Max Vogler
Gedichte
Max Vogler

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Nur die Wahrheit

          Du mußt der Welt Dich recht geschmeidig zeigen,
Dich freundlich neigen, lächeln gegen Alle
Und ganz besonders, was Du denkst, verschweigen:
So steht es gut mit Dir in jedem Falle.

Und meinst Du gleich von Diesem oder Jenem:
Ich zähl' als Mensch Euch nicht zu den Besten,
So sollst Du doch zu schmeicheln Dich gewöhnen,
Auch diesen selbst und seines Sinns Gebresten.

So sprach zu mir ein alter Mann, der viel erfahren,
Er meint es gut mit mir, ich mußt es glauben,
Doch sagt' ich ernst: »Laßt mir mein schlicht Gebaren,
Den Hang zur Wahrheit soll mir niemand rauben.

Die Wahrheit ist der Grund, auf dem ich stehe,
Sie hab' ich mir zur Führung auserlesen;
Was Andre thun, was sonst um mich geschehe –
Ich bleibe immer, der ich stehts gewesen!

Ich folge meines Herzens tiefstem Zuge,
Er ist mir süß, ich kann von ihm nicht lassen.
Ein Feind bleib ich auch ferner jedem Truge,
Und mögen mich die Menschen darum hassen!

Ich hatte Freunde, die ich werth gehalten,
Und wir durchlebten manche gute Stunde –
Nun ist das Band gerissen und gespalten,
Weil ich die Wahrheit sprach in unserem Bunde.

Es schmerzt mich – doch nun, da es geschehen,
Was ficht mich's an? Es darf mich nicht mehr kümmern,
Um eure Freundschaft werd' ich euch nicht flehn –
Hoch steht die Wahrheit über Schutt und Trümmern!

Frei, wär's auch bitter, muß das Wort uns fließen,
Soll echte Freundschaft fügen sich zusammen;
Habt Dank für jede Güte, die ihr mir erwiesen, –
Ich kann nicht anders – mögt ihr mich verdammen!«

 


 


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