Ludwig Tieck
Die sieben Weiber des Blaubart
Ludwig Tieck

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Fünf und zwanzigstes Kapitel.

Streit zwischen Bernard und Peter.

Es traf sich wieder, daß Bernard und Peter auf einander stießen, und sich nach den ersten zärtlichen Umarmungen heftig mit einander zankten. Es war nichts weiter, als die alte Ursach des Streites, daß Peter keinen Lebenslauf führe, der interessant genug sey. Beide stritten über den Begriff des Interessanten und sahen ein, daß sie niemals einen Vereinigungspunkt finden würden.

Peter war gröber als gewöhnlich, denn er hatte sich vorgenommen, endlich vor dem lästigen Bernard Ruhe zu bekommen, sey es auch, auf welchem Wege es wolle.

Bernard wiederholte die alten Klagen, und Peter wurde endlich ungeduldig. Ich sage Euch, laßt mich gehen, rief er aus, oder Ihr macht mich wahrlich noch böse.

Aber ich verlange ja nur ganz etwas Billiges, sagte Bernard dagegen. Ihr sollt ja gar keinen neuen Plan anknüpfen, sondern nur den alten fortsetzen, der muß Euch ja ganz bequem fallen, und es ist nothwendig, damit doch nur etwas Einheit in Euer Leben kömmt. Ihr dürft die Adelheid so nicht aufgeben, Ihr müßt sie nun weiter lieben, Ihr müßt sie dem Löwenheim abzukämpfen suchen, sie entführen, so bleibt von nun an in Eurer Geschichte ein stets lebendiges Interesse.

Gehorsamer Diener! rief Peter aus, ich habe ein Haar darin gefunden, und ich bedanke mich für 218 solches Interesse. Nennt Ihr das ein lebendiges Interesse, wenn man mich beinahe todt geschlagen hätte? Nein, so dürft Ihr mir nicht wieder kommen. Ihr habt da gut schwatzen, denn Ihr habt nichts von den Wunden gefühlt, die man mir beibrachte, Ihr habt nicht bluten dürfen, aber mir ist alle Liebe zu Adelheid aus dem Herzen herausgeschlagen; ich bin davon kurirt, das glaubt mir nur.

Ihr solltet diese Liebe wieder anknüpfen.

Nein, nein, es war für's erste Mal gut genug. Ich bedanke mich für eine solche Liebe, wo ich meine Haut dran setzen soll. Nein, mein lieber Freund Hexenmeister, solche Forderungen müßt Ihr Euch aus dem Sinne schlagen. Ich mag die Liebe gern so, daß sie mir nicht viele Unbequemlichkeiten macht, das ist so für meinen Geschmack die beste Sorte von Liebe; wenn ich mich aber deswegen auf Tod und Leben herumschlagen soll, so laß ich lieber das ganze Lieben bleiben.

Ihr seyd ein roher, prosaischer Mensch, rief Bernard aus.

Schimpft nur, so viel Ihr wollt, sagte Peter kaltblütig, Ihr bekehrt mich doch nimmermehr zu Euren Narretheien.

Ihr werdet in allen gelehrten Zeitungen schlecht recensirt werden.

Das mag seyn, aber ich werde mich darum nicht kümmern.

Die Nachwelt wird Euren Namen mit Verachtung nennen.

Was Nachwelt? Meint Ihr, weil es bis Dato so Mode gewesen ist, daß die Vorwelt eine Nachwelt 219 gehabt hat, daß das mit uns auch der Fall zu seyn braucht?

Lebt wohl! rief Bernard sehr verdrüßlich aus, ich lasse Euch nunmehr gänzlich laufen, ich bekümmere mich nicht mehr um Euch, Ihr mögt nun anfangen, was Ihr wollt, Ihr seyd mir im höchsten Grade fatal!

Das ist es gerade, rief Peter zurück, warum ich Euch schon längst habe bitten wollen. Ich wünsche, daß wir uns nimmer wieder sehn.

So gingen sie aus einander. Bernard warf noch einmal einen wehmüthigen Blick nach seinem ehemaligen Helden zurück; dann bogen Beide um eine Ecke und sahen sich seitdem nicht wieder.



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