Max Vogler
Gedichte
Max Vogler

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Trost (1)

1876

          Dort stehen die Paläste,
Hangen nieder die Gardinen,
Und die hohen Fenster schauen
Hell herab mit stolzen Mienen,
Gleiten sanft die Füße über
Sammetdecken in den Sälen.
Und des Weines goldne Tropfen
Rinnen dorten durch die Kehlen. –

Kleine schmale Fenster sehen
Hier dem Sonnenlicht entgegen,
Und dahinter siehst du viele
Hände sich geschäftig regen:
Unterm Boden nach den Straßen
Müssen sie den Hammer schwingen.
Daß sie in dem Kampf des Lebens
Eine Stelle sich erringen!

Und in Lumpen siehst du dorten
Einen Bettler sorgend gehn,
Und um seine Glieder schlottern
Fetzen in des Sturmes Wehn!
Und empor dich bäumend möchtest
Du zersprengen deine Kammer
Wildes Herze, ob des Unrechts,
Ob der Erde tiefen Jammer! –

Aber still und blicke immer
Auf die Gräber nur hinunter,
Von der Bäume Laub umhüllet,
Weich und dicht und täglich bunter!
Sieh! Ob Fetzen oder Kronen
Sich um ihre Stirne winden:
Dorten müssen alle eine
Stätte, einen Frieden finden!

 


 


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