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Ein wohlhabender deutscher Farmer, in der Nähe des Aleghani Gebirges, hatte einen schwarzen Bär geschossen, ihm sofort das Fell abgezogen und sein Fleisch in das Pöckelfaß geworfen.Es ist zu bemerken, daß für einen geschossenen Bär, Wolf Panther eine Prämie von 5 Dollars bezahlt wird. Er machte jedoch unter seinen Nachbarn sein Jagdglück nicht bekannt, sondern beschloß sich einen eigenthümlichen Spaß zu machen. Er stopfte für diesen Zweck das Bärenfell mit alten Lumpen und Lappen aus, trug ihn heimlich in seine Waldung, befestigte ihn stehend auf eine hohe Eiche und lud Tags darauf mehrere seiner Nachbarn ein, ihm bei der Aufsuchung eines Bären behülflich zu seyn, der sich auf seiner Farm sehen lasse; sie fanden sich denn auch am andern Tage zahlreich ein. Er lenkte sie nach dem Baume zu, auf dem der Bär befestigt war, den Hunden entging nicht lange der Ort seines Aufenthaltes und sie sprangen bellend an ihm hinauf. Die ganze Gesellschaft eilte nun nach dem von den Hunden angedeuteten Platz und sahen bald wie das Ungethüm drohend und aufrecht darauf stand. Jetzt fiel Schuß auf Schuß auf ihn, aber er behielt ruhig seine Stellung und wankte und rückte nicht. Mehr als fünfzig Schüsse fielen auf ihn, ohne ihn zur Bewegung oder zum Fall zu bringen. Da kam einer auf den klugen Einfall, daß dieß wohl ein schußfester Teufel seyn könne. Allen überlief die Gänsehaut und schlichen sich schaudernd davon. Der Spaßvogel machte sich kurz darauf nach dem Teufelsbaume und holte das Schreckbild herunter; hatte aber Ursache zu bedauern, daß so viele Kugeln es durchlöchert und das Fell so verdorben hatten, daß es nicht mehr brauchbar war zu dem warmen Winterpelz, den er daraus sich wachen zu lassen, beabsichtigt hatte. Das Abentheuer blieb nicht unbekannt, und sämmtliche tapfere Helden mußten viel von dem Gespött und Gelächter der ganzen Umgegend leiden.
Dieß ist eine National-Belustigung, der ich auf dem Bushill in Philadelphia beigewohnt und von der ich nicht gehört habe, daß sie anderwärts bekannt wäre. Die Schützen stellen sich in Reihen auf, ohngefähr 10 Schritt auseinander. Auf ein gegebenes Zeichen Acht zu haben, öffnet sich ein Kasten, eine Taube fliegt heraus und wird nun von den aufgestellten Schützen im Fluge herabgeschossen. Von 40 auf diese Weise nach und nach aufgeflogenen Tauben rettete nur eine einzige ihr Leben. Wer eine getroffen hat, bekommt eine Geldprämie und die Taube selbst. Zugleich wurde demjenigen, der die Meisten erschossen, ein junger schöner Adler, der in einem Käfig ausgestellt war, aus welchem jedoch ein solcher Aasgestank aufstieg, daß die Annäherung sehr verleidet wurde, zu erkannt.
Die Marktstraße ( Market Street) ist eine der schönsten und reichsten Straßen in Philadelphia, die sich durch dessen ganze Breite, von der Stelle des Delaware an, wo vorzüglich die in steter Bewegung von und nach dem jenseitigen Newjersey befindlichen, und für den Transport von Wagen, Gütern und Personen bestimmten Dampfschiffe anlegen, bis zu der Brücke zieht, die für das gewöhnliche Fuhrwerk über den Shuilkil geht. Ein guter Fußgänger braucht wohl 1 ½ Stunde, ehe er die prachtvolle, breite und mit glänzenden Handelsgewölben (Stores) besetzte Straße durchläuft, und darf sich dabei nicht mit Besehen der lockend zum Verkaufe ausgelegten Waaren, der schönen Kupferstiche und der eben so sehenswerthen, vielfachen Lebensmittel, die aus dem Innern des Landes herbeigebracht werden, aufhalten.
Die Markthallen, die vorzüglich für den Verkauf von Fleischwaaren bestimmt sind, fangen gleich beim Delaware an, und es ist die erste mit ungeheuren Massen sehr verschiedenartiger Süß- und Salzwasserfische angefüllt, die nicht das Messer, sondern das ihnen fremde Element, die Luft, tödtete und die einen eben nicht sehr einladenden Geruch verbreiten. Hier krabbeln zugleich in Körben oder Fässern jene vielbeinigen wohlschmeckenden Seekrebse, neben der langsamen Wasserschildkröte, die jene so trefflichen und in Seestädten so beliebten Suppen liefert.
Tische mit Kuchen, Zuckerwerk, Austern und Sprossenbier nehmen den Zwischenraum jener Fischhalle zur ersten Fleischhalle ein. Die Massen Fleisch, die hier in der ersten Frühstunde zum Verkaufe gebracht werden, sind so ungeheuer, wie deren Verbrauch, da es Landessitte ist, daß auch der Aermere täglich dreimal Fleisch, und dieses in größerer Masse als Brod ißt. Da stehen denn, in schneeweise Hemden gehüllt, so weit das Auge reicht, die Fleischer emsig beschäftigt mit Säge und Beil, die Portionen vom großen Stück abzusondern, die die sie zahlreich umringenden Kunden verlangen. Hier hängen ober liegen, auf glänzend reinen Tüchern, alle Arten von getödteten zahmen Hausthieren, Sülze, Würste, große Fässer mit Schmalz etc. Einige Fleischhallen weiter und jetzt mischen sich unter die Fleischer jene zahlreichen Höker, die die verschiedenen Arten getödteten zahmen Geflügels zum Verkaufe ausbieten. Noch weiter und man kommt auf den anziehendsten Theil des Marktes, wo der Gewinn der Jagd, gewöhnlich von weitem hierher geschafft, zur Schau gestellt is. Hier hängt neben dem kleinen wachtelartigen Rebhuhn und der braunbäuchigen Schwarzdrossel, der große wilde Truthahn, der Fasan, die wilde Taube und so manche Arten des Hühnergeschlechts, der Spechte, wilde Gänse, verschiedenartige wilde Enten neben dem Eichhörnchen, und das sehr kleine Häschen neben dem Hirsche. Das Blei des muthigen und gewandten Schützen hat auch den schwarzen Meister Petz aus seinen Schlupfwinkeln in den blauen Bergen herauszuholen gewußt, und seinen Leichnam zur Augenweide für die Neugierigen und zur Zungenergötzlichkeit für die Gourmands der großen Stadt hierher gebracht. Eben so helfen die, den gewöhnlichen Ratten sehr ähnlichen Bisamratten, die nächtlich durch Hunde erjagten Raguns und Opossums das große Todtenhaus füllen.
Während im Innern der Markthallen alles zu finden ist, was man von Fleisch- und Fischwaaren suchen möchte, stehen an deren äußerer Seite jene so vielen und mannichfachen Frucht- und Gemüsearten aufgehäuft, die die Jahreszeit liefern kann, und die größthentheils aus Newjersey herüber, oder aus den benachbarten Gärten der Stadt gebracht werden.
Nachdem man diese lange Reihe von Markthallen durchgegangen ist, kommt man erst an die zahlreichen Wagen, die mit ganzen ausgeschlachteten Schweinen, mit Aepfeln, Kartoffeln, Melonen, Kraut, Kürbissen, mit Butter, auch wohl mit Wildpret beladen, beide Seiten der Straße einnehmen, und die sich bis ziemlich hinüber zum Shuilkil ziehen. Diese kommen oft sehr weit mit ihren Ladungen herbei, und ihre Eigenthümer bestehen theils aus Farmern, die ihre eigenen Produkte zu Markte bringen, theils aber auch aus jenen Aufkäufern, die tiefer in die Wildnisse hinein dringen und dem entlegen Wohnenden seine Erzeugnisse gegen Kaffee, Zucker, Branntwein, Ellenwaaren etc. abtauschen, welche Artikel ihre Rückladung gewöhnlich ausmachen.
Es ist zwar dem weiblichen Geschlecht in Amerika überall erlaubt, ihre Gunstbezeugungen für Geld zu verkaufen und an vielen Orten können sie ganz frei auf Jagd nach Liebhabern ausgehen. In Washington jedoch – vielleicht auch anderwärts – unterliegen die armen kaufbaren Geschöpfe doch einiger Beschränkung. Sie sind mit ihrem ehrenwerthen Geschäft blos auf Häuser verwiesen, wo es ihnen erlaubt ist, sich aussuchen zu lassen und das Verlangte für gut Geld zu bewilligen. Diejenige, aber, die sich auf der Jagd nach Liebhabern erwischen läßt, wird ohne Rücksicht auf die Verehrung, die das schöne Geschlecht überall in Amerika genießt, aufgegriffen und bekommt nach Befinden, auf eine oder mehrere Wochen, eine ehrende Bestallung bei der Straßenreinigung.
Bei meiner Anwesenheit in Washington hatte ich Gelegenheit zu sehen, wie 8 bis 10 sehr wohlgekleidete Damen, einige mit schönen Schleierhüten bedeckt, auf der Staatesstreet emsig beschäftigt waren, den Schnee aus dem Fahrwege wegzuräumen. Die Meisten von ihnen sahen wohl ziemlich abgenutzt aus, aber es gab doch auch mehrere hübsche dabei. Sie waren lustig und vergnügt bei ihrem Geschäfte und riefen mehrere Vorübergehende scherzend um Beistand an.
Es scheint gewissenlos, mit welcher Schnelligkeit man in Sterbefällen zum Begräbnisse schreitet. Wer an einem Tage, vor der zwölften Mittagsstunde aus der Zeit in die Ewigkeit übergeht, darf mit Sicherheit darauf rechnen, noch ehe die Sonne dieses Tages verschwunden ist, auf seiner letzten Ruhestatt zu liegen. Diese Rücksichtslosigkeit auf Verstorbene mag wohl weniger in geringerer Anhänglichkeit an sie, als darin ihren Grund haben, daß die Verwesung dort weit schneller eintritt als diesseits und die meisten Leichen nach 24 Stunden schon einen so unerträglichen Gestank verbreiten, daß es niemand in dem Hause wo sie liegen würde aushalten können. Man wartet deshalb nur selten die Zeit ab, wo diese Verwesung wirklich eintreten könnte, und sorgt dafür, daß die Leiche immer noch ziemlich frisch in die Arme ihrer Mutter Erde kommt. So überflüssig auch das Holz in Amerika ist und so große Verschwendung theilweise damit getrieben wird, so wird dennoch bei Verfertigung der Särge die Holzersparniß sehr weit getrieben. Sie werden durchaus nicht größer gemacht, als nöthig ist, um den Körper, der sein letztes Bett in ihnen findet, hineinzupassen. Sollte nun dort jemand lebendig begraben werden, welches recht leicht der Fall seyn kann, so ist ihm sogar die Möglichkeit benommen, sich umdrehen zu können, sich zu zerkratzen und die Haare auf dem Kopfe zu raufen. Die Leichenbegängnisse werden zum Theil sehr pomphaft begangen und zahlreich ist die Begleitung dabei. Jedoch folgen nur die nächsten Verwandten dem Sarge, der entweder auf den Händen – nicht auf den Schultern wie bei uns– getragen, oder auch auf hohen Leichenwagen gefahren wird, in Trauerkleidung. Der Ueberrest der Leichenbegleitung folgt dem Sarge gewöhnlich in der buntesten eleganten Kleidung. Da in der Regel auch Frauen sich dem Zuge zahlreich anschließen, so wird das Arrangement getroffen, daß stets ein Herr neben einer Dame geht.
Die Gottesäcker in solchen Städten, in deren Nähe der Marmor häufig ist, sind gewöhnlich, mit weißen marmornen Leichensteinen bedeckt, die jedoch zum größtentheile blos aus einer dünnen Platte, oft ohne Inschrift und weiterer Verzierung bestehen; dieß verursacht nur wenig Aufwand; aber der mit jenen weißen Figuren bedeckte Platz nimmt in der Nacht ein wahrhaft gespenstiges Ansehen an.
Auf dem Lande, wo die Leichenäcker oft sehr entfernt liegen, ist es nicht selten Sitte, daß die Farmer sich ein schönes Plätzchen auf ihren Besitzungen zum letzten Ruheplatze für sich und die Ihrigen wählen. Es ist gewöhnlich unfern der Wohnung von hohen Bäumen beschattet, mit Blumen bedeckt und mit einem Stacket eingefaßt.
Die Farbigen haben auch nach ihrem Tode nicht das Recht, neben ihren weißen Herren zu ruhen. Sie werden auf besonderen Plätzen verscharrt, die in Städten wohl aus ordentlichen Todtenäckern bestehen, auf dem Lande jedoch ihnen ohne Weiteres oft im Walde angewiesen werden.