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Pepi heißt er schlechthin und sechs Jahre zählt er, aber ein Maler, der einmal als Zimmerherr das nicht immer stille Glück der Lamplgasse genoß, hatte ihm den Namen Menzel verschafft.
Als besagter Maler den Buben das erstemal vor dem Tore des Zwölferhauses erblickt hatte, blieb er fast erschrocken stehen und rief im hellsten Erstaunen: »Unglaublich, der ganze Menzel!«
Das Wort war an der Mutter Ohr gedrungen und wie eine Löwin schoß sie aus der Ladentüre. »Was is unglaubli? Wer is a ganza Wenzl? Schaun S', daß i Ihna net in d' Wiedln fahr, Sö z'rafta Voglhäuslanstreicher! Was hat Ihna denn dös arme Kind tan, daß S' es so beleidinga? Hutschn S' Ihna mit Ihnan wechn Gstell, sunst lern i Ihna 's Fliagn!«
»Aber liebe Frau, ich hab ja gar nicht Wenzel gesagt, Ihr lieber Kleiner schaut nur dem berühmten Maler Menzel so ähnlich«, beruhigte der so scharf Angegriffene in seiner sanften Art die Tobende, aber die war nicht mehr zu halten.
13 »Dös is ma allesans, mein Bua braucht kan Maler ähnli z'schaun, habn S' mi vastandn? Und jetzt druckn S' Ihna, sunst klescht's!«
Der Maler entfloh und zog auch sehr bald weg, aber sein Wort blieb, der Pepi heißt seither der Menzel.
Würdevoll erscheint er vor dem Haustore, blickt sinnend die Gasse entlang, steckt dann den Zeigefinger in die Nase und gibt ihm eine drehende Bewegung – alles ernst und bedachtsam. Die anderen Kinder meiden ihn in scheuer Ehrfurcht, denn jede Annäherung weist er mit dem Weckruf ab: »Mutta! Mutta! dö gebn ka Ruah!« worauf Frau Wotruba wie ein entfesselter Orkan zur Ladentür herausbraust und alles, was Kind heißt, in regelloser Flucht davon- und auseinanderstiebt.
Aber auch er feiert seine Feste. Hie und da geht nämlich Herr Bimstengl durch die Gasse, der Sohn des Historikers, dem sie ihren jetzigen Namen verdankt. Er ist ein gar gewichtiger Mann, denn er wiegt 150 Kilo, war einmal Feuerwerker bei der reitenden Artillerie und wäre gern dabei geblieben, aber es fand sich für ihn kein tragfähiges Pferd zum Reiten. So schied er von Sankt Barbara und errichtete eine Geflügelhandlung in der Nachbarschaft der Lamplgasse. Den Umweg durch diese machte er als eine Art liebevollen Gedenkens an den Ahn von Mutterseite.
14 Sieht nun Menzel den Dreizentnermann um die Ecke biegen, so zieht er sich in den Schatten des Torflurs zurück, ist der Gewichtige dann ein paar Schritte vorbei, schießt der Kobold urplötzlich aus dem Hinterhalt und quitscht dem Waller nach: »Blader Birnstengl!«
Die ganz kurze Spanne Zeit einer halben Drehung des Bimstenglschen Kolosses genügt dem Menzel zu spurlosem Verschwinden – der also Angequitschte gab denn auch jeden Versuch, des Rufers ansichtig zu werden, schon nach einigen Mißerfolgen auf und schließlich wurde ihm das Erlebnis zur lieben Gewohnheit. Als der Ruf einmal nicht ertönte, blieb Herr Bimstengl stehen, drehte sich ganz herum und seine Kugelaugen suchten in merklicher Seelenqual die ganze Gasse ab.
Aber auch in Menzels Leben griff des Schicksals rauhe Hand. Den Schulzwang hat wohl kein anderer Sechsjähriger 15 so hart wie er empfunden. Mit aller Macht sträubte er sich gegen die Brüste der Weisheit, an die er nur mit roher Gewalt herangeschleift werden konnte. Das besorgte Tag für Tag unverdrossen und mit schier satanischer Lust der ältere Bruder. Vorerst drang ein fürchterliches Geschrei aus dem Schusterladen, dann entstürzten diesem der Papp-Schani und der Menzel, jener die Rechte festgekrallt in des Kleinen Röckchen und in raschen Sprüngen jeden Widerstand brechend, den Heulenden hinter sich herziehend, daß dessen Beinchen nur so schlenkerten; und mitten in das Geschrei des Menzel schmetterte sein Schlepper von Zeit zu Zeit ein begeisterndes: »Die Schule hoch! Hoch die Schule!« Hinter ihnen her johlte und gröhlte alles, was sonst noch in der Lamplgasse der Schulpflicht unterlag, und ganz zum Schlusse quäkte und belferte auch noch der Schurl, der treue Hausgenosse der Spangerltant, der halbtauben Trafikantin aus dem Dreierhause.
Einen guten Kameraden hatte der Menzel aber doch und das war