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»Hätt'n ma 's ins geschtan fruah aa 'r it denkt, mir zwoa, daß mir heut scho ausanand kemman, gel, Bräunl?« Bei diesen Worten patschte der Hansgirgl seinen Lieblingsgaul zärtlich aufs Hinterteil.
»Ja, hätt ma 's it g'moant«, wiederholte er und seufzte. »Aba so geht 's nimma'r um; der Lalli, der dappige, wurd' jed'n Tag häßlicha auf mi, und beim Bauern kennt man si aa net recht aus; der woaß ja selm it, ob a weitamacha soll oda übageb'n. Und na hocket i do. Z'letzt bracht mi da Lenz no in 's G'redt, als wann i zu woaß Good wos für a Dummheit g'holfa hätt. Na; i mog nimma. In dem Haus g'winn i nix mehr, und zwisch'n an Alt'n und an Junga steh', paßt ma'r it.«
Er putzte den Stall sauber zusammen, stellte alles an seinen rechten Platz und legte dann den blauen Arbeitsschurz ab.
»So! Do waar'n ma wieda'r amal firti; schaug'n ma'r um a Haus weita! Wia mi da Lenz heunt in da Fruah o'g'schaut hot! Warum i net in d' Arbet fahr', fragt a mi. Für mi gibt 's do koan Arbet mehr, sag i. Und da lacht a recht drecki. Na, Bürschei, mit dir mog i nimma z'sammg'spannt sei. Is scho gar wor'n.«
Der Hansgirgl nahm seinen Janker vom Nagel und schloff hinein. Hernach hielt er noch einmal Umschau. Es war alles in Ordnung, und kein Mensch konnte ihm nachreden, daß er seine Sache nicht richtig hinterlassen hätte.
Im Haus drüben traf er die Ursula in der Küche an.
»Is da Baua scho in da Höch?«
»Jo. Er hot grad voring sei Kaffeesupp'n kriagt.«
»Na wer i eini geh dazua.«
»Geh no eini! Wos hoscht 'n du heunt, daß du dei guat's G'wand o'g'legt hoscht?«
»Feierabend hon i.«
»Wia dös?«
»Dös siehgst d' scho«, sagte der Hansgirgl und ging in die Stube.
»Ah, du bischt do!« lachte der Schormayer. »Hoscht dein Sausa vo geschtern ausg'schlaffa?«
»Do hon i net vui zu'n Ausschlaffa g'habt.«
»Öhö, mei Liaba, du bischt guat beinand g'wen.«
»Zu'n Abschied macht na dös aa nix.«
»Wos Abschied?«
»I that di schö' bitt'n, Baua, daß d' ma'r a Zeugnis schreibst.«
Der Schormayer sprang vom Stuhl auf.
»Wos is denn mit dir, Mensch? Is dir de Dummheit net aus 'n Kopf ganga?«
»I hab 's für koa Dummheit it.«
»Ah! Dös hoscht do grad im Rausch g'sagt! Bal mi neun Johr auf oan Platz is, lafft ma'r it ohne Grund weg.«
»I ho scho mein Grund.«
»Den that i halt nacha sag'n; und bal wos feit, ko ma 's ja richt'n.«
»Do is nix zum Richt'n. I sag da 's glei, Schormoar, i bi liaba auf an fest'n Plotz, und den hon i bei dir nimma. Du kunnt'st morg'n übageb'n, und i hängat do.«
»Wos woast du vo mein Übageb'n? Hot da ander dumm daher g'redt? Der kunnt si aba schneid'n.«
»Na, der hot nix g'red't. I passet aa net auf.«
»Wia kimscht ma nacha mit dem?«
»Ja no, dös werd amal schnell geh', bal jetzt d' Urschula weg is.«
»Wos bekümmern di de Sacha? I sag da 's für ganz g'wiß, daß i heuer net übagib.«
»Sell mog scho sei, aba i hon an weitschichtinga Vetta in Vierkirch'n drent, und . . . und bei dem kriagat i jetzt an ruhig'n Plotz, und dös mog ma halt do it auslass'n.«
»Dös is dir erscht geschtan ei'g'fall'n?«
»Na, dös woaß i scho länga; er hot ma scho auf 's Neujohr g'schrieb'n.«
»Geh, hör auf! Dös braucht an stark'n Glaab'n. Daß du de ganz Zeit her koan Schnaufa it tho hätt'st vo dem?«
»Weil i mir selm it g'scheidt gnua g'wen bi. Aba no, älta werd ma'r aa, und bal bei dir all's anderst wurd, kunnt i mi aa nimma ei'g'wohna, und drent hätt i de G'leg'nheit vasammt.«
»M—hm! Und z'weg'n wos bischt na du geschtan so belzi g'wen?«
»I?«
»Es schteht da it guat o, Hansgirgl, daß d' ma du it d' Wahrheit sagst.«
»I ho nix zu'n sag'n.«
»Dös hamm mehra Leut g'mirkt, net i alloa, daß du geschtan wos g'habt hoscht; und mit wem ko'scht d' di denn z'kriagt hamm? Mit mir net. Also hoscht mit dem Lackl an Streit g'habt. Und i brauch nix z' wiss'n; mir schmeißt d' an Strohsack hi und gehst, als wia wann mir it neun Johr mitanand g'arbet' hätt'n.«
Der Hansgirgl war nahe dabei, etwas von seinem Verdruß zu sagen, aber da fiel ihm das Wort vom Lenz ein, daß er ihn seinetwegen auch verklamperln könne.
Und die Nachrede wollte er sich nicht verdienen; zu was auch? Gehen mußte er, weil das Bleiben kein gut mehr tat.
Also kratzte er sich hinter den Ohren und setzte eine längere Rede zusammen.
»I bi gern bei dir g'wen, Schormoar, dös sell woast du recht guat, und hot aa nix geb'n; aba, net, bal ma si nimma außi siecht, indem daß also du nimma lang regierscht, und mi werd aa'r älta, und durch dös, daß mir da Vetta g'schrieb'n hot, i hätt bei eahm 's Bleib'n, derf ma halt so wos it vo da Hand weis'n; mi lebt it g'rad heut und muaß aa'r auf morg'n denka. Dös sell muaßt d' selm sag'n.«
»Wann's d' it bleib'n willst – i kon di net halt'n; und i dank da recht schö, daß d' ma so mit da Thür ins Haus rumpelst. Eh'nder hättst d' ma 's it sag'n kinna, oda mi glei gar um an Rat frag'n – dös sell waar gar it ganga!«
»Ma übalegt si 's halt hinum und herum . . .«
»Und red't hinum und herum. Mei Liaba, für so dumm muaßt du mi net kaffa, daß i gar nix spann. Du hoscht mit 'n Lenz wos g'habt, und i muaß 's Bad aussaufa. Aba dem kimm i, und net schlecht.«
»Na, dös möcht i fei gor it. I mog it mit an Vadruß wegkemma . . .«
»Dös is na mei Sach. Seit an halb'n Johr hätt i nix als Z'widrigkeit'n mit dem Kerl, und jetzt vatreibat er mir no d' Leut'!«
»Dös kam nacha so außa, daß 'n i schwarz g'macht hätt.«
»I glaab 's amal net anderst, und i schenk 's eahm it.«
»Nacha muaßt du an Zeug'n macha, bal's hintadrei hoaßt, i hätt 'n vaklamperlt. Du muaßt as bezeug'n, daß i vo dem gar nix g'sagt hab.«
»Vo wos? Gel', daß 's richti is? Jetzt hon i di g'fangt.«
»I woaß nix, Schormoar, und mi waar 's liaba, wann mir jetzt nix mehr red'n üba dös, und di thatst mir mei Zeugnis schreib'n.«
»Hoscht d' as fest an Sinn, Hansgirgl?«
»Jo. Schaug', es is amal it anderst!«
»Aba bal i ganz auf deina Seit'n steh?«
»Dös ko'scht d' it. Du muaßt mit dein Buam länga haus'n als wia mit mir . . .«
»Wart 's o, wia lang i mit dem no haus'!«
»I wünsch enk it, daß ös ausanand kemmt's, und z'weg'n meina scho gar it. I wer an ander'n Platz kriag'n.«
»I hon g'moant, du hoscht 'n scho bei dein Vetta? Gel, Hansgirgl, hoscht d' di wieda vared't?«
»Na, bal i dir 's amal sag; aba du mögst mi so ausfratscheln, und dös hot koan Wert it. Laß guat sei, Schormoar! Mir gengan in Fried'n und schön ausanand.«
»Und i muaß schaug'n, wo i an Knecht herkriag.«
»I woaß da'r oa'n. Vom Blank in Neuhof drent an Blasi; der gang gern vo dahoam weg und hot aa scho öfta g'sagt, daß 's eahm bei dir g'fallat.«
»Dös is schö! Muaß i wiada'r auf a neu's mir oan o'fanga.«
»Der kennt sei Arbet; an dem hoscht d' it viel z' richt'n, und da Lenz is aa do.«
»Red' ma no g'rad net vo dem!«
»Mogst d' ma 's Zeugnis it schreib'n, Schormoar?«
»Wann 's sei muaß, schreib' i 's halt.«
Der Schormayer ging zur Tür und rief der Ursula.
»Bring ma'r a Tint'n und a Feda!«
»Es muaß all's drin sei.«
»Thua 's no her! I mog 's it suacha.«
Ursula kam in die Stube und fand endlich im Wandschrank hinter alten Medizinflaschen ein Tintenglas und auch einen Federhalter.
»Wo is na mei Brill'n?« fragte der Bauer. »Ohne Brill'n kon i it schreib'n.«
Sie war nicht im Schrank und nicht in der Tischschublade und nicht im Schubfach unter der Bank, und fand sich zuletzt, in einen Kalender eingeklemmt, auf dem Fensterbrett. Der Schormayer setzte sie auf, und da wickelte der Hansgirgl sein Dienstbuch aus allerhand fettfleckigen Papieren und gab es ihm.
»Ja, geht denn da Hansgirgl?« rief Ursula.
»Geht a? Freili geht a! Weil ma bei enk it bleib'n ko.«
»Wos hon eahm denn i in Weg g'legt?«
»Ma red't net vo dir alloa.«
»Und i ho vo so was übahaupts nix g'sagt«, fiel der Knecht ein.
»Also, geh außi!« befahl der Schormayer seiner Tochter. »Mi braucha'n di net zu dem G'schäft.«
Er schlug das Dienstbuch auf und las.
»Eingetreten bei mir am viert'n Februar neunzehnhundart und oans. Do steht no mei Untaschrift. Selbig'smal is da Preßl Bürgamoasta g'wen. Dös san jetz akrat neun Johr.« Er schaute über die Brille weg vor sich hin, als wenn er über manches nachdächte. »Selbig'smal is no schäna g'wen. De Bäurin guat beinand, und sinscht aa all's ganz anderst. No ja! Jetz is scho so.«
Er rückte die Brille näher an die Augen und schrieb es mit kratzender Feder und nach mehrmaligen Pausen hin, daß Johann Georg Egermayr diese Zeit her bei ihm in Dienst gestanden und auch seine volle Zufriedenheit durch Treue, Fleiß und Ehrlichkeit erworben habe.
»Dös ko ma bei dir mit guat'n G'wiss'n schrei'm«, sagte er.
Über den Hansgirgl kam es nun doch wie Heimweh, als er sein Büchel in Empfang nahm und in die Tasche steckte; der Kragen wurde ihm eng, und er zog ihn auseinander und schluckte ein paarmal.
»I ho schöne Täg bei dir g'habt, Baua, und i sag dir vagelt's Gott; und des ander woaßt scho.«
»Und i wünsch dir Glück, Hansgirgl, und auf den selbinga Vetta waar i schier harb, wenn i dro glaabet«, setzte der Schormayer hinzu, und um seine Mundwinkel war ein verstecktes Lächeln.
Aber dann wurde er wieder ernst, als er sagte:
»Mit dir geht was Guat's vom Hof weg, und i wollt, du waarst blieb'n; aba geg'n dein Will'n derf i di it halt'n. Pfüat di Good, und laß da 's guat geh'!«
»Adjes! Und no mal schön Dank; und bal i auf Kollbach kimm, derf i scho zoakehr'n?«
»Allamal, so lang i do bin.«
Hansgirgl zog den Kopf ein und machte sich still hinaus.
Eine halbe Stunde später sah ihn der Schormayer vom Fenster aus mit seinem Koffer über den Hof gehen und unterm Tor sich noch einmal wenden.
Da schaute er zurück auf neun Jahre Leben und Arbeit.
*
»Hö! Is dere alt' Spitzbua it dahoam?«
Vor der Küchentür stand ein vierschrötiger Mensch und klopfte mit seinem Stecken ans Fenster.
Ursula fuhr erschrocken zusammen; sie kannte den Fremden nicht.
»Wos willst?«
Ob der alt' Spitzbua it dahoam is?«
»Wann's d' mein Vata moanst, der is an Roßstall vorn.«
»Ah, da schaug her; du bischt de Tochta? De jetz Prücklin vo Hirtlbach werd?«
»De waar i, ja.«
»Da gratalier i; kriagst d' an warma Plotz. Feit si nix.«
»Wer bischt denn du?«
»I bin da Tretter Jackl vo Pettenbach und hätt' eppas z' red'n mit dein Vata. So, so, du bischt an Prückl de sei? Daß ma fei wos z' kaffa kriagt aa aus enkern Stall!«
»Dös werd na scho er macha.«
»Er is a bissel a G'naua.«
»Werd' scho not thoa.«
»Gar a so brauchat's as it, aba er hot 's vo seina Muatta. Auf de muaßt d' Obacht geb'n, daß s' da'r it z' viel d'rei'red't.«
»Sie kimmt ja in Austrag.«
»Ja mei! Austrag! De alt'n Weiba geb'n si ja nia und lass'n it nach; de hamm mehra Häut wia'r a Zwief'l. Und de alt Prücklin kenn i, de schliaft da nach in d' Millikamma und in Kella; und bal's d' dös den erscht'n Tag leid'st, na bischt vakafft, dös sag da'r i.«
»I leid 's scho it.«
»Derfst d' aba'r a guat's Mäu hamm, denn de sell halt 's mit drei Schaar'nschleifa aus. Und mit 'n alt'n Prückl werst d' aa dei Kreuz hamm; der fallt in d' Froas, wann a moant, es kunnt um an Pfenning Sach hi'wer'n.«
»Du g'fallst ma, daß du so daher kimmscht und meine Leut veracht'n thatst.«
»Sei froh, bal i da'r a bissel an Auskunft gib; es is do bessa, du woaßt, wia's d' di zu'n vahalt'n hoscht; du kriagst it lauta Schön's.«
»I wer 's scho aushalt'n.«
»Rühr' di nicht g'rad de erscht'n acht Täg und hau ehr mit 'n Kochlöffi auf 'n Rüass'l, bal's dir z' fleißi in dein' Haf'n einischaug'n. Na wern s' katholisch, bal's sehg'n, daß 's so leicht it geht. Aba wia's d' dös it thuast, bischt d' scho drunt.«
»I dank da halt schö für dein guat'n Rat«, sagte Ursula und lachte.
»Is gern g'schehg'n. I hilf zu de junga Leut, und da Teufi zu de alt'n. Jetzt muaß i aba zu'n Vata.«
»Geh no umi an Roßstall.«
Dort steckte der Schormayer Heu in die Raufen und ging mit dem Trankeimer herum, als der Tretter unter der Tür auftauchte.
»Herrgott, hoscht du an Eifa!«
»Wann ma koan' Knecht it hot, muaß ma selm o'greifa.«
»Hoscht du koan?«
»Na. Der mei is heunt ausg'stanna.«
»Du, do hätt i oan für di; aba scho an ganz an guat'n.«
»I kunnt vom Blank in Neuhof oan hamm.«
»Vo seine Buam? Woaß it, ob dös guat is, wann ma si an Deanstbot'n aus da Nachbarschaft nimmt.«
Das war eigentlich richtig. Und der Schormayer hatte noch einen besonderen Grund, daß es ihm nicht lieb war.
»Da hoscht it unrecht«, sagte er.
»Nimm den mein'; der ko heunt no ei'steh.«
»Woher is na der?«
»Vo mein Nachbar'n in Pett'nbach; er is heunt mit mir umaganga, weil a no koan Plotz it hot.«
»Dös sell waar a bissel vadächti, aba schick'n her! Bal a mir it g'fallt, brauch' i 'n net nehma.«
»IO mach eahm 's z'wiss'n; er hockt beim Wirt. Und wos willst na du vo mir? Da Tristl Toni hot ma'r a Botschaft tho, daß du mit mir red'n mögst.«
»Ja. I möcht di was frag'n«, sagte der Schormayer zögernd und bedächtig. »Bischt du weit umanand mit de Bauern bekannt?«
»I moa' scho.«
»Paß auf! Wissast du koan Deanst für a Madl, vastehst, für a Dirn? A bissel an leicht'n Deanst?«
»An leicht'n?«
»No ja, im Stall, und daß s' it de schwaarst Arbet hätt'. Und net in da Näh, sondern a bissel weit weg.«
»Weit weg?«
Der Tretter schmunzelte und drückte ein Auge zu.
»So, so? An leicht'n Deanst, und recht weit weg? Du, mei Liaba, wo bischt d' denn do wieda zuawi kemma?«
»I frog di ja g'rad. Bal's d' nix woaßt, is ma'r aa gleich.«
»Weg'n an gleich sei hättst d' it umi g'schickt zu mir.«
»I ho wem an G'fall'n thoa woll'n; da brauchscht du mi it auslacha.«
»Öhö! No net glei ob'n aus! Vielleicht fallt ma wos ei; aba wia steht 's denn do?«
Der Tretter rieb Daumen und Zeigefinger aneinander.
»Muaß ma di für an Auskunft zahl'n?«
»I will dös it sag'n. Aba oa G'fall'n is den andern wert. Muaßt halt an christlinga Preis macha, wann i da a Stuck Viech o'kaff.«
»Do wer'n mi schon mitanand red'n kinna.«
»Jetzt laß mi amal b'sinna. Recht weit weg! Bei Bruck umanand, han?«
»J—ja, dös gang.«
»In Olching, moan i, kunnt i wos find'n. Und an leicht'n Plotz, sagst?«
»Wia s' halt san. Net?«
»M—hm. Bis auf wann kriagt s' na 's Kind?«
»Wos Kind?«
»No, dös is it schwaar zun darath'n, z'weg'n wos oane de schwaar Arbet it thoa sollt?«
»Du bischt do scho a g'machta Hanswurscht! Kimmt er do mit 'n Kind daher!«
»I kimm it damit, aba sie werd halt mit oan' kemma.«
»Kunnt de it a so aa krank sei?«
»Wann dös is, na muaßt du s' in a Krankahaus schick'n, aba'r it in Deanst.«
»Bal du a so denkst, na laß ma 's bleib'n. Do kam i no in 's G'red' aa.«
»Mit mir kimmst in koa's; aba i ko do net auf an Plotz, wo i a G'schäft mach, a Dirn hi'bringa, de vielleicht d' Lunglsucht hot!«
»Dös is it da Fall.«
»Se werd scho die Neunmonatkranket hamm! Du Spitzbua, du o'dratha!«
Der Tretter lachte, daß er außer Atem kam, und er hätte schier den Schormayer angesteckt.
»An leicht'n Platz braucht a! Ha – – ha – – ha! Und recht weit weg! Ha . . . ha . . . ha . . . ha! Bis ans End der Welt? O du Tropf, du schei'heiliga!«
»Jetzt sag amal g'scheidt: woaßt an Deanst, oda woaßt koan?«
»Auf da Stell it. I muaß in Olching nachfrag'n, ob wos passat's do is . . . für a . . . ha . . . ha . . . ha! . . . für a Wöchnerin.«
»Vo dir laß i mi lang für 'n Narr'n hamm, gel? Geh weita, i brauch di it.«
»Sei no net glei so harb! I find scho wos. Muaß . . : ha . . . ha! Muaß 's g'schwind sei?«
»Pressiert gar it.«
»Nacha frag i a wengl nach und kimm wieda her. Wer is na deselbige?«
»Dös sag i dir, wann's d' wiedakimmst.«
»Vo mir aus! I bi net neugieri.«
Dem Schormayer kamen allerlei Bedenken, weil der Mensch gar so lustig war. Er hielt ihm die Hand hin und sagte ernst:
»Tretta, bal's d' ma du in dera Sach an G'fall'n thuast, werst d' mi aa find'n, wann du wos brauchscht.«
»Gern, sag i. Du kennscht mi ja.«
»Ja, ja. Aba mach koa Gaudi it draus! Und dös sag' i dir g'schwind: wann i hör, daß du's Mäu it haltst und selle Spaßetln umanand bringst, na san mir z'kriagt.«
»I red g'rad di a bissel dumm o«, sagte der Tretter und kam wieder ins Husten und Schnauben und Lachen. »I sag 's g'rad zu dir, weil's d' ma du gar so guat g'fallst als barmherziga Bruada.«
»Mi reut 's schier, daß i di um de G'fälligkeit o'ganga hab.«
»Warum nacha?«
»I trau dir net.«
»O Jessas! Mir derfst du gnua trau'n. I bring di net a so in Valeg'nheit als wia du mi.«
»I di?«
»Ja, g'stell di no recht unschuldi: Wos moanst denn? I derf mi ja nimma in Weichs sehg'n lass'n, sinscht reißt si de Kaltnerin vo da Kett'n los!«
»A mei! De Dummheit!«
»Du redst da leicht, aba i hon an schön Dank dafür, daß i dir 's guat g'moant ho.«
»Geh weita! Hoscht du dös an Ernscht glaabt, daß i dös alt Reibeis'n möcht?«
»Hätt'st ma 's g'sagt, aufrichti und wia 's a si g'hört, na waar 's anderst g'wen.«
»Dös koscht du da ei'bild'n, wann d' ma du auf'n Weg untakimmst, und mir genga Spaß halba wo hi, daß i nacha glei hänga bleib.«
»Es waar dei Schad'n nit g'wen. Für wos sollst denn du it heireth'n?«
»Aba de it. So a Kloahäuslerin, so an armselige!«
»Du hättst as bei a'r a andern g'rad a so g'macht.«
»Dös woaß i no lang it.«
»Es war etwas in der Stimme des Schormayer, was den Tretter stutzig machte.
»Es is ja no it z' spat, wann du an Ernscht macha mögst.«
»Dös laßt si im Voraus it sag'n; ma muaß do oiwei z'erscht wiss'n, wen ma'r ins Haus kriag'n kunnt.«
»I ho da selbig'smal a paar g'sagt. Beim Eberl in Asbach waar oani do, und beim Prantner im Eckhof, und da Sedlmoar vo Arnzell hätt oani, und . . .«
»Öh! No staad! Wann ma mog, g'langt oani, aba auf 's Mög'n kimmt 's o.«
»Siehgst, jetz redt'st wieda'r a so.«
»Paß auf, Tretta, i sag' da wos; und bal's d' g'scheid bischt, red'st nix davo, sinscht kam dir dös G'schäft ganz g'wiß aus.«
»Red' no!« drängte der Viehhändler.
»D' Urschula heireth, und i haus' it guat mit mein Sohn. G'rad heunt hon i wieda an Vadruß, daß i 'n am liabst'n nimma o'schaug'n möcht.«
»Dein Buam?«
»Ja, mein Buam. Er kennt si nimma aus vo lauta Gier auf 'n Hof und z'kriagt si mit Good und da Welt. Geschtan hot a ma mein Knecht, der neun Jahr bei mir g'wen is, so ausanand bracht, daß a ma aufg'sagt hot. Übageb'n mag i net, und als Lediga dahocka und mit eahm furt haus'n, dös g'freut mi gar nimma. I siech mir bald nimma anders außi: heireth'n oda z'trümmern.«
»Dös sagst d' jetz aus Zorn; und wann i wos o'band'l, nacha mogscht wieda nimma.«
»Ja no, dös paßt mir gar it, daß i ganz öffatli auf d' Brautschau geh'; do bin i z' alt dazua und mog aa den Krach dahoam it. Dös müaßt oiwei staad geh und it auffällig, und bal i oane sehg'n that, de mir guat o'stand und de ho her passet, na sag' i net na, aba'r aa net so g'schwind ja.«
»Geh mit mir umi auf Arnzell!«
»So mach ma de G'schicht nimma! I müaßt unta da Hand dafrag'n, wia 's mit 'n Geld steht und ob s' a Hauswes'n führ'n kunnt; und bal's do koa Ausstellung it gab, nacha kunnt i s' amal o'schaug'n, aba alloa, und so, daß koa Mensch nix dabei denk'n müaßt.«
»De Auskunft bring i dir schnell gnua her.«
»Laß da Zeit! Vor da Urschula ihra Hozet hot 's jetz koan Werth it, und nacha möcht i aa dös mit dera Dirn z'erscht in Ordnung hamm.«
»Ja so, de gang da sinscht im Weg um?«
»Mir?«
»I will di it ausfrag'n. Obwoi daß 's bessa waar, wann i a bissel wos inne wurd. Weil i nacha do leichta mit der Leut in Olching red'n kunnt.«
»Du fragscht, ob s' a richtige Person brauch'n kinna, und vo mir sagst d' gar nix.«
»Dös that i a so net; aba bal nacha dös auftrifft?«
»Wos?«
»No, dös sell halt!«
»Ah so! Dös werd it auftreffa, und für den Fall, daß also . . . a . . . für den Fall is ander Leut aa'r it bessa ganga, und du ko'scht hintadrei sag'n, du hoscht dös it schmecka kinna.«
»Is recht. I wer mei möglich's thoa. Und vo Arnzell, do bring i dir a ganz a g'naue Beschreibung.«
»Dös sehg'n ma nacha scho.«
»Es muaß dir ernscht sei, Schormoar!«
»Jetz is mir ernscht; aba bal i morg'n anderst g'sinnt bi, nacha heireth i dir z'liab it, dös ko'scht glaab'n.«
»Dös laßt si denga; aba entschädinga müaßt d' mi für meine Gäng.«
»I mog nix umasunst. Und jetz pfüad di Good und halt 's Mäu.«
»Is scho recht. Adjä! Und paß auf, i schaug dei Viech a wengl o. Hoscht d' nix zum vokaffa?«
»A paar Kaibln stenga do. Schaug da s' o und mach an Preis!«
Das hatte nun der Schormayer zu wenig bedacht, daß im Stall drüben die Zenzi war.
Der Tretter musterte alles Vieh und fand auch Gefallen an den Kälbern, mehr aber noch an dem stattlichen Weibsbild, das sich ihm zeigte.
Weil aber in ihm sogleich ein Verdacht aufstieg, wollte er sich Gewißheit holen.
Er fing damit an, die Zenzi ausbündig zu loben.
»Du hoscht dein Stall sauber beinand, g'rad sauba. Ma siecht it viel solchene. Bischt d' g'wiß scho lang auf 'n Hof?«
»Na. Erscht seit 'n Juli.«
»Mit dir is oana aufg'richt'. Du haltst dei Viech, wia 's a si g'hört.«
»Mi thuat halt sei Arbet.«
»A jeda vastaht 's it a so; mit 'n Arbet'n alloa is it g'macht. Wann's d' amal nimma do bleib'n mogscht, na laß d' ma 's wiss'n. Für di hätt i an ausnehmend guat'n Plotz.«
»Hoscht du a größer's Sach?«
»Es waar it bei mir. Aba no, du werst da so schnell it geh'.«
»Wo waar denn nacha dös?«
»Bei Bruck umanand. Aba i möcht di fei ja it wegred'n; dös that i scho net z'weg'n an Schormoar.«
»Um dös brauchscht di it kümmern; an Baua waar 's aa ganz recht.«
»Bal du wegkimmscht?«
»Ja, weil a halt a Hauserin her thuat, und übahaupts.«
»So . . . so?«
»Hab i di!« dachte sich der Tretter. »Also, de is? No, da G'schmack waar gar it so schlecht!«
Und laut sagte er dann:
»Nacha sollt' i dir an guat'n Deanst varath'n?«
»Waar ma scho recht.«
»Du muaßt ma halt a wengl schö thoa; du Fackei, du mollet's!«
»Geah, wos hoscht denn!«
Sie wich den derben Händen des Tretter aus.
»Thua no it so! I reiß da nix oba vom Fleisch.«
»Wos fallt dir denn ei?«
»Unseroana werd aa'r amal was sauber's o'rühr'n derf'n?«
»I mag dös it.«
»Hot bloß da Schormoar 's Recht dazua?«
»Wos red'st denn du daher?«
»Geh, hör auf, du Sukei, du g'schmach's! Bal an oa'schichtiga Mensch so was mollet's in Haus hot, no woaß ma 's scho.«
»Du bischt guat troffa!«
»Herrschaftseit'n überanand, bal i di no bei mir ei'stell'n kunnt, mi vastand'n ins bald.«
»Glaab dös it! I mag so was net.«
»Gar net?«
»Na!«
»Da waar i wieda anderst.«
Er griff noch einmal unzart nach ihr, aber sie kam ihm mit einer schnellen Wendung aus. Und sie war nicht dazu aufgelegt, mit dem wüsten Menschen einen Spaß zu haben.
Überhaupt war sie nicht lustig gestimmt.
Ihr Zustand und die Ungewißheit, und auch daß der Holzweber Simmer gar nicht dergleichen tat, und alles mitsammen machte ihr zuwidere Tage.
»Hör de Sach'n auf!« sagte sie unwirsch. »I bi koa Handtuach, wo dir du d' Händ' o'putz'n koscht.«
»Deifi überanand! So stolz! Vielleicht gibst du 's billiga, wann i di auf den sell'n Plotz bring.«
»I brauch di net dazua.«
»Selm suacha werd da halt oiwei härta o'kemma.«
»I vasteh di net; und jetz geh amal zua!«
»Adjä, schönes Mädichen, und grüaß ma'r an Jungfernbund; und bal's d' in dem Jahr no an Schnulla brauchscht, schick i da'r oan.«
»Gel, du mogscht it so frech sei?«
Aber der Tretter war schon lachend zur Tür hinaus und schlenkerte pfeifend über den Hof. Er suchte den Bauern auf.
»Was kost'n de Kaibln?«
»Wos willst d' geb'n?«
»Fufzgi, wia da Preis is.«
»'s Pfund gilt jetz oansafufz'g, hot ma g'hört.«
»Da hoscht falsch g'hört.«
»Also nimm s' im fufzgi!« sagte der Schormayer. »Es gilt na für des ander aa.«
Der Tretter gab den Handschlag, und listig blinzelnd, sagte er:
»A Kalbin hoscht in dein Stall, a recht a foaschte.«
»Da is mir nix bekannt.«
»No de sell, de wo i auf Olching umi treib'n soll.«
»Geh, laß de G'spaß! Dös stimmt gar it.«
»Net? No, nacha sag i halt pfüat Good; de Kaibln laß i hol'n, und den Knecht schick i her.«
Auf der Straße blieb der Tretter noch öfter stehen und lachte vor sich hin.
»Mi möcht' a o'drah'n! O du Bauernspitzbua!«