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1936 sind es ungefähr 30 Jahre, daß der bei allen Münchnern so beliebte Volksgarten »zur Rosenau« in Schwabing seine Tore für immer schloß. Unter den Klängen großer Militärkapellen in Uniform wie Peuppus, Keilbert, Högg, Fach etc. entwickelte sich unter sonnigen Plätzen und einem schattigen Kastanienwäldchen ein lustiges Treiben von jung und alt, in der öffentlichen Tanzremise drehte sich die tanzlustige Welt und ein bekannter Münchner Ausdruck war damals gang und gäbe: »Wo gehst'n hi, Xade?« – Xade: »Zum Linksumdrahn in d'Rosenau obi.«
War die Rosenau auch nicht der Treffpunkt der oberen Zehntausend, der sogenannten » haute volée«, so war aber das Familienpublikum und hauptsächlich das Militär sehr zahlreich vertreten. Fast alle existierenden bayerischen Waffengattungen, d'Leiber, de Schwaaren, d'Ortillerie, d'Schwulli, d'Fuasser etc., womit auf deutsch gesagt, das Leibregiment, die Schweren Reiter, die Artillerie, die Chevaulegers und die Infanteristen gemeint waren, waren in der Rosenau zu finden. Aber niemals konnte man an einem Tisch mehrere Waffengattungen zugleich antreffen, denn unter denselben bestand ein nie zu schlichtender Haß, jede war der anderen ein Dorn im Auge, die Leiber haßten die Schweren, die Schweren konnten die Kanonenbläderer (Artillerie) nicht riechen, viel weniger sehen, die Schwolli hatten einen Mordsbug auf die Traina und die Fuaßer konnten die »Goasböckler (Rettenden) nicht verknusen – kein Völkerbund hätte je eine Einigung zwischen diesen schaffen können. Wehe dieser Köchin oder dem Herrschaftszimmermädchen, dem Soldatenliebchen, das es gewagt hätte, in Gegenwart ihres Galan, des Infanteristen Huber Michä, den nächsten Frasä ( Française) mit einem Schwulli zu tanzen, wehe dieser Maid! Und der Infanterist Huber hub an zu sprechen: »Ja, du Raßl, hob de i in d'Rosenau abagschleppt oder der greana Salatgigerl? Tua di fei no oamal vergessen, na hau i de mit der flachen Hand in Erdboden eini, daß de als Toda ausschaufeln müssen, do oadrahte Schlawinaschurn, du gräusliche, und eahm wer i auf mei Seiteng'wehr spießen und als Steckerlfisch brat'n.«
Kein Sonn- und Feiertag verging, ohne daß sich in der Rosenau nicht etwas »gerührt« hätte – wie sich der Münchner damals statt »Rauferei« ausgedrückt hat. Aber trotzdem überragte doch die Gemütlichkeit alles andere. Das gute Bier der Vorkriegszeit trug natürlich wesentlich dazu bei. Angrenzend an den Wirtschaftsgarten befanden sich einige Schaustellungen, Karussells, Schiffsschaukeln und dergleichen. Die schrillen Orgeln der Schiffsschaukeln und Karussells leierten damals die aktuellsten Sachen wie »Schaffner, lieber Schaffner« – »Ist denn kein Stuhl da« – »Mein Herz, das ist ein Bienenhaus« – »Lebt denn meine Male noch« – usw. – In meiner Erinnerung sehe ich noch einen Mann auf einem kleinen Podium stehen mit einem feinpolierten kleinen Kästchen, aus diesem führten ungefähr ein Dutzend zweimeterlange Gummischläuche in die Ohren von einem Halbdutzend Personen, es war dies die neueste Erfindung, der Edison-Phonograph. Er flüsterte jeem Interessenten um ein Zehnerl das »Aufziehen der Schloßwache« diskret in die Ohren.–
Heutzutage mußt du dieselbe durch den Lautsprecher anhören, ob du willst oder nicht. An schönen Sonn- und Feiertagen gab es Feuerwerke drunt in der Rosenau und weil ich als »Bua« anno 1895 aa scho drunt war und mir die Rosenau unvergeßlich blieb, schrieb ich vor zirka zehn Jahren ein Volksstück, betitelt »Brilliantfeuerwerk in der Rosenau«, welches wir zirka 400 Mal im Schauspielhaus, im Kolosseum und im Apollotheater in der Dachauerstraße zm Aufführung brachten. Ich habe schon seit Jahren eine Verfilmung angeregt, aber immer ohne Erfolg; ich habe auch keine Hoffnung – – – vielleicht eine Berliner Firma!
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