Max Vogler
Gedichte
Max Vogler

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Menschenwerth

1889

          Nicht, was Du bist
Durch Verstand und List,
Was Dein Besitz
An Weisheit und Witz,
Was an Dich fällt
Vom Gut der Welt,
Nicht, was Du kannst,
Was Du gewannst
An Orden und Würden
Und anderen Bürden,
D'rum Dich mit Schmeicheln
Die Menschen umheucheln,
Sich bücken und neigen
Und freundlich Dir zeigen,
Nicht, wie Dein Gewand
Und der Ring an der Hand,
Nicht die Kleider von Sammt,
Nicht Beruf, noch Amt,
Nicht Geschick und Kunst,
Noch Glück und Gunst,
Nicht Leibesgstalt
Und Macht und Gewalt,
Nicht Ruhmeslicht,
Selbst die Krone nicht,
Die das Haupt Dir schmückt
Und vielleicht auch drückt,
Giebt unversehrt
Dir Menschenwerth. – –
Wie das Herz Dir schlägt,
Was Dich bewegt

Mit warmem Gefühle
In des Marktes Gewühle,
Was in Dir ruht
Im Gemüth und Blut,
Was Du hältst und hegst
Und willst und wägst,
Was in Dir erblüht
Und drängt und glüht,
Was tief in Dir
Als der Seele Zier,
Was Du sinnst und denkst,
Wohin Du lenkst
Mit Deinen Gedanken
Ohne Schwanken und Wanken,
Im lebendig entfachten
Dichten und Trachten:
Nach tändelnden Spielen, –
Nach herrlichen Zielen,
In Geistessaaten
Unsterblicher Thaten,
Dich innig bewegend,
Die Menschheit segnend
In friedlicher Weile
Mit ewigem Heile, –
Das giebt Dir den Werth,
Und macht Dich verehrt
Den Ehrenfesten,
Den Edlen und Besten,
Und sie grüßen Dir zu –
Denn das bist Du!

 


 


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