Max Vogler
Gedichte
Max Vogler

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Noch weiß ich

1881

        Noch weiß ich jeder Miene Spiel
Und lausche Deinen Freudenrufen –
Und nun, nun wärst Du schon am Ziel
Kaum auf des Lebens ersten Stufen? –
Oed' liegt's Gemach, Dein Platz ist leer,
Der Wind stößt an des Hauses Thoren,
Und glauben muß ich's kummerschwer,
Daß ich auf immer Dich verloren.

Jetzt graut der Tag, ich horche auf,
Ob Deine Stimme ich nicht höre
Und, still nachspähend Deinem Lauf,
Mir noch einmal den Sinn bethöre;
Doch ach, das holde Trugbild bleicht,
Zum Sarge kehren die Gedanken, –
Es wird Dein Aermchen weich und leicht
Nie mehr um meinen Hals sich ranken!

Und nimmer faß ich Deine Hand
Und führ im Lenz Dich zu den Rosen,
Wenn Schmetterlinge ziehn im Land,
Mit Blumen und mit Blüthen kosen.
Doch glauben will ich, daß die Luft
Sich selig von Dir hergewendet,
Und engelrein, im süßen Duft,
Mir Deine Seele Grüße spendet!

 


 


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