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Der Hof zu Wien. Leopold VII. Der Kärnthner. Der Patriarch. Ulrich von Lichtenstein.
In welcher GegendIn dem österreichischen Privilegium vom Jahre 1156 heißt es: »Imperium quoque nullum feodum habere debet Austriae in ducatu«. Eichhorn, Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte, 2. Abteilung, S. 528. das Lehen gelegen, das Friedrich II. dem Dichter erteilte, darüber giebt dieser keinen Aufschluß. Auch die Zeit der Belehnung ist ungewiß. Geraume Zeit nach Friedrichs Ankunft in Deutschland läßt Walther sich wieder am Hofe von Österreich treffen.
Es mag sein, daß er am Hofe Leopolds VII., der seinem Bruder Friedrich, dem Gönner des Dichters, im Herzogtum nachgefolgt war, mehrmals und zu sehr verschiedenen Zeiten sich aufhielt. In Ermanglung bestimmterer Anzeigen müssen wir uns jedoch begnügen, die Gedichte, welche den Hof zu Wien betreffen, um den einen Zeitpunkt zu sammeln, der mit einiger Sicherheit angegeben werden kann. Diejenigen, welche sich auf den benachbarten Hof von Kärnthen beziehen, stehen mit erstern in genauem Zusammenhang.
Leopold VII. (der Glorreiche), Herzog von Österreich und Steier, ist derjenige, den im Kriege auf Wartburg Heinrich von Ofterdingen vor allen Fürsten preist. Er legt Leopolds Tugend auf die Wage und fordert die andern Sänger auf, solche mit dreier Fürsten Milde aufzuwägen. Der von Österreich wünsche sich vier Hände, damit, während er mit zweien gegen die Feinde kämpfe, zwei andre den gehrenden Leuten Gabe spenden können. Als er gegen den König von Ungarn den Schild an den Arm genommen, habe er zugleich zu seinem Kämmerer gesprochen: Nun schaffe, daß den Gehrenden ihre Pfänder gelöst werden! (Man. II, 1a. 4a.)
335 Drei Sorgen hat unser Dichter sich genommen, dreierlei Dinge möcht' er gewinnen. Das eine ist Gottes Huld, das andre seiner Frauen Minne, das dritte, das sich mit Unrecht manchen Tag seiner erwehrt, ist der wonnigliche Hof zu Wien. Er will nimmer rasten, bis er diesen verdient. Dort sah man Leopolds Hand geben, ohne daß sie des erschrak (I, 105b).
Näher rückt er mit folgendem Liede:
Mir ist versperrt des Heiles Thor,
Da steh' ich als ein Waise vor,
Mich hilfet nicht, was ich daran auch klopfe.
Wie möcht' ein Wunder größer sein?
Es regnet beidenthalben mein,
Daß mir des alles nimmer wird ein Tropfe.
Des Fürsten Milde aus Österreich
Freuet, dem süßen Regen gleich,
Beide, Leute und auch das Land.
Er ist eine schöne wohlgezierte Heide,
Darob man Blumen brichet wunder.
Und bräche mir ein Blatt da herunter
Seine viel milde, reiche Hand,
So möchte ich loben die viel süße Augenweide.
Hiemit sei er an mich gemahnt! (I, 128a.)
beidenthalben mein] zu meinen beiden Seiten. – wunder] wunderviel.
Es ist wahrscheinlich, daß Walther einmal von Kärnthen aus gegen Wien angedrungen. In Kärnthen war Bernhard, aus dem Geschlechte der Grafen von Lavantthal, von 1202 bis 1256 am Herzogtum.Frölich, Specimen Archontologiae Carinthiae. Wien 1758. S. 4. In ihm finden wir den Kärnthner unsres Dichters, den fürstlichen Freund des Gesanges, auf welchen auch im Titurel angespielt wird.»Ob mir ein Fürst aus Kärnthen giebt die Miete.« Titurel Kap. 15. Freilich kann der Titurel in seiner jetzigen Gestalt nur mit Vorsicht gebraucht werden. Der Aufenthalt am Hofe dieses Fürsten wurde Walthern, wie es scheint, durch Hofränke und Kunstneid verleitet. Er hat des Kärnthers Gabe oft empfangen, aber einmal geschah es, daß ihm die Kleider nicht gegeben wurden, die ihm der Fürst bestimmt hatte. Daraus entstanden Mißverständnisse, deren Erzählung der Dichter mit den Worten schließt:
Dieser Zorn ist ohn' alle Schulde, weiß Gott, unser beider. (I, 132a.)
336 Ein andermal beklagt er sich, daß man am Hofe seinen Sang verkehre.Über das Verkehren des Gesanges, d. h. Mißdeuten, Entstellen, wohl auch Parodieren desselben, hat auch der Hardegger zu klagen: Wer mir verkehret, das ich heure von dem Kaiser sang u. s. w. (Man. II, 121b.) Vgl. v. Singenberg (I, 156b, 3). Er eifert gegen solche Schälke, zeigt sich zum weitern Gefechte gerüstet, bittet jedoch den Fürsten, selbst die Sache zu untersuchen:
Frage, was ich habe gesungen, und erfahr' uns, wer's verkehre! (Ebd.)
Die Gegner scheinen aber gesiegt zu haben und hierher kann es bezogen werden, wenn der Dichter sich jetzt an den Herzog von Österreich wendet:
In nomine domini! ich will beginnen, sprechet: Amen!
Das ist gut für Ungelücke und für des Teufels Samen.
Daß ich nun singen müsse in dieser Weise also,
Wer höfischen Sang und Freude störe, daß der werde unfroh!
Ich habe wohl und hofelich daher gesungen,
Mit der Höfischkeit bin ich nun verdrungen,
Daß die Unhöfischen nun zu Hofe werter sind, denn ich.
Das mich ehren sollte, das unehret mich.
Herzog aus Österreiche, Fürste, nun sprich!
Du wendest es alleine, sonst verkehre ich meine Zungen. (I, 131b.)
verkehre ich] d. h. singe auch ich unhofelich.
In einem ähnlichen Liede droht er, sich jetzt auch des scharfen Sanges befleißen zu wollen:
Da ich stets mit Furchten bat, da will ich nun gebieten,
Ich sehe wohl, daß man Herrengut und Weibesgruß
Gewaltiglich und ungezogenlich erwerben muß.
Er beschwert sich weiter, wenn er seinen höfischen Sang singe, so klagen sie es Stollen, vermutlich einem von den unhöfischen Verkehrern seines Gesangs. Der Schluß des Liedes geht wieder auf den Herzog Leopold:
Zu Österreiche lernte ich singen und sagen,
Da will ich mich allererst beklagen.
Finde ich an Lüpold höfischen Trost, so ist mir mein Mut entschwollen. (I, 131 f.)
337 Mehrere Lieder zeigen uns nun den Dichter wirklich an dem ersehnten Hofe zu Wien. Einige derselben gestatten eine ungefähre Zeitbestimmung, namentlich beziehen sich zwei davon auf den Kreuzzug des Herzogs.
Leopold VII. ließ sich schon 1208 mit mehreren Edeln des Landes zu Neuenburg mit dem Kreuze zeichnen. Im Jahr 1213 begab er sich mit großem Gefolge nach Spanien, um die Mauren zu bekriegen. Sodann im Jahr 1217 fuhr er mit dem König von Ungarn und vielen andern nach dem heiligen Lande. Dort betrieb er die Belagerung von Damiata, kehrte aber, bevor noch diese Stadt eingenommen war, im Jahr 1219 nach Österreich zurück.Chron. Claustro-Neuburg. ad ann. 1208. 1219. Walther feiert des Herzogs glückliche Heimkehr. Ihr seid wohl wert, sagt er, daß wir die Glocken gegen Euch läuten, dringen und schauen, als ob ein Wunder kommen sei; Ihr kommet uns sünden- und schandenfrei, drum sollen wir Männer Euch loben und die Frauen sollen Euch kosen. Im übrigen geht das Lied darauf hinaus, daß der ehrenvolle Empfang den Herzog für den Vorwurf entschädigen solle, als hätte es seiner Ehre angestanden, noch länger über Meer zu bleiben (I, 135).
Nach der Rückkehr des Herzogs ist ein Lied gedichtet, worin die Kargheit des österreichischen Adels gerügt wird. Als Leopold spart' auf die Gottesfahrt, da sparten sie alle, als wagten sie nicht zu geben. Das war billig, daß sie ihn an Milde nicht überhöhen wollten; man soll immer nach dem Hofe leben. Die Heiden aus Österreich hatten stets gehofeten Mut. Sie behielten ihm zu Ehren, das war gut. Nun gebet ihm zu Ehren, wie er nun thut, und lebet nach dem Hofe! so ist eure Zucht unbescholten. (I, 132b.)
In einem andern Gedichte lehnt Walther es ab, den Herzog nach dem Walde zu begleiten. Zu Felde folgt er ihm gern, zu Walde nicht. Zu Walde will ihn der Herzog, Walther hat stets bei Leuten gelebt. Selig sei der Wald und die Heide, da möge Leopold mit Freuden leben! Zieh' er dahin, Walthern lass' er bei Leuten! so haben sie Wonne beide (I, 132b).
Äußerst wohl ergeht es dem Dichter um diese Zeit. Er benennt dreier Fürsten Höfe; solang er diese weiß, braucht er nicht um Herberge fern zu streichen, sein Wein ist gelesen und seine Pfanne saufet. Die drei Fürsten sind: der biderbe Patriarch; zuhand dabei Leopold, der Fürst zu Steier und Österreich, dem niemand lebender zu vergleichen; der dritte: des Vorigen Vetter, der wie der milde Welf gemut ist, des Lob nach dem Tode besteht (I, 133b).
338 Den Herzog Leopold kennen wir. Sein Vetter ist wohl niemand anders, als seines Vaters einziger Bruder, Heinrich, der bis in das Jahr 1223 lebte.Chron. cit. ad ann. 1223. Wer der milde Welf sei, mit welchem Leopolds Vetter verglichen wird, getraue ich mir nicht zu bestimmen. Auch der Tanhuser (Man. II, 64a) gedenkt eines Welf von Schwaben unter den verstorbenen Fürsten, welche manchem Mann viel reicher Kleider gaben. Der biderbe Patriarch aber ist uns der Patriarch von Aquileja, Berthold, aus dem Geschlechte der Grafen von Andechs, der von 1218 an diese geistliche Würde bekleidete und erst 1251 starb.Frölich I. c. Tab IV.
Ein Blick in das Leben eines andern Dichters kann diese Verhältnisse erläutern. Ulrich von Lichtenstein, aus dem steirischen Geschlechte, das jetzt gefürstet ist, einer der liederreichsten Minnesänger, hat bekanntlich selbst sein ritterliches Leben in dem Buche »Frauendienst«Frauendienst u. s. w. Nach einer alten Handschrift bearbeitet und herausgegeben von Ludwig Tieck. Stuttgart und Tübingen 1811. beschrieben. Dieses Buch, dem geschichtliche Grundlage nicht abzusprechen ist, giebt die merkwürdigsten Aufschlüsse über die Sitten damaliger Zeit, über Minnedienst und Minnesang, besonders über das Leben und Treiben der Fürsten und des Adels in Österreich, Steiermark, Kärnthen und Istrien. Eben diese Gegenden, wo wir Walthern zuletzt getroffen, hat Ulrich von Lichtenstein, bald als Königin Venus, bald als der aus dem Paradies zurückgekommene König Artus verkleidet, auf Ritterfahrt durchzogen. Eben die Fürsten, an deren Hofe Walther gesungen, hat auch Ulrich gekannt und mit einigen derselben sich im Ritterspiele getummelt. Ulrich ist jünger, als Walther, und keiner gedenkt ausdrücklich des andern, aber sie sind Zeitgenossen und gerade in dem Zeitabschnitte, bei dem wir jetzt verweilen, begegnen sich ihre Bahnen; auch möchte sich aus Ulrichs Liedern nachweisen lassen, daß Walthers Gedichte auf ihn eingewirkt haben.
Den Herzog Leopold, Walthers Beschützer, finden wir im Buche Ulrichs von LichtensteinsAuch den vorerwähnten Vetter Leopolds würden wir in dem Markgrafen Heinrich von Österreich erkennen, bei welchem Ulrich von Lichtenstein Lehrling war und von dem er so viel Schönes zu rühmen weiß. Frauendienst Kap. I, S. 3. 4. Es ist aber zweifelhaft, ob hier nicht Isterreich statt Österreich zu lesen sei, denn späterhin tritt der Markgraf Heinrich von Isterreich auf., wenn dieser (Kap. II) erzählt: »Darauf ward ich Ritter, zu Wien bei einer Hochgezeit, die ich seitdem nimmer so schön gesehen habe: da war großes Ungemach von Gedränge. Der Fürst Leopold aus Österreich gab seine minnigliche Tochter einem Fürsten von Sachsen zum Gemahl. Der edle Fürst gab dritthalb hundert Knappen Schwert; den Grafen, Freien, Dienstmann, wohl tausend Rittern, gab der edle Fürst Gold, Silber, Roß und Kleider. Fünftausend Ritter aßen da des werten Fürsten Brot, 339 da war viel Buhurt (eine Art des Turniers) und Tanzes und manches Ritterspiel, da waren die reiche Herzogin und ihre minnigliche Tochter und manche gute Fraue.«
Das Hochzeitfest, welches Ulrich beschreibt, hatte nach den Geschichtschreibern im Jahr 1222 statt.»Solemnitas magna in Wienna fit duce auctore Liupoldo, cujus etiam filia duci Saxonum nuptiali thalamo est copulata.« Chron. Cl. Neoburg. ad ann. 1222. Ein ähnliches Fest, wenn nicht dasselbe, hat Walther vor Augen, wenn er so anstimmt:
Ob jemand spreche, der nun lebe,
Daß er gesehn je größre Gebe,
Als wir zu Wien durch Ehre haben empfangen?
Man sah den jungen Fürsten geben,
Als wollt' er nicht mehr länger leben,Vgl. Laßbergs Liedersaal III, 569, 79 ff.
Da ward mit Gute Wunders viel begangen.
Mau gab da nicht bei dreißig Pfunden,
Nein! Silber, gleich als wär's gefunden,
Gab man hin und reiche Wat.
Auch hieß der Fürste durch der Gehrnden Hulde
Die Mallen von den Stellen leeren.
Roß, als ob es Lämmer wären,
Viel mancher weggeführet hat.
Es galt da niemand seiner alten Schulde.
Das war ein minniglicher Rat. (I, 120b.)
Gebe] Ausspendung. – Als wollt' er] Vgl. Nibelungenlied V. 171. – durch der Gehrnden Hulde] zum Besten der Gehrnden, der Sänger und andrer begehrlichen Leute, die sich bei solchen Festlichkeiten zudrängten. – Mallen] Koffer. – Stellen] Gerüste, worauf die Mallen standen. – galt] bezahlte; man pflegte bei solchen Anlässen den Gehrenden die Pfänder auszulösen.
Im Verfolg seiner Geschichte (Kap. VI) meldet Ulrich von Lichtenstein von einer Fürstensprache, die zu Freisach stattgefunden. Der Markgraf Heinrich von IsterreichDieser Markgraf Heinrich, aus dem Hause Andechs, ein Bruder des Patriarchen Berthold, war des Anteils an der Ermordung König Philipps verdächtig und wurde deshalb 1209 seiner Würden, Lehen und Einkünfte verlustig erklärt. Das Haus Andechs behauptete aber seine Ansprüche auf die Markgrafschaft. Heinrich starb um 1228. wollte den Fürsten von Kärnthen angreifen. Als aber Leopold von Österreich dieses vernahm, sprach er: »Das gestatte ich nicht, sondern ich will es versühnen und in kurzem einen Tag machen.« Diese Gelegenheit benützten Ulrich und sein Bruder, auf einem Anger bei der Stadt Freisach 340 Ritterspiele zu veranstalten, woran die Fürsten selbst teilnahmen und über welchen man mehrere Tage lang nicht zum Hauptgeschäft kam. Am Ende war jedoch die Aussöhnung vermittelt. Unter den weltlichen Fürsten, die für dieses Geschäft versammelt waren, erscheinen Leopold von Österreich und Bernhard von Kärnthenland, unter den geistlichen der Patriarch von Aquileja. Wir sehen also hier drei von den Gönnern unsres Dichters zu Ernst und Spiel vereinigt, der Verkehr zwischen ihren Höfen ist eröffnet, es sind belebte Pfade, worauf der Sänger wandelt.
So melden auch die Geschichtbücher, daß noch im Jahr 1229 der Patriarch von Aquileja, Leopold von Österreich und der Herzog von Isterreich nach Italien hinunterritten, um den Kaiser Friedrich mit dem Papste auszusöhnen. Leopold starb 1230 zu St. Germano in Campanien und nur seine Gebeine kamen nach Österreich zurück.Chron. Ursp. ad ann. 1229. Chron. Cl. Neburg. ad ann. 1230.
Wie heimisch Walther von der Vogelweide in jenen östlichen Gegenden war, giebt er deutlich zu erkennen. Wenn er sagt, von der Seine bis an die Mur, vom Po bis an die Drave hab' er der Menschen Weise gemerket (I, 131b), so hat er offenbar seinen Standpunkt in der Steiermark, die von Mur und Drave durchströmt wird. Dahin zieht er seine Linien von der Seine aus, als der nordwestlichen, vom Po, als der südlichen Grenze seiner Wanderungen. In einem andern Liede (I, 105b, 4) scheint er die Fürsten von Österreich, im Gegensatz zu andern Herren, die auf einem Hoftage zu Nürnberg waren, die heimlichen (heimischen) zu nennen.
Hinwieder zeigt eine Stelle im Frauendienst S. 119, wie gangbar Walthers Gesang eben in jenen Gegenden war. Als Ulrich von Lichtenstein auf der Ritterfahrt, die er als Königin Venus unternommen, gen Wien reitet, begegnet ihm einer seiner Knechte, der ihm erfreuliche Botschaft von der Frau seines Herzens zu melden hat. Der Bote darf den verkleideten Herrn nicht anreden, er reitet daher bloß hinter demselben her und singt ein Lied, wodurch er kundgiebt, daß er gute Botschaft bringe. Dieses Lied ist die erste Strophe eines Gedichts von Walther, welches oben geliefert worden:
Ihr sollt sprechen: willekommen!
Der Euch Märe bringet, das bin ich u. s. w.
»Das Lied, sagt Ulrich, klang mir in mein Herze und that mir inniglich wohl.«Auch in dem Liede vom edeln Möringer wird eine Hofweise Walthers gesungen. Vgl. Grimm, Deutsche Sagen II, 255.
341 Noch hören wir Walthern den Verfall des Hofes zu Wien beklagen. Die Ursache dieses Wechsels aber giebt er nicht an. Ob solche in dem 1230 erfolgten Tode Leopolds und in dem kriegerischen Geiste seines Nachfolgers, Friedrichs des Streitbaren, zu suchen sei, lassen wir dahingestellt sein. Daß Friedrich dem Gesange nicht abhold war, ergiebt sich aus dem, was Nithart, Tanhuser, Pfeffel und Bruder Werner von ihm sagen. Sang er doch selbst den Frauen den Reigen, und der Tanhuser mit (Man. II, 59b)! So viel meldet übrigens die Geschichte, daß nach Leopolds Tode fast alle seine Dienstleute sich gegen seinen Sohn Friedrich verschworen, diesen des väterlichen Erbes beraubten und nachher beinahe ganz Österreich mit Raub und Brand verwüsteten.Chron. Cl. Neoburg. ad ann. 1230.
Reinmar der Alte giebt ein Trauerlied auf den Tod Leopolds, der darin der Herr aller Freuden genannt wird (I, 68a); Walther hinwieder betrauert den Tod Reinmars (I, 105a) und hätte hiernach, wenn in jenem Klageliede wirklich Leopold von Österreich gemeint ist, allerdings noch in den Tagen Friedrichs des Streitbaren gelebt.
Das Gedicht selbst, worin er den Wechsel der Dinge am Hofe zu Wien schildert, ist folgendes:
Der Hof zu Wiene sprach zu mir:
»Walther, ich sollte lieben dir,
Nun leide ich dir, das müsse Gott erbarmen!
Meine Würde, die war weiland groß,
Da lebte nirgend mein Genoß,
Denn Artuses Hof. Nun weh mir armen!
Wo nun Ritter, wo nun Frauen,
Die man bei mir sollte schauen?
Seht, wie jämmerlich ich steh'!
Mein Dach ist faul, es tropfen meine Wände,Vgl. Gudrun 5579: Ludwiges egkstain mochten aus der maure reysen.
Mich minnet niemand, leider!
Gold, Silber, Ross' und dazu Kleider,
Die gab ich und noch hatt' ich meh.
Nun hab' ich weder Schapel, noch Gebäude,
Noch Frauen zu einem Tanze, o weh!« (I. 129b)
lieben, leiden] lieb, leid sein. – mein Genoß] meinesgleichen. – Gebäude] Kopfbänder. 342