Ludwig Tieck
Die sieben Weiber des Blaubart
Ludwig Tieck

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Fünftes Kapitel.

Jugendliche Liebe.

Ein sehr schwieriges Kapitel. Lieber Leser, hier ist es für den Autor fast gar zu schwer, etwas Neues zu sagen.

Die beiden Kinder, Peter und Adelheid, wurden nämlich größer, sie sahen sich gern, und da sie ein gewisses Alter erreicht hatten, waren sie sich überaus gut.

Ich kann aber der ganzen Schilderung überhoben seyn, denn Herr la Fontaine (nicht der französische Dichter) wiederholt sie in allen seinen Büchern auf die weitläuftigste Art; und da die Leser diese Schilderungen in jedem seiner Bücher von Neuem lesen, so brauche ich sie nur darauf zu verweisen. Es wäre mir auch unmöglich, so viele Unnatürlichkeiten und Unwahrscheinlichkeiten zu erfinden, wie z. B. im Sonderlinge stehn, der weder ein Sonderling noch sonderlich ist, ob ihn gleich die nachsichtige Lesewelt 108 für Beides gehalten hat; die Tischlerfamilie und das Opferfest und das Oelen hat ihnen überaus gefallen.

Ich übergehe also hier alle Rührung, weil meine Geschichte einen weit ernsthafteren Zweck hat, und weil ich mich auch nicht allzuweit von der Wahrheit entfernen darf. Ich bin nämlich gar nicht gesonnen, einen sogenannten historischen Roman zu schreiben, und dadurch die Wahrheit zu verstellen und die Geschichte ungewiß zu machen, sondern Alles ist auf Dokumente gegründet, wie ich schon in einem vorigen Kapitel sagte, und ich will lieber den Vorwurf der Langenweile tragen, als die Weltgeschichte konfus machen, indem ich den Blaubart anders darstelle, als er wirklich gewesen ist.

Der Knabe war groß geworden, Adelheid ebenfalls, und es traf sich, daß Beide an einem Tage aus dem Hause abgeholt wurden, um ihren Verwandten zurückgegeben zu werden. Die philosophische Wärterin, so wie die Unbefangene wurden versorgt.



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