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Minnegruß.

Euch naht sich Einer, holde Frauen,
Dem könnt Ihr frei ins Auge schauen'
Er ist von Kopf zu Fuß
Ein Ritter, der Euch rühmt und ehret,
Und er entbietet stahlbewehret
Euch minniglichen Gruß!
Tief aus dem Goldschacht unsrer deutschen Sage
Steigt mit Gesänge freudig er zu Tage,

Tannhäuser ist's, – Ihr kennt den Helden;
Was alte Mären von ihm melden,
Den Wartburgsängerkrieg,
Den Hörselberg, des Papstes Stecken,
Was Sage flüstert, wollt' ich wecken
Und das, was sie verschwieg.
Nachschaffend kühnlich wollt' ich aus dem Vollen
Euch seines ganzen Lebens Bild entrollen.

Ich weiß es, was ich damit wagte,
Und wenn mir auch die Kraft versagte,
Die Lust that's nie beim Sang.
Er wollte Euer Herz ergründen,
Ich wollte Euch das seine künden,
Seht selbst, ob eins gelang.
Sehnsucht mit ihren stürmenden Gedanken
Kämpft mit der Wirklichkeit und ihren Schranken.

Ich grüße mit Gesang Euch Süße!
Wie Kaiser Heinrich sang, und grüße
In Euch der Minne Macht.
Ich habe stets von ihrem Wesen
So hoch, wie Ihr es werdet lesen
Von meinem Helden, selbst gedacht.
Und malt' ich noch zu glühend seine Minne,
So denkt: was wäre Kunst Wohl ohne Sinne?

Ihm war es Ernst; nicht um zu spielen,
Griff er nach unfaßbaren Zielen
In seiner Seele Drang.
Auch mir ist's Ernst; nie würd' ich wagen,
Vor Euch die Saiten anzuschlagen
Unrein in ihrem Klang
Und darum dürft Ihr, edle, kluge Frauen,
Uns beiden auch mit gutem Fuge trauen.
So nehmt nun den besungnen Sänger,
Den ritterlichen Schlachtengänger
Der Hohenstaufenzeit,
Von der ich Manches Euch geschildert,
Nichts übertrieben, nichts gemildert,
Nehmt ihn mit Freundlichkeit!
Seid gnädig und versöhnlich seiner Minne
Und schickt ihn damit nicht zur Valandinne!

Berlin, Oktober 1880


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