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Es war wieder Mai. Blüthenschnee bedeckte die Obstbäume des Dorfes, in dessen Häusern hundert arbeitsame Hände hinter den Webestühlen sich regten. Im Garten des jungen Seltner saß, von der Sonne beschienen, die schräge Strahlen über die Waldhöhen herabsandte, Flora in heller Kleidung. Die junge Frau sah nicht mehr so blühend und freudenvoll aus, wie früher. Sie war etwas bleicher geworden und um den frischen vollen Mund legte sich bisweilen ein Schmerzenszug. Jetzt aber lächelte sie, so froh, so selig, wie nur eine junge Mutter lächeln kann, die ein liebliches Kind auf ihren Knieen wiegt. Ein blühender, von Gesundheit strotzender, rundwangiger Knabe, der etwa zwei Monate alt sein mochte, lag auf Flora's Schooße und langte mit den kleinen, vollen Händchen nach den Bandenden, die von dem Häubchen der glücklichen Mutter herabhingen und im warmen Winde über das Gesicht des Kleinen hin- und herflatterten. Das Kind folgte mit großen, verwunderten Augen dem Spiel der Bänder und strampelte heftig mit den Füßchen, wenn sie seinen Händchen bei einer Seitenbewegung der Mutter entschwanden.
Ein Ruf Albrecht's machte Flora aufhorchen.
Wünschest du etwas? sagte die junge Frau, ihren sonnigen Sitz auf dem grünen Rasenplatze verlassend und mit dem lächelnden Knaben dem Fenster zuschreitend, durch dessen geöffnete Scheiben der kräftige Vater stolz und heiter auf sein junges Weib sah.
Die Mutter winkte, erwiderte Seltner. Der Pathe des Kleinen ist gekommen, wenn ich recht gehört habe. Er wird nur ein paar Stunden bleiben, denn er kommt aus dem Königreiche und will noch vor Nacht wieder daheim sein. Mach' dich also parat, Herzensfrau, putze den Jungen hübsch heraus und laß uns hinübergehen zu den Eltern. Der Pathe hat ja den herzigen, kleinen Bengel seit dem Tauftage nicht mehr gesehen. Der wird keine schlechten Augen machen, wenn er sieht, wie prächtig der Junge zugenommen hat in den paar Wochen.
Flora pflegte sich nicht zu putzen. Ihre Kleidung war stets rein und sauber, deßhalb genügten bei ihr nur wenige Minuten, um auch im gewöhnlichsten Hauskleide sich vor Fremden sehen zu lassen. Dem kleinen Otto ward ein frisches, mit Rosaband verziertes Häubchen aufgesetzt, dann nahm ihn Flora auf den Arm und schritt an Albrecht's Seite über die Straße nach der Wohnung der Eltern.
Schon als sie aus der Thür traten, gewahrten sie den Vater mit Otto's Pathen auf der Bank vor dem Hause sitzen. Ammer's starkes Haar war in den letzten Monaten ganz weiß geworden, was dem stattlichen Manne ein ungemein ehrwürdiges Ansehen gab; sonst konnte man dem rüstigen Weber das Alter nicht anmerken. Sein Auge blickte hell und fest in die Welt, die Hand zitterte nicht, seine Stimme klang laut, wie sonst, und wenn er sprach, lag Kern in dem, was er sagte. Seine Gesichtszüge aber glichen einem Acker, den die Sorge gepflügt und den der Kummer mit Saamen bestreut hat.
Ammer rauchte seine Meerschaumpfeife und hörte aufmerksam einer Auseinandersetzung seines Freundes, des Kaufmann Mirus zu, der seinen ersten Enkel aus der Taufe gehoben hatte.
Ich weiß davon noch nichts, mein werther Herr Gevatter, sagte er, als Mirus seine Rede beendigte, denn gesprochen habe ich seit der Zeit den Herrnhuter nicht mehr. Ich konnt' es nicht über mich gewinnen, obwohl es mir vielleicht besser gewesen wäre und wohl auch christlicher; allein der Kummer fraß mir zu scharf am Herzen, so daß ich viel mit mir zu kämpfen hatte, um nicht ungerecht zu werden gegen Unschuldige.
So haben Sie also gar keine Nachricht?
Ich persönlich nicht, meine Firma in Hamburg dagegen ist, wie ich unter der Hand erfuhr, ganz gut unterrichtet.
Hat er Ihnen geschrieben?
Ja, von Liverpool das erste Mal, von den canarischen Inseln das zweite Mal.
Und kindlich, nicht wahr?
Ammer lächelte sehr sonderbar. O ja, erwiderte er. Die Worte klangen soweit ganz freundlich, und waren recht nett gestellt, aber der Hochmuthsteufel guckte doch aus jedem Buchstaben heraus, und daß die heutige Jugend zehnmal klüger sei, als wir Alten, die wir den siebenjährigen Krieg mit erlebt haben, das konnte ein Blinder zwischen den Zeilen lesen.
Wann erwarten Sie ihn zurück?
Kann's nicht sagen, Herr Gevatter, ist mir auch offen gestanden gar nicht viel daran gelegen. Meine Kinder sind jetztund alle mündig. Ich habe mich in's Unvermeidliche gefunden, ob auch unter Zürnen und Zagen, und so kann und will ich weiter nicht mehr in ihr Thun und Treiben hineinreden. Meine Sache, werther Herr Mirus, bleibt gesondert von dem Geschäft, das unter der Firma Ammer Söhne und Comp. geführt wird. Der alte Ammer im Rohr »wirkt«, wie wir Weber vom alten Schlage insgemein zu sagen pflegen, und können die Ammer Söhne etwas gebrauchen von meiner Arbeit, nun, so wird's der Alte liefern, so gut er kann.
Herr, ich muß Ihr sagen, versetzte Mirus, ich billige das, wenn ich auch vielleicht die Sache selbst anders beurtheile, als Sie. Allem Vermuthen nach lucrirt die erwähnte Firma, wird groß und verdrängt wohl gar manche jetzt ganz geachtete durch ihren Glanz und ihr Glück. Glück aber trägt nur dann bleibende Früchte, wenn es beständig ist. Darum billige ich die Separation.
Mein Aeltester, nahm wieder Ammer das Wort, hat die Oberleitung der Fabriken in Weltenburg übernommen, wie Sie wissen. Christlieb interessirt sich dafür: er hat Geschick dazu, ist fleißig und sehr aufmerksam, und so habe ich gedacht, es könnte sich möglicherweise mit der Fabrik erhalten lassen, was unter Umständen bei dem Handel über's Weltmeer verloren gehen dürfte. Das ist nur so eine Weberansicht, mein Herr Mirus, dennoch, mein' ich, hat sie Hand und Fuß, und man kann im Nothfall darauf bauen, was sich beim Wasser nicht jederzeit thun läßt.
Ganz meine Ansicht, versetzte Mirus. Nun möcht' ich aber gerne wissen und, falls Sie davon einige Kenntniß haben, von Ihnen erfahren, in welcher Verbindung Graf Alban, der Gönner Ihres Sohnes, mit dem ränkesüchtigen Advocaten Block steht. Der Einäugige ist bekanntlich mein specieller Feind, und wenn er mir irgendwo schaden kann, so glaub' ich, thut er's mit vielem Vergnügen; allein ich habe Grund zu vermuthen, daß er es auch mit andern Menschen nicht gut und redlich meint, selbst wenn er ihnen scheinbar redlich dient.
Kennen Sie den Grafen Alban?
Nicht eben genau. Es ist mir aufgefallen, ihn während der letzten Wochen wiederholt mit dem Advocaten ausfahren und conferiren zu sehen. Ich glaube, die beiden Herren sind auch in Weltenburg gewesen.
Ist mir nicht bewußt, obwohl es gern sein kann, erwiderte Ammer. Ich selber habe die dortigen Arbeiten seit Ende Februar nicht mehr besichtigt, und Christlieb, der ja schon lange dort lebt, hat in seinen Briefen eines solchen Besuches nicht erwähnt. Vermuthen Sie, daß Block Intriguen spinnt?
Herr, ich muß Ihr sagen, es ist schwer, darüber in's Klare zu kommen. Ich traue dem Manne nicht, und darum sehe ich vielleicht schwärzer, als es nöthig wäre. Was mir jetzt Bedenken erregt, ist, daß Block zu Vielen dient und unter diesen Vielen auch entschiedenen Gegnern. Herr Wimmer correspondirt ebenfalls mit ihm.
Wozu hätte Wimmer den Block nöthig! sagte Ammer. Der sanftmüthige Bruder ist ja so überaus glücklich gewesen, niemals einen Proceß führen zu müssen.
Gerade deßhalb hat sein Verkehr mit Block eine tiefere Bedeutung, fiel Mirus ein. Ich hielt es für Freundespflicht, Ihnen diese Mittheilung zu machen, damit Sie vorsichtig sind. Läßt man sich nicht überraschen, so bleibt man stets Herr der Situation. Aber still da kommt die junge Frau mit meinem Pathen.
Mirus stand auf und ging der glücklich lächelnden Flora, die an der andern Seite des Hauses bis jetzt mit ihrer Mutter gesprochen hatte, gar freundlich entgegen. Wer den ernsten Kaufmann nur von seinem Comptoir her kannte, der mußte sich wundern über die Freundlichkeit, ja Liebenswürdigkeit, die er jetzt der jungen Mutter gegenüber entfaltete. Man sah ihm die Freude über das Gedeihen seines kleinen Pathen an, den er jetzt von Flora's Arm nahm und ihn tänzeln ließ. Dem Kleinen schien das Schweben in der warmen, weichen Mailuft gar wohl zu behagen, denn er arbeitete mit Händen und Füßchen und ein glückliches Lächeln wollte sich auf dem noch unausgebildeten Gesichtchen entwickeln. Als Mirus das Kind Flora zurückgab, sprach er:
Herr, ich muß Ihr sagen, das ist ein Capitaljunge und damit er's bleibe und es in doppelter Beziehung werde, bitte ich, bewahren Sie ihm das da auf von seinem alternden Pathen, der wohl eines Morgens nicht wieder aufsteht, wenn es so fortgeht mit Sorgen und Kümmernissen aller Art.
Bei diesen Worten überreichte er der jungen Mutter ein Etui, das ein sehr werthvolles goldenes Besteck für den kleinen Otto enthielt. Flora erschrak, als sie es öffnete, über die Größe des Geschenkes und ward dadurch in einige Verlegenheit gesetzt, der Kleine aber griff begierig nach dem blitzenden Metall, das im Strahl der Sonne prächtig funkelte.
Ha, ha, sagte Mirus erfreut, der Handbewegung seines Pathen folgend, der Junge wird frühzeitig klug werden. Er hat's schon jetzt weg, was auf Erden am meisten gilt, und greift danach, damit er es fassen und halten lerne. Nun, Gott segne dich, mein Kind! Schaden kann's nicht, wenn du ein klein wenig nach deinem Pathen geräthst, denn und dabei ergriff er das Händchen des Kleinen und spielte mit ihm Herr, ich muß Ihr sagen, es ist nicht Alles schlimm, was unter diesem fahlen Rocke sich verbirgt!
Jetzt fing das Kind an zu weinen, vielleicht, weil es über den harten und lauten Ton erschrak, womit Mirus diese letzten Worte gesprochen hatte. Flora entfernte sich deßhalb mit Otto und ging in's Haus, wo die Mutter in gewohnter Weise geschäftig war. Seltner setzte sich neben Ammer auf die Bank, nachdem er mit kräftigem Händedruck dem reichen Handelsherrn für das seinem Knäbchen so eben gegebene Geschenk gedankt hatte.
Wie steht das Wiener Geschäft? fragte jetzt Mirus, auf der andern Seite des Webers Platz nehmend. Was ich im Königreiche davon hörte, verspricht Gutes. Sie brauchen viel da unten an der Donau, besonders in bunten Zeugen, und wer's versteht und in Leipzig einen zuverlässigen Freund hat, der kann dort einen mächtigen Griff thun. Ewig Schade, daß jene gesegneten Landstriche deutscher Cultur und Industrie nicht zugänglich sind! Herr, ich muß Ihr sagen, wäre die Donau ein deutscher Strom bis in's schwarze Meer, ich glaube fast, Herr Ammer, in Konstantinopel errichtete ich selber eine Commandite!
Der alte Weber lächelte. 's ist doch eine grausam wunderliche Zeit, sagte er nach kurzem Bedenken, während er aus dem sehr verbrauchten ledernen Tabaksbeutel seinen Meerschaumkopf wieder füllte. Jung und Alt sinnt Tag und Nacht darauf, wie's mehr an sich reißen, größern Einfluß gewinnen, allerwärts gebietend werden will. Ich glaube, der Bonaparte hat die ganze Welt aus ihrer alten, stillen, zufriedenen Lage gebracht! Ach ja, der Bonaparte! Nun, nun, nur abwarten! Wird auch noch klein beigeben, wenn's letzte Pulver von der Pfanne blitzt!
Sie haben doch die Verbindung mit Wien nicht aufgegeben? fragte Mirus mit einiger Besorgniß.
Habe es nicht, möchte es aber wohl, mein werther Herr Gevatter, erwiderte Ammer. Seit mir der Versucher mit brennendem Finger die Stirn berührte vor Jahr und Tag, also daß ich aus eitel sündigem Drange in wahrer Herzensangst mich bestimmen ließ, dem Zufall die Hand zu reichen, der da oft die Armuth bestiehlt und den Reichen als falscher Freund noch mehr bereichert: seitdem komme ich nicht mehr los von Wien! 's ist mein Verhängniß, das ich, wie manches Andere, tragen muß.
Herr, ich muß Ihr sagen, das verstehe ich nicht.
Und doch ist nichts einfacher, Herr Mirus, fiel Albrecht ein. Der Vater setzte vor Jahr und Tag ins Lotto und gewann eine Quinterne.
Ach ja, unterbrach ihn der Kaufmann. Weiß noch, was es für Spectakel gab in der Stadt, als es ruchbar ward; weiß auch, daß der Ertrag jener Quinterne mich um den Besitz Weltenburgs gebracht hat.
Was Sie nicht zu bereuen brauchen, fiel Albrecht ein. Weltenburg ist in die rechte Hände gekommen, denn es gibt vielen Hunderten Arbeit und Brod, seit mein Schwiegervater die Fabriken angelegt hat, denen mein Schwager Christlieb mit so viel Einsicht vorsteht. Doch um kurz zu sein, mögen Sie wissen, daß seit jenem glücklichen Treffer Herr Zobelmeier, der mit farbigen Stoffen, wie sie bei uns gemacht werden, nach der Levante einträgliche Handelsgeschäfte treibt, kein Vierteljahr vorübergehen läßt, ohne uns zu besuchen und mit neuen Aufträgen zu beehren, denen wir uns denn nicht entziehen können.
Genau so ist's, mein Herr Mirus, bekräftigte Ammer, und eben weil es so ist, bin ich ein gebundener Mann, der sich nicht mehr frei rühren kann, wie vordem, als ich mich weder um den levantinischen noch den amerikanischen Handel kümmerte.
Thut nichts, Herr Ammer, bemerkte Mirus. In geschäftlichen Dingen muß Jeder dem Zeitgeiste Opfer bringen, sonst wird er überflügelt.
Habe nichts dagegen, versetzte Ammer, dennoch wäre es mehr nach meinem Sinne, wenn man die Sache stiller betriebe. Was mir nicht gefällt, mein Herr Mirus, sehen Sie, das ist das Nebengeschäft des allezeit lustigen Zobelmeier.
Mirus blickte den Weber fragend an, da er nicht wußte, welches Nebengeschäft gemeint sei.
Ist doch keine Gefahr dabei, sagte Albrecht beruhigend, und zu Mirus gewendet, fuhr er fort: Der Vater hat nun einmal eine Antipathie gegen das Lottospiel, und weil Herr Zobelmeier regelmäßig nicht eher wieder geht, bis man ein paar Nummern besetzt hat, darum mag der Vater nicht gern mit ihm verkehren. Die letzten Nummern zog Ihr Pathe.
Mirus schwieg, sah gerade vor sich hin und zeichnete mit seinem Stocke Figuren in den Sand. Hinter den Waldhöhen ging die Sonne in Gold, weithin den Kranz der Gebirgskette mit den davor liegenden Flecken, Dörfern, Meierhöfen, Schlössern und Kirchen hell bestrahlend. Es war ein entzückender Anblick, da man bei der durchsichtig klaren Luft stundenweit jeden Gegenstand genau erkennen konnte und das Sonnenfeuer in der Ferne auf dunklem Baumgrunde oder an Felsenkanten und Platten fortfluthend, sich in goldviolette, glänzende Schatten auflöste.
Haben Sie nie im Lotto gespielt? fragte Albrecht. Es kostet wenig und ist eigentlich recht bequem.
Herr, ich muß Ihr sagen, versetzte Mirus, seine Zeichnenkunst im Sande einstellend, was das Spiel anbelangt, war ich von jeher ganz gleicher Ansicht mit meinem Freunde Ammer; vor dem Lotto aber hat man sich jetzt in Sonderheit in Acht zu nehmen. Man kann dabei in Schaden kommen.
Wie das? fragte Albrecht.
Mirus stand auf und reichte dem Weber die Hand. Davon ein andermal, sagte er kurz. Es wird Zeit, daß ich aufbreche. Adieu, mein werther Freund! Das Wiener Geschäft, möcht' ich bitten, recht munter fortzusetzen. Es gibt eine Stütze für die Zukunft; den Zobelmeier als Lotterie-Collecteur lassen Sie aber doch das nächste Mal recht tüchtig ablaufen. Ich mein's gut und Herr, ich muß Ihr sagen sollte mich schier schwer verdrießen, wenn Sie Ungelegenheiten davon haben sollten.
Obwohl Ammer, gerade durch diese Bemerkungen des vorsichtigen Kaufmannes beunruhigt, mit raschen Fragen in ihn drang, weigerte sich Mirus doch, jede nähere Auslassung zu geben. Mit der Versicherung, es habe vor der Hand, da ja sein Pathe der eigentliche Lottospieler sei, nichts auf sich, empfahl er sich und schlug die Straße nach der Stadt ein.
Was sollte das heißen? sagte Ammer zu seinem ebenfalls nachdenklich gewordenen Schwiegersohne. Sollte kürzlich ein schärferes, landesherrliches Verbot gegen dies vom Satan selbst erfundene Spiel erlassen worden sein? Müßt' es rein übersehen haben in der Zeitung und lese doch immer sehr genau alle Bekanntmachungen, Steckbriefe und dergleichen. Ist mir das viel unterhaltender, als das trügerische Lärmmachen in der Politik, wo Einer immer den Andern zum Narren hat und Jeder für den besten Trompeter das mehrste Geld ausgibt, gerade so, wie Jahrmarkts, wenn die Inhaber von Schaubuden ihr hirnverbranntes Zeug mittelst Sprachröhren ausposaunen lassen.
Wer weiß, Vater! versetzte Albrecht Seltner. Herr Mirus hat ja seine Eigenheiten, zu denen auch die gehört, daß er es ungern sieht, wenn Jemand Geld wagt für eine Sache, wo man zwanzig Mal Verlust haben kann, um möglicherweise einen kleinen Gewinn zu erhaschen. Er weiß, daß sein Pathe Zahlenlose gezogen hat, nun und da
Hm, hm, hm! Mag so sein, unterbrach Ammer den Sprechenden. Ist ein grausam vorsichtiger Mann, mein Herr Mirus, ein Mann, auf den man sich verlassen kann zu jeder Zeit. Hat ihn verdrossen – Herr ich muß Ihr sagen fügte er befriedigt lächelnd hinzu, daß der kleine Schlingel seine schuldlosen Finger schon in den Sündentopf hat stecken müssen und muß ihm, wie ich wohl behaupten darf, ganz und gar darin beipflichten, dem ehrenwerthen, soliden und treuen Kaufmann Mirus. Laßt mir also den kleinen Jungen nicht wieder in den Papierstreifen wühlen, Albrecht, wenn du nicht willst, daß ich dir nach altmodischer Webermanier den Zettel aufmache.
Während dieser Rede, die Ammer halb ernst, halb scherzhaft sprach, war er dem voranschreitenden Schwiegersohne in's Haus gefolgt, wohin den Ersteren das glücklich lächelnde Gesicht Flora's zog, die es dem Kleinen gestattete, mit beiden Händen an die Fensterscheiben zu schlagen, an denen die letzten Funken der versinkenden Sonne verglommen.