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Kurz nach zehn Uhr, bevor Luke fortging, wurde telefonisch von London ein Telegramm für Edna durchgegeben. Es kam von Garcia aus Istanbul. Er teilte ihr darin mit, daß er im Auto durch Kleinasien reisen wolle.
Es regnete heftig, und sie bestand darauf, Luke mit dem Wagen zum ›Roten Löwen‹ zu bringen. Im ganzen war es ein schöner Abend gewesen, und doch war sie nicht ganz zufrieden, denn sie konnte sich über Luke einfach nicht richtig klarwerden.
Sie hörte die Türglocke nicht, die mitten in der Nacht läutete. Erst als Penton, der Butler, an ihre Tür klopfte, wachte sie auf.
»Was gibt es denn?« fragte sie.
»Mr. Luke ist gekommen und möchte Sie dringend sprechen.«
Sie machte Licht, kleidete sich schnell an und ging zu ihm hinunter ins Speisezimmer. Er trug einen Regenmantel, und sein Hut war durchnäßt, da er den vier Kilometer langen Weg im strömenden Regen zurückgelegt hatte.
»Ist etwas passiert?« fragte sie ängstlich.
Er schloß die Tür des Speisezimmers.
Er nahm ein kleines Buch aus der Tasche, das in weiches Leder gebunden war.
Es kam ihr merkwürdig bekannt vor. Sie nahm es in die Hand und betrachtete es von allen Seiten. Als sie das erste Blatt aufschlug, fand sie darauf die spanischen Worte: ›Meinem lieben Freund Alberto Garcia zu seinem dreiundsechzigsten Geburtstag.‹
Es war ein Band spanischer Gedichte, den sie in Buenos Aires gekauft hatte; die Widmung hatte sie eigenhändig geschrieben.
Bestürzt sah sie ihn an.
»Dieses Buch habe ich Mr. Garcia früher einmal geschenkt.«
»Wie kommt es dann aber auf das Bücherregal in meinem Zimmer? Hat Garcia jemals im ›Roten Löwen‹ gewohnt?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nicht, daß ich wüßte.«
»Ich habe mich in dem Gasthaus sehr unangenehm bemerkbar gemacht«, sagte er grimmig. »Alle möglichen Leute habe ich mitten in der Nacht aufgeweckt, die etwas davon wissen konnten. Der Gastwirt und seine Frau sind auf einer Ferienreise, und die meisten Angestellten sind noch nicht lange dort.«
Nun erzählte er ihr, daß er nicht habe einschlafen können und deshalb wieder aufgestanden sei. Auf dem kleinen Bücherbrett habe er einen interessanten Lesestoff gesucht, aber nur alte Kalender und langweilige Romane gefunden. Schließlich habe er dann zu seinem größten Erstaunen dieses ledergebundene Buch mit der spanischen Widmung entdeckt.
»Ich wußte, daß Garcia nicht in dem Gasthaus gewohnt haben konnte, seitdem Sie das Haus hier eingerichtet haben, denn er war doch seit der Zeit immer im Ausland.«
Sie lachte.
»Aber ist die Sache denn so furchtbar dringend, daß Sie alle möglichen Dienstboten mitten in der Nacht aus dem Schlaf wecken müssen?«
Sie klingelte.
»Wir wollen eine Tasse Kaffee trinken. Legen Sie vor allem Ihren nassen Mantel ab. Ganz abgesehen davon, daß Sie meinen schönen neuen Teppich ruinieren, sehen Sie auch nicht gerade sehr vorteilhaft in dem Kleidungsstück aus.«
Luke gab dem eintretenden Butler Hut und Mantel.
»Die Sache ist trotzdem sehr dringend«, sagte er dann ernst. »Haben Sie vielleicht zufällig Garcias Adresse in Istanbul?«
Sie überlegte. »Nein, er ist nur über das dortige argentinische Konsulat zu erreichen.«
»Vielleicht sind die Leute imstande, mich mit ihm in Verbindung zu bringen. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich telefonisch ein Telegramm dorthin aufgebe?«
Er schrieb den Text auf die Rückseite eines Briefumschlages, ging dann in die Halle hinaus und gab das Telegramm auf. Edna begab sich nach oben, um sich vollständig anzukleiden. Sie war ganz wach und fühlte sich durch Lukes Fund doch auch stark beunruhigt. Als sie fertig angezogen war, machte sie das Licht aus und zog die Vorhänge vor den Fenstern zurück. Dabei bemerkte sie in weiter Entfernung ein Licht, das sich von den Höhenzügen aus über die Wiesen auf das Haus zubewegte. Es mußte jemand sein, der mit einer Laterne oder einer Taschenlampe durch den Regen wanderte. Das kam ihr unheimlich vor. Sie ging auf den Treppenabsatz und rief leise nach Luke. Er hatte gerade sein Telefongespräch beendet und kam rasch zu ihr herauf.
»Was gibt es denn?« fragte er.
Sie erzählte es ihm, und er trat mit ihr ins Schlafzimmer. Das Licht erschien jetzt bedeutend näher. An der Ecke des Drahtzaunes machte es halt. Sie hörten, wie das Tor zugeschlagen wurde; es war aber zu dunkel, um den Mann erkennen zu können, der die Lampe trug. Als er jedoch noch näher kam, war er deutlich zu sehen.
»Das ist Goodie, und er hat seine großen schwarzen Hunde bei sich!«
Goodie ging auf sein Haus zu, und sie hörten, wie sich die Tür schloß. Das Licht war verschwunden.
»Ich möchte wissen, was drüben los ist«, sagte Luke nachdenklich und sah auf seine Armbanduhr, die Viertel nach drei zeigte. »Wo schläft denn eigentlich Lane?«
»In dem kleinen Haus an der Straße.«
»Können Sie ihn nicht telefonisch erreichen?«
»Doch. Ich habe eine Leitung dorthin legen lassen und werde ihn sofort herrufen.«
Aber Luke nahm ihr diese Aufgabe ab. Sie gingen zusammen nach unten, und nach kurzer Zeit hörte sie im Speisezimmer, daß er mit Lane sprach. Als er kam, hatte sie den Kaffee eingegossen.
»Was ist denn geschehen?« fragte sie.
»Das möchte ich auch gern wissen.«
Luke nahm den kleinen Lederband, betrachtete noch einmal die Widmung und legte das Buch dann auf den Tisch zurück. Er fragte sie, wie weit Lanes Haus vom Eingang der Gillywood-Farm entfernt liege. Als er hörte, daß es keine hundert Meter seien, war er befriedigt.
»Was haben Sie Lane denn gesagt?«
Er gab eine ausweichende Antwort.
»Es tut mir furchtbar leid, daß ich Sie mitten in der Nacht aufgeweckt habe. Vielleicht war es nicht der Mühe wert. Ich bin im Augenblick etwas nervös, aber das wird man bei meinem Beruf manchmal.« Dann fügte er mit einem Lächeln hinzu: »Erzählen Sir mir doch einmal von Ihrem Plan. Sie wollen also Rennpferde kaufen. Haben Sie schon damit angefangen?«
Das Telefon klingelte; aber bevor sie sich erheben konnte, war Luke bereits aus dem Zimmer geeilt. Als er zurückkehrte, runzelte er die Stirn.
»Es war Lane. Während er sich ankleidete, sah er zwei Leute an seinem Haus vorbeigaloppieren. Den einen erkannte er; es war Goodie. Der andere war wahrscheinlich sein Diener Manuel. Lane sagte, daß sie aus der Richtung von Goodies Haus kamen und es sehr eilig hatten. Goodie trug eine Taschenlampe, die er gerade bei Lanes Haus anknipste. Der Gurt von Manuels Sattel hatte sich verschoben, denn sie stiegen beide ab und zogen ihn fester. Danach ritten sie in scharfem Galopp die Straße nach Gareham zu.«
Eine Viertelstunde darauf kam Lane ins Haupthaus und wurde von dem Butler sofort ins Speisezimmer geführt.
»Ich habe Goodie deutlich erkannt. Wer der andere war, weiß ich nicht genau, aber er schien ziemlich kräftig zu sein. Goodies Pferd habe ich im Dunkeln sogar erkennen können; es war ein graues Basutopony.«
Luke nickte.
»Gehen Sie zurück und passen Sie auf, wann die beiden heimkommen. Aber lassen Sie sich unter keinen Umständen sehen.«
»Es ist alles so aufregend und geheimnisvoll. Was hat es zu bedeuten?« fragte Edna.
»Das möchte ich auch wissen.«
Luke sah sie besorgt an. Oben auf dem Dachboden war ein Giebelzimmer, von dem aus man die lange Straße nach Gareham überblicken konnte. Man hatte dort auch einen sehr guten Überblick über das hügelige Gelände. Das Zimmer war leer, und Luke stieg hinauf und hielt dort Wache. Er hatte sich einen Feldstecher von Edna geborgt, doch der nützte nicht viel, da die Nacht vollkommen dunkel war.
Eine Viertelstunde hatte er oben am Fenster gestanden, als Edna zu ihm kam und ihm frischen Kaffee brachte.
»Haben Sie etwas entdecken können?«
»Nein.«
Kaum hatte er das Wort ausgesprochen, als in weiter Ferne ein Licht auftauchte. Es leuchtete eine Minute lang, dann erlosch es.
»Was ist denn das? Ein Auto kann es doch wohl nicht sein, denn dort führt keine Straße entlang.«
»Sie scheinen sich ja hier gründlich auszukennen. An welcher Stelle haben Sie es denn gesehen?«
»Es muß in der Nähe der östlichen Höhle gewesen sein. Der Eingang ist nur schmal und klein und auf Veranlassung der Kreisbehörde mit einem leichten Holzgatter verschlossen. Früher sind Schafe dort hineingelaufen und haben sich in den Höhlen verirrt. – Sehen Sie doch einmal!«
Das Licht war wieder aufgeflammt, und er richtete sein Glas darauf. Er konnte aber nur feststellen, daß es sich nicht mehr bewegte. Wahrscheinlich war die Lampe auf einen Stein gelegt worden. Eine menschliche Gestalt war auf diese Entfernung nicht zu erkennen, obwohl das Glas sehr scharf war. Plötzlich ging das Licht wieder aus, und als es dann von neuem aufleuchtete, war es etwas von der Stelle entfernt, wo sie es zuerst gesehen hatten.
»Es bewegt sich auf die Straße zu; ich nehme an, daß die beiden zurückkommen.«
Es war lange nach vier Uhr, als sie Hufschlag auf der Straße hörten. Luke war so weit ins Zimmer zurückgetreten, daß man ihn von draußen nicht sehen konnte. Das Getrappel wurde lauter und lauter, und endlich kamen die Reiter im Schritt am Haus vorbei. Goodie, der etwas vorausritt, hielt wie gewöhnlich den Kopf gesenkt. An dieser charakteristischen Haltung konnte man ihn schon von weitem erkennen.
Luke kehrte ins Speisezimmer zurück.
»Ich werde noch bis Tagesanbruch hier warten, dann möchte ich Sie um ein Reitpferd bitten, damit ich mich einmal in der Gegend umsehen kann. Es mag etwas Wichtiges vorgefallen sein. Vielleicht ist auch nur ein Pferd aus dem Stall ausgebrochen. Das müssen wir erst einmal feststellen.«
»Der Gedanke ist mir auch gekommen. Vorige Woche ist eins von Mr. Goodies Pferden fortgelaufen, und sie haben einen ganzen Tag gebraucht, bis sie es wieder einfangen konnten.«
Er riet ihr, sich noch einmal zu Bett zu legen, aber davon wollte sie nichts hören.
Eine Viertelstunde später kam Lane und erstattete Bericht. Goodies großes Auto war in der Richtung nach London fortgefahren. Er selbst hatte am Steuer gesessen.
Lane hatte gesehen, wie Manuel die Tore hinter seinem Herrn schloß.
»Dann kann es sich doch nicht um ein Pferd handeln – es muß etwas viel Wichtigeres passiert sein«, meinte Luke.
»Werden Sie nach London zurückkehren?«
Er schüttelte den Kopf.
»Nein, hier ist der Mittelpunkt meiner Tätigkeit, und zwar noch für mehrere Stunden.«
Kurz vor sechs Uhr morgens wurden die gesattelten Pferde vorgeführt. Edna sagte, daß sie ihn auf dem Erkundungsritt begleiten wolle. Es hatte aufgehört zu regnen, so daß er ihr die Bitte nicht abschlagen konnte. Sie folgten der großen Straße, bis Edna plötzlich auf eine Lücke in der Hecke zeigte, die am Straßengraben entlanglief. Schon früher waren Pferde durch diese Öffnung gegangen; man konnte deutlich die Hufspuren sehen, die in beide Richtungen wiesen. Goodie mußte ebenfalls hier entlanggeritten sein. Die frischen Spuren waren zu verfolgen, bis sie sich auf der Wiese verloren.
Goodie und sein Begleiter hatten den Weg nach der kleinen Höhle eingeschlagen. Edna zeigte mit der Reitpeitsche dorthin, und bald hatten sie auch einen weiteren Beweis dafür, daß sie auf Goodies Fährte waren. Auf einem gepflügten Feld sahen sie wieder die frischen Hufspuren.
Der Eingang der Höhle war nicht zu sehen, obgleich es schon bedeutend heller geworden war. Eine kleine Bodenerhebung verdeckte das Loch im Felsen, und als sie näher kamen, mußten sie erst danach suchen, so klein war die Öffnung. Ein Mensch konnte nicht aufrecht hineingehen, außerdem war sie kaum einen Meter breit.
»Das Gatter ist niedergerissen«, sagte Edna.
Es bestand aus dünnen, durch Draht zusammengehaltenen Latten und war gewaltsam niedergebrochen worden. Allem Anschein nach hatte man überhaupt nicht die Absicht, diese Öffnung als Tor zu benützen. Luke sah sich die zerbrochenen Latten genauer an.
Dann ging er einige Schritte in die Höhle hinein und betrachtete den felsigen Boden genau. Er nahm einen großen Stein nach dem anderen auf, bis er schließlich ein Stück fand, das er mit nach draußen ans Licht nahm. Mit einer Taschenlampe untersuchte er dann die Höhle oberflächlich. Je weiter er kam, desto mehr senkte sich die Decke. Schließlich mußte er auf Händen und Knien weiterkriechen. Aber es fiel ihm nach einer Weile so schwer, daß er wieder umkehrte.
Als er zurückkam, fand er Edna in ängstlicher Ungeduld. Erst jetzt kam ihm zum Bewußtsein, daß er länger in der Höhle gewesen, war, als er ursprünglich beabsichtigt hatte. Mit vieler Mühe gelang es ihm, den Eingang wieder zu schließen und das beschädigte Gatter zu reparieren.
Nachher ritten sie zum Haus zurück. Luke war so in Gedanken versunken, daß er unterwegs kaum ein Wort sprach. Später schickte er Ednas Chauffeur nach dem Gasthaus, um sein Auto zu holen.
»Haben Sie noch einen Telefonapparat im Haus außer dem Hauptanschluß in der Halle?«
Sie sagte ihm, daß es noch einen Nebenanschluß im Wohnzimmer gebe. Er ging dorthin, schloß die Tür und telefonierte lange Zeit.
Als er wieder herauskam, fand er sie in der Halle. Sie stand in der offenen Haustür und sah in den Garten hinaus.
»Was gibt es denn Neues?« fragte sie. »Irgend etwas muß doch nicht stimmen. Können Sie mir nicht wenigstens eine Andeutung machen?«
Er schüttelte den Kopf.
»Ich kann nur etwas vermuten, und vielleicht irre ich mich. Ich werde Ihnen noch einen Mann herschicken, der im Haus von Mr. Lane wohnen soll. Der Betreffende sieht nicht sehr einnehmend aus – Sie können sich doch noch auf den kleinen Mann besinnen, der mich in Doncaster ansprach? Er sah damals ziemlich abgerissen aus. Punch Markham heißt er.«
Sie nickte.
»Er soll hierbleiben und Goodie und seine Pferde genau, beobachten. Etwas geschwätzig ist er ja, und ich habe ihm deshalb Anweisung gegeben, sich möglichst von Ihnen fernzuhalten und Sie nicht mit seinen ewigen Redereien zu langweilen. Ich möchte Sie aber bitten, ihn ab und zu einmal mit mir telefonieren zu lassen. Es ist sonst kein Telefon in der Nähe, und es wird wahrscheinlich notwendig sein, daß er sich manchmal schnell mit mir in Verbindung setzt.«
Er zog seinen Regenmantel an, den der Butter inzwischen in der Küche getrocknet hatte, ging dann ins Speisezimmer und nahm den Gedichtband wieder an sich.
»Ich werde das Buch wieder einstecken, wenn Sie nichts dagegen haben. Übrigens nahmen Sie doch einmal Mr. Garcia auf einer Autofahrt mit hierher. Hatte er damals das Buch in der Tasche?« Sie dachte nach.
»Das wäre nicht ausgeschlossen. Er hatte es sehr gern.« »Noch eine Frage: Könnten Sie Punch ein Pferd überlassen?« Sie hatte genügend Reittiere, so daß sie dies ohne weiteres zusagen konnte.
»Er kann sich auf die Weise recht nützlich machen; er versteht es, mit Pferden umzugehen, und er kann Ihre Pferde bewegen, damit sie nicht zu üppig werden. Geben Sie ihm in der Beziehung nur ordentlich zu tun. Meiner Meinung nach ist das eine gute Idee. Besprechen Sie die Sache in dem Sinn mit Ihrem Verwalter.«
*
Noch vor dem Mittagessen kam Luke in London an und begab sich sofort in sein Büro. Er fand dort die beiden Kriminalbeamten, die er bestellt hatte, und gab ihnen neue Instruktionen.
Um drei Uhr hatte er bereits Nachricht von Longhall House. Goodie war im Auto von London zurückgekehrt, und eine Stunde nach seiner Ankunft war ein geschlossener Wagen auf sein Grundstück gefahren. Lane hatte auch feststellen können, daß Dr. Blanter darin saß. Nach zweistündigem Aufenthalt fuhr der Besucher wieder ab. Gegen Mittag bog in die Zufahrt ein zweiter Wagen ein, dessen Insassen Lane gleichfalls erkannt hatte. Diesmal handelte es sich um Mr. Rustem. Er blieb nicht so lange, und als er abfuhr, sah er sehr besorgt aus. Irgend etwas mußte die Bande in Unruhe versetzt haben. Aber allem Anschein nach berührte die Aufregung nicht den auch sonst so ruhigen Mr. Trigger. Für Luke war dies wieder eine Bestätigung dafür, daß Trigger nur die Organisation der Rennwetten leitete.
Der Inspektor beobachtete die Gesellschaft genau und mußte feststellen, daß sie in der letzten Zeit immer mehr von ihren Traditionen abgewichen war. Ein eiliges Rundschreiben war an alle Mitglieder gesandt worden; ein Exemplar war in Lukes Besitz gekommen. Die Mitteilung lautete:
Es hat sich bei unserer Gesellschaft die Gewohnheit herausgebildet, daß nur wenige Transaktionen Mr. Triggers durchgeführt werden, und zwar in verhältnismäßig großen Zwischenräumen. Im Lauf eines Jahres haben wir nicht mehr als acht bis neun siegreiche Pferde bei den Rennen mitgeteilt. Nun haben sich aber Umstände ergeben, die es nötig machen, im Interesse unserer Klienten die Anzahl der Transaktionen zu steigern. Wir haben sichere Nachrichten über ungefähr ein halbes Dutzend Rennpferde erhalten, die unbedingt gewinnen werden. Auch diesmal müssen wir es unseren Kunden nahelegen, sich mit einer größeren Anzahl von Buchmachern in Verbindung zu setzen. Es handelt sich um eine Wette für das Cambridgeshire-Rennen. Wir möchten besonders betonen, daß selbst Buchmacher, die bereits ihre Wetten abgeschlossen haben, noch zwei oder drei Tage vor dem Rennen Wetten dafür annehmen. Die nächste Transaktion von Mr. Trigger wird in der allernächsten Zeit erfolgen; die Kunden, die ihre Telegrammformulare noch nicht eingeschickt haben, werden ersucht, dies sofort nachzuholen.
Luke dachte intensiv nach. Aus welchem Grund überstürzte die Gesellschaft die Transaktionen? Es konnte nur eine Erklärung dafür geben: Blanter und seine Freunde hatten die Absicht, noch so viele Abschlüsse wie möglich in dieser Rennsaison durchzuführen, weil sie Angst bekommen hatten. Sie ahnten, daß es mit ihren Unternehmungen zu Ende gehen konnte.