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»Vor ihm sind tausend Jahre wie ein Tag,« Spricht der Psalmist. Des Meeres Wellenschlag, Die Athemzüge seines Rauschens sind, Ob sie nun schleppend gehen, ob geschwind, Ein Puls der langen, langen Erdenzeit, Und sie ist nur ein Hauch der Ewigkeit, Wo Sonnen glühen und zu Eis erkalten, Die jüngsten Sterne winterwüst veralten. Was Menschen raschen Wortes »ewig« nennen, Wenn sie sich lieben, und wenn sie sich trennen, Wieviel ist's länger, als die Blume blüht, Die eines Sommermorgens Thau besprüht? Landflüchtig ist der Mensch in der Natur, Sein Leben währt, wenn's hoch kommt, siebzig Jahr, Und wenn es herrlich, wenn es köstlich war, So war es nichts, als Müh und Arbeit nur. Ihn aber dünkt der alten Erde Rund, Das seine Hütte trägt als sichrer Grund, Der Boden, drauf er mit den Füßen steht, Durch Noth und Tod mit seiner Liebe geht, Die Scholle, die er pflügt mit seiner Schar, Fest, unerschütterlich, unwandelbar. Und ist es auch, so lange Menschen denken, Erinnernd ins Vergangne sich versenken Und sehnend, hoffend in die Zukunft schauen, Der ihres Herzens Wünsche sie vertrauen. So rauschte schon das Meer, wie's heute rauscht, Bevor es noch ein Menschenohr belauscht; So sah es der, der mit dem Steinbeil schlug, Des Höhlenbären Haut als Mantel trug, So sahn es die phönizischen Triremen, Die Griechenflotten und beim Beutenehmen Wikinger Drachen, so der Hansa Ehren Und so Venedigs kreuzende Galeeren, So wird es sehn der Letzte, der's befährt, Der letzte Fischer, der von ihm sich nährt. Wenn es sich leise schwingend senkt und hebt, Sein schimmernd Blau von keinem Sturm durchbebt, Am Tage sonnig glänzt und lockt und lächelt, Mit sachtem Wogengange Kühlung fächelt, Und sich bei Nacht aus ihrer Weltenferne In seinem Spiegel schau'n die goldnen Sterne, Verräth es nicht, was unter seiner Fluth, Von Finsterniß umhüllt, im Tiefen ruht. Da liegt manch Anker, dessen Kette riß, Manch eine Kugel, die durch Segel biß, Und weit davon vielleicht dasselbe Rohr, Aus dem sie in der Seeschlacht schoß hervor. Da schlummern einsam menschliche Gebeine, Nicht zugedeckt mit einem Marmorsteine, Gebeine derer, die im Schreckensdrang Des Schiffbruchs fanden ihren Untergang. Nicht Alle doch, die hilflos von den Planken Herabgespült, versanken und ertranken, Ruhn unbestattet in der Tiefe Schoß Versandend aus vom harten Seemannsloos. Manch Einen trägt die Welle wohl zu Land Und bettet sanft ihn auf bewohnten Strand, Da findet er mit Kreuz und Nummerstab In Frieden dann ein namenloses Grab. Manch tüchtig Schiff mit stolzen Masten Edzard und Ingeborg ruhen im Meer Die Dämmerung bricht leis herein, |
Der Segler schwindet Im Nebelduft, Es weht und windet Und saust in der Luft. Die Wolken thürmen Sich in der Nacht, Es beginnt zu stürmen, Es blitzt und kracht. Die Briefe, die an Bord geblieben, Sie bringen Gefahr und Noth, Sie sind an Zwei geschrieben, Die lange, lange todt. Vom Schiffe nieder Geht niemals wieder Ein Anker zum Grunde, – Bald kommt seine Stunde. Da schlagen zusammen Darüber die Wogen, Oder von Flammen Wird's aufgesogen, An Riffen zerschellen Wird's in den Wellen, Scheitern am Strande, – Nie kommt es zu Lande. Wer ist der Segler, |