk.

Johnny Soll ich mit euch gehn?

Martin Nein, du mußt hier bleiben, wir haben Dinge zu tun und zu überlegen.

Johnny Zerstört sind wir alle durch Hunger und Durst.

Martin Geh, hole denn Speis' und Trank, was immer ihr braucht um Kraft und Mut zu erlangen. Versammle hier deine Leute, bring sie alle herein. Wir müssen ein großes Ding tun. Ich soll beginnen – ich will es der ganzen Welt erzählen. Bring sie herein, bring sie herein, ich mache das Haus bereit. Er steht und blickt empor wie in Verzückung. Andrew und Johnny Bacach gehen ab.

2. Akt

Dieselbe Werkstatt. Martin stellt Becher, Brot usw. auf einen Tisch. Vater John tritt ein, klopft im Eintreten an die offene Tür, sein Geist ist völlig abwesend.

Martin Tretet ein, tretet ein, ich mache das Haus bereit. Hier ist Brot und Fleisch – jedermann ist willkommen. Hört keine Antwort, wendet sich um.

Vater John Martin, ich kam zurück. Ich wünsche dir etwas zu sagen.

Martin Ihr seid willkommen, ich erwarte noch andere. Sie sind nicht von eurer Art, doch alle sind willkommen.

Vater John Mir fiel plötzlich etwas ein, was ich noch im Seminar gelesen hatte.

Martin Es scheint, daß ihr sehr müde seid.

Vater John sich setzend

Ich war fast schon zuhause angelangt, als es mir einfiel. Ich bin gelaufen einen Teil des Wegs. Es ist sehr wichtig, es handelt sich um die Verzückung darin du gewesen bist. Wird einer erleuchtet von oben, durch Verzückung oder Betrachtung, erinnert er sich nachher an alles was er gesehn und gelesen. Mir scheint, es muß etwas darüber bei Sankt Thomas zu finden sein. Ich weiß, ich habe einen langen Abschnitt darüber gelesen vor Jahren. Aber es gibt, Martin, eine andere Art von Erleuchtung oder eher einen Alpdruck, ein Besessensein. Eine teuflische Macht kommt in unseren Leib oder überschattet ihn. Solche, deren Leiber in dieser Weise besessen sind, Gaukler und Hexen und dergleichen, können oft sagen, was an entfernten Plätzen geschieht oder was geschehen soll, kommen sie aber aus dem Zustand heraus, so erinnern sie sich an nichts. Mir scheint, du sagtest –

Martin Daß ich mich nicht erinnern kann.

Vater John Du erinnertest dich an einiges – nicht an alles. Die Natur ist ein großer Schlaf, es gibt gefährliche und böse Geister in ihren Träumen, aber Gott steht über der Natur. Sie ist eine Finsternis, Er aber macht alles klar, Er ist Licht.

Martin Jetzt ist alles klar. Ich erinnere mich an alles oder doch alles was mich angeht. Ein Bettler brachte mir ein Wort und ich weiß, was ich zu tun habe.

Vater John Ah, ich begreife. Worte wurden ihm in den Mund gelegt. Ich habe von solchen Dingen gelesen. Gott nimmt zuweilen irgend einen gewöhnlichen Menschen als seinen Boten.

Martin Ihr mochtet an dem Mann, der es brachte, vorbeigehen auf der Straße. Er verließ mich jetzt eben.

Vater John Sehr wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich geschah es in solcher Weise. Irgend ein einfacher unbeachteter Mann ward schon zuweilen mit einem Befehl ausgesandt.

Martin Ich sah die Einhörner stampfen in meinem Traum. Sie zerbrachen die Welt. Ich muß zerstören, Vernichtung war das Wort das der Bote sprach.

Vater John Zerstören?

Martin Wiederbringen das alte unterbrochene erhabene Leben, den alten Glanz.

Vater John Du bist nicht der erste, dem dieser Traum geworden. Steht auf und geht auf und nieder. Er wanderte umher, bald hier, bald dort, erschien bald dem einen und bald dem anderen. Es ist ein schrecklicher Traum.

Martin Vater John, ihr hattet denselben Gedanken.

Vater John Die Menschen waren fromm damals, es gab Heilige überall. Ehrfurcht gab es, jetzt aber ist alles Arbeit, Geschäft – Sorge um ein langes Leben. Ah! könnte man das alles wandeln in einem Augenblick, sogar durch Krieg und Gewalt! es gab eine Zelle darin Sankt Ciaran zu beten pflegte – könnte jemand die Zeit wiederbringen!

Martin Betrügt mich nicht. Ihr habt den Befehl erhalten.

Vater John Was befragst du mich? du fragst mich nach Dingen, die ich keinem gesagt als meinem Beichtvater.

Martin Wir müssen die Scharen sammeln, ihr und ich.

Vater John Ich träumte deinen Traum, es ist lange her. Mir ward dein Gesicht.

Martin Und was geschah?

Vater John rauh

Es wurde gehemmt, so war das Ende. Man schickte mich in das einsame Kirchspiel wo ich jetzt bin, wo es keinen gibt, den ich irreleiten könnte. Sie ließen mich dort. Wir müssen Geduld haben, die Welt wurde zerstört durch das Wasser, sie soll noch verzehrt werden im Feuer.

Martin Warum sollen wir geduldig sein? siebzig Jahre leben, und andere kommen nach uns und leben siebzig Jahre vielleicht, und so von Geschlecht zu Geschlecht, und immer stirbt der alte Glanz mehr und mehr ab.

Ein Lärm von Rufen. Andrew der in der Tür gestanden tritt ein.

Andrew Martin sagt die Wahrheit und er sagt sie gut. Eine Kutschenwand oder Deichseln polieren, ist das leben? das ist es nicht. Am Pult sitzen, Briefe schreiben an den Mann der eine Kutsche braucht, oder an den Mann der sie bekam und nicht zahlen will – ist das leben, frag ich? Thomas der mit dir streitet und dich duckt – »Andrew, lieber Andrew, legtest du noch nicht die Schiene an das Rad?« – ist das leben? nein, das ist es nicht! ich frage euch alle, woran erinnert ihr euch, wenn ihr gestorben seid? an den süßen Wein in der Ecke im Schenkhaus der Witwe erinnert ihr euch. Haha, hört wie sie jauchzen! daran werden die Burschen im Dorf sich erinnern bis zum letzten Tag ihres Lebens.

Martin Warum jauchzen sie? was hast du ihnen gesagt?

Andrew Kümmre dich nicht, du hast das mir überlassen. Du hießest mich ihre Herzen aufrichten und ich habe sie aufgerichtet. Es ist keiner unter ihnen dessen Kopf nicht wie eine flammende Teertonne sein wird vor Morgen. Was sagte dein Freund, der Bettler? der Saft der grauen Gerste, sagte er.

Vater John Ihr verwünschter Bösewicht! ihr habt sie trunken gemacht.

Andrew Durchaus nicht, ich habe sie zu den Sternen erhöht. Das hieß mich Martin zu tun, und niemand kann sagen daß ich es nicht getan.

Ein Ruf an der Tür und Bettler rollen ein Faß herein. Sie rufen »Hoch dem noblen Herrn!« und deuten auf Andrew.

Johnny Der ist es nicht, es ist jener! deutet auf Martin.

Vater John Bringt ihr dieses Teufelswerk grade zur Tür herein? hinaus von hier, sag ich! hinaus! nehmt diese anderen mit euch!

Martin Nein, nein! ich lud sie ein, man soll sie nicht fortweisen. Sie sind meine Gäste.

Vater John Treib sie hinaus aus deines Onkels Haus!

Martin Kommt, Vater, es ist besser, daß ihr geht. Geht nach Hause zurück. Ich empfing den Befehl. Vielleicht ist es besser für euch, daß ihr ihn nicht annahmt. Vater John und Martin gehen hinaus.

Biddy Gut für jenen alten Burschen, daß er nicht zwischen uns und unser Glück trat. Er soll gespeist haben und wir umherstolpernd vor Hunger! recht wärs, ihn zu schinden und Beutel aus seiner Haut zu machen.

Nanny Welche Eile du hast, dich sattzukriegen! da ist noch das Fett auf deinem Rock von den fetten Bissen, die du in die Tasche stecktest! machen das deine Kuren und Prophezeihungen? du verhungerte Topfleckerin du!

Biddy Eingesteckt sollst du morgen werden an Stelle deines trefflichen Sohnes, der den Gefängnishof abgenützt mit Hin- und Hergehen bis heute früh.

Nanny Tat er das, so hat er eine Mutter, zu der er kommen konnte und würde sie kennen, wenn er sie sähe – und kein Sohn von dir könnte das, träf er dich auch unter dem Galgen.

Johnny Kannt ich dich, so kannt ich dich allzugut seit dem ersten Lebensanfang! welchen Vorteil hatte ich davon, mit dir umherzuwandern? welchen Vorrat gabst du mir an Vieh oder Gütern? was gewann ich in Tagen und Nächten als nur deinen schlechten Charakter noch zu meinem eignen und ich immer hinter dir drein mit deinen Säcken auf mir!

Nanny Schimpf und Plage über dich! was immer ich dir gab, es war mehr als der Vorteil und all die Brocken, die ich von deinem Vater hatte und nichts Anständiges überhaupt, sondern nur das Leid und den Kummer der Welt und die Schande!

Johnny Was sollt er dir geben, er hat dich nicht gebeten mit ihm zu gehen! krumm und närrisch warst du stets und betteltest am Gossenrand.

Nanny Bettelte und teilte mit ihm, den Fluch meines Herzens über dich! ich war besser dran, eh ich dich traf, mir zum Schaden! was dachte ich nur, daß ich nicht eine Gerte abschnitt im Wald, um dich Anstand und Sitte zu lehren, als du noch nicht so verhärtet warst wie jetzt.

Johnny Genug nun des Geredes von deinen Gerten und Ruten! alles was du mich lehrtest, war Räuberei und nicht ich, sondern du wirst die Rute kosten an dem Tag, da alle Kniffe gesichtet werden.

Paudeen Wahrhaftig, die zwei sind besser als Hektor im Kampf vor Troja!

Nanny Ah! sei du ganz still! nicht nach Kämpfen verlangen wir, sondern nach Linderung des Hungers in uns und der Schlafsucht. Leih mir eine Prise Tabak, daß ich mir die Pfeife anzünde – ein Zug daran wird mir die Last der Landstraße vom Herzen nehmen.

Andrew gibt ihr welchen. Nanny greift darnach.

Biddy Nein, du solltest mir davon geben. Die ich nie eine Pfeife rauchte, seit vierzig Jahren, ohne das Tabakgebet zu sprechen. Laß diese dort sagen, ob sie je soviel getan.

Nanny Den Schmerz deines Vorderzahns dir in den Backenzahn, die du nach meinem Teil schnappst! Sie haschen nach dem Tabak.

Andrew Kusch, kusch, kusch! zankt nicht und schnappt nicht, wo man euch hier so gut behandelt im Haus. Landstreicher wie ihr sollten für Spaß und für Schnurren sein. Wißt ihr uns nicht ein gutes Lied, ein Lied das all unsre Herzen aufrichtet?

Paudeen Johnny Bacach ist ein guter Sänger, er hat das immer auf den Märkten getrieben, wenn das Wergzupfen im Gefängnis ihm die Kehle nicht rauh gemacht hat.

Andrew Heraus denn damit, ein gutes Lied, ein Lied, das einem jeden Mut und Feuer gibt!

Johnny singt

Kommt all ihr losen Junggeselln
Laßt warnen euch so sehr
Ein Häscher sah mich wildern
Ab schoß er sein Gewehr.
Die andren kamen ihm zu Hilf
Und ich ward eingespannt
Gebunden wie die Schnepfe
Die fiel in ihre Hand.
Der Richter sprach Verbannung
Das Schiff war an dem Strand
Ich ging am Pflug in Ketten
Dann in Vandiemensland.

Andrew Das ist kein gutes Lied, 's ist eine melancholische Art von Lied. Grad so gern hörte ich eine Säge durch das Holz gehen. Wartet, nun sollt ihr mich eine Welse auf der Flöte spielen hören. Geht hinaus um sie zu holen.

Johnny Ich denke, es muß eine große Teurung und Seltenheit an guten Gesellen hier am Ort sein, daß ein Mann wie dieser junge Bursch, der doch Mittel in Händen hat, uns und unsere Lumpen in sein Haus bringt.

Paudeen Du hältst dich für sehr weise, Johnny Bacach. Kannst du mir sagen, wer dieser Mann ist?

Johnny Ein anständiger Bursch, denk ich, von guter Lebensart und hat im Sinn, seinen Namen auf den Straßen bekannt zu machen.

Paudeen Du hast diese acht Monde in der Zelle verbracht und weißt wenig von dieser Gegend. Keinen hinkenden Strolch würden die Gesellen bei sich aufnehmen. Aber ich weiß. Ich ging auf den Übungsplatz einige Nächte lang, um Böcke zu häuten für die Männer vom Berg. In einem Steinbruch hinter dem Platz – sie haben ihre Pläne gemacht – das viereckige Haus der Browns soll angegriffen und geplündert werden. Weißt du jetzt, wer der Führer ist den sie erwarten!

Johnny Wie sollt ich das wissen!

Paudeen singt

O Johnny Gibbons! ein Hoch dir fünfhundertmal.
Lang warst du fort von uns über der See.

Johnny steht erregt auf

Der Mann kann gewiß nicht Johnny Gibbons sein, der Geächtete?

Paudeen Ich fragte den alten Burschen nach ihm, als ich ihm das Getränk bringen half. »Stellt keine Fragen« sagt er »nehmt den Schmaus an, den er euch gibt« sagt er. »Wenn ein Bursch von hohem Gemüt im Sinn hat, die Nachbarn zu erheben« sagt er »und die Hand allen hinzustrecken die auf der Straße gehen, so hat er das in Frankreich gelernt« sagt er »woher er grad gekommen ist und wo der Wein offen dasteht in Zubern. Nehmt den Schmaus den ihr bekommt« sagt er »und zaudert nicht, sonst wird alles entdeckt und nimmt ein Ende.«

Johnny Er kam über die See von Frankreich! es ist gewiß Johnny Gibbons, mir schien aber, daß sie ihn anders nannten.

Paudeen Ein Mann von seiner Vorsicht mag hundert Namen haben. Wenn er ihn uns sagte, die er nie zuvor gesehen und wir haben all die schnatternden Weiber bei uns? hier kommt er jetzt. Wart bis du siehst, ob er der Bursch ist, wie ichs denke.

Martin tritt ein

Ich will mein Banner machen, ich will das Einhorn darauf malen. Gebt mir das Stück Leinwand und da drüben ist die Farbe. Die ehrlichen Leute werden uns nicht helfen – wir rufen die Verbrecher auf – die Kesselflicker, die Siebmacher, die Schafdiebe. Er beginnt das Banner zu machen.

Biddy Das scheint ein wunderlicher Name für eine Armee. Farbenbänder kann ich verstehn, Weißgesellen, Rechtsgesellen, Drescher und Tagwächter ... aber von Einhörnern hab ich nie zuvor gehört.

Johnny Es ist kein wunderlicher Name, sondern ein sehr guter Name. Nimmt den Löwen und das Einhorn. Das habt ihr früher oft im Dock gesehn. Da ist das Einhorn mit dem einen Horn und gegen wen geht es an? gegen den Löwen natürlich. Wenn es den Löwen vernichtet hat, muß die Krone fallen und in Stücke brechen. Siehst du denn nicht, daß der Bund der Einhörner der Bund ist, der zerstören und bekämpfen wird die Macht von England und König Georg?

Paudeen Mit diesem Banner werden wir marschieren und die Gesellen vom Steinbruch mit uns und diese werden ihm den Willkomm bringen! und nicht lange, so greifen wir das viereckige Haus an! Waffen sind darin, Reichtümer genug, darunter die Welt zu ersticken, Zimmer voll von Guineen, wir streichen Wachs auf die Schuhe wenn wir darauf gehen ... die Pferde sind mit nichts geringerem als mit Silber beschlagen!

Martin hebt das Banner

Da ist es fertig! wir sind jetzt nur wenige, aber die Armee der Einhörner wird eine große Armee sein! zu Johnny warum brachtest du mir die Botschaft? weißt du noch mehr? gelangte noch einiges mehr bis zu dir? ihr habt getrunken, die Nebel um euren Sinn wurden zerstört ... kannst du etwas sehen oder etwas hören, was über der Welt ist?

Johnny Ich kann nicht. Ich weiß nicht, was du überhaupt von mir wissen willst.

Martin Ich will die Vernichtung beginnen, aber ich weiß nicht womit beginnen ... hörst du nicht irgend eine andere Stimme?

Johnny Ich höre sie nicht. Ich habe nichts zu schaffen mit Freimaurern und Zauberei.

Paudeen Biddy Lally hat mit Zauberei zu schaffen. Sie hat oft mit Bechern geworfen und wahrgesagt, so gut wie Columcill.

Martin Du bist eine der kenntnisreichen Frauen. Du kannst mir sagen, wie ich am besten beginnen soll und was am Ende geschehen wird.

Biddy Ich will nichts voraussagen. Ich habe dies seit einer guten Weile aufgegeben, weil es mir die Gelenke steif und schwellen machte.

Martin Besitzest du Kenntnis des Kommenden, so hast du kein Recht zu schweigen. Wenn du mir nicht hilfst, so könnte ich auf falschem Wege ans Werk gehn. Ich weiß, daß ich zerstören muß, aber wenn ich mich frage, womit ich beginnen soll, bin ich voll Ungewißheit.

Paudeen Hier sind nun die Becher bereit mit den Überresten darin.

Biddy Nimmt den Becher und gießt aus dem einen in den anderen

Wirf ein Stück weißer Münze in jede der vier Ecken des Raumes.

Martin Da!

Biddy Ohne Silber kann nichts gesagt werden. Aber nicht ich werde Gewinn davon haben. Zugleich aber werde ich gezwungen sein, Gold auszuwerfen.

Martin Da hast du eine Guinee. Sag mir, was dir vor die Augen kommt.

Biddy Was ist es, wovon du zu hören wünschest?

Martin Wogegen ich zuerst vorgehen soll beim Beginn ... da ist so viel ... die ganze Welt mag es sein.

Biddy Wirft einen Becher in den anderen und blickt hinein Du sorgst dich nicht um dich selbst. Du warst über dem Meer, du bist nicht lange zurück. Du trittst in den besten Tag deines Lebens.

Martin Was ist es? was soll ich tun?

Biddy Ich seh einen großen Rauch, ich seh es brennen ... da ist ein großer Rauch oben.

Martin Das bedeutet, wir sollen einen großen Teil von dem verbrennen, was die Menschen auf der Erde aufgeschichtet haben. Wir sollen die Menschen noch einmal zu der Wildnis der reinen grünen Erde führen.

Biddy Kräuter die mich heilen, das große Kraut und das kleine Kraut, es ist wahr genug, sie empfangen ihre große Kraft aus der Erde.

Johnny Wem gehörte der grüne Boden von Irland in den alten Zeiten? gehörte er nicht dem alten Geschlecht? und wer sonst hat es jetzt im Besitz als das Geschlecht, das raubend über die See kam? der Sinn davon ist, daß man die großen Häuser und Städte und die Felder zerstören soll, um sie dem alten Geschlecht zurückzugeben.

Martin Das ist es. Du drückst es nicht so aus wie ich, aber was tut es? Schlacht ist alles.

Paudeen Columcill sagt: die vier Ecken sollen verbrannt und dann die Mitte des Feldes verbrannt werden. Ich sage euch, so sprach Columcills Prophezeiung.

Biddy Eiserne Handschellen seh ich und ein Seil und einen Galgen, und der ist vielleicht nicht für dich, sondern für einen mit dem ich vor geraumer Zeit bekannt gewesen.

Martin Das bedeutet das Gesetz. Wir sollen das Gesetz zerstören. Das war die erste Sünde, der erste Bissen vom Apfel.

Johnny So war es, so war es. Das Gesetz ist der größte Schaden. Das alte Gesetz war für aller Wohl. Das Gesetz der Engländer ist die einzige Sünde.

Martin Als es keine Gesetze gab, kämpften die Menschen gegen einander und Mann gegen Mann, nicht wie jetzt mit Maschinen, die sie in den Städten machten, und sie wurden hart und starken Körpers. Sie waren allesamt lebendig wie er, der sie nach seinem Bilde schuf, wie das Volk in jenem niedergestürzten Lande. Jetzt aber wollten sie lieber sicher sein, als wäre Sicherheit von Wert oder sonst etwas außer der Erhöhung des Herzens und Augen zu haben, welche die Gefahr ernst und durchdringend gemacht. Wir sollen die Gesetze umstürzen und sie verbannen.

Johnny Das ists was ich sage, die Gesetze hinausjagen heißt das ganze Volk der Engländer hinausjagen. Sie machten Gesetze für sich zu ihrem eigenen Vorteil und ließen uns gar nichts, nicht mehr als einen Hund oder eine Sau.

Biddy Einen alten Priester seh ich und ich kann nicht sagen, ob denselben, der hier war, oder einen andren. Erregt und geärgert ist er und kniet und wühlt und wühlt immer an einem einsamen Trümmerplatz.

Martin Ich dachte, daß es dazu kommen würde. Ja, die Kirche auch – sie auch muß zerstört werden. Einst kämpften die Menschen gegen ihre Begierden und ihre Ängste, gegen all das was sie ihre Sünden nennen, ohne Beihilfe – und ihre Seelen wurden hart und stark. Wenn wir die reine Erde zurückgebracht und das Gesetz und die Kirche zerstört, wird das Leben wie eine Feuerflamme werden, wie ein brennendes Auge ... o wie soll ich dafür Worte finden ... alles was nicht Leben ist, wird hinschwinden.

Johnny Er meint Luthers Kirche und den höckrigen Diskurs in des Narren Seaghan Calvin Bibel. So wollen wir sie denn stürzen und ein Ende damit machen.

Martin Wir wollen ausziehen wider die Welt und sie zerstören und zunichte machen. Steht auf. Wir sind das Heer des Einhorns von den Sternen! wir wollen sie in Stücke stampfen. – Wir wollen die Welt aufzehren, wir wollen sie abbrennen – Vater John sagte, die Welt solle noch durch Feuer verzehrt werden. Bringt mir Feuer.

Andrew zu den Bettlern

Hier ist Thomas. Versteckt euch – laßt euch verstecken.

Alle außer Martin eilen in das Nebenzimmer. Thomas tritt ein.

Thomas Komm mit mir, Martin! ein schreckliches Werk geht vor sich in der Stadt! Unheil ging in die Welt hinaus. Sehr seltsame Dinge geschehen!

Martin Wovon sprichst du? was ist geschehen?

Thomas Komm fort, sag ich, dem muß ein Ende gemacht werden. Wir müssen jeden redlichen Mann aufrufen. Es ist als wäre der Teufel selbst auf einem Windstoß durch die Stadt gefahren und habe jede Schenke aufgetan!

Martin Ich wüßte gern, wie das geschehen ist. Kann es mit Andrews Tun zusammenhängen?

Thomas Gibst du nicht acht auf was ich sage? da ist kein Mann im Kirchspiel, sag ich dir, und über das Kirchspiel hinaus, der nicht seine Arbeit verlassen hätte, seis nun auf dem Feld oder in der Mühle.

Martin So hat alle Arbeit ein Ende genommen? vielleicht hat Andrew einen guten Gedanken gehabt.

Thomas Kein Mann von vernünftigem Alter, der nicht tränke oder betrunken wär! meine eigenen Arbeiter, meine eigenen Diener sitzen auf Fässern und Ladentischen! mein Wort darauf, der Geruch von den Schnäpsen und von dem Bier und das Schreien und Hochrufen drinnen, machten mir das Haar auf dem Kopfe steigen.

Martin Und doch ist keiner unter ihnen der nicht fühlte, daß er die vier Winde zügeln kann.

Thomas setzt sich verzweifelt nieder

Auch du bist berauscht. Ich dachte nie, du hättest eine Neigung dazu.

Martin Es wird dir schwer zu verstehen. Du hast gearbeitet dein ganzes Leben lang. Du sprachst zu dir selbst jeden Morgen »was soll heute getan werden?« und wenn du ermattetest, dachtest du an die Arbeit des nächsten Tages. Gabst du dir selbst eine Ruhestunde, so wars um der besseren Arbeit willen. Doch nur wenn man die Arbeit beiseite gelegt, dann erst beginnt man zu leben.

Thomas Diese französischen Weine sind schuld daran.

Martin Ich bin jenseits der Erde gewesen. Im Paradies, in jenem glücklichen Himmelsland, habe ich das schimmernde Volk gesehen. Sie alle taten das eine oder das andere, aber nicht einer unter ihnen tat Arbeit. Alles was sie taten war nur das Überströmen ihrer Muße und ihre Tage waren ein Tanz, genährt von dem geheimen Rasen ihrer Herzen, oder eine Schlacht, darin das Schwert so tönte, daß es wie Lachen war.

Thomas Du gingst besonnen fort aus meinen Händen, sie hätten dich besser hüten sollen.

Martin Kein Mensch kann lebendig sein – und was ist Paradies sonst als Fülle des Lebens – wenn das, woran er beim Licht des Tages seine Hand legt, ihn nicht von Verzückung zu Verzückung tragen kann und wenn er sich nicht erhebt in den Rausch der Betrachtung in schweigender Nacht. Ereignisse, die nicht in Freude gezeugt wurden, sind mißgezeugt und verdunkeln die Welt und nichts ward in Freude gezeugt, wenn die Freude von tausend Jahren nicht gepreßt ward in einen Augenblick.

Thomas Und ich wollte dich mit der Kutsche nach Dublin gehen lassen!

Martin gibt Paudeen das Banner

Gebt mir die Lampe. Die Lampe ward noch nicht entzündet und die Welt soll verzehrt werden! Geht in das Nebenzimmer

Thomas erblickt Andrew

Hier bist du, Andrew? was tun diese Bettler? wurde diese Tür auch aufgetan? warum hast du nicht Ordnung gehalten? ich will die Polizeidiener zu Hilfe holen!

Andrew Du wirst keinen finden dir zu helfen. Sie zerstreuten sich in alle Schenkhäuser der Stadt und warum sollten sie nicht?

Thomas Bist du auch betrunken? du bist schlimmer als Martin. Du bist ein Schandfleck.

Andrew Schandfleck du selbst! kommst her und überfällst mich und brandmarkst mich und beschimpfst mich! und was sagst du von dir selbst, der mich zu einem Heuchler machte?

Thomas Was sagst du?

Andrew Das tatest du, sag ich! warst du nicht immer hinter mir her, ich soll pünktlich sein und arbeiten und ohne Gesellschaft durch den Tag und die Nacht gehen und an nichts denken als an das Geschäft? was hab ich von dem Geschäft? ich bekam einst das Elfengold zu Gesicht in den Bergen. Ich hätte es wieder gefunden und Schätze heimgebracht, wenn du mich nicht so fest bei der Arbeit gehalten.

Thomas O über all die undankbaren Kreaturen! du weißt wohl, daß ich dich beschützte und dich anhielt zu einem redlichen achtbaren Leben.

Andrew Du hattest nie Achtung vor den alten Sitten. Du treibst es wie die Mutter, die zu weich und schläfrig war, da sie zu viel vom Englischen im Blut hatte. Martin ist ein Hearne wie ich selbst. Er hat das großmütige Herz! Martin würde nicht einen Heuchler aus mir machen und mich zu heimlichen Nachtwanderungen zwingen, mit der Sorge, zurück zu sein beim Niedergang der sieben Sterne!

Er beginnt seine Flöte zu spielen.

Thomas Ich will dich hinausjagen von hier, dich und diese schmutzige Schar! ich will sie ins Zuchthaus bringen!

Johnny Schmutzige Schar, sagst du? gib acht! der Wandel kommt. Die Piken kommen hoch und die Händler gehn hinunter!

Alle fassen Thomas und singen

Wenn die Distel zur Klag ansetzt
Und die Kraft entschwindet dem Leu'n,
Klingt die Harfe süß, süß zuletzt
Zwischen der acht und der neun.

Thomas Laßt mich fort, ihr Schufte!

Nanny Wir machen ein Sieb Löcher aus dir, du alter Verrätersack!

Biddy Wie gut du mit dem Zuchthaus drohtest, du Schaum auf des Wiesels Milch!

Johnny Du Haufe von Krankheiten! du blinzelnder Henker! du sollst nicht sterben, eh du nicht eine scheele Hexe zum Weib kriegst!

Martin kommt zurück mit der angezündeten Lampe.

Martin Laßt ihn frei. Sie lassen Thomas los und weichen zurück. Breitet dieses Banner aus. Der Augenblick kam, den Krieg zu beginnen.

Johnny Empor mit dem Einhorn, Vernichtung dem Löwen! Erfolg für Johnny Gibbons und alle guten Männer!

Martin Häuft alle diese Dinge dort zusammen auf. Legt diese Teile der Kutsche eins auf das andere. Legt das Stroh darunter. Mit dieser Flamme will ich das Werk der Vernichtung beginnen. Die ganze Natur vernichtet und lacht!

Thomas Deine eigene goldne Kutsche vernichten!

Martin vor Thomas knieend

Es bekümmert mich, einen Weg zu gehen, den du nicht billigst und ein Ding zu tun, das dich erzürnen wird. Ich brachte dir große Unruhe, als ich ein Kind war im Hause und große Unruhe bringe ich dir jetzt. Es ist nicht meine Schuld. Ich ward auserwählt zu dem was ich tun soll. Steht auf. Ich muß zuerst mich selbst befreien und diejenigen die mir nahe sind. Die Liebe Gottes ist voller Schrecknis. Thomas versucht ihn zurückzuhalten, doch die Bettler treten dazwischen. Martin nimmt ein Bündel Stroh und zündet es an. Wir vernichten alles was vergänglich ist! nur die Seele allein kann nicht verletzt werden. Die Seele des Menschen ist aus dem unvergänglichen Stoff der Sterne.

Er wirft den Brand in den Haufen – die Flamme springt auf.

3. Akt

Vor Morgengrauen. Ein wilder Felsenplatz. Nanny und Biddy Lally kauern an einem Feuer. Reiche Stoffe usw. sind umher verstreut. Paudeen wacht bei Martin, der wie tot daliegt, mit einem Sack bedeckt.

Nanny zu Paudeen

Gut, ihr seid große Helden und große Krieger und große Burschen allesamt, daß ihr die Brownes so überwunden habt, ihr und die Weißgesellen vom Steinbruch. Das Haus gestürmt und geplündert! sieh nur die Seiden und den Atlas und die ganze Pracht die ich mitgenommen habe! sieh das nur an! zeigt einen Samtmantel das gibt eine gute kleine Jacke für mich. Die Sänger werden im Singen innehalten und die Makler aus dem Markt sich von ihrem Vieh abwenden, um einen Blick auf die Spitzen und Knöpfe zu tun! meine fernsten Basen werden gezogen kommen von nah und fern!

Biddy Da war nicht soviel Gold zu finden als sie's vorher sagten. Oder vielleicht hat dieser Trupp Weißgesellen den Platz geplündert, ehe wir selbst herankamen. Einen schlechten Tod über sie, die es mir in den Sinn legten, meinen Sack mit Hufeisen aus der Schmiede zu füllen. Silber, sagten sie, wär es, reines weißes Silber – und was sind sie schließlich als nur Schmiedeeisen! ein schlechtes Ende über sie! wirft die Hufeisen fort wenn ich wieder einmal große Häuser berauben gehe, will ich es nicht beim Licht des Vollmonds tun, das jedes gewöhnliche Ding schimmern macht wie zu Trug und Hohn. Jetzt schimmern sie überhaupt nicht und sind gelb und dunkel.

Nanny Das große Haus in Flammen hinter uns zu lassen, das war die Krone von allem! zwei Häuser zu Asche verbrannt in der einen Nacht, wahrscheinlich stiegen die Mägde aus den Federn und die Hähne schrieen auf den Sparren sieben Meilen weit im Umkreis, weil sie die Flammen für das Dämmern des Morgens hielten.

Biddy Dem Jungen, der dort hingestreckt liegt, habt ihr dafür dankbar zu sein. Nie war ein Führer ihm gleich an Feuer und Wagemut. Die große Verwirrung die er über die Wächter brachte! sein Lauf über Dächer und Leitern, das Feuer in seiner Hand, bis man denken mochte, er könne mit seinem Haupt an die Sterne stoßen.

Nanny Fast glaubte ich der Tod sei ihm nah – und der seltsam glänzende Blick in seinen zwei Augen – und wie er nach Ost und West Funken durch die Balken warf. Ich möchte wissen, ob er innerlich verletzt wurde, oder ob irgend ein dreister Bursch von den Brownes ihm einen Schlag auf den Schädel gegeben, wie es im Kampf nicht gebräuchlich ist? ich selbst hab ihn gefunden und der Trupp der Weißgesellen war fort und er lag an einer Mauer, so schwach, als wäre er gegen einen Berg geprallt. Ich konnte ihn nicht wecken, da ichs versuchte mit den Nagelspitzen und sein Kopf fiel zurück als ich ihn bewegte und ich wußte, es war aus und zu Ende.

Biddy Es ist schade, daß du ihn nicht gelassen wo er lag, du hättest lieber kein Wort zu Paudeen oder deinem Sohn da sagen sollen, das uns jetzt hier zurückhält, weil sie ihn in dieses Obdach von Säcken und Stangen brachten.

Nanny Wie konnte ich anders als den Hilferuf ausstoßen – und das Leben war doch just von ihm gegangen in der Finsternis und keine lebende Christenseele in seiner Nähe, als ich und der große Gott!

Biddy Auf uns wird dafür die Rache der roten Soldaten fallen, wenn sie uns finden und wir sitzen da ganz wie Hasen im Busch. Es wäre das Beste für uns, dem Rest des Heeres der Weißgesellen nachzufolgen.

Nanny Still! sag ich dir! die Burschen sind verrückt um ihn. Nur der Hauch eines Wortes, ihn zu verlassen – und sie hauen uns den Kopf ab dafür. Still!

Johnny Bacach tritt auf mit Kerzen.

Johnny neben Martin stehend

Dächte man nicht, da wär eine Tücke oder ein Gift in der Luft gewesen, was einen nach dem anderen all die gälischen Helden niederwirft?

Paudeen Es macht uns der vier letzten Enden gedenken: Tod und Gericht, Himmel und Hölle. Wirklich und wahrhaftig mein Herz liegt bei ihm. Gut, daß ich wußte, wer der Mann war unter seinem Zunamen und seiner Verkleidung.

singt

O Johnny Gibbons der du unser Pfeiler warst.
Wenn du uns lässest so gehen wir irr!

Johnny Verloren und zerbrochen sind wir jetzt bis zum Ende unsrer Tage. Das macht uns gar kein Vergnügen, bloß die Engländer zu vernichten – und wo finden wir jetzt wieder einen so guten Führer? leg ihn schön und recht auf einen Stein, bis ich mein heimliches Herz auftue in der Klage um ihn. Er setzt die Kerzen auf einen Stein indem er sie mit Kieseln stützt.

Nanny Du brachtest gegossene Kerzen, um sie für ihn aufzustellen, Johnny Bacach? du mußt großen Reichtum in deinen Taschen haben, um so großartig zu sein und dich nicht mit gewöhnlichen zu begnügen.

Johnny So großartig werde ich nicht sein, wenn einmal das Leben deinen Körper verlassen haben wird. Deine Leiche möchte ich nicht so in Ehren halten, wie ich diese Leiche in Ehren halten will.

Nanny So ist es immer, Trauer und Schweigen ist im Haus, wenn ein junger Mensch starb, aber Spaß und Tanz und Neckerei, wenn der Leichnam eines alten darin liegt. Man hat gar kein Mitleid mit alten Menschen.

Paudeen Er ists, der ausgesandt werden mochte zum Gälen um so hoch zu sein wie der Gallier. Glaub mir, er war in den Prophezeihungen. Stell du keine Vergleiche an zwischen dir und seines-gleichen.

Nanny Warum sollt ich mit mir keine Vergleiche anstellen? sieh nur all das was in der Welt wider mich gewesen. Willst du mich neben einen Mann von seiner Art stellen, der sich nur von den Leuten hochrufen ließ und nichts zu tun hatte, als zu sterben und in den Himmel zu gehen?

Johnny Gehst du einmal in den Himmel, da gib nur acht, daß du nicht lebendig wieder heraus kommst! nicht du wirst je die Heiligen ihre Musik hämmern hören! du wirst hingehen durch die Zeiten, Ketten an dir, und in der Gestalt eines Hundes oder eines Ungeheuers. Ich sage dir, dieser da geht so rasch durch das Fegfeuer hindurch wie ein Blitz durch einen Dornbusch.

Nanny Das ist die Art, das ist die Art.

Summt

Drei sähens gern, daß mein Leben entflohn
Der Wurm, der Teufel und mein Sohn.
Säh ich um ihren Hals ein Seil,
Das brächte meinem Herzen Heil!

Johnny Fünf weiße Kerzen. Ich gönne sie ihm wahrhaftig. Hätt er ausgehalten und sich hochgehalten, so glaub ich, er mochte Irland befreien!

Paudeen Wart bis zum vollen Tageslicht und du sollst das Begräbnis sehen, das er bekommt. Nicht hier werden wir ihm die Wache halten. Ich sende einen Ruf an die zweihundert Farbenbänder die er führen sollte beim Angriff auf die Kasernen von Aughanish. Sie werden ihn im Marsch zu seinem Grab auf dem Hügel tragen. Er hatte gewiß irgend eine Gabe aus der anderen Welt, ich möchte nur sagen, eine Macht aus dem Jenseits.

Andrew sehr abgespannt, tritt auf

Ja, das war eine große Nacht die er dem Dorf gegeben und sie wird lange nicht vergessen sein. Ich sage euch, alle Nachbarn rings sind aufgestanden wider ihn. Es ist nicht einer da heute Morgen um die Mühlen in Gang zu setzen. Kein Brod wurde gebacken in der Nacht, kein Pferd gefüttert in den Ställen, keine Kuh in den Schuppen gemolken. Keinen Mann, fähig einen Fluch zu sprechen, traf ich diese Nacht, der ihn nicht auf meinen Kopf legte und auf den Jungen, der dort vor uns liegt ... ist denn gar kein Lebenszeichen in ihm?

Johnny Was für ein Lebenszeichen könnte das sein, da das Leben ihn verlassen hat vor drei Stunden und mehr?

Andrew Er lag gestern im Schlaf eine Weile und erwachte dann nach einer anderen Weile.

Nanny Er wird nicht erwachen, sag ich dir. Ich hielt seine Hand in der meinen und sie wurde kalt als gösse man das kälteste Wasser hinein – und kein Lauf in seinem Blut. Er ist hinweg, sicher genug, und das Leben hat ihn verlassen.

Andrew Mag sein, mag sein. Gestern erschienen mir seine Wangen blühend die ganze Zeit und jetzt ist er so bleich wie Holzasche. Gewiß, wir müssen alle schließlich dahin kommen. Nein, mein hellhäuptiger Liebling, du warst der Busch unter uns allen und nun schnitt man dich nieder in deiner Blüte. Freundlich und schlicht, jedermann liebte dich. Kein enges Herz hattest du, du warst für das Spenden und nicht fürs Nehmen. Ein gutes Erwachen schafftest du dir selbst, indem du in einer Nacht dein ganzes Vermögen hinwarfst einzig für Bier und Wein für die ganze Provinz und sitzen mögest du in der Mitte des Paradieses und auf dem Stuhl der Gnaden!

Johnny Amen dazu. Schade, daß ich den kleinen Botenjungen, der dich brachte, nicht zugleich nach einem Priester sandte. Vielleicht ist am Ende doch der Allmächtige der beste Mann für uns alle!

Andrew Ich schickte ihn selbst um den Priester aufzufordern. Lebendig oder tot, ich möchte alles was recht ist tun für den letzten und besten meiner Familie und aus meinem Geschlecht.

Biddy aufspringend

Den Priester willst du unter uns bringen? was hat das für einen Sinn? sind wir so schon nicht beeinträchtigt genug durch die Ausgabe für die Kerzen und dergleichen?

Johnny Lud er jenen armen verhungerten Priester, der kam und geheime Rede mit dem Verstorbenen wechselte, so wird er wahrscheinlich nichts verlangen für seine Arbeit. Manch ein Priester ist in seinem Herzen ein Weißgesell.

Nanny Ich sag euch – und brächtet ihr ihn in einen Sack gebunden, so wird er kein Vaterunser für euch sprechen, habt ihr nicht eine Halbkrone in den Fingern.

Biddy Kein Priester tut irgend gut, als nur ein verdorbener Priester. Einer der einen Tropfen trinken möchte und Mut hat, den Scharen des Unheils zu trotzen. Ausrotten würde er sie wie einen Zug Fische aus dem Wurzelwerk. Man soll überhaupt keinen Priester erzürnen oder wider ihn gehen.

Nanny Du selbst ducktest dich wohl vor einem, als du krank in der Zelle lagst und zu sterben meintest und er hieß dich das Becherschütteln aufgeben.

Biddy Ah, Gips für Marmor bekam er. Ich begann es wieder und bin frei auf den Straßen.

Nanny Viel Gutes tust du damit dir selbst und jedermann. Sagtest du nicht erst gestern jener Leiche dort, sie trete in den besten Tag ihres Lebens?

Johnny Still! daß euch! hier kommt der Priester.

Vater John tritt auf.

Vater John Es ist gewiß nicht wahr, daß er starb?

Johnny Der Geist ging von ihm um die Mitternacht. Wir brachten ihn hier in dieses Obdach. Wir mochten ihn nicht ohne Freunde lassen.

Vater John Wo ist er?

Johnny hebt die Säcke auf

Liegt hier steif und starr. Sein Blick ist sehr ruhig als läge keine Sünde und keine große Furcht in seinem Sinn.

Vater John kniet und rührt ihn an

Er ist nicht tot.

Biddy deutet auf Nanny

Er ist tot. Wenn er sich nur anstellt, so hätte er sich von der dort nicht so bestehlen und durchsuchen lassen, wie sie es getan.

Vater John Es hat den Anschein des Todes, aber es ist nicht Tod. Er ist in Verzückung.

Paudeen Durchwandert er jetzt Himmel und Hölle um Nachricht zurück zu bringen von den Sündern in der Pein?

Biddy Ich dachte selbst, er möchte abwesend sein, reitend auf weißen Pferden mit den Himmelsreitern.

Johnny Er wird uns große Wunder zu erzählen haben, wenn er sich von der Erde erhebt. Es ist schade, daß er nicht jetzt erwacht um uns anzuführen, daß wir den Trupp der Engländer überwinden. Wer in Verzückung ist, hat sicherlich Kraft, daß er über das Wasser schreiten kann.

Andrew Vater John erweckte ihn gestern als er grade so dalag. Sagte ich nicht, daß ich ihn deshalb hierher gerufen?

Biddy Erweckt ihn jetzt, damit sie sehen ob ich falsch prophezeihe. Die Zeichen sagten mir deutlich, daß er in den besten Tag seines Lebens trete.

Paudeen Und nicht tot überhaupt! wir marschieren hin und greifen Dublin selbst an vor Wochenschluß. Das Horn wird für ihn geblasen und alle guten Männer sammeln sich um ihn. Schnell, Vater, erweckt ihn.

Vater John Ich will ihn nicht erwecken. Ich will ihn nicht fortführen von dort wo er ist.

Johnny Und wie lang wird es dauern bis er von selbst erwacht?

Vater John Vielleicht heut, vielleicht morgen, es ist schwer gewiß zu sein.

Biddy Wenn er nur abwesend ist, so könnte er es sieben Jahre lang sein. Daliegen wie ein Baumstumpf und ohne Nahrung und die ganze Welt nicht fähig, ein Wort aus ihm herauszuschlagen, ich kenne diese Zeichen gut.

Johnny Wir können nicht warten und wachen sieben Jahre lang. Soll das Geschäft das er begann vollendet werden, so müssen wir vorwärtsgehen hier und jetzt. Die Zeit die ein Verzug ausmacht, das ist die Zeit in der die Regierung Kunde sammelt. Erweckt ihn jetzt, Vater, und die Geschlechter werden euch segnen.

Vater John Ich will ihn nicht zurückführen. Gott bringt ihn zurück zu seiner eigenen rechten Zeit. Soviel ich weiß, mag er jetzt die verborgenen Dinge Gottes schauen.

Johnny Er könnte ganz fortschwinden in seinem Traum. Es ist das Beste ihn jetzt zu wecken.

Andrew Erweckt ihn, Vater John. Ich glaubte ihn dieses Mal gewißlich tot und wie könnte ich Thomas mein übriges Leben lang in die Augen sehen, nachdem ich ihm in solcher Art gegenüber gestanden bin? und nehm ich einen kleinen Schluck eines trübseligen Abends, gewiß, ich fühlte mich sehr verlassen, wenn ich ihn nicht nähme. Alle Welt weiß, nicht aus Liebe zum Getränk, sondern aus Liebe zum Volk kommt das bei mir vor! erweckt ihn, Vater, oder vielleicht wecke ich ihn selbst. Schüttelt ihn.

Vater John Laß deine Hand nicht an ihn rühren. Überlasse ihn sich selbst und der Nacht Gottes.

Johnny Wollt ihr ihn nicht zurückbringen, warum sollten wir selbst es nicht tun? vorwärts nun, es ist das Beste, ihr tut es selbst.

Vater John Ich erweckte ihn gestern. Er war zornig auf mich, er konnte nicht zum Kern des Befehls dringen.

Johnny Tat ers nicht, so empfing er durch mich einen Befehl, der ihm genugtat, und eine Botschaft.

Vater John Das tat er – er empfing ihn von euch – und wie kann ich wissen, welche Teufelsbotschaft es gewesen sein mag, die ihn zu diesem Teufelswerk trieb, Zerstörung und Trunkenheit und Brandstiftung! das war keine Botschaft vom Himmel! ich wars der ihn erweckte, ich vielleicht hinderte ihn eine göttliche Botschaft zu hören, eine Stimme der Wahrheit, und er hörte euch sprechen und glaubte, die Botschaft käme von euch. Ihr benutztet euren Betrug und seinen Irrtum – ihr ließt ihn ohne Haus und ohne Mittel zum Leben, ihr müht euch ihn zu zerstören und völlige Vernichtung über ihn zu bringen. Ich will euch nicht helfen, lieber sehe ich ihn sterben und in Gottes Hände gehen, als daß ich ihn erwecke und sehe ihn den Mund der Hölle durchschreiten mit Landstreichern und Auswurf wie ihr!

Johnny wendet sich zu Biddy

Du solltest die Weise kennen, Biddy Lally, wie man einen Menschen zurückbringt der abwesend ist.

Biddy Die Macht der Erde tut es durch Kräuter und die Macht der Luft, indem sie Feuer zur Flamme facht.

Johnny Steh auf und zaudre nicht. Gib dir Mühe und sammle eine Handvoll Kräuter, die ihn zurückbringen von jedem Ort wo er sein mag.

Biddy Was helfen Kräuter, da seine Zähne so fest aufeinandergepreßt sind, daß er sie nicht nützen kann.

Johnny Nimm Feuer denn in Teufels Namen und leg es ihm an die Fußsohlen. Nimmt ein brennendes Torfstück aus der Glut.

Vater John Laßt ihn, sage ich! Schleudert das Torfstück weg.

Johnny Ich will ihn nicht lassen! ich geb es nicht zu, daß er in Ohnmacht liegt und das Land wartet auf sein Erwachen!

Vater John Ich erweckte ihn, sag ich dir! ich sandte ihn unter Diebe! er soll nicht wieder erweckt werden, da vielleicht böse Dinge warten und ihn fassen wollen! zurück von ihm, zurück, sag ich! wagst du es, Hand an mich zu legen! du kannst es nicht tun! du kannst ihn nicht anrühren gegen meinen Willen!

Biddy Hüte dich, bring uns nicht unter den Fluch der Kirche.

Johnny weicht zurück, Martin regt sich.

Vater John Gott hat ihn in seiner Hut. Er erweckt ihn. Martin stützt sich auf den Ellbogen. Rührt ihn nicht an, sprecht nicht zu ihm, er hört vielleicht große Geheimnisse.

Martin Jene Musik – ich muß näher hin – süß zauberhafte Musik – lauter als das Gestampf der Einhörner – viel lauter – ob auch der Berg zu ihren Füßen schüttert – hohe freudige Musik.

Vater John Still, er vernimmt die Musik der Himmel!

Martin Nehmt mich zu euch, Musikanten, wo ihr auch seid! ich will näher zu euch, ich höre euch besser jetzt, immer freudiger und freudiger – das ist seltsam – das ist seltsam.

Vater John Er empfängt irgend ein Geheimnis.

Martin Es ist die Musik des Paradieses, das ist gewiß, jemand sagte das. Es ist sicherlich die Musik des Paradieses. Ah jetzt hör ich, jetzt versteh ich. Sie entsteht aus dem dauernden Klirren der Schwerter!

Johnny Das ist die beste Musik, wir werden sie wahrscheinlich klirren machen, wir werden unsere Schwerter und Piken erklirren machen an den Bajonetten der roten Soldaten. Es ist gut daß du vom Tode erstanden bist, um uns zu führen! auf nun! komm! auf!

Martin Wer bist du? ah ich entsinne mich – wohin willst du daß ich kommen soll?

Paudeen Vorwärts natürlich, zum Angriff auf die Kasernen von Aughanish. Das Werk fortzuführen, das du gestern Nacht begonnen.

Martin Welches Werk begann ich in der letzten Nacht? o ja, ich erinnere mich – ein großes Haus – wir brannten es nieder – aber ich hatte das Gesicht nicht verstanden als ich es tat. Ich habe den Befehl falsch gehört. Das war nicht das Werk zu dem ich ausgesendet ward.

Paudeen Steh jetzt auf und befiehl was wir tun sollen. Dein großer Name selbst fegt den Weg vor sich rein. Du selbst wirst Irland befreit haben, noch bevor die Schütten in den Schobern sind!

Martin Hört, ich will erklären – ich hab euch irregeführt. Jetzt erst sah ich klar das ganze Gesicht. Als ich dort lag, durchschaute ich alles, ich wußte alles. Es war nichts als Wahnsinn, auszugehen um zu verbrennen und zu zerstören. Was hab ich zu tun mit der fremden Armee? durchbohren muß ich das wilde Herz der Zeit. Meine Aufgabe ist nicht Umbildung, sondern Offenbarung.

Johnny Wenn du dich jetzt von der Führerschaft abwendest, so bist du nicht besser als sonst ein Verräter, der je ein begonnenes Werk aufgab. Komm nur und stelle dich der Zweihundertschar gegenüber, die du aufgebracht hast gestern Nacht gegen das Heer des Gesetzes und sag ihnen, aus welchem Grund du sie verläßt.

Martin Ich war im Irrtum als ich auszog zur Vernichtung von Kirche und Gesetz. Die Schlacht die wir zu kämpfen haben, muß gekämpft werden in unsrem eigenen Geist. Es gibt einen glühenden Augenblick, vielleicht einmal im ganzen Leben, und in diesem Augenblick sehen wir das einzige Ding das not tut. In einem solchen Augenblick werden die großen Schlachten verloren und gewonnen, denn in solchem Augenblick sind wir ein Teil oder die Heerschar selbst des Himmels.

Paudeen Verrietest du uns an den nackten Henker mit deinen Verheißungen und Getränken? brachtest du uns her um uns zu verlassen und lächerlich zu machen, so ist dies der letzte Tag deines Lebens!

Johnny Den Fluch meines Herzens über dich! wir sollten dich heimsenden auf die höllischen Fliesen der Verräter. Hab ich erst ein Ende mit dir gemacht, will ich so zufrieden in den Tod gehen, als ginge ich nach Hause!

Martin Vater John! Vater John! könnt ihr nicht hören? könnt ihr nicht sehen? seid ihr blind? seid ihr taub?

Vater John Was gibt es? was gibt es?

Martin Dort auf dem Berg – tausend weiße Einhörner stampfen – tausend Reiter mit gezogenen Schwertern – die Schwerter klirren! o der Klang der Schwerter! der Klang der klirrenden Schwerter!

Er geht langsam ab. Johnny nimmt einen Stein um nach ihm zu werfen.

Vater John faßt seinen Arm.

Halt – siehst du nicht, daß er jenseits der Welt ist?

Biddy Laß die Hand von ihm, Johnny Bacach. Wenn er wild und verrückt ward, so ist das natürlich. Wer plötzlich aus einer Verzückung erweckt wird, kann wohl krank werden und wirr im Kopf.

Paudeen Wenn das Wahnsinn ist, so braucht nicht er die Strafe zu zahlen.

Biddy Das frißt am Geist und steigt empor in den Kopf. Einige schreiten auf jeder Höhe und haben große Macht in ihrem Wahnsinn. Vielleicht geht er in irgendeine geheime Kluft, um Kenntnis vom großen Heilmittel aller Dinge zu gewinnen oder vom Pflug, der versteckt wurde in den alten Zeiten – dem Goldenen Pflug.

Paudeen Es war, als spräche er Honig. Er hatte den Blick wie einer, der große Wunder gesehen. Vielleicht ging er zu den alten Helden von Irland, um Heere aufzubringen uns zur Hilfe.

Vater John Gott nehme ihn in seine Hut und beschütze ihn vor den Lügengeistern und allem Blendwerk!

Johnny Wir haben Kerzen hier, Vater. Wir wollten sie um seine Leiche stellen. Vielleicht halten sie die bösen Dinge der Luft fern.

Paudeen Zündet sie denn an, und er wird eine Messe für ihn lesen so gut wie in einer kalkgetünchten Kirche.

Sie zünden die Kerzen an. Thomas tritt auf.

Thomas Wo ist er? ich kam ihn zu warnen. Die Zerstörung, die er in der Nacht vollführt hat, ist ruchbar geworden. Die Soldaten sind nach ihm aus und die Polizeiwächter – zwei der Wächter sind nicht weit von hier – da sind andere von allen Seiten – sie hörten, er sei hier in den Bergen – wo ist er?

Vater John Er ging den Pfad hinauf.

Thomas Eilt ihm nach! sagt, er soll sich verstecken – der Angriff, daran er teilgenommen,

kostet den Galgen. Sagt ihm, er soll sich verstecken und zu mir kommen, wenn alles ruhig geworden – so schlecht sein Tun auch war – er ist meines leiblichen Bruders Sohn, ich will ihn auf ein Schiff bringen, das nach Frankreich geht.

Vater John Das wird das Beste sein, sende ihn zurück zu den Brüdern und den weisen Bischöfen. Sie können diesen Knoten entwirren, ich kanns nicht. Ich bin der Wahrheit nicht sicher.

Thomas Hier sind die Polizeiwächter, er wird sie sehen und entkommen. Sagt kein Wort. Der Herr sei gepriesen daß er außer Sicht ist.

Polizeiwächter treten auf.

Wächter Der Mann, den wir suchen – wo ist er? man sah ihn mit euch herkommen. Ihr müßt ihn der gesetzlichen Macht ausliefern.

Johnny Wir wollen ihn nicht ausliefern. Fort von hier, oder es geht euch schlecht.

Paudeen Wir fürchten uns nicht vor euch und euresgleichen.

Biddy Stürzt sie die Felsen hinunter!

Nanny Gebt sie den Schnäbeln der Krähen!

Alle Nieder mit dem Gesetz!

Vater John Still! er kommt zurück! zu den Polizeiwächtern halt – halt – überlaßt ihn sich selbst. Er versucht nicht zu entwischen, er kommt auf euch zu.

Paudeen Eine Art von Helligkeit ist um ihn. Ich tat ihm Unrecht, als ich ihn einen Verräter nannte. Er gehört ganz und gar nicht in diese Welt. Er ist jenseits auf der anderen Seite.

Martin Steht neben dem Stein auf dem die Kerzen brennen

Et calix meus inebrians quam praeclarus est!

Vater John Ich muß wissen, was er zu sagen hat. Er redet nicht von sich aus.

Martin Vater John, der Himmel ist nicht so, wie wir ihn uns dachten. Er ist nicht Stille, nicht Gesang und Musik, und aller Kampf ging zu Ende. Ich hab ihn gesehen, ich bin dort gewesen. Der Liebende liebt noch, aber mit größerer Leidenschaft – und der Reiter reitet noch, aber das Pferd geht wie der Wind und überspringt die Klüfte und die Schlacht währt immer – immer. Das ist die Freude der Himmel: dauernde Schlacht. Ich wähnte, die Schlacht sei hier – und daß die Freude hier auf der Erde zu finden sei und daß man nur die alte wilde Erde der Märchen wiederzubringen habe – doch nein, das ist nicht hier – wir kommen nicht zu jener Freude, jener Schlacht, bis wir nicht die Sinne ausgelöscht, ein jedes Ding, das gesehen und gefühlt werden kann, so wie ich diese Kerze auslösche. Er löscht eine Kerze aus. Wir müssen die ganze Welt auslöschen wie ich diese Kerze lösche. Löscht eine andere Kerze aus. Wir müssen das Licht der Sterne löschen und das Licht der Sonne und das Licht des Mondes löscht die übrigen Kerzen bis wir von neuem ein jedes Ding zunichte gemacht. Ich sah ein zerstücktes Gesicht, aber nun ward mir alles licht. Wo es nichts gibt – wo es nichts gibt – da ist Gott!

Wächter Jetzt fassen wir ihn!

Johnny Wir werden ihn nie dem Gesetz ausliefern!

Paudeen Mach dich aus dem Staub! wir lassen sie nicht hinter dir drein.

Sie ringen mit den Polizeiwächtern, die Frauen helfen, alle kämpfend ab. Es fällt ein Schuß. Martin taumelt und stürzt hin. Die Bettler kommen zurück mit Triumphgeschrei.

Johnny Wir sind fertig mit ihnen, sie werden sich nicht mehr um dich kümmern.

Paudeen O, er fiel!

Vater John Er ist durch die Brust geschossen. O wer hat es gewagt eine Seele zu bedrängen, die da rang auf der Schwelle der Heiligkeit?

Johnny Jene Flinte dort ging los, da ich sie schlug aus des Wächters Hand.

Martin Blickt auf seine Hand, die blutig ist

Ah, das ist Blut! ich fiel im Gestein. Der Anstieg ist hart. Der Anstieg ist lang zu den Weingärten Edens. Helft mir auf. Ich muß weiter. Der Berg von Abiegnos ist sehr hoch – aber die Weingärten – die Weingärten!

Er fällt tot zurück. Die Männer entblößen ihre Häupter.

Paudeen zu Biddy

Du führtest ihn irr mit deiner Prophezeihung, daß er in den besten Tag seines Lebens trete.

Johnny Wahnsinn in ihm oder nicht Wahnsinn – ich will diesen Körper nicht dem Gesetz überlassen für ein Hundebegräbnis, oder daß man ihn fortschafft und vielleicht an einen Baum hängt. Tragt ihn auf den Säcken – bringt ihn fort zu dem Steinbruch – dort auf dem Hügel werden ihm die Jungen ein großes Begräbnis geben, auf Pferden werden sie kommen und mit weißen Stäben in den Händen.

Nanny legt den Samtmantel über ihn. Sie heben ihn auf und tragen die Leiche fort indem sie singen:

Du unser Hoffen, das Herz stirbt mit dir
Du gingst von uns, darum gehen wir irr!

Vater John Er ist fort und wir können nie wissen, woher das Gesicht ihm kam. Ich kanns nicht wissen, die weisen Bischöfe hättens gewußt.

Thomas hebt das Banner auf

Da leitet man einen Jungen sein Leben lang und er geht schließlich seinen eigenen Weg und einen wunderlichen dazu. Die Welt selbst ist sehr wunderlich – welche Form sie im Anfang auch gehabt haben mag.

Andrew Allzu hartnäckig und allzu offen zu sein – das ist der Beginn aller Wirrsal. Das Ding für sich behalten, das man weiß und in Ruhe das Ding tun, das man tun möchte. Es gäbe keine Verwirrung überhaupt in der Welt, wenn alle Leute das im Sinn trügen!


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