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Ein Brief an die Ladenbesitzer, Haendler, Paechter und das gewöhnliche Volk von Irland ueber die kupfernen Halfpence, geprägt von Herrn Woods in der Absicht, sie in diesem Koenigreich in Umlauf zu setzen. Darin dargelegt wird, wie weit die Macht besagten Freibriefs reicht, wieviel die Halfpence wert sind, wie weit Jedermann gezwungen werden kann, Selbige bei Zahlungen anzunehmen, und wie er sich zu verhalten hat, falls ein solcher Versuch von Woods oder irgend sonst Jemand gemacht werden sollte. (Sehr geeignet, um in jeder Familie aufbewahrt zu werden.) Von M. B., Tuchhändler.
An die Haendler, Ladenbesitzer, Landpaechter und das gewöhnliche Volk von Irland.
Brüder, Freunde, Landsleute und Mitbürger!
Was ich euch jetzt zu sagen beabsichtige, ist, nächst eurer Pflicht gegen Gott und nächst der Sorge um euer ewiges Heil, von der grössten Wichtigkeit für euch, und es handelt sich ganz einfach um eure Kinder, euer Brot, eure Kleidung und jede gewöhnliche Notdurft des Lebens. Deshalb ermahne ich euch aufs ernstlichste, sowohl als Menschen und als Christen wie als Eltern und Patrioten, diesen Brief mit der grössten Aufmerksamkeit zu lesen oder ihn euch von andern vorlesen zu lassen, und damit ihr das unter möglichst geringen Kosten tun könnt, habe ich dem Drucker die Anweisung gegeben, ihn zum niedrigsten Preise zu verkaufen.
Es ist ein schlimmer Fehler, der unter euch sehr verbreitet ist, dass ihr euch, wenn jemand in keiner andern Absicht, als der, euch Gutes zu tun, etwas schreibt, nicht einmal die Mühe macht, seine Ratschläge zu lesen: ein Exemplar dieser Broschüre reicht für ein Dutzend von euch aus, so dass der einzelne weniger als einen Farthing zu bezahlen hat. Es ist eure besondere Narrheit, dass ihr keinerlei gemeinsames oder allgemeines Interesse im Auge habt; das haben nicht einmal die gescheitesten unter euch; auch wisst ihr nicht und fragt nicht einmal, wer euer Freund und wer euer Feind ist; ja, ihr kümmert euch überhaupt nicht darum.
Vor etwa drei Jahren wurde ein kleines Buch geschrieben, das allen Leuten anriet, nur die Erzeugnisse dieses unsres eigenen, teuren Landes zu tragen. Der »Vorschlag, allgemein usw.« Siehe Seite 47 dieses Bandes. Es verfolgte keinerlei andern Zweck, es sagte nichts wider den König oder das Parlament oder irgend jemand sonst; und doch wurde der arme Drucker zwei Jahre lang mit grösster Heftigkeit gerichtlich verfolgt, und selbst einige jener Weber, um deretwillen es geschrieben worden war, sprachen ihn schuldig. Das würde genügen, einen jeden abzuschrecken von dem Versuch, euch Gutes zu tun; denn ihr werdet ihn entweder nicht beachten oder gar beschimpfen, und er kann nur Gefahr für seine Freiheit und Geldverlust erwarten, so dass vielleicht sein Ruin die Folge ist.
Aber noch einmal kann ich nicht umhin, euch vor dem handgreiflichen Verderben zu warnen, das euch vor Augen steht, wenn ihr euch nicht verhaltet, wie ihr es müsstet.
Ich will euch deshalb zunächst einen einfachen Bericht von den Tatsachen geben; und dann will ich euch darlegen wie ihr aus blosser Klugheit und auch gemäss den Gesetzen eures Landes handeln solltet.
Die Tatsache liegt so: Da es viele Jahre her ist, seit in diesem Königreich zum letztenmal Halfpennystücke oder Farthings aus Kupfer geprägt wurden, so sind sie seit einiger Zeit sehr selten gewesen, und unter dem Namen »Raps« liefen viele Fälschungen um; mehrmals hatte man sich an England gewandt, damit wir das Recht erhielten, neue zu prägen, wie wir es in früheren Zeiten taten; aber es war erfolglos. Schliesslich verschaffte sich ein Herr Wood, In der ersten Ausgabe wie auf dem Titelblatt steht falsch »Woods«. ein ganz gewöhnlicher Mensch, ein Eisenwarenhändler, einen Freibrief mit dem Landessiegel Seiner Majestät, für dieses Königreich neunzigtausend Pfund in Kupfer zu prägen; dieses Patent jedoch verpflichtete niemanden hier, sie zu nehmen, es sei denn, dass er sie nehmen wollte. Nun müsst ihr wissen, dass die Halfpennystücke und Farthings in England wenig mehr gelten als sie wert sind. Wenn man sie in Stücke schlüge und an den Kupferhändler verkaufte, so würde man auf den Schilling nicht mehr als einen Penny verlieren. Aber Herr Wood hat seine Münzen aus so minderwertigem Metall und soviel kleiner als die englischen gemacht, dass der Kupferhändler nicht mehr als einen Penny guten Geldes für einen Schilling von seinem geben würde; also muss man diese Summe von neunzigtausend Pfund als Plunder bezeichnen, der nicht mehr wert sein wird als acht oder neuntausend Pfund vollwertigen Geldes. Doch das ist noch nicht das schlimmste; denn Herr Wood kann, wenn er will, heimlich nochmals und zum drittenmal neunzigtausend Pfund herüberschicken und all unsre Waren um elf Zwölftel unter dem wirklichen Wert aufkaufen. Wenn zum Beispiel ein Hutmacher ein Dutzend Hüte verkauft, das Stück zu fünf Schilling, im Ganzen also für drei Pfund, und wenn er die Zahlung in der Münze des Herrn Wood erhält, so hat er doch in Wirklichkeit nur den Wert von fünf Schillingen erhalten.
Vielleicht wird man sich wundern, dass ein so gewöhnlicher Bursche wie dieser Herr Wood soviel Einfluss besitzen und sich für die Einfuhr einer so grossen Summe schlechten Geldes in dieses Land Seiner Majestät Landessiegel verschaffen konnte, während sich der ganze hohe und niedere Adel hier die gleiche Gunst nicht zu erringen vermochte, so dass wir hätten wie früher unsre eigenen Halfpennystücke prägen können. Diesen Umstand nun will ich sehr einfach erklären. Wir leben in grosser Entfernung vom Hofe des Königs und haben niemanden dort, der für uns bittet, wiewohl eine grosse Anzahl von Lords und Gutsherrn, deren Güter hier liegen und die unsre Landsleute sind, ihr ganzes Leben dort verbringen und ihr Vermögen dort verzehren. Aber eben dieser Herr Wood war imstande, unablässig persönlich für seine Interessen zu sorgen; er ist Engländer und hat grosse Freunde; und es scheint, er wusste sehr genau, wo er Geld geben musste, und zwar an solche, die mit andern reden würden, welche andre wieder mit dem König reden konnten, um ihm eine schöne Geschichte zu erzählen. Und seine Majestät und vielleicht auch der grosse Lord oder die grossen Lords, die ihn berieten, mochten denken, es geschähe zum Besten unsres Landes; und in dieser Weise wurde der König, wie die Rechtsgelehrten es ausdrücken, in seiner Gnadenverleihung irre geleitet. Ich bin überzeugt, wenn seine Majestät wüsste, dass ein solcher Freibrief, falls er gemäss den Wünschen des Herrn Wood rechtskräftig würde, dieses Königreich, das ihm so grosse Beweise seiner Treue gegeben hat, völlig zugrunde richten müsste, so würde er ihn auf der Stelle widerrufen und vielleicht dem einen oder andern seine Ungnade zeigen. Doch »dem Weisen genügt ein Wort«. Die meisten von euch[*] müssen gehört haben, mit welchem Zorn unser ehrenwertes Unterhaus einen Bericht über diesen Freibrief Woods entgegennahm. Es wurden mehrere schöne Reden darüber gehalten, und es wurden klärliche Beweise gegeben, dass die Geschichte von oben bis unten ein heimtückischer Schwindel war; und mehrere scharfe Kundgebungen wurden gedruckt, die eben dieser Wood eingebildet genug war, ebenfalls gedruckt zu beantworten, und zwar so zuversichtlich, als wäre er allein mehr wert als unser ganzes Parlament zusammen.
Dieser Wood schickte, kaum dass sein Freibrief gegeben worden war, oder doch bald darauf, eine grosse Menge Tonnen von diesen Halfpennystücken nach Cork und in andre Seehäfen; und um sie los zu werden, bot er hundert Pfund von seinem Geld für siebzig oder achtzig Pfund in Silber an. Aber die Einnehmer der Zölle des Königs weigerten sich sehr ehrenwerter Weise, sie anzuerkennen, und desgleichen tat fast jedermann sonst. Und seit das Parlament sie verworfen und den König ersucht hat, ihre Ausgabe einzustellen, verabscheut das ganze Königreich sie.
Aber Wood arbeitet immer noch unter der Hand daran, uns seine Halfpence aufzuzwingen, und wenn er mit Hilfe seiner Freunde in England einen Erlass durchsetzen kann, dass die Beamten und die Einnehmer königlicher Gelder sie anzunehmen haben und dass das Heer damit besoldet werden soll, so hält er seine Arbeit für getan. Und die Schwierigkeit, in der ihr euch in diesem Fall befinden werdet, liegt wirklich gerade darin. Denn wenn der gemeine Soldat auf den Markt oder ins Bierhaus geht, wird er dieses Geld anbieten, und wenn es zurückgewiesen wird, so wird er vielleicht schwadronieren und räsonieren und drohen, den Fleischer oder die Bierwirtin zu schlagen, oder er wird die Ware mit Gewalt nehmen und ihnen die minderwertigen Halfpence hinwerfen. In diesen und ähnlichen Fällen hat der Ladenbesitzer oder Speisewirt und jeder andre Händler nur eine Möglichkeit: die, den zehnfachen Preis für seine Waren zu fordern, wenn sie in Woods Geld bezahlt werden soll; für ein Viertel Ale zum Beispiel zwanzig Pence dieses Geldes, und ebenso bei allen andern Dingen; und er darf sich nicht eher von seiner Ware trennen, als bis er das Geld erhält.
Denn angenommen, man geht mit diesem minderwertigen Geld ins Bierhaus und der Wirt gibt einem ein Viertel für vier von diesen Halfpennystücken, was soll der Wirt da beginnen? Sein Brauer wird sich nicht mit dieser Münze bezahlen lassen; oder sollte der Brauer doch ein solcher Narr sein, so werden die Landpächter sie ihm nicht für ihre Gerste abnehmen, denn sie sind durch ihre Verträge verpflichtet, ihre Pacht in guter und gültiger englischer Münze zu entrichten; das aber ist dieses Geld nicht, und es ist auch kein irisches; und der Squire, ihr Gutsherr, wird nimmermehr so hirnverbrannt sein, solchen Plunder für sein Land zu nehmen; hier oder dort also muss die Münze stecken bleiben, und sie mag stecken bleiben, wo sie will, das bleibt sich gleich; wir alle sind doch zugrunde gerichtet.
Das Durchschnittsgewicht dieser Halfpennystücke ist so, dass vier bis fünf auf eine Unze gehn; nehmen wir an, fünf; dann werden drei Schilling und vier Pence ein Pfund wiegen, und also ergeben zwanzig Schilling sechs Pfund wie ebensoviel Butter. Nun gibt es viele hundert Pächter, die im Jahr zweihundert Pfund Pacht zahlen. Wenn also einer von diesen Pächtern mit seiner Halbjahrspacht kommt, nämlich mit einhundert Pfund, so wird sie wenigstens sechshundert Pfund wiegen, das heisst drei Pferdelasten. Wenn ein Gutsherr in die Stadt gehn möchte, um Kleider und Wein und Gewürze für sich und die Seinen zu kaufen, oder vielleicht, um dort den Winter zu verbringen, so muss er fünf oder sechs mit Säcken beladene Pferde mitnehmen, genau wie die Pächter ihr Korn zu Markte führen; und wenn seine Frau bei unsern Läden in ihrer Kutsche vorfährt, muss ihr eine Karre mit Woods Münze folgen. Und ich hoffe, wir werden schlau genug sein, sie für nicht mehr anzunehmen als sie wert ist.
Man erzählt, Squire Conolly William Conolly (damals »Speaker« des irischen Unterhauses) war eins der wenigen irischen Parlamentsmitglieder gewesen, die für Woods Patent gesprochen hatten. habe jährlich sechzehntausend Pfund; wenn er also in die Stadt schickt, um seinen Pachtzins zu erheben, wie er es wahrscheinlich tut, so muss er zweihundertundvierzig Pferde haben, um seine Halbjahrspacht zu befördern; und in seinem Hause braucht er zwei oder drei grosse Keller zum Verstauen. Was freilich die Bankiers beginnen sollen, kann ich nicht sagen. Denn ich bin überzeugt, dass einige grosse Bankiers an die vierzigtausend Pfund in bar vorrätig halten, um alle Zahlungen leisten zu können; und diese Summe würde in Herrn Woods Geld zwölfhundert Pferde erfordern, um sie zu tragen.
Ich meinerseits bin mir schon darüber klar, was ich zu tun habe; ich besitze einen recht hübschen Vorrat irischer Woll- und Seidenstoffe, und statt Herrn Woods schlechtes Kupfer zu nehmen, gedenke ich mit meinen Nachbarn, den Fleischern und Bäckern und Brauern und all den andern, Tauschhandel zu treiben: Ware gegen Ware; und das wenige Gold und Silber, das ich habe, will ich für bessere Zeiten wie mein Herzblut hüten, es sei denn, dass ich dem Verhungern nahe käme; dann aber will ich Herrn Woods Geld aufkaufen, wie mein Vater zu König Jakobs Zeiten das Kupfergeld aufkaufte; Jakob II. schickte während seines irischen Feldzugs Geld aus gemischtem Metall hinüber, um sein Heer zu besolden. er erhielt damals für eine Guinee zehn Pfund davon, und ich hoffe, für eine Pistole ebensoviel zu erhalten; dann will ich Brot für den Plunder erstehn, und zwar von all denen, die Narren genug sind, es mir zu verkaufen.
Diese Halfpence werden, wenn sie einmal im Umlauf sind, bald nachgemacht werden; denn das lässt sich billig machen, da das Material so minderwertig ist. Die Holländer werden wahrscheinlich das gleiche tun, und sie werden uns ihre Fälschungen als Zahlung für unsre Waren herübersenden. Herr Wood selbst aber wird nicht ruhen, sondern weiter prägen, so dass wir in ein paar Jahren wenigstens fünfmal neunzigtausend Pfund von diesem elenden Zeug im Lande haben werden. Nun wird der Geldumlauf dieses Königreichs auf nicht mehr als im ganzen vierhunderttausend Pfund geschätzt, und solange noch ein silbernes Sixpencestück vorhanden ist, werden diese Blutsauger nicht ruhen.
Ist dann das Königreich einmal soweit gekommen – ich will euch sagen, welches dann das Ende sein muss. Die Gutsherrn werden infolge des Ausbleibens der Zahlungen all ihre Pächter fortjagen; denn wie ich euch schon sagte, sind die Pächter durch ihre Verträge verpflichtet, in vollwertiger Münze zu zahlen, das heisst, in kurrentem englischem Gelde; dann werden sie ihre eigenen Bauern spielen, wie es schon jetzt nur zu viele von ihnen tun; und wo sie können, werden sie nur noch Schafe züchten und von dem andern Vieh nicht mehr behalten, als nötig ist; sie werden auch ihre eigenen Mäkler werden und ihre Wolle und ihre Butter und ihre Felle und ihr Leinen gegen bares Geld und Wein und Gewürze und Seide übers Meer entsenden. Nur ein paar elende Kätner Englisch »cottier«, etwa gleich Tagelöhner; aber er pachtet Land; seine elende Stellung hatte sich in Irland etwa so entwickelt: die hungernde Bevölkerung, die keine andre Erwerbsmöglichkeit fand, pachtete von den Pächtern minderwertigen Boden gegen hohe Versprechungen; die Konkurrenz war sehr gross, und da der Meistbietende den Zuschlag erhielt, so waren die Bedingungen, unter denen die Pacht erfolgte, geradezu grotesk, und sie wurden es in immer stärkerem Grade; alle Pachten waren kurzfristig, und also war der Kätner gezwungen, fieberhaft für seine Abgaben zu arbeiten, ohne je an sich denken zu können; es kommt noch hinzu, dass die Kirchenabgaben (Zehnten) sehr hoch waren und dass die Verpachtung fast immer durch Mäkler geschah, die kein Interesse am Boden und kein Interesse am Kätner hatten, sondern lediglich an der prompten Zahlung. werden sie behalten. Die Pächter müssen stehlen oder betteln oder ihr Land verlassen.
Die Ladenbesitzer müssen in dieser wie in jeder andern Stadt zusammenbrechen und verhungern, denn gerade der Landbesitzer erhält den Kaufmann, den Ladenbesitzer und den Handwerker.
Wenn aber der Gutsherr selber Bauer und Kaufmann wird, so wird er all das gute Geld, das er vom Ausland erhält, aufspeichern oder nach England schicken; und er wird sich irgend einen armen Schneider oder Weber oder dergleichen im Hause halten, der schon froh ist, sich nur auf irgendeine Weise sein Brot zu verdienen.
Ich würde nie fertig werden, wenn ich euch von all dem Elend erzählen wollte, das wir durchmachen werden, wenn wir so töricht und ruchlos sind, dieses verfluchte Geld anzunehmen. Es wäre doch recht arg, wenn man ganz Irland in die eine Wagschale legte und diesen Jammerburschen Wood in die andre, und Herr Wood wöge schwerer als das ganze Königreich, durch das alljährlich eine volle Million Natürlich Pfund. in englische Taschen fliesst, mehr, als durch die ganze übrige Welt.
Aber euch bleibt ein grosser Trost; wie schon der Freibrief seiner Majestät euch nicht verpflichtet, dieses Geld zu nehmen, so haben die Gesetze der Krone keine Macht gegeben, die Untertanen zur Annahme jeden Geldes zu zwingen, das dem König gefällt. Denn dann könnte man uns aus demselben Grunde zwingen, Kieselsteine oder Muscheln oder gepresstes Leder als kurrente Münze gelten zu lassen; wir brauchten nur einmal unter einem schlechten Fürsten zu leben, der auf Grund der gleichen Macht einer Guinee den Wert von zehn Pfund, einem Schilling den von zwanzig Schilllingen verleihen könnte, und so weiter, so würde er in kurzer Zeit alles Silber und Gold des Königreichs in seine Hand bekommen, und uns bliebe nichts als Kupfer oder Leder oder was er will. Nichts gilt daher auch in der französischen Regierung für grausamer oder tyrannischer als der übliche Brauch, alles Geld einzuziehn, nachdem es auf einen sehr niedrigen Kurs gebracht worden ist, um es dann zu weit höherem Wert neu zu prägen; und doch ist dieser Brauch noch nicht ein Tausendstel so niederträchtig wie dieser abscheuliche Plan des Herrn Wood. Denn die Franzosen geben ihren Untertanen wenigstens noch Silber für Silber und Gold für Gold, aber dieser Bursche will uns für unser Gold und Silber nicht einmal gutes Kupfer geben, nein, nicht ein Zwölftel ihres Wertes.
Nach all dem will ich euch nun sagen, wie ein paar grosse Rechtsgelehrte über diese Angelegenheit urteilen; ich habe ihnen eigens um euretwillen ihre Honorare gezahlt, und ich habe mir ihre Ansicht in ihrer eigenen Handschrift geben lassen, um sicher zu sein, dass ich auf festen Boden träte.
Ein berühmtes Gesetzbuch, der »Spiegel der Gerechtigkeit«, führt, wo es von den durch unsre alten Könige erlassenen Verfügungen (oder Gesetzen) spricht, den Wortlaut des Gesetzes folgendermassen an: »Es wurde verordnet, dass kein König dieses Reiches die Münze ändern, verschlechtern oder verbessern oder andres Geld als Gold- und Silbergeld prägen sollte, ohne dass alle Grafschaften ihre Zustimmung gäben,« das heisst, wie Lord Coke sagt, ohne dass das Parlament seine Zustimmung gibt.
Dieses Buch ist sehr alt und für die Zeit, in der es geschrieben wurde, von grosser Bedeutung, und deshalb wird es oft von jenem grossen Rechtsgelehrten, Lord Coke, zitiert. Nach dem englischen Gesetz werden die verschiedenen Metalle in gesetzmässige oder echte und in ungesetzliche oder falsche Metalle eingeteilt; jene umfassen Gold und Silber, diese alle geringeren Metalle. Dass nur jene für alle Zahlungen gültig sein sollen, geht aus einer Parlamentsakte hervor, die im zwanzigsten Jahre Eduards des Ersten erlassen wurde. Sie heisst das »Gesetz über den Umlauf des Kleingeldes«; ich führe es an, wie ich es mir habe ins Englische übersetzen lassen; denn wie ich höre, wurden manche unserer Gesetze zu jener Zeit lateinisch geschrieben: »Wer sich im Kauf oder Verkauf vermisst, einen Halfpenny oder Farthing gesetzmässigen Geldes, der die gebührende Prägung trägt, zurückzuweisen, der soll als Verächter der Majestät des Königs ergriffen und ins Gefängnis geworfen werden.«
Nach diesem Gesetz gilt niemand als Verächter der Majestät des Königs, und niemand kann für dieses Verbrechen ins Gefängnis geworfen werden, es sei denn, er weigere sich, des Königs Geld, geprägt aus gesetzmässigem Metall, zu nehmen; und wie ich schon einmal bemerkt habe, ist darunter nichts als Gold und Silber zu verstehn.
Dass dies die richtige Auslegung der Akte ist, geht nicht nur aus dem klaren Wortsinn hervor, sondern auch aus Lord Cokes Anmerkung dazu. »Aus dieser Akte«, sagt er, »erhellt, dass kein Untertan gezwungen werden kann, bei Kauf oder Verkauf oder andern Zahlungen Geld anzunehmen, das nicht aus gesetzmässigem Metall, das heisst, Silber oder Gold, gemacht ist.«
Das englische Gesetz spricht dem König alle Gold- und Silberminen zu, nicht aber die Minen andrer Metalle; und der Grund dieses Vorrechts oder dieser Macht, wie Lord Coke ihn anführt, ist der, dass aus Gold und Silber, aber nicht aus andern Metallen, Geld gemacht werden kann.
Dieser Anschauung gemäss wurden die Halfpennystücke und Farthings ursprünglich aus Silber geprägt; das geht klärlich hervor aus der Parlamentsakte im vierten Jahr Heinrichs IV., cap. 10, durch die folgendes verordnet wird: »Item, wegen des grossen Mangels an silbernen Halfpennystücken und Farthings, der gegenwärtig im Reiche England herrscht, wird verordnet und beschlossen, dass alles Silbergeld, das in die Schmelze kommt, zu Halfpennystücken und Farthings ausgeprägt werden soll.« Dies beweist, dass in jenem Gesetz über den Umlauf des Kleingeldes unter den Worten »Halfpenny oder Farthing gesetzmässigen Geldes« kleine Silbermünzen im Wert eines Halfpenny und Farthings zu verstehen sind.
Ein weiterer Beweis dafür ist das Gesetz aus dem neunten Jahre Eduards III., cap. 3, das verordnet: »Dass kein vollwertiger Halfpenny oder Farthing eingeschmolzen werden darf, um Geschirr daraus zu machen oder irgend etwas sonst, was Goldschmiede oder andre herstellen, widrigenfalls das so eingeschmolzene Geld einzuziehen ist.
Nach einer andern Akte aus der Regierung dieses Königs sollte »schwarzes Geld« in England keinen Kurs haben und nach einer Akte aus dem elften Jahre seiner Regierung, cap. 5, sollten keine Galeerenhalfpence umlaufen; was für eine Münze das war, weiss ich nicht, aber ich denke mir, dass sie aus minderwertigem Metall geprägt und dass diese Akte keine neuen Gesetze, sondern weitere Erläuterungen zu den alten Gesetzen über die Währung waren.
So steht das Gesetz inbezug auf die Münze; und es gibt kein gegenteiliges Beispiel, ein einziges in Davis' Berichten ausgenommen; Davis erzählt, dass die Königin Elisabeth zur Zeit der Empörung in Tyrone Grafschaft in Nordirland. befahl, im Tower von London Geld aus gemischtem Metall zu prägen und zur Besoldung des Heeres herüberzuschicken, indem sie jedermann verpflichtete, es anzunehmen, und zugleich anordnete, dass alles Silbergeld nur als Barrengeld gelten sollte, das heisst, nach seinem Gewicht. Davis gibt uns in dieser Angelegenheit mehrere Einzelheiten, die hier wiederzugeben uns zu weit führen würde, und er meldet, dass der geheime Rat dieses Landes einen Kaufmann in England zwang, dieses gemischte Geld für hierher gelieferte Waren in Zahlung zu nehmen.
Aber dieses Verfahren wird von all den besten Rechtsgelehrten als gesetzwidrig verworfen, da der geheime Rat dieses Reichs keine solche Machtbefugnis hat. Ausserdem muss man in Betracht ziehn, dass die Königin damals durch eine Empörung in diesem Lande, die von Spanien unterstützt wurde, in grossen Schwierigkeiten war; und was in schweren Notlagen und gefährlichen Zeitläuften geschieht, sollte nie als Richtschnur für Zeiten des Friedens und der Ruhe gelten.
Um nun euch, meine lieben Freunde, die Mühe zu ersparen, will ich euch in Kürze darlegen, wozu das Gesetz euch verpflichtet, und wozu es euch nicht verpflichtet.
Erstens seid ihr verpflichtet, alles Geld als Zahlung anzunehmen, das der König geprägt hat und das den englischen Feingehalt und das englische Gewicht besitzt, vorausgesetzt, dass es aus Gold oder Silber ist.
Zweitens seid ihr nicht verpflichtet, irgend welches Geld anzunehmen, das nicht aus Gold oder Silber ist, nein, nicht einmal die englischen Halfpennystücke und Farthings oder die irgend eines andern Landes; und nur aus Gefälligkeit oder um der Bequemlichkeit willen seid ihr bereit, sie anzunehmen, da der Brauch, silberne Halfpennystücke und Farthings zu prägen, seit langem aufgegeben worden ist; ich will annehmen, weil man sie so leicht verlor.
Drittens seid ihr noch viel weniger verpflichtet, jene wertlosen Halfpence des besagten Wood zu nehmen, an denen ihr auf jeden Schilling elf Pence verlieren müsst.
Deshalb, meine Freunde, steht zusammen wie ein Mann und weist diesen schmutzigen Plunder zurück. Es ist kein Hochverrat, wenn ihr euch gegen Herrn Wood empört. Seine Majestät verpflichtet in seinem Freibrief niemanden, diese Halfpence zu nehmen; so arge Ratgeber hat unser huldreicher Fürst nicht um sich; und selbst wenn er sie hätte, so seht ihr eins: die Gesetze geben dem König nicht die Macht, uns zu zwingen, dass wir andres als gesetzmässiges Geld aus vollwertigem Gold oder Silber annehmen, und also habt ihr nichts zu fürchten.
Und erlaubt mir dann noch, mich besonders an euch zu wenden, die ihr die ärmeren unter den Händlern seid. Vielleicht werdet ihr meinen, ihr würdet nicht so viel verlieren, wie die reichen, wenn diese Halfpence wirklich Kurs erlangen sollten; denn selten bekommt ihr überhaupt Silber zu sehn, und eure Kunden kommen mit nichts als Kupfer in eure Läden oder an eure Buden; und schon das Kupfer scheint euch schwer zu verdienen. Aber ihr könnt mein Wort darauf nehmen; wenn dieses Geld unter euch Fuss fasst, so seid ihr völlig zugrunde gerichtet; wenn ihr diese Halfpence in einen Laden tragt, um Tabak oder Branntwein zu kaufen, so wird der Händler den Preis seiner Waren entsprechend steigern, oder er muss zusammenbrechen und den Schlüssel unter die Türe legen. Meint ihr, ich werde euch eine Elle Stoff zu zehn Pence für zwanzig von Herrn Woods Halfpence verkaufen? Nein, für nicht weniger als mindestens zweihundert; und ich werde mir auch nicht die Mühe machen, sie zu zählen, sondern sie in Bausch und Bogen wägen. Und ich will euch noch eins sagen; wenn Herrn Woods Plan Wirklichkeit wird, so wird er sogar unsre Bettler ruinieren. Denn wenn ich einem Bettler einen Halfpenny gebe, so löscht der ihm den Durst, oder er füllt ihm einen guten Teil seines Magens; aber der zwölfte Teil eines Halfpenny wird ihm so wenig nützen, wie wenn ich ihm drei Nadeln aus meinem Ärmel gebe.
Kurz, diese Halfpence gleichen dem verfluchten Ding, das zu berühren, wie die Schrift erzählt, den Kindern Israel verboten war; sie werden wie die Pest umlaufen und jeden vernichten, der sie berührt. Ich habe Gelehrte von einem Manne reden hören, der einem König sagte, er habe eine neue Art erfunden, Menschen zu foltern, indem man sie in einen kupfernen Kessel mit Feuer darunter täte; aber der Fürst steckte den Ratgeber als ersten in seinen kupfernen Kessel, um die Sache zu probieren; das gleicht ganz dem Plan des Herrn Wood; und ähnliches mag vielleicht auch Herrn Woods Schicksal sein, so dass das Kupfer, das er erfand, um dieses Königreich damit zu foltern, zu seiner eigenen Folter und schliesslich zu seinem Verderben wird.
NB. Dem Verfasser dieser Broschüre wird von Leuten, die es sich haben angelegen sein lassen, genaue Beobachtungen über den Wert dieser Halfpence anzustellen, mitgeteilt, dass jedermann hoffen kann, ein Viertel Zweigroschenbier für sechsunddreissig von ihnen zu erhalten.
Ich ersuche alle, diese Broschüre sorgfältig aufzubewahren, damit sie ihre Erinnerungen auffrischen können, wenn sie je wieder von Herrn Woods Halfpence oder irgend einem ähnlichen Schwindel hören.
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Ein Brief an Herrn Harding, den Drucker, aus Anlass eines Abschnittes in seiner Zeitung vom 1. August, der sich auf Herrn Woods Halfpence bezieht. – Von M. B., Tuchhändler, Verfasser des Briefes: An die Ladenbesitzer usw.
An den Drucker Herrn Harding.
Geehrter Herr!
In Ihrem Zeitungsblatt vom 1. des Monats steht ein aus London vom 25. Juli datierter Abschnitt über Woods Halfpence, aus dem erhellt, was ich schon in meinem »Brief an die Ladenbesitzer usw.« prophezeit hatte, dass dieser gemeine Bursche nie ruhen wird und dass die Gefahr unsres Verderbens näher rückt; deshalb bedarf das Königreich neuer und frischer Warnung. Ich halte aber jene Notiz zum grossen Teil für einen Betrug des Publikums; wenigstens hoffe ich es, denn ich höre, dass Wood im allgemeinen sein eigener Berichterstatter ist. Ich kann nicht umhin, aus jenem Zeitungsabschnitt zu entnehmen, dass dieser unser öffentlicher Feind, nicht damit zufrieden, uns mit seinem Plunder zu ruinieren, auch noch jede Gelegenheit ergreift, dieses Königreich mit der äussersten Geringschätzung zu behandeln. Er schildert, wie »mehrere unsrer Kaufleute und Händler gelegentlich einer Erhebung vor einer Kommission einstimmig zugegeben haben, dass vor der Erteilung seines Freibriefs hier im Lande der grösste Mangel an Kupfergeld geherrscht hätte, so dass mehrere Gutsherrn gezwungen gewesen wären, sich mit ihren Arbeitern ins Einvernehmen zu setzen und ihnen mit Siegel und Namensunterschrift versehene Zettel zu geben.« Und was besagt das? Wenn ein Arzt einem Patienten ein Quentchen einer Arznei verschreibt, soll da ein schurkischer Apotheker ihn mit einem Pfund vollpfropfen, das er noch dazu mit Gift untermischt? Und gilt nicht eines Gutsherrn Handschrift und Siegel seinen eigenen Arbeitern als eine bessere Sicherheit für fünf bis zehn Schilling, als Woods siebenfach minderwertiges Kupfer es dem Königreich für hundertundviertausend Pfund sein kann? Die Angaben über die Höhe der Summe schwanken bei Swift sehr stark. Der wirkliche Betrag, über den der Freibrief gegeben wurde, belief sich auf 108 000 Pfund Sterling.
Aber wer sind diese Kaufleute und Händler Irlands, die diesen Bericht über »den grössten Mangel an Kupfergeld«, unter dem wir leiden, gegeben haben? Es sind nur ein paar Verräter ihres Landes, Verbündete Woods, dem sie einen grossen Teil seiner Münze abkaufen sollen, vielleicht zum halben Wert, um sie zum Verderben der Allgemeinheit und zu ihrem eigenen Nutzen unter uns loszuschlagen. Sind es nicht herrliche Zeugen, von deren Lauterkeit das Schicksal eines ganzen Königreichs abhängen muss – Leute, die in ihrer eigenen Sache aussagen, Teilhaber an diesem Werk der Unbill?
Hätten wir uns das Recht verdienen können, unsre Münze, wie wir es früher taten, für uns selbst zu prägen – und weshalb wir das nicht konnten, darüber wundert sich jeder so sehr wie ich – so hätte man hier in Dublin zehntausend Pfund prägen können, deren Nennwert nur ein Fünftel unter dem wirklichen Wert wäre, und diese Summe hätte, zusammen mit dem Vorrat an Halfpennystücken, den wir schon hatten, völlig genügt. Aber Wood hat es sich angelegen sein lassen, durch seine Ausgesandten, Feinde Gottes und dieses Königreichs, soviel von unsern alten Halfpence aufzukaufen, wie er nur konnte; und daher stammt der gegenwärtige Mangel an Kleingeld; wenn man ihm aber durch Herrn Woods Auskunftsmittel abhelfen wollte, so hiesse das, eine Schramme am Finger dadurch heilen, dass man den Arm abschneidet. Doch angenommen, es wäre im ganzen Reich kein Farthing Kleingeld mehr vorhanden, so will ich immer noch behaupten, dass fünfundzwanzigtausend Pfund all unsern Bedürfnissen vollauf entsprächen.
Ich gehöre nicht zu den unbedeutendsten Ladenbesitzern dieser Stadt; ich habe mit vielen meines Gewerbes und andrer Gewerbe gesprochen, auch mit vielen adligen Herrn in Stadt und Land, und schliesslich mit einer grossen Anzahl von Pächtern, Kätnern und Arbeitern; und alle sind sich darin einig, dass zwei Schilling Kleingeld auf jede Familie mehr wäre, als für alle ihre Geschäfte notwendig ist. Nun wird die Zahl der Seelen in diesem Königreich selbst nach reichlichster Schätzung (und sogar vor jener argen Entmutigung des Ackerbaus, die unsre Zahl so sehr verringert hat) auf nicht mehr als anderthalb Millionen berechnet; und wenn wir auch nur sechs Seelen auf jede Familie rechnen, so ergibt das zweihundertundfünfzigtausend Familien, und also ergeben zwei Schillinge auf jede Familie nur fünfundzwanzigtausend Pfund, wogegen dieser ehrliche, freigebige Eisenhändler Wood uns mehr als das Vierfache dieser Summe aufzwingen möchte.
Ferner berichtet Ihre Notiz, dass Sir Isaac Newton über eine mit Woods Metall im Tower angestellte Probe berichtet hätte, aus der erhelle, dass Wood seinen Vertrag in jedem Punkt erfüllt habe. Seinen Vertrag! Seinen Vertrag mit wem? Mit dem Parlament oder dem Volk von Irland? Sollen nicht die die Käufer sein? Aber sie verabscheuen und verweigern es als gefälscht, betrügerisch, als vermischt mit Schmutz und Plunder. Da wird er wütend, wendet sich an die Gerichte und will uns seine Ware mit Gewalt aufhängen.
Aber Ihre Zeitung sagt, dass eine Probe von der Münze genommen wurde. Wie unvorsichtig und unerträglich ist das! Wood sorgt dafür, dass ein oder zwei Dutzend Halfpence aus gutem Metall geprägt werden, schickt sie in den Tower, und sie werden gutgeheissen; und die müssen nun für alle einstehn, die er schon geprägt hat oder in Zukunft prägen wird.
Freilich schickt ein adliger Herr oft um eine Stoffprobe in meinen Laden. Ich schneide sie ehrlich ab, und wenn sie ihm gefällt, so kommt er oder schickt und vergleicht das Muster mit dem ganzen Stück, und dann kommt das Geschäft wahrscheinlich zum Abschluss. Aber wenn ich hundert Schafe kaufen wollte, und der Züchter brächte mir als Muster einen einzigen fetten Bock mit gutem Fell, da er erwartete, denselben Preis für das ganze Hundert zu erhalten, ohne dass er sie mich sehen liesse, ehe er Geld erhielte, oder mir eine gute Sicherheit für die Rückzahlung meines Geldes gäbe, wenn einzelne mager oder geschoren oder grindig sein sollten, so würde ich nicht sein Kunde werden. Ich habe von einem Menschen gehört, der sein Haus verkaufen wollte und deshalb ein Stück Ziegelstein in der Tasche herumtrug, um es als Muster zu zeigen und dadurch die Käufer zu ermuntern; genau so steht es mit der Probe des Herrn Wood.
Der nächste Absatz der Notiz enthält Herrn Woods freiwillige Vorschläge, durch die er »allen zukünftigen Einwendungen und Befürchtungen zuvorkommen will«.
Sein erster Vorschlag ist dieser. »Wiewohl er bereits siebzehntausend Pfund fertig geprägt hat und das Kupfer bereit hegt, um die ersten vierzigtausend Pfund voll zu machen, erklärt er sich doch einverstanden, nicht mehr zu prägen, es sei denn, dass die Bedürfnisse des Handels es erfordern, obgleich sein Freibrief ihn ermächtigt, eine weit grössere Menge zu prägen.«
Wenn ich darauf zu antworten hätte, so würde meine Antwort lauten: »Lasst Herrn Wood und seine Bande von Giessern und Kesselflickern weiterprägen, bis kein alter Kessel mehr im Königreich ist: lasst sie altes Leder, Tabakspfeifenton oder Strassenkot prägen und ihren Quark nennen, wie sie wollen, angefangen von einer Guinee bis hinunter zum Farthing, wir werden uns nicht darum kümmern, wie er und seine Gesellschaft oder seine Mitschuldigen sich zu beschäftigen für gut befinden.« Aber ich hoffe und vertraue darauf, dass wir bis auf den letzten Mann entschlossen sind, uns weder mit ihm noch mit seiner Ware abzugeben.
Der König hat ihm einen Freibrief ausgestellt, dass er Halfpence prägen darf; aber er hat uns nicht verpflichtet, sie zu nehmen, und ich habe schon in meinem »Brief an die Ladenbesitzer usw.« gezeigt, dass das Gesetz der Krone nicht die Macht verliehen hat, den Untertanen zu zwingen, dass er ausser Gold und Silber von richtigem Feingehalt und Wert irgend welches Geld annehmen muss.
Wood schlägt ferner vor (wenn ich ihn recht verstehe, denn seine Ausdrücke sind zweifelhaft) »nicht mehr als vierzigtausend Pfund zu prägen, es sei denn, dass die Bedürfnisse des Handels es erfordern«. Zunächst will ich bemerken, dass diese Summe von vierzigtausend Pfund fast das Doppelte von dem ist, was, wie ich nachwies, für das ganze Königreich ausreichen würde, hätten wir auch keinen einzigen unserer alten Halfpence mehr. Ferner frage ich: Wer soll darüber richten, wann die Bedürfnisse des Handels es erfordern? Ohne Zweifel meint er, er selbst; denn wir Bewohner dieses armen Königreichs, die wir völlig zugrunde gehn müssen, wenn sein Plan Erfolg hat, wir sind nicht einmal gefragt worden, bis alles vorüber war, und er wird unsre Bedürfnisse nach seinen eigenen beurteilen; die aber werden nicht eher zu Ende sein, als bis er und seine Mitschuldigen glauben, genug zu haben; und jetzt wird es auch klar, dass er sich nicht mit unserm Gold und Silber begnügen wird, sondern auch unsre Waren und Erzeugnisse mit derselben Münze aufkaufen will.
Ich will mich nicht auf eine Prüfung der Preise einlassen, für die er jetzt seine Halfpence, oder was er sein Kupfer nennt, pfundweise zu verkaufen gedenkt: darüber habe ich in meinem ersten Brief genug gesagt, und es ist auch schon von andern erwogen worden. Sicher ist, dass wir nach seiner eigenen ersten Berechnung drei Schilling für das bezahlen sollten, was in Wirklichkeit nur einen wert war, selbst wenn Gewicht und Feingehalt seinem angeblichen Vertrag entsprachen; aber viele seiner Münzen sind nach Gewicht und Minderwertigkeit so verschieden, dass einzelne neun Zehntel unter dem Nennwert blieben, die meisten aber sechs oder sieben.
Sein letzter Vorschlag nun, der von ganz besonderer Art und Klangfarbe ist, verdient auch, sowohl um seines Inhalts wie seines Stils willen, eine eigene Betrachtung.
»Schliesslich schlägt Herr Wood in Anbetracht der schrecklichen Besorgnis, die in Irland herrscht, er könne dem Land durch solche Prägung sein Gold und Silber entziehn, vor, dass er nur Waren dafür nehmen soll; und niemand soll gezwungen sein, bei jeder Zahlung mehr als fünf und einen halben Penny anzunehmen.
Zunächst beachte man, wie dieser kleine unverschämte Eisenhändler »die schrecklichen Besorgnisse« eines ganzen Königreichs lächerlich macht und sich als ihre Ursache brüstet, indem er zugleich vorzuschreiben wagt, was kein König von England je versucht hat, nämlich, inwieweit eine ganze Nation gezwungen sein soll, seine Kupfermünze zu nehmen. Und freilich hat er allen Grund, uns so zu beschimpfen; denn sicherlich gibt es in der Geschichte kein Beispiel dafür, dass ein grosses Königreich länger als ein Jahr in täglicher Furcht vor völligem Verderben erhalten wurde, und zwar nicht von einem mächtigen Eroberer an der Spitze von zwanzigtausend Mann, nicht von einem tyrannischen Fürsten (denn nie hatten wir einen, der huldreicher gewesen wäre) oder von einer verdorbenen Verwaltung, sondern von einem einzelnen, winzigen, bedeutungslosen Klempner.
Aber weiter. Um unsere »schrecklichen Besorgnisse, er könne dem Land durch seine Prägung sein Gold und Silber entziehn«, zu beheben, erbietet sich dieser kleine unumschränkte Herrscheraffe, »unsere Waren in Zahlung zu nehmen«. Steht unser irischer Verstand in seiner Meinung wirklich so tief? Ist das nicht gerade das Elend, über das wir uns beklagen? Dass sein verfluchter Plan uns in die Notwendigkeit versetzen wird, unsre Waren für etwas zu verkaufen, dessen Wert gleich nichts ist? Wie würde ein solcher Vorschlag von Seiten Frankreichs oder Spaniens oder irgend eines andern Landes klingen, mit dem wir Handel treiben? Wenn die sich erböten, nur unter der Bedingung mit uns Handel zu treiben, dass wir ihr Geld zu einem zehnfach höheren Kurs annehmen als es eigentlich wert ist? Meint Herr Wood zum Beispiel, wir werden ihm einen Stein Das Gewicht des Steins wechselt je nach der Ware, um die es sich handelt. Hier sind es vermutlich 32 Pfund. Wolle für einen Haufen seiner Rechenpfennige verkaufen, der keine sechs Pence wert ist, während wir ihn nach England schicken und dort ebensoviel Schilling in Gold und Silber dafür erhalten können? Von einer solchen Mischung von Unverschämtheit, Schurkerei und Narrheit hat man sicherlich noch nie gehört.
Seine Vorschläge schliessen mit vollendetem Hochverrat. Er verspricht, dass niemand gezwungen werden soll, in einer einzelnen Zahlung mehr als fünf und einen halben Penny seiner Münze anzunehmen. Daraus geht hervor, dass er jeden Untertanen dieses Königreichs zu zwingen gedenkt, bei jeder Zahlung wenigstens diese Summe anzunehmen, wenn sie angeboten wird. Sein Freibrief dagegen verpflichtet niemanden, und wie ich schon oft bemerkt habe, kann die Krone dem Gesetz nach eine solche Machtbefugnis gar nicht beanspruchen; so dass also hier Herr Wood die ganze Gesetzgebung und eine absolute Gewalt über den Besitz der ganzen Nation übernimmt.
Grosser Gott! Wer sind die Ratgeber dieses Elenden? Wer sind seine Helfer, Anstifter, Ermunterer oder Teilhaber? Herr Wood will mich »zwingen«, bei jeder Zahlung fünf und einen halben Penny von seinem Kupfer anzunehmen! Und ich werde Herrn Wood und seine Abgesandten wie Räuber oder Einbrecher durch den Kopf schiessen, wenn sie es wagen, mir bei einer Zahlung von hundert Pfund auch nur einen Farthing ihrer Münze aufzuzwingen. Man verliert nichts an seiner Ehre, wenn man sich dem Löwen unterwirft, aber wer, der die Gestalt eines Menschen trägt, kann geduldig daran denken, dass ihn eine Ratte bei lebendigem Leibe verschlingen will? Er hat dem Volk von Irland eine Steuer von mindestens siebzehn Schilling auf das Pfund auferlegt; eine Steuer, sage ich, nicht nur auf Land, sondern auch auf Zinsen, Waren, Fabrikate, auf den Lohn der Handwerker, Arbeiter und Diener. Ihr Ladenbesitzer, seid auf der Hut! Wood will euch »zwingen« und verpflichten, bei jeder Zahlung fünf und einen halben Penny von seinem Plunder anzunehmen, und viele unter euch erhalten täglich zwanzig, dreissig, vierzig Zahlungen; sonst vermöchtet ihr kaum euer Brot zu finden: und bitte, erwägt, was das im Jahr ausmachen wird! Zwanzigmal fünf und einen halben Penny, das ergibt neun Schilling zwei Pence, das heisst im Jahr mehr als hundertundsechzig Pfund, an denen ihr mindestens hundertundvierzig Pfund verlieren werdet, wenn ihr eure Zahlungen in seinem Geld annehmt. Wer von euch damit einverstanden ist, unter solchen Bedingungen mit Herrn Wood zu verkehren, der mag es tun. Ich meinesteils sage: »Zugrunde gehe sein Geld mit ihm!« Wenn der berühmte Herr Hampden lieber ins Gefängnis wandern wollte als ohne die Ermächtigung des Parlaments ein paar Schillinge an König Karl I. zahlen, so will ich mich lieber hängen lassen als zugeben, dass man mir nach dem eigenmächtigen Willen und Gefallen des ehrwürdigen Herrn Wood meinen ganzen Besitz mit siebzehn Schilling aufs Pfund besteuere.
Die Notiz schliesst so: »NB. (Das will sagen: nota bene oder beachte wohl.) Weder aus Irland noch irgend sonst woher hat man Beweise erbracht für das Unheil, über das man sich beklagt, oder für den geringsten Missbrauch, der in der Ausführung besagten Freibriefs begangen worden wäre.«
Die Unverschämtheit dieser Anmerkung übersteigt alles Vorangegangene. Zunächst hat sich das Unterhaus in Irland, das das ganze Volk vertritt, dann auch der geheime Rat gegen diese Halfpence mit einer Adresse an Seine Majestät gewandt. Was konnte noch mehr geschehn, um die allgemeine Anschauung und Meinung der Nation zu verkünden? Wenn auch sein Kupfer aus Diamanten bestände und das Königreich wäre als ganzes dagegen, wäre das nicht genügend, um es zurückzuweisen? Muss etwa noch eine Kommission unsres Unterhauses, muss noch der ganze geheime Rat hinüberreisen, um mit Herrn Wood pro und contra zu argumentieren? Zu welchem Zweck gab ihm der König seinen Freibrief zur Prägung von Halfpennystücken in Irland? Geschah es nicht, weil es Seiner geheiligten Majestät so dargestellt wurde, als würde eine solche Prägung diesem Königreich und all seinen hiesigen Untertanen zu Nutzen und Vorteil gereichen? Es geht auf Gefahr des Empfängers eines solchen Freibriefs, wenn seine Darstellung falsch war, wenn er in der Ausübung seiner Rechte betrügerisch und unehrlich vorgeht. Ist er so verworfen und töricht, dass er meint, sein Freibrief sei ihm gewährt worden, um anderthalb Millionen Volks zu ruinieren, damit er selber sechzig oder achtzigtausend Pfund verdient? Ehe er sich daran machte, einen Freibrief zu erwirken, wieviel mehr, ehe er es unternahm, so viel schmutzigen Plunder zusammenzuscharren und mit seiner Majestät »Bild und Umschrift« zu versehen – hätte er da nicht allem gesunden Menschenverstand, aller gewöhnlichen Billigkeit, aller allgemeinen Höflichkeit nach zunächst die hauptbeteiligte Partei fragen müssen? Das heisst, das Volk des Königreichs, das Oberhaus oder das Unterhaus oder den geheimen Rat? Wenn uns irgend ein Ausländer fragte, wessen »Bild und Umschrift« auf Woods Münze stände, so müssten wir uns schämen, ihm zu sagen: »Cäsars«. Während jenes grossen Mangels an Kupfermünzen, unter dem wir nach seiner Behauptung litten, errichtete unsere Stadt unserm Cäsar eine Statue aus ausgezeichnetem Kupfer; die aufgewandten Kosten entsprechen dem Wert von dreissigtausend Pfund in seiner Münze. Und in schlechterem Metall wollen wir sein »Bildnis« nicht haben.
Ich beobachte, dass viele in unserm Volke diese Sache melancholisch nehmen. »Freilich«, sagen sie, »sind wir alle vernichtet, wenn Woods Halfpence Kurs erlangen; aber was sollen wir beginnen, wenn Seine Majestät eine Proklamation erlässt, in der er uns befiehlt, sie anzunehmen?« Das ist mir oft in die Ohren gedröhnt worden. Aber ich bitte meine Landsleute, ruhig zu sein: es ist nichts daran. Der König erlässt nimmermehr eine Proklamation, es sei denn, um zu befehlen, was das Gesetz ihm erlaubt. Er wird keine gesetzwidrige Proklamation erlassen; oder wenn durch ein Versehen etwas derartiges geschehen sollte, so sind wir so wenig verpflichtet, ihr zu gehorchen wie wir mit dem Kopf ins Feuer springen müssen. Ausserdem wird Seine Majestät uns nimmermehr durch einen Erlass befehlen, was er im Freibrief selbst zu befehlen keine Miene macht. In ihm überlässt er es unsrem Gutdünken, so dass unser Verderben ganz unser eigenes Werk sein muss. Deshalb fürchte niemand eine Proklamation, die nie gewährt werden wird; und wenn sie gewährt werden sollte, so wird sie in diesem Fall doch kraftlos sein. Des Königs Einkünfte aus diesem Lande belaufen sich auf fast vierhunderttausend Pfund im Jahr; könnt ihr euch vorstellen, dass seine Minister ihm raten sollten, sie in Woods Kupfer zu nehmen, so dass ihr Wert auf fünfzigtausend Pfund herabsänke? England nimmt durch diese Nation eine Million Pfund ein; diese Million schmilzt, wenn ein solcher Plan Wirklichkeit wird, zu fast nichts zusammen; und meint ihr, wer in England von irischen Gütern lebt, werde damit einverstanden sein, nur ein Achtel oder ein Zehntel zu erhalten, weil man ihm mit Woods Schund bezahlt?
Wenn nicht Wood und seine Verbündeten von unserer Borniertheit überzeugt wären, hätten sie ein so verwegenes Unternehmen niemals angefangen. Jetzt sieht er, dass gegen ihn Stimmung gemacht worden ist, und er lauert nur, bis sie zu ebben beginnt, er schleicht herum und späht, wann er uns verschlingen kann. Er hofft, wir werden des Streits mit ihm müde werden, hofft, wir werden aus Unwissenheit oder aus Furcht oder weil der Widerstand uns aufreibt, zum Nachgeben gezwungen werden. Und deshalb, das gebe ich zu, ist es mein wichtigstes Streben, eure Stimmung und euren Groll wach zu halten. Wenn ich euch sage, dass unter euch ein Abgrund hegt und dass ihr den Hals brechen müsst, wenn ihr vorwärtstretet, wenn ich ihn euch vor euren Augen zeige, muss ich mir da noch die Mühe machen, es jeden Morgen zu wiederholen? Sind unseres Volkes Herzen stumpf geworden? Sind seine Ohren taub, dass sie nicht hören? Und hat es die Augen zugemacht? Ich fürchte, es leben ein paar Nattern unter uns, die um den Gewinnst von zehn oder zwanzig Pfund ihre Seele und ihr Land verkaufen würden, wiewohl das Ende so gut ihr Verderben sein muss wie unsres. Gleicht nicht der »tauben Schlange die sich weigert, die Stimme des Beschwörers zu vernehmen, ob er auch noch so kunstvoll beschwöre!«
Wiewohl mein Brief an Sie gerichtet ist, Herr Harding, so ist er doch für alle meine Landsleute bestimmt. Ich habe an dieser Sache kein andres Interesse, als das allgemeine der Öffentlichkeit. Ich kann besser leben als die meisten andern; ich besitze einiges Gold und Silber und einen wohlversehenen Laden, und ich werde noch durchzukommen vermögen, wenn viele, die höher stehn als ich, verhungern. Aber ich werde traurig, wenn ich die Kühle und Gleichgültigkeit vieler Leute sehe, mit denen ich rede. Manche fürchten eine Proklamation, andere zucken die Achseln und rufen: »Was wollen Sie, dass wir tun?« Einige sprengen aus, es sei gar keine Gefahr vorhanden. Andre trösten sich damit, dass das Unglück allgemein wird, so dass es ihnen nicht schlimmer ergehn kann als ihren Nachbarn. Soll ein Mann, der mitternächtliche Einbrecher an seinem Tore hört, sein Bett verlassen und zu gemeinsamer Verteidigung die Seinen wecken, während ein ganzes Königreich lethargisch daliegt, wiewohl Herr Wood an der Spitze der Verbündeten kommt, um ihm alles zu rauben, was es besitzt, um uns und unsre Nachkommen auf ewig zugrunde zu richten? Wenn euch auf der Strasse ein Räuber begegnet, so gebt ihr ihm euer Geld, um euer Leben zu retten; Herr Wood aber kann, Gott sei Dank, kein Haar auf eurem Haupt anrühren. Ihr habt alle Gesetze Gottes und der Menschen auf eurer Seite. Wenn er oder seine Mitschuldigen euch seinen Plunder anbieten, so braucht ihr nur nein zu sagen, und ihr seid gerettet. Wenn ein Irrer in meinen Laden käme und mir als Zahlung für zehn Ellen Tuch eine Handvoll Kot anböte, die er in der Gosse zusammengescharrt hat, so würde ich ihn bemitleiden oder auslachen, oder wenn sein Verhalten es verdiente, so würde ich ihn mit einem Fusstritt zur Tür hinauswerfen. Und wenn Herr Wood kommt, um für seinen Plunder Gold oder Silber zu verlangen, oder Waren, für die ich mein Gold oder Silber bezahlt habe, kann er da eine bessere Behandlung erwarten?
Wenn der schlimme Tag gekommen ist (falls er kommen muss), so lasst uns die beachten und uns merken, die diese Halfpence als Zahlung anbieten. Ihr Name, ihr Gewerbe und ihr Wohnsitz möge veröffentlicht werden, damit sich jeder vor ihnen als Verrätern ihres Landes und als Verbündeten des Herrn Wood in acht nehmen kann! Man möge sie auf Marktplätzen und Jahrmärkten beobachten, und der erste ehrliche Entdecker gebe die Kunde weiter, dass man Woods Halfpence angeboten hat, damit das arme unschuldige Volk gewarnt ist und sie nicht nimmt.
Vielleicht bin ich zu weitschweifig gewesen; aber ich würde niemals zu Ende kommen, wenn ich alles zu sagen versuchte, was sich über diesen melancholischen Gegenstand sagen lässt. Ich will zum Schluss demütig einen Vorschlag machen, der diesen verderblichen Plan auf der Stelle sprengen würde, wenn er zur Ausführung käme. Irgend eine geschickte und kluge Feder entwerfe eine Ankündigung folgenden Inhalts:
»Da ein gewisser Eisenhändler William Wood, jetzt oder noch vor kurzem wohnhaft zu London, sich durch vielfach falsche Darstellungen ein Privileg verschafft hat, für dieses Königreich hundertundvierzigtausend Pfund in kupfernen Halfpennystücken auszuprägen, als welche Summe fünfmal so gross ist, wie unsre Bedürfnisse sie erfordern; da es ferner landeskundig ist, dass besagter Wood seine Halfpence aus so minderwertigem Metall und von so schlechtem Gewicht geprägt hat, dass sie mindestens sechs Siebentel unter dem Nennwert bleiben; da wir drittens Grund zu der Besorgnis haben, dass besagter Wood künftig jederzeit heimlich seine Halfpence weiterprägen kann, solange er will; da viertens besagter Freibrief Seiner Majestät Untertanen weder zwingt noch zwingen kann, besagte Halfpence bei irgend einer Zahlung anzunehmen, solches vielmehr ihrem Willen und Belieben anheimstellt, weil der Untertan gesetzlich nicht gezwungen werden kann, ausser Gold und Silber irgend welches Geld anzunehmen; da fünftens entgegen dem Wortlaut und Sinn besagten Freibriefs besagter Wood erklärt hat, jedermann solle verpflichtet sein, bei jeder Zahlung fünf und einen halben Penny von seiner Münze anzunehmen; da sich sechstens Unterhaus und Geheimer Rat getrennt in je einer Adresse an Seine Geheiligte Majestät gewandt und ihr die argen Folgen dargelegt haben, die besagte Prägung für dieses Königreich haben muss; und da man sich schliesslich allgemein darüber einig ist, dass die ganze Nation bis auf den letzten Mann (ausgenommen Herrn Wood und seine Verbündeten) in der grössten Besorgnis vor den verderblichen Folgen schwebt, die sich aus besagter Prägung ergeben müssen, so beschliessen und erklären wir, deren Namen hier unterschrieben sind, und die wir beträchtlichen li[*]egenden Besitz in diesem Königreich haben und auch in ihm wohnen, einstimmig, dass wir keinen einzigen Halfpenny oder Farthing von der Prägung des besagten Wood annehmen und all unsre Pächter anweisen werden, besagte Münze von jedermann, wer er auch sei, zurückzuweisen. Damit sie aber dessen nicht in Unkunde bleiben, haben wir ihnen ein Exemplar dieser Bekanntmachung zugeschickt, das ihnen von unsern Verwaltern, Geldeinnehmern usw. vorgelesen werden soll.«
Ich wünschte, dass ein derartiges Schriftstück entworfen und von zwei- oder dreihundert der bedeutendsten Gutsherrn dieses Königreichs unterschrieben würde; dann müssten all ihren Pächtern gedruckte Kopien davon zugesandt werden. Ich täusche mich sehr, wenn irgend etwas diesen schmählichen Plan Woods und seiner Mitschuldigen schneller zu nichte machen könnte. Das wäre ein Warnungsruf, und das Königreich wäre auf der Hut. Das gäbe dem geringsten Pächter und Kätner Mut. »Wie lange, Herr, gerecht und wahr.«
Ihnen, Herr Harding, muss ich insbesondere sagen, dass Sie sehr zu tadeln sind. Mehrere hundert Personen haben in Ihrem Hause nach meinem »Brief an die Ladenbesitzer usw.« gefragt, und Sie konnten ihnen kein Exemplar verkaufen. Bitte sorgen Sie dafür, dass jener Brief und ebenso dieser vorrätig ist; Sie haben sich bei dem ersten sehr gut gestanden, wiewohl ich damals so wenig wie jetzt um Ihretwillen schrieb. Bitte, zeigen Sie beide in jeder Zeitung an, und sorgen Sie dafür, dass es nicht Ihre oder meine Schuld sei, wenn unsre Landsleute sich nicht warnen lassen wollen. Ich wünsche ferner auch, dass Sie sie so billig verkaufen, wie Sie nur können.
Ich verbleibe Ihr Diener
Den 4. August 1724.
M. B.
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Einige Anmerkungen zu einem Schriftstück. Betitelt: Bericht der Kommission des Höchstehrenwerten geheimen Rats in England über Wood[*]s Halfpence. Von M. B., Tuchhändler, Verfasser des Briefs an die Ladenbesitzer usw.
An den hohen und niederen Adel des Königreichs Irland
Nachdem ich bereits zwei Briefe an Leute meines eigenen Niveaus und Standes geschrieben habe, glaubte ich, da wiederum dringender Anlass für einen dritten vorhanden ist, dass ich ihn an niemanden besser richten könnte als an Eure Lordschaften und Eure Gnaden.
Der Anlass ist dieser. Am 18. des laufenden Monats wurde mir ein gedrucktes Schriftstück zugeschickt, das den Titel trägt: »Ein Bericht der Kommission von Lords aus Seiner Majestät höchst ehrenwertem Geheimem Rat in England über Herrn Woods Halfpence und Farthings.« Es wird nicht erwähnt, wo das Schriftstück gedruckt worden ist, aber ich vermute, es ist in Dublin geschehn. Man hat mir auch gesagt, der Text sei nicht in der »Gazette« herübergekommen, sondern durch das »London Journal« oder irgend eine andre Zeitung ohne Bedeutung und Ansehn; und da gesetzlich nichts dawider spricht, so könnte das ganze gar wohl ein Versuch sein, uns einzuschüchtern, oder auch das Unternehmen eines Druckers, der gern einen Groschen verdienen möchte, indem er etwas über einen Gegenstand veröffentlicht, der jetzt in diesem Königreich all unsre Gedanken beschäftigt. Herr Wood möchte der Welt durch die Veröffentlichung dieses Schriftstücks den Glauben beibringen, dass die Kommission mehr um sein Ansehn und seinen privaten Vorteil besorgt sei, als um die Ehre unsres Geheimen Rats und unsrer beiden Parlamente und um die Ruhe und Wohlfahrt dieses ganzen Königreichs. Denn es scheint als eine Rechtfertigung des Herrn Wood gedacht, wobei es nicht ohne ein paar strenge Bemerkungen über das Oberhaus und Unterhaus von Irland abgeht.
Das Ganze ist wirklich im Stil und Ton einer Broschüre geschrieben; genau als handelte es sich um einen Streit zwischen William Wood auf der einen und den Regierungsvertretern, dem Geheimen Rat und den beiden Parlamenten auf der andern Seite; sein Zweck ist der, den geschädigten Ruf William Woods zu reinigen und wiederherzustellen, die andere Seite aber voreiliger und grundloser Anwürfe gegen ihn zu bezichtigen.
Wenn es aber wirklich ist, was der Titel angibt, so hat Herr Wood die Kommission sehr unhöflich behandelt, indem er eine ihrer Kundgebungen in so unziemlicher Weise veröffentlichte, und zwar ohne ihre Erlaubnis, ja, bevor sie noch der Regierung und dem Geheimen Rat von Irland mitgeteilt wurde, wiewohl die Kommission geraten hatte, sie ihnen zu übermitteln. Aber mit aller Ehrfurcht sei es gesagt, ich kann mir nicht denken, dass bislang der Bericht einer Kommission des Rats in England in einem der beiden Königreiche schon Gesetz wäre. Und bis irgend etwas zum Gesetz erhoben wird, bleibt es für jeden Untertanen diskutierbar.
Dies (mit Verlaub Eurer Lordschaften und Eurer Gnaden) mag bei einem ungebildeten Ladenbesitzer als eine wunderliche Redeweise erscheinen. Ich habe mich (freilich ohne die Hilfe von Büchern) bemüht, jenen kleinen Anteil an Vernunft, den es Gott mir zu geben gefallen hat, zu mehren; und wenn die Vernunft klar und deutlich vor mich hintritt, so kann ich den Kopf nicht abwenden. Wenn mir z. B. ein Rechtsgelehrter sagte, das und das sei Gesetz, während ihm doch viele grobe handgreifliche Absurditäten entspringen müssten, so würde und könnte ich ihm nicht glauben. Wenn Sir Edward Coke mit Sicherheit behaupten wollte (was er nirgends tut; im Gegenteil), dass ein konstitutioneller Fürst seine Untertanen vermöge seiner Vorrechte zwingen könnte, eine halbe Unze Blei, mit seinem Bildnis geprägt, für zwanzig Schilling in Gold anzunehmen, so würde ich darauf schwören, dass er betrogen worden wäre oder ein Betrüger sei; denn eine solche Macht würde das ganze Leben und Vermögen des Volks der Gnade des Monarchen ausliefern. Und doch ist es gerade dies, was Wood in einigen seiner Schriftstücke behauptet hat, und was argwöhnische Leute vielleicht nach einigen Stellen in dem sogenannten Bericht besorgen mögen.
Das Schriftstück erwähnt, dass »alle gefragt worden sind, die wünschten und bereit waren, sich über den Gegenstand auszulassen.« Ich höre, es sind im ganzen vier Leute gewesen: Coleby, Brown, der Bankier Herr Finley und noch jemand, dessen Namen ich nicht weiss. Der erste von diesen ist einmal wegen Beraubung des irischen Staatsschatzes angeklagt gewesen, und wiewohl er wegen Mangels an Beweisen freigesprochen wurde, hielt ihn doch jedermann im Gerichtshof für schuldig. Der zweite wurde wegen einer Entführung angeklagt und steht verzeichnet in den Sitzungsberichten des Unterhauses, weil er durch Meineid und Anstiftung John Bingham, Esq., das Leben zu nehmen versucht hat.
Doch da ich schon so weit gegangen bin, einzelne Personen zu nennen, so mag es auch einige Genugtuung gewähren, zu erfahren, wer dieser Wood selber ist, der jetzt die Ehre hat, seit schon fast zwei vollen Jahren ein ganzes Königreich in Schrecken zu erhalten. Ich sehe, dass er in dem Freibrief den Titel Esq. führt, wiewohl man weiss, dass er nur ein Eisenhändler ist; ich war auch kühn genug, ihn in meinen früheren Briefen so zu nennen. Ein Squire freilich ist er darum doch, nicht nur kraft seines Freibriefs, sondern auch, weil er in Shropshire Steuereinnehmer war; dort wurde er angeblich beraubt und verklagte die Grafschaft; aber er wurde abgewiesen und verlor seine Stelle, weil die Sache so schmählich war.
Eine andere Geschichte über diesen ›Squire‹ Wood habe ich von einer sehr ehrenwerten Dame gehört, der ein gewisser Hamilton sie erzählt hat. Er (Hamilton) wurde vor sechs Jahren von Sir Isaac Newton berufen, um die Münzprägungen von vier Leuten zu untersuchen, die damals um ein Privileg nachsuchten, Halfpence für Irland prägen zu dürfen; ihre Namen lauteten Wood, Coster, Elliston und Parker. Parker machte das günstigste Gebot und Wood das ungünstigste, denn seine Münzen hatten auf das Pfund drei Halfpence weniger Wert als die andern. Daraus erhellt, in welcher Absicht er um dieses Privileg einkam; weniger freilich, wie er es erlangte.
Es wird in besagtem Schriftstück, das sich den »Bericht« nennt, behauptet, dass auf wiederholte Aufforderung von Seiten eines Staatssekretärs, Papiere und Zeugen hinüberzuschicken, wie man sie für geeignet hielte, die gegen den Freibrief (von beiden Kammern!) erhobenen Einwände zu stützen, der Lord Statthalter erwidert hätte, er »sehe sich in der grössten Verlegenheit, diesen Aufforderungen nachzukommen; keines der Hauptmitglieder der beiden Häuser, die in des Königs Dienst ständen oder in seinem Rate sässen, wollte es übernehmen, einen Rat zu erteilen, wie man irgend eine Persönlichkeit von Bedeutung oder irgend welche Papiere aus diesem Anlass hinüberschicken könnte usw.« Und das wird oft wiederholt und dargestellt als »ein Verhalten, das sehr merkwürdig scheint, zumal in einer Sache, die in Irland soviel Lärm gemacht hat, niemand dafür zu gewinnen war, von Irland herüberzureisen, um die gemeinsame Ansicht der beiden Kammern Irlands zu vertreten; besonders aber auch deshalb, weil die Hauptschwierigkeit entspringen konnte aus einer allgemeinen Furcht vor einem Fehlschlag in der Untersuchung vor Seiner Majestät oder in einem ordentlichen Gerichtsverfahren, wiewohl beide Kammern des Parlaments sich als so völlig versichert und zwar auf Grund von Zeugnissen und in der feierlichsten Weise vorgenommenen Untersuchungen überzeugt erklärt hatten.«
Wie soll ich, ein armer unwissender Ladenbesitzer, der im Gesetz völlig unbewandert ist, imstande sein, einem so schwerwiegenden Einwand entgegenzutreten. Einer der Hauptgründe für dieses »merkwürdige Verhalten«, den Swift nicht berührt, erhellt aus einem Brief des mit Swift befreundeten Erzbischofs King. Er bestand darin, dass diese Aufforderungen zu einer Zeit in Irland eintrafen, als weder Oberhaus noch Unterhaus tagten. Die Papiere konnten ohne Einwilligung des Parlaments nicht herausgegeben werden; die Parlamentsmitglieder, die vor allem gegen Woods Freibrief gesprochen hatten, waren weder namentlich bekannt, noch persönlich erreichbar. Ich will versuchen, was sich ohne die Hilfe von Kunst, Gewandtheit und Beredsamkeit mit reiner Vernunft tun lässt.
Meiner unmassgeblichen Meinung nach hat die Ratskommission die ganze Sache schon selbst abgeurteilt, indem sie die gemeinsame Meinungsäusserung beider Parlamentskammern in Irland einen »allgemeinen Lärm« nannte. Hier werden die Adressen des irischen Ober- und Unterhauses, die sich gegen den gefährlichen, verderblichen Plan eines »obskuren einzelnen Unternehmers« wenden, ein »Lärm« genannt. Ich möchte wissen, welchen Groll ein solcher Stil in England von Seiten einer dortigen Ratskommission einem Parlament gegenüber erregen und wieviele Anklagen darauf folgen würden. Aber angenommen, die Bezeichnung treffe das richtige, so habe ich noch niemals gehört, dass ein kluger Minister den allgemeinen Lärm eines Volks verachtet hätte; und wenn sich dieser Lärm beruhigen lässt, indem man dem betrügerischen Treiben eines einzelnen Menschen eine Enttäuschung bereitet, so ist doch der Preis nicht allzu hoch.
Um aber auf diesen Einwand zu antworten, so ist es zunächst klar, dass sich, wenn die Prägung in Irland stattgefunden hätte, und zwar unter solchen Einschränkungen, wie sie früher in andern Freibriefen festgesetzt wurden, und wenn das Privileg solchen Persönlichkeiten dieses Königreichs, ja, selbst Englands erteilt worden wäre, die imstande waren, genügende Garantien zu leisten, wenig oder keine Schwierigkeiten ergeben hätten, die nicht auf der Stelle Abhilfe hätten finden können. Was den Freibrief des Herrn Knox angeht, der im Bericht erwähnt wird, so wurde im Staatsschatz eine Garantiesumme hinterlegt, damit der Empfänger des Privilegs seine Halfpence jederzeit zurücknähme und ihren Wert in Gold oder Silber auszahlte. Und Herr Moor, auf den, wie ich annehme, jener Freibrief überging, musste noch vor Schluss des Jahre 1694 seine Prägung einstellen, weil fortwährend grosse Volksmengen versuchten, ihm seine Münzen zurückzugeben. Im Jahre 1698 prägte er von neuem, und wieder musste er die Prägung aus demselben Grunde einstellen. Das ändert die Sache völlig; denn in Woods Freibrief steht nichts von einer solchen Bedingung, die doch alle andern Einschränkungen hundertfach aufhebt.
Man setze den Fall, dass in England Oberhaus und Unterhaus und Geheimer Rat sich mit der Bitte an Seine Majestät wendeten, ein Privileg zu widerrufen, von dem sie die verderblichsten Folgen für das ganze Königreich befürchten: und um den Fall, wenn das möglich ist, noch zu verstärken, dass die ganze Nation fast bis auf den letzten Mann die »schrecklichsten Besorgnisse« (wie Herr Wood sie nennt) verriete: würde Seine Majestät auch nur eine halbe Stunde überlegen, was sie zu tun hätte? Würde irgend ein Minister es wagen, ihm den Widerruf eines solchen Freibriefs zu widerraten? Oder würde die Sache vor den Geheimen Rat oder vor Westminster-Hall verwiesen werden, wo die beiden Kammern den Kläger und William Wood den Beklagten zu spielen hätten? Und besteht zwischen den beiden Fällen auch nur der geringste Unterschied?
Ist nicht das Volk von Irland so frei geboren wie das von England? Wie hat es seine Freiheit verwirkt? Ist nicht sein Parlament eine ebenso gültige Volksvertretung wie das von England? Und hat nicht sein Geheimer Rat den gleichen oder gar einen grössern Anteil an der Verwaltung der öffentlichen Geschäfte? Ist es nicht demselben König Untertan? Bescheint es nicht dieselbe Sonne? Und hat es nicht den gleichen Gott zum Schützer? Bin ich in England ein freier Mann, und werde ich in sechs Stunden zum Sklaven, wenn ich den Kanal durchfahre? Kein Wunder also, wenn selbst die Kühnsten sich hüteten, einzugreifen in eine Angelegenheit, die schon von der ganzen Stimme der Nation entschieden war, oder sich anzumassen, dass sie die Vertreter des Königreichs vertreten könnten; kein Wunder, dass sie mit Recht befürchteten, bei der nächsten Parlamentssitzung diejenige Behandlung zu finden, die sie verdienten. Es würde sehr merkwürdig aussehn, wenn in England ein niedrigerer Gerichtshof eine Sache dem höchsten Gerichtshof, dem Parlament, während seiner Vertagung aus der Hand nehmen wollte, um sie entgegen den Anschauungen beider Kammern zu entscheiden.
Es trifft sich aber so, dass, wiewohl niemand kühn genug war, als Zeuge hinüberzugehn, um die Wahrheit der von unserm hohen Hause, dem Parlament, gegen den Freibrief erhobenen Einwände zu erweisen, diese Einwände doch, trotz der von Wood und seinem Rat gegebenen Antworten, bestehn bleiben.
Der Bericht sagt, dass »bei einer Untersuchung des Feingehalts, Gewichtes und Wertes dieses Kupfer sich als in jedem Punkt ausgezeichnet erwies«. Das ist sehr möglich, soweit die Stücke in Frage kommen, an denen die Untersuchung vorgenommen wurde; aber Wood hätte sich sehr ungeschickt zeigen müssen, wenn er nicht für eine genügende Menge solcher Halfpennystücke gesorgt hätte, die die Probe vertrugen; dazu war er vollauf imstande, wiewohl sie »verschiedenen Packungen entnommen wurden«. Denn es ist jetzt klar, dass sich die Wage der Gunst ganz auf seine Seite neigte.
Aber wozu brauchen wir zu streiten, während wir doch positive Beweise für Woods betrügerisches Verfahren in diesem Punkt besitzen? Ich habe zugesehn, wie eine grosse Menge dieser Halfpence von einem sehr geschickten Menschen gewogen wurden; und sie waren von viererlei Art, von denen drei beträchtlich unter dem Gewicht zurückblieben. Ich habe jetzt eine genaue Berechnung der Gewichtsunterschiede zwischen diesen vier Sorten vor mir, und es geht daraus hervor, dass die vierte Sorte, die leichteste, sich in einem Grade von der ersten unterscheidet, der dem Inhaber des Freibriefes bei der Ausprägung von dreihundertundsechzig Tonnen Kupfer einzig durch diesen Unterschied einen Gewinn von vierundzwanzigtausend vierhundertundneunundvierzig Pfund verschafft, und im ganzen wird das Publikum zweiundachtzigtausend einhundertachtundsechzig Pfund und sechzehn Schilling verlieren, selbst dann, wenn wir annehmen, dass das Metall in seiner Güte Woods Vertrag und der vorgenommenen Probe entspricht, was es unfehlbar nicht tut. Denn auch diesen Punkt haben sehr erfahrene Männer untersucht; und bei verschiedenen Untersuchungen an vielen dieser Halfpence haben sie gefunden, dass sie wenigstens ein Viertel unter dem wirklichen Wert bleiben (nicht eingeschlossen die »Raps« oder Fälschungen, die er und seine Mitschuldigen von seiner eigenen Münze hergestellt und ausgestreut haben). Nun beläuft sich die Ausprägung von dreihundertundsechzig Tonnen Kupfer, geprägt entsprechend dem Gewicht der vierten oder leichtesten Sorte dieser Halfpence auf einhundertundzweiundzwanzigtausend vierhundertundachtundachtzig Pfund sechzehn Schilling; und wenn wir ein Viertel des wirklichen Werts auf die schlechte Metallmischung abziehn, so müssen wir den Verlust der Öffentlichkeit um ein Viertel höher ansetzen, abzuziehn von dem inneren Wert des Kupfers; das macht auf dreihundertundsechzig Tonnen zehntausendundachtzig Pfund; und diese Summe, hinzugefügt zu der frühern von zweiundachtzigtausendeinhundertundachtundsechzig Pfund und sechzehn Schilling ergibt im Ganzen für das Publikum einen Verlust von zweiundneunzigtausend zweihundertundachtundvierzig Pfund; nicht gerechnet die »Raps« oder Fälschungen, die er jederzeit zu prägen für gut befinden mag. Auch weiss ich nicht, ob er die Schlacke bei seinen dreihundertundsechzig Tonnen Kupfer einrechnet oder nicht, wiewohl das in der Rechnung einen beträchtlichen Unterschied macht.
Man beachte hier gefälligst, dass der Wood durch den Freibrief zugestandene Verdienst zwölf Pence auf jedes Pfund Kupfer beträgt, das auf 1 Schilling und 6 Pence geschätzt wird; wogegen für die Prägung eines Pfundes englischer Halfpence nur 5 Pence zugestanden werden; und dieser Unterschied beträgt fast 25 Prozent, das Doppelte des höchsten Wechselkurses trotz all des neuen Drucks und der Hemmungen des Handels, unter denen dieses unglückliche Königreich gegenwärtig leidet. Dieser eine Umstand ergibt bei der Ausprägung von dreihundertundsechzig Tonnen Kupfer schon einen Unterschied von siebenundzwanzigtausendsiebenhundertundzwanzig Pfund zwischen englischen und irischen Halfpence, selbst wenn wir annähmen, dass die Woods alle von der schwersten Sorte wären.
Es bleibt auch noch zu bedenken, dass Wood durch jeden Halfpenny, den er aus einem Pfund Kupfer über die im Freibrief festgesetzte Zahl hinaus ausprägt, bei der Ausprägung von dreihundertundsechzig Tonnen Kupfer sechzehnhundertundachtzig Pfund mehr verdient als der Freibrief ihm zugesteht. Damit kann er es sich leisten, jene, die die Untersuchung anstellen, in diesem Punkt nachsichtig zu stimmen.
Und wenn behauptet wird, »diese Halfpence seien weit besser als ähnliche Prägungen für Irland, die unter der Regierung der Vorgänger Seiner Majestät erfolgten,« so lässt sich eine sonderbarere Art der Schlussfolgerung kaum denken; und zwar selbst, wenn die Tatsache wahr wäre. Das aber ist ein absoluter Irrtum, nicht etwa, weil die Kommission einen Fehler begangen hätte, sondern weil Wood lügt und betrügt; denn ohne Zweifel hat er die schlechtesten Beispiele vorgezeigt, die er nur finden konnte, Münzen, die auf Grund von Freibriefen in geringer Zahl von Privatpersonen geprägt wurden. »Fleischerhalfpence«, »schwarze Hunde« und dergleichen; oder vielleicht die kleine »St. Patricks Münze«, die als Farthing umläuft, oder bestenfalls ein paar der kleinsten Fälschungen der letzten Art. Denn ich habe jetzt ein paar der Halfpence vor mir liegen, die im Jahre 1680 auf Grund des Lord Dart[*]mouth gewährten Freibriefs der auf Knox überging, geprägt wurden, und sie sind um ein Neuntel schwerer als die Woods und aus weit besserem Metall. Und der grosse »St. Patricks Halfpenny« ist noch grösser als beide.
Aber was hat all das mit der gegenwärtigen Streitfrage zu tun? Wenn die Könige Englands unter den mancherlei Nöten vergangener Zeiten durch Kriege, Aufstände und Empörungen gezwungen waren, ihre irischen Armeen mit gemischtem oder minderwertigem Gelde zu bezahlen, so verhüte Gott, dass die Nöte stürmischer Zeiten zum Präzedenzfall für Zeiten des Friedens, der Ordnung und Besiedelung werden sollten!
In dem obenerwähnten Freibrief, der unter der Regierung König Karls II. Lord Dartmouth erteilt wurde, und der auf Knox überging, bildeten die in den Staatsschatz gezahlten Garantiesummen, die den Inhaber des Freibriefs zwangen, auf Verlangen sein Geld jederzeit zurückzunehmen, ein sehr wirksames Mittel gegen alle Schwierigkeiten. Und das Kupfer wurde in unserm eignen Königreich geprägt, so dass wir nicht in Gefahr waren, es mit dem Verlust unsres Goldes und Silbers zu erkaufen, das dafür in ein andres überging; und wir brauchten uns nicht die Mühe zu machen und nach England hinüberzureisen, um jeden Missbrauch abzustellen.
Ob die Könige von England ihr Vorrecht ausübten, für Irland und England Kupfer zu prägen, das ist nicht die Frage, um die es sich hier handelt. Aber (um im Stil des Berichtes zu sprechen) es würde »doch ein wenig merkwürdig aussehn«, wenn ein König es für gut befände, sein Vorrecht dadurch auszuüben, dass er in Irland Kupfer prägte, um es in England in Umlauf zu setzen, ohne dass er seine Beamten in jenem Königreich fragte, um zu erfahren, ob die Verleihung eines solchen Freibriefs geraten sei und ob das Volk sie wünschte oder nicht, und ohne dass er die Adressen seines Parlaments beachtete, die sich dagegen wendeten. Gott verhüte, dass ein so gemeiner Mann wie ich sich in des Königs Vorrechte einmischen sollte; aber ich habe von sehr gelehrten Männern gehört, dass des Königs Vorrecht eingeschränkt und begrenzt wird durch das Wohl und die Wohlfahrt des Volks. Ich möchte wissen, ob es nicht ausgemacht und zugestanden ist, dass dieser Freibrief Irlands Wohl zum Ziele hatte. Aber Irland wird in der Sache überhaupt nicht gefragt, und sowie Irland davon erfährt, erklärt es sich dagegen; die beiden Kammern des Parlaments und der Geheime Rat legen Seiner Majestät dar, welches Unheil man von einem solchen Freibrief befürchtet. Der Geheime Rat in England nimmt die Sache dem Parlament aus der Hand; das Wohl des Königreichs lässt man fallen, und jetzt steht es fest, dass Herr Wood die Macht erhalten soll, zu seinem eigenen Nutzen eine ganze Nation zu ruinieren.
Ich kann nimmermehr annehmen, solche Freibriefe seien von Anfang an in der Absicht gewährt worden, dass sie eine gute Spekulation im Interesse einer Einzelperson und zum Schaden der Allgemeinheit bilden sollten. Der Vorteil, der dem Inhaber des Freibriefs vielleicht erwachsen konnte, spielte sicherlich bestenfalls nur eine Nebenrolle, und da nun einmal irgend jemand dabei verdienen musste, so traf man die Wahl entweder nach Gunst oder nach etwas anderm oder nach scheinbarem Verdienst und scheinbarer Ehrlichkeit. Dieses Argument kommt mir so oft und so stark und immer wieder in den Kopf, dass ich mich nicht enthalten kann, es oft zu wiederholen. Sicherlich glaubte Seine Majestät, als er einwilligte, den Freibrief zu erteilen, dass er seinen treuen irischen Untertanen eine Gnadenbezeugung erwies; und auf Herrn Wood nahm er keine andre Rücksicht, als man sie auf ein Werkzeug nimmt. Aber das Volk von Irland hält diesen Freibrief (der zweifellos zu seinem Wohl gedacht war) für eine unerträgliche Plage, und deshalb kann Herr Wood niemals Erfolg haben, ohne dass man offen eingesteht, seinen Vorteil nicht nur über die Interessen sondern sogar über die Sicherheit und die Existenz eines grossen Königreichs zu stellen; und zwar eines Königreichs, das sich durch seine Königstreue vielleicht vor allen andern der Erde auszeichnet; das sich von seiner Pflicht nicht abbringen liess durch die »mit einem Federstrich geschehene Vernichtung der Rechtsprechung seines Oberhauses, durch die Härten der neu erlassenen Navigationsakte, Siehe Einleitung[*] II., durch alle möglichen Hemmungen seines Handels«, und durch hundert andre Dinge, die genügen würden, diese Broschüre zu füllen. Nie ist unter uns auch nur der geringste Versuch zu einem Aufstand gemacht worden, der den Prätendenten begünstigte. Deshalb haben wir auf jede Gerechtigkeit, die ein freies Volk überhaupt fordern kann, mindestens den gleichen Anspruch wie unsre Brüder in Engeland, und jede Huld, die ein guter Fürst den treuesten Untertanen entgegenbringen kann, dürfen wir mit gutem Grund erwarten. Und keineswegs hat dieses Königreich es verdient, dass man es einem »einzelnen, habgierigen, obskuren und verworfenen Spekulanten« opfere.
Unter andern Klauseln, die in diesem Freibrief erwähnt werden, um zu zeigen, wie vorteilhaft er für Irland sei, befindet sich auch eine etwas sonderbaren Charakters; dass nämlich der Inhaber des Freibriefs während der Zeit seiner Rechte verpflichtet sein soll, »jährlich achthundert Pfund an die Krone zu zahlen und zweihundert Pfund an den Schatzkontrolleur«. Ich habe wirklich gehört, dass der Königliche Rat bei der Erteilung eines Freibriefes stets erwägt, ob er für die Krone von Vorteil sein wird; aber ich habe gleichfalls gehört, dass zur selben Zeit erwogen wird, ob die Erteilung andern politischen Personen oder Körperschaften zum Schaden gereichen könne. Wiewohl nun Kronsachwalter und Prokurator Diener des Königs sind und also Seiner Majestät Interessen erwägen müssen, zweifle ich doch einigermassen, ob eine Einnahme der Krone von jährlich achthundert Pfund das Verderben eines Königreichs aufwiegen könnte. Trotz all unsrer Steuern (die verhältnismässig in diesem Königreich höher sind als sie, selbst während des Krieges, je in England waren) wäre es für uns besser gewesen, wir hätten alljährlich achthundert Pfund in die Kasse des Königs gezahlt, als dass man eine solche Mehrung der Einkünfte um den Preis unsrer völligen Vernichtung erkauft.
Hier aber zeigt es sich, dass vierzehntausend Pfund von Wood nur als eine kleine, unwesentliche Abgabe für den Kauf seines Freibriefs zu zahlen sind; welches seine andern offen zu Tage liegenden Kosten sind, weiss ich nicht, und über die Höhe der heimlichen Kosten schwanken die Vermutungen. Aber sicherlich muss er ein Mensch von irgend welchen wunderbaren Verdiensten sein. Hat er irgend ein andres Königreich auf seine eigenen Kosten gerettet, dass ihm eine solche Tat das Recht gäbe, sich schadlos zu halten, indem er unsres vernichtet? Hat er die Längenmessung entdeckt oder das Allheilmittel? Nein. Aber er hat auf eine neue Art den Stein der Weisen gefunden: er verfälscht Kupfer und will es uns als Gold aufzwingen.
Als die beiden Kammern bei Seiner Majestät vorstellig wurden, weil dieser Freibrief Woods auf einem heimlichen Wege erlangt worden war, konnte doch die Kommission unmöglich glauben, das Parlament wolle andeuten, es seien nicht die gewöhnlichen Formen beobachtet worden, man sei nicht durch alle Bureaus gelaufen, in denen Gebühren und Sporteln fällig waren. Sie wussten ganz genau, dass beamtete Personen keine Feinde von Verleihungen sind, und dass die Diener der Krone nicht im Dunkeln zu erhalten waren. Aber der verstorbene Lord Statthalter von Irland versicherte, dass die Sache vor ihm geheim gehalten worden war (und wer wollte an seiner Wahrhaftigkeit zweifeln, zumal er es einer Person von Stande gegenüber beschwor; aus ihrem Munde hatte ich seine Äusserung, dass Irland nie mit diesen Halfpence belästigt werden sollte). Die Sache war dem Volk von Irland ein Geheimnis, wiewohl es der einzige leidende Teil sein musste, und all jenen, die die Lage des Königreichs am genauesten kannten und am besten in einer solchen Sache zu raten imstande waren, blieb der Plan völlig fremd.
Es wird in dem Bericht zugegeben, dass dieser Freibrief ohne Vorwissen des Statthalters und der Hauptbeamten Irlands erteilt wurde; und es wird dort ausführlich gezeigt, dass frühere Freibriefe in der gleichen Weise verliehen wurden und dennoch gesetzlich gültig sind. Ich werde mich nicht auf einen Streit über die Gültigkeit solcher Freibriefe einlassen, sondern bin bereit, anzunehmen, dass es in der Macht Seiner Majestät steht, jedem Untertanen, den er hat, einen Freibrief zu verleihen, dass er runde Kupferstücke prägen darf. Um deshalb den juristischen Standpunkt ganz bei Seite zu lassen, möchte ich nur die Frage stellen, ob es nicht nach Recht und Vernunft angebracht gewesen wäre, in einer Sache, von der die Wohlfahrt eines Königreichs abhängt, besagtes Königreich rechtzeitig aufzuklären und die Sache nicht zwischen dem Empfänger des Freibriefs und den Beamten der Krone auszumachen, denen, die allein daran verdienen sollten.
Das Parlament, in Dingen dieser Art der berufenste und treueste Berater, legte dar, dass diese Verleihung »den Handel vernichten und den Besitz des Volkes gefährden« müsste; und die einzige Antwort darauf lautet, der König »habe das Vorrecht, eine solche Verleihung vorzunehmen«.
Es wird behauptet, dass in dem Freibrief für Knox seine »Halfpence zur offiziellen Münze des Königreichs gemacht und erklärt« werden, während in diesem Freibrief Wood nur die Macht verliehen wird, sie auszugeben und zwar an die, die sie nehmen wollen. Ich glaube, die Verfasser des Berichts wollen doch nicht behaupten, dass der König gesetzmässig irgend etwas durch seine Freibriefe als offizielle Münze erklären kann. Ich nehme an, dass sie es nicht behaupten wollen; und wenn der Freibrief für Knox etwas enthielt, was dem Gesetz widersprach, weshalb wird er da in Seiner Majestät gerechter und gnadenreicher Regierung als Präzedenzfall herangezogen? Aber wiewohl diese Klausel nicht in Woods Freibrief steht, stehn vielleicht doch noch andre darin, deren Gesetzlichkeit sich gleichfalls in Frage ziehn lässt; vor allem jene, durch die »William Wood die Macht verliehn wird, auf der Suche nach allen Münzen, die geprägt werden, um seine nachzuahmen, Häuser zu erbrechen«. Man kann vielleicht behaupten, dass das ungesetzlich und für die Freiheit der Untertanen gefährlich ist. Und doch folgt der Freibrief darin nur dem, der Knox gewährt wurde; ihm wurde die gleiche Macht verliehn, und dies ist ein schlagendes Beispiel dafür, welcher Gebrauch mitunter von Präzedenzfällen gemacht werden kann.
Aber wiewohl man es nicht für nötig hielt, ehe dieser Freibrief erlassen wurde, irgend jemanden in diesem Königreich zu befragen oder die geringste Untersuchung darüber anzustellen, ob es unter uns an Kupfergeld fehlte, hat es jetzt endlich, da die Sache vorüber, da der Freibrief längst erlassen worden ist und da Wood bereits siebzehntausend Pfund ausgeprägt hat und seine Werkzeuge und Maschinen bereit hält, noch sechsmal soviel zu prägen, der Kommission gefallen, die Angelegenheit zum Gegenstand einer Prüfung zu machen. Man erlaubt Wood, seine Zeugen vorzuführen; es sind ihrer, wie ich schon anmerkte, der Zahl nach vier, und drei von ihnen sind Coleby, Brown und Herr Finley, der Bankier. Und die sollten beweisen, dass in Irland grosser Mangel an Kupfergeld herrscht. Der erste war seit fast zwanzig Jahren nicht mehr im Königreich gewesen, seit der Zeit, da er wegen Unterschlagung im Schatz angeklagt war; und also steht sein Wissen auf gleicher Stufe mit seiner Glaubwürdigkeit. Den zweiten kann man als einen zuständigeren Zeugen anerkennen; denn ich glaube, es ist noch nicht länger als ein Jahr her, seit das Unterhaus dem Staatsanwalt befahl, ihn unter Anklage zu stellen, weil er versucht hatte, »dem Parlamentsmitglied John Bingham Esq. durch Meineid und Bestechung das Leben zu nehmen.« Er versicherte, er sei wegen Mangels an Kleingeld gezwungen gewesen, sich mit seinen Arbeitern ins Einvernehmen zu setzen (das haben in England Sir Ambrose Crawley und andre oft getan); aber wer ihn besser kennt, gibt einen ganz andern Grund dafür an (wenn an der Tatsache überhaupt etwas Wahres ist); sie sagen, nicht aus Mangel an Halfpence, sondern an grösserm Gelde habe er sich mit seinen Arbeitern ins Einvernehmen setzen müssen; und das ist sehr möglich, denn das Geschlecht der Bestecher und Fälscher, der Meineidigen und Entführer besteht meist aus Habenichtsen oder aus Leuten, die ihr Vermögen durch ihre Laster und ihre Verschwendung vergeudet haben. Herr Finley, der dritte Zeuge, gab ehrlich zu, dass er nicht wüsste, ob Irland Kupfergeld brauche oder nicht; aber er hatte keine andre Absicht als die, mit hohem Diskont einen bestimmten Posten von Wood aufzukaufen, um ihn so gut loszuschlagen, wie er könnte; denn so hoffte er, zwei oder dreitausend Pfund für sich selbst zu verdienen.
Aber angenommen, es wäre kein einziger Kupferhalfpenny in diesem ganzen Königreich mehr vorhanden (und das zu erreichen, scheint Herrn Woods Ziel zu sein, wenn wir uns ihm nicht fügen, denn weshalb sollte er sonst seine Beauftragten dazu anstellen, all unser altes Kupfergeld aufzukaufen, wobei er auf den Schilling einen Penny über den Nennwert zahlt), so könnte das für uns doch kein wirkliches Übel sein, wenn es auch einige Unbequemlichkeiten zur Folge hätte. Wir haben vielerlei kleine Silbermünzen, die man in England nicht kennt, zum Beispiel die französischen Dreipencestücke, die Viereinhalb- und Achteinhalbpencestücke, die schottischen Fünf- und Zehnpence, abgesehn von ihren Zwanzigpencestücken und den Drei- und Vierpence, mit deren Hilfe wir fast jedes Gold- und Silberstück bis auf einen Halfpenny wechseln können; und wenn wir auch mit dem wenigen Gold und Silber, das uns noch bleibt, zu Browns Auskunftsmittel eines mit Siegel versehenen Zettels greifen müssen, so ist das, scheint mir, immer noch ein wenig besser, als wenn uns nichts übrig bleibt ausser Woods verfälschtem Kupfer, für das er weder durch sein Patent zu bürgen verpflichtet noch bislang durch seinen Besitz zu bürgen imstande ist.
Der Bericht sagt ferner, es »müsse zugegeben werden, dass Freibriefe unter dem Landessiegel von Grossbritannien für die Ausprägung von Kupfergeld für Irland gesetzmässig und bindend seien, als eine gerechte und vernünftige Ausübung der königlichen Vorrechte Seiner Majestät; und dass sie in keiner Weise irgend eine Freiheit oder ein Privileg seiner Untertanen in Irland beeinträchtigen oder schmälern«. Zunächst möchten wir wissen, weshalb Seiner Majestät Kronrecht nicht ebenso gut hätte ausgeübt werden können, indem man diesen Freibrief in Irland erliess und die verschiedenen Bedingungen des Vertrags der Prüfung derer unterbreitete, die er allein angeht; wie es früher bei den einzigen Präzedenzfällen geschah, in denen seit dem gemischten Gelde zur Zeit der Königin Elisabeth und unter den Schwierigkeiten einer Empörung Freibriefe zur Prägung für dieses Königreich gewährt wurden. Jetzt müssen wir in dem grössten Schwindel, der nur ausgeübt werden kann, mit unsern Klagen nach England gehn, wo es seit einiger Zeit Mode ist, zu denken und zu versichern, dass wir »gar nicht zu hart behandelt werden können«. Ferner sagt der Bericht, solche »Freibriefe seien bindend«. Trotz langen Nachdenkens bin ich ausserstande, herauszubekommen, was mit diesem Wort »bindend« gemeint sein kann. Dieser Freibrief Woods »bindet« ihn weder, seine Münze auszugeben, noch uns, sie zu nehmen; und täte er dies, so wäre er insofern nichtig, weil kein Freibrief den Untertanen gesetzwidrig binden kann, es sei denn, dass ein ungesetzlicher Freibrief, der in einem Lande erlassen wird, ein andres binden kann, nicht aber es selbst.
Schliesslich wird hinzugefügt, dass »solche Freibriefe in keiner Weise irgend eine Freiheit oder ein Privileg der irischen Untertanen des Königs beeinträchtigen oder schmälern«. Wenn dieser Satz wahr ist, wie er hier aufgestellt wird, nämlich ohne irgend eine ausgesprochene oder stillschweigende Einschränkung, so muss daraus folgen, dass jeder englische König jederzeit Kupfergeld für Irland prägen und seine hiesigen Untertanen zwingen kann, ein Stück Kupfer von geringerem Wert als einem halben Farthing für eine halbe Krone gelten zu lassen, wie es der verstorbene König Jakob tat; er müsste das tun können, selbst ohne die Entschuldigung zu haben, die diesem eigenmächtigen Fürsten die Nöte und Bedrängtheit seiner Lage boten. Wenn das in keiner Weise »irgend eine Freiheit oder ein Privileg der Untertanen Irlands beeinträchtigt oder schmälert«, so hätte man doch aussprechen sollen, worin unsre Freiheiten und Privilegien bestehn und ob wir überhaupt welche haben; denn da man, statt zu sagen: »Seiner Majestät Untertanen«, genauer schreibt: »die Untertanen in Irland,« so könnte es scheinen, als wollte man andeuten, dass wir mit unsern Mituntertanen in England nicht auf gleichem Fusse stehn; wie nun die Dinge auch in der Praxis gestanden haben mögen; so hoffe ich doch, dass man das nie so schroff aussprechen wird; denn ich glaube nicht, dass Poinings Akte Siehe Einleitung II. uns unsrer Freiheit beraubte; sie änderte nur die Art, wie hier Gesetze erlassen werden (freilich eine Macht, die auf sehr indirektem Wege erlangt worden war), indem sie den beiden Kammern das Vetorecht liess. Aber abgesehn von allen Streitfragen über die Gesetzgebung, glaube ich, war noch niemals jemand verwegen genug, zu behaupten, dass das Volk von Irland nicht denselben Anspruch auf die Wohltaten des gemeinen Rechts besässe, wie die übrigen Untertanen Seiner Majestät; und deshalb geni[*]essen wir die gleichen Freiheiten und Privilegien, die das Volk von England auf Grund des gemeinen Rechts besitzt; so dass meiner demütigen Meinung nach das Wort »Irland« in jenem Satz selbst bei mildester Auslegung einen Schreibfehler bedeutet.
Der Bericht behauptet ferner, dass es »viele Präzedenzfälle gibt, in denen Dinge von grosser Wichtigkeit für Irland, Dinge, die die Interessen dieses Königreichs unmittelbar berührten, Ernennungen, Erlasse und Anweisungen auf Grund der Machtbefugnis des Königs und seiner Vorgänger mit der Königlichen Unterschrift ausgegeben wurden, ohne dass man zuvor Seiner Majestät Beamten in Irland benachrichtigte oder um Rat fragte; und doch haben sie stets gebührende Kraft besessen, und man hat sich ihnen pünktlich gefügt und ihnen gehorcht«. Vielleicht ist es so, und es tut mir von Herzen leid, denn es kann zu einer ewigen Quelle der Unzufriedenheit werden. Immerhin aber ist unter all diesen Präzedenzfällen nicht einer, in dem ein Freibrief zur Prägung von Geld für Irland erteilt wurde.
Nichts hat mich mehr wundergenommen, als diese Lehre von den Präzedenzfällen. Wenn ein Schacher vorgenommen werden soll und man bei der Durchsuchung der Annalen findet, dass er schon einmal geschehen ist, so wird es nicht an einem Anwalt fehlen, der seine Gesetzmässigkeit verficht, indem er die Präzedenzfälle hervorzieht, ohne jemals die Motive und die Umstände zu erwägen, die sie einmal eingeführt haben, als da sind: Not oder Unruhe oder Härte der Zeit, Bestechlichkeit der Minister oder eigenwillige Anlage des eben regierenden Fürsten. Und ich habe von Leuten, die sich in der Rechtsgelehrsamkeit auszeichnen, gehört, dass sich mit dieser Lehre die schlimmsten Handlungen, deren die menschliche Natur fähig ist, rechtfertigen lassen. Wie die ersten Präzedenzfälle dafür entstanden, dass Dinge, die für Irland von höchster Bedeutung waren und seine Interessen unmittelbar berührten, ohne dass des Königs hiesige Beamten zuvor benachrichtigt oder um Rat gefragt wurden, das lässt sich leicht erklären. Ehe dieses Königreich im letzten Jahr der Regierung der Königin Elisabeth durch die Unterwerfung Tyrones völlig bezwungen worden war, hatte es einen Zeitraum von vierhundert Jahren gegeben, der ein wechselndes Schauspiel des Krieges und Friedens zwischen dem englischen Landbezirk Der Bezirk um Dublin, seit 1172 dauernd unterworfen, vorwiegend von Engländern bevölkert. und den irischen Eingeborenen geboten hatte; und die Regierung jenes Teils dieser Insel, der in englischen Händen war, unterstand in vielen Dingen der unmittelbaren Verwaltung des Königs. Silber und Kupfer wurden oft hier unter uns geprägt und wenigstens einmal wurde in grosser Not gemischtes oder minderwertiges Metall von England herübergeschickt. Die Regierung König Jakobs I. wurde davon in Anspruch genommen, das Königreich nach der Empörung Tyrones zu beruhigen; und die Nation stand bis zur Zeit des Blutbades von 1641 in höchster Blüte. In jener schwierigen Lage der Dinge prägten hoher und niederer Adel hier in Dublin ihr eigenes Geld.
Nach allem, was ich ausfindig machen kann, bestand die Kupfermünze Irlands seit dreihundert Jahren aus kleinen Penny- und Halfpennystücken, die Privatleute zu prägen ermächtigt wurden; und sie liefen nur innerhalb bestimmter Städte und Distrikte um, je nachdem wie weit sich der persönliche Kredit des Eigentümers erstreckte, der sie ausgab und verpflichtet war, sie zurückzunehmen; ich habe viele Arten solcher Münzen gesehen. Und vor der Regierung König Karls II. habe ich von keinem Freibrief zur Ausprägung von Kupfer für Irland gehört; dieser erste Freibrief wurde George Legge Lord Dartmouth im Jahre 1680 erteilt, und König Jakob II. übertrug ihn im ersten Jahre seiner Regierung auf John Knox. Beide Freibriefe wurden in Irland vergeben, und in beiden wurden die Empfänger verpflichtet, ihre Münze zurückzunehmen, sobald irgend jemand ihnen zwanzig Schilling in Kupfer brächte, wofür sie Gold oder Silber zu zahlen hatten.
Sowohl der Freibrief des Lord Dartmouth wie der Knox' wurden dem Regierungsvertreter hier mitgeteilt, und es wurde ein entsprechender Bericht geliefert; und beide wurden, wie ich schon sagte, in diesem Königreich vergeben. Knox hatte seinen Freibrief nur für den Rest der Zeit, die Lord Dart[*]mouth gewährt worden war, und der Freibrief erlosch im Jahre 1701. Als dann Roger Moor um eine Erneuerung einkam, wurde die Sache hierher verwiesen, und auf Grund der Berichte des Kronsachwalters und des Prokurators, des Inhalts, dass die Erneuerung nicht zum Vorteil Seiner Majestät ausschlagen noch im Interesse der Nation liegen würde, erfolgte König Wilhelms abschlägiger Bescheid. Es muss demnach als sehr merkwürdig erscheinen, dass ein Freibrief zur Ausprägung von Kupferhalfpence, der eingestandenermassen das Wohl des Königreichs zum Ziele hat, vergeben werden konnte, ohne dass man das Königreich, für dessen Wohl er angeblich bestimmt ist, auch nur ein einziges Mal befragte, und zwar auf die Bewerbung eines »armen, privaten, obskuren Klempners« hin; und noch dazu bei einem Freibrief solcher Art, dass das Königreich, sowie es von seinem Erlass unterrichtet wird, einstimmig aufschreit und ihn als verderblich und im höchsten Grade gefährlich brandmarkt. Die Vertretung der Nation, das Parlament und der Geheime Rat wenden sich an den König, damit er widerrufen werde; und doch soll der Inhaber des Freibriefs, ein Mensch, wie ich ihn geschildert habe, die Bestätigung seines Freibriefs durchsetzen, und sein privates Interesse soll die Bitte eines ganzen Königreichs übertönen. Paulus sagt: »Ich habe es alles Macht, aber es frommet nicht alles.« Man antwortet uns, dieser Freibrief entspreche der Macht, aber »frommet er«? Wir lesen, dass der Hohepriester sagte: »Es frommte, dass ein Mensch sterben sollte für das Volk.« Und schon das war ein sehr arger Satz. Aber dass eine ganze Nation für einen einzelnen Menschen sterben sollte, davon hat man nie zuvor gehört.
Da jedoch soviel Gewicht auf die Präzedenzfälle andrer Freibriefe zur Ausprägung von Kupfer für Irland gelegt wird, will ich diese Sache in so helles Licht rücken, wie ich nur kann. Wer den Bericht gelesen hat, wird vielleicht denken, es liessen sich mindestens ein Dutzend Präzedenzfälle anführen, in denen auf Grund von in England vergebenen Freibriefen für Irland Kupfer ausgeprägt wurde, und auch die Prägung habe dort stattgefunden; ich aber bin überzeugt, dass sich auf hundert Jahre rückwärts gerechnet kein einziger Präzedenzfall zeigen lässt, in dem in England ein Freibrief zur Ausprägung von Kupfer für Irland vergeben worden wäre; und wenn es je zuvor geschehen ist, so war es in Zeiten der Verwirrung. Die einzigen Freibriefe, von denen ich je etwas habe in Erfahrung bringen können, sind die schon erwähnten des Lord Dartmouth und John Knox; jener wurde 1680 erteilt, dieser 1685. Nun lasst uns diese Freibriefe einmal mit dem Wood erteilten vergleichen. Zunächst wurde der Freibrief für Knox, der unter denselben Bedingungen erteilt wurde wie der für Lord Dartmouth, in Irland vergeben, nachdem Regierung, Prokurator und Generalanwalt Bericht erstattet hatten, dass er für dieses Königreich nützlich sein würde. Der Freibrief wurde vergeben auf den Rat des hiesigen Königlichen Kabinetts. Der Empfänger war verpflichtet, sein Geld von allen zurückzunehmen, die sich für beschwert hielten, und Gold oder Silber dafür zu geben. Schliesslich sollte der Empfänger jährlich nur 16 Pfund 13 Schilling und 4 Pence an die Krone zahlen. Dann die Ausbeutung dieses Freibriefes. Zunächst finde ich, dass die Halfpence gerändelt waren; das war einerseits von grossem Nutzen, weil es Fälschungen erschwert (und deshalb vermeidet Wood es absichtlich), andrerseits aber erhöht es die Prägekosten. Und was Gewicht und Güte des Metalls angeht, so habe ich jetzt mehrere Halfpence vor mir, von denen viele ein Neuntel mehr wiegen als die von Wood geprägten; dem Feuer und dem Hammer widerstehen sie weit besser, und, was auch nicht nebensächlich ist, die Prägung ist schöner und tiefer. Ich gebe freilich zu, dass viele aus dieser Prägung einigen Stücken Woods an Gewicht nachstehn, und zwar infolge eines Betrugs, der solchen Empfängern von Freibriefen natürlich ist; aber nicht etwa unmittelbar nach der Verleihung und ehe die Münze auch nur in Umlauf kam: denn darin muss Herr Wood für die Zukunft als Präzedenzfall dienen.
Lasst uns nun diesen neuen Freibrief prüfen, der William Wood erteilt worden ist. Er wurde vergeben auf Grund falscher Vorspiegelungen von seiner Seite und von der einiger Verbündeter. Er wurde in England vergeben, ohne dass auch nur eine Mitteilung darüber hierher gelangte. Er wurde vergeben, ohne dass selbst der Lord Statthalter, der damals in England war, etwas davon wusste. Wood wird ermächtigt, einhundertundachttausend Pfund auszuprägen, und »alle (Zivil- wie Militär-) Beamten des Königreichs« werden in dem Bericht angewiesen, ihn zu unterstützen und ihm behilflich zu sein. Knox hatte nur die Macht, auszugeben, was wir nehmen wollten, und er war gezwungen, seine Münze auf unser Verlangen zurückzunehmen und dafür, dass er das tun würde, musste er eine Sicherheit stellen. Woods Halfpence sind nicht gerändelt, und also kann er und können andre sie leichter nachmachen: Wood zahlt auf vierzehn Jahre hinaus tausend Pfund im Jahr, Knox zahlte auf einundzwanzig Jahre nur sechszehn Pfund dreizehn Schilling und vier Pence im Jahr.
Erst der Bericht brachte mich durch sein Beispiel auf den Gedanken, einen Vergleich zwischen diesen beiden Freibriefen zu ziehen, bei dem die Kommission sich durch die falsche Darstellung William Woods gröblich irre führen liess, genau wie durch jene andre Behauptung, dass während der 21 Jahre, in denen Lord Dartmouth und Knox ihre Freibriefe hatten, siebenhundert Tonnen Kupfer ausgeprägt wurden. Eine solche Menge Kupfer würde sich zum Preise von zwei Schilling und 8 Pence das Pfund auf etwa einhundertundneunzigtausend Pfund Sterling belaufen: soviel betrug etwa das gesamte Geld, das in jenen Tagen im Königreich umlief; und doch wusste in jener Zeit niemals jemand davon, dass Irland etwa zuviel Kupfergeld hätte, und mehrere Jahre lang wurde überhaupt nicht geprägt. Ausserdem versichert man mir, eine Einsicht in die Zollisten zeige, dass die gesamte Kupfereinfuhr in das Königreich von 1683 bis 1692, also in acht von den 21 Jahren (abzüglich eines Jahres der Unruhen), 47 Tonnen nicht überstiegen habe; und wir können nicht einmal annehmen, dass auch nur diese kleine Menge ganz für die Prägung verwandt worden ist. Und also glaube ich, dass nie ein so unglücklicher Vergleich gezogen worden ist, ein Vergleich, der die Absicht, die er verfolgte, so völlig verfehlte.
Der Psalmist sieht eine Wirkung des Zornes Gottes darin, wenn er »sein Volk umsonst verkauft und nimmt nichts darum«. Dass wir durch die Bosheit unsres Lebens Gott schwer erzürnt haben, lässt sich nicht leugnen. Aber unsern König haben wir weder durch Wort noch durch Tat beleidigt, und obwohl er Gottes Stellvertreter auf Erden ist, wird er uns nicht strafen für irgend welche andern Vergehungen, ausser denen, die wir gegen seine gesetzliche Machtbefugnis, seine geheiligte Person (die Gott behüte) oder die Gesetze des Landes begehn.
Der Bericht ist sehr freigebig mit Argumenten dafür, dass in Irland grosser Mangel an Kupfergeld herrsche. Wer die Zeugen waren, die das beweisen sollten, haben wir schon gezeigt, aber in Gottes Namen: Wer sollen die Richter sein? Kennt die Nation ihre eigenen Bedürfnisse nicht am besten? Beide Kammern des Parlaments, der Geheime Rat und das gesamte Volk erklären das Gegenteil. Aber mögen auch die Bedürfnisse sein, wie sie wollen, wir wünschen, dass kein Herr Wood sie befriedige. Wir kennen unsre eignen Bedürfnisse nur zu gut; sie sind zahlreich und schwer zu tragen, aber ganz andrer Art. England mag ruhig sein: wie die Dinge gehen, wird es in kurzer Zeit doch all unser Gold und Silber haben, und es kann sein verfälschtes Kupfer ruhig im Hause behalten; denn wir sind entschlossen, es nicht mit unsern Waren zu erkaufen, die Wood sich huldvoll erboten hat, dafür anzunehmen. Unsre Bedürfnisse sind nicht ein Hundertstel so schlimm wie die Methode, die er eingeschlagen hat, ihnen abzuhelfen. Er hat seine Begabung bereits in Neuengland erprobt, Das Schicksal dieser Prägungen für die englischen Kolonien in Amerika (1722 und 1723) war genau das gleiche wie das der irischen. und ich hoffe, er wird hier mindestens die gleiche Aufnahme finden; was für eine es war, das zu erklären, überlasse ich der öffentlichen Berichterstattung. Ich setze einen phantastischen Fall; aber wenn bereits irgend jemand aus diesem Königreich ein ungeheures Jahrgeld erhält, weil er mitgeholfen hat, diesen Freibrief durchzusetzen, so haben die Leute entweder ihre eigenen Interessen nicht genügend zu Rate gezogen, oder Wood muss noch mehr Schund in sein Kupfer mischen und das Gewicht der Münzen noch mehr herabsetzen. Dieser letzte Satz enthält, wie bereits einige andre Sätze dieses Briefes, eine Anspielung, auf die nunmehr näher eingegangen werden muss. Swift vermutete mit einem ziemlichen Grad von Sicherheit (wie es auch den Tatsachen entsprach), dass hinter Wood noch jemand anders stand, und zwar die Geliebte des Königs. Die damalige politische Lage am englischen Hof war derart, dass Walpole, dessen Stellung nicht mehr allzu sicher war, die mächtige Stütze der Herzogin von Kendal erkaufen musste, wenn er sich halten wollte. Darin liegt das Geheimnis dieses »Schachers«: Wood zahlte der Herzogin für den Freibrief die Summe von 10 000 Pfund bar aus und sicherte ihr ausserdem einen Anteil am Gewinn zu.
Auf Woods Klage, dass die königlichen Zollbeamten hier all den Unterbeamten bereits Anweisung gegeben hätten, seine Münzen nicht anzunehmen, erwidert der Bericht:[*] Dass »man das nur als ein sehr merkwürdiges Verfahren ansehn« könne, wie es den im Freibrief verliehenen Machtbefugnissen widerspreche; und die Kommission sagt, sie »könne Seiner Majestät nicht raten, den hiesigen Zollbeamten Anweisung zu geben, gemäss dem in den Adressen beider Kammern ausgesprochenen Wunsche irgendwelche von den besagten Münzen weder anzunehmen noch auszugeben«, vielmehr hält sie »es nur für gerecht und vernünftig, dass der König den Zollkommissionären sofort Befehl erteile usw., alle Anweisungen zu widerrufen usw., die etwa schon gegeben sein mögen, um die Aufnahme besagter Münzen zu hindern oder zu hemmen«. Und demgemäss, so hören wir, sind diese Befehle auch schon eingetroffen. Dies nun war echt Woodsche Politik; denn seine Information war völlig falsch und grundlos, und er wusste das sehr genau; denn die hiesigen Zollkommissionäre sind uns alle mit einer Ausnahme aus England herübergeschickt; und sie li[*]eben ihr Amt viel zu sehr, um einen solchen Schritt zu unternehmen. Aber Wood war schlau genug, sich zu sagen, dass ein solcher Befehl, die Anweisungen zu widerrufen, eine offene Erklärung der Krone zu seinen Gunsten bedeuten, die Regierung hier in Verlegenheit bringen, Aufsehen erregen und vielleicht dem armen Volk von Irland einige Angst einflössen würde. Und einen grossen Schritt vorwärts hat er denn auch getan: obwohl jeder Befehl, irgend welche Anweisungen zu widerrufen, unnötig ist, so soll doch noch ein neuer Befehl geschickt werden, und vielleicht ist er schon hier, der die Zollbeamten und alle Diener des Königs hier anweist, »es stets zu dulden und durchgehen zu lassen, dass Woods Halfpence als kurrentes Geld umlaufe und angenommen werde von allen, die bereit sind, sie anzunehmen, ohne dass irgend einer der Beamten oder Diener des Königs sie anfechte, verfolge, beunruhige, belästige oder verleugne«. In diesem Befehl steht keinerlei Einschränkung, und also schliesst er, soweit ich es beurteilen kann, alle Zivil- wie Militärbeamten ein, vom Lord Kanzler an bis zum Friedensrichter, vom General bis zum Fähnrich; so dass Woods Plan schwerlich scheitern wird aus Mangel an der genügenden Anzahl von Geschäftsführern. Wie die Dinge liegen, bedaure ich es nur wenig, dass ich nicht zu der Zahl gehöre, und also werde ich in aller Bescheidenheit fortfahren, meine Mituntertanen zu ermahnen und zu warnen, dass sie diese Münze weder annehmen noch ausgeben, denn sie wird das Königreich mit rascheren und grösseren Schritten an den Bettelstab bringen, als bisher getan worden ist.
Aber es ist unnötig, noch länger zu argumentieren. Die Sache ist zu einem Austrag gekommen. Seine Majestät hat dem Gesetz gemäss das Feld zwischen Wood und dem Königreich Irland geräumt. Wood steht es frei, seine Münze anzubieten, und wir haben das Gesetz, die Vernunft, unsre Freiheit und Not für uns, wenn wir sie abweisen. Ein Schelm und Reitknecht kann eine alte, verschlagene Schindmäre auf dem Markt herumreiten, aber niemand ist verpflichtet, sie zu kaufen. Ich hoffe, die Worte »freiwillig« und »bereit, sie anzunehmen« werden verständlich sein und in ihrem echten, natürlichen Sinn benutzt werden, wie Protestanten sie gemeinhin verstehen. Denn wenn ein wilder Hauptmann in meinen Laden kommt, um sechs Ellen Scharlachtuch zu kaufen, und ihm folgt ein Träger, die Schultern beladen mit einem Sack voll von Woods Münzen; und wenn wir uns über den Preis geeinigt haben und mein Scharlachtuch fertig abgeschnitten auf dem Ladentisch hegt, und wenn er mir dann den Befehl erteilt, mein Geld in Woods Münze anzunehmen und mich einen missvergnügten Jakobiterhund Jakobiter-Begünstiger des Prätendenten (Jakobs III.). nennt, weil ich es zurückweise, (wiewohl ich ein ebenso treuer Untertan bin wie er, und ohne Sold), und wenn er dann mein Tuch packt und mir den Preis in seinem verhassten Kupfer dalässt und mir befiehlt, mein Geld zu nehmen, dann wird man mich schwerlich überreden können, dass ich meinem eigenen Willen überlassen bleibe. Ich werde also in solchen Fällen zunächst dem Träger befehlen, sich mit seiner Last zu packen, und dann darauf sehn, dass das Geld in Silber oder Gold in meinem Besitz ist, ehe ich mein Tuch abmesse oder schneide. Wenn aber ein gemeiner Soldat erst seinen Krug trinkt und dann in Woods Münze Zahlung anbietet, so kann die Wirtin in einige Verlegenheit geraten; denn wenn sie sich bei seinem Hauptmann oder Fähnrich beklagt, so sind das eben auch Offiziere, mit eingeschlossen in diesen allgemeinen Befehl, den Umlauf dieser Halfpence als kurrenten Geldes zu begünstigen. Wenn sie zu einem Friedensrichter geht, so ist auch das ein Beamter, an den sich diese allgemeine Anweisung richtet. Ich rate ihr also, meinem Beispiel zu folgen, das ich bereits eingeführt habe, und sich für ihre Ware bezahlen zu lassen, ehe sie sich von ihr trennt. Ich wäre jedoch aus bestimmten Gründen recht froh gewesen, wenn man die Herren vom Militär ausdrücklich ausgenommen hätte, weil ich gehört habe, dass ihre Zucht am besten auf ihren eigenen Bezirk beschränkt bleibt.
Seine Majestät geruht im Schluss seiner Antwort auf die Adresse des Oberhauses gegen Woods Münze zu sagen, »dass er alles tun werde, was in seiner Macht stehe, um sein Volk zu befriedigen«. Es muss demnach scheinen, als solle man den Widerruf des Freibriefs als etwas ansehn, was nicht in seiner Macht steht. Da uns das Gesetz jedoch nicht zwingt, diese Münze anzunehmen, und der Freibrief es demgemäss unserm Willen und unsrer Wahl überlässt, so bleibt nichts andres übrig, um uns vor dem Verderben zu retten, als dass das ganze Königreich in dem festen, unerschütterlichen Entschluss verharre, diese verhängnisvolle Münze niemals anzunehmen oder auszugeben; dann mögen die Beamten, an die dieser Befehl sich richtet (gern nähme ich die Militärbeamten aus) mit ihren Ermahnungen, ihren Argumenten und ihrer Beredsamkeit kommen, um uns zu überreden, dass wir unser Interesse in unsrer Vernichtung fänden. Wood und seine Mitschuldigen mögen mit Wagenladungen ihrer Ware das Land durchziehen und zusehen, wer sie ihnen abnehmen will; er braucht keine Angst zu haben, dass er bestohlen wird, denn ein Strassenräuber würde es verschmähen, diese Ware anzurühren.
Ich bin nur neugierig, wie sich die Zolleinnehmer unter diesen Umständen verhalten wollen; denn ich höre, eine Parlamentsakte verpflichtet sie, als Zahlung für Seiner Majestät Zölle nichts als Gold und Silber anzunehmen, und ich denke, sie können diese Münzen des Herrn Wood nicht gut andern anbieten, wenn sie sie nicht selbst zu nehmen bereit sind.
Ich fasse das ganze zusammen. Die »Kommission rät dem König, sofortigen Befehl an all seine hiesigen Beamten zu schicken, dass man Woods Münzen ohne Anfechtung, Verfolgung, Belästigung usw. passieren und als kurrentes Geld annehmen lasse von allen, die bereit sind, sie zu nehmen«. Wahrscheinlich werden die ersten willigen Empfänger die sein, die sie annehmen müssen, ob sie wollen oder nicht, wenn sie nicht wenigstens ein Amt verlieren mögen. Aber die unabhängigen Landbesitzer, die Kaufleute, die Ladeninhaber und die grosse Masse des Volks, so hoffe ich, und so erwarte ich es fast zuversichtlich, werden sie nimmermehr annehmen. Welches muss die Folge sein? Die Besitzer werden sie um jeden Preis, den sie erzielen können, verkaufen. Woods Halfpence werden schliesslich zu einem Preise von sechs für einen Penny angeboten werden (und selbst dann wird er noch genügend verdienen); und die gezwungenen Empfänger werden dadurch zwei Drittel ihres Gehalts oder Lohns verlieren.
Das erinnert mich an einen Vorfall, den man mir vor vielen Jahren in England erzählte. Bei einer Quartalsgerichtssitzung in Leicester hatten die Richter den weisen Beschluss gefasst, den Preis des Biers auf ein Viertel um einen Halfpenny herabzusetzen. Einer nun, der erst kam, als die Sache beschlossen war, sagte, als man ihn von dem Geschehenen unterrichtete: »Meine Herrn, Sie haben den Befehl erlassen, dass das Bier in unserm Lande das Viertel zu drei und einen halben Penny verkauft werden soll; ich wollte, Sie erliessen noch einen zweiten, der bestimmt, wer es trinken soll, denn bei Gott, ich werde es nicht tun!«
Ich muss um Erlaubnis bitten, Eure Lordschaften und Eure Gnaden in einer Einzelheit warnen zu dürfen. Wood hat huldreich versprochen, uns vorläufig nur mit vierzigtausend Pfund seiner Münze zu belasten, bis die Bedürfnisse des Königreichs den Rest erfordern. Ich flehe Sie an, niemals zu erlauben, dass Herr Wood zum Richter über Ihre Bedürfnisse werde. Solange noch ein Stück Silber oder Gold in diesem Königreich übrig bleibt, wird er das ein Bedürfnis nennen, er wird sein gegenwärtiges »Quantum« heimlich vergrössern, sobald er kann, und dann hat er den ganzen Rest doch noch zu Gute. Er wird uns mit seinen eigenen »Raps« und Fälschungen überschütten: Frankreich und Holland werden desgleichen tun; und unsre eigenen Falschmünzer werden auch nicht zurückstehn; zur Bestätigung dessen habe ich schon jetzt einen den seinen nachgeahmten Halfpenny in der Tasche, der freilich so schlecht ausgeführt ist, dass ich ihn in meinem Innersten nicht für seine Prägung halte.
Ich muss jetzt Eure Lordschaften und Eure Gnaden um grosse Nachsicht für dieses lange, unverdaute Schriftstück bitten; ich sehe, dass ich mich mehrfach wiederholt habe, und zwar infolge der Eile, da immer neue Gedanken auf mich eindrangen und mich zwangen, zu dem, was ich zuvor gesagt hatte, noch etwas hinzuzufügen. Ich glaube behaupten zu können, dass ich auf jeden Absatz des Berichts ausführlich geantwortet habe; zumal es keines grossen Geschicks bedurfte, wenn dieser Bericht auch nicht kunstlos abgefasst und ganz im Stil eines Verteidigers gehalten ist, der die einleuchtendsten Argumente zu Gunsten seines Klienten zu finden weiss, die vielen darin enthaltenen Fehler aufzudecken, die man jedoch keineswegs der höchst ehrenwerten Kommission zu Lasten schreiben darf, sondern lediglich den ganz falschen, unverschämten und betrügerischen Darstellungen Woods und seiner Mitschuldigen. Ich möchte, dass Ihnen eine Einzelheit stets gegenwärtig bleibe, die ich freilich mehr als einmal erwähnt habe: die nämlich, dass trotz des grossen Gewichts, das auf Präzedenzfälle gelegt wird, im ganzen Bericht nicht einer für einen Freibrief angeführt worden ist, der jemanden ermächtigt hätte, in England Kupfer zu prägen, das in Irland umlaufen sollte; und nur auf zwei Freibriefe wird Bezug genommen (denn freilich waren nicht mehr vorhanden), und beide wurden in Irland vergeben, nachdem der hiesige Rat des Königs sie begutachtet hatte; beide waren weniger vorteilhaft für den Inhaber als dieser Freibrief Woods, und in beiden wurde eine Sicherheit verlangt, dass die Münze auf Verlangen jederzeit zurückgenommen und Gold oder Silber dafür gegeben werden würde. Das beweist die schreiende Unwahrhaftigkeit und Unverschämtheit Woods, der versuchen wollte, die höchst ehrenwerte Kommission zu seinem Werkzeug zu machen (und zwar zu seinem eigenen ungesetzlichen und unerhört hohen Gewinn), um so ein Königreich zugrunde zu richten, das eine ganz andere Behandlung verdient hatte.
Ich bin mir dessen wohl bewusst, dass eine Aufgabe, wie ich sie unternommen habe, wohl eine bessere Feder würdig hätte beschäftigen können. Aber wenn der Versuch gemacht wird, in einem Hause einzubrechen, so geschieht es oft, dass der Schwächste aus der Familie als erster an die Tür läuft. Die einzige Hilfe, die ich fand, bestand in einigen Auskünften einer hervorragenden Persönlichkeit, Des Anwalts Robert Lindsay, der Swift verschiedentlich beistand. und ich fürchte, ich habe noch eine Reihe von ihnen verdorben, indem ich versuchte, sie mit meinen eigenen Gedanken zu verschmelzen, und den Rest war ich zu handhaben ausserstande. Ich befand mich in Davids Lage, der sich in Sauls Rüstung nicht rühren konnte, und deshalb zog ich es vor, diesen »unbeschnittenen Philister (ich meine Wood) mit einer Schleuder und einem Stein anzugreifen«. Und ich kann zu Woods Ehre wie zu meiner eigenen sagen, dass er Goliath in vielen Dingen gleicht, die auf den gegenwärtigen Fall trefflich anwendbar sind; denn Goliath trug einen ehernen Helm auf dem Haupt, und er war bewehrt mit einer Rüstung; die Rüstung aber wog fünftausend Sekel Erz, und er trug eherne Beinschienen an den Beinen und einen ehernen Schild zwischen seinen Schultern. Kurz, er war wie Herr Wood, ganz und gar aus Metall; und er trotzte den Heerscharen des lebendigen Gottes. Und auch Gohaths Kampfbedingung war ganz die gleiche wie die Woods. »Wenn er wider uns sieget, so werden wir seine Knechte sein;« aber wenn es so kommt, dass ich über ihn siege, so verzichte ich auf den andren Teil der Bedingung; er soll nimmermehr mein Diener sein, denn ich glaube, in eines ehrlichen Mannes Laden kann man ihm nichts anvertrauen.
Ich will mit dem demütigen Begehren und Ersuchen schliessen, das ich schon in meinem zweiten Brief stellte, dass es Euren Lordschaften und Euren Gnaden gefallen möge, eine Erklärung zu entwerfen, die in den stärksten Ausdrücken Euren festen Entschluss ausspricht, Woods Halfpence und Farthings niemals anzunehmen oder auszugeben, und die auch Euren Pächtern verbietet, sie anzunehmen. Besagte Erklärung möge von so vielen Gutsbesitzern in diesem Königreich unterschrieben werden, wie nur möglich, um dann an Ihre vorbenannten Pächter versandt zu werden.
Und wenn die Furcht vor Woods Halfpence bis zur nächsten Quartalsgerichtssitzung andauern sollte Die Quarter-Sessions sind Plenarversammlungen der Friedensrichter einer Grafschaft, die sehr weitgehende Verwaltungsbefugnisse besassen.[*] (was ich nicht hoffe), so werden die Herren aller Grafschaften dann eine gute Gelegenheit haben, sich einstimmig und energisch gegen sie auszusprechen.
Ich verbleibe mit der grössten Achtung (mit Verlaub Eurer Lordschaften und Eurer Gnaden)
Ihr sehr ergebener und gehorsamer Diener
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Ein Brief an das ganze Volk von Irland von M. [*]B. Tuchhändler, Verfasser des Briefs an die Ladenbesitzer usw.
Ein Brief an das ganze Volk von Irland.
Meine lieben Landsleute!
Nachdem ich bereits drei Briefe über einen so unangenehmen Gegenstand wie Herrn Wood und seine Halfpence geschrieben hatte, glaubte ich, dass meine Aufgabe beendet wäre. Aber ich finde, dass bei schwachen Konstitutionen, einerlei, ob es sich um politische Körperschaften handelt oder um einzelne Menschen, alle Stärkungsmittel oft angewandt werden müssen. Ein Volk, das lange an Bedrückungen gewöhnt war, verliert allmählich die einfachsten Begriffe der Freiheit; die Menschen sehn sich als auf Gnade oder Ungnade ausgelieferte Geschöpfe an, und sie glauben, alle Lasten, die ihnen von einer stärkern Hand auferlegt werden, seien (mit den Worten des Berichts) gesetzmässig und bindend. Daher entspringt jener Mangel an Mut und jene Niedergeschlagenheit, der eine Nation so gut unterworfen sein kann wie ein Einzelwesen. Und da Esau erschöpft und sterbensschwach vom Felde heimkam, so kann es nicht wundernehmen, wenn er seine Erstgeburt um ein Gericht Linsen verkaufte.
Ich glaubte, ich hätte allen, die der Unterweisung bedürftig sein mochten, zur Genüge gezeigt, wie sie sich ohne Gefahr verhalten könnten, wenn man ihnen diese Münze anbieten sollte; und mir scheint; dass es seit vielen Jahrhunderten kein Beispiel mehr gegeben hat, in dem ein Königreich sich in einem Punkt von grosser Bedeutung so fest einigte, wie das unsre gegen diesen abscheulichen Betrug verbündet ist. Aber es zeigt sich leider, dass ein paar schwache Leute sich durch eigens ausgestreute Gerüchte von neuem schrecken lassen. Wood schreibt den Reportern in London vor, was sie zu berichten haben. In einem ihrer Blätter, das hier von einem obskuren Drucker (und wahrscheinlich in keiner guten Absicht) veröffentlicht wird, erzählt man uns, dass »die Papisten in Irland sich wider diese Münze verbündet haben«, obgleich es landeskundig ist, dass sie in dieser Sache nicht einmal Miene gemacht haben, sich zu rühren; so dass die beiden Kammern des Parlaments, der geheime Rat, die grosse Anzahl verschiedener Körperschaften, der Lord Mayor und die Aldermen von Dublin, die Oberrichter und die ersten Gutsbesitzer verschiedener Grafschaften in Bausch und Bogen unter dem Namen von »Papisten« gebrandmarkt werden.
Dieser Betrüger und seine Bande sprengen gleichfalls aus, dass wir durch die Weigerung, seinen Plunder als vollwertig anzunehmen, »dem König seine Kronrechte streitig machen, zur Empörung reif geworden und bereit sind, die Abhängigkeit Irlands von der englischen Krone abzuschütteln.« Um diese Gerüchte zu unterstützen, hat er in einer andern Zeitung eine Notiz veröffentlicht, in der er uns kund tut, dass der »Lord Statthalter Befehl erhalten hat, auf der Stelle herüberzukommen, um die Sache mit seinen Halfpence zu erledigen.«
Ich flehe euch an, meine lieben Landsleute, euch nicht die geringste Sorge über diese und ähnliche Gerüchte zu machen; sie sind nichts als das letzte Heulen eines vivisezierten Hundes; denn viviseziert ist er, so hoffe ich, zur Genüge worden. Diese Verleumdungen sind das einzige, was ihm noch übrig bleibt. Denn sicherlich wird unsere beständige und (fast) unerhörte Königstreue nimmermehr in Zweifel gezogen werden, weil wir nicht dulden, dass uns ein einzelner, obskurer Eisenhändler alles raubt, was wir besitzen.
Da wir aber angeblich dem König seine Kronrechte streitig machen, so erlaubt mir, denen, die es nicht wissen, auseinanderzusetzen, was das Wort »Kronrechte« heisst.
Die Könige dieser Reiche geniessen mehrere Machtbefugnisse, in die die Gesetze nicht eingegriffen haben. So können sie Krieg führen und Frieden schliessen, ohne dass das Parlament seine Einwilligung gibt, und das ist ein sehr grosses Kronrecht. Wenn aber das Parlament den Krieg nicht billigt, muss der König die Kosten aus seiner eigenen Tasche zahlen, und das ist ein ebenso grosser Hemmschuh für die Krone. Ferner hat der König das Recht, ohne die Einwilligung des Parlaments Geld zu prägen. Aber er kann die Untertanen nicht zwingen, das Geld zu nehmen, wenn es nicht vollwertig ist, das heisst, Gold oder Silber, denn darin beschränkt ihn das Gesetz. Manche Fürsten haben freilich ihr Kronrecht weiter ausgedehnt, als das Gesetz es ihnen erlaubte; darin aber haben die Rechtsgelehrten folgender Jahrhunderte, so sehr sie die Präzedenzfälle li[*]eben, nie gewagt, sie zu rechtfertigen. Um aber die Wahrheit zu sagen, so ist das Kronrecht erst in letzter Zeit genauer festgesetzt und bestimmt. Denn wer die Geschichte Englands liest, wird finden, dass ein paar frühere Könige, und unter ihnen nicht die schlechtesten, selbst noch nach den Tagen der Königin Elisabeth, bei verschiedenen Gelegenheiten die Gesetze ohne viel Umstände und Bedenken zu korrigieren versucht haben. Unter der Regierung jener Königin hätte jener verderbliche Ratschlag, minderwertiges Geld hierher zu schicken, das Königreich fast zugrunde gerichtet, und darüber klagten der Lord Statthalter, der Rat und die Gesamtheit der hiesigen Engländer, so dass die Münze bald nach ihrem Tode von ihrem Nachfolger eingezogen und gesetzliches Geld dafür gezahlt werden musste.
Nachdem ich euch so einen ungefähren Begriff davon gegeben habe, was des Königs »Kronrechte« bedeuten, soweit nämlich ein Händler imstande sein mag, es zu erklären, will ich nur noch des grossen Lord Bacon Ansicht hinzufügen: »So wie Gott (sagt er) die Welt nach den feststehenden Gesetzen der Natur regiert, die er selbst geschaffen hat, und wie er diese Gesetze nur bei hohen und bedeutenden Anlässen überschreitet, so sind unter den irdischen Fürsten jene die klügsten und besten, die nach den bekannten Gesetzen des Landes regieren und von ihrem Kronrecht den seltensten Gebrauch machen.«
Hier nun könnt ihr sehn, dass die gemeine Anklage Woods und seiner Mitschuldigen, die uns bezichtigt, wir »bestritten dem König seine Kronrechte«, wenn wir sein Kupfer ablehnten, Unsinn ist, weil es nicht zu des Königs Kronrechten gehört, dass er den Untertanen zwingen kann, irgend eine Münze zu nehmen, die nicht vollwertig ist; und ich bin ganz sicher, täte es das, so wären wir die letzten aus seinem Volk, die ihm dieses Recht streitig machen würden; dafür bürgt sowohl die unverletzliche Treue, die wir Seiner Majestät stets bewahrt haben, wie auch die Furcht vor der Behandlung, die wir in solchem Falle mit Recht von einigen Menschen zu erwarten hätten, die zu glauben scheinen, dass wir weder gesunden Menschenverstand noch irgend welches Gemeingefühl haben. Aber Gott sei Dank, die besten von ihnen sind nur unsre Mituntertanen und nicht unsre Meister. Ein grosses Verdienst haben wir sicherlich, auf das die Leute englischer Geburt keinen Anspruch erheben können; denn unsre Vorfahren haben dieses Königreich zum Gehorsam gegen England gezwungen; und unser Lohn bestand in einem schlechteren Klima, in dem Vorrecht, durch Gesetze regiert zu werden, in die wir nicht eingewilligt haben, in einem zugrunde gerichteten Handel, in einem Oberhaus ohne jede Rechtsprechung, in der Unfähigkeit zu fast jeder Betätigung und in der Angst vor Woods Halfpence.
Aber so weit sind wir davon entfernt, dem König das Kronrecht der Prägung streitig zu machen, dass wir ihm die Macht zuerkennen, jedermann einen Freibrief zu verleihen, damit er Bildnis und Umschrift des Königs auf jedes beliebige Material setze, und dem Inhaber die Erlaubnis zu geben, dass er seine Münze von England bis Japan in jedem Lande anbiete; und dieses Zugeständnis machen wir mit nur einer kleinen Einschränkung, der nämlich, dass kein Mensch, der lebt, verpflichtet ist, sie anzunehmen.
Aus diesen Erwägungen heraus war ich von je gegen jeden Appell an England um Hilfe wider das gegenwärtige drohende Unheil, zumal als ich bemerkte, dass die Adressen beider Kammern nach langem Warten nichts zur Folge hatten als einen Bericht, der völlig zu Woods Gunsten sprach; ich habe in einem früheren Brief ein paar Anmerkungen darüber gemacht, und ich könnte wenigstens noch einmal so viele machen, denn es ist ein Schriftstück so sonderbarer Art, wie ich nur jemals eins erblickte.
Aber ich irre mich; denn ehe dieser Bericht erstattet wurde, war Seiner Majestät höchst huldreiche Antwort an das Oberhaus herübergesandt und gedruckt worden, in der diese Worte stehen: »gewährte den Freibrief zur Ausprägung von Halfpence und Farthings, entsprechend der Übung Seiner königlichen Vorgänger usw.« Dass König Karl II. und König Jakob II. (und nur sie) Freibriefe zu diesem Zweck vergaben, lässt sich nicht leugnen, und ich habe es ausführlich dargelegt. Ihre Freibriefe wurden vergeben unter dem Landessiegel Irlands, auf Grund irischer Berichte; das Kupfer musste in Irland geprägt werden, und der Inhaber des Freibriefs war verpflichtet, seine Münze auf Verlangen in Irland zurückzunehmen und Gold und Silber dafür zu zahlen. Woods Freibrief wurde unter dem Landessiegel Englands vergeben, das Kupfer wurde in England geprägt, Irland wurde nicht im geringsten gefragt; die Summe war ungeheuer hoch, und der Inhaber des Freibriefs hat keinerlei Verpflichtung, seine Münze zurückzunehmen und gutes Geld dafür zu zahlen. Dies erwähne ich nur, weil ich mich bisweilen in meinen heimlichen Gedanken gefragt habe, ob der Schreiber jener Worte in Seiner Majestät huldreicher Antwort (»entsprechend der Übung seiner königlichen Vorgänger«) die verschiedenen Umstände auch reiflich erwogen hätte, die meiner armen Meinung nach einen Unterschied ausmachen.
Lasst mich nun einiges über die andre grosse Ursache der Furcht einiger Leute sagen, wie Wood die Londoner Reporter es auszudrücken lehrte. Darüber, dass »Seine Exzellenz, der Lord Statthalter, herüberkommt, um die Sache mit Woods Halfpence zu erledigen.«
Wir wissen sehr genau, dass die Lord Statthalter dieses Königreich schon seit vielen Jahren nicht mehr der Ehre ihrer Anwesenheit gewürdigt haben, wenn es nicht in des Königs Geschäften unbedingt notwendig war, und die erforderten infolgedessen niemals eilige Erledigung; daher war es nur natürlich, wenn es den meisten in den Sinn kam, dass ein neuer Statthalter, der zu ungewöhnlicher Zeit hier erscheint, das Vorzeichen einer ungewöhnlichen Aktion sein müsse, zumal wenn das allgemein verbreitete Gerücht wahr ist, dass das ich weiss nicht bis wann vertagte Parlament auf eine neuerliche Einberufung (in der jene Vertagung widerrufen wird) gleich nach seinem Eintreffen zusammentreten soll: für welches sonderbare Verfahren die Rechtsgelehrten auf der andern Seite des Kanals zu ihrem grossen Glück zwei Präzedenzfälle gefunden haben.
All das zugegeben, so wird es mir niemals in den Kopf eingehn, dass so ein kleines Geschöpf wie Wood bei dem König und seinen Ministern Einfluss genug gewinnen konnte, damit der Lord Statthalter von Irland eilends in dieser Sache herübergeschickt wird.
Denn lasst uns die ganze Sache einmal nackt betrachten, wie sie vor uns hegt, ohne die Spitzfindigkeiten mancher Leute, die nichts zu tun haben. Hier wird einem gewissen William Wood unter dem Landessiegel Englands auf Grund falscher Vorspiegelungen ein Freibrief gewährt zur Ausprägung von kupfernen Halfpence für Irland. Das hiesige Parlament wendet sich, weil es von besagtem Freibrief die schlimmsten Folgen befürchtet, an den König, damit er widerrufen werde. Das wird abgelehnt, und eine Kommission des geheimen Rats berichtet Seiner Majestät, dass Wood die Bedingungen seines Freibriefs erfüllt hat. Daraufhin überlässt man es ihm, aus seinen Halfpence herauszuschlagen, was er kann; das irische Volk, das man gleichfalls sich selber überlässt, verbündet sich wie ein Mann und beschliesst, dass es mit seiner Ware nichts zu tun haben will. Aus diesem einfachen Bericht der Tatsache erhellt, dass der König und die Minister mit der Sache nichts zu tun haben. Will da nun noch jemand versuchen, mich zu überreden, dass in grosser Eile vor der üblichen Zeit ein Lord Statthalter herübergeschickt und dass mit Hilfe des Widerrufs einer Vertagung ein Parlament berufen wird, einzig, um einem Schwindler durch das Verderben eines königstreuen Reichs hunderttausend Pfund in die Tasche zu schieben.
Aber angenommen, all das sei wahr. Durch welche Argumente könnte ein Lord Statthalter eben das Parlament, das sich mit soviel Eifer und Ernst gegen dieses Unheil wandte, überreden, es zum Gesetz zu erheben? Ich bin überzeugt, dass die Ansicht der Kammern über Wood und seinen Plan seit der letzten Vertagung keine bessre geworden ist. Und angenommen, dass man jene Methoden benutzen wollte, die nach der Angabe von Nörglern bisweilen versucht worden sind, um Stimmen zu gewinnen, so ist es doch bekannt, das in diesem Königreich wenig Ämter zu vergeben sind; und wären ihrer mehr, so ist es ebenso bekannt, wem sie zufallen müssen.
Da aber eine grosse Anzahl von euch ganz unbekannt ist mit dem Gang der Geschäfte in eurem Lande, so will ich euch ein paar Gründe dafür nennen, weshalb bei uns so wenig Ämter zu vergeben sind. Alle hohen, lebenslänglichen Ämter in Irland sind im Besitz derer, denen die Anwartschaften gewährt wurden; und das waren im allgemeinen Anhänger der Statthalter oder Leute, die Einfluss am englischen Hof besassen. So hat Lord Berkeley von Stratton jenes grosse Amt eines Archivkontrolleurs inne; Lord Palmerston ist mit einem Gehalt von fast zweitausend Pfund jährlich erster Schatzsekretär. Ein gewisser Dodington, der Sekretär des Earls von Pembroke, bat um die Anwartschaft auf das Amt eines Buchhalters bei der Schatzkammer, das jährlich zweitausend fünfhundert Pfund einbringt; und seit dem Tode des Lord Newtown hat er es inne. Herr Southwell ist Staatssekretär, und der Earl von Burlington erblicher Lord Oberschatzmeister von Irland. Das sind nur ein paar von vielen andern Beispielen, von denen ich gehört habe, derer ich mich aber nicht entsinnen kann. Ja, die Anwartschaften auf mehrere lebenslängliche Ämter werden in gleicher Weise vergeben. Dies ist einer der vielen Umstände, durch die sich das Königreich Irland von allen andern Nationen auf der Erde unterscheidet; und es wird dadurch so schwierig, ein bürgerliches Amt zu erhalten, dass Herr Addison gezwungen war, sich eine alte, obskure Stellung, die eines sogenannten Urkundenbewahrers in Berminghams Tower, eine Stellung von zehn Pfund jährlich, zu kaufen und die Verleihung eines Gehalts von vierhundert Pfund eigens zu erwirken, obwohl all die dort verwahrten Urkunden weder nach Seltenheits- noch nach Gebrauchswert auch nur eine halbe Krone erzielen würden. Und kürzlich noch konnten wir es erleben, wie ein begünstigter Sekretär sich dazu herabliess, Maître de plaisir zu werden, ein Amt, das er durch seinen Einfluss und seine Erpressungen recht einträglich gemacht hat. Von dem Amt eines Unterschatzmeisters, das jährlich achttausend Pfund einbringt, will ich nicht reden, auch von denen der Zollkommissionäre nicht, deren vier im allgemeinen in England leben; denn ich glaube, diese Ämter werden nicht auf Grund von Anwartschaften verliehen. Aber das Wesentliche ist, dass ich gelegentlich erfahren habe, einige dieser abwesenden Beamten wirkten so scharf gegen die Interessen Irlands, als hätten sie ihm nie einen Heller zu verdanken gehabt.
Ich gestehe, ich bin manchmal in Versuchung gewesen, zu wünschen, dass dieser Plan Woods Wirklichkeit werden möchte; denn ich überlegte mir mit einigem Vergnügen, welche hübsche Gesellschaft von Lords und Gutsherrn und männlichen wie weiblichen Inhabern von Gnadengehältern und Zivil- und Militärbeamten er zu uns herüberführen würde; wir könnten hier dann so lustig und gesellig leben wie die Bettler, nur mit dem einen Nachteil, dass wir nichts zu essen und nichts, uns damit zu kleiden, hätten, wenn wir nicht bereit wären, uns in kupferne Panzer zu hüllen und Kupfer zu schlingen, wie Strausse Eisen fressen.
Ich wende mich von dieser Abschweifung wieder zu dem zurück, was sie veranlasste. Und ich glaube, ihr seid jetzt überzeugt, dass, wenn das Parlament von Irland auch ebenso bestechlich wäre wie nur irgend eine andre Versammlung in der Christenheit (was Gott verhüte), die Geschäftsführer doch notwendig aus Mangel an Werkzeugen, mit denen sie arbeiten könnten, scheitern müssten. Aber ich will noch einen Schritt weiter gehn und annehmen, dass man eigens hundert neue Ämter errichtete, um solche zu belohnen, die sich bereit erklärten; dann bliebe doch noch eine unübersteigliche Schwierigkeit bestehn; denn es trifft sich, ich weiss nicht wie, dass das Geld weder ein Whig noch ein Tory ist, weder der Stadtpartei noch der Landpartei angehört, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass ein Gutsbesitzer lieber wird auf seinen eigenen Gütern leben wollen, die ihm Gold und Silber einbringen, als noch ein Amt hinzunehmen, wenn ihm sowohl seine Pacht wie sein Gehalt mit über achtzig Prozent Diskont in Woods Kupfer ausgezahlt werden soll.
Aus diesen und vielen andern Gründen bin ich überzeugt, dass ihr nicht das geringste von dem bevorstehenden plötzlichen Erscheinen des Lord Statthalters zu befürchten habt, so lange wir in unsrer gegenwärtigen mutigen Stimmung verharren; die aber zu ändern, kann keinerlei brauchbare Versuchung vorgebracht werden. Und wenn, wie ich es oft auf Grund der besten Gewährsmänner behauptet habe, das Gesetz der Krone nicht die Macht gelassen hatte, dem Untertanen irgend welches Geld aufzuzwingen, das nicht vollwertig ist, so kann die Krone eine solche Macht noch viel weniger auf andere übertragen.
Dies sage ich in der höchsten Achtung vor der Person und der Würde Seiner Exzellenz des Lord Carteret, dessen Charakter mir von einem Herrn geschildert wurde, der ihn gekannt hat, seit er zum erstenmal in die Öffentlichkeit trat: jener Herr schildert ihn als einen jungen Adligen von grosser Bildung und ausgezeichnetem Wissen, als regelmässig in seinem Leben und als begabt mit viel Verstand und Lebhaftigkeit. Er ist seither, wie ich gehört habe, im Ausland beschäftigt gewesen; er war erster Staatssekretär und ist jetzt in ungefähr seinem siebenunddreissigsten Lebensjahr zum Lord Statthalter von Irland ernannt worden. Von einem solchen Statthalter kann dieses Königreich vernünftiger Weise so viel Glück erhoffen, wie es unter so vielen Enttäuschungen überhaupt zu empfinden vermag.
Freilich sind seit Menschengedenken stets so geschickte Statthalter vorhanden gewesen, dass sie durch ihre Macht über die, die die Ämter inne hatten, und durch die Kunst, mit der sie andre durch Schwüre, Leutseligkeit und selbst Diners zu lenken oder zu täuschen verstanden, Dinge von furchtbaren Folgen für dieses Königreich durchzusetzen wussten. Hätte Woods Kupfer zu jenen Zeiten auf dem Amboss gelegen, so kann man sich leicht genug denken, welche Mittel und Wege eingeschlagen worden wären. Abhängigen Personen wäre in klaren Worten gesagt worden, dass es »ein Dienst sei, den man von ihnen erwartete, widrigenfalls die öffentlichen Ämter in gefälligere Hände gelegt werden müssten.« Andre hätte man durch Versprechungen verlockt. Dem Landadel hätte man ausser guten Worten Burgunder und geheime Verhandlungen gewährt. Man hätte vielleicht angedeutet, »wie gut es aufgenommen werden würde, wenn man sich einem königlichen Freibrief fügte, wiewohl es nicht obligatorisch sei;« wenn sich dann Schwierigkeiten ergeben sollten, so könnte man »das durch künftige Gnaden- und Gunstbeweise wieder ausgleichen«. »Die Landedelleute müssten erwägen, ob es klug oder ungefährlich sei, England zu entrüsten«[*]: man würde sie ersuchen, nachzudenken über »ein paar gute Gesetze zur Ermutigung des Handels, ein paar Erlasse, um den Armen Arbeit zu geben, und über ein paar weitere Akte gegen die Papisten und für eine Vereinigung der Protestanten«. Man würde feierlich versichern, »dass man uns niemals mit mehr als vierzigtausend Pfund dieser Münze belästigen würde, und alle sollten von der besten und schwersten Art sein; und nur unsre Waren sollten wir dafür hergeben, damit unser Gold und Silber im Lande bliebe.« Vielleicht würde auch »ein gelegener Bericht über irgend einen feindlichen Überfall im rechten Augenblick ausgesprengt werden,« denn derartiges beseitigt Schwierigkeiten in öffentlichen Angelegenheiten gar leicht; man würde uns eben sagen, »dies sei nicht die Zeit, Schwierigkeiten zu machen, denn das Königreich sei in Gefahr«.
Solche und ähnliche Mittel und Wege, sage ich, würden in verderbten Zeiten benutzt werden, um dieser kupfernen Sündflut Eingang zu uns zu verschaffen; und ich bin überzeugt, selbst da hätten sie keinen Erfolg gehabt; wieviel weniger also unter der Verwaltung eines so ausgezeichneten Mannes wie des Lord Carteret, und in einem Lande, in dem alle Stände, Parteien und Berufe bis auf den letzten Mann überzeugt sind, dass ihre und ihrer Nachkommenschaft Vernichtung ewig als beginnend mit der Aufnahme dieser abscheulichen Münze gezählt werden wird; denn findet sie einmal Eingang, so lässt sie sich so wenig auf eine kleine oder auch nur massvolle Menge beschränken, wie sich die Pest auf ein paar Familien beschränken lässt; und keine irdische Macht kann dafür ein Äquivalent verleihen, so wenig, wie sich eine Leiche durch ein Stärkungsmittel ins Leben zurückrufen lässt.
Eins ist trostreich in diesem allgemeinen Widerstand gegen Herrn Wood, dass nämlich die Leute, die man von England herüberschickt, um die erledigten Stellen in unsrer Geistlichkeit, unsrer Zivil- und Militärverwaltung auszufüllen, alle auf unsrer Seite sind: das Geld, der grösste Entzweier der Welt, ist durch eine seltsame Umkehrung zum grossen Einiger eines höchst entzweiten Volks geworden. Wer verliesse wohl hundert Pfund jährlich in England (einem Lande der Freiheit), um in Irland tausend Pfund in Woods Münze zu erhalten? Der Herr, den man kürzlich zum Primas Hugh Berniter, der Gegenstand von Swifts giftigstem Spott, siehe Einleitung II. gemacht hat, würde seinen Sitz im englischen Oberhaus und seine Pfründe in Oxford und Bristol, die zwölfhundert Pfund im Jahr eintrugen, nimmermehr mit dem vierfachen Gehalt hier vertauschen, wenn es nur halb soviel wert ist; deshalb erwarte ich, dass er in diesem Punkt ein ebenso guter Ire sein wird, wie nur irgend einer seiner Brüder, ja, wie wir selber, die wir das Unglück hatten, in diesem Lande geboren zu werden. Denn wer, wie man gemeinhin sagt, nicht herkommt, »um die Sprache zu lernen«, würde nimmermehr ein besseres Land mit einem schlechteren vertauschen, um Kupfer statt Gold zu erhalten.
Eine andre Verleumdung, die Wood und seine Abgesandten aussprengen, ist die, dass wir durch unsern Widerstand gegen ihn unsre Neigung verraten, unsre Abhängigkeit von der englischen Krone abzuschütteln. Man beachte, bitte, was für eine wichtige Person eben dieser William Wood ist, und wie sich das öffentliche Wohl zweier Königreiche in seinem privaten Interesse verschlingt. Zunächst sind alle, die sich weigern, seine Münze zu nehmen, Papisten; denn er sagt uns, dass »sich nur die Papisten wider ihn verbündet haben«. Zweitens »machen sie dem König seine Kronrechte streitig«. Drittens »sind sie reif zur Empörung«. Und viertens wollen sie »ihre Abhängigkeit von der englischen Krone abschütteln«. Das heisst, sie stehn im Begriff, »sich einen andern König zu wählen«. Denn einen andern Sinn kann dieser Ausdruck nicht haben, wie man ihn auch drehe und wende.
Und das gibt mir Gelegenheit, denen, die es nicht wissen, einen weitern Punkt zu erklären, der mir oft die Brust bedrückt hat. Wer aus England zu uns herüberkommt, und auch einige schwache Leute unter uns selbst, schütteln, so oft wir in der Unterhaltung die Worte Freiheit und Eigentum fallen lassen, den Kopf und sagen, Irland sei »ein abhängiges Königreich«, als wollten sie mit diesen Worten andeuten, dass das Volk von Irland in einem Zustand der Sklaverei oder der Abhängigkeit lebe, der es unterscheide von dem Englands. Nun sind die Worte »ein abhängiges Königreich« ein moderner Kunstausdruck, der, wie ich gehört habe, allen alten Rechtsgelehrten und Forschern in der Staatskunst unbekannt war; und Irland wird im Gegenteil in einigen Gesetzen eine »kaiserliche Krone« genannt, die nur von Gott verliehen sei; und das ist der höchste Titel, den ein Königreich nur erhalten kann. Deshalb ist unter diesem Ausdruck »ein abhängiges Königreich« nichts andres zu verstehen, als dass auf Grund eines hier im 33. Jahre Heinrichs VIII. erlassenen Gesetzes »der König und seine Nachfolger kaiserliche Könige dieses Reichs sein sollten, als vereinigt und verknüpft mit der kaiserlichen Krone Englands«. Ich habe alle englischen und irischen Landesgesetze durchgesehen, ohne irgend eins zu finden, das Irland von England abhängig machte, so wenig wie England von Irland abhängt. Wir haben uns freilich verpflichtet, den gleichen König zu haben, wie England, und also hat England sich verpflichtet, mit uns den gleichen König zu haben. Denn das Gesetz wurde von unserm eigenen Parlament erlassen, und unsre damaligen Vorfahren waren keine solchen Narren (was sie auch unter der vorhergehenden Regierung gewesen sein mögen), sich unter ich weiss nicht was für eine Abhängigkeit zu beugen, von der man jetzt ohne jede gesetzliche Grundlage, ohne jede Vernunft und jeden gesunden Menschenverstand redet.
Wer will, mag anders denken; ich, M. B., Tuchhändler, wünsche eine Ausnahme zu machen, denn ich erkläre, dass ich nächst Gott nur vom König, meinem höchsten Herrn, und den Gesetzen meines Landes »abhängig« bin; und statt vom englischen Volke »abzuhängen«, würde ich vielmehr, wenn es sich je wider meinen höchsten Herrn empören sollte (was Gott verhüte), auf den ersten Befehl Seiner Majestät bereit sein, wider das englische Volk zu den Waffen zu greifen, wie es einige meiner Landsleute zu Preston wider ihre taten. Und wenn eine solche Empörung so erfolgreich verlaufen sollte, dass sie den Prätendenten auf den englischen Thron erhöbe, so würde ich es wagen, jenes Landesgesetz so weit zu übertreten, dass ich jeden Tropfen meines Bluts dafür hingäbe, um zu hindern, dass er auch König von Irland würde.
Es ist freilich wahr, dass seit Menschengedenken die Parlamente von England sich immer hin und wieder die Macht angemasst haben, dieses Königreich durch dort erlassene Gesetze zu binden; worin ihnen zuerst der berühmte Herr Molineux, ein hier geborener englischer Gutsherr, entgegentrat (soweit Wahrheit, Vernunft und Gerechtigkeit eines Widerstandes fähig sind), und mit ihm mehrere der grössten Patrioten und der besten Whigs in England; aber die Liebe zur Macht und ihr fortreissender Strom trugen den Sieg davon. Freilich waren auf beiden Seiten die Argumente unwiderleglich. Denn wahrlich, Regierung ohne die Einwilligung der Regierten, das ist stets geradezu die Definition der Sklaverei. Aber freilich werden elf wohlbewaffnete Leute sicherlich eines Einzelnen Herr werden, der nur mit seinem Hemd bekleidet ist. Doch ich bin fertig. Denn jene, die die Macht dazu benutzten, die Freiheit zu beschränken, sind jetzt soweit gegangen, dass sie uns selbst das Recht der Klage missgönnen, wiewohl man nie davon gehört hat, dass man einem Gefolterten das Recht verweigert hätte, so laut zu brüllen, wie er es für angebracht hielt.
Und wie wir uns von unvernünftigen Besorgnissen leicht allzu sehr beugen lassen, so neigen wir auch nur zu oft dazu, uns in grundlosen Hoffnungen zu erheben. (Es ist das die Art aller schwindsüchtigen Leiber wie des unsern); und demgemäss wurde seit mehreren Tagen ausgesprengt, ein Jemand in England habe einen zweiten Jemand ermächtigt, einem dritten Jemand hier zu schreiben, er könne uns versichern, dass »wir nicht mehr mit diesen Halfpence belästigt werden sollten«. Und das wird von derselben Person berichtet, die vor einigen Monaten geschworen haben sollte, sie wolle »sie uns die Kehle hinunterstopfen« (wobei ich freilich zweifle, ob wir sie im Magen behalten würden); doch welches von diesen Gerüchten wahr oder falsch ist, geht uns nichts an. Denn in diesem Punkt haben wir es keineswegs mit englischen Ministern zu tun; ich würde es bedauern, wenn es in ihrer Macht läge, diesem Missstand abzuhelfen oder ihn durchzusetzen. Denn der »Bericht der Kommission« hat mich vollauf übersättigt. Das Abhilfsmittel liegt ganz in eurer eignen Hand, und deshalb habe ich die kleine Abschweifung gemacht, um jenen so rechtzeitig unter euch erwachten Geist aufzufrischen und zu erhalten und euch zu zeigen, dass ihr nach den Gesetzen Gottes, der Natur, der Völker und eures eigenen Landes ein ebenso freies Volk seid und sein müsst, wie eure Brüder in England.
Wenn die von Wood und seinen Handlangern zur Verteidigung seiner Sache in London veröffentlichten Broschüren hier wieder abgedruckt würden und unsre Landsleute sich überreden liessen, sie zu lesen, so würden sie euch deutlicher von seiner heimtückischen Absicht überzeugen als alles, was ich je werde sagen können. Kurz, im Vergleich mit dem, als der er in den Schriften derer erscheint, die er zur Rechtfertigung seines Planes dingt, mache ich ihn zu einem wahren Heiligen. Aber er ist so sehr Herr des Feldes (den Grund mögen andre erraten), dass kein Londoner Drucker irgend einen zu Gunsten Irlands geschriebenen Aufsatz zu drucken wagt; hier freilich ist auch noch niemand so verwegen gewesen, irgend etwas zu Woods Gunsten zu drucken.
Mir wurde noch vor wenigen Tagen eine Broschüre von fast fünfzig Seiten zugeschickt, geschrieben zu Gunsten Herrn Woods und seiner Prägung und in London gedruckt; sie ist keine Antwort wert, weil sie wahrscheinlich hier nie veröffentlicht werden wird. Aber sie gab mir Gelegenheit, über ein Unglück nachzudenken, unter dem wir leiden; dem nämlich, dass das englische Volk unsre Lage absolut nicht kennt; freilich kann das nicht wundernehmen, denn sie kümmern sich nicht im geringsten darum, es sei denn, dass man im Kaffeehaus einmal darüber rede, wenn es an jedem Gesprächsthema fehlt. Ich habe Grund zu der Annahme dass kein Minister sich jemals die Mühe machte, irgend welche Schriften zu unsrer Verteidigung zu lesen; ich denke mir, ihre Meinungen stehn bereits fest; sie haben sie sich ganz auf Grund der Berichte Woods und seiner Mitschuldigen gebildet. Sonst wäre es nicht möglich, dass irgend jemand die Unverschämtheit besitzen kann, eine solche Broschüre zu schreiben, wie ich sie erwähnte.
Unsre Nachbarn, deren Verstand genau mit dem unsern auf einer Stufe steht (und vielleicht ist der unsre nicht gerade der klarste), hegen eine starke Verachtung für die meisten Nationen, aber eine besondre für Irland. Sie sehn uns als eine Art wilder Iren an, die unsre Vorfahren vor mehreren hundert Jahren unterwarfen; und wenn ich euch die Briten schildern wollte, wie sie zu Cäsars Zeiten waren: als sie sich ihre Leiber bemalten und sich in Tierfelle hüllten, so würde ich genau so vernünftig handeln wie sie. Im gegenwärtigen Fall freilich sind sie insofern zu entschuldigen, als sie nur von der einen Seite der Sache hören; und da sie weder Gelegenheit noch den Wunsch haben, auch die andre zu prüfen, so glauben sie die Lüge lediglich aus Bequemlichkeit, und da Herr Wood behauptet, er habe die Macht, so schliessen sie daraus, er habe auch das Recht auf seiner Seite.
Damit ihr nun also sehn könnt, wie diese Sache von Wood und seinen Anhängern in England dargestellt wird, so halte ich es für geraten, ein paar jener notorischen Unwahrheiten in Dingen der Darstellung und Schlussfolgerung auszuziehen, deren Kenntnis meine Landsleute in ihrer rechten Gesinnung bekräftigen wird; ihr werdet sehn, wenn ihr beide vergleicht, wie sehr ihre Feinde im Unrecht sind.
Zunächst behauptet der Verfasser tatsächlich, dass Woods Halfpence unter allgemeiner Billigung aller seit mehreren Monaten in Umlauf seien, ohne dass ein einziger dagegen gesprochen hätte; ja, wir seien bis auf den letzten Mann glücklich, dass wir sie hätten.
Zweitens versichert er, wir würden durch ein paar schlaue, bösgesinnte Leute unter uns, die sich diesem Freibrief Woods widersetzten, um für sich selbst einen Neuen zu erlangen, in eine Abneigung gegen seine Münze hineingehetzt.
Drittens seien die, die sich als erste gegen Woods Freibrief aussprachen, gerade die Leute, die zu ihrem eignen Vorteil einen andern für sich zu erwirken dächten.
Viertens seien unser Parlament und geheimer Rat, unser Lord Mayor und die Aldermen von Dublin, die Richter und Kaufleute, kurz, das ganze Königreich, ja selbst die Hunde (wie er sich ausdrückt) in diese Halfpence verliebt gewesen, bis sie von vorbenannten arglistigen Leuten aufgehetzt wurden.
Fünftens sagt er direkt, alle, die sich den Halfpence widersetzten, seien Papisten und Feinde des Königs Georg.
Soweit, davon bin ich überzeugt, können selbst die Unwissendsten unter euch aus eigener Kenntnis darauf schwören, dass der Verfasser in jedem Punkt offenkundig lügt, denn das klare Gegenteil zeigt sich im ganzen Königreich so deutlich, dass wir es, wenn es nötig würde, von fünfhunderttausend Unterschriften bestätigt erhalten könnten.
Sechstens möchte er uns überreden, wenn wir für fünf Schilling unsrer Waren oder Erzeugnisse um zwei Schilling und vier Pence Kupfer verkaufen, dass wir selbst in dem Fall, dass das Kupfer eingeschmolzen würde und wir für besagte Waren fünf Schilling in Gold oder Silber erhalten könnten, doch noch einen starken Verdienst hätten, wenn wir die zwei Schilling und vier Pence in Kupfer nähmen.
Und schliesslich macht er uns, von Wood ermächtigt, ein sehr gutes Angebot. Wenn wir ihm nämlich für unsre Waren zweihunderttausend Pfund abnehmen und ihm zugleich auf dreissig Jahre für hundertundzwanzigtausend Pfund (denn um diese Summe übersteigt die Prägung nach seiner Berechnung den innern Wert des Kupfers) als einem Darlehn in seiner Münze drei Prozent Zinsen zahlen wollen, so will er uns nach Ablauf dieser Frist für alle Halfpence, die dann noch übrig sind, gutes Geld geben.
Erlaubt mir, dieses Angebot so klar zu beleuchten, wie ich kann, um so die unerträgliche Schurkerei und Unverschämtheit dieses unverbesserlichen Halunken zu zeigen. Zunächst sagt er: »Ich will zweihunderttausend Pfund meiner Münze in euer Land schicken. Den wahren Wert des Kupfers berechne ich auf achtzigtausend Pfund und hundertundzwanzigtausend Pfund berechne ich euch für die Prägung; ihr seht also, ich leihe euch auf dreissig Jahre hundertundzwanzigtausend Pfund, für die ihr mir drei Prozent zahlen sollt. Das heisst jährlich dreitausendsechshundert Pfund, was in dreissig Jahren hundertundachttausend Pfund ergibt. Und wenn diese dreissig Jahre verstrichen sind, so gebt mir mein Kupfer wieder, und ich will euch gutes Geld dafür geben.«
Das ist der Vorschlag, den Wood uns in jener von einem seiner Beauftragten geschriebenen Broschüre macht; als Verfasser vermutet man denselben anrüchigen Coleby, der ihm vor der Ratskommission den Hilfseid leistete und der hier wegen Unterschlagung im Schatz angeklagt wurde, als er dort Sekretärsassistent war.
Nach diesem Vorschlag will er zunächst zweihunderttausend Pfund in Waren oder vollwertiger Münze für einen Posten Kupfer haben, den er auf achtzigtausend Pfund schätzt, der aber in Wirklichkeit keine dreissigtausend wert ist. Zweitens will er an Zinsen hundertundachttausend Pfund haben. Und wenn unsre Kinder nach dreissig Jahren kommen und seinen Testamentsvollstreckern (denn längst vor dieser Zeit wird er vermutlich in seine Heimat eingegangen sein) die Halfpence zurückgeben wollen, so werden diese Testamentsvollstrecker sie vernünftigerweise als »Raps« und Fälschungen zurückweisen, was sie wahrscheinlich auch sein werden, wiewohl sich Millionen seiner eignen Prägung darunter befinden müssen.
Einen solchen Geschäftsfreund muss man doch lieben! Mit jedem Tage kommt er uns besser, genau wie es mit jener Rechnung geht: wehrt man sich gegen die Unvernunft und die lächerliche Höhe der Summe, so wird der Wirt sie stets mit immer neuen Posten nachfüllen.
Wenn auch solche und ähnliche Broschüren, die Wood in London veröffentlicht, hier ganz unbekannt bleiben, denn niemand könnte sie ohne genau soviel Entrüstung lesen wie die Verachtung ihm übrig liesse, so hielt ich es doch für geraten, euch eine Probe zu geben, wie der Mann seine Zeit anwendet, während er doch allein steht, ohne dass ihm ein einziges Geschöpf widerspricht; und derweilen wundern sich drüben unsre wenigen Freunde über unser Schweigen, und wenn die Engländer im allgemeinen überhaupt über diese Sache nachdenken, schreiben sie unsern Widerstand dem Eigensinn oder der Missvergnügtheit zu, genau wie Wood und seine Mietlinge es darzustellen beli[*]eben.
Aber obgleich man unsre Argumente in England nicht drucken lässt, so wird doch die Folge ohne weitere Bedeutung sein. Mag Wood versuchen, dort das Volk zu überzeugen, dass wir seine Münze annehmen müssten; so will ich unser Volk hier überzeugen, dass wir sie ablehnen müssen, wenn wir nicht völlig vernichtet werden wollen. Und dann mag er sein Bestes und sein Schlimmstes tun.
Ehe ich schliesse, muss ich um die Erlaubnis bitten, Herrn Wood in aller Demut zu sagen, dass er sich einer grossen Indiskretion schuldig macht, wenn er einen so ehrenwerten Namen wie den des Herrn Walpole aus diesem Anlass so oft und in solcher Weise erwähnen lässt. Ein kurzer Aufsatz, der in Bristol gedruckt und hier abgedruckt wurde, berichtet, dass Herr Wood gesagt habe, er »staune darüber, mit welcher Unverschämtheit und Anmassung die Iren seine Münze ablehnen, und er wisse, was er zu tun habe, wenn Herr Walpole nach London komme«. Worin er sich, nebenbei bemerkt, irrt; denn gerade die echt englische Bevölkerung Irlands lehnt sie ab, wenn wir es auch für ausgemacht halten, dass die Iren desgleichen tun werden, so oft man sie fragt. In einem andern Aufsatz lässt er drucken, Herr Walpole werde uns dieses Kupfer die Kehle hinunterstopfen. Zuweilen wird ausgesprengt, wir müssten entweder diese Halfpence anerkennen oder unsre »Brogues« Eigentlich der dicksolige irische Bauernstiefel, dann aber vor allem der irische Dialekt, der für den Engländer etwas sehr komisches hat. hinunterkauen. Und schliesslich lesen wir in einem erst gestern erschienenen Zeitungsblatt, dass eben derselbe grosse Mann geschworen habe, er wolle uns zwingen, seine Münze in Feuerkugeln zu schlucken.
Das erinnert mich an die bekannte Geschichte von einem Schotten, dem man sein Todesurteil mit all den Einzelheiten vom Hängen, Vierteilen, Enthaupten, Ausweiden und dergleichen mehr vorlas, und der ausrief: »Wozu diese ganze Kocherei?« Und mir scheint, wir haben allen Grund, die gleiche Frage zu stellen; denn wenn man Wood glauben kann, bereitet man uns hier ein Diner, und ihr seht den Speisezettel; ich bedaure nur, dass man das Getränk vergessen hat, das man leicht mit geschmolzenem Blei und flammendem Pech ergänzen könnte.
Wie kann man einem grossen Berater, der das höchste Vertrauen Seiner Majestät besitzt und als Premierminister gilt, so gemeine Worte in den Mund legen? Wenn Herr Wood keine bessere Manier kennt, seine Gönner vorzustellen, so soll er, falls ich einmal ein grosser Mann werde, nie die Erlaubnis erhalten, sich zu meinem Lever einzufinden. Das ist nicht der Stil eines grossen Ministers, es schmeckt gar zu sehr nach dem Kessel und dem Schmelzofen, und es kam ganz aus Herrn Woods eigner Fälscherhütte.
Was die Drohung angeht, dass wir unsre »Brogues« hinunterwürgen sollen, so brauchen wir keine Angst zu haben, denn wenn seine Münze durchgehn sollte, so würde diese unzivilisierte Fussbekleidung nicht länger ein nationaler Schimpf bleiben können, weil uns im ganzen Königreich kein Schuh und kein Brogue mehr übrig bliebe. Hier aber lässt sich die Unwahrheit Herrn Woods klärlich blosstellen; denn ich bin sicher, dass Herr Walpole in seinem ganzen Leben noch keinen einzigen »Brogue« gehört hat. Inbetreff des Wortspiels siehe die vorige Anmerkung. Der Hieb, der in der Bemerkung liegt, trifft Walpoles Unwissenheit in allen irischen Angelegenheiten.
Dass wir aber diese Halfpence in Feuerkugeln schlucken sollen, ist eine ebenso unwahrscheinliche Geschichte. Denn um diese Operation durchzuführen, müsste der ganze Vorrat von Herrn Woods Münzen und Metall eingeschmolzen und in hohle Kugeln mit griechischem Feuer umgeschmolzen werden, die nicht grösser sein dürften, als eine Durchschnittskehle sie schlucken kann. Nun wird sich das Metall, das er vorrätig und bereits ausgeprägt hat, auf mindestens fünfzig Millionen Halfpence belaufen, die anderthalb Millionen Volks verschlucken sollen; rechnen wir also zwei Halfpenc[*]e auf jede Kugel, so müsste jeder Bewohner dieses Königreichs etwa siebzehn solcher Feuerkugeln schlucken, und um diese Dosis zu verabreichen, reichen weniger als fünfzigtausend Operateure nicht aus, wobei wir auf je dreissig Menschen einen Operateur rechnen, was in Anbetracht der Zartheit mancher Magen und der Reizbarkeit kleiner Kinder nur vernünftig ist. Nun glaube ich, vorbehaltlich besseren Urteils, dass die Mühen und die Kosten eines solchen Experiments seinen Nutzen übersteigen würden, und deshalb halte ich dieses Gerücht für zweifelhaft oder wenigstens nur für einen neuen Plan Herrn Woods selber; und um ihm in Irland grösseren Umlauf zu sichern, so möchte er ihm einen Staatsminister zum Vater geben.
Aber ich will jetzt unwiderleglich nachweisen, dass Herr Walpole selbst, als ein unbedingter Freund Irlands, gegen diesen Plan Herrn Woods ist; und zwar durch dieses eine unwiderlegliche Argument, dass er im allgemeinen Ruf eines klugen Mannes und eines tüchtigen Ministers steht, der in all seinen Handlungen nur das wahre Interesse des Königs, seines Herrn, verfolgt. Und wie seine Unantastbarkeit über jeder Bestechung steht, so steht auch sein Reichtum über jeder Versuchung. Ich denke also, dass wir auf dieser Seite völlig sicher sind und niemals in die Notwendigkeit kommen werden, mit einer so furchtbaren Macht kämpfen zu müssen, sondern dass man uns den Besitz unsrer Brogues und unsrer Kartoffeln in Frieden lassen wird, jedem Gewitter so fern, wie wir Jupiter sind.
Ich verbleibe,
meine lieben Landsleute,
Euer li[*]ebevoller Mituntertan, Euer Leidensgenosse und
demütiger Diener
Zeitgemässer Rat an die Anklagejury, betreffend die Anklage, die wider den Drucker des vierten Briefes des Tuchhändlers vorbereitet wird.
Da eine Anklage für die grosse Jury in Vorbereitung ist, die wider den Drucker des letzten Tuchhändlerbriefes befinden soll, so sind von den Herrn, vor die diese Klage kommen wird, ehe sie sich über sie entscheiden, mehrere Dinge sorgfältig zu erwägen. Siehe die Einleitung. Die Anklage erfolgte auf Grund zweier Absätze des Briefes, die man aus diesem zeitgemässen Rat erkennen wird. Für die Entdeckung des Verfassers wurde eine Belohnung von 300 Pfund ausgesetzt; und die Bekanntmachung darüber trägt die Unterschrift einer ganzen Reihe von hervorragenden Männern der Zeit, die den vierten Brief alle als aufrührerisch verurteilten. Näheres ergibt sich aus dem nächsten Brief.
Zunächst müssen sie berücksichtigen, dass der Verfasser besagter Broschüre schon drei andre Abhandlungen über denselben Gegenstand geschrieben hatte, die keineswegs getadelt wurden, sondern vielmehr den allgemeinen Beifall der ganzen Nation fanden; jedermann gab zu, dass sie jenen Geist unter uns geweckt und wachgehalten hatten, der Woods Münze bisher den Eingang wehrte: denn alle Welt muss gestehn, dass seine Münze, wenn diese Broschüren nicht geschrieben worden wären, die Nation schon seit einigen Monaten hätten überschwemmen müssen.
Zweitens ist zu berücksichtigen, dass diese Broschüre, gegen die die Bekanntmachung sich richtet, von demselben Verfasser geschrieben worden ist; dass niemand je an der Unschuld und der Trefflichkeit seiner Absicht gezweifelt hat; dass er durch seinen ganzen Ton als ein treuer Untertan Seiner Majestät erscheint, der dem Hause Hannover völlig ergeben ist und sich mit ganz besonderem Eifer gegen den Prätendenten ausspricht. Und wenn ein solcher Schriftsteller im Laufe von vier verschiedenen Abhandlungen über einen so heiklen Gegenstand, bei dem es sich um einen königlichen Freibrief handelt und bei dem man notwendig von England und der Freiheit reden musste, wirklich an ein oder zwei Stellen einen unbedachten Ausdruck fallen lassen sollte, so wäre es doch hart, ihn zu verurteilen, nachdem er soviel Gutes getan hat; zumal, wenn wir erwägen, dass er keinerlei Streben nach Ehre oder Nutzen im Auge haben konnte, sondern nur für das Wohl seines Landes schrieb.
Drittens sollte man wohl erwägen, ob wirklich in besagter Broschüre ein Ausdruck gerechten Einwänden begegnen kann oder sich gar als »heimtückisch, boshaft, aufrührerisch und unehrerbietig gegen Seine Majestät und deren Minister« erfinden lässt.
Die beiden Stellen, gegen die sich die Ankläger angeblich vor allem wenden wollen, sind erstens die, in der der Verfasser den »Schreiber der Antwort des Königs« erwähnt. Zunächst ist es genau bekannt, dass Seine Majestät der englischen Sprache nicht Herr ist, und also muss notwendig ein andrer benutzt werden, um niederzuschreiben, was er in dieser Sprache zu sagen oder zu schreiben hat. Zweitens ist Seiner Majestät Antwort nicht in erster Person, sondern in dritter abgefasst. Es heisst nicht: »Wir sind besorgt,« nicht: »unsre königlichen Vorgänger«, sondern: »Seine Majestät ist besorgt«, und »Seine königlichen Vorgänger«, woraus erhellt, dass es nicht die eignen Worte Seiner Majestät sind; sie sind nur sozusagen von ihm entnommen und durch einen seiner Diener hierher übermittelt. Drittens kann man leicht sehn, dass der Verfasser der Broschüre seine Gedanken über diesen Punkt mit der äussersten Vorsicht und Achtung ausspricht, wie es jeder unparteiliche Leser erkennen muss.
Der zweite Absatz, der angeblich zur Begründung der Anklage benutzt werden soll, ist der, in dem der Verfasser über Irland als ein abhängiges Königreich spricht. Er setzt alles auseinander, was ihm von einer solchen Abhängigkeit bekannt ist; nämlich ein in Irland erlassenes Gesetz, in dem verordnet wird, dass »wer König von England ist, auch König von Irland sein soll«. Bevor diese Erklärung verurteilt und die Anklage darauf begründet wird, wäre es geraten, dass ein paar Rechtsgelehrte die Jury ausführlich darüber aufklärten, welche andre Bestimmung, einerlei, ob Verfassungssatzung oder gemeines Gesetz, diese Abhängigkeit begründet; denn wenn es kein Gesetz gibt, so ist auch keine Übertretung vorhanden.
Das Vierte, was die Jury sehr reiflich zu erwägen hat, ist, welche Wirkung es auf das Land haben mag, wenn sie die Anklage bestätigen. Das Volk im allgemeinen findet nichts an des Tuchhändlers letztem Buch zu tadeln, so wenig wie an den drei früheren; und wenn es also hört, dass eine Jury in Dublin es verurteilt hat, so wird es daraus den Schluss ziehn, dass die Verurteilung zu Gunsten der Münze Woods geschehn ist; man wird denken, wir Bewohner dieser Stadt hätten unsern Sinn geändert und wollten jetzt diese Halfpence nehmen; und also werden auch sie den Widerstand für vergeblich halten. Die Frage läuft also darauf hinaus, was die schlimmeren Folgen haben wird, wenn man in einem zum Wohl der Allgemeinheit geschriebenen Buch ein oder zwei schlimmstenfalls unbedachte Ausdrücke durchlässt oder wenn man Woods Kupfer den Weg frei macht, uns zu überschwemmen, wodurch wir für immer zugrunde gerichtet werden.
Das Fünfte, was zu erwägen ist, ist dies, dass die Mitglieder der Anklagejury als Kaufleute und hervorragende Ladeninhaber durch keinerlei Entschädigung für das Unheil, das über sie kommt, wenn sie diese Münze einlassen, verlockt werden und auch keinerlei Verlust erdulden oder Gefahr laufen können, wenn sie die Anklage abweisen: sie erwarten keine Staatsämter, die das Verderben ihres Landes zu ihrem eigenen persönlichen Vorteil wenden könnten. Diejenigen dagegen, die herumgehn und ihnen raten, sie locken und ihnen drohen, damit sie der Anklage stattgeben, haben grosse Ämter inne; und sie wollen sie behalten oder gar vergrössern, und so war es auch mit allen, die sich unterschrieben, damit der Verfasser verfolgt würde. Es ist bekannt, dass daher Seine Hochehrwürden, der Lord Erzbischof von Dublin, der so berühmt ist wegen seiner Frömmigkeit, seiner Weisheit und seiner Liebe zum Lande, es einfach ablehnte, das Buch oder den Autor zu verurteilen. Es war der Erzbischof King, der eine Zeitlang mit Swift befreundet war; doch scheint aus einem Brief Kings an Samuel Molineux, den Sekretär des Prinzen von Wales, hervorzugehen, dass er nichts von Swifts Autorschaft wusste.
Schliesslich sollte erwogen werden, welche Folgen die Bestätigung der Anklage für einen armen, völlig unschuldigen Mann, ich meine den Drucker, haben kann. Ein Gesetzeskundiger kann Ausdrücke heraussuchen und Einwände gegen sie erheben, wo kein andrer Mensch ihrer zu erheben imstande ist. Aber wie kann man annehmen, dass ein unwissender Drucker ein solcher Kritiker wäre? Er wusste, dass des Verfassers Absicht eine gute war und den Beifall der ganzen Nation genoss; er beriet sich mit Freunden; sie sagten ihm, es sei nichts Arges an dem Buch, und er selbst vermochte auch nichts zu sehn. Es wurde ihm in einer unbekannten Handschrift übersandt, die aber die gleiche war, in der er die drei früheren erhalten hatte. Er und sein Weib haben sich erboten, zu beschwören, dass sie den Verfasser nicht kennen; und deshalb wird eine Anklage, die Strafe über die Unschuldigen bringen kann, als sehr hart erscheinen, um nichts Schlimmeres zu sagen. Denn es wird nicht möglich sein, den Verfasser zu finden, wenn es ihm nicht beliebt, sich selbst zu stellen, wiewohl ich mich wundere, weshalb er seinen Namen je verborgen hat. Doch ich denke mir, was er zuerst aus Bescheidenheit tat, das tut er jetzt aus Vorsicht. Gott schütze uns und ihn!
Ich will mit einer Fabel schliessen, die Demosthenes zugeschrieben wird. Er hatte dem Volk von Athen in der Stellung eines Redners mit grosser Treue gedient, und bei einer bestimmten Gelegenheit erzählte er aus Furcht, seinen Feinden überantwortet zu werden, den Athenern, seinen Landsleuten, die folgende Geschichte: Einst wünschten die Wölfe einen Bund mit den Schäfern zu schliessen, und zwar unter dieser Bedingung, dass die Ursache ihres Streites beseitigt würde; das aber waren eben die Schäfer und die Wachhunde; und als man darauf einging, schlachteten die Wölfe die Schafe ohne jede Furcht.
Den 11. November, 1724.
Ein Brief an den Lord Kanzler Middleton.
Der zeitgemässe Rat hatte seine Wirkung. Die Jury lehnte die Erhebung der Anklage ab. Aber noch ehe Swift ihn schrieb, hatte er sich in dem hier folgenden Brief, der erst elf Jahre später veröffentlicht wurde, an den Lord Kanzler gewandt. Alan Brodrick, Lord Middleton hatte ein bewegtes Leben voller Kämpfe für Irland hinter sich. Er gehörte zu den verlässlichsten Gegnern des Freibriefs. Aber er hatte die Bekanntmachung gegen den »Tuchhändler« mit unterschrieben, weil er glaubte, der Zweck des letzten Briefes sei, Misstrauen zwischen den König und sein irisches Volk zu säen. Durch diesen fünften Brief suchte Swift ihn in seine ursprüngliche Haltung zurückzudrängen. In den meisten Ausgaben steht er als sechster hinter dem folgenden. Wir folgen dem Vorgange Temple Scotts, indem wir die genaue chronologische Folge der Briefe herstellen und nur um des Zusammenhanges willen den Zeitgemässen Rat vor diesem Briefe bringen.
My Lord!
Ich möchte, dass sie mich als ein Parlamentsmitglied ansehn, das erst gegen Ende der Debatte erscheint; oder aber als einen Anwalt, der zu einer Sache spricht, nachdem der Stoff durch die Vorredner schon fast erschöpft ist.
Ich entsinne mich, dass ich vor einigen Monaten in Geschäften, die ich zu verwalten habe, in Ihrem Hause war. Ich suchte es freilich nicht so sehr um der Geschäfte willen auf, wie vielmehr, um Ihnen ein paar Fragen über Herrn Woods Freibrief zur Ausprägung von Halfpence für Irland zu stellen. Sie sagten mir in grösserer Gesellschaft offen, wie sehr Sie stets gegen diesen argen Plan gewesen wären; und das weckte eine solche Achtung vor Ihnen in mir, dass ich Ihnen nach langen Jahren kurz darauf wieder meinen ersten Besuch machte. Ich höre gleichfalls, dass Ihr Sohn zwei Briefe aus London geschrieben hat (und einen davon habe ich gesehen), in denen er die Adressaten ermächtigt, seinen Freunden zu versichern, das heimtückische Gerücht, er habe sich Herrn Walpole gegenüber verbürgt, dass vierzigtausend Pfund von Woods Münze in Irland aufgenommen werden würden, sei falsch und grundlos; er habe mit jenem Minister niemals über diesen Gegenstand gesprochen; und nimmermehr würde er seine Einwilligung geben, dass auch nur ein Farthing dieser Münze hier Eingang fände. Und obwohl es lange her ist, seit ich mir die Mühe gemacht habe, mit titelführenden oder beamteten Leuten zu reden, so habe ich doch von solchen, die sich dergleichen Vergnügungen leisten können, gehört, dass sich keine einzige hervorragende Persönlichkeit im ganzen Königreich im geringsten bedenkt, seine Meinung auszusprechen. Aber all das braucht man gar nicht erst zu versichern, wenn man erwägt, dass die verderblichen Folgen des Woodschen Freibriefs von beiden Kammern des Parlaments, vom geheimen Rat, vom Lord Mayor und den Aldermen von Dublin, von so vielen Gemeinden und der Versammlung der wichtigsten Gutsherrn der meisten Grafschaften bei ihren Quartalssitzungen so kräftig geschildert wurden, und zwar ohne jede Rücksicht auf Partei, Religion und Landeszugehörigkeit.
Ich schliesse daraus, dass der Umlauf dieser Halfpence nach der allgemeinen Anschauung unsres Volkes für dieses Königreich eine geradezu vernichtende Wirkung haben würde; und dass es also jedermanns Pflicht ist, nicht nur die Münze selbst zurückzuweisen, sondern auch, soweit es bei ihm steht, andre zu überreden, dass sie desgleichen tun. Und ob das im geheimen geschieht oder in der Öffentlichkeit, das ist einerlei, denn auch keinem Laien ist es verboten, über religiöse oder moralische Fragen zu schreiben oder zu reden, wenn er es auch nicht von der Kanzel herab tun darf (wenigstens nicht in unsrer Kirche). Ebensowenig ist dies eine Staatsangelegenheit, solange die Machthaber es nicht für angebracht halten, es dazu zu erklären; und auf jeden Fall werden Sie freundlichst bedenken, dass ich jetzt nicht predige.
Deshalb halte ich es für meine Pflicht, da man vermutlich von dem Tuchhändler nichts mehr hören wird, seinen Platz wenigstens soweit auszufüllen, wie ich mir nicht sein Schicksal zuziehe; denn ich habe aus alter Erfahrung gelernt, dass es auch Zeiten gibt, in denen der Mensch ebenso vorsichtig sein muss wie unschuldig. Ich hoffe also, dass man mir, solange ich beides bleibe, erlauben wird, durch die Anführung neuer Argumente oder die Verstärkung alter das Gedächtnis meiner Mituntertanen aufzufrischen und jene treffliche Gesinnung, die in ihnen geweckt ist, zu erhalten; um sie so durch gesetzliche Mittel, wie sie von Seiner Majestät erlaubt sind, vor völligem Verderben zu bewahren.
Ich glaube, Sie werden mir zwei Sätze zuzugeben geruhen: zunächst den, dass wir ein sehr königstreues Volk sind, und dann den, dass wir ein freies Volk sind, und zwar im Sinne, den dieses Wort annimmt, wenn man es auf die Untertanen eines konstitutionellen Monarchen anwendet. Ich weiss sehr wohl, dass Sie und ich vor vielen Jahren in einem Gespräch, das in Gegenwart Lord Whartons geführt wurde, über den Sinn, den das Wort Freiheit inbezug auf Irland hat, sehr verschiedener Meinung waren. Aber wenn Sie uns nicht zugeben wollen, dass wir ein freies Volk sind, so bleibt nur noch eine einzige andre Bezeichnung übrig; und wenn ich uns diese Bezeichnung beilegen wollte, so fürchte ich würde mich der Lord Oberrichter Whitshed Eben der Oberrichter, der die Erhebung der Anklage gegen den Drucker Harding wegen des vierten Tuchhändlerbriefes beantragt hatte. dafür zur Rechenschaft ziehen, denn ich habe einmal gesehn, und ich werde nie vergessen bei welcher Gelegenheit, dass die Devise auf seiner Kutsche lautet: Libertas et natale solum; es war genau zu der Zeit, als er in seinem Gerichtshof sass und sich verschwor, beides zu verraten.
Was nun unsre Treue gegen Seine gegenwärtige Majestät angeht, so bin ich überzeugt, wenn sie in einem andern Teil Seiner Besitzungen je erreicht worden ist, dass sie doch niemals übertroffen wurde; und ich behaupte zuversichtlich, dass er in England keinen Minister hat, der sie je in Frage ziehn konnte. Dass aber von der andern Seite des Wassers wenigstens ein paar harte Gerüchte herübergekommen sind, daran, denke ich, werden Sie nicht zweifeln: und zwar Gerüchte der strengsten Art, die viele gute Leute den indirekten Machenschaften des Herrn Wood und seiner Abgesandten zugeschrieben haben; es sah aus, als bemühte er sich, den Glauben zu wecken, dass die Probe auf unsre Königstreue die sei, ob wir sein Kupfer anerkannten oder ablehnten. Wie ich nun überzeugt bin, dass Sie uns den Titel eines treuen Volkes zuerkennen werden, so werden Sie es auch verzeihlich finden, wenn wir von einem so huldreichen König jedes Zeichen der Gunst und des Wohlwollens erhofften, das ein treues und freies Volk erwarten kann. Dahin rechnen wir aber unter allgemeiner Zustimmung auch dieses, dass Woods Halfpence niemals Eingang in dieses Königreich finden. Und den Wunsch wenigstens werden wir immer noch haben, wenn wir auch unsre Wünsche längst nicht mehr auszusprechen wagen; wir würden es tun, gäbe es auch keinen solchen Sterblichen wie diesen Tuchhändler in der Welt.
Es tut mir von Herzen leid, dass ein Schriftsteller in einer so allgemein gebilligten Sache der Regierung und dem Rat Gelegenheit geben konnte, ihn wegen zweier Absätze anzuklagen, »die im höchsten Grade unehrerbietig gegen Seine Majestät und deren Minister sind und das Ziel verfolgen, seine guten Untertanen in England und Irland in ihrer Liebe zueinander zu entfremden und Zwietracht unters Volk zu säen«. Ich muss gestehn, dass ich mit vielen andern seine Absicht für eine wohlgemeinte hielt, wenn er auch das Unglück selbst besserer Schriftsteller hatte und in der Wahl seiner Ausdrücke nicht immer glücklich war.
Da aber der Tuchhändler nur ein einzelner ist, so glaube ich, der Öffentlichkeit einen Dienst zu leisten, wenn ich versichere, dass der Rest meiner Landsleute aus seinen Broschüren keineswegs gelernt hat, unehrerbietig vom König oder seinen Ministern zu denken oder Zwietracht auszubrüten.
Ich erkläre feierlich, dass ich niemals im Zusammenhang mit Herrn Woods Münze die geringste unehrerbietige Bemerkung über den König gehört habe; denn ich kann mich nicht darauf besinnen, dass in all meinen vielen Gesprächen über diesen Gegenstand der Name Seiner Majestät überhaupt nur erwähnt worden wäre. Was aber das englische Ministerium angeht, so waren die beiden einzigen Personen, auf die angespielt wurde, der Herzog von Grafton und Herr Walpole. Der erstere erklärte, wie ich von Ihnen und hundert andern versichern hörte, dass er den Freibrief für Herrn Wood niemals gesehn hatte, bevor er erlassen worden war, und zwar, obwohl er damals Lord Statthalter war: und also, scheint mir, glaubt auch jedermann, dass Seine Gnaden seither nichts damit zu tun gehabt haben.
Herr Walpole galt freilich als der, den in mehreren Zeitungen der Buchstabe W. bezeichnen sollte; es heisst dort, er habe ein paar Ausdrücke fallen lassen, die dem Volk von Irland nicht gerade günstig waren; für deren Wahrheit aber kann das Königreich so wenig verantwortlich gemacht werden wie für die Indiskretion derer, die sie veröffentlichten. Sie sehen, der Tuchhändler reinigt Herrn Walpole durch sehr starke Argumente völlig von diesem Vorwurf und spricht nur höflich von ihm. Ich kann nicht leugnen, dass ich oft anwesend war, wenn eine Gesellschaft ihre Meinung dahin abgab, dass Herr Walpole Herrn Woods Plan begünstigte, und ich habe dem immer widersprochen; und ich für meinen Teil habe gegen diesen Minister weder in grösseren Gesellschaften noch in vertraulichen Zusammenkünften je den Mund aufgetan. Der Grund dieser meiner Zurückhaltung war der, dass es ihm zu Zeiten der Königin (ich meine die Königin Anna ewig gesegneten Angedenkens) einmal gefiel, im Unterhaus unter Nennung meines Namens eine Rede direkt gegen mich zu halten, wie ich es im Gnadengerichtshof durch mehr als fünfzig Abgeordnete wenige Minuten darauf erfuhr.
Sie aber, der Sie hier eine grosse Stellung einnehmen (wenn man hier irgend etwas gross nennen kann), können nicht übersehn, dass jeder, der in der öffentlichen Meinung als erster Minister gilt, im allgemeinen Gerede, ob gerechter oder ungerechter Weise, den Tadel zu teilen hat, der sich gegen alles Missliebige richtet; ich könnte das leicht durch viele Beispiele belegen, die meiner eigenen Erfahrung entstammen, und zwar aus der Zeit, als ich mich in der grossen Welt bewegte; besonders im Fall des grössten, weisesten und unbestechlichsten Ministers, mit dem ich je gesprochen habe. Robert Harley, Earl of Oxford; siehe die Einleitung zum Appendix dieses Bandes und Band III und IV dieser Ausgabe.
Aber welche schlechte Meinung manche auch in Verbindung mit diesen Halfpence von Herrn Walpole haben mögen, ich wage kühn zu behaupten, dass sie einzig durch Herrn Wood entstanden ist. Viele angesehne Leute, die aus England kamen, haben mir und andern versichert, dass sie Briefe in seiner Handschrift gesehn haben, die von Anmassung und Unverschämtheit Irland gegenüber strotzten und damit prahlten, wie sehr er bei Herrn Walpole in Gunst stände; das ist auch sehr wahrscheinlich, denn er hielt es mit Recht für seinen Interessen günstig, wenn er ein solches Gerücht aussprengte, und es ist ein bekanntes Talent niedriger und kleiner Geister, stets den Namen eines grossen Mannes im Munde zu führen.
So habe ich das Volk von Irland genügend von der Anklage gereinigt, es habe inbezug auf Seine Majestät und deren Minister aus des Tuchhändlers Briefen schlechte Lehren entnommen. Wenn also diese Schriften die Absicht hatten, Empörung unter uns zu säen, so ist die Saat, Gott sei Dank, auf einen sehr ungeeigneten Boden gefallen.
Was aber die Anklage angeht, dass der Tuchhändler die Völker von England und Irland in ihrer Liebe zueinander entfremdet habe, so glaube ich, dass er, welches auch seine Absichten waren, hierin alles gelassen hat, wie er es vorfand.
Ich habe lange in beiden Königreichen gelebt, und zwar sowohl auf dem Lande wie in der Stadt; und also halte ich mich über die Gesinnung der beiden Völker gegeneinander für so gut unterrichtet wie die meisten. Unter dem Wort »Volk« verstehe ich hier nur die Masse des gemeinen Volks, und ich wünsche, dass mir kein Rechtsgelehrter entstelle oder erweitere, was ich meine.
Das ganze Volk von England durchströmt ein Geist des Fleisses und der Sparsamkeit; und das macht die Bevölkerung, im Verein mit der Erschwinglichkeit ihrer Pachten, wohlhabend und kühn. Von Irland weiss sie nicht mehr als von Mexiko; höchstens, dass es ein dem König von England unterworfenes Land voller Sümpfe ist, in dem wilde irische Papisten hausen, die durch von drüben herübergesandte Söldnertruppen in Schach gehalten werden. Die allgemein verbreitete Anschauung ist die, dass es für England besser wäre, wenn diese ganze Insel ins Meer versänke, denn es ist für sie Überlieferung, dass sich in Irland alle vierzig Jahre eine Empörung erheben muss. Ich habe es erlebt, dass die groteskesten Hypothesen über das Land umliefen; »die wilden Iren würden in Fallen gefangen, aber zu Zeiten würden sie so zahm, dass sie aus der Hand frässen«; hunderte, vor allem aber meine Nachbarn, Ihre Pächter zu Pepperharrow, haben mich gefragt, »ob ich auf dem Seewege von Irland gekommen sei«; und als ein Ire in eine Landstadt kam, habe ich gesehn, wie sich ganze Volksmengen um ihn sammelten und sich wunderten, dass er soviel besser aussah als sie selber.
Ein jetzt in Dublin wohnender Herr versichert, dass er, »als er vor einigen Monaten durch Northampton kam, die ganze Stadt in Aufregung fand: Glocken läuteten, Freudenfeuer brannten, und die Strassen waren illuminiert; als er nach der Ursache fragte, sagte man ihm, man feire ein Fest, weil die Iren sich darein gefügt hätten, Woods Halfpence anzuerkennen«. Das, denke ich, zeigt klärlich, wie jene grosse Stadt über uns denkt und wie wenig sie unsre Sache zur Ihren machte, obwohl sie genau auf unserm Wege nach London liegt; und also muss sie sich sehr häufig davon überzeugen, dass wir menschliche Gestalt besitzen.
Was aber die Bevölkerung dieses Landes angeht, so besteht sie einesteils aus irischen Papisten, die der Macht nach eine ebenso geringe Rolle spielen wie die Frauen und Kinder; und andernteils aus englischen Protestanten, die ihre Brüder in jenem Königreich lieben, obgleich sie sich bisweilen vielleicht beklagen mögen, wenn sie meinen, dass sie schlecht behandelt werden. Ich gestehe jedoch, ich sehe nicht ein, dass es viel ausmachen kann, wie es mit ihrer persönlichen Gesinnung gegeneinander steht, solange das Meer sie trennt und sie in ihrer Treue gegen denselben Fürsten verharren. Und dennoch will ich Sie fragen, ob die Bewohner Englands Grund haben, sich zu beklagen, wenn sie auf der Suche nach ihrem Glück hierherkommen, oder ob das Volk von Irland Grund hat, sich zu brüsten, wenn es in gleicher Absicht nach England geht?
Meine zweite Behauptung war die, dass wir hier in Irland ein freies Volk sind. Das, denke ich mir, werden Sie zugestehn; wenigstens, wenn Sie gewisse Einschränkungen in der eignen Brust behalten. Auf jeden Fall bin ich sicher, dass es kein Verbrechen ist, es zu behaupten; denn die Worte »Freiheit« und »Eigentum« werden, angewandt auf die Untertanen, in beiden Kammern des Parlaments oft genug erwähnt, ebenso wie auch in Ihrem Parlament und in andern niedrigeren Kammern; und daraus muss man folgern, dass das Volk von Irland alle Wohltaten des gemeinen Rechts wie der geschriebenen Gesetze geniesst oder doch geni[*]essen sollte, wie zum Beispiel die, nur durch ein Schwurgericht angeklagt zu werden, kein Geld ohne eigene Einwilligung, das heisst, ohne die des Parlaments, zahlen zu müssen, und dergleichen mehr. Wenn das so ist, und wenn allgemeines Einverständnis darüber herrscht, dass ein freies Volk nach dem Gesetz nicht gezwungen werden kann, andres Geld als Gold und Silber in Zahlung zu nehmen, so sehe ich nicht ein, wie man irgend jemanden hindern kann, seine Landsleute vor dieser Münze Woods zu warnen; denn er versucht uns betrügerischer Weise des Eigentums zu berauben, das die Gesetze uns gesichert haben. Wenn ich mich irre und wenn dieses Kupfer uns aufgedrängt werden kann, so möchte ich die Lage des Tuchhändlers in ein andres Licht rücken, indem ich einmal annehme, dass jemand in seinen Laden ginge, Waren im Werte von dreissig Schilling kaufte und den Verkäufer zwänge, seine Zahlung in einem Haufen Kupferstücke anzunehmen, die in Wahrheit nicht über eine Krone wert wären; ich möchte wissen, ob der Tuchhändler da nicht tatsächlich um fünfundzwanzig Schilling bestohlen würde, und wie man von ihm behaupten kann, er sei Herr seines Eigentums? Die gleiche Frage lässt sich auf Pachtsummen und Schulden, auf Verschreibungen und Hypotheken und jede Art des Geldverkehrs anwenden.
Geben Sie mir die Erlaubnis, das zu tun, was der Tuchhändler vor mir schon mehr als einmal getan hat; nämlich die nackte Tatsache zu berichten, wie sie vor den Augen der Welt dasteht.
Ein gewisser William Wood Esq., Eisenhändler, erwirkt sich durch Betrug in England einen Freibrief, für 108 000 Pfund Kupfer zu prägen, das in Irland in Umlauf gesetzt werden soll; wobei man es uns überlässt, es anzunehmen oder abzulehnen. Das hiesige Volk erklärt in allerlei Körperschaften und Vertretungen offen und ehrlich, dass es diese Münze nicht annehmen will. Zur Rechtfertigung dieser Erklärung führt es allgemein zwei Gründe an: erstens, dass nach dem Wortlaut des Freibriefs Annahme oder Ablehnung ihm anheimgestellt wird; zweitens, dass sie gesetzlich nicht gezwungen werden können. Sie sehen also, hier steht, bellum atque virum, ein Königreich auf der einen und William Wood auf der andern Seite. Und wenn Herr Wood um den Preis von Irlands Verderben den Sieg erlangt und ein- bis zweihunderttausend Pfund verdient (ich meine, indem er weiterprägt und fälscht, solange er lebt), so scheint mir, wird das sowohl der Gegenwart wie der Zukunft als ein sehr sonderbares System erscheinen.
Wenn hier die Tatsache richtig erzählt worden ist, so muss ich gestehn, dass ich es als meine Pflicht ansehe, soweit Gott mir die Kraft verliehen hat und solange ich mich in den Grenzen der Wahrheit, der Pflicht und des Anstandes halte, meine Mitbürger zu ermahnen, dass sie, sowahr sie ihren König, ihr Land und all das schätzen, was ihnen teuer sein sollte oder kann, diese verderbliche Münze niemals einlassen, nein, keinen einzigen Halfpence von ihr. Denn wenn es einem einzelnen Dieb gelingt, die Tür zu sprengen, so ist es eitles Geschwätz, die ganze Bande, die hinter ihm steht, draussen halten zu wollen.
Und während ich damit beschäftigt bin, werde ich mir nie den Gedanken erlauben, was ich sage, könne entweder den Lord Statthalter beleidigen, dessen Person und dessen grosse Eigenschaften ich stets aufs höchste geachtet habe (wie mir Seine Exzellenz sicherlich bezeugen wird), oder etwa die Minister in England, mit denen ich so wenig zu tun habe wie sie mit mir, oder gar den hiesigen geheimen Rat, der nach meinen Erkundigungen wirklich eine Adresse an Seine Majestät richtete, um sich gegen Herrn Woods Münze auszusprechen; sollte das ein Irrtum sein, so bitte ich, mich nicht als einen Verbreiter falscher Nachrichten anzuklagen. Denn ich gestehe, ich bin so unbewandert in der Politik, dass sich nach allem, was ich weiss, seither die ganze Körperschaft des Rats erneuert haben könnte. Und wiewohl ich noch kürzlich einige eben derselben Namen in einer Erklärung wider die Münze las, die auch unter der Bekanntmachung gegen den Tuchhändler standen, so können sie vielleicht doch verschiedenen Leuten angehören, denn sie sind mir völlig unbekannt und werden es vermutlich auch bleiben.
In diesem Streit, bei dem die streitenden Parteien durch den St. Georgs-Kanal getrennt sind, wäre vielleicht Seiner Majestät Kronrecht überhaupt nicht erwähnt worden, wenn Herr Wood und seine Fürsprecher es nicht notwendig gemacht hätten, indem sie aussprengten, der Umlauf seiner Münze solle durch einen Erlass erzwungen werden. Die Händler und das gewöhnliche Volk des Königreichs waren von Herzen bereit, diese Münze abzulehnen; aber die Furcht vor einem Erlass brachte die schrecklichsten Besorgnisse mit sich. Es war also absolut notwendig für den Tuchhändler, diese Schwierigkeit zu beseitigen; und deshalb hat er in einer seiner früheren Broschüren unwiderlegliche Argumente dafür angeführt, (woher er sie nun auch genommen haben mag), dass es sich in dieser Sache überhaupt nicht um des Königs Kronrecht handelte, weil das Gesetz genügend vorgesorgt hatte, damit dem Untertanen keine Münze ausser Gold und Silber aufgezwungen werden könnte; denn nach ihm ist Kupfer kein Geld, sondern, wie man es mit Recht genannt hat: nummorum famulus.
Da die drei ersten Briefe des Tuchhändlers keinem öffentlichen Tadel begegnet sind, nehme ich an, dass sich gegen sie nichts einwenden lässt und dass das gute Volk des Königreichs sie oft lesen sollte, um die Stimmung, die einmal gegen diese verderbliche Münze des Herrn Wood geweckt worden ist, wach zu halten. Was aber diesen letzten Brief angeht, gegen den sich die Bekanntmachung richtet, so will ich nur das eine sagen, dass ich wünschen möchte, er würde all dessen entkleidet, wogegen sich Einwände erheben lassen; ich würde es nicht für unter meiner Würde halten, diese Aufgabe zu übernehmen, wenn meine Talente ihr gewachsen wären. Doch da ich von Haus aus etwas langsam von Begriffen, in den Gesetzen unbewandert und stets geneigt bin, von denen, die ihre gute Absicht beteuern und versichern, dass sie weder nach Vorteil noch nach Ehre streben, nur das beste zu glauben, so könnte ich ewig ausspähn, ohne das Unkraut vom Weizen zu unterscheiden.
Was in diesem letzten Brief, wie ich höre, den grössten Anstoss erregt, ist die Stelle, wo der Tuchhändler versichert, dass er sich, »wenn ein Aufstand sich als so erfolgreich erweisen sollte, dass es gelänge, den Prätendenten auf den englischen Thron zu erheben, erkühnen könnte, das irische Grundgesetz (das Irland mit England unter einem König vereinigt) insofern zu übertreten, als er jeden Tropfen Blut dafür opfern würde, zu verhindern, dass er auch König von Irland würde«.
Ich werde mir nicht anmassen, einen Mann zu rechtfertigen, der offen erklärt, dass er ein Grundgesetz übertreten würde; und noch dazu ein Grundgesetz von solcher Bedeutung. Aber mit der demütigsten Unterwerfung und der Bitte um Vergebung für einen sehr unschuldigen Missgriff möchte ich denn doch glauben, dass die königstreue Gesinnung des Verfassers wenigstens eine kleine Entschuldigung für sein Verbrechen wäre. Denn ich gestehe, dass ich hierin ebenso denke wie der Tuchhändler.
Ich habe bisher noch von keinen andern Einwänden gegen jenen Brief gehört; doch ich denke mir, sie werden sich bei der Anklage gegen den Tuchhändler alle zeigen. Und ich glaube, wer seinem eigenen Gewissen nach besagte Broschüre für »heimtückisch und boshaft, aufrührerisch und anstössig, ja, unehrerbietig gegen Seine Majestät und deren Minister usw.« hält, der täte gut daran, den Verfasser zu entdecken (so wenig ich auch das Gewerbe der Denunzianten liebe), wenn auch keine Belohnung von 300 Pfund auf die Entdeckung gesetzt worden wäre. Ich gestehe, es wäre mir eine grosse Genugtuung, die Argumente, nicht nur der Richter, sondern auch der Anwälte in dieser Sache zu hören. Denn Sie werden ja wissen, dass oft Gelegenheiten eintreten, in denen es sehr angebracht wäre, die grosse Masse des Volks zu unterrichten, wie sie sich zu verhalten haben; und deshalb zeugt es für die Weisheit der englischen Parlamente, dass sie in der Einschränkung der Pressfreiheit sehr zurückhaltend waren. Wenn drüben in einer der beiden Kammern ein Gesetz beraten wird, so ist nichts gewöhnlicher, als dass die Streitfrage auf beiden Seiten in Broschüren erörtert wird, ohne dass die Verfasser der geringste Tadel trifft.
So auch hier im Fall des Herrn Wood und seiner Münze; da die beiden Kammern in ihren Adressen ihre Meinung darüber abgaben, wie gefährlich der Umlauf dieses Kupfers für Irland wäre, so war es ohne jede Frage sowohl erlaubt wie auch geraten, das Volk des genaueren über die Gefahr aufzuklären, in der es schwebte; und ebenso über die Rettungsmittel, die in seiner Macht standen, wenn es verständig genug war, sie zu benutzen. Und das kann nicht bequemer geschehn als durch Einzelwesen, denen Gott Eifer und Verstand für ein solches Unternehmen verliehen hat. So geschah es auch im Falle jenes verderblichen Plans zur Errichtung einer Bank für Irland, der dem Parlament vor ein paar Jahren unterbreitet wurde; und man gab zu, dass die Argumente und Schriften einiger Draussenstehender viel dazu beitrugen, den Plan zu Fall zu bringen.
Nun würde ich mich von Herzen freuen, wenn ein paar tüchtige Rechtsgelehrte die Grenzen bestimmen wollten, bis zu denen ein Privatmann sich vorwagen darf, wenn er seine Gedanken über öffentliche Geschäfte ausspricht. Denn wer sein Land wahrhaft liebt, wird es vielleicht hart finden, dass er ruhig dabei stehn und gleichgültig zuschaun soll, während ein öffentlicher Irrtum den Sieg davonträgt, durch den eine ganze Nation zugrunde gerichtet werden kann. Jedermann, der Eigentum besitzt, hat seinen Anteil an der Öffentlichkeit; und deshalb ist die Sorge für die Öffentlichkeit in gewissem Grade jedermanns Sache.
Um nun auf Einzelheiten zu kommen, so möchte ich wissen, ob es überhaupt jedem Schriftsteller ganz unerlaubt ist, das Kronrecht auch nur zu erwähnen; wenigstens, wenn er es in irgend einem Punkte anficht? Ich weiss, in Westminster Hall wird oft darüber debattiert; und Sir Edward Coke und andre hervorragende Rechtsgelehrte behandeln in ihren Büchern oft diesen Gegenstand.
Zweitens, wie weit das Kronrecht darin geht, dass es den Untertanen Münzen aufzwingen kann, die nicht vollwertig sind; Blei zum Beispiel, oder Kupfer oder Messing, gemischtes Metall oder Muscheln oder Leder oder irgend ein andres Material, um solchem Geld die Bezeichnung zu geben, die die Krone für angebracht hält?
Drittens, was in Wahrheit und Wirklichkeit mit jenem Ausdruck »ein abhängiges Königreich« gemeint ist, wenn man ihn auf Irland anwendet; und worin jene Abhängigkeit besteht?
Letztens, inwiefern sich das Volk von Irland in Dingen der Freiheit und des Eigentums von dem Volk Englands unterscheidet oder doch unterscheiden sollte?
Wenn diese Einzelheiten so klar gestellt würden, dass niemand mehr über sie im Zweifel sein könnte, so wäre das für das Königreich von unendlichem Nutzen und Vorteil, und es würde jede Unzufriedenheit entweder verhindern oder zum Schweigen bringen.
Lord Somers, der grösste Mann in Ihrem Amtskleid, den ich je gekannt habe, und dessen Gedanken über Irland sich wie Himmel und Erde von denen mancher unter seinen hiesigen Amtsbrüdern unterschieden, beklagte sich einmal mir gegenüber, dass die Rechte der Krone und die Privilegien des Parlaments in irgend einem Zweige je zweifelhaft sein könnten; denn dadurch, sagte er, erlitte das Publikum grosse Unbequemlichkeiten; und er führte mir mehrere Beispiele an. Ich nenne eine so hervorragende Persönlichkeit als Gewährsmann, um meinen Wunsch, dass ein paar Hauptpunkte aufgeklärt werden, zu rechtfertigen.
Mangels solcher Aufklärung darüber, wie weit ein Schriftsteller gehn darf, wenn er seine besten Wünsche für sein Land ausspricht, kann ein Mensch mit den unschuldigsten Absichten vermöge der Beredsamkeit und der Auslegungskunst der Rechtsgelehrten vieler Verbrechen angeklagt werden, die er aus tiefster Seele verabscheut; und also kann man ihm sein ganzes Gedeihen zugrunde richten, so dass er schliesslich in einem stinkenden Kerker unter Dieben verfault, einzig, weil er sich in den Bezirken des Rechtes irrte. Ich habe es selbst erlebt, dass ein Drucker wegen der Veröffentlichung einer Broschüre angeklagt und verurteilt wurde; und ich bin fest überzeugt, dass die Absichten des Autors ebensogut und unschuldig waren wie die eines Märtyrers bei seinem letzten Gebet. Swift meint den Drucker seiner eigenen Schrift: »Ein Vorschlag, allgemein nur irische Erzeugnisse zu benutzen.«
Ich habe noch ganz kürzlich, weil ich es für meine Pflicht hielt, den meiner geistlichen Aufsicht unterstellten Leuten eine Predigt über Woods Münze gehalten; und obwohl ich nie etwas davon gehört habe, dass meine Predigt den geringsten Anstoss erregt hätte, wie sicherlich keiner beabsichtigt war, so weiss ich doch nicht, wenn sie jetzt gedruckt und veröffentlicht würde, ob ich sie vor den Händen des Henkers und mich vor denen eines Gerichtsboten retten könnte.
Ich habe den verstorbenen Oberrichter Holt sagen hören, dass in allen Kriminaldingen Worte so günstig gedeutet werden sollten, wie es nur möglich ist. Man begegnet demselben Grundsatz in vielen Gerichtsverhandlungen über die grössten Verbrechen; wenn er auch vermöge der ständigen Berechnung der Richter oft sehr übel angewandt wird.
Wenn Sir John Holts Ansicht den Grundsatz für alle Zeiten und Verhältnisse abgäbe, so könnte jeder Schriftsteller sich bei nur ein wenig Vorsicht sichern; aber ich denke mir, dass er in der Praxis oft vernachlässigt worden ist, wenigstens bisher, denn ich halte ihn für eine alte Gesetzesregel.
Ich habe etwas über Signor Leti, einen Italiener, gelesen oder gehört; als er in London war und sich damit beschäftigte, die englische Geschichte zu schreiben, sagte er König Karl II., er bemühe sich nach Kräften, alles zu vermeiden, was Anstoss erregen könnte, aber er finde es unmöglich, und wäre er so weise wie Salomo. Der König erwiderte, wenn das der Fall sei, würde er seine Zeit besser anwenden, wenn er, wie Salomo, Sprüche schriebe. Aber für Leti war keine öffentliche Notwendigkeit vorhanden zu schreiben, und England hätte sich um keinen Penny besser oder schlechter gestanden, ob er schrieb oder nicht.
Ich erwähne dies, weil ich weiss, dass man mir alsbald einwenden wird: »Was haben Privatleute mit der Öffentlichkeit zu tun? Was drängte einen Tuchhändler, zum Politiker zu werden und sich in Staatsgeschäfte einzumischen? Hätte er seine Zeit nicht besser angewendet, wenn er auf seinen Laden geachtet hätte? Oder seine Feder, wenn er Sprüche, Elegien, Balladen, Blütenlesen und Wundergeschichten geschrieben hätte? Dann wäre er vor allen Bekanntmachungen und Anklagen sicher gewesen. Haben wir nicht tüchtige Behörden und Ratgeber, die stündlich über dem Wohl der Öffentlichkeit wachen?« All das mag wahr sein. Und doch: als die Adressen beider Kammern gegen Herrn Woods Halfpence erfolglos blieben: wenn es da nicht irgend eine Feder übernommen hätte, dem Volk zu sagen, wie weit man gesetzmässiger Weise in der Ablehnung dieser Münze gehn konnte; den Betrug, die Listen und die Unverschämtheit des Prägers aufzudecken und die höchst verderblichen Folgen, die dem ganzen Königreich unweigerlich aus dem Umlauf besagter Münze erwachsen müssten, blosszulegen – ich könnte hunderttausend Leute fragen, ob je ein einziger von ihnen den Mut oder den Scharfsinn gehabt hätte, sie abzulehnen.
Wenn dieses Kupfer beginnen sollte, sich unter dem gemeinen, unwissenden Volk seinen Weg zu bahnen, so sind wir unvermeidlich zu Grunde gerichtet; gerade dieses Volk flösst uns die grössten Besorgnisse ein, denn es lässt sich leicht schrecken und schluckt falsche Informationen stets gierig hinunter. Denn wenn jedermann klug genug wäre, sein eigenstes Interesse zu verstehn, das jedermanns Hauptstudium bildet, so würden bei dieser Gelegenheit keine Broschüren von nöten sein. Aber wie die Dinge liegen, habe ich es für meine Pflicht vor Gott, meinem König und meinem Lande gehalten, das Volk darüber zu unterrichten, dass die jüngst gegen den Tuchhändler erlassene Bekanntmachung die Angelegenheit des Herrn Wood und seiner Münze im geringsten nichts angeht, sondern sich lediglich auf gewisse Abschnitte in des Tuchhändlers letzter Broschüre bezieht, die nicht unmittelbar mit diesem Gegenstand zusammenhängen und gar nichts zu tun haben mit der Verdienstlichkeit der ganzen Sache, und an denen es der Regierung gefallen hat, Anstoss zu nehmen; so dass es noch immer jedermann freisteht, diese Münze abzulehnen, gegen sie zu schreiben und sich wider sie zu erklären; genau wie zuvor. Auch ist niemand verpflichtet, etwa zu glauben, dass jene ehrenwerten Personen (deren erste Sie sind, My Lord), die jene denkwürdige Bekanntmachung gegen den Tuchhändler unterzeichneten, ihre Ansichten über Herrn Wood und seine Münze im geringsten geändert hätten.
Da ich also aus all dem schliesse, dass ich bis hierher auf festem und sicherem Boden stehe, so werde ich fortfahren, so viel Gott mich in Stand setzt, jene in der Nation geweckte Stimmung (ob der wirkliche Urheber ein wirklicher Tuchhändler war oder nicht, tut wenig zur Sache) gegen diesen scheusslichen Plan des Herrn Wood bei jeder passenden Gelegenheit wach zu halten; und zugleich werde ich sorgfältig auf jeden Federstrich achten und nur noch wagen, mir als Schriftsteller den öffentlichen Tadel der Welt zuzuziehen, nicht mehr als Verbrecher den des Lord Oberrichters Whitshed. Wenn von der Obrigkeit ein Erlass erscheinen sollte, der jedermann bei den höchsten Strafen verbietet, in Schriften oder Reden irgend etwas wider Herrn Woods Halfpence zu sagen, so werde ich mich sicherlich fügen. Sollte das aber geschehen, so will ich nicht nur der letzte Mann im Königreich sein, der sie annimmt; denn ich werde sie niemals annehmen. Wiewohl ich zu schweigen weiss, habe ich doch noch nicht gelernt, gegen mein Gewissen und die öffentliche Sicherheit aktiven Gehorsam zu leisten.
Ich möchte einen Fall setzen, den, wie ich denke, der Tuchhändler durch einige seiner Bücher in mir angeregt, aber nicht so ausführlich dargelegt hat, wie es nötig ist.
Sie wissen, dass in England die Kupferhalfpence vom Staat geprägt werden; und jedes einzelne Stück entspricht fast genau dem Kupferwert. Nun nehmen Sie an, dass statt der öffentlichen Prägung einem obskuren Privatmann ein Freibrief zur Ausprägung einer derjenigen Summe, die Herr Wood für uns vorbereitet, entsprechenden Menge von Kupfergeld für jenes Königreich erteilt worden wäre; alle Münzen sollen nun ihrem Metall nach höchstens ein Fünftel des Nennwertes wert sein. Das in England umlaufende Geld wird auf zwanzig Millionen geschätzt; unsres auf weniger als fünfhunderttausend Pfund. Da also Herr Wood berechtigt ist, uns 108 000 Pfund auszuprägen, so müsste nach dieser Berechnung der Inhaber des Freibriefs für England entsprechend vier Millionen dreihundertundzwanzigtausend Pfund in Umlauf setzen dürfen, und ferner noch einmal soviel vermöge heimlicher Prägung und Fälschung. Ich möchte von Ihnen wissen, ob nicht das Parlament aus einem solchen Anlass eine Adresse verfasst haben könnte und welches wohl der Erfolg gewesen wäre. Wie viele Tuchhändler hätten sich da erhoben, um die Welt mit Broschüren zu plagen! Und trotzdem würde jenes Königreich in solchem Fall noch nicht so sehr leiden wie wir, denn sein bares Geld würde nicht in fremde Länder wandern, sondern für bessre Zeiten in den Truhen vorsichtiger und karger Männer verborgen liegen bleiben. Ferner möchte ich, dass Sie zur Genugtuung der Allgemeinheit geruhen möchten, mir zu sagen, weshalb dieses Land in einem Punkt von solcher Bedeutung so verschieden behandelt wird. Geschieht es auf Grund von Poinings Akte, oder ist es eine Folge der Unterordnung oder der Abhängigkeit? Oder gehört ein andrer Kunstausdruck hierher, den ich nicht bestreiten will, aber zu verstehn zu dumm bin?
Ich bin mir wohl bewusst, dass der Erfolg oder Misserfolg des Herrn Wood Sie weniger berühren wird als irgend eine andre hervorragende Persönlichkeit im Königreich; denn ich höre, Sie seien klug genug, all Ihre Erwerbungen in England zu machen; und wahrhaftig, ich täte es auch, wenn ich das Geld dazu hätte; denn ich wäre nur zu froh, wenn ich einen Eigenbesitz hätte, der mir durch kein Gesetz genommen werden könnte, dem ich nicht meine Einwilligung gegeben hätte, und wo ich nie in Gefahr wäre, meine Pacht in verfälschtem Kupfer zu erhalten, so dass ich sechzehn Schilling aufs Pfund verliere. Sie können zu Pepperharrow in Surrey in Behagen und Überfluss leben; und gerade deshalb schien es mir ausserordentlich grossmütig und gemeinsinnig von Ihnen, dass Sie sich in diesem Streit auf die Seite des Königreichs stellten, indem Sie rückhaltlos Ihre Missbilligung der Pläne Herrn Woods zeigten; wenigstens wenn Sie andern gegenüber ebenso offen waren wie mir gegenüber, was mich notwendig wundernehmen musste, wenn ich bedachte, wie verschiedener Meinung wir in andern Punkten sind; und eben deshalb fand ich nur wenig Gläubige, als ich versuchte, Sie auf Grund Ihrer eigenen Worte in diesem Punkt zu rechtfertigen.
Ich möchte in aller Demut noch einen andern Gedanken anführen, der, so weit ich mich entsinne, von dem Tuchhändler nicht erörtert worden ist. Wenn diese Halfpence einmal Eingang finden sollten, so sind alle sich darüber einig, dass Woods begrenzte Menge sich in nicht zu langer Zeit vermöge der heimlichen Machenschaften des Prägers, vermöge seiner eigenen Fälschungen und derer der andern, einerlei, ob sie im Lande wohnen oder nicht, verdreifachen würde, bis kein Korn Gold oder Silber mehr im Lande zu sehn ist. Das würde meiner Meinung nach der Krone eine schwere Last auferlegen; denn es würde notwendig werden, von England Geld herüberzuschicken, um die Gehälter wenigstens der wichtigsten Zivilbeamten zu bezahlen. Denn ich sehe nicht ein, wie zum Beispiel ein Richter seine Würde mit tausend Pfund jährlich aufrecht erhalten könnte, wenn sie ihm in Woods Münze gezahlt würden, die in Wirklichkeit noch nicht einmal zweihundert wert wäre. Wer geltend machen wollte, dass diese Halfpence, wenn keine andre Münze umliefe, den allgemeinen Zwecken des Verkehrs unter uns genügen würden, ist sehr im Irrtum; und der Tuchhändler hat diesen Punkt zu gut aufgeklärt, um noch eine Antwort zuzulassen, indem er uns zeigte, was jeder Ladenbesitzer in einer solchen Not mit seinen Erzeugnissen zu beginnen gezwungen sein wird. Sie können seine Bemerkungen ausführlich in seinem zweiten und dritten Brief nachlesen, auf die ich Sie verweise.
Ehe ich schliesse, kann ich nicht umhin, anzumerken, dass in dieser Stadt seit einigen Monaten auf Grund des besten allgemeinen Prinzips, nämlich der Liebe zu unserm Lande, mehr Broschüren geschrieben worden sind, als vielleicht in gleich kurzer Zeit je in einer andern Nation erhört war: ich meine ganz allgemein, vom Tuchhändler herab bis zum Balladendichter; und stets ohne Rücksicht auf das gewöhnliche Motiv all derer, die schreiben, nämlich auf Gewinn, Gunst und Ruhm. Was den Geldvorteil angeht, so versichern mir angesehene Personen, dass die beste Ballade auf Herrn Wood dem Verfasser keinen Heller eintragen wird; und der unglückliche Spekulant Harding erklärt, er habe dem Tuchhändler ausser einer Schere niemals etwas geschenkt. Was die Gunst von oben angeht, so hat, wer da meint, sich durch seinen Widerstand gegen Herrn Wood beliebt zu machen, keinen sehr tiefen Einblick in die Politik. Und was schliesslich den Ruhm angeht, so würde sicherlich kein Mann von Wert und Gelehrsamkeit seine Feder mit einem so vergänglichen Gegenstand und in einem so dunklen Weltwinkel beschäftigen, um sich als Schriftsteller auszuzeichnen. Deshalb sehe ich mich selbst, den Tuchhändler und meine zahlreichen Brüder alle in unserm verschiedenen Grade als echte Patrioten an.
Was das Publikum nun in Zukunft noch erwarten kann, ist nichts, als dass es von Zeit zu Zeit gewarnt wird, sich vor Herrn Woods Halfpence zu hüten; und um sich im Einzelnen zu überzeugen, wird man es auf des Tuchhändlers Begründungen verweisen. Denn selbst ein Mann des überlegensten Verstandes wird die Unmöglichkeit erkennen, seinen Verstand aufs beste anzuwenden, solange er unter Einschränkungen schreibt und beständig Ausdrücke mildern, verbessern oder ausstreichen muss, wenn er nicht fürchten will, seinem Drucker oder sich selbst eine Anklage des Lord Oberrichters Whitshed zuzuziehen. Das erinnert mich an den Irren im Don Quixote, den ein Weber tüchtig verprügelte, weil er einen Stein, den er stets auf der Schulter trug, auf einen Wachtelhund hatte fallen lassen, und der hinfort ewig fürchtete, jeder Hund, dem er begegnete, möchte der gleichen Rasse angehören.
Aus diesem Grunde bin ich überzeugt, dass, was ich eben jetzt geschrieben habe, schwunglos und fade erscheinen wird; aber wenn es im geringsten dazu beiträgt, uns im gemeinsamen Widerstand gegen diesen verhängnisvollen Plan des Herrn Wood zu bekräftigen, so wird meine Mühe nicht ganz vergeblich gewesen sein.
Ich habe diese Blätter einem hervorragenden Rechtsgelehrten (der obendrein ein tugendhafter und gelehrter Mann ist) zugeschickt; und nach vielen Änderungen schickte er sie mir zurück, indem er mir zugleich versicherte, sie seien völlig unschuldig und nicht im geringsten verquickt mit Verrat, Empörung, Aufruhr, Tücke, Missvergnügtheit, Unehrerbietigkeit und jeglicher Unterstellung.
Wenn in allen Kirchspielen der Nachtwächter auf seiner Runde allnächtlich rufen wollte: »Die Uhr hat zwölf geschlagen; hütet euch vor Woods Halfpence!« so würde dadurch vermutlich jeder künftige Anlass fortfallen, noch mehr Broschüren zu veröffentlichen; vorausgesetzt freilich, dass es in Landstädten an den Markttagen geschähe. Ich meinesteils will das Experiment, sowie feststeht, dass es nicht wider das Gesetz verstösst, in der Kirchfreiheit von St. Patrick beginnen; und ich hoffe, dass man meinem Beispiel in der ganzen Stadt folgen wird. Wenn aber die Obrigkeit es für angebracht halten sollte, alle Schriften und Reden über diesen Gegenstand zu verbieten, es sei denn, dass sie zu Gunsten des Herrn Wood sprechen, so werde ich gehorchen, wie es sich für mich geziemt; erst wenn ich in Gefahr bin, zu bersten, will ich hingehn und ins Schilfrohr hineinflüstern, und zwar keine unehrerbietigen Bemerkungen über die Weisheit meiner Landsleute, sondern nur diese wenigen Worte: Hütet euch vor Woods Halfpence!
Ich bin
In gebührender Achtung
Ihr gehorsamster, demütiger
Diener
J.S.
Im Dekanatshaus, den 26. Oktober 1724.
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Ein Brief an den sehr ehrenwerten Lord Viscount Molesworth von M.B., Tuchhändler, Verfasser des Briefes an die Ladenbesitzer usw.
Und sie reden giftig wider mich allenthalben,
und streiten wider mich ohne Ursache.
Dafür, dass ich sie liebe,
sind sie wider mich; ich aber bete.
Sie beweisen mir Böses um
Gutes und Hass um Liebe.
Psalm 109, 3, [*]4, [*]5.
Lass dich nicht verlangen, Richter
zu sein, denn durch dein Vermögen
wirst du nicht alles Unrecht zu Recht bringen.
Richte nicht Aufruhr an in der Stadt
und hänge dich nicht an den Pöbel.
Auf dass du nicht tragen müssest
zwiefältige Schuld, denn es wird keine
ungestraft bleiben.
Jesus Sirach 7, 6, 7, [*]8.
Non jam prima, peto Mnestheus, neque vincere certo:
Quamquam O! Sed superent, quibus hoc, Neptune dedisti.
Anweisungen an den Drucker.
Herr Harding!
Ich kann nicht sagen, dass ich Ihr Wohl oder Ihr Übel im Auge gehabt hätte, als ich Ihnen meine früheren Schriften schickte; und doch ist Ihnen durch mich beides zuteil geworden. Ich bete zu Gott, dass er Sie vor weiterem Übel bewahre und Ihr Wohl mehre. Ihr Gewerbe leidet, zumal in diesem Königreich, mehr als alle andern unter unglücklichen Verhältnissen. Denn wie Sie es mit dem wertlosesten Plunder zu tun haben, nämlich mit den Groschenerzeugnissen der Skribenten, die keinen Groschen besitzen, so setzen Sie oft Ihre Freiheit und bisweilen Ihr Leben aufs Spiel, um eine halbe Krone zu verdienen; und infolge Ihrer eigenen Unwissenheit werden Sie für die Handlungen andrer bestraft.
Ich fürchte, Sie werden noch insbesondere glauben, Sie hätten Grund, sich über mich zu beklagen, weil sowohl Sie wie Ihre Frau ins Gefängnis gesetzt wurden, so dass Ihnen grosse Kosten und Beschwerden erwuchsen, und weil noch jetzt eine Anklage über Ihnen hängt. Aber ich will Ihnen sagen, Herr Harding, wie es damit steht. Seit die Presse unter so strenger Aufsicht gestanden hat, sind alle, die die Welt zu unterrichten wünschen, so vorsichtig geworden, dass sie sich, wenn es möglich ist, nicht mehr in Gefahr begeben. Mein gewöhnliches Verfahren ist dieses, dass ich einem Lehrling diktiere, der in verstellter Handschrift zu schreiben versteht; und was so geschrieben wird, das schicken wir durch einen Laufbuben in Ihr Haus. Aber zugleich versichere ich Ihnen bei meinem Rufe, dass ich Ihnen nie etwas geschickt habe, wofür Sie meines Glaubens hätten zur Rechenschaft gezogen werden können. Und Sie werden mir bezeugen, dass ich Sie stets in einem Brief ersuchte, sich guten Rat einzuholen, ehe Sie den Druck wagten; denn ich wusste, wie geschickt die Leute, die sich gewerbsmässig mit der Rechtsprechung befassen, darin sind, eine Handhabe zu finden, wo nichts Arges beabsichtigt war; ich höre freilich, dass Sie wirklich mehrere sehr tüchtige Personen um Rat gefragt haben; ja, sogar einige von denen, die später gegen Sie auftraten, worauf ich nur erwidern kann, dass Sie entweder Ihre Ratgeber wechseln oder sich entschliessen müssen, nichts mehr zu drucken, was von einem Tuchhändler kommt.
Ich wünsche, dass Sie den eingeschlossenen Brief, der die Aufschrift »An Lord Viscount Molesworth, in seinem Haus zu Brackdenstown bei Swords«, trägt, übermitteln; doch ich möchte, dass Sie ihn gedruckt übersenden, damit Seine Lordschaft ihn leichter lesen kann, denn diese verstellte Handschrift meines Lehrlings ist nicht sehr leserlich. Und wenn Sie es für angebracht halten, ihn zu veröffentlichen, so möchte ich, dass Sie ihn zuvor sorgfältig von einem bekannten Rechtskundigen durchlesen lassen; ich bin überzeugt, Sie werden ihrer genug finden, die dem Tuchhändler freundlich gesinnt sind und es unentgeltlich tun werden; denn ich fürchte, ein Honorar werden Sie nach all Ihren Ausgaben kaum zu zahlen imstande sein. Denn obgleich ich mit solcher Sorgfalt vorgegangen bin, dass ich es für unmöglich halte, in den folgenden Blättern etwas zu finden, weswegen man Sie noch einmal ins Gefängnis schicken könnte, so will ich doch nicht wagen, mich für sie zu verbürgen.
Dieser folgende Brief enthält nur einen kurzen Bericht über mich selbst und eine demütige Entschuldigung wegen meiner früheren Broschüren, besonders wegen der letzten, und Herr Wood und seine Halfpence werden kaum erwähnt, weil ich über diesen Gegenstand bereits genug gesagt habe, solange nicht ein Anlass zu neuen Befürchtungen auftaucht; denn in dem Fall werden Sie vielleicht wieder von mir hören.
Ich verbleibe Ihr Freund und Diener
M. B.
Aus meinem Laden in der Heiligen Franziskus-Strasse, den 14. Dezember 1724.
PS. Da zwischen Ihnen und mir keinerlei Verkehr herrscht, den ich auch niemals dulden werde, machen Ihre Leute gern die gröbsten Druckfehler, und ich wünsche, dass Sie für Abhilfe sorgen.
Ein Brief an den sehr ehrenwerten Lord Viscount Molesworth in seinem H[*]ause zu Brackdenstown bei Swords.
My Lord!
Zu spät denke ich an den Grundsatz der Beobachter, dass alle, »die sich in Dinge einmischen, die ausserhalb ihres Berufs liegen, Grund zur Reue haben werden«; dieser Satz bewahrheitet sich jetzt an mir. Denn dadurch, dass ich mich auf das Gewerbe eines Schriftstellers einliess, habe ich mir das Missfallen der Regierung zugezogen; es zeigt sich in einer Bekanntmachung, die dem ersten treuen Untertanen, der imstande und bereit ist, mich anzuzeigen, eine Belohnung von dreihundert Pfund verspricht. Ich kann auch den löblichen Eifer und Fleiss des Lord Oberrichters hinzurechnen, der sich redlich bemüht, eine so gefährliche Person zu entdecken. Ob ich nun in Wirklichkeit bereue oder nicht, Anlass habe ich also auf jeden Fall, und die Beobachtung findet ihre Bestätigung.
Es begibt sich, ich weiss nicht wie, zuweilen im Lauf der menschlichen Dinge, dass jemand gesetzlich für etwas verfolgt wird, was nicht er zu verantworten hat, weder vor Gott noch vor seinem Lande; und er wird in Westminster Hall wegen einer Tat verurteilt, die ihm am jüngsten Tage nicht zu Lasten fallen wird.
Nachdem ich mein eigenes Herz streng geprüft und einige Geistliche von grossem Ruf zu Rate gezogen habe, kann ich mich keiner »Heimtücke und Bosheit wider die Allgemeinheit« bezichtigen; keiner »Absicht, Aufruhr zu säen«; keiner »Unehrerbietigkeit gegen den König oder seiner Minister«; und keines Versuchs, »die Völker dieses Königreichs und Englands in ihrer Liebe zu einander zu entfremden«.
Ich kann mir nichts zum Vorwurf machen als den schwachen Versuch, einer Nation zu dienen, die in Gefahr war, von einem verworfenen und boshaften Plänemacher zugrunde gerichtet zu werden; diesen Versuch unternahm ich, ohne abzuwarten, bis man mich zu Hilfe rief; aber wenn er mir auch vielleicht den Titel der Naseweisheit und des Dünkels einträgt, so wird er doch nie als eine Bürde auf meinem Gewissen lasten. Gott weiss, ob ich mich nicht schon trotz all meiner Vorsicht in Gefahr gestürzt habe, indem ich soviel zu meiner eigenen Rechtfertigung anführte. Denn ich habe von einem Richter gehört, der einem Verbrecher, als er an den furchtbaren Tag des jüngsten Gerichts erinnerte, sagte, er habe sich straffällig gemacht, weil er sich auf eine fremde Rechtsprechung berufen habe; ja, von einem andern in Wales, der den Gefangenen streng unterbrach, als er das gleiche geltend machen wollte; er bezichtigte ihn der Unehrerbietigkeit gegen den Gerichtshof, wenn er solche Vergleiche anstellte; denn »Vergleiche sind gehässig«.
Um mich aber ein wenig zu entschuldigen, wenn ich mehr nachdenke als andre meines Standes, bitte ich Eure Lordschaft um Vergebung, wenn ich etwas sehr Törichtes tue, nämlich, Ihnen ein wenig über mich Bericht erstatte.
Ich wurde in einer Freischule aufgezogen, wo ich eine, wenn auch geringe Kenntnis des Lateinischen erlangte; meine Lehrlingszeit verlebte ich in London, und dort errichtete ich auch mit gutem Erfolg ein eigenes Geschäft, bis mich der Tod einiger guter Freunde und das Unglück andrer wieder in dieses Königreich riefen, wo ich meinen Geist damit zu beschäftigen begann, dass ich die Wollfabrikation in all ihren Zweigen betrieb. Darin begegnete ich nun grosser Entmutigung; und ich stiess auf mächtige Gegner, deren Einwände mir sehr seltsam und eigenartig erschienen. Sie machten geltend, das Volk von England würde Anstoss daran nehmen, wenn wir unsre Erzeugnisse auf die gleiche Höhe brächten wie ihre; und selbst im Gewerbe der Weber fand ich Feinde; was ich als nicht anders denn absurd und unnatürlich ansehn konnte. Ich entsinne mich, dass Eure Lordschaft mir um jene Zeit die Ehre erwies, meinen Laden aufzusuchen; und ich zeigte Ihnen ein Stück schwarz und weissen Stoffs, der gerade vom Färber gekommen war und der Ihren geneigten Beifall fand, so dass Sie ihn von mir erstanden. Mit dem »schwarz und weissen Stoff« meint Swift seine Schrift: »Ein Vorschlag, allgemein nur irische Erzeugnisse zu benutzen.« Sie war 1720 erschienen.
Ich war aber so niedergebeugt, dass ich beschloss, ruhig in meinem Laden zu sitzen und wie der Rest meiner Brüder mit den gewöhnlichen Waren zu handeln; bis es sich vor einigen Monaten begab, dass ich bei mir selber erwog, wie notwendig die untere und ärmere Volksklasse einen einfachen, starken, groben Stoff brauchte, um sich gegen kalte Ostwinde zu schützen, die gerade damals lange Zeit hintereinander sehr wild und verheerend bliesen; ich erfand einen solchen eigens für diesen Zweck; er wurde im ganzen Königreich trefflich verkauft und bewahrte viele Tausende vor dem Wechselfieber. Ich stellte dann mit dem gleichen Erfolg für die besitzende Klasse einen zweiten und dritten Stoff her, so dass man seit einiger Zeit kaum noch von Wechselfieber gehört hat. Gemeint sind natürlich die drei ersten Tuchhändlerbriefe.
Dies ermunterte mich so sehr, dass ich es wagte, aus der besten irischen Wolle, die ich finden konnte, ein viertes Stück zu machen; und ich hielt diesen Stoff für würdig und reich genug, um vom höchsten Lord und Richter des Landes getragen zu werden. Aber letzthin beklagen sich einige grosse Leute, wie ich höre, dass sie, »so oft sie ihn trügen, einen Schauder in ihren Gliedern fühlten«; und deshalb haben sie ihn abgeworfen und verfluchen den armen Tuchhändler, der ihn erfunden hat, bis in die tiefste Hölle hinein, so dass ich entschlossen bin, niemals wieder für Leute von Stande zu arbeiten, es sei denn für Eure Lordschaft und noch ein paar andre.
Ich versichere Eurer Lordschaft auf das Wort eines ehrlichen Bürgers hin, dass ich nicht um den Wert eines einzigen von Herrn Woods Halfpence reicher geworden bin durch den Verkauf all der verschiedenen Stoffe, die ich erfunden habe; denn den ganzen Verdienst gebe ich den Färbern und Walkern. Den Druckern.[*] Und deshalb hoffe ich, werden Sie geruhen, mir zu glauben, dass mich kein andres Motiv als die Liebe zu meinem Lande dazu trieb, Kopf und Hände in Bewegung zu setzen, um nur meine Zeit zu verlieren und nichts zu verdienen als Ärger und Übelwollen.
Ich habe jetzt ein Stück Stoff in Arbeit, das eigens für Eure Lordschaft gewebt wird; vielleicht freilich müsste ich mich schämen, es Ihnen anzubieten, wenn ich zuvor gestehe, dass es nur aus den Resten und Überbleibseln der Wolle gemacht wird, die zu den früheren verwendet wurde. Ich will es aber so gut ausarbeiten wie ich kann, und schlimmstenfalls brauchen Sie es nur Ihren Pächtern zu geben.
Ich bin mir wohl bewusst, wie unwahrscheinlich es ist, dass Eure Lordschaft Vergnügen findet an der Pedanterie eines Tuchhändlers, der in den Ausdrücken seines eigenen Gewerbes redet. Und wie soll das besser werden, wenn Sie sehen, dass ich mich von neuem, wenn auch sehr vorsichtig, auf eine Staatsangelegenheit einlasse; denn, wenn wir einigen grossen Rechtsgelehrten glauben sollen, so ist unser Streit mit Herrn Wood jetzt zu einer solchen geworden. Und wie es oft beim Spiel geht, dass die Menschen mit Hellern beginnen und dann zum Gold übergehn, bis einige ihre Güter verlieren und im Gefängnis sterben, so mag es auch in meinem Fall kommen; wenn ich zu lange mit Herrn Woods Halfpence spiele, wird man mir eine Geldstrafe auferlegen, doppelt so hoch wie die Belohnung, die für den Verrat an mir geboten wurde; und schliesslich wird man mich ins Gefängnis werfen, aus dem ich nicht eher erlöst werde, als bis ich den letzten Heller ausgezahlt habe.
Drei Arten von Leuten gibt es, My Lord, mit denen ich entschlossen bin, niemals zu streiten: den Strassenräuber, der mir die Pistole auf die Brust setzt, einen Trupp Dragoner, der kommt, um mein Haus zu plündern, und den Juristen, der sich ein Verdienst daraus machen kann, wenn er mich anklagt. In jedem dieser Fälle, die sich fast gleich sind, ist es das beste, wenn man sich abseits hält, und das nächstbeste ist es, sein Geld zu opfern, sein Haus preiszugeben und nichts zu gestehn.
Ich höre, die beiden Punkte meines letzten Briefes, die man zum Anlass der Anklage nahm, sind die Stellen, wo ich Seiner Majestät Antwort auf die Adresse des Oberhauses über Herrn Woods Freibrief erwähnte, und die, wo ich von Irland als einem abhängigen Königreich rede. Was jenen Gegenstand angeht, so kann ich nur sagen, dass ich ihn mit der äussersten Ehrfurcht und Vorsicht behandelt habe; und ich hielt es für notwendig, darzulegen, wieso Woods Freibrief sich in vielen wesentlichen Teilen von allen andern unterschied, die je vergeben worden waren, weil mangels richtiger Information das Gegenteil so kräftig und so vielfach versichert wurde. Was das zweite angeht, Irlands Abhängigkeit, so gestehe ich, ich habe sie oft erwähnen hören aber nie begreifen können, was die Worte bedeuteten. Dies machte mich so neugierig, dass ich mich bei mehreren hervorragenden Rechtsgelehrten erkundigte, die mir beteuerten, sie wüssten nichts davon. Dann las ich alle Statutargesetze beider Königreiche durch, ohne die geringste Aufklärung zu finden, ausser einer einzigen irischen Akte, die ich zitierte, der aus dem 33. Jahr Heinrichs VIII., die Irland mit England unter einem König vereinigte. Ich kann nicht behaupten, dass es mir leid tat, als ich in meiner Suche enttäuscht wurde, denn sicherlich konnte ich froh sein, nur von Gott, meinem Fürsten und den Gesetzen meines Landes abzuhängen, genau wie andre Nationen auch. Da aber Höherstehende andrer Meinung sind und eine weitere Abhängigkeit verlangen, so werde ich mich gern fügen und nicht auf der Ausnahme bestehn, die ich für M. B., Tuchhändler, verlangte. Denn diese Andeutung war einer müssigen Geschichte entlehnt, die ich in England gehört hatte und die vielleicht ganz gewöhnlich und abgedroschen sein mag, die ich aber doch kurz erzählen will, weil sie weder Verrat noch Aufruhr anregt.
Vor einigen hundert Jahren, als die Pairs so gross waren, dass die Bürgerlichen als wenig mehr denn ihre Hörigen galten, wurde ein Gesetzentwurf eingebracht, um der Macht und den Vorrechten der Pairs wiederum einen neuen Zuwachs zu verschaffen. Nachdem der Entwurf verlesen worden war, erhob sich ein gewisser Herr Drewe, ein Mitglied des Hauses, und sagte, er billigte den Gesetzentwurf sehr und würde seine Stimme dafür abgeben, dass er zum Gesetz erhoben würde; aber aus gewissen Gründen, die ihm selbst am besten bekannt seien, wünschte er, dass eine Klausel aufgenommen würde, die die Familie der Drewes ausschlösse. Die Wunderlichkeit dieses Vorschlags brachte die andern ein wenig zum Nachdenken, und der Entwurf wurde abgelehnt.
Ob ich nun einen Fehler beging oder mich zu weit vorwagte, als ich die Abhängigkeit untersuchte, das muss dem unparteilichen Urteil der Welt vorbehalten bleiben, und auch dem der Gerichtshöfe, wenn auch nicht in so wirksamer und entscheidender Weise. Wer aber behauptet, wie ich es von manchen gehört habe, die einen furchtsamen und knechtischen Sinn begünstigen wollten, dieser Punkt hätte überhaupt nicht zu meinem Thema gehört, der erhebt einen sehr falschen und törichten Einwand. Wood und seine Mitschuldigen hatten eigens mehrere niederträchtige Gerüchte ausgestreut, um jeden Widerstand gegen seinen verworfenen Plan zu entmutigen. Sie sprengten aus, wir seien zum Aufstand bereit, wir machten dem König sein Kronrecht streitig und schüttelten unsre Abhängigkeit von uns. Das erste dieser Gerüchte erreichte einen solchen Umfang und fand soviel Glauben, und zwar den sichtbarsten Beweisen des Gegenteils zum Trotz, dass eine sehr grosse Persönlichkeit dieses Königreichs, die jetzt in England ist, seinen dortigen Freunden einen Bericht darüber schickte, der jedem guten Untertanen sowohl Kummer wie Angst einflössen würde. Ich hielt es deshalb für notwendig, diese Verleumdung so zu behandeln, wie sie es verdiente. Dann bewies ich durch ein unwiderlegliches Argument, dass wir nicht die Absicht haben konnten, Seiner Majestät sein Kronrecht streitig zu machen, weil das Kronrecht für die Sache gar nicht in Frage kam; denn Juristen und Rechtsgelehrte aller Nationen sind sich darüber einig, dass Kupfer kein Geld ist. Und um uns schliesslich von der Anklage zu reinigen, als wollten wir unsre Abhängigkeit abschütteln, zeigte ich, worin meiner Meinung nach diese Abhängigkeit bestand; und ich zitierte das oben erwähnte, in Irland erlassene Grundgesetz, durch das verordnet wird, dass, »wer König von England ist, auch König von Irland sein soll«, und dass »die beiden Königreiche auf ewig unter einem König vereinigt bleiben sollen«. Dies sprach uns, wie es mir schien, völlig von der Absicht frei, unsre Abhängigkeit zu brechen; denn es stand ja gar nicht in unsrer Macht, da sicherlich kein König von England in die Aufhebung dieses Gesetzes willigen wird.
In diesem Punkt aber lastet noch eine schwere Anklage auf mir. Es heisst, ich sei zu weit gegangen, als ich erklärte: »wenn der Prätendent jemals auf den Thron von England erhoben würde (was Gott verhüte) so würde ich es wagen, dieses Gesetz insoweit zu übertreten, als ich den letzten Tropfen meines Bluts verspritzen würde, ehe ich mich ihm als dem König von Irland unterwürfe«.
Dies, so höre ich von allen Seiten, ist der stärkste und schwerste Einwand, der gegen mich erhoben wird, und dasjenige, was den grössten Anstoss erregt hat; dass ich nämlich so verwegen war, mich direkt gegen ein Grundgesetz zu erklären, und dass mich überhaupt irgend ein Motiv, und sei es noch so stark, dazu bringen könnte, einen König abzulehnen, den England anerkannt hätte. Wenn ich nun, um mich gegen diese Anklage zu verteidigen, offen eingestände, dass »ich zu weit gegangen bin«, dass »der Ausdruck sehr unvorsichtig war, obwohl er hervorgerufen wurde durch meinen Eifer für Seine gegenwärtige Majestät und die protestantische Linie des Hauses Hannover«; dass »ich mich hüten werde, in gleicher Weise noch einmal Anstoss zu erregen«; und dass »ich hoffe, dieses offene Eingeständnis und diese Reue wegen meines Fehltritts werde eine kleine Busse sein und die Herzen meiner mächtigen Gegner ein wenig erweichen«; ich sage, wenn ich eine solche Verteidigung führte, so zweifle ich nicht, dass ein paar Leute sie durch eine gewaltsame Deutung verdrehen und ihr einen argen Sinn abgewinnen würden; und da mir keine andre Antwort einfällt, die für diesen Absatz passt, so will ich ihn deshalb der Gnade jedes unbefangenen Lesers überlassen.
Ich will es jetzt wagen, Eurer Lordschaft ein Geheimnis mitzuteilen, das Sie, wie ich fürchte, nur zu sehr angeht. Sie müssen also erfahren, dass diese meine Gewohnheit, zu schreiben und zu reden, durch die ich mich zu meinem Unglück von fast dem ganzen Königreich unterscheide und durch die ich leicht mehr Ohren verletze als mir lieb ist, entstand während meiner Lehrjahre in London und während eines langen Aufenthalts dort, nachdem ich mich selbständig gemacht hatte. Als ich hierher zurückkehrte und mich hier niederliess, glaubte ich, nur ein Land der Freiheit mit einem andern zu vertauschen. Ich war lange mit den Schriften Eurer Lordschaft, Molesworth schrieb unter anderm einen »Bericht über Dänemark, wie es 1692 war«, ein Buch, dessen Veröffentlichung wegen der darin enthaltenen republikanischen Lehren, die angeregt waren durch die Schriften Algernon Sydneys, grossen[*] Anstoss erregte. Herrn Lockes, Herrn Molineux, des Obersten Sidney und andrer gefährlicher Autoren vertraut gewesen, die von der Freiheit als »von einem Segen reden, auf den das ganze Menschengeschlecht von Anbeginn Anspruch habe, und dessen die Menschen nur ungerechte Macht entkleiden könne«. Ich wusste eine Menge von den verschiedenen veralteten Institutionen in Europa; und ich wusste auch, durch welche Zufälle und Ereignisse sie vernichtet wurden; und ich hielt es stets für den unwiderlegtesten und am allgemeinsten anerkannten Grundsatz, dass die Freiheit eines Volkes darin besteht, dass es nur durch Gesetze regiert wird, die unter seiner eigenen Einwilligung erlassen werden; die Sklaverei aber im Gegenteil. Ich habe gleichfalls gehört, und ich halte es für wahr, dass Freiheit und Eigentum in diesem Königreich Worte bekannten Gebrauchs und bekannter Bedeutung seien, die angeblich selbst die Rechtsgelehrten verstehn und oft im Munde führen. Das waren die Irrtümer, die mich in die Irre führten, und denen allein ich die arge Behandlung zuschreiben muss, die mir widerfahren ist. Aber ich werde mit der Zeit klüger werden und lernen, auf meinen Fuhrmann, auf die Strasse, die ich fahre, und auf die, mit denen ich zusammengekoppelt bin, Rücksicht zu nehmen. Dies eine aber will ich zu sagen wagen: die verwegensten und schädlichsten Worte, die ich je ausgesprochen habe, hätten mich in England nur als einen bornierten Narren blossgestellt, der auszieht, um zu beweisen, dass an einem wolkenlosen Sommertage die Sonne scheint; und ich habe Zeugen bereit, um zu beweisen, dass Eure Lordschaft fünfzigmal Schlimmeres gesagt und geschrieben hat; wobei es den Frevel nur noch erschwert, dass es mit unendlich viel mehr Witz und Gelehrsamkeit und mit viel stärkeren Argumenten geschah, so dass ich, wie die Politik einmal läuft, keinen Menschen von ausnahmsweiseren Prinzipien kenne als Sie; und wenn ich je entdeckt werden sollte, so meine ich, werden Sie in Ehren verpflichtet sein, meine Strafe zu bezahlen und mich im Gefängnis zu unterstützen; sonst könnte ich vielleicht in die Lage geraten, zur Vergeltung gegen Sie den Denunzianten zu spielen.
Inzwischen bitte ich Eure Lordschaft, mein Geständnis entgegenzunehmen, dass die Bekanntmachung gegen mich die mildeste war, die je erlassen wurde, wenn es etwas wie eine Abhängigkeit Irlands von England gibt, und zwar in einem andern Sinne, als ich sie erklärt habe, einerlei, ob nach den Gesetzen Gottes, der Natur, der Vernunft, der Nationen oder dieses Landes (und ich werde es hinfort nie mehr bestreiten); statt mich als boshaft, heimtückisch und aufrührerisch zu verklagen, hätte man mich als des Hochverrats schuldig unter Anklage stellen sollen.
Ich wünsche nur dieses eine, dass die Sache meines Landes wider Herrn Wood durch keinerlei Unbedachtheit meinerseits leiden möge. Ob nun Irland von England abhängt oder nur von Gott, dem König und dem Gesetz, so hoffe ich doch, dass niemand behaupten wird, es hänge von Herrn Wood ab. Es würde mir von Herzen leid tun, wenn dieser löbliche Groll gegen mich zum Unglück (und ich hoffe, dass das niemals beabsichtigt war) jene Stimmung in allen Bevölkerungsklassen und Körperschaften gegen den verzweifelten und verderblichen Plan des Herrn Wood irgendwie dämpfen sollte. Meine Landsleute mögen die Stellen meines letzten Briefes, die ihnen missfallen, streichen; und es möge kein Rost an meinem Schwerte bleiben, die Wunden zu heilen, die ich unserm tödlichsten Feinde schlug. Als Sir Charles Sidley vereidigt wurde und allerlei Dinge widerrufen sollte, sagte er, er »liebte es, zu widerrufen«, und fragte, »ob noch mehr zu widerrufen sei, denn er sei bereit, soviel zu widerrufen, wie ihnen beliebte«. Obgleich ich nun kein so gründlicher Widerrufer bin, so gebt mir nur von Seiten der Stadt eine gute Gewähr gegen diese verdammte Münze, und ich bin bereit, nicht nur jede Silbe in meinen ganzen vier Briefen zu widerrufen, sondern sie auch freudig mit eigenen Händen denen des Henkers zu überantworten, auf dass sie in keiner besseren Gesellschaft als der des Prägers in effigie verbrannt werden, wenn in den weltlichen Händen des Pöbels von diesem Bilde noch irgend etwas übrig geblieben ist.
Aber welches auch die Gesinnungen mancher Leute sein mögen, so denke ich doch, es steht fest, dass viele von denen, die sich wider mich unterschrieben, auf der Seite einer ungeheuren Majorität im Königreich stehn, die sich Herrn Wood widersetzte; und mit grosser Genugtuung habe ich bemerkt, dass einige sehr ehrenwerte Namen in sehr freundschaftlichem Bündnis mit dem meinen am Fuss einer kräftigen Erklärung gegen ihn und seine Münze standen. Wenn aber die Anerkennung der Münze unter uns bereits beschlossen ist, so sollte die würdige Persönlichkeit, die mich verraten will, solches vorsichtiger Weise mit aller möglichen Eile tun; sonst könnte es schwer fallen, dreihundert Pfund in vollwertigem Gelde zu finden, um ihm seinen Sold zu zahlen; denn bald wird das Publikum fünfhunderttausend verloren haben, wenn die ganze Nation soviel besitzt; und ausserdem werden auf ewig vier Fünftel ihres jährlichen Einkommens ausfallen.
Ich höre von Rechtsgelehrten, dass es bei allen Streitigkeiten zwischen Mensch und Menschen von grosser Wichtigkeit ist, welcher von ihnen den ersten Streich führte oder die erste Herausforderung fallen liess. Es ist klar, dass Herr Wood beides getan hat; und deshalb möchte ich demütigst vorschlagen, ihn zuerst zu hängen und seinen Schund ins Meer zu werfen; dann wird auch der Tuchhändler bereit sein, sich dem Gericht zu stellen. »Es muss ja Ärgernis kommen, aber weh dem, durch den das Ärgernis kommt!« Wenn Herr Wood seine Hand zurückgehalten hätte, so hätten alle andern den Mund gehalten, und es wäre kein Bedürfnis für Broschüren, Jurys oder Bekanntmachungen eingetreten. Es muss eine grosse Herausforderung gewesen sein, die einen obskuren, gleichgültigen Tuchhändler so aufreizen konnte, dass er zum Schriftsteller wurde. Man könnte meinen, in einer solchen Sache müssten sich selbst die Steine auf den Strassen erheben. Und ich weiss nicht, ob sie das nicht tun werden, wenn Herr Wood je in ihren Bereich kommt. Die Geschichte des stummen Knaben, dessen Zunge der Rede eine Bresche erzwang, als er den Greuel eines Dolchs an seines Vaters Kehle sah, ist bekannt. Ihr gegenüber mag es als ein geringeres Wunder erscheinen, dass ein im Privatleben und Schweigen verborgener Händler aufschreit, wenn vor seinen Augen und von so verworfener Hand ein Attentat gegen das Leben und Dasein seiner politischen Mutter unternommen wird.
Inzwischen aber schreitet Herr Wood, der Vernichter eines Königreichs, im Triumph umher (wenn es nicht den Tatsachen entspricht, dass er wegen Schulden im Gefängnis sitzt) während der, der die Freiheit seines Landes zu verteidigen suchte, gezwungen ist, sein Haupt zu verbergen, weil er sich gelegentlich um eine Streitfrage kümmerte. Aber ich bin nicht der erste, der zum Tode verurteilt wird, weil er dadurch, dass er einmal den strengen Befehlen der militärischen Disziplin den Gehorsam versagte, über einen mächtigen Feind einen grossen Sieg errang.
Ich bin jetzt entschlossen, dem Rate zu folgen, den mir ein gewisser Dechant gegeben hat (nach dem üblichen Vorgang der Menschen, weil es zu spät ist). Er zeigte mir, wie falsch es von mir war, wenn ich dem allgemeinen Wohlwollen des Volks vertraute; »ich habe bislang mehr Erfolg gehabt, als sich erwarten liess, aber irgend ein unglücklicher, gelegentlicher Fehler werde mich wahrscheinlich so weit bringen, dass die Machthaber mich fassen könnten. Meine guten Absichten würden mich nicht vor jenen schützen, die auf jeden Strich achteten, den in der Bitterkeit meiner Seele meine Feder führte«. Er führte mir das Beispiel eines »ebenso unschuldigen, ebenso selbstlosen und ebenso wohlmeinenden Schriftstellers an, dessen Drucker, der den Verfasser in seiner Gewalt hatte, mit äusserstem Eifer verfolgt wurde; neunmal wurde die Jury zu neuer Beratung zurückgeschickt, und schliesslich wurde der Mann dem Gericht überantwortet«. Gemeint ist die Anklage, die der Veröffentlichung des »Vorschlags, allgemein nur irische Erzeugnisse zu benutzen,« folgte. Der Dechant bemerkte ferner, »man liesse mich gewissermassen allein, den Kampf auszufechten, während andre, die zehntausendmal bessre Talente hätten als ein Tuchhändler, vorsichtig genug seien, still zu liegen, und es vielleicht für kein unerwünschtes Vergnügen hielten, in Sicherheit zuzuschauen, wenn ein andrer sie unterhielte und dabei Freiheit und Vermögen aufs Spiel setzte; ihren leichten Applaus hielten sie dann für eine ausreichende Belohnung«. Er schloss mit der kurzen Geschichte eines Madrider Juden, der wegen seiner Religion zum Feuertode verurteilt worden war; eine Schar von Schulbuben folgte ihm zum Brandpfahl, und da sie fürchteten, sie könnten um ihr Vergnügen kommen, wenn er etwa widerriefe, so klopften sie ihm oft auf den Rücken und riefen: »Sta firme Moyse (Moses, bleib standhaft)«!
Ich gebe zu, dass der Rat dieses Herrn gut und seine Beobachtungen richtig waren; und in einer Hinsicht bin ich in noch schlimmerer Lage als der Jude; denn mich wird kein Widerruf retten. Doch scheint es mir nach mehrern kürzlichen Vorgängen, dass meine Lage noch nicht völlig beklagenswert ist. Dafür habe ich keinen andern Grund anzuführen als die Standhaftigkeit zweier unparteilicher Anklagejurys; sie hat in mir eine lange unterhaltene Anschauung befestigt; die nämlich, dass, so wie die Philosophen sagen: »Die Tugend thront in der Mitte«, in einem andern Sinne auch die geringe Tugend, die in der Welt noch übrig bleibt, hauptsächlich im Mittelstand der Menschen zu finden ist, da, wo man weder durch den Ehrgeiz vom Wege abgelockt noch von der Armut getrieben wird.
Seit der durch meinen letzten Brief veranlassten Bekanntmachung und seit der Rüstung zum Verfahren vor dem Gerichtshof wider mich, sind zwei gedruckte Schriftstücke heimlich verbreitet worden; und da ihren Ursprung niemand anders als durch Vermutungen verfolgen kann, so schreibt die Vermutung sie in ihrer gewohnten Barmherzigkeit mir zu Lasten. Das erste führt den Titel: »Zeitgemässer Rat«, und es scheint geschrieben zu sein, um die Anklagejury aufzuklären, falls etwa gegen jenen Brief eine Anklage vorbereitet würde. Wir haben es vor dem fünften Brief abgedruckt.
Das zweite ist ein Auszug aus dem gedruckten Bericht über die Parlamentssitzungen im Jahre 1680, und er enthält einen zornigen Beschluss des englischen Unterhauses, das sich in ihm gegen die Auflösung der Anklagejurys ausspricht.
Der Anlass für diese Veröffentlichung war der folgende. Als die Jury nach ihrer Beratung die Erhebung der Anklage mit einem »Ignoramus« ablehnte, geriet der Lord Oberrichter Whitshed in solche Aufregung, dass er sie entliess. Die Veröffentlichung selbst war gedacht als Kommentar zu diesem Vorgehn und lautete folgendermassen:
Auszug aus einem Buch, betitelt: Eine genaue Sammlung der Debatten im Unterhause, das in Westminster tagte am 21. Oktober 1680, pg. 150.
Nachdem mehrere Personen verhört worden waren über die Entlassung einer Anklagejury in Middlesex, kam das Haus zu den folgenden Resolutionen:
Beschloss, dass die Entlassung einer Anklagejury vor Schluss der Periode der Sitzung oder Session, und solange noch Dinge unter Beratung und nicht verhandelt worden sind, willkürlich, ungesetzlich und der öffentlichen Gerichtsbarkeit verderblich ist; sie ist eine klärliche Verletzung des Richtereides und ein Mittel, die Grundgesetze dieses Königreichs umzustürzen.
Beschloss, dass eine Kommission ernannt werden sollte, um das Verfahren der Richter in Westminster-Hall zu untersuchen und darüber nebst ihrer Ansicht in der Sache dem Hause zu berichten. Was das erste Schriftstück angeht, so wird Eure Lordschaft erkennen, dass es das Werk einer kunstvolleren Hand ist als der eines gewöhnlichen Tuchhändlers. Man hat es getadelt, weil es versuchte, den Geist einer Jury zu beeinflussen, der ganz frei und unbeeinflusst bleiben sollte; und eben deshalb offenbar hat man noch nie von einem Richter gehört, der innerhalb oder ausserhalb des Gerichts entweder selbst oder durch Beauftragte die geringste Andeutung benutzt hätte, auf die Leidenschaften oder Interessen auch nur eines einzelnen Geschworenen Eindruck zu machen, wieviel weniger auf die einer ganzen Jury. Davon kann sich jeder überzeugen, der sich nur die Mühe macht, ein wenig in die gedruckten Verhandlungsberichte hinabzutauchen; und es ist erstaunlich, welche Fülle
rechtschaffener Richter es seit mehr als sechzig Jahren in beiden Königreichen gegeben hat; und wenn man bedenkt, wie lange sie ihre auf Lebenszeit verliehenen Ämter inne hatten (und unter uns haben sie sie noch jetzt inne) so muss ich es fast für ein Wunder halten.
Was das andre Schriftstück angeht, so muss ich gestehn, es enthält den scharfen Tadel eines englischen Unterhauses, ausgesprochen dagegen, dass irgend ein Richter eine Anklagejury vor Schluss der Periode, Sitzung oder Session auflöst, solange nämlich noch irgend welche Dinge unter Beratung stehn und nicht verhandelt worden sind; das sei willkürlich, ungesetzlich und verderblich für die öffentliche Gerichtsbarkeit; es sei eine klärliche Verletzung seines Richtereides und ein Mittel, die Grundgesetze des Königreichs umzustürzen.
Aber derjenige, der das Schriftstück veröffentlichte, scheint sich in seiner Absicht geirrt zu haben. Denn wie immer Irland von England abhängen mag, so hoffe ich doch, dass er nicht andeuten wollte, das Verhalten eines irischen Lord Oberrichters müsse sich nach dem Beschluss eines englischen Unterhauses richten. Wiewohl nun jener Beschluss gegen einen besonderen Lord Oberrichter, nämlich gegen Sir William Scroggs, gerichtet war, so war doch der Anlass ein genau entgegengesetzter.[*] Denn Scroggs löste die Anklagejury von London auf, weil er fürchtete, sie würden die Anklage erheben, während unsre in Dublin aufgelöst wurde, weil sie sie nicht erheben wollte; wodurch der ganze Fall erstaunlich anders wird. Und deshalb hob eine zweite Anklagejury diesen Mangel wieder auf, indem sie eine Anklage erhob, die dem ganzen Königreich gefallen hat. Am 28. November 1724 beschloss die Anklagejury die Erhebung der Anklage gegen alle, die versuchten, Woods Münze heimlich einzuführen; und zwar sollen sie angeklagt werden als »Feinde der Regierung Seiner Majestät, und als Feinde der Sicherheit und des Friedens und der Wohlfahrt aller Untertanen Seiner Majestät in diesem Königreich.« Ich denke jedoch, darüber sind sich alle Parteien einig, dass das Verhalten sowohl der einen wie der andern Jury zu ihrer Ehre im Gedächtnis leben sollte, solange es noch Verständnis für Tugend und Gemeingeist unter uns gibt.
Ich bin sicher, Eure Lordschaft wird in einem Punkte meiner Meinung sein; man müsste nämlich einen kurzen, klaren Traktat veröffentlichen, um sowohl Schöffen wie Geschworene darüber aufzuklären, wie weit ihre Befugnisse reichen und sie begrenzt sind; und in jedem Gerichtshof müsste ein gedrucktes Exemplar dieser Abhandlung ausgelegt sein, damit die Geschworenen es zu Rate ziehn, ehe sie ihren Spruch erwägen. So würden eine Fülle von Unannehmlichkeiten vermieden werden, für die man aus früheren Zeiten zahllose Beispiele anführen könnte; denn von der Gegenwart will ich nicht reden.
Ich habe irgendwo von einem orientalischen König gelesen, der einen Richter wegen eines ungerechten Spruchs hinrichtete und Befehl gab, seine Haut in ein Kissen zu stopfen und so auf den Richterthron zu legen, wo der Sohn sitzen sollte, dem man seines Vaters Amt verlieh. Ich denke mir, eine solche Erinnerung wäre für einen Sohn des Sir William Scroggs nicht nutzlos gewesen, und sowohl er wie seine Nachfolger hätten sich oft auf ihrem Sitz gewunden, solange das Kissen gehalten hätte. Ich wollte, der Chronist hätte uns auch berichtet, wie viele solcher Kissen es in jenem Lande gab.
Ich kann nicht umhin, Eurer Lordschaft bemerklich zu machen, wie heikel und gefährlich es heute für einen Privatmann ist, das Volk aufzuklären, handle es sich auch um eine Sache, die das öffentliche Interesse und die öffentliche Sicherheit so sehr angeht wie die des Herrn Wood; und das muss in einem Lande, wo die Königstreue in die innersten Herzen des Volks verwoben ist, als ein wenig merkwürdig erscheinen. Sir William Scroggs war der erste, der jenen löblichen Scharfsinn in die Gerichtshöfe einführte; inwiefern aber dieser Brauch von seinen Nachfolgern nachgeahmt oder gelegentlich noch ausgedehnt wurde, das entzieht sich meiner Kenntnis. Wenn Broschüren, die dem Ministerium unbehaglich waren, als Verleumdungen angeklagt wurden, pflegte er anzuordnen, dass man ihm die anstössigen Absätze vorläse; und er sagte, es sei seltsam, dass die Richter und Juristen des königlichen Gerichts schwerer von Begriffen sein könnten als das ganze Volk von England; und oft war er so glücklich in der Ausdeutung der Initialen von Namen und in der Erklärung zweideutiger Anspielungen (denn das waren die gewöhnlichen Auskunftsmittel unter den Schriftstellern jener Klasse, wenn es galt, sich dem Gesetz zu entziehen) dass er weit mehr entdeckte, als die Verfasser je beabsichtigt hatten, wie es viele von ihnen oder auch ihre Drucker zu ihrem Nachteil erkennen müssten. Wenn man solche Methoden bei der Prüfung dessen anwenden will, was ich über das Thema des Herrn Wood schon geschrieben habe oder vielleicht in Zukunft noch schreiben werde, so wette ich, dass kein Mensch, und sei er fünfzigmal so klug und so vorsichtig wie ich, der Falle entgehen wird, es sei denn, er begnüge sich damit, etwas zu schreiben, was kein Mensch lesen wird, und nur die alten Argumente und Berechnungen, deren die Welt schon müde geworden ist, immer von neuem zu wiederholen. So steht also mein guter Freund Harding vor dem Dilemma, dass er entweder meine gelehrten Werke ewig zum Trocknen auf seinen Leinen hängen lassen oder sie auf die Gefahr hin veröffentlichen muss, dass man ihn in den Block legt.
Ich brauche Eurer Lordschaft nicht erst zu sagen, wo die Schwierigkeit liegt. Freilich erlauben uns der König und die Gesetze, diese Münze des Herrn Wood abzulehnen; aber zugleich ist es ebenso wahr, dass der König und die Gesetze uns erlauben, sie anzunehmen. Nun steht es fest, dass di[*]e Minister in England die Folgen der Ausgabe jenes Kupfers unter uns für nicht so verderblich halten, wie wir fürchten; denn wenn sie die Dinge in unserm Lichte sähen, so sind sie zweifelsohne viel zu ehrenhafte und gerechte Männer, als dass sie nicht ihren Einfluss auf Seine Majestät benutzen sollten, ein höchst königstreues Land vor dem Verderben zu retten. Aber so lange es diesen grossen Persönlichkeiten zu glauben beliebt, diese Münze werde uns nicht so verderblich werden, haben wir den Nachteil, dass man uns als eigensinnig tadelt, weil wir uns einem königlichen Freibrief nicht fügen wollen. Deshalb bleibt nichts andres übrig, als dass wir von jener Freiheit Gebrauch machen, die der König und die Gesetze uns gelassen haben, indem wir auch fernerhin diese Münze ablehnen und durch häufige Erinnerungen jene gegen sie geweckte Stimmung wach halten, die sonst ebben und mit der Zeit vielleicht vollständig einschlafen könnte. Denn irgend eine öffentliche Anweisung, Herrn Woods Halfpence weder anzunehmen noch auszugeben, kann man vernünftigerweise in diesem Königreich nicht erwarten, ohne dass ein Wink von England her erfolgt, und darauf rechnet, denke ich, niemand, und niemand ist optimistisch genug, ihn auch nur zu erhoffen.
Um aber die Wahrheit zu gestehen, My Lord, so beginne ich meines Amts als Schriftsteller müde zu werden; und ich könnte von Herzen wünschen, es auf meine Brüder abzuwälzen, die Verfasser von Liedern und Balladen, die gegenwärtig vielleicht am ehesten berufen sind, in diesem Streit die Nachlese zu halten. Ich selber habe die Polemik zu meinem Unglück auf einer falschen Grundlage begonnen und fortgeführt. Denn nachdem ich die Betrügereien und Unwahrhaftigkeiten dieses verworfenen Schwindlers Wood in allen Punkten aufgedeckt hatte, verschmähte ich es törichterweise, meine Zuflucht zum Winseln und Klagen und Um-Gnade-Schreien zu nehmen, und berief mich statt dessen li[*]ebr auf das Gesetz, die Freiheit und die gewöhnlichsten Menschenrechte, ohne zu bedenken, in welchem Lande ich wohnte.
Seit Sie sich zuletzt in Irland aufhielten, habe ich häufig meinen Gaul genommen und bin auf Ihrem Grund und Boden herumgeritten; und immer meinte ich zu fühlen, dass mich dort ein Hauch der Freiheit umwehte. Ich freue mich, dass mir als einem Ladenbesitzer mein niederer Stand nicht erlaubte, Ihnen in Ihrem Hause meine Aufwartung zu machen; denn sonst, fürchte ich, würden meine Schriften noch strengerem Tadel nicht entgangen sein. Aber ich habe kürzlich meinen Gaul verkauft und ehrlicherweise seinen grössten Fehler nicht verschwiegen; es ist aber der, dass er zuviel von der Luft um Brackdenstown eingesogen hat, und dadurch zu einem solchen Liebhaber der Freiheit geworden ist, dass ich ihn kaum noch zu halten vermochte. Auch habe ich die Schriften Eurer Lordschaft in einer starken Truhe unter einem Haufen andrer verborgen, die von der Freiheit handeln; und darüber habe ich eine oder zwei Schichten von Hobbes, Filmer, Bodin und vielen andern Schriftstellern dieser Art gebreitet, damit sie zur Hand sind, wenn ich einmal geneigt bin, mir einen Satz neuer Regierungsprinzipien zuzulegen. Inzwischen gedenke ich ruhig für meinen Laden zu sorgen und mich dem Einfluss Eurer Lordschaft so sehr wie möglich zu entziehen; und wenn Sie je wieder Schriften von mir über diesen Gegenstand sehen sollten, so verspreche ich Ihnen, dass Sie sie ebenso unschuldig, ebenso fade und stachellos finden sollen, wie es die ist, die ich Ihnen jetzt dargebracht habe. Wenn es aber Eurer Lordschaft gefallen sollte, mir in leicht erschwinglicher Pacht irgend einen Teil Ihrer Güter in Yorkshire zu überlassen, so will ich dorthin meine Truhe tragen, sie ausschütten und meine politische Lektüre wieder aufnehmen wo ich sie abbrach; ich will mich von einfacher Hausmannskost nähren und als freier, ehrlicher englischer Pächter leben und sterben. Doch nicht ohne Bedauern, meine Landsleute unter der Furcht vor den kupfernen Klauen des Herrn Wood zurückgelassen zu haben; meine höchst königstreuen und unschuldigen Landsleute, denen ich für ihre gute Meinung von mir und von meinen Bemühungen, ihnen zu dienen, so viel Dank schuldig bin.
Ich verbleibe
mit der grössten Achtung, My Lord,
Eurer Lordschaft gehorsamster und demütigster
Diener
M. B.
Aus meinem Laden in der Heiligen Franziskus-Strasse, den 14. Dezember 1724.
Auch dieser Brief wurde wie Brief V erst 1735 veröffentlicht.
Eine demütige Adresse an beide Kammern des Parlaments.
Multa gemens ignominiam Plagasque superbi Victoris
(Virgil, Georg. III, 226-227.)
Ich habe gehört, es sei das Recht eines jeden Untertanen, Petitionen und Adressen an den König oder das Parlament zu richten; vorausgesetzt, dass sie sich mit jener Ehrfurcht vertragen, die Fürsten und grossen Versammlungen gebührt. Auch entsinne ich mich nicht, dass die bescheidenen Vorschläge oder Ansichten von Privatleuten je übel aufgenommen worden wären, wenn sie nicht im Stil eines Rates vorgebracht wurden; und das ist eine Anmassung, die meinen Gedanken fern liegt. Wenn aber auch Vorschläge noch als zu anmassend gelten sollten, so hoffe ich doch, dass es jedermann erlaubt sein wird, seine und seiner Nation Wünsche darzulegen. Zum Beispiel kann man mir erlauben, zu wünschen, dass ein paar weitere Gesetze zur Förderung des Handels und zur Verbesserung der Lage des Ackerbaus erlassen würden, der jetzt gegen den Grundsatz aller klugen Nationen merkwürdig vernachlässigt wird. Ferner Gesetze zur Ausfüllung der vielen Lücken in den Bestimmungen über die Anpflanzung von Bäumen; zur Nutzbarmachung der Arbeitskraft der Armen und dergleichen mehr.
In diesem Sinne wage ich zu behaupten, dass es der herzliche Wunsch der ganzen Nation ist, wenige Einzelne ausgenommen, das Parlament möge diese Session damit beginnen, dass es den abscheulichen Betrug eines gewissen William Wood, eines jetzt oder noch kürzlich in London wohnhaften Eisenhändlers, genau untersucht; dieser Mensch hat sich auf ungesetzliche und heimliche Weise, wie es aus Ihren eigenen Beschlüssen und Adressen hervorgeht, in England einen Freibrief erwirkt, um in jenem Königreich Halfpence zu prägen, die in diesem umlaufen sollen. Dies, sage ich, ist der Wunsch der ganzen Nation, wenige Einzelne ausgenommen; und um dieser wenigen Einzelnen willen ist es nur um so stärker und um so gerechter der Wunsch der übrigen, denn diese wenigen bestehn entweder aus Herrn Woods Verbündeten, einigen obskuren Händlern, oder aus gewissen kühnen Unternehmern Das Wort war vor nicht allzu langer Zeit ein Schlagwort gewesen, mit dem man gewisse Minister bezeichnete, die dadurch zur Macht gelangten, dass sie zunächst einmal solche Massregeln, an denen der Krone viel gelegen war, »unternahmen«, d. h. durchzusetzen unternahmen. Aber natürlich bleibt hier die Zweideutigkeit bestehen, und man kann ebenso gut Spekulant übersetzen. von schwacher Urteilskraft und starkem Ehrgeiz, die bei dem Verderben der Nation ihre Rechnung zu finden denken, indem sie sich entweder sichern oder vorwärts bringen. Und da solche Menschen auf Grund eines politischen Systems vorgehn, das Ihnen, so möchte ich gern hoffen, ewig völlig fremd bleiben wird, so werde ich es Ihnen demütig unterbreiten.
Setzen Sie bitte den Fall, ich hätte eine Stellung von fünfzehnhundert Pfund Gehalt und Gebühren jährlich inne; und ferner besässe ich noch achthundert Pfund jährlicher Einkünfte aus liegenden Gütern. Dann nehmen Sie an, dass ein verderblicher Plan auf die Beine gebracht wird wie zum Beispiel dieser Plan Woods; wenn der Erfolg hat, wird er durch all die Folgen, die man natürlicherweise von ihm erwarten muss, die Renten und den Reichtum des Königreichs um eine Hälfte vermindern (ich bin freilich überzeugt, dass er sie um fünf Sechstel vermindert hätte). Nehmen Sie an, ich dächte mir, dass die Begünstigung oder die heimliche Unterstützung dieses Plans denen gefallen wird, von denen ich gehalten oder gar noch erhöht zu werden erwarte. Dann bleibt nichts andres übrig, als Gewinn und Verlust zu berechnen und die Summe zu ziehn. Ich nehme an, ich werde mein Amt zehn Jahre lang inne haben (die schöne Aussicht auf ein besseres lassen wir ganz beiseite). Da beläuft sich das jährliche Gehalt von eintausendfünfhundert Pfund in zehn Jahren auf fünfzehntausend Pfund. Meine Güter verlieren durch den Erfolg besagten Planes jährlich um vierhundert Pfund; was in zwanzig Jahren nur achttausend Pfund ausmacht, so dass ich siebentausend Pfund rein verdiene. Und während der ganzen Periode bleibe ich im Besitz von Macht und Ansehn; ich kann mich meinen Günstlingen angenehm erweisen und mich an meinen Feinden rächen. Und wenn der Plan misslingt, so bleibt mein persönliches Verdienst immer noch intakt.
So furchtbar diese Arithmetik erscheint, so versichere ich doch auf Grund eigener Kenntnis, dass sie geübt und in Lagen angewandt worden ist, von denen der Ruin oder die Sicherheit einer Nation abhing. Freilich wird die Barmherzigkeit und Unantastbarkeit eines Senats sich kaum zu dem Glauben bringen lassen, dass es unter den Menschen solche Ungeheuer geben kann. Und doch spricht der weise Lord Bacon von einem Menschenschlag (ich glaube, das Geschlecht ist noch nicht erloschen) der »ein Haus anzünden würde, um an den Flammen bequem seine Eier rösten zu können«.
Aber wer alt genug ist, um sich dessen zu entsinnen, und seine Gedanken auf die Beobachtung der öffentlichen Geschäfte in diesem Königreich gerichtet hat, muss anerkennen, dass die höchsten Interessen des Nutzens und der Freiheit oft auf Grund eben der Prinzipien und der Arithmetik, die ich dargelegt habe, der Habgier und dem Ehrgeiz einzelner Personen geopfert worden ist. Das einzig Wunderbare dabei ist, wie diese Künstler es fertig brachten, über grosse Massen Macht zu gewinnen und selbst öffentliche Versammlungen soweit beeinflussen konnten, dass sie für ihre verabscheuenswerten Pläne zu Werkzeugen wurden.
Es ist, denke ich, nach bestem Wissen für das Laster schon des Spielraums genug, dass ein Mann in einer Stellung Unrecht tun kann mit der gewöhnlichen Aussicht, eine Bestechung zu erhalten, seine Bosheit auszulassen, seiner Partei zu dienen oder für seine Beförderung zu sorgen, wenn seine Verworfenheit im Verderben blosser Einzelpersonen endet. Aber unser ganzes Land und jede lebende Seele, die es bewohnt, sicherer Vernichtung zu überliefern, das haben, soweit ich mich entsinne, selbst die der Verderbtheit günstigsten Kasuisten noch niemals erlaubt. Es wäre weit besser, wenn man alle, die das Unglück hatten, in diesem Königreich geboren zu werden, unfähig machte, über den Konstabler hinaus überhaupt irgend ein Amt zu bekleiden (und zwar nach dem Vorschlag und der Absicht eines grossen Ministers, der in seine Heimat eingegangen ist Gemeint ist der Earl of Sunderland, der kurze Zeit in den Verhandlungen über die Union Englands mit Schottlands eine Rolle spielte. Er war 1722 gestorben.), als dass sie unter der täglichen Furcht vor ein paar falschen Brüdern unter uns leben sollten. Denn in jenem Fall wären wir vor der Gefahr des Verrats ganz sicher; niemand könnte die Unverschämtheit besitzen, angeblich das öffentliche Wohl im Auge zu haben.
Freilich habe ich in dieser verzweifelten Geschichte mit den neuen Halfpence bisher noch von keinem Menschen gehört, der eine höhere Stellung als meine, nämlich als die eines Ladenbesitzers, einnimmt und kühn genug gewesen wäre, den verhängnisvollen Plan in ausdrücklichen Worten zu verteidigen, aber man hat mir gesagt, dass einige sehr mildernde Ausdrücke gebraucht, einige sehr glatte Auskunftsmittel vorgeschlagen und herumgegeben worden sind, als er zuerst debattiert wurde. Doch seit dem Volk die Augen soweit geöffnet wurden, dass selbst die Unwissendsten deutlich ihr eigenes Verderben vor sich sehen, wenn Woods Versuch Erfolg hat, sind diese grossartigen Vermittler vorsichtiger geworden.
Dass aber derselbe Geist noch immer existiert, hat sich (unter andern Beispielen grosser Willfährigkeit) klärlich aus gewissen Umständen ergeben, die in einigen kürzlichen Prozeduren vor einem Gerichtshof zu Tage traten. Es gibt keinen Gemeinplatz, der von denen, die über unsre Verfassung reden, häufiger verfochten wird als der, wie glücklich und vortrefflich wir doch daran sind, dass wir das Verfahren vor dem Geschworenengericht haben; wenn aber dieser gesegnete Teil unsrer Gesetzgebung nach Beli[*]eben kraft der Macht eines Stirnrunzelns oder listiger Schliche umgehbar ist, so werden wir wenig Grund haben, uns in diesem Punkt unsrer Überlegenheit andern Staaten oder Königreichen Europas gegenüber zu rühmen. Und sicherlich werden diese Prozeduren in einem Punkt, der das Lebensblut des Volks, seine notwendigen Existenzmittel, ja, seine Nahrung und Kleidung und selbst den öffentlichen Frieden so nahe anging, keinerlei günstige Auslegung zulassen; denn es war handgreiflich, dass soviel Übereifer kein andres Ziel haben, keine andre Wirkung hervorrufen konnte als die, jenen gegen diesen verfluchten Plan William Woods und seiner Anstifter in der Nation geweckten Geist zu dämpfen; und nur diesem Geist verdanken wir es und müssen wir es auf ewig verdanken, dass wir bisher bewahrt geblieben sind, und dass wir hoffen können, auch in Zukunft bewahrt zu bleiben, wenn er aufrecht zu erhalten und durch Ihre weisen Versammlungen in kräftiger Weise zu unterstützen ist. Ich wollte, ich könnte ein solches Verhalten auf einen weniger grauenhaften Boden stellen, als es der ist, dass wir unser Interesse gegen das Verderben unsres Landes in die Wagschale werfen.
Ich entsinne mich, dass vor einigen Monaten, als diese Geschichte frisch erörtert wurde, eine mit Jemandem oder (wie ihn die Hausierer nannten) Niemandem, den man für stark beteiligt hielt, eng verbundene Person emsig unter seinen Bekannten herumging, um zu zeigen, welche schlimmen Folgen jeder öffentliche Groll zum Nachteil seines Verbündeten, des Herrn Wood, haben könnte; und vor allem führte er die Gefahr ins Feld, die darin läge, dass alle Ämter von England aus besetzt würden. Einer dieser Abgesandten kam auch zu mir und machte dasselbe geltend; ich erwiderte natürlich, ich wüsste sehr wohl, dass es keinerlei Amt gäbe, zu dem ein Engländer nicht Zutritt hätte, wenn er es einer Bitte wert erachtete; und ich sähe alle, die den Nachteil hätten, hier geboren zu werden, höchstens als solche an, die aus zweiter Hand pachteten und eine letzte Nachlese hielten. Auch konnte ich mich nicht enthalten, die bekannte Fabel von dem Landmann zu erwähnen, der seinen Esel anflehte, zu fliegen, weil er fürchtete, der Feind möchte ihn fassen; aber der Esel lehnte es ab, sich soviel Mühe zu machen, und zwar aus einem sehr klugen Grunde, weil er nämlich seinen gegenwärtigen Herrn unmöglich mit einem schlechteren vertauschen konnte; der Feind konnte ihm sein Leben auch nicht schwerer machen, ihn nicht grausamer schlagen noch auch ihn mit drückenderen Lasten beladen.
Auf Grund dieser und vieler andrer Erwägungen kann ich versichern: es ist der Wunsch der ganzen Nation, dass die Macht und die Privilegien der Geschworenen durch die Gesetzgebung festgelegt, aufgeklärt und bestätigt werden; und dass jeder, von dem bekannt wird, dass er sie verletzt hat, durch den Tadel der Allgemeinheit gebrandmarkt werde; nicht weil man hoffen könnte, ein solcher Tadel werde sie in ihrem Wandel bessern oder ihre Interessen schädigen (denn vielleicht wird er grade gegenteilig wirken); aber damit die Nation ihre Feinde von ihren Freunden unterscheiden lerne.
Wenn ich dies sage, so habe ich dabei nicht mich im Auge, und ich denke nicht im geringsten an mich, denn ich schreibe in grosser Sicherheit und bin entschlossen, dass sich durch mich niemand auf andre Weise ein Verdienst erwerben soll, als dadurch, dass er seinen Eifer zeigt, mich zu entdecken, anzuklagen und zu verurteilen, weil ich versucht habe, im Dienst meines Landes meine Pflicht zu tun. Und doch bin ich mir bei mir selbst bewusst, dass ich nie im geringsten die Absicht hatte, mich unehrerbietig gegen Seiner Majestät Minister oder irgend jemanden sonst zu erweisen, ausgenommen einzig William Wood, von dem ich niemals annahm und auch noch nicht annehme, dass er unter die Zahl jener gehört. Einige jedoch behaupteten, ich sei zu weit gegangen; aber ich glaube, sie werden jetzt zugeben, dass sie im Irrtum waren. Ich bin überzeugt, dass ich leicht hätte weiter gehn können; und ich glaube nicht, dass es mir leicht hätte schlimmer ergehn können. Und deshalb rührten mich ihre Bekanntmachung und ihr späteres Vorgehn nicht mehr als einen guten Geistlichen die Sünden des Volkes rühren; was aber den guten Drucker angeht, so ist der nun auf dem Wege, um vor ein höheres und ein rechtschaffenes Gericht zu treten. Harding war inzwischen gestorben.
Da meine Absicht keine andre ist, als Ihren grossen Versammlungen die allgemeinen Wünsche der Nation vorzulegen, so muss ich, wie ich schon erklärte, es sei unser erster Wunsch, dass sie vor allem andern diesen verderblichen Betrug William Woods untersuchten, jetzt hinzufügen, und zwar als die allgemeine Ansicht, dass alle Versuche, abzuändern und beizulegen, und ähnliche Auskunftsmittel, einerlei, ob man sie offen ausspreche oder stillschweigend impliziere, von den verderblichsten Folgen für die Allgemeinheit sein werden; sie werden im Widerspruch stehn mit der Würde eines freien Königreichs und sich als eine Ermunterung für künftige Spekulanten erweisen, die ähnliche, verderbliche Pläne verfolgen. Denn es ist ein Grundsatz, den jetzt niemand mehr bestreitet, dass es mit der Zeit dieselben verderblichen Folgen haben wird, wenn wir jetzt ein Auge zudrücken und tausend Pfund dieser Halfpence aufnehmen, wie wenn wir offen einwilligen, eine Million anzuerkennen. Es wäre also unendlich viel sichrer und angemessener, alles bei dem gegenwärtigen zweifelhaften und traurigen Stand der Dinge zu belassen (was Gott jedoch verhüte) und völlig der allgemeinen Abneigung unsres Volkes gegen diese Münze zu vertrauen, indem wir uns auf jede Weise ehrlich bemühten, diese Abneigung zu erhalten, zu stützen und zu mehren, als sich darein zu fügen, dass jene Beschönigungsmittel angewandt werden, die schwache, verräterische oder verworfene Politiker bei allen Gelegenheiten und in allen Krankheiten zu verabreichen so bereit sind.
Ich habe im engen Umkreis meiner Belesenheit (der freilich immer noch weiter war, als es bei Männern meines untergeordneten Berufes gewöhnlich ist) beobachtet, dass stets allen Abhilfen Missstände vorausgegangen sind; und wenn Missstände jemals Anspruch auf solchen Vortritt hatten, so hat es sicherlich dieser mit Herrn Wood; denn es ist nicht nur der grösste Missstand, unter dem ein Land jemals leiden konnte, sondern sogar ein solcher Missstand, dass er es uns, wenn er erst wirklich einträte, unmöglich machen würde, irgend welche Abhilfe zu schaffen, es sei denn mit verfälschtem Kupfer; sonst müsste man schon eine Steuer auferlegen, die darin bestände, dass die Zivil- und Militärlisten und die hohen Pensionen statt mit Geld mit wirklichen Waren bezahlt würden; dagegen aber liessen sich doch einige wenige Einwände erheben und es würde auch Schwierigkeiten im Gefolge haben. Denn wiewohl die gemeinen Soldaten vielleicht mit Rind- und Hammelfleisch, Wolle, Malz und Leder zufrieden wären, so bleiben mir doch einige Zweifel inbetreff der Generäle, der Obersten, der zahllosen Leute, die Pensionen beziehn, der Zivilbeamten und andrer, die alle vom irischem Sold in England leben, wie auch inbetreff der wenigen, die ihren Wohnsitz unter uns haben, weil sie nicht anders können.
Es bleibt aber noch eine Einzelheit, die ich zwar in meinen frühren Schriften schon mehr als einmal erwähnt habe, die zu wiederholen ich mich jedoch nicht enthalten kann, um mich ein wenig ausführlicher über sie auszulassen; denn ich entsinne mich nicht, in der Geschichte irgend einer Zeit oder irgend eines Landes je von etwas ähnlichem gehört oder gelesen zu haben; und nie kann ich mich, wenn ich darüber nachdenke, des grössten Staunens erwehren.
Nach den einstimmigen Adressen an Seine geheiligte Majestät, die beiden Kammern des Parlaments, das heisst, die drei Stände des Königreichs, gegen diesen Freibrief Woods richteten, und nach einer gleichen Adresse des geheimen Rats, dem unter den Statthaltern die ganze Verwaltung anvertraut ist, wird die Angelegenheit an eine Ratskommission in London verwiesen. Wood und seine Anhänger werden auf der einen Seite gehört; auf der andern nur ein paar Freiwillige, die keinerlei Auftrag oder Anweisung von hier aus hatten. Es handelte sich dabei (wie ich mich erinnere) hauptsächlich um die Frage, ob es hier in Irland an Halfpence fehlte. Man beruft Zeugen zugunsten Woods (ihre Glaubwürdigkeit habe ich schon früher beleuchtet); schliesslich wird der Freibrief für gültig und gesetzmässig erklärt, und alle hiesigen Beamten Seiner Majestät (die Militärbeamten nicht ausgeschlossen) erhalten Befehl, ihn zu unterstützen und ihn durchführen zu helfen. Die Adressen beider Kammern, des Parlaments, des geheimen Rats und der Stadt Dublin, die Erklärungen der meisten Grafschaften und Gemeinden im ganzen Königreich, werden als völlig belanglos, bedeutungslos und unwesentlich beiseite geschoben, und das ganze Königreich wird als nicht vertreten verurteilt, gerade, als handelte es sich um einen Privatprozess zwischen John Doe als Kläger und William Roe als Beklagtem.
Mit aller Achtung vor jenen ehrenwerten Personen von der Londoner Ratskommission sei es gesagt; aber ich habe noch nicht eingesehn, dass sie unsre Vormünder, Berater oder Richter wären. Auch handelte es sich in unserm Fall keineswegs um die Frage, ob Irland Halfpence brauchte oder nicht. Denn es kann kein Zweifel darüber herrschen, dass wir sowohl Halfpence wie Gold und Silber brauchen; und wir haben noch zahllose andre Bedürfnisse, von denen wir manche nicht einmal nennen dürfen, obgleich sie dieser Nation völlig eigen sind und unter ihnen keine andre leidet, die Gott mit Religion und Gesetzen und mit nur ein wenig Boden und Sonnenschein gesegnet hat; um welcher Schuld auf unsrer Seite willen das so ist, darüber bin ich völlig im Dunkeln.
Doch ich entsinne mich nicht, dass in irgend einer Ihrer Adressen oder Erklärungen gegen Woods Halfpence überhaupt versichert oder geleugnet wurde, dass wir an solcher Münze Mangel litten. Wir behaupteten nur, dass sein Freibrief betrügerisch erwirkt und ausgenutzt worden, dass sein Metall minderwertig, dass die zu prägende Summe fabelhaft hoch sei, und dass sie heimlich durch Einführung aus dem Ausland und durch seine eigne wie durch die hiesigen Fälschungen noch erhöht werden könnte; dadurch, sagten wir, würde uns selbst unser weniges Gold und Silber und der ganze Rest unsres schon ohnehin sehr beschränkten und entmutigten Handels verloren gehn. Wir machten geltend, dass der Freibrief erlassen worden war, ohne dass man uns hier im geringsten gefragt hatte; ohne dass irgend eine Sicherheit erwähnt wurde, die Wood dafür zu stellen hätte, dass er auf Verlangen seine eignen Halfpence zurücknehmen würde; und beides läuft jedem früheren Vorgehn in gleichen Fällen zuwider. Diese und viele andre Argumente führten wir an; aber der Freibrief blieb immer noch bestehn; und heute wäre unser Verderben schon halb vollstreckt, wenn nicht Gott in seiner Gnade im ganzen Königreich eine allgemeine Abscheu vor diesen Halfpence geweckt hätte, zugleich mit dem festen Entschluss, sie niemals aufzunehmen, denn keinerlei menschliches oder göttliches Gesetz verpflichtete uns dazu.
Aber im Namen Gottes und aller Gerechtigkeit und Frömmigkeit, muss man nicht annehmen, dass des Königs Majestät, als er geruhte, diesen Freibrief zu vergeben, ihn als einen Gnadenakt zum Wohl und Nutzen seiner Untertanen, zum Vorteil eines grossen und fruchtbaren Königreichs verstand, ansah und dachte? Zum Vorteil des königstreuesten Reiches auf Erden, in dem sich niemals eine Hand oder Stimme wider ihn erhob, eines Reiches, das man von England aus in noch nicht drei Stunden Seefahrt erreicht, und eines Reiches, in dem die Papisten weniger Macht und weniger Land besitzen als in England? Lässt es sich leugnen oder bezweifeln, dass Seiner Majestät Minister das gleiche Ziel im Auge hatten und erstrebten, nämlich das Wohl dieser Nation, als sie zum Erlass des Freibriefs rieten? Kann man Woods Persönlichkeit als etwas andres ansehn denn als das Werkzeug, den Handwerker, den Arbeitsleiter, der seinen Schmelzofen, seine Feurung, sein Metall und seine Prägestempel zu rüsten hat? Wenn ich mir einen Jungen als Schuhputzer halte, habe ich dabei seinen Vorteil oder meine Bequemlichkeit im Auge? Ich nenne William Wood hier nur deshalb, weil kein andrer vortritt und wir nicht auf Grund von Mutmassungen Schlüsse ziehn dürfen; auch wäre es nutzlos, wenn sie wirklich begründet wären.
Wenn wir also annehmen (und weniger können wir nicht tun) dass dieser Freibrief zur Ausprägung von Halfpence von einem huldreichen König und einem weisen und gemeinsinnigen Ministerium einzig zu Irlands Vorteil gedacht war; und wenn sich dann doch das ganze Königreich, dessen Wohl der Freibrief im Auge hatte, nach reiflicher Überlegung bis auf den letzten Mann zusammentut, um sich offen gegen diese Halfpence zu erklären, um zu protestieren, Adressen zu verfassen und zu petitionieren, und zwar als gegen den verderblichsten Plan, der je in die Wege geleitet wurde, um die Sklaverei und die Vernichtung eines armen, unschuldigen Landes vollkommen zu machen: ist es da, kann es da, wird es da jemals eine Frage sein, nicht, ob ein solches Königreich oder William Wood gewinnen soll, sondern, ob ein solches Königreich um William Woods willen völlig vernichtet, verwüstet, zu Grunde gerichtet, entvölkert und zum Schauplatz des Elends und der Oede gemacht werden darf? Gott wende in seiner unendlichen Gnade dieses furchtbare Gericht von uns ab; und es ist unser allgemeiner Wunsch, dass Gott es Ihnen in die Herzen eingebe, in einer so guten Sache seine Werkzeuge zu werden.
Ich für mein Teil, der ich nur ein einzelner Mensch niederen Standes bin, ich erkläre feierlich vor dem Angesicht des allmächtigen Gottes, dass ich lieber den schmählichsten und folterreichsten Tod erdulden will als mich darein fügen, diese verfluchte Münze oder irgend eine, die den gleichen Einwänden ausgesetzt ist, anzunehmen, es sei denn, man zwinge sie mir schliesslich durch ein Gesetz meines eigenen Landes auf; und wenn das je geschieht, so werde ich in ein fremdes Land auswandern und unter einem freien Volk das Brot der Armut essen.
Bin ich gesetzlich strafbar wegen dieser Worte? Soll noch eine Bekanntmachung gegen mich erfolgen, weil ich mir anmasse, in einer Sache, wo man des Landes Verderben sucht, gegen William Wood für meine Nation Partei ergreife? Aber wenn es Ihnen gefallen wird, mir Schweigen aufzuerlegen, so werde ich mich fügen; denn in Ihrer einmütigen Stimme sehe ich die Stimme der Nation; und die, so hat man es mich gelehrt und so glaube ich, ist gewissermassen die Stimme Gottes.
Die Schmach, dass ein ganzes Königreich auf Gnade und Ungnade so lange einem so verworfenen Gegner vor den Füssen liegt, erschwert die Sache in so beklagenswerter Weise, dass die höchsten Ausdrücke der Scham und Wut noch unvermögend sind, sie zu bekunden; und deshalb möge sie dem Unwillen begegnen, der eines Parlaments würdig ist.
Es ist ferner unser allgemeiner Wunsch, dass Seine Majestät erlaube, in diesem Königreich für unsern Gebrauch Halfpence zu prägen, und zwar unter denjenigen Einschränkungen, die ein hiesiges Parlament anraten wird; denn die Macht, selbst Gold und Silber zu prägen, besitzt im Ausland jeder kleine Fürst; und bis zur Zeit der Union wurde sie selbst in Schottland ausgeübt. Schottland aber ist an sich sowohl inbezug auf Boden wie Klima und Ausdehnung sicherlich noch kein Viertel von Irland wert; (denn Bischof Burnet sagt, es sei ein Vierzigstel von dem Rest Britanniens wert) und soweit der Gewinn in Frage kommt, den England durch uns hat, ist es noch kein Vierzigtausendstel Irlands wert. Aber freilich muss ich zugeben, dass ein Splitter im Auge oder ein Dorn in der Seite gefährlicher und schmerzhafter ist als ein Balken oder ein langer Nagel in der Ferne.
Die Geschichte Englands und der meisten andern Länder ist reich an Berichten von den elenden und bisweilen selbst tragischen Wirkungen des Missbrauchs der Münze durch die Verschlechterung des Metalls und durch die Verminderung oder Erhöhung des Nennwerts, je nach der Gelegenheit, zum Schaden der Allgemeinheit; wir haben noch zu unsern Zeiten ein Beispiel dafür in England erlebt und ganz kürzlich ein zweites in Frankreich. Das ist der empfindlichste Punkt der Regierung; und er berührt sogar jedes Einzelwesen im höchsten Grade. Wenn der Wert des Geldes willkürlich oder überhaupt nicht festgesetzt ist, so kann man eigentlich von niemandem sagen, dass er Eigentum besitzt; auch ist keine Wunde so plötzlich zu fühlen, und keine so schwer zu heilen, und keine hinterlässt so tiefe und dauernde Narben.
Ich denke, diese arme, unglückliche Insel hat Anspruch auf einige Nachsicht von Seiten Englands; nicht nur auf Grund der Christlichkeit, der natürlichen Billigkeit und der allgemeinen Menschenrechte, sondern vor allem auch deshalb, weil England durch uns so ungeheuren Nutzen hat, denn ohne den würde jenes Königreich in Europa eine ganz andre Figur abgeben als jetzt.
Die Pachtsummen für Land in Irland lassen sich, da sie letzthin so ungeheuer gesteigert und hinaufgeschraubt worden sind, auf etwa zwei Millionen berechnen, davon wird wenigstens ein Drittel an die übermittelt, die dauernd in England wohnen; so wenigstens ersehe ich aus einer Aufstellung, die ich mit Hilfe mehrerer geschickter Herren entworfen habe.
Die andern Punkte, durch die wir nur verlieren und England gewinnt, machen, so fanden wir, noch einmal etwa ebensoviel aus. Ich will nur so viele von ihnen anführen, wie mir noch einfallen, und sie der Erwägung derer überlassen, die mehr von Rechnungen verstehn, als ich mir einbilden kann.
Diejenigen, die gelegentlich in Geschäften, zur Erholung oder zum Vergnügen reisen.
Drei Viertel des Einkommens für den Lord Statthalter, der in der Regel vier Fünftel seiner Amtszeit abwesend ist.
Der ganze Ertrag der Post.
Die zahlreichen Pensionen, die an in England wohnende Personen gezahlt werden.
Der Sold der höheren Offiziere des Heeres, die in England leben; eine hohe Summe.
Vier Zollkommissäre, die stets abwesend sind.
Sehr zahlreiche Zivilbeamte mit hohem Einkommen.
Die ungeheuren Kosten der Appelle an das Oberhaus und den Delegiertenhof.
Die Studenten am Kollegium und den beiden Universitäten.
Achtzigtausend Pfund, die alljährlich für Kohlen nach England geschickt werden, für die England keinerlei Einkaufspreis zu zahlen hat, so dass die ganze Summe Verdienst ist.
Hunderttausend Pfund, die seit mehreren Jahren für Korn gezahlt wurden, das aus England herübergeschickt wird; eine Wirkung unsrer eigenen grossen Weisheit in der Entmutigung des Ackerbaus.
Die uns freundlichst gewährte Erlaubnis, indische Stoffe und Kalikos zu tragen, damit wir die Eitelkeit und Narrheit unsrer Frauen befriedigen können; das ergibt, abgesehn von dem Vorteil für England, für uns einen unberechenbaren Verlust; denn es zwingt die Weber, auf unsern Strassen zu betteln oder in fremde Länder auszuwandern.
Der ungeheure Verlust, den wir erleiden, und der Gewinn, den England dadurch hat, dass wir ihm all unsre Wolle zu seinen Preisen verkaufen müssen; die Zurichtung aber übersteigt den Einkaufspreis um das zehnfache, ein Verfahren, das in der christlichen und heidnischen Welt ohne Beispiel dasteht.
Unsre eigene Wolle wird uns zu unsrer unendlichen Schmach und unserm Schaden, aber zum grossen Vorteil Englands in englischer Zurichtung zurückgeliefert.
Der volle Verdienst an unsern Minen wandert nach England, das Ergebnis grosser Vernachlässigung und Borniertheit.
Die unter uns wuchernde Albernheit, alle in England hergestellten Waren vorzuziehn.
Man beachte: Viele der oben angeführten Punkte sind seither von einem andern Schriftsteller im einzelnen berechnet worden; der Leser wird auf seine Abhandlung verwiesen. Thomas Prior, »Eine Liste der ausserhalb Irlands lebenden Iren und die jährliche Summe ihrer Pachteinkünfte und Gehälter, die im Ausland verbraucht wird.«
Diese und viele andre Punkte, deren ich mich gegenwärtig nicht entsinne, belaufen sich nach dem einstimmigen Urteil sachkundiger Männer auf fast siebenhunderttausend Pfund jährlich, die England rein verdient. Und überhaupt: man werfe einen Blick in jene Autoren, die über das Thema des Handels schreiben, und man wird finden, dass es auf den Haupt- wie den Nebengebieten des Handels keinen einzigen Handelsgegenstand gibt, an dem ein Land verlieren kann und den wir nicht in höchster Vollendung besässen; in jedem Punkt zeigt irgend etwas eine gewisse Analogie mit William Wood; und jetzt, da die Äste alle abgeschlagen sind, steht er mit seiner Axt an der Wurzel bereit.
Über dieses Thema der im Ausland Ansässigen habe ich lange Zeit sehr bedeutungslose Reflektionen angestellt; und wenn ich die gewöhnlichen Motive menschlichen Handels erwäge, nämlich die Vergnügungssucht, die Gewinngier und den Ehrgeiz, so kann ich noch immer nicht verstehn, wie diese Leute in einem der drei Punkte auf ihre Rechnung kommen. Ich rede nicht von denjenigen englischen Pairs und Lords, die ausser ihren Gütern drüben auch hier ihre Besitzungen haben; ich meine diejenigen Lords und wohlhabenden Ritter und Gutsherrn, die in diesem Königreich geboren und auch teilweise aufgezogen wurden und jedenfalls (mit Ausnahme einiger Kleinigkeiten, und auch derer nur in sehr seltenen Fällen) ihr ganzes Vermögen hier besitzen. Ich habe viele von ihnen während mehrerer Jahre, als ich in England lebte, recht genau gekannt; und wahrhaftig, ich konnte nicht finden, dass die Rolle, die sie spielten, irgendwie Neid erregen konnte; wenigstens flösste sie mir zwei sehr andre leidenschaftliche Empfindungen ein. Denn abgesehn von dem Vorteil, dass sie hin und wieder in eine Oper gehn oder bisweilen hinter einem Gedränge bei Hofe erscheinen oder die Reihen der Kutschen im Hyde-Park vermehren oder ihr Geld im »Schokoladenhaus« Die Chocolate Houses waren damals in London beliebte Stelldicheins der Spieler. verlieren oder alle Nachrichten, Abstimmungsresultate und Einzelheiten fünf Tage früher erfahren konnten als wir in Dublin; abgesehn davon, sage ich, und abgesehn von ein paar andern weniger wichtigen Privilegien, konnte ich nicht erkennen noch mir vorstellen, was sie verlocken mochte, in London zu leben. Und verwundert fragte ich mich immer wieder, wie ein Mann von Geist und guter Geburt es ertragen kann, in einem fremden Lande völlig bedeutungslos und obskur zu bleiben, während er in seinem eignen glanzvoll leben könnte, und zwar mit der Hälfte der Kosten, die er dort mühsam aufwenden muss, ohne irgend etwas dadurch zu erreichen, es sei denn das, was dem Frosch widerfuhr, als er durchaus seiner Grösse nach mit dem Ochsen in Wettstreit treten wollte. Ich habe von gelehrten Männern gehört, Cäsar habe einmal gesagt, er wolle lieber in ich weiss nicht mehr welchem Dorf der erste sein, als der zweite in Rom. Das war vielleicht ein Gedanke, der sich nur für Cäsar schickte.
Aber sich von Tausenden übertrumpfen und von Millionen nicht beachten lassen, ohne jede Gewalt und jedes Ansehn, ohne Einfluss und Ehre und Macht und Auszeichnung: das erscheint mir, meiner armen Meinung nach, nicht gerade als eine sehr angenehme Situation für einen Mann, der einen Titel führt oder Reichtum besitzt, und der so billig und leicht in seinem eignen Lande leuchten kann. Aber abgesehn davon, dass so viele Gegenden in ihm wild und unbebaut liegen bleiben, dass so viele Landsitze und Anpflanzungen zu Grunde gehn, dass alle Wälder abgeschlagen werden, um die Ausgaben in England zu bestreiten; abgesehn von all dem ist die Abwesenheit so vieler vornehmer und reicher Personen die Ursache noch einer verhängnisvollen Folge gewesen, die vielleicht erst wenige beachtet haben. Denn wenn sich jene sehr beträchtliche Anzahl von Lords, die hier die ausgedehntesten Besitzungen haben, damit begnügt hätte, im Lande zu wohnen und im Parlament die Geschäfte ihres eignen Volks zu vertreten, so würde aller Wahrscheinlichkeit nach der jenem hohen Hause dadurch entstandene Zuwachs an Gewicht, Ruf und Würde gewisse Vorgänge verhindert haben, die jetzt ewig zu beklagen sind, weil sie keine Abhilfe mehr finden können. Wir hätten dann, was nur uns angeht, auch unter uns entscheiden können, ohne dass wir wie jetzt gezwungen wären, zur See und zu Lande fünfhundert Meilen weit in ein fremdes Reich zu reisen, um Gerechtigkeit zu finden; wodurch uns unendliche Kosten, Widerwärtigkeiten und Beschwerden erwachsen. Es ist das ein im Brauch aller Zeiten und Nationen der Welt beispielloses Zeichen der Knechtschaft.
Ich habe mich bisweilen gefragt, weshalb wohl die Pairs in England so begierig darauf waren, unsre Streitigkeiten zu entscheiden; denn man hat mir versichert, und ich weiss es teilweise auch selbst, dass die häufigen Appelle aus Irland der erlauchten Körperschaft höchst lästig waren; und wer je den Saal der Malereien und den Gnadengerichtshof besucht hat, muss beobachtet haben, dass sie nie von einer so vornehmen Menge gefüllt sind, wie wenn über einen Appell aus Irland verhandelt wird.
Die sehr zahlreichen Pairs von Schottland begnügten sich damit, trotz des düstern und unfruchtbaren Klimas in ihren Schlössern und Häusern zu residieren; und obwohl manche von ihnen sehr häufig nach London reisten, so entsinne ich mich doch nicht, dass bis auf die allerletzte Zeit irgend eine ihrer grössten Familien vor der Union ihren dauernden Wohnsitz in England aufgeschlagen hätte. Und wenn sie es taten, so geschah es sicherlich im allgemeinen zu ihrem eigenen Vorteil; und was sie verdienten, das wurde dazu verwendet, ihre eigenen Güter zu bebauen und zu verbessern, und so bereicherten sie sich und ihr Land.
Was die grosse Anzahl von Leuten angeht, die keine Pairs sind und im Ausland leben, so ist es vielleicht eine für mich zu heikle Frage, welche besondern schlimmen Wirkungen ihre Abwesenheit, abgesehn von den bereits erwähnten, für dieses Königreich haben kann. Ob sich aber jene, die von grossen hiesigen Besitzungen in einem andern Königreich leben und jede andre Rücksicht auf ihre Heimat als die auf die Einkünfte, die sie aus ihm beziehn, haben fallen lassen: ob nicht solche, sage ich, sich überreden lassen, für freiwerdende Stellungen hier andre zu empfehlen, die am Lande ausser einem unsichern Amt kein Interesse haben und also auch kein Ziel verfolgen können als das, zu behalten, was sie errungen haben, oder auch höher befördert zu werden: das, davon bin ich überzeugt, ist eine sehr melancholische Frage, wenn es überhaupt eine Frage ist.
Aber ausser dem fabelhaften Nutzen, den England davon hat, dass zwei Drittel der Einkünfte dieses ganzen Königreichs dorthin wandern, hat es auch noch den gewaltigen Vorteil, dass es unser Land zu einem Aufnahmebehälter machen kann, in den es seine überzähligen Amtskandidaten abschiebt; Leute von sekundärem Verdienst im eignen Lande, die aber wie Wandervögel zum grössten Teil hier fett und kräftig werden, um wieder fortzufliegen, wenn Amt und Einfluss abgelaufen sind, so dass Irland mit Recht sagen kann, was Luther von sich sagte: Das arme Irland macht viele reich.
Wenn ich mitten unter all unsern Schwierigkeiten zu behaupten wagte, dass wir einen grossen Vorzug haben, wenn wir ihn nur fördern könnten, wie wir es tun sollten, so glaube ich, würden die meisten meiner Leser lange hin und her raten, welcher Vorzug uns wohl zugefallen sein könnte. Es ist jedoch sicher, dass unter uns all die regelrechten Saaten der Parteien und Spaltungen völlig ausgerodet sind; und wenn einmal neue sprossen, so muss es durch geschlechtslose Zeugung geschehen, ohne dass überhaupt ein Same gestreut worden ist, und man könnte es nur einem Grad der Borniertheit zuschreiben, der noch schlimmer ist als alles, was man uns um unsrer Geburt und unsres Klimas willen vorgeworfen hat.
Die Parteien in diesem Königreich sind diese (einschliesslich derer jüngsten Datums). Zunächst die Partei derer, die man der Begünstigung des Prätendenten angeklagt oder verdächtigt hat und derer, die seine eifrigen Gegner waren. Zweitens die Parteien derer, die für oder wider eine gesetzliche Duldung der Nonkonformisten sind. Drittens die Parteien der Hochkirche und der Niederkirche oder (um im Jargon der Zeit zu sprechen) der Whigs und Torys. Der Unterschied der Partei der High Church und der der Low Church ist, oberflächlich formuliert, etwa der, dass jene das Hauptgewicht auf das Zeremoniell und die bischöfliche Kirchenhegenomie legte, darin dem Katholizismus nahe stehend; während diese sich in ihren Forderungen dem deutschen Protestantismus bedeutend annäherte. Torys und Whigs deckten sich lange annähernd mit jenen Parteien; aber immer mehr wurden diese Bezeichnungen angewandt für die Hofpartei und die Opposition; heute sind beide Namen veraltet, und an ihre Stelle sind die beiden Bezeichnungen konservativ und libera getreten. Und viertens die Parteien des Hofs und des Landes. Wenn es noch mehr gibt, so liegen sie jenseits meiner Beobachtung oder meiner Politik. Denn alle untergeordneten oder gelegentlichen Parteien waren Ableitungen aus den gleichen Wurzeln.
Nun ist es handgreiflich, dass alle Keime der Spaltung und der Parteibildung unter uns völlig erstickt sind. Denn was den Prätendenten angeht, so ist seine Sache ebenso verzweifelt wie veraltet. Es leben nur noch sehr wenige, die zu seines Vaters Zeiten Männer waren; und bei allen andern gibt es keinerlei Gewissensverpflichtung mehr. Selbst die Papisten im allgemeinen sind, soweit sie irgend welchen Wohlstand oder Grundbesitz haben, zu dem geworden, was wir Whigs nennen, und zwar in dem Sinne des Wortes, in dem man es allgemein versteht. Sie fühlen die Schmerzen und sehen die Narben ihrer einstigen Wunden; und sie wissen sehr genau, dass sie dem ersten Versuch, Änderungen herbeizuführen, geopfert werden müssen; freilich würden sie sich immer noch freuen, wenn ihr Aberglaube unter irgend einem Fürsten wieder hergestellt würde.
Zweitens werden die Nonkonformisten jetzt gesetzlich geduldet; und wir hören unter ihnen keinerlei Murren mehr, es sei denn, dass sie sich begründeter Weise über Unterdrückung beklagen, weil sie von allen Zivilämtern ausgeschlossen sind. Da aber ihre Zahl in beiden Kammern des Parlaments sehr gering ist, so sind sie noch nicht imstande, eine Partei zu errichten. Denn so gleichgültig die Menschen auch gegen die Religion geworden sind, so sind sie doch auch gescheit genug geworden, um zu erkennen, dass, wenn man den Nonkonformisten soviel Spielraum einräumte, die wenigen kleinen Ämter, die uns in Städten und Gemeinden noch geblieben sind, andere Hände finden würden, die sie mit Beschlag belegten.
Drittens ist jetzt der Streit zwischen Hochkirche und Niederkirche zu Ende; zwei Drittel der Bischöfe sind unter der gegenwärtigen Regierung ernannt worden, und zwar die meisten von England aus; sie haben alle Pfründen, die sie zu vergeben hatten, an solche verliehen, denen sie vertrauen konnten. Die Dechanteien sind bis auf drei, ebenso wie viele der Hauptkirchenpfründen, der Vergebung durch die Krone vorbehalten. Und also besitzen wir bereits eine Geistlichkeit, die sich nie in einen Streit über jenes veraltete und überlebte Thema einlassen wird.
Was schliesslich die Parteien des Hofs und des Landes angeht, die unter den meisten Regierungen in englischen Parlamenten so berühmt und ausgesprochen waren, so ist dieses Königreich schon seit mehreren Jahren kein geeigneter Schauplatz für solche Zwistigkeiten mehr gewesen; und jetzt ist es für sie weniger geeignet als je; denn viele grosse lebenslängliche Ämter sind in den Händen Abwesender, und die Anwartschaften werden emsig überwacht und schnell gesichert; die weltlichen Ämter, die auch nur den geringsten verlockenden Wert besitzen, werden, sowie sie frei sind, anderweitig vergeben: und die wenigen, die übrig bleiben, sind zu unbedeutend, um irgend welchen Streit zu wecken, es sei denn unter j[*]üngern Brüdern oder unter Kaufleuten, wie ich einer bin. Wollte man also ohne irgend welche Streitgegenstände eine Hof- und eine Landpartei errichten, so wäre das in der Politik ein ganz neues System; ich glaube, man hat noch nie daran gedacht, und es könnte auch höchstens in einer Nation von Idioten glücken. Denn der unwissendste irische Kätner wird seine Kuh nicht um einen Heller verkaufen.
Daraus schliesse ich, dass jetzt alle Parteien und Spaltungen inbezug auf die öffentlichen Geschäfte in diesem Königreich erloschen sind; auch zeigt sich nicht, wie sie möglicherweise wieder aufleben könnten, es sei denn dadurch, dass man neue Ursachen schüfe; das aber kann nicht geschehn, ohne dass man die Interessen derer durchkreuzt, die am meisten dabei gewinnen, wenn alles beim alten bleibt. Und allgemeines, rettungsloses Unglück wird als der grösste Einiger der Menschheit anerkannt.
Wie wenig uns auch die Ursachen gefallen mögen, so kann uns doch diese Wirkung einer allgemeinen Eintracht in allen nationalen Debatten – in den Städten sowohl, wie in den Gemeinden und Landdistrikten – am Leben halten, und zwar in einer Lage, die uns gestattet, das wenige Brot, das man uns lässt, in Frieden und Freundschaft zu essen. Ich habe von einem Streit in einer Schenke gehört, bei dem alle schon die Dolche zogen, als einer aus der Gesellschaft laut rief und die Ursache des Streits zu wissen wünschte; niemand vermochte sie anzugeben, und also steckten alle die Messer ein, setzten sich und verbrachten den Abend in Ruhe und Frieden. Der Anfang dieser Geschichte trifft für uns zu; ich hoffe, auch der Schluss werde es tun; wir werden uns freundschaftlich zusammensetzen; wenigstens bis wir einen Anlass zu einem Ausfall haben; denn die Natur hat selbst eine Brut junger Gänse gelehrt, zusammenzuhalten, so lange der Hühnergeier ihnen über den Köpfen schwebt.
Es ist sicher, dass ein festes Zusammenhalten in jedem Lande, wo alle inbezug auf die Allgemeinheit dasselbe wünschen, in vielen Punkten von grösster Bedeutung bis zu einem gewissen Grade den Mangel an Macht ersetzen kann; ja, selbst den Mangel an all den Rechten, die das natürliche und unbezweifelte Erbteil der Menschen sind. Wenn der allgemeine Wunsch der Nation in irgend einem Punkt durch den einstimmigen Beschluss des Unterhauses und durch eine angemessene Anzahl von Lords ausgesprochen worden wäre, so würde ich mich in meinem Gewissen für verpflichtet halten, in meinem Kreise diesem Beschluss gemäss zu handeln; denn in allen freien Nationen halte ich den Willen der Majorität derer, die Land besitzen, für die richtige Definition des Gesetzes. Handelt es sich um eine Monarchie, so muss es durch die königliche Einwilligung bestätigt werden. Aber selbst wenn aus nebensächlichen Gründen solche Beschlüsse oder Erklärungen eine solche Bestätigung nicht gefunden haben, so scheint mir doch, dass sie für den Untertanen von grossem Gewicht sein sollten; vorausgesetzt, dass sie weder in des Königs Kronrechte eingreifen noch den Frieden der Nation gefährden, noch auch ein bereits in Kraft befindliches Gesetz verletzen; doch kann man von all dem vernünftigerweise nichts annehmen. Wenn zum Beispiel im Unterhause von je zehn Mitgliedern neun im Einverständnis mit einer angemessenen Anzahl eingeborener weltlicher Pairs erklärten, wer Kupfergeld annähme oder ausgäbe, es sei denn, unter gewissen Einschränkungen und Sicherheiten, der sollte als Feind des Königs und der Nation angesehn werden, so würde ich es als eine verabscheuungswürdige Sünde ansehn, wenn ich einem solchen Beschluss zuwider handeln wollte. Und wenn die gleiche Macht den gleichen Tadel gegen alle ausspräche, die indische Stoffe und Kattuns trügen, oder auch Wollerzeugnisse, die aus dem Ausland importiert werden, wodurch diese Nation der niedrigsten Ebbe des Elends anheimfällt, so würde ich bereitwillig und freudig von Herzen Gehorsam leisten und, so weit es nur irgend in meiner Macht steht, andre überreden, desgleichen zu tun; denn es gibt in diesem Lande kein Gesetz, das uns verpflichtete, solche Münze anzunehmen oder solche ausländischen Waren zu tragen.
In diesem letzten Punkt möchte ich demütig wünschen, dass uns die ehrwürdige Geistlichkeit ein Beispiel gäbe, indem sie sich damit begnügte, Talare und andre Kleider aus irischen Stoffen zu tragen; das wäre einerseits ein Ansporn für die Laien, und es würde vielen Händen Arbeit geben; und andrerseits würden die Geistlichen selbst durch die Billigkeit auf ihre Rechnung kommen, ein Umstand, den nur zu viele in diesem ehrwürdigen Stande nicht vernachlässigen sollten. Ich wünschte auch von Herzen, dass zu diesem Zweck die erfinderischsten Künstler des Webergewerbes zu vernünftigen Preisen ein paar anständige Stoffe und Seidenzeuge für die Geistlichkeit entwerfen wollten.
Ich habe viele unsrer wohlhabendsten Brüder gedrängt, damit die ganze Seiden- und Wollwebergilde ein paar Vorschläge veröffentlichte (ich wollte, sie unterbreiteten sie beiden Kammern des Parlaments) durch die sie die Leute aller Stände und beider Geschlechter einlüden, nur die Seiden- und Wollfabrikate unsres eignen Landes zu tragen; und in denen sie sich feierlich verpflichteten, dass der Käufer gute, haltbare und preiswerte Ware für sein Geld erhalten soll, und zwar auf jeden Fall ohne die Mühe des Feilschens. Dann könnte ich sicher sein, nicht betrogen zu werden, wenn ich auch ein Kind ausschickte, um ein Stück Stoff von bestimmter Farbe und Feinheit zu holen; oder hätte ich Anlass zur Klage, so würde mir die Gilde sofortige Genugtuung geben; und der Name des Händlers, der mir Unrecht antat, müsste dann veröffentlicht werden; ja, man müsste davor warnen, künftig noch bei ihm zu kaufen, es sei denn, dass die Sache sich klärlich als ein Irrtum herausstellte. Denn abgesehn von der Mühe, aus einem Laden in den andern laufen zu müssen, läuft ein unwissender Kunde noch Gefahr, in Preis und Güte dessen, was er kauft, betrogen zu werden, weil er zu einem ungleichen Kampf mit einem gewandten und unehrlichen Mann gezwungen ist, und zwar in dessen eigenstem Beruf. So geraten unsre Waren in allgemeinen Verruf, und die Gutsbesitzer rufen nach englischen Woll- und Seidenstoffen, weil sie glauben, (und oft infolge unsrer eignen Fehler mit nur zu gutem Recht) dass die Güte den Preisunterschied mehr als ausgleiche.
Ausserdem hat unter uns Händlern der törichte und verderbliche Brauch geherrscht, so oft vom Ausland oder Inland grössere Nachfrage nach irgend welchen Waren eintrat, die Preise sofort zu erhöhen und besagte Waren schlechter und unredlicher herzustellen als zuvor.
Für dieses verworfene und törichte Verfahren liessen sich nur zu viele Beispiele anführen; und ich kann mich nicht enthalten, wenigstens eins zu erwähnen, das diesem armen Königreich in dem einen Handelsartikel von irgend welcher Bedeutung, der ihm noch gelassen wurde, einen so verhängnisvollen Schlag versetzte, dass nichts als der Erfolg von Woods Plan ihn noch übertreffen könnte. Während der letzten Pest in Frankreich wagten sich die Spanier, die ihre Leinenstoffe in jenem Königreich kaufen, aus Furcht vor Ansteckung nicht dorthin; und es trat hier grosse Nachfrage nach solchen Waren ein, die nach Spanien ausgeführt wurden. Aber lag es nun an der Unwissenheit der Kaufleute oder an der Unredlichkeit der nördlichen Weber, oder an einem Einverständnis beider; auf jeden Fall war die Ware so schlecht und der Preis so hoch, dass, abgesehn von einer kleinen Menge, die unter den Herstellungskosten verkauft werden musste, die ganze Lieferung zurückgesandt wurde. Und ich habe von sehr einsichtigen Leuten gehört, dass, wären wir bei diesem Geschäft ehrlich gewesen, der ganze Strom des Leinenhandels mit Spanien hinfort von hier ausgegangen wäre.
Wenn irgend eine Strafe über ganze Scharen von Leuten verhängt werden sollte, so könnte sicherlich keine als zu gross gelten für ein solches Geschlecht von Verrätern und Feinden Gottes und ihres Landes, die in der Aussicht auf einen kleinen gegenwärtigen Gewinn nicht nur sich selber ruinieren (denn das allein wäre eine Warnung für den Rest und ein Segen für die Nation), sondern auch ihre Seele der Hölle und ihr Land dem Verderben verkaufen. Und könnte man die Pest auf die beschränken, die teil hatten an der Schuld, so würden diese Elenden, wenn die Seuche von Marseille herübergekommen wäre, bei ihrem Tode weniger Anspruch auf Mitleid haben als ein Räuber, der zum Galgen geht.
Aber es trifft sich sehr unglücklich, dass schon seit einiger Zeit alle Versuche und Vorschläge von Privatpersonen, im Dienste der Allgemeinheit zu wirken, seien sie noch so ehrlich und unschuldig gemeint, eine »Beschimpfung des Königs« genannt worden sind. Und das ist meines Wissens die Ausdrucksweise gewisser Personen gewesen, deren Vorfahren (ich meine diejenigen unter ihnen, die ihrer hatten) ebenso wie sie selbst seit achtzig Jahren mehrere Fürsten aufs gröblichste beleidigt haben; und ihrer wirklichen Neigung nach täten sie es auch jetzt noch, wenn ihr Interesse sie nicht dazu verführte, lieber ein Königreich zu beschimpfen, das ihnen die Flügel zu einem solchen Flug gegeben hat.
So nannte man vor etwa vier Jahren eine Broschüre, die veröffentlicht wurde, um unser Volk womöglich zu überreden, dass es nur seine eignen Wollerzeugnisse trüge, und die voll war von den pflichtgetreuesten Ausdrücken dem König gegenüber, und frei von jeder Parteianspielung, Swifts schon oft erwähnte Schrift. »eine Beschimpfung des Königs«; der Drucker wurde auf eine Weise verfolgt, deren wir alle uns entsinnen (und ich hoffe, sie wird auch ferner bei bestimmter Gelegenheit nicht vergessen werden); die Geschworenen wurden elf Stunden festgehalten und neunmal zurückgeschickt, bis sie sich gezwungen sahen, den Gefangenen durch einen Wahrspruch über die blosse Tatsache dem Gerichtshof auszuliefern. Und der Richter rief Gott zum Zeugen auf, als er versicherte, es sei des Verfassers Absicht, den Prätendenten ins Land zu bringen. Der Richter war natürlich der von Swift vielberufene Lord Oberrichter Whitshed. Das »special verdict«, durch das die Verurteilung möglich wurde, unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Wahrspruch der Geschworenen dadurch, dass in ihm die Tatsachenfrage von der Schuldfrage gelöst wird.
Und so wurden auch meine armen Bemühungen, das Verderben meines Landes, das die Folge der Zulassung von Woods Münze hätte sein müssen, zu hindern, von denselben Leuten eine »Beschimpfung des Königs« genannt. Ich leugne diese Beschimpfung, denn ich kann nicht zugeben, dass jene scheussliche Darstellung der königlichen Gesichtszüge auf William Woods verfälschtem Kupfer mit Seiner geheiligten Majestät das geringste zu tun hat; wäre das aber der Fall, so galt meine Beschimpfung nicht der Prägung, sondern der Minderwertigkeit des Metalls; denn ich entsinne mich sehr wohl, dass das Bildnis, das Nebukadnezar aufrichten liess, damit alle Menschen niederfielen und es anbeteten, nicht aus gemeinem Kupfer war, sondern aus reinem Gold. Und es tut mir von Herzen leid, dass wir so wenig königliche Bildnisse in diesem Metall unter uns haben; denn wenn auch ihr Anblick unsre Verehrung für Seine Majestät kaum vermehren könnte, weil sie schon zu gross ist, so würde er sie doch durch eine Beimischung des Behagens und der Befriedigung sehr beleben.
Alexander der Grosse wollte nicht dulden, dass ausser Phidias irgend ein Bildhauer sein Bildnis in Stein oder Metall herstellte. Wie hätten wir da einen solchen Handwerker wie Wood behandeln müssen, der mit ganzen Säcken voll Schlacke herumgeht und seines Fürsten Gesichtszüge aufs scheusslichste entstellt, um sie uns dann am liebsten zu Tausenden und zu ihrem sechsfachen Wert aufzuzwingen?
Aber trotz all dessen, was William Wood selbst eingewandt hat, gemeinsam mit seinen öffentlichen oder heimlichen Anstiftern, Helfern oder Begünstigern; oder was die einwandten, die seinen Plan dulden oder seine Gegner entmutigen und ihnen widerraten, weil sie fürchten, sie könnten in Ungnade fallen oder ihr Amt aufs Spiel setzen; oder jene, die sich bemühen, die im Volk gegen diese Münze geweckte Stimmung zu dämpfen, oder den ehrlichen Eifer der andern zu hemmen, die in ihren Schriften und Reden nach Kräften streben, diese Stimmung wachzuhalten; diese Milderer, Besänftiger, Vermittler und Auswegskrämer, die so kräftig die Köpfe schütteln, dass wir ihre Taschen klingeln hören – trotz all dessen hätte ich mir nie gedacht, dass ich »den König beschimpfte«, wenn ich die Machenschaften solcher Feinde des Königreichs aufdeckte; und nie wäre ich auf die Vermutung gekommen, dass sie bessere Vertreter Seiner Majestät wären als jene Münze selbst, für die sie offen oder heimlich eintreten.
Wenn man mir erlauben wollte, auch nur diejenigen Wünsche der Nation aufzuführen, die zu erfüllen in unsrer Macht steht, so könnte man sie, denke ich, in den folgenden zusammenfassen.
Erstens, dass unsern Befürchtungen vor Woods Halfpence und jeder Gefahr eines ähnlich verderblichen Attentats für die Zukunft ein Ende bereitet würde.
Zweitens, dass in diesem Königreich von einer öffentlichen Münze unter gebührenden Beschränkungen Halfpence geprägt würden.
Drittens, dass beide Kammern des Parlaments, wenigstens aber das Unterhaus, sich einstimmig und kräftig gegen den Gebrauch aller Seiden- und Wollenwaren aussprächen, die vom Ausland eingeführt werden; ebenso aber auch gegen den Gebrauch indischer Seiden- oder Kattunstoffe, wie sie in England unter den höchsten Strafen verboten sind. Es geziemt uns, uns an einer so klugen Nation ein Beispiel zu nehmen, denn wir haben es sehr nötig, zumal uns nicht erlaubt wird, unsre eignen Wollwaren auszuführen, weil sie für England den Hauptzweig des Handels mit dem Ausland bilden.
Viertens, dass ein paar energische Massregeln getroffen werden, um die ärmeren unter unsern Eingeborenen in allen Teilen des Königreichs zu zivilisieren, wo die Iren vorherrschen; und zwar, indem wir unsre Sprache und unsre Sitten unter ihnen einführen. Da ihnen beides unbekannt ist, so leben sie in der äussersten Unwissenheit, Barbarei und Armut dahin, und sie überlassen sich ganz dem Müssiggang, dem Schmutz und dem Diebstahl, worin ein grosser und gerechter Vorwurf für nur zu viele Gutsherrn hegt. Und wenn ich im geringsten etwas vom Geist eines Pläneschmieders in mir hätte, so wollte ich mich dafür verbürgen, dass sich das in wenigen Jahren unter unbeträchtlichen Kosten bewerkstelligen liesse.
Fünftens, dass dem Ackerbau die gebührende Ermutigung zuteil würde und man zugleich jenem gefährlichen Brauch der Viehzüchter Einhalt geböte, die oft in grossen Entfernungen ungeheure Landstriche aufkaufen, wodurch die Insel furchtbar entvölkert wird.
Sechstens, dass die Lücken in jenen Gesetzen zur Förderung der Anpflanzung von Waldbäumen ausgefüllt werden; denn bisher sind sie ohne jede Wirkung geblieben, ausgenommen vielleicht auf den Erbgütern einiger weniger Gutsherrn; und selbst dort sind die Anpflanzungen im allgemeinen sehr ungeschickt gemacht, so dass sie auch dementsprechend gedeihen. Auch hat man noch nicht genug Wert darauf gelegt, das zu erhalten, was angepflanzt worden ist, und die Grundstücke einzuhegen; denn aus Mangel an Fleiss und Kenntnissen kommt von hundert Hecken kaum eine dazu, Wurzel zu schlagen. Ferner hat es sehr schlimme Folgen gehabt, dass man stets versäumte, abgeschlagene Wälder mit Unterholz zu versehen. Und wenn den Leuten die unbeschränkte Freiheit genommen würde, ihre eignen Wälder vor der Zeit abzuholzen, wie es in andern Ländern der Fall ist, so würde das für das Königreich von gewaltigem Segen sein. Denn ich glaube, es gibt in Europa kein zweites Beispiel, dass in so kurzer Zeit eine so fabelhafte Menge ausgezeichneten Holzes abgeschlagen worden wäre und das Land im Schiffbau und im Häuserbau so wenig Vorteil davon gehabt hätte.
Ich kann auch den absurden Brauch hierherrechnen, ohne jede Regelmässigkeit Torf zu stechen. Dadurch werden grosse Striche wieder bebaubaren Landes hoffnungslos zu Grunde gerichtet; viele tausend Stück Vieh kommen um; der Torf ist immer schwerer zu erreichen und nach Hause zu schaffen, und er wird zum Brennen immer untauglicher; die Luft wird durch stagnierende Teiche und Sümpfe verpestet, und selbst der Anblick solcher Landstrecken ist denen, die daran vorüberfahren, ein Greuel. Ferner sollte man auch jene absurde Sitte, Grassoden zu stechen, oder die grüne Oberfläche des Bodens abzuheben, um die Hütten damit einzudecken, oder Gräben damit auszulegen, abschaffen; und das tun sie bisweilen auf flachem Boden, wo in wenigen Zoll Tiefe nur noch Kies liegt, oder in niederen Mulden mit dünner Grasnarbe und Sumpf darunter, so dass durch diese Misswirtschaft grosse Moräste entstehen. Ich habe von sehr sachkundigen Landwirten gehört, dass das Königreich durch diese beiden Missbräuche des Torfschneidens und des Sodenstechens alljährlich ein paar hundert Acker nutzbringenden Bodens verliert; ganz abgesehn von dem unwiderbringlichen Verlust vieler Sumpfränder, die eine grüne Grasdecke tragen, und doch auf der Suche nach Torf zerfetzt werden; abgesehn auch von den durch regelmässiges Schneiden entstehenden Kanälen, die völlig fehlen, und die doch einen sehr bequemen Weg ergeben würden, um den Torf billig nach Hause zu schaffen, während sie zugleich selbst die grösseren Sümpfe als Sommerweiden trockner und ungefährlicher machen könnten.
Diese und andre, ähnliche Betrachtungen wollte ich in einer besonderen Abhandlung bis zu dieser Parlamentssitzung veröffentlichen; denn in einigen Perioden meines Lebens hatte ich mit dem Drang auch die Gelegenheit, zu beobachten, aus welchen Ursachen heraus diese grossen Fehler in allen Zweigen der Landwirtschaft entstanden sind. Ich habe nur ein paar aufgezählt, wenige von sehr vielen, unter denen sich einige vielleicht nicht hätten erwähnen lassen, ohne Anstoss zu erregen, was ich auf jede nur mögliche Weise zu vermeiden gesucht habe. Aus demselben Grunde zog ich es auch vor das wenige, was ich über dieses Thema zu sagen für geraten hielt, hier anzuhängen.
Was aber die Ländereien derer angeht, die beständig im Ausland leben, so sehe ich keinerlei Wahrscheinlichkeit, dass sie je verbessert werden könnten. In frühern Zeiten sassen ihre Pächter auf leicht erschwinglichen Pachten; aber seit einigen Jahren sind sie (ich spreche im allgemeinen) durch die Geschicklichkeit erbarmungsloser englischer Agenten noch furchtbarer ausgesogen worden als selbst jene, die unter den strengsten in Irland lebenden Gutsherrn arbeiten. Ich habe an Ort und Stelle von einer grossen Anzahl glaubwürdiger Leute die Versicherung erhalten, dass ein riesiges Gut in der Grafschaft Cork, das in lebenslänglicher Pacht und unter grossen Konventionalstrafen verpachtet war, so hohe Summen abwerfen sollte, dass die Pächter baten, ihre Pacht aufgeben zu dürfen; sie wollten lieber die Strafe zahlen.
Die Kultur und Verbesserung des Bodens ist sicherlich in allen Ländern ein der genauesten Forschung würdiger Gegenstand; ganz besonders aber in unserm, da wir in allen Handelszweigen, die uns von Nutzen sein können, so sonderbar gehemmt, und derer, die für uns von allergrösster Wichtigkeit wären, ganz beraubt sind. Ich fordere den gelehrtesten Mann Europas heraus, mir aus irgend einem andern Königreich der ganzen Welt ein Beispiel dafür anzugeben; denn man versagt uns die Wohltaten, die Gott und die Natur uns bestimmt hatten. Das zeigt sich klärlich durch unsre dem Handel so günstige Lage und durch unsre grosse Anzahl ausgezeichneter Häfen. So scheint mir denn, dass uns wenig übrig bleibt, als unsern eignen Boden zu bebauen, die Landwirtschaft zu ermutigen und grosse Baumpflanzungen anzulegen, damit wir hinfort nicht mehr gezwungen sind, uns Korn und Gerberrinde aus England und Holz aus andern Ländern zu holen. Wir würden auf diese Weise auch die Zahl unsrer Einwohner heben und mithelfen, unsre Naturprodukte wie auch unsre Fabrikate im Lande zu verbrauchen. Und ich werde nie vergessen, was ich einmal in England einem grossen Mann zu sagen wagte: »dass nämlich wenig Politiker mit all ihren Plänen auch nur halb so nützliche Glieder eines Staates sind wie ein ehrlicher Bauer, der durch geschickte Dränierung, durch Heckenbau, Düngung und Anpflanzung den innern Wert eines Stück Landes gesteigert hat, wodurch er seinem Lande einen dauernden Dienst erweist«; während es sehr strittig ist, ob einer von jenen das je getan hat, seit die Welt erschaffen wurde; unstrittig freilich ist es, dass ihrer neunundneunzig unter hundert eine Fülle von Unheil angerichtet haben.