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Die Flucher-Bank

oder parlamentarische Garantie für die Errichtung einer neuen Bank in Irland. Darin die heilkräftige Wirkung der Flüche untersucht wird. Geschrieben vom Dechanten Swift. Si populus vult decipi decipiatur.

»Alles zu glauben, was eine gewisse Klasse von Menschen erzählen, und an nichts zu zweifeln, was sie berichten, sei es noch so unwahrscheinlich,« das ist ein Grundsatz, der zur Zeit ebenso sehr zur Stütze irischer Banken beigetragen hat, wie er nur je die papistische Religion aufrecht erhielt; und sie sind nicht nur diesen für ihre Gründung verpflichtet, sondern sie haben auch das Glück, denselben Patronatsheiligen zu besitzen: denn die Unwissenheit, die berühmte Mutter der Frömmigkeit in der einen, scheint in demselben hingebenden Verwandtschaftsverhältnis zum Kredit der andern zu stehn.

Wer für Banken subskribiert, deren Plan und Zweck er nicht kennt, gleicht etwa jenem Herrn, der Adressen unterschrieb, ohne von ihrem Inhalt zu wissen. Sich an einer Bank beteiligen, die weder eine Parlamentsakte noch einen Freibrief noch Ländereien als Bürgschaft aufweisen kann, ist dasselbe, wie wenn man ein Schiff ohne Boden aufs Meer hinaussendet; wer hofft, durch jene einmal sechsspännig fahren zu können, macht sich so lächerlich wie der, der mit diesem eine Rückfracht erwartet.

Es war schon seit einiger Zeit bekannt, dass unsre Banken in das Seifenblasengesetz einbezogen werden sollten; und man glaubte, diese Chimären müssten mit dem ersten Ostwind, der die Stadt von der königlichen Zustimmung benachrichtigen würde, notwendig verschwinden.

Es war ein schwerer Schlag für manche Herrn, die von nichts mehr träumten ausser von behaglichen Kaleschen, als sie bei der Ankunft der verhängnisvollen Post aus ihnen wieder in ihre Strassenstiefel schlüpfen mussten. Aber sollten diese Banken, wie man sich eitlerweise einbildet, wirklich glücklich genug sein und einen Freibrief erwirken, um Land zu kaufen, so würde es doch bei jedem Sturm, der zur Zeit eines Einfalls gegen sie unternommen würde, so viele hungernde Grundbesitzer geben, die ihre alten Ansprüche auf Land und einen Mundvoll wieder geltend machen, dass die Subskribenten sich beim Aufruf nicht von ihrem Geld würden trennen wollen, da sie nicht wissen, was alles geschehn mag. Bei einem Aufstand also, wo der Erfolg zweifelhaft wäre, würde die Bank unfehlbar zusammenbrechen. Aus Anlass dieser Pläne, die gleichzeitig von den Kammern beraten und zurückgewiesen wurden, entspann sich eine Broschürenpolemik, an der Swift nicht teilnahm. Swift zog es diesmal vor, durch Hohn zu wirken; aber jene Polemik stand auf ausserordentlich guter Grundlage. Das schlagendste Argument, das der Gegner der Bank, ein Herr Hercules Rowley, anführte, war etwa dieses: Selbst wenn sich die Bank ausserordentlich gut einführen sollte, so sei anzunehmen, dass die Konzession sofort widerrufen würde, falls Englands Handel irgendwie unter ihr zu leiden hätte. Das Parlament lehnte die Gründung ab, weil keine sichere Grundlage für sie zu beschaffen sei. Swift gibt im folgenden einen Vorschlag, wie man sie finden könne.

Da nun so viele Herren dieser Stadt den Mut gehabt haben, ohne jede Sicherheit auf einem und demselben Blatt mit einer oder zwei Millionen zu erscheinen, so steht zu hoffen, wenn man ihnen bemerklich macht, wie ungefährlich es ist, dass sie sich auch überreden lassen, einem zierlichen Pergament wenigstens eine anzuvertrauen.

Um sie zu ermutigen, schlägt der Unternehmer vor, die Bank auf Grund parlamentarischer Bürgschaft zu errichten, und zwar einer Bürgschaft, die keine Revolution und kein Wechsel der Zeit antasten kann.

Um jeden Verdacht zu beseitigen, als habe der Unternehmer vielleicht seinen eigenen Vorteil im Auge, versichert er der Welt, dass er jetzt in einer Dachkammer dasitzt, bekleidet nur mit einem sehr dünnen Wams; denn er hat seinem Lande einen unleugbaren Beweis seiner Liebe gegeben, indem er seinen Rock verpfändete, um die Druckkosten zu bezahlen; und so studiert er das öffentliche Wohl.

Es ist wohlbekannt, dass nach einer Parlamentsakte, die lästerliches Fluchen hindern will, wer dieses Vergehen begeht und dessen vor einem Richter eidlich bezichtigt wird, einen Schilling verwirkt, der ohne Schwierigkeit zu erheben ist.

Es ist fast unnötig, zu erwähnen, dass dies unter uns zu einem Lieblingslaster geworden ist; und obgleich uns das Alter für andere Laster unfähig macht, so verlässt uns doch dieses, wenn es einmal Wurzel geschlagen hat, erst mit unsrer Sprache.

Es liesse sich durch die Vollstreckung dieser Akte ein so ungeheures Einkommen erzielen, dass ich mich oft gewundert habe, weshalb man nicht bei unserm Mangel an flüssigen Geldern längst Massregeln getroffen hat, um es für die Allgemeinheit nutzbar zu machen.

Ich kann mich wohl zu der Behauptung versteigen, dass, wenn diese Akte in England streng vollstreckt würde, das Einkommen, verwandt zum Bau von Kriegsschiffen, die englische Flotte zu einem Schrecken Europas machen würde.

Die Geographen haben berechnet, dass in diesem Königreich Irland zwei Millionen Seelen leben; von dieser Zahl kann man auf die Flucher wohl eine Million in Anrechnung bringen.

Man nimmt an, dass fünftausend Gutsherrn vorhanden sind; jeder Gutsherr kann es sich im grossen und ganzen leisten, jeden Tag einmal zu fluchen; das ergibt jährlich eine Million achthundertfünfundzwanzigtausend Flüche, als welche Zahl von Schillingen die jährliche Summe von einundneunzigtausendzweihundertundfünfzig Pfund ausmacht.

Die Pächter dieses Königreichs, deren Zahl auf zehntausend berechnet wird, vermögen jährlich fünfhunderttausend Flüche zu entbehren, was fünfundzwanzigtausend Pfund ergibt; und schätzungsweise lassen sich auch von der grossen Masse des Volks jährlich zwanzig oder fünfundzwanzigtausend Pfund erheben.

Das ist sehr niedrig geschätzt; denn es ist klar, dass in diesem Königreich weit mehr Flüche verbraucht werden; und also liesse sich jährlich auch eine weit höhere Summe eintreiben.

Damit sie leicht und regelmässig eingezogen werden kann, schlage ich vor, in grossen Städten Denunzianten anzustellen, und zwar je nach der Bevölkerungsziffer; auf dem Lande aber reitende Beamte; und da nichts einen Beruf so leicht verächtlich macht wie Armut, wird bestimmt, dass die von der Bank angestellten Herrn sehr hübsche Gehälter beziehn sollen, damit sie durch grossen Lebensaufwand die Menschen mit einem Amt versöhnen, das letzthin so schweres Ärgernis erregte, dass nur noch Pfarrer, Leiter nonformistischer Bethäuser und bankrotte Händler dafür zu finden waren.

Es wird ferner bestimmt, dass nur Leute, die als treue Anhänger der Kirche und als häufige Kommunikanten bekannt sind, zu diesen Ämtern befördert werden dürfen. Ihre Frömmigkeit wird eine genügende Bürgschaft für die ehrliche und emsige Verwaltung ihres Amtes ergeben.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass zwanzigtausend Pfund nötig sein werden, um alle Ausgaben für Diener, Gehälter usw. zu bestreiten. Doch wird jährlich die Summe von einhunderttausend Pfund netto übrig bleiben, auf die man wohl mit Recht eine Subskription von einer Million beanspruchen kann.

Es wird beschlossen, die übrig bleibenden Gewinnste, für die keine Verwendung vorhanden ist (und sie werden eine beträchtliche Summe ergeben), zur Errichtung und Erhaltung von Armenschulen zu benutzen; ein für die Allgemeinheit und besonders für die Interessen der Protestanten dieses Königreichs so vorteilhafter Plan, der auch bei mehreren grossen Patrioten Englands auf soviel Ermutigung gestossen ist, dass sie sich verpflichtet haben, eine Akte durchzusetzen, die den ganzen Verdienst der Denunziation auf Grund dieser Fluchakte den Agenten und Dienern dieser neuen Bank sichert. Mehrere meiner Freunde machen sich anheischig, nachzuweisen, dass diese Bank im Laufe der Zeit mit der Südseekompagnie Der »Panamaskandal« der Zeit. wetteifern wird. Sie bleiben dabei: das Heer verbrauche jährlich soviel Flüche, dass sie hunderttausend Pfund netto ergeben würden.

Man hat berechnet, dass es in dieser Stadt hundert hübsche Burschen gibt, die täglich je fünfzigmal fluchen; einige würden sich schwer dadurch beeinträchtigt fühlen, wollte man ihnen hundert versagen: dieser Zweig würde schon allein im Jahr eine ungeheure Summe abwerfen.

Die Jahrmärkte dieses Königreichs würden ein gewaltiges Einkommen ergeben; die Flüche eines kleinen Mannes aus Connaught beliefen sich, so weit zwei Personen sie zählen konnten, auf dreitausend. Freilich wäre es unmöglich, sie alle in bares Geld umzusetzen; denn ein Schilling ist eine so hohe Steuer auf einen Fluch, dass das gewöhnliche Volk es sich, wenn sie streng eingetrieben würde, ebenso gut leisten könnte, Wein zu trinken wie zu fluchen; und ein Fluch würde unter ihnen ebenso selten werden wie ein sauberes Hemd.

Ein Diener, dem ich auftrug, die Miliz am letzten Musterungstag zu begleiten, hatte innerhalb von acht Stunden dreihundert Schwüre auf dem Kerbholz vermerkt; wollte man aber an solchen Tagen die Akte vollstrecken, so würde das nur die Gefängnisse mit Lastträgern füllen und die Pfandhäuser mit Musketen und Säbeln; und da es den Papisten und missvergnügten Leuten grosse Freude machen würde, wenn unsre Miliz ihre Gewehre und Säbel verfluchte, so wird beschlossen, dass die Flüche eines Milizsoldaten nicht ausgenutzt werden dürfen, solange er unter den Waffen steht; auch soll kein Vorteil daraus gezogen werden, wenn irgend jemand in den vier Instanzgerichten flucht, vorausgesetzt, dass er gerade verhört wird oder eben eine Anwaltsrechnung bezahlt hat.

Die Heilwirkung der Flüche gehört zu den Dingen, die der Unternehmer keineswegs einschränken möchte; zumal wo es notwendig ist, den Lungen zu Hilfe zu kommen, damit sie zähe Säfte ausstossen. Wenn ein Arzt bescheinigt, dass er einen Fluchkursus verordnet hat, wird dem Patienten von dem zuständigen Bankbeamten gegen eine Zahlung von nicht mehr als sechs Pence ein Erlaubnisschein ausgestellt. Es steht zu erwarten, dass ein für die Allgemeinheit so vorteilhafter Plan mehr Ermutigung finden wird als die chimärischen Banken; und der Unternehmer hofft, da er ein beträchtliches Vermögen dafür ausgegeben hat, um diesen Plan zustande zu bringen, dass er auch die Genugtuung haben wird, ihn zum Nutzen der Allgemeinheit zur Wirklichkeit werden zu sehen, sollte er auch das Schicksal aller Pläneschmieder teilen, das nämlich, selbst zugrunde zu gehn.

Es wird bestimmt, dass keine Akkorde abgeschlossen und keine Erlaubnisscheine für Flüche ausgegeben werden dürfen, um das Geld für fromme Zwecke zu verwenden. Dieser Brauch ist so ärgerniserregend, dass er nur für den päpstlichen Stuhl taugt, der den Erlös der Hurlizenzen ad propagandam fidem verwendet. Und zur Schande der Dirnengasse und aller protestantischen Huren (besonders derer, die unter dem Licht der Missionsgeistlichkeit leben), sei es gesagt, dass sich in Rom keine Hure auf den Rücken legt, ohne zu hoffen dass dadurch irgend ein armer Heide oder Ketzer bekehrt werden möge.

Die Einkünfte aus den Flüchen in der Stadt Cork werden von der Bank auf ewig bestimmt zur Unterstützung der Witwen armer Geistlicher; und die aus Ringsend zur Unterhaltung der Bastarde unserer Matrosen.

Der Unternehmer beabsichtigt in wenigen Tagen Termin und Ort für die Zeichnung festzusetzen; die Subskribenten müssen bei der Zeichnung ein Viertel in bar zu zahlen bereit sein.

Postskriptum. Die Rotterdamer Juden haben sich erboten, die Einkünfte in Dublin gegen jährlich zwanzigtausend Pfund zu pachten. Auch mehrere hervorragende Quäker sind bereit, sie für die gleiche Summe zu übernehmen; aber der Unternehmer hat ihre Anerbietungen abgewiesen, denn er ist entschlossen, sich mit niemandem einzulassen ausser mit Christen.

Bewerbungen können täglich in Pats Kaffeehaus, wo Audienz erteilt wird, vorgetragen werden.


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