Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Das Weihnachtskind
Du süßes Gottkind, Jesu Christ,
Der mir zulieb ein Kindlein bist,
Ich grüße dich, o Lebenssonn',
Ich küsse dich, o Seelenwonn'.
Ich ehre deiner Kindheit Stand,
Gott, König über alle Land!
Man schaut, man liebt, man bet't dich an:
Dies sei dir all's von mir getan.
Jauchzet, ihr Himmel, frohlocket, ihr englischen Chöre!
Singet dem Herren, dem Heiland der Menschen zur Ehre!
Sehet doch da,
Gott will so freundlich und nah
Zu den Verlor'nen sich kehren.
Jauchzet, ihr Himmel, frohlocket, ihr Enden der Erden!
Gott und der Sünder, die sollen zu Freunden nun werden,
Friede und Freud'
Wird uns verkündiget heut';
Freuet euch, Hirten und Herden.
Gott ist im Fleische: wer kann dies Geheimnis verstehen?
Hier ist die Pforte des Lebens nun offen zu sehen.
Gehet hinein,
Macht euch dem Kinde gemein,
Die ihr zum Vater wollt gehen.
Hast du denn, Höchster, auch meiner noch wollen gedenken?
Du willst dich selber, dein Herze der Liebe mir schenken:
Sollt' nicht mein Sinn
Innigst sich freuen darin
Und sich in Demut versenken?
König der Ehren, aus Liebe geworden zum Kinde,
Dem ich auch wieder mein Herze in Liebe verbinde,
Du sollst es sein,
Den ich erwähle allein;
Ewig entsag' ich der Sünde.
Süßer Immanuel, werd' auch geboren inwendig,
Komm doch, mein Heiland, und laß mich nicht länger elendig.
Wohne in mir,
Mach' mich ganz eines mit dir
Und mich belebe beständig.
Menschenfreund, Jesu, dich lieb ich, dich will ich erheben,
Laß mich doch einzig nach deinem Gefallen nun leben,
Gib mir auch bald,
Jesu, die Kindergestalt
In dir alleine zu leben.
Sehet dies Wunder, wie tief sich der Höchste hier beuget!
Sehet die Liebe, die endlich als Liebe sich zeiget!
Gott wird ein Kind,
Trüget und hebet die Sünd':
Alles anbetet und schweiget.
Du schönstes Gotteskind, das in der Krippe lieget,
In dem Gott selber sich von Ewigkeit vergnüget,
Du wirst geschenket mir, o wundergroße Gnad'!
Der Vater schenkt mir so das Liebste, das er hat.
Ich wurde Gottes Feind, ein Höllenkind, geboren,
Die Gnade war verscherzt und meine Seel' verloren,
Doch Gott vergißt der Sünd' und mir sein Herze gibt
In dir, du Himmelskind: also hat Gott geliebt!
Ich lief verirret hin, durch Sündenlast verblendet,
Auf jenem breiten Weg, der ins Verderben endet,
Da schickt Gott seinen Sohn, weil ihm sein Herze brach,
Aus unverdienter Treu mir armen Schäflein nach.
Es war das Paradies in meinem Grund verblichen,
Ich lebt' in Angst und Pein, der Friede war gewichen;
Doch deine Kreuzgeburt, du Paradieseskind,
Macht, daß ich Gottes Reich im Geiste wieder find'.
Gott war mir fremd und fern mit seinem Liebeleben,
Mein Herze war der Welt und Kreatur ergeben:
In dir, Immanuel, wird Gott und Mensch gemein,
In dir soll nun mein Herz mit Gott vereinigt sein.
Gedenk doch, meine Seel', also hat Gott geliebet,
Daß er den einigen und liebsten Sohn dir gibet.
Du große Gottesgab', der Liebe Pfand und Band,
Ich nehm' dich willig an aus deines Vaters Hand.
Ich bück' zur Krippe mich, dich innigst zu umfassen,
Ich will die Kreatur und alles willig lassen.
Du teure Perle du, wer dich erkennt und liebt,
Sich selbst und was er hat für dieses Kleinod gibt.
So komm denn, süßes Kind, du Heiland meiner Seelen!
Ich will mich ewig dir verbinden und vermählen.
Da nimm mein Herz dir hin und gib dein Herze mir,
Daß meine Liebe sich in deiner Lieb' verlier'.
Ich weiß, du Gotteskind, du willst im Stalle liegen,
Die Hoheit muß hinaus und alles Weltvergnügen,
Ein arm', geringes Herz, das ausgeleert und klein,
Soll deine Krippe nur und ew'ge Wohnung sein.
Bereite mich denn selbst und mach' mich auch zum Kinde,
Daß ich im Herzen dich und ew'ges Leben finde;
Mach' in dem Stall allhier mich deiner Kindheit gleich,
Bis ich einst wie ein Kind erlang dein Himmelreich.
Christtags-Erweckung für die Kinder
Freue dich, du Kinderorden,
Gott ist selbst ein Kindlein worden:
Also hat euch Gott geliebt!
Schaut dies Gottkind in der Wiegen
Nackt und arm und weinend liegen,
Eure Sünd' ihn so betrübt.
Euretwegen läßt er fahren
Himmel und der Himmel Scharen,
Daß er euch möcht' kommen nah;
Kinder sucht dies Kind auf Erden,
Daß sie seine Engel werden,
Die ihm singen Gloria.
Kommt, liebt denn den Heiland wieder,
Werft euch mit zur Krippe nieder,
Gebt ihm Herz und alles ein:
Seine Unschuld, seine Tugend
Sei ein Spiegel eurer Jugend,
Freuet euch in ihm allein.
Er wird euch weit mehr ergetzen,
Als die Welt mit ihren Schätzen,
Die so bald, so bald vergeh'n:
Jesum lieben, Jesum loben,
Jesum schauen hier und droben,
Diese Freude wird besteh'n.
Nun, ich will die Welt verlassen
Und dich, Himmelskind, umfassen,
Das sich gern den Kindern gibt:
Jesu, komm, mein Herz ist deine,
Mach es still gebeugt und reine,
Mach's, daß es dich ewig liebt.
Komm, o Jesu, Heil der Sünder,
Laß, o Jesu, Freund der Kinder,
Herz und Mund dein Lob erschall'n:
Ehr' sei Gott im höchsten Throne,
Fried' bei uns auf Erden wohne
Und in uns sein Wohlgefall'n!
O Jesu, göttlich Wunderkind,
Das mir mein ganzes Herz entzünd't.
Du wollst mich nicht verschmähen.
Ich setz' mich sanft in stillem Sinn
Im Geist zu deiner Krippe hin
Und will dich recht besehen.
Du großer Schöpfer aller Ding',
Liegst da so klein und ganz gering,
O aller Demut Wunder!
Du hältst verborgen deinen Schein,
Du willst veracht't und niedrig sein,
Wie läßt du dich herunter!
Dein Herz ist voller Gütigkeit,
Ich kann die süße Freundlichkeit
Aus deinen Augen lesen;
Holdselig du dich allen zeigst,
Und allen deine Gnade reichst,
Du sanftes Kinderwesen!
Da liegst du so veracht't und schlecht,
O Gottes Sohn, gleichwie ein Knecht,
Von einer Magd geboren;
Die Hoheit, Ehr' und Herrlichkeit
Verleugnest du als Eitelkeit,
Hast lieber Schmach erkoren!
Mein Jesu, ich umarme dich,
Komm, drück' dein Kinderbild in mich,
Laß mich dir ähnlich werden,
Ein klein', unschuldig' Kindelein,
So geh' ich in den Himmel ein
Noch weil ich leb' aus Erden!
II. Der Erlöser
Ich danke, Jesu, deiner Liebe,
Der du gerungen mit dem Tod,
Da dich die Angst zum Beten triebe
Und schwitzest Blut in höchster Not.
Mach' mich in meinem Kampf beständig,
Ach stärke meinen blöden Mut,
Ja, bete selbst in mir inwendig,
So kann ich kämpfen bis aufs Blut.
Ruhe hier, mein Geist, ein wenig,
Und beschau dies Wunder groß,
Wie dein Gott und Ehrenkönig
Hängt am Kreuze nackt und bloß;
Schau die Liebe,
Die ihn triebe
Zu dir aus des Vaters Schoß.
Ob dich Jesus liebt von Herzen,
Kannst du hier am Kreuze sehn:
Schau, wie alle Höllenschmerzen
Ihm bis in die Seele gehn!
Fluch und Schrecken
Ihn bedecken,
Höre doch sein Klaggetön!
Seine Seel, von Gott verlassen,
Ist betrübt bis in den Tod,
Und sein Leib hängt gleichermaßen
Voller Wunden, Blut und Kot,
Alle Kräfte,
Alle Säfte
Sind erschöpft in höchster Not.
Dies sind meiner Sünden Früchte,
Die, mein Heiland, ängsten dich,
Dieser Leiden schwer Gewichte
Sollt zum Abgrund drücken mich,
Diese Nöten,
Die dich töten,
Sollt ich fühlen ewiglich.
Doch du hast für mich besieget
Sünde, Tod und Höllenmacht,
Du hast Gottes Recht vergnüget,
Seinen Willen ganz vollbracht
Und mir eben
Zu dem Leben
Durch dein Sterben Bahn gemacht.
Ach, ich Sündenwurm der Erden!
Jesu, stirbst du mir zu gut?
Soll dein Feind erlöset werden
Durch dein eigen Herzensblut?
Ich muß schweigen
Und mich beugen
Für dies unverdiente Gut.
Seel' und Leben, Leib und Glieder
Gibst du alle für mich hin:
Sollt' ich dir nicht schenken wieder
Alles, was ich hab' und bin?
Ich bin deine
Ganz alleine.
Dir verschreib' ich Herz und Sinn.
Dir will ich durch deine Gnade
Bleiben bis in Tod getreu;
Alle Leiden, Schand und Schade
Sollen mich nicht machen scheu;
Deinen Willen
Zu erfüllen
Meiner Seele Speise sei.
Tränk' mit deinem Blut mich Armen,
Es zerbricht der Sünden Kraft,
Es kann bald mein Herz erwarmen
Und ein neues Leben schafft:
Ach durchfließe,
Ach durchsüße
Mich mit diesem Lebenssaft.
Zeuch durch deines Todes Kräfte
Mich in deinen Tod hinein,
Laß mein Fleisch und sein Geschäfte
Mit dir angenagelt sein,
Daß mein Wille
Sanft und stille
Und die Liebe werde rein.
Laß in allen Leidenswegen
Deine Leiden stärken mich,
Daß mein Leiden mir zum Segen
Mag gedeihen stetiglich,
Daß mein Herze
Auch im Schmerze
Ohne Wanken liebe dich.
Wann mich schrecken meine Sünden,
Wann mich Satans List anficht.
Wann ich Kraft noch Gnad' kann finden,
Wollst du mich verlassen nicht:
Laß dein Sterben
Mir erwerben
Trost im Tod und im Gericht.
Jesu, nun will ich ergeben
Meinen Geist in deine Hand,
Laß mich dir alleine leben,
Bis ich nach dem Leidensstand
Bei dir wohne,
In der Krone
Dich beschau im Vaterland.
In Jesu Blut ist nun der Vorhang weggenommen,
Der größte Sünder darf und kann und muß wohl kommen
Zu Gott ins Heiligtum. Geh', Seele! denn hinzu
Durch Sterben und Gebet zu dieser tiefen Ruh'.
Anbetungswürdigs Lamm,
Mein Gott, mein Bräutigam,
Ich will dein Blut erheben
Im Sterben und im Leben,
Denn deine Liebeswunder
Sind meiner Liebe Zunder.
Mich, mich hast du geliebt,
Da du, so schwer betrübt,
Mich selbst und meinen Schaden
Dir wirklich aufgeladen,
Bei Gott mich ausgesühnet,
Mir Gnad' und Heil verdienet.
Nun lobet alle Gottes Sohn,
Der die Erlösung funden,
Beugt eure Knie vor seinem Thron,
Sein Blut hat überwunden.
Preis, Lob, Ehr, Dank, Kraft, Weisheit, Macht
Sei dem erwürgten Lamm gebracht.
Es war uns Gottes Licht und Gnad'
Und Leben hart verriegelt,
Sein tiefer Sinn, sein Wunderrat
Wohl siebenfach versiegelt;
Kein Mensch, kein Engel öffnen kann,
Das Lämmlein tut's, drum lobe man.
Die höchsten Geister allzumal
Nun dir die Knie beugen,
Der Engel-Millionen Zahl
Dir göttlich' Ehr' erzeigen,
Ja, alle Kreatur dir schreit:
Lob, Ehr', Preis, Macht in Ewigkeit!
Die Patriarchen erster Zeit
Den lang Verlangten grüßen,
Und die Propheten sind erfreut,
Daß sie's nun mit genießen,
Auch die Apostel singen dir
Hosanna mit uns Kindern hier.
Der Märtrer Kron' von Golde glänzt,
Sie bringen dir die Palmen,
Die Jungfrau'n, weiß und schön gekränzt,
Dir singen Hochzeitspsalmen,
Sie rufen wie aus einem Mund:
Das hat des Lammes Blut gekonnt!
Die Väter aus der Wüstenei
Mit reichen Garben kommen,
Die Kreuzesträger mancherlei,
Wer zählt die andern Frommen?
Sie schreiben deinem Blute zu
Den tapfern Sieg, die ew'ge Ruh'.
Nun, dein erkauftes Volk allhie
Spricht: Halleluja, Amen!
Wir beugen jetzt schon unsre Knie
In deinem Blut und Namen,
Bis du uns bringst zusammen dort
Aus allem Volk, Geschlecht und Ort.
Was wird das sein, wie werden wir
Von ew'ger Gnade sagen.
Wie uns dein Wunderführen hier
Gesucht, erlöst, getragen.
Da jeder seine Harfe bringt
Und sein besonders Loblied singt.
Du hast, mein Lämmelein,
Mein' Sünden groß und klein
Gefühlet und gebüßet,
Zorn, Not und Tod versüßet,
Willst mich als Braut nun kleiden
Mit deiner Unschuld Seiden.
Nimm mich und stell mich dar
Nicht, wie ich in mir war:
Wie ich in dir erscheine
Und wie ich's wünsch', so reine,
Wie ich mit dir verbunden
Und in dir werd' gefunden.
Der Vater liebet dich,
Um deinetwillen mich;
Durch dich ich liebe wieder
Und bringe Herz und Lieder;
Denn auch die besten Sachen
Mußt du, Gott, würdig machen.
Mit dir verein'ge dann
Mich selbst und was ich kann:
Verleugnen, Beten, Ueben,
Mein Leiden, Loben, Lieben,
Mein Leben und mein Ende
Geh' nur durch deine Hände.
Nun, ich bin dir geschenkt
Und ewig eingesenkt:
Verschling denn alles Alte
Und mich in dich gestalte,
Daß man nur Jesum finde,
Sonst weder mich, noch Sünde.
Dank, Lob und Herrlichkeit
Sei dir in Ewigkeit,
Erwürgtes Lamm, gesungen
Von mir und allen Zungen,
Von der erkauften Menge
Mit himmlischen Gesänge.
III. Der verklärte Gottessohn!
Willkomm', verklärter Gottessohn,
Der im Triumph bist auferstanden!
Im Himmel schallt der Freudenton:
Es sind entzwei des Todes Banden!
Ich jauchze mit, dein Sieg erfreuet mich:
Mein Jesus lebt und herrschet ewiglich.
Es betet dich der Himmel an,
Der Engel Scharen fallen nieder,
Die Jünger haben's auch getan,
Ich ehre dich durch meine Lieder;
Du bist mein Gott, mein König nur allein,
Ich geb' mich dir, mein ganzes Herz ist dein.
Nun steht der andre Adam da,
Ins Paradies aufs neu' versetzet,
Die off'ne Pfort' im Geist ist nah,
Wer mit ihm stirbt, wird mit ergetzet.
Das Haupt ist durch und zeucht die Glieder nach
Durch Kreuz und Tod zum sel'gen Ostertag.
Das göttlich' Leben, das in mir
Und allen durch die Sünd' erstorben,
Nun grünet aus dem Tod herfür,
Mein Heiland hat's so teu'r erworben.
Es leuchtet klar aus seinem Angesicht
Der Gottheit Bild, der Unschuld schönes Licht.
Man kann aus deiner Gegenwart,
Erstand'ner Held, viel Wunder lesen:
Wie göttlich, herrlich, rein und zart,
Wie liebenswürdig ist dein Wesen!
O Jesu, schau, wie finster bin ich noch!
Verkläre mich nach deinem Bilde doch.
Ich werfe mit Maria mich,
Mein Herr und Gott, zu deinen Füßen,
Und wenn ich dürfte, wollt' ich dich
Mit ihr in Demut innigst küssen.
Sprich auch ein Wort mit Kraft ins Herze mir,
So schau' ich dich, so freu' ich mich in dir.
Verklärtes Haupt, nun lebest du,
Ach laß mich als dein Glied auch leben!
Kannst du dem Elend sehen zu?
Willst du dein Kind nicht auch erheben
Aus Not und Tod, aus Sünd' und Eigenheit,
Zu leben dir in wahrer Heiligkeit?
Du lebest, fremde dieser Erd',
Im Paradies, in Gottes Frieden,
Gib, daß ich auch im Geiste werd'
Also von allem abgeschieden,
Dem Eiteln tot und dir im Geist gemein:
So leb' in mir, o Lebensfürst, allein.
Brich durch, es koste, was es will!
Was du nicht bist, laß in mir sterben,
Daß ich auch mög' dies frohe Ziel,
Den Auferstehungsstand ererben;
Ich kann ja nichts, ich lieg' im Tod verhaft't,
Wirk du in mir durch deines Lebens Kraft.
Wirk du in mir, zeuch himmelwärts
Begierden, Sinne und Gedanken,
Daß, wo du bist, mein ganzes Herz
Von nun an leben mag ohn' Wanken;
Du bist nicht fern: wer dich nur liebet rein,
Der kann im Geist bei dir im Himmel sein.
Wohl dem, dem diese Welt ist wie ein fremdes Land,
Der klein und stille lebt, veracht't und unbekannt,
Der nur von Gott allein Gunst, Trost und Lob begehret,
Der, allem fremd und tot, in Gott lebt eingekehret!
IV. Er nahm den Himmel ein!
Siegesfürste, Ehrenkönig,
Höchstverklärte Majestät!
Alle Himmel sind zu wenig,
Du bist drüber hoch erhöht:
Sollt' ich nicht zu Fuße fallen
Und mein Herz vor Freude wallen,
Wenn mein Glaubensaug' betracht't
Deine Glorie, deine Macht?
Seh ich dich gen Himmel fahren,
Seh ich dich zur Rechten da,
Seh ich, wie der Engel Scharen
Alle rufen Gloria:
Sollt' ich nicht zu Fuße fallen
Und mein Herz vor Freude wallen,
Da der Himmel jubiliert,
Weil mein König triumphiert?
Weit und breit, du Himmelssonne,
Deine Klarheit sich ergeußt
Und mit neuem Glanz und Wonne
Alle Himmelsgeister speist.
Prächtig wirst du eingenommen,
Freudig heißt man dich willkommen.
Schau, ich armes Kindlein hier
Schrei auch Hosianna dir.
Sollt' ich deinen Kelch nicht trinken,
Da ich deine Glorie seh'?
Sollt' mein Mut noch wollen sinken,
Da ich deine Macht versteh'?
Meinem König will ich trauen,
Nicht vor Welt noch Teufel grauen,
Nur in Jesu Namen mich
Beugen hier und ewiglich.
Geist und Kraft nun überfließen,
Drum wirk in mir kräftiglich,
Bis zum Schemel deiner Füßen
Alle Feinde legen sich.
Aus Zion dein Szepter sende
Weit und breit bis zum Weltende;
Mache dir auf Erden Bahn,
Alle Herzen untertan.
Du kannst alles aller Orten
Nun erfüll'n und nahe sein;
Meines Geistes ew'ge Pforten
Stell ich offen, komm herein,
Komm, du König aller Ehren,
Du mußt auch bei mir einkehren:
Ewig in mir leb' und wohn'
Als in deinem Himmelsthron.
Deine Auffahrt bringt mir eben
Gott und Himmel innig nah.
Lehr mich nur im Geiste leben,
Als vor deinen Augen da,
Fremd der Welt, der Zeit und Sinnen,
Bei dir abgeschieden drinnen,
In den Himmel schon versetzt,
Da mich Jesus nur ergetzt.
Mein Jesus wollte drum den Himmel übersteigen,
Daß er sich innigst könnt' zu meinem Herzen neigen;
Ich soll sein Himmel sein, er ist so nahe mir;
Komm, Jesu! nimm mich ein, komm, fülle mich mit dir.
V. Pfingsten
Komm, heil'ger Geist, komm niederwärts,
Schieß in mein kalt und finster Herz
Dein'n hellen Lichts- und Liebesstrahl,
Bereit mein Herz zu deinem Saal ...
Du wahrer Armenvater fromm,
Du Geber guter Gaben, komm,
Komm, Licht der Herzen, komm herein,
Leit mich in alle Wahrheit ein.
Komm, Tröster deren, die betrübt,
Du süßer Gast der'n, die verliebt,
Du sanfte Kühlung solcher, die
In Kreuz und Leiden schwitzen hie.
In Müh und Unruh gibst du Ruh,
Die größte Hitze linderst du,
Selbst wenn das Aug' in Tränen fleußt,
Das Herz oft deinen Trost geneußt.
O du höchst selig's Gottheitslicht,
Ach laß mich ja im Finstern nicht,
Mit deiner Glut, mit deinem Glanz
Mein Innerstes erfülle ganz.
Mein Herz ohn' dich und deine Gnad'
Kein Leben, Kraft noch Tugend hat;
So tief die Sünde in mir steckt,
Daß Leib und Seel' und Geist befleckt.
Drum wasche, was besudelt, doch,
Befeuchte, was so dürre noch,
Und was in mir möcht sein verwund't,
Das mach, o Salböl, recht gesund.
Mach mild und weich, was steif und hart,
Erwärme, was vor Kält' erstarrt;
Was irgend möchte sein verirrt,
Das führ' zurecht, getreuer Hirt.
Schenk uns, dei'm armen Häufelein,
Die in dich trauen nur allein,
Ins Herz die heil'ge Siebenzahl
Dein'r hohen Gaben allzumal.
Gib Gnade, Tugend, Heiligkeit
Und endlich nach vollbrachtem Streit
Die volle Seligkeit dazu
In ew'ger Glorie, Freud und Ruh.
Durch äuß're Widrigkeiten,
Durch inn'res Kreuz und Leiden
Wirst du gebeugt und rein.
Laß wie ein Ton dich wenden
In deines Schöpfers Händen,
Sie bilden dich recht fein.