Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die Seeräuber.

Die beiden Jünglinge waren von Glück begünstigt. In der lauen, schönen Sternennacht konnten sie ihre ausgeruhten Tiere kräftig ausgreifen lassen, und die wenigen Landleute, die ihnen begegneten, wagten es nicht, sie zu behelligen; davor schützte sie schon das militärische Kleid, das Isko trug. Um die zwölfte Stunde der zweiten Nacht erreichten sie unangefochten die Stadt, die sich schon von ferne durch die erleuchteten Häuser und einen Kranz von Villen ankündigte, die sich in ihrem Umkreis erhoben.

Herbergen lagen am Wege, aus denen oftmals fröhlicher Lärm tönte. Sie gewährten den Lastträgern und Handwerkern Erholung nach harter Tagesarbeit.

Unter den Bäumen hervor, welche die Landstraße einfaßten, trat Medor mit einem hochgewachsenen Manne, der die Kapuze des Filzmantels über das Haupt gezogen hatte.

Der Mann warf die Kapuze zurück und Isko fühlte sich von des Bruders Armen umschlungen.

»Den Göttern sei Dank, daß du da bist! Wie habe ich mich um dich gesorgt, Isko! Es war eine frohe Botschaft für mich, als Medor kam und deine Ankunft meldete.«

Isko konnte nur mehrmals sagen: »Athemar, Athemar!«, aber er drückte den Bruder fest an die Brust.

Bodmar, der neben einem anderen Manne im Hintergrunde gestanden hatte, trat jetzt auch vor, schüttelte Isko die Hand und sagte: »Laßt uns hier nicht weilen! Die Späher streifen überall, besonders an der Grenze der Stadt.«

Athemar hatte Diomedes herzlich begrüßt. Auf die Mahnung Bodmars sagte er: »Kommt, wir müssen alsbald das Meerschiff aufsuchen; ich bin hier verdächtig geworden.«

Den Mann, der schattenhaft neben Bodmar gestanden hatte, bat er dann: »Führe uns jetzt zu dem Boote, Freund!«

»Wer ist es, Athemar?«

»Es ist ein Freund von Medor.«

»Ja, mein Freund und Bruder im Herrn. Vertraut ihm! Ich fand ihn bereit, zu helfen, und suchte Furius nicht auf.«

»Wo habt ihr eure Pferde?«

»Komm nur; du sollst alles wissen. Auf dem Meere brauchen wir keine Pferde.«

Der Freund Medors, ein schlicht aussehender älterer Mann, ging voran; alle folgten ihm, aber auf seinen Rat in gemessenen Zwischenräumen.

Isko war abgestiegen und ging neben Athemar, sein Roß am Zügel führend.

»Ich bin ihnen trotz aller Vorsicht verdächtig geworden,« sagte der ältere Bruder. »Nur die Schlauheit des treuen Soldaten hat mich vor Übel bewahrt. Man sucht hier mit großem Eifer nach Sentius Saturninus; selbst die Frevler an des Präfekten Fuscus Majestät scheinen darüber vergessen zu sein. Man glaubt, Sentius wolle von hier nach der Insel Korsika flüchten. Dem Wirte, einem ehemaligen Kameraden Bodmars, gelang es, ein Schiff für uns zu mieten, das an der Mündung des Flusses liegt. Bald nachdem Medor bei mir eingetroffen war, vertraute uns der Wirt, daß eine Verhaftung drohe. Da gingen wir dir mit dem Freunde Medors entgegen, der uns ein Boot verschafft hat. Ehe die Sonne kommt, schwimmen wir auf dem Meere.«

Dann berichtete Isko kurz von seiner Fahrt. Staunend lauschte Athemar.

»Also Sentius doch hier? Und man hat seine Spur? Mögen die Götter ihm beistehen!«

Isko sagte ihm dann, daß Medor sie nur bis zum Meere begleiten werde und daß man ihn reich belohnen müsse.

»Gewiß, er ist dein Lebensretter.«

Man erreichte in stiller Nacht das Ufer des Arnus und fand ein Boot vor, das mit vier Ruderern und einem Steuerer bemannt war.

Athemar wandte sich an Medors Freund: »Das Maultier verbleibt Medor, der uns an Bord begleiten und dann zurückkehren wird.«

»Wohl, Herr.«

»Die Pferde verkaufst du und gibst das Geld Medor –«

»O Herr – o Herr –«

»Verwende es, wie du willst, Medor; es ist dein.«

»Was erhalten die Leute im Boote?«

»Drei Goldstücke ist abgemacht.«

»Sie sollen sechs haben.«

Die Ruderer vernahmen das und rieben sich vergnügt die Hände.

Die Brüder, Diomed, Bodmar und Medor traten in das Boot, nachdem sie ihre Pferde dem Freunde des Zimmermanns übergeben hatten.

»Also frisch, meine Burschen,« sagte dieser zu der Bemannung, »bringt eure Fracht rasch und sicher zur Mündung und an Bord des ›Zephyrus‹, der sie erwartet, und ich will euch rühmen.«

»Verlaß dich auf uns,« war die Antwort.

»Los! Und der Herr sei mit euch!«

Das Boot stieß ab und unter gleichmäßigem Ruderschlage ging es den Strom hinab, von sicherer Hand gesteuert.

Bald lag Pisana hinter ihnen.

Seltsam und fremdartig war für die beiden Germanen diese Fahrt in Nacht und Dunkelheit dem Meer entgegen, das Athemar flüchtig in Genua, Isko überhaupt noch nicht gesehen hatte. Die Brüder sprachen von der Vergangenheit, von den Eltern und der Heimat. Still und traurig saß der Zimmermann da; er trennte sich nur mit Schmerz von dem jungen Germanen, den er liebgewonnen hatte. Diomed dachte an Sentius und Bodmar schlief.

Als dann Eos mit Rosenfingern emporstieg, das Rauschen der Salzflut sich vernehmen ließ und nach und nach ankernde Schiffe, Häuser und Hafenanlagen aus der Dämmerung vor ihnen emporstiegen, als das rötliche Licht die unendliche Wasserfläche mit zauberhaftem Scheine überfloß, da murmelte der Grieche: »Thalatta! Thalatta!« und Isko sah mit staunender Verwunderung auf das Meer, das in weiter Ferne sich mit dem Himmel zu vereinen schien.

Der Anblick war groß und feierlich.

Der Steuerer hielt auf ein Schiff zu, das sich im Strome an seinem Anker schaukelte.

»Ho! ›Zephyrus‹!«

Ein Kopf erschien über der Brüstung des zweimastigen Fahrzeugs.

»Ho! Boot!«

»Ich bringe euch eure Fracht; werft die Schiffseile herab.«

»Es ist Zeit zu scheiden, Medor, mein Freund,« sagte Isko.

»Der Herr sei mit dir allezeit,« sagte bewegt der Zimmermann, »und erleuchte dein Herz mit seinem himmlischen Strahl! Vergiß den armen Medor nicht!«

Isko, Athemar und Diomed drückten ihm herzlich die Hand, so auch Bodmar.

Die Schiffstreppe wurde herabgelassen. Athemar gab den Ruderknechten ihre sechs Goldstücke; dann stiegen die vier an Bord des ›Zephyrus‹, von dem Schiffsführer bewillkommnet.

Alsbald wurde der Anker gehoben, die großen dreieckigen Segel gehißt und das gutgebaute Schiff, ein Küstenfahrer, zog vor der Morgenbrise lustig in die Meerflut hinein.

Isko saß stumm am Bordrand und schaute staunend über das Meer hin.

Nur wenig Segel ließen sich ringsum sehen, die alle auf die Mündung des Arnus zustrebten.

Eine Stunde war vergangen, während das Schiff die Küste entlang zog; hell strahlte die Sonne hernieder. Da sagte plötzlich der Schiffer zu Bodmar, mit dem er die Fahrt vereinbart hatte: »Da jagt das Boot des Hafenmeisters hinter uns her; habt ihr von dem etwas zu fürchten?«

»Nicht das mindeste, Patron.«

»Ich habe gehört, man sucht einen großen Staatsverräter.«

»Laß sie suchen!«

Er teilte Athemar mit, was der Schiffsführer gesagt hatte.

»Oh, sollte die Gefahr uns erreichen, jetzt, da wir uns gerettet wähnten? – Nun,« wandte er sich zu Isko in heimatlicher Mundart, »lebendig, Bruder, sollen sie uns nicht haben! Ist die Stunde des Unheils gekommen, sterben wir vereint, das Schwert in der Hand.«

»Und gehen vereint zum ewigen Vater empor,« erwiderte der Jüngling entschlossen.

Sie blickten auf das mit großer Schnelligkeit nahende, von zehn Ruderern bewegte Boot. Es mußte in kurzer Frist den ›Zephyrus‹ eingeholt haben, der bei dem flauen Winde nur langsam vorwärtskam.

Endlich klang es von dort herüber: »Ho! ›Zephyrus‹! Lege bei – Dienst des Kaisers!«

Der Schiffspatron ließ die Segel bergen. Das schnelle, starkbesetzte Boot des Hafenmeisters legte an; ein junger Mann mit den Abzeichen des kaiserlichen Beamten stieg an Deck, gefolgt von drei Bewaffneten.

Der Schiffsführer empfing ihn.

»Du hast in der Nacht einen Reisenden an Bord aufgenommen?«

»Nicht einen, sondern vier, Herr, die mein Schiff schon vorher gemietet hatten.«

»Wo sind sie?«

»Dort am Hinterdeck.«

Der Beamte warf einen Blick auf Athemar und Isko, neben denen Diomed stand, während Bodmar nachlässig an der Bordwand lehnte.

Er schien enttäuscht zu sein.

»Und du hast weiter niemand an Bord? Bei deinem Leben, ich lasse das Schiff durchsuchen.«

»Ich habe niemand an Bord außer jenen.«

»Kommt einmal hierher, Leute!«

»Komm du zu uns, wenn du etwas wünschest,« lautete Athemars hochmütige Antwort.

»So?« sagte der Beamte gereizt und schritt auf ihn zu, während die Bewaffneten ihm folgten. »Wer bist du denn, daß du es wagst, einen solchen Ton anzuschlagen? Sieh dich vor oder er soll bald anders klingen.«

»Meinst du?«

Athemar griff in die Tasche seines Mantels; im letzten Augenblicke war ihm das Papier eingefallen, das er dem Wagen des Präfekten von Florentia entnommen hatte.

»Lies dies!« sagte er herrisch.

Der Beamte las:

»Auf Befehl unseres Herrschers und Gottes Domitian wird der Vorzeiger dieses den Staatsverräter Sentius Saturninus, den Sohn des Hingerichteten Antonius Saturninus, lebendig oder tot nach Rom liefern. Alle kaiserlichen Behörden sind bei schwerer Strafe verpflichtet, ihm dazu den nötigen Beistand zu leihen.

Der Stadtpräfekt von Florentia:
Marcus Fuscus.«

Mit ehrerbietiger Verbeugung gab der junge Beamte das Papier zurück und schaute dabei mit Staunen auf den prachtvollen Ring, den Athemar am Handgelenke trug, das Geschenk Senator Nervas.

»Hast du Befehle für mich, Herr?«

»Nein; du kannst mir bei dem, was ich vorhabe, nichts nützen. Doch empfiehl mich dem Präfekten und sage ihm, daß ich bei meiner Rückkehr nicht versäumen werde, ihm meine Ehrerbietung zu bezeigen.«

Mit wiederholten tiefen Verbeugungen entfernte sich der sehr verblüffte Beamte und gleich darauf bewegte sich sein Boot wieder dem Arnus zu.

»Es ist doch gut,« sagte Athemar lächelnd zu Isko, »wenn man Schriftstücke sorgfältig bewahrt; es war sehr gütig von Fuscus, es uns zurückzulassen.«

Sie segelten die anmutige etrurische Küste entlang, in hoffnungsvoller Stimmung.

Der ›Zephyrus‹ war fast bis auf die Höhe von Capraria gekommen, als gegen Abend ein starker Nordostwind sich erhob, der das Schiff zwang, seinen Schnabel nach Südwest zu richten.

Mit dem unbehilflichen Segelwerk war es unmöglich, am Winde zu segeln; daher mußten sie vor dem Winde ablaufen, oft genug in Gefahr, von nacheilenden Wellen erreicht zu werden. Die beiden Germanen, denen der Aufruhr des Meeres fremd und ein unbekannter Schrecken war, der durch die Dunkelheit noch vermehrt wurde, sahen den Tod vor Augen, einen unerwarteten grauenvollen Tod, weitab von allen Vorstellungen, die ihnen ihr Glaube an die Götter und an ein Leben nach dem Tode eingab.

Sie saßen, dem Brausen der stürmenden Wellen lauschend, im Dunkel der kleinen Kajüte im Hinterteil des Fahrzeuges, Hand in Hand und bereit, als tapfere Männer auch das Ärgste zu erdulden.

Doch der ›Zephyrus‹ hielt sich, von erfahrenen Seeleuten geführt, recht wacker.

Als der Morgen kam, legte sich der Sturm und mit ihm der Wellenschlag.

Athemar und Isko verließen die dumpfe Kajüte und betraten das Deck, mit Wonne die balsamische Luft einatmend.

Die vom klaren Himmel leuchtende Sonne bestrahlte das Meer, das ringsum sich ausdehnte; die etrurische Küste war längst unter den Horizont gesunken.

Wie weit der Sturm sie in die Meereswüste hinausgetrieben hatte, vermochte selbst der erfahrene Schiffspatron nicht zu sagen; aber er glaubte, daß man bald die Küste von Korsika werde auftauchen sehen.

»Du mußt ein Glückskind sein, Herr,« bemerkte er zu Athemar, »denn der länderumstürmende Neptun war uns hold; sonst lägen wir alle bereits auf dem Grunde des Meeres.«

»Ja, den Göttern Dank!« sagte Athemar in heimischer Sprache zu Isko. »Das wäre kein Ende für die Kinder Vater Teuts. Auf festgegründeter Erde im wildesten Kampfestoben, vom feindlichen Stahl getroffen dahinsinken und von der Todesschwester auf eilendem Geisterroß emporgetragen zu werden zum ewigen Vater, das ist Männerende. Dank mag der Römer Meeresgott verdienen und ich will ihm in Rom Opfer bringen; aber nicht leicht werde ich mich seinem Zorne wieder aussetzen.«

Auch Diomed und Bodmar freuten sich des neu gewonnenen Daseins.

In Nord und Süd gewahrte man einige Fahrzeuge von der Größe des ›Zephyrus‹, die wohl auch, der Gewalt des Sturmes nachgebend, hierher verschlagen worden waren.

Schwächer und schwächer wurde der Wind und lullte endlich ganz ein. Der ›Zephyrus‹ schaukelte sich fahrtlos auf leichtbewegtem Meere.

Hinter einer kleinen Insel, die einige Milien entfernt aus dem Meere sich erhob, kam unerwartet ein mächtiges Schiff hervor, das von zahlreichen Rudern fortbewegt wurde.

Am meisten betroffen war der Schiffspatron bei seinem Erscheinen. »Beim Landumstürmer, eine Triere! Jetzt steh uns bei, Vater Neptun!«

»Flößt dir das Schiff Unbehagen ein?« fragte Athemar.

»Ist es ein Raubschiff von der Insel, wie ich fürchte, dann sind wir verloren.«

Alle beobachteten jetzt das Schiff mit sorgenvoller Aufmerksamkeit. Es hielt auf den nächsten der Küstenfahrer zu, der fahrtlos gleich dem ›Zephyrus‹ auf den Wellen schaukelte, und hemmte bei ihm seinen Lauf.

»Bei den Unsterblichen, es ist ein Räuberschiff,« stöhnte der Patron. »Vater der Götter und Menschen, gewaltiger Neptun, stehe uns bei!«

Bald entfernte sich die Triere von dem Küstenfahrzeug und ruderte auf das nächstliegende zu. Jetzt konnte man erkennen, daß es Menschen von dem kleinen Segler an seinen Bord nahm.

Dann richtete es seinen Lauf auf den ›Zephyrus‹.

»Gefangen? Von Meeresräubern? Nein, lieber kämpfend fallen,« sagte Athemar.

»Ja,« stimmte Isko bei, »wir wollen nicht Sklaven von Räubern werden.«

Rasch kam das schlanke, große Fahrzeug näher, von drei Reihen mächtiger Ruder getrieben, die sich alle zugleich taktmäßig in Bewegung setzten.

Totenstille herrschte an Bord des ›Zephyrus‹.

Plötzlich ließ der Patron sich aufatmend vernehmen: »Bei den Göttern allen, das ist ein kaiserliches Schiff! Aber was will die Triere bei uns?«

Schon nahte der Dreiruderer mit schäumendem Buge. An Deck standen Matrosen und Soldaten.

Die Ruder wurden emporgehoben; das Schiff verlangsamte seinen Lauf und hielt geschickt gesteuert unweit des ›Zephyrus‹. Dieser wurde nun mit langen Stangen, an denen Haken befestigt waren, näher herangezogen.

Athemar und Isko glaubten, diese Verfolgung durch das kaiserliche Schiff gelte ihnen.

Alles, was der ›Zephyrus‹ an Menschen barg, stand an Deck.

»Kommt einmal alle herüber,« schrie ein rauh aussehender Seemann diesen zu.

Sich zu weigern wäre nutzlos gewesen; alle gingen gehorsam an Deck des Kriegsschiffes.

Die Mannschaft des ›Zephyrus‹ bestand, den Patron und Steuerer mit einbegriffen, aus zwanzig Mann, alles kräftige Leute. Zu ihnen gesellten sich Athemar, Isko, Diomedes und Bodmar. Die drei Germanen trugen ihre Schwerter.

Der Befehlshaber der Triere, ein hochgewachsener, kriegerisch aussehender Mann, kam vom Hinterdeck herbei und warf einen prüfenden Blick auf die Leute des ›Zephyrus‹.

»Bist du der Patron?«

»Ja, Herr.«

»Ich habe in meinem letzten Kampfe viele Leute verloren, Krieger und Ruderer, und muß dich im Interesse des kaiserlichen Dienstes bitten, mir einige von den deinen zu leihen.«

»Und wie steuere ich mein Fahrzeug durch das Meer?«

»Sechs Mann sind für dich genügend, um zur Küste zu gelangen; wir schützen dich bis dahin vor den Piraten. Wer sind diese?« fragte dann der Befehlshaber, auf die Germanen und Diomed deutend.

»Es sind Reisende, die ich in Ostia an das Land setzen muß.«

»Und Krieger, wie ich sehe. Sie werden sich nicht weigern, das Schwert im Dienste des Kaisers zu ziehen. Nimm dir sechs Mann und geh auf dein Schiff zurück; die andern werde ich in Ostia oder Pisana an das Land setzen.«

»Du mißbrauchst deine Gewalt, Schiffspräfekt.«

»Bekümmere dich nicht darum. Nimm deine sechs Leute und geh oder ich behalte euch alle hier.«

»Mit welchem Rechte,« fragte Athemar vortretend, »willst du uns auf unserem Wege aufhalten?«

Der Schiffsführer, der erkannte, daß er einen vornehmen Mann vor sich habe, sagte nicht ohne Höflichkeit: »Mit dem Rechte, das mir der kaiserliche Dienst und die Not des Augenblicks verleihen. Vorwärts, Patron, oder ich fahre weiter!«

Athemar, der im Herzen froh war, daß es nicht ihm und Isko gegolten hatte, verhielt sich schweigend.

Der Patron hatte sechs von seinen Leuten bestimmt, mit ihm zurückzukehren, während die anderer murrend zurückblieben.

»Die Schreiberseele da nimm auch mit!« befahl der Schiffspräfekt mit einem geringschätzigen Blick auf Diomedes.

»Laß mich bei meinen Freunden bleiben, Herr,« bat dieser.

»Auch ich bitte darum,« sagte Athemar.

»So bleibe, wenn es dich juckt, deinen Hals vor die Seeräuber zu bringen.«

Der sehr verdrießliche Patron des ›Zephyrus‹, der doch seinem Ärger nicht Luft zu machen wagte, ging mit seinen Leuten auf sein Schiff zurück. Die Galeere schob es ab und alsbald begannen die Ruder zu arbeiten.

»Ihr jetzt,« sagte der Schiffsführer zu den Matrosen des ›Zephyrus‹, »hinunter an die Ruder!«

Lautes Murren wurde hörbar.

»Wir sind keine Rudersklaven,« riefen schließlich mehrere.

»Nein, ihr sollt auch als freie Männer behandelt werden und beieinander sitzen; euer Dienst wird bezahlt. Hinab!«

Die Matrosen der Galeere ergriffen sie und führten sie in den Schiffsraum hinunter.

»Es ist eine harte Notwendigkeit, die mich zwingt, mir auf diese Weise Kämpfer und Ruderer zu verschaffen, aber ich muß standhalten, kann nicht davonlaufen,« sagte der Präfekt zu den Germanen. »Braucht euer Schwert für die kaiserliche Sache; ich werde euch nicht länger an Bord zurückhalten, als unbedingt notwendig ist.«

»Wohlan, so gib uns Helm und Schild. Wir wollen fechten.«

»Gut – seid meine Waffengefährten!«

Er gab Befehl, den drei Germanen Helme, Schild und Rüstung zur Auswahl zu reichen und sagte Athemar: »Ich bin ausgesandt, die Meeresräuber hier zu vernichten. Zweimal habe ich schon mit ihnen gefochten und dabei viel Leute verloren, freilich auch zwei ihrer Schiffe versenkt. Ich kann diese Gewässer nicht verlassen, ohne meine Aufgabe erfüllt zu haben.«

Athemar wählte sich Helm und Schild, und da ihm das kurze Römerschwert nicht zusagte, ergriff er eine der schweren Schiffsäxte, die am Maste standen. Auch Isko und Bodmar rüsteten sich, doch behielten sie die Römerschwerter; selbst Diomed versah sich mit einem kurzen Schwert.

»O, willst du fechten, Diomed?« fragte lächelnd Isko.

»Nein, mein Arm ist schwach, aber ich will nicht ganz wehrlos sterben.«

»Wir wollen auch nicht sterben, Freund. Sei ruhig; ich decke dich.«

Athemar hatte in Genua aus der Entfernung römische Kriegsfahrzeuge gesehen, jedoch keines betreten. Neugierig warf er jetzt einen Blick in den unteren Raum, wo gegen zweihundert halbnackte Sklaven mit Ketten an die Bank gefesselt saßen, die Ruder bewegten und so das Schiff forttrieben. Noch immer herrschte Windstille und das Meer bewegte sich kaum.

Das Schiff war lang und schmal. Am Mast, da, wo eine breite Öffnung in den unteren Raum führte und von wo man die rudernden Sklaven gut übersehen konnte, saß ein Mann, Hortator genannt, und klopfte in regelmäßigen Zwischenräumen mit einem hölzernen Hammer auf ein Brett, diesem weithinhallende Töne entlockend, nach welchen die Ruder bewegt wurden. Auch Wächter gingen unten umher, in der einen Hand eine schwere Peitsche, in der anderen das blanke Schwert. Auf dem Deck lagen und standen Bewaffnete. Auf dem Hinterteile befand sich der Schiffsführer; am Steuer standen vier gebräunte Matrosen und der erste Steuermann, Rektor genannt. Das alles, das gleichmäßige Heben und Senken der Ruder, die rasche Fortbewegung, das Gewühl im Unterdeck, die Bewaffneten ringsum, das weite Meer, das der scharfe Kiel der Galeere schäumend durchbrach, wirkte auf die germanischen Waldessöhne fast betäubend.

Die Galeere war augenscheinlich im Begriffe, bei einem südlich liegenden Küstenschiff noch weitere Mannschaften auszuheben, als plötzlich eine dröhnende Stimme über das Deck schrie: »Sieh dich vor, Präfekt – die Feinde kommen.«

Alle Blicke wandten sich nach Norden. Von der Insel her, die früher die Triere vor den Augen der Männer an Bord des ›Zephyrus‹ verborgen hatte, nahten mit flink bewegten Rudern zwei Galeeren. Zwei wuchtige Hammerschläge, die der Hortator auf den Wink des Schiffsführers hören ließ, gaben den Ruderern das Zeichen, innezuhalten. Dann setzten sich auf ein anderes Zeichen nur auf einer Bordseite die Ruder gemessen in Bewegung; in anmutiger Wendung drehte sich die Galeere, die den Namen »Octavius« führte, und wandte ihren Schnabel den kommenden Feinden entgegen.

Ein das ganze Schiff durchdringender Ruf der Tuba gab das Zeichen zur Kampfbereitschaft. Die Krieger ordneten sich an beiden Borden und am Hinterteil.

In der Mitte des Decks, vor dem Maste stand der mit Salz und Gerste bestreute Altar. Julius, der Präfekt, trat vor ihn und opferte im Angesicht aller dem Meeresgott, ihn um Beistand anflehend.

Als diese bei den Römern vor der Schlacht stets übliche feierliche Handlung vorüber war, trat ein Unterbefehlshaber, der wie alle in voller Waffenrüstung war, zu den Germanen und sagte: »Haltet euch zu uns hier am Steuerbord und tut euer Bestes. Ihr kämpft für eine gute Sache; die Räuber und Diebe, die ihre Schlupfwinkel auf Korsika haben, sind die Geißel dieser Meere. Doch Icilius ist der Mann, mit ihnen fertig zu werden.«

Die kurzen Maste waren niedergelegt worden, um das Deck für die Kämpfer möglichst frei zu halten.

Der Führer ließ sein Fahrzeug nur langsam vorgehen, um die Kraft der Ruderer zu schonen, die freilich zum Teil durch ausgeruhte Leute ersetzt worden waren.

Schweigen herrschte an Bord.

Näher kamen die feindlichen Schiffe, doch erkannte man jetzt, daß sie sich an Größe mit dem »Octavius« nicht messen konnten. Auch führte jedes der Schiffe nur zwei Reihen Ruder.

Der Präfekt hatte den Helm aufgesetzt. Er stand jetzt hoch, allen sichtbar, am Hinterdeck.

»Ausidius,« sagte er leise zu dem, der die Leute am Steuer befehligte, »sie werden an beiden Borden anlegen und entern wollen; sie sind zahlreicher an Mannschaft als wir. Laß sie bis auf zwei Stadien herankommen; dann biege nach links aus. Ich werde dem Hortator die Zeichen für die Ruderer geben, und renne dem Burschen dort den Sporn in die Flanke. Mißlingt's, gehe hinter ihnen vorbei und versuche es von der anderen Seite. Wir sind verloren, wenn wir nicht eine der Galeeren in den Grund bohren,« fügte er noch leiser hinzu, »sie haben zu viel Mannschaft.«

»Verlaß dich auf mich, Präfekt!«

Da das Auge des Führers auf Diomed fiel, sagte er zu ihm: »Geh hinab, Jüngling; du kannst hier nichts nützen und gerätst in Gefahr.«

Doch Diomed erwiderte: »Gestatte mir, daß ich an Deck bleibe, Präfekt; ich will euch kämpfen sehen und, wenn es sein muß, mit meinen Freunden sterben.«

»Gut, so bleibe; dein Herz scheint stark.«

Es war ein aufregendes Schauspiel, als jetzt die beiden feindlichen Schiffe, deren Decke mit Kriegern gefüllt schienen, schäumend herankamen. Sie schienen von rechts und links auf die Triere losgehen zu wollen, wie der Präfekt vorausgesehen hatte, um sie von beiden Seiten gleichzeitig anzufallen.

Aber als sie auf zwei Stadien herangekommen waren, wandte sich plötzlich der »Octavius« in leichter Kurve nach links und mit aller Ruderkraft – er war schneller als die Schiffe der Piraten – gelangte er in deren Flanke. Aber der nächste Gegner bog nach rechts herum, und vereitelte dadurch den gefährlichen Stoß.

Rasch schlug der »Octavius« einen kurzen Bogen auf die andere Seite und hatte nun die zweite Galeere vor sich. Diese mochte die Bewegung des »Octavius« nicht rechtzeitig erkannt haben oder schwerfälliger dem Steuer gehorchen; sie konnte nicht mehr ausweichen. Mit der größten erreichbaren Schnelligkeit schäumte die Triere dahin und traf trotz der versuchten Wendung des Gegners mit voller Wucht dessen Hinterteil, die Bordwand bis unter Wasser zertrümmernd.

»Halt!« rief der Hammer des Hortators den Ruderern zu. »Zurück!« und langsam trennte sich der »Octavius« von dem bereits sinkenden Schiff. Ein Jubelschrei hallte über das Deck.

»Gut gemacht, Aufidius,« sagte der Nauarch. »Hoffentlich ist unser Bug gelinde davongekommen. Laß nachsehen!«

Drüben herrschte wilde Verwirrung; Schreckensrufe und Verwünschungen tönten herüber.

In der Erregung des Augenblicks hatte man die andere Galeere außer acht gelassen. Ein gellendes Angriffsgeheul belehrte plötzlich die Bemannung des »Octavius«, daß die Feinde nicht geneigt waren, den Kampf aufzugeben. Sie hatten Enterhaken geworfen und ein wilder Schwarm wütender Kämpfer ergoß sich auf das Deck der Triere.

Aber deren wohlgeordnete Besatzung war nicht zu überraschen. Obwohl nicht an Zahl, war sie doch an Disziplin den Angreifern überlegen.

Ohne Zögern nahm der an der Bordwand stehende Teil den Kampf auf. Schwerter zuckten, Schilde klangen, grimmige Kampfesrufe hallten über Deck. Aber immer mehr und mehr der verzweifelten Gesellen, die wohl wußten, daß sie siegen oder sterben mußten, drangen über Bord und Mittel- wie Vorderdeck sahen ein wütendes, blutiges Handgemenge. Verwundete stürzten, Schmerzensrufe, Befehle ertönten; Tote hauchten ihre letzten Seufzer aus und das Deck wurde schlüpfrig von Blut.

Athemar, Isko und Bodmar, von dem wilden, grauenhaften Schauspiel vor ihnen in grimmiger Erregung, hielten sich mit Mühe zurück, in das Getümmel zu stürzen; aber sie fügten sich der eisernen Disziplin und harrten des Befehls. Hoch am Hinterdeck stand noch der Präfekt und überschaute den Kampf.

Die Matrosen des ›Zephyrus‹, von dem Toben auf Deck erregt und geängstigt – sie waren natürlich nicht gleich den Galeerensklaven gefesselt worden – stürzten an Deck und ergriffen umherliegende Waffen. Ihnen folgte der Aufseher von unten.

Jetzt rief Icilius dem Befehlshaber zu, der die Schar eisenfester Krieger befehligte, zu denen auch die drei Germanen gehörten: »Vor, Marius, nimm sie in der Flanke!«

Und vor drang die frische Schar.

An ihrer Spitze ertönte der gellende Schlachtruf der Katten über Deck.

Athemars schwere Axt zerschmetterte mit jedem Schlage einen Helm oder Schild. Zu seiner Rechten kämpfte Isko, dessen Schwert gleich einer blitzenden Schlange hinter dem Schild hervorzischte und sich blutig färbte. Der alte Legionär Bodmar zeigte die Kaltblütigkeit und Kunst des geübten und erfahrenen Kriegers. Die Leute des »Octavius«, erprobte Kämpfer, drangen unwiderstehlich vor; es gab Luft auf dieser Seite des Decks.

Da stürzte der riesenhafte Anführer der Seeräuber, der die ihm von dieser Seite drohende Gefahr erkannte, auf die vordringende Gruppe los. Zwei der Römer fielen unter seinen wuchtigen Streichen. Dann stand er Isko gegenüber; sein Schwert sauste auf den Jüngling herab. Aber dieser ließ es, sich zur Seite wendend, an seinem schräg gehaltenen Schild abgleiten und gleichzeitig fuhr seine blitzende Klinge in des Gegners Seite. Er hatte nicht umsonst in Spurios Schule gelernt und das Lob des besten römischen Gladiators geerntet.

Verwirrung entstand unter den Raubgenossen, als sie den Fall ihres Häuptlings sahen.

Den Augenblick benützte der Präfekt, um nun mit seinem letzten Rückhalt – er hatte etwa zwanzig erlesene Krieger um sich behalten – mit lautem Rufe gegen die erschöpften Feinde vorzustürmen. Von allen Seiten griffen die Leute des »Octavius« wieder ungestüm an und Athemars Axt sauste von neuem verderbenbringend durch die Luft.

Da gaben die Räuber es auf, die Triere zu erobern, und wandten sich in wildem Durcheinander ihrem Schiffe zu.

Donnerndes Siegesgeschrei begleitete ihre Flucht. Nicht alle erreichten das Schiff; mancher sauste noch in die Meerflut hinab, um nicht wieder emporzutauchen.

Es gelang den Seeräubern, ihr Schiff von dem »Octavius« zu lösen und Raum zwischen sich und das Kriegschiff zu legen.

Im Kampfe war eine Pause, auf dem »Octavius« Ruhe eingetreten.

»Vorwärts, Gefährten,« rief der Präfekt über Deck, »helft den Verwundeten und werft alles, was feindlich ist, über Bord!«

Das geschah. Die gefallenen Seeräuber versanken im Meere, während sich die Ärzte um die Verwundeten bemühten.

»Heil euch, Gefährten,« begrüßte Icilius die Seinen. »Der Lohn für Eure Tapferkeit soll nicht ausbleiben!«

Heller Freudenruf antwortete ihm.

Jetzt erst sah man sich nach der anderen Räubergaleere um. Sie war im Meere verschwunden; der furchtbare Rammstoß der Triere hatte sie mit allen Lebenden und Toten an Bord auf den Meeresgrund versenkt.

Icilius schüttelte Athemar, Isko und Bodmar die Hand.

»Bei den Göttern, ihr seid tapfere Krieger, und ich danke Vater Neptun, daß er euch mich finden ließ!«

Dann schaute er wieder nach der Galeere aus, die den »Octavius« geentert hatte. Sie lag unweit; die Ruder ruhten und es schien ein heftiger Kampf Mann gegen Mann an Bord zu wüten.

»Ohne Zweifel haben sich dort die Ruderleute befreit und kämpfen nun gegen ihre Unterdrücker. Wir wollen ihnen helfen, denn, sind unsere Rudersklaven verurteilte Verbrecher, so sind jene dort zum Ruderdienst gezwungene Opfer der Piraten.«

Er befahl die Ruder einzusetzen und hielt auf die Galeere zu.

»Töte uns nicht, Nauarch,« schrie man ihm zu, »wir sind Gefangene dieser Unmenschen.«

Es war so, wie Icilius vermutete. Die Ruderer, wohl hundertzwanzig Mann stark, hatten sich befreit, sich Waffen verschafft und kämpften jetzt mit Verzweiflung gegen die zurückgeschlagenen, erschöpften Räuber. Die große Mehrzahl der Enterer lag freilich auf dem Grunde des Meeres.

Mit Donnerstimme schrie der Nauarch jetzt den überlebenden zu: »Das Schwert nieder, oder ich schleppe euch nach Rom, in den Zirkus vor die wilden Tiere. Vorwärts! Alle zum Entern!«

Alle Bewaffneten stürzten dem Befehl gehorsam an das Bollwerk. Sie waren jetzt in großer Mehrzahl den Seeräubern gegenüber, die mit den todesmutig kämpfenden Ruderern rangen.

Da gaben die Raubgesellen den Kampf auf. Einige suchten den Tod in der Salzflut; die anderen fügten sich stumpfsinnig ihrem Schicksal, hoffend, mit Galeerenstrafe loszukommen. Die Ruderer, ehrenwerte Leute von der italischen und korsischen Küste, waren erlöst und gaben ihrer Dankbarkeit für die Befreiung von einem grauenhaften Lose einen rührenden Ausdruck.

Dann begab sich ein Teil der Mannschaft des »Octavius« an Bord des Räuberschiffs; die Verbrecher wurden entwaffnet und gebunden.

Isko sah sich nach Diomed um, der mit Staunen, Bewunderung und Grausen dem Kampfe beigewohnt hatte.

»Wahrlich,« sagte der Grieche, »jetzt habe ich Homers Helden am Werke gesehen; er ist furchtbar groß, ein solcher Anblick.«

»Aber du, Unbewaffneter, hättest nicht auf Deck bleiben sollen.«

»Doch, Isko, ich mußte; denn wäret ihr gefallen, wäre ich mit euch gestorben.«

Gerührt drückte ihm Isko die Hand.

Es hatte sich etwas Wind aufgemacht. Der ›Zephyrus‹, von dessen Deck man mit leidenschaftlicher Teilnahme den Verlauf des Kampfes verfolgt, wie mit Jubel seinen Ausgang begrüßt hatte, nahte sich dem Kriegschiff, um seine Leute und Passagiere zurückzufordern.

Dem Rektor, der am Hinterdeck stand, rief der Patron zu: »Seid gegrüßt, ihr Sieger! Die Götter waren mit euch.«

»Dank dir, Navicularius!«

»Gib mir jetzt meine Leute zurück; ich hoffe, sie haben sich wacker benommen.«

»Das haben sie!«

Der Präfekt ließ die Galeere anlegen, machte jedem ihrer Matrosen ein Goldstück zum Geschenk und wandte sich dann Athemar und seinen Begleitern.

»Ich würde dich gern selbst in Ostia an das Land setzen, mein edler Freund und Kampfgenosse; aber ich muß mein Schiff ausbessern und dann jenes Fahrzeug ins Schlepptau nehmen. Empfange meinen aufrichtigen Dank! Deiner Rückkehr an Bord des ›Zephyrus‹, dem dich einen Augenblick zu entreißen bittere Notwendigkeit war, wie du gesehen hast, steht nichts mehr im Wege. Der Wind hat sich gedreht; du kannst morgen in Ostia sein. Gern möchte ich aber vorher deinen Namen wissen, damit ich in meinem Berichte von dir reden kann.«

Athemar nannte ihm seinen und des Bruders Namen sowie seinen Rang im Kattenvolke.

»Ja, ihr Germanen seid schätzenswerte Krieger; ich habe es gesehen. Wenn ich es dir und deinem Bruder je vergelten kann, soll es geschehen.«

Er verabschiedete die Brüder in herzlicher Weise und bald trug der ›Zephyrus‹, die Segel von einem günstigen Lufthauch geschwellt, Athemar und die Seinen der italischen Küste zu.

»Jetzt haben wir auch den Meereskampf kennen gelernt,« sagte lachend Isko, »wer von uns im Bergwald hätte je daran gedacht!«

Ja, sie hatten den Kampf an Bord eines Schiffes in seiner ganzen Furchtbarkeit kennen gelernt und waren stolz darauf.


 << zurück weiter >>