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Es war wenige Wochen nach der Wahl. Die großen Aufgaben, vor deren Lösung sich Magistrat und Stadtverordnetenversammlung in den nächsten Jahren gestellt sahen, hatten noch nicht auf der Tagesordnung gestanden. Der Oberbürgermeister wartete auf die endgültige Entscheidung des Eisenbahnministeriums, das sich in der Frage, ob Zentralbahnhof oder mehrere kleinere Kopfbahnhöfe, noch nicht schlüssig geworden war. Aber die Verfügung konnte jeden Tag eintreffen. Denn allgemein war man der Ansicht, daß der von dem Ministerium ergangene Bescheid, man sei sich im Prinzip über die Frage, ob Zentralbahnhof oder kleine Kopfbahnhöfe, noch nicht schlüssig geworden, nur eine Ausrede sei, welche den Zweck hatte, die Sache in die Länge zu ziehen und die Ungeduld der Bürger, denen die unzureichenden Verkehrsverhältnisse auf die Dauer unerträglich werden mußten, auf das äußerste anzuspannen in der Hoffnung, die Stadt würde dann dem Fiskus bei Überlassen des Geländes das größte Entgegenkommen zeigen.
Über Peters Plänen, die ihn seit seiner Wahl vollständig beherrschten, saß Paul eines Vormittags wieder in seinem Bureau. Weit, weit draußen, wohin sich heute nur frische Luft schnappende Spaziergänger verloren, lag der noch wertlose Föhrenwald, lagen die gewaltigen Sandflächen und die kärgliche Ernte tragenden Wiesen und Äcker, die sein Schwiegervater unter der Hand Stück für Stück von den Dorfgemeinden und privaten Besitzern an sich gebracht hatte. Wußte überhaupt ein Mensch oder dachte irgendeiner daran, daß diese Landstrecken, um die sich heute noch niemand kümmerte, Besitz seines Schwiegervaters gewesen, und nun als Erbe Eigentum seiner Frau und seiner Kinder geworden waren? Jost! Jost! … Der würde es ausfindig machen, daran denken, ihn entlarven, einen hämischen Artikel in seinem »Echo« bringen und, wie damals jener Arbeiter gesagt hatte, vor aller Welt den Beweis führen, daß er mit der Schenkung des alten Hauses am Ritterwall tatsächlich mit der Wurst nach dem Schinken geworfen hatte, und das Westprojekt würde trotz des Interesses der demokratischen Partei an solchen Verdächtigungen scheitern, wenn der Oberbürgermeister sein Ansehen und die Verantwortlichkeit seiner Stellung zugunsten des Ostprojektes in die Wagschale warf.
Siedend heiß stieg es in ihm auf bei diesem Gedanken. Nicht der Verlust einer gewaltigen Millionenspekulation war es, der ihn so außer Fassung bringen konnte. Es war etwas anderes, das Scheitern des großen Planes, den er sich nun einmal in den Kopf gesetzt hatte, und Agathe! Agathe, die er liebte, der er nun etwas galt, die nun zu ihm emporschaute als zu dem selbstlosen Volksbeglücker, der dazu gekommen war, in großzügiger und uneigennütziger Arbeit zum Wohle der Gesamtheit zu schaffen. Agathe! Agathe! Sie würde die Enthüllungen Josts in den Zeitungen lesen, sie würde sich von ihm wegwenden, sie würde in der wahren Erkenntnis seiner Motive, die er nie und nimmer wegzuleugnen vermochte, ihn verachten. Sie würde er auf immer verlieren. Das alles sagte er sich.
Und er grübelte und grübelte. Gab es keinen Weg? Er mußte ein Mittel finden, das ihm die Möglichkeit an die Hand gab, Josts sicher zu erwartendem Angriffe zu begegnen, vor den Augen der Welt mit reiner Hand das gewaltige Westprojekt aus der Taufe zu heben, sich Agathes Liebe zu erhalten und dennoch Peters Ideen zu verwirklichen und das Brachland, das heute wertlose, für sich und seine Kinder in Millionen zu verwandeln.
Wo war der Weg? Wie nannte sich dieses Mittel?
Da klopfte es plötzlich an die Tür seines Bureaus.
In aller Hast räumte er die Pläne zusammen, die keines Menschen Auge sehen sollte und sehen durfte, dann drückte er leise den vor die Tür geschobenen Riegel zurück und rief: »Herein!«
Einer seiner Ladendiener trat ein. Er überreichte ihm eine Karte und sagte: »Dieser Herr ist schon seit ein paar Minuten im Laden. Das Fräulein hielt ihn für einen Reisenden und wollte ihn abweisen, aber er besteht darauf, den Herrn persönlich sprechen zu müssen. Soll ich ihn vorlassen?«
Paul las die Karte. Walther Blümlein. Den Namen hatte er sein Lebtag noch nicht gehört.
Schon war er drauf und dran, den Fremden, ohne ihn empfangen zu haben, abweisen zu lassen, als er sich die Karte noch einmal genauer ansah und nun die ihn plötzlich interessierenden Worte fand: »Direktor der Neuen Berliner Terraingesellschaft.«
»Lassen Sie den Herrn eintreten«, sagte er rasch entschlossen. Er hatte noch nicht die Zeit, sich auf eine Anrede zu besinnen, als der Fremde auch schon, wie aus dem Boden gewachsen, vor ihm stand. Aufmerksamer, als dies sonst der Fall zu sein pflegte, betrachtete sich Paul seinen Mann.
»Wollen Sie bitte Platz nehmen«, sagte er, »womit kann ich Ihnen dienen, mein Herr?«
Der Fremde legte umständlich ab, rückte sich seinen Stuhl dicht an den Sessel des Pultes, wo Paul wieder Platz genommen hatte, und schien sein Gegenüber mit prüfenden Blicken zu messen.
»Womit kann ich Ihnen dienen, mein Herr«, fragte Paul noch einmal.
»Sie entschuldigen, wenn ich Ihre kostbare Zeit in Anspruch nehme«, erwiderte der andere nun mit leiser, ein wenig müder Stimme, »ich muß da etwas weit ausholen.«
»Bitte, bitte, ich bin bereit, Ihnen Gehör zu schenken«, versicherte Paul.
Dieser Blümlein interessierte ihn mit einem Schlage. Was der nur von ihm wollte, mußte er in einem fort denken, dieser Direktor der Neuen Berliner Terraingesellschaft?
Während Blümlein langsam und leise sprach, hatte Paul Gelegenheit, ihn aufs genaueste zu betrachten. Er wußte nicht recht, wo er ihn hin tun sollte. Wie ein Offizier in Zivil oder wie ein ganz wenig heruntergekommener Aristokrat sah der Mann aus. Er wunderte sich ordentlich, daß der sich nicht als ein Oberstleutnant a. D. oder als ein Graf eingeführt hatte, sondern so ganz einfach als Walther Blümlein, Direktor der Neuen Berliner Terraingesellschaft.
»Ich komme von Berlin«, vernahm er nun wieder die müde Stimme, indessen er sich das Bild dieses Mannes, als ob die heutige erste Bekanntschaft eine große Bedeutung haben könnte, aufs genaueste einprägte.
Ais er vorhin ihm gegenüber gestanden, da hatte ihn Blümlein wohl um Haupteslänge überragt. Und er war doch gewiß nicht klein. Aber der da, ein Hüne, eine wahre Bismarckgestalt. Wohl ein Holsteiner, wie Paul aus dem scharfen Dialekte, den Blümlein sprach, schließen zu dürfen glaubte. Er sah tadellos aus, und dennoch, alles war ein wenig schäbig, nur die Handschuhe, mit denen der beim Sprechen immer kokettierte, waren funkelnagelneu. Offenbar hatte sich Blümlein diese eigens für diese Visite angeschafft. Der weiße Schnauzbart gab dem Manne etwas durchaus Militärisches, auch der lange schwarze Gehrock und die hellgrauen Beinkleider, die weiße Weste mochten zu einem gewesenen Offizier passen. Und das Monokel, das er an einem breiten schwarzen Bande trug und eben in das Auge klemmte, das war doch schwerlich bei einem anderen als bei einem solchen zu finden.
Doch davon stand nichts auf der Karte. Einfach Walther Blümlein und Direktor der Neuen Berliner Terraingesellschaft.
»Ich komme in Geschäften«, vernahm da Paul wieder Blümleins Stimme. »Ich wollte Ihnen einen Vorschlag machen, Herr Baumann.«
»Ich arbeite nicht in Terrainspekulationen«, hatte dieser auf den Lippen. Aber er schwieg und lieh Blümlein bereitwillig sein Ohr.
»Interessiert Sie dies?«
Blümlein hatte plötzlich einen Gegenstand, dessen Bedeutung Paul nicht sofort zu erkennen vermochte, aus der Tasche seines Gehrockes gezogen und Paul mit seiner Frage überreicht.
Paul, der das Ding in seiner Hand hielt und nicht recht wußte, was er daraus machen sollte, fragte:
»Was ist denn das, Herr Blümlein? Bevor ich Ihnen sagen kann, ob mich das Ding interessiert, muß ich doch wissen, welchen Zweck und welche Bedeutung es hat?«
»Das ist meine Erfindung, Herr Baumann, die Sie als Produzenten unbedingt interessieren muß«, sagte nun Blümlein. »Ich will sie verwerten, aber mir fehlen offengestanden die nötigen Mittel zur massenhaften Herstellung, und deshalb bin ich zu Ihnen gekommen, um Ihnen die Sache vorzulegen.«
Paul lächelte überlegen.
»Ich dachte, Sie seien Direktor der Neuen Berliner Terraingesellschaft?«
»Kennen Sie meine Gesellschaft?« fragte nun Blümlein.
»Offengestanden, nein«, antwortete Paul, »aber ich bin erstaunt, daß sich der Direktor einer Terraingesellschaft mit solchen Erfindungen abgibt, die doch offenbar gar nicht in sein Fach einschlagen. Wozu soll denn das Ding dienen?«
»Das ist meine Liebhaberei, Herr Baumann. Ich habe mich von Jugend auf für alles Technische interessiert. Ich habe schon vieles erfunden und mancherlei ist auch schon patentiert worden. Aber diese Sache ist einzig, sie verspricht einen großen Erfolg für die Industrie. Es ist dies ein neuer Verschluß für Konservenbüchsen, der die Lötung überflüssig macht. Sie haben doch eine Konservenfabrik und deshalb bin ich in erster Linie zu Ihnen gekommen.«
Paul betrachtete sich das Ding genauer. Es interessierte ihn durchaus nicht, denn die Konservenfabrik war gerade der Teil des Geschäftes, den er wegen der wachsenden Konkurrenz über kurz oder lang eingehen lassen wollte. Aber er heuchelte trotzdem Aufmerksamkeit, weil er an dem Erfinder, der sich Direktor der Neuen Berliner Terraingesellschaft nannte, plötzlich Gefallen fand.
»So kann man das nicht beurteilen, Herr Blümlein«, sagte er daher. »Das müßte doch erst in der Praxis erprobt werden, ob das hält und wie die ganze Sache anzufangen ist.«
»Gerade aus diesem Grunde komme ich ja zu Ihnen, Herr Baumann, um meine Erfindung in der Praxis zu erproben.«
»Und wie soll ich Ihnen dazu behilflich sein, Herr Direktor?«
Er hatte diese Anrede mit voller Absicht angewandt, um zu sehen, welchen Eindruck sie auf sein Gegenüber mache.
Blümlein blieb vollkommen ruhig.
Er lächelte leise vor sich hin und dann fragte er: »Wollen Sie sich für meine Erfindung interessieren, Herr Baumann?«
»Wie kann ich das?« fragte Paul.
»Indem Sie den Verschluß in Ihrem Geschäft einführen und ihn auf seine Zuverlässigkeit zunächst einmal prüfen.«
»Existiert denn eine Fabrik, Herr Blümlein, die diesen Verschluß herstellt«, fragte nun Paul.
»Die werde ich gründen«, erwiderte der andere in aller Seelenruhe, »sobald ich die ersten Bestellungen auf den Verschluß habe.«
»Und das Geld zu dieser Gründung? Sie sagten doch vorhin, daß Sie nicht die Mittel zur Verwertung Ihrer Erfindung hätten?«
»Das Geld werde ich schon auftreiben. In Berlin kommt für alles das Geld zusammen.«
»So sind Sie entschlossen, Ihren Direktorposten bei der Neuen Berliner Terraingesellschaft aufzugeben? Sie können doch unmöglich in dieser Stellung Ihre Kraft dem neuen Unternehmen, das Sie planen, widmen?«
»Aber ich bitte sehr, Herr Baumann, Sie unterschätzen mich. Wenn Sie mir die ersten zehntausend Bestellungen auf den Verschluß aufgeben, dann gründe ich die Fabrik!«
Da lachte Paul.
»Was sollen denn die Dinger kosten?« fragte er.
Blümlein zog allen Ernstes sein Notizbuch aus der Tasche und schien sich einen Kostenanschlag zu machen.
»Ich würde Ihnen das Stück mit fünf Pfennigen liefern«, sagte der nun nach einer Weile. »Das wären fünfhundert Mark für zehntausend Stück.«
»Und mit dieser Bestellung in der Tasche wollen Sie eine Fabrik gründen, Herr Blümlein?«
Paul lachte aus vollem Halse. Aber der andere bewahrte seinen heiligen Ernst und meinte: »Wenn Sie mir einen Vorschuß von zweihundert Mark auf die Bestellung geben, ja, Herr Baumann.«
»Das hätten Sie doch gleich sagen können, daß Sie gekommen sind, um mich anzupumpen«, platzte er nun heraus. Anzubetteln hatte er eigentlich sagen wollen, aber die Karte mit der Aufschrift Direktor der Neuen Berliner Terraingesellschaft hielt ihn von diesem harten Ausdruck zurück.
In aller Ruhe sah ihn der andere einen Moment an, dann fragte er:
»Also wollen Sie mir eine Bestellung von zehntausend Verschlüssen geben und mir darauf einen Vorschuß von zweihundert Mark leisten?«
»Sie gefallen mir, Herr Blümlein«, lachte nun Paul. »Sie lassen sich jedenfalls nicht verblüffen. Wenn Sie die Geschäfte der Neuen Berliner Terraingesellschaft ebenso prompt führen, wie die der von Ihnen noch zu gründenden Fabrik, dann dürften Ihre Aktionäre mit Ihnen zufrieden sein! Sie sollen die zweihundert Mark haben.«
Beglückt lächelte Blümlein.
»Sobald ich dazu imstande bin, werden die zehntausend Verschlüsse in Ihren Händen sein.«
»Das glaube ich, Herr Blümlein. Aber nehmen Sie sich die Zeit, das eilt gar nicht mit den Verschlüssen. Jetzt möchte ich Sie nach einer ganz anderen Sache fragen. Doch zunächst: Geschäft ist Geschäft.«
Er klingelte und befahl dem eintretenden Ladendiener, den Kassierer hereinzuschicken.
Als dieser erschien, sagte Paul:
»Zahlen Sie diesem Herrn, wenn er geht, zweihundert Mark aus für eine Bestellung von Konservenbüchsenverschlüssen, hören Sie, Herr Deimer!«
»Jawohl, Herr Baumann«, erwiderte dieser.
Paul wandte sich wieder an Blümlein und meinte:
»So gute Geschäfte werden Sie wohl lange nicht gemacht haben, Herr Direktor! Doch nun, tun auch Sie mir einen Gefallen und erzählen Sie, was es mit Ihrer Neuen Berliner Terraingesellschaft, deren Direktor Sie doch sind, für ein Bewenden hat.«
Blümlein lächelte verlegen. Von diesem da fühlte er sich erkannt. Er ahnte, daß der mit seinem großartigen und auf nichts gewährten Vorschuß von zweihundert Mark seine ganz bestimmten Ziele verfolgen mußte, und dennoch konnte er sich keine Rechenschaft darüber geben, was der eigentlich im Schilde führte.
»Also sprechen wir von der Neuen Berliner Terraingesellschaft«, nahm jetzt Paul das Gespräch wieder auf. »Was ist das für ein Unternehmen, als dessen Direktor Sie sich bei mir eingeführt haben? Das interessiert mich in der Tat.«
Blümlein rückte unruhig auf seinem Stuhle hin und her. Diese Frage schien ihm offenbar nicht sehr angenehm. Als ob er ausweichen wollte, fragte er nun:
»Sie kennen Berlin, Herr Baumann?«
»Nein«, erwiderte Paul. »Ich bin wohl einer von den wenigen, die noch niemals in Berlin gewesen sind, aber eine genaue Ortskenntnis ist wohl dazu kaum nötig, wenn Sie mir Zweck, Ziel und Organisation Ihrer Gesellschaft erklären wollen.«
»Die Gründung datiert schon eine Reihe von Jahren zurück«, erklärte nun Blümlein. »Es handelte sich damals um den Ausbau eines der südwestlichen Vororte.«
»Und die Sache hat prosperiert«, forschte nun Paul weiter.
»Sie hätte prosperieren können, sie hätte sogar glänzend prosperiert, wenn damals nicht von einem großen Teile der Unternehmer geradezu unsinnig gewirtschaftet worden wäre. Die Gemeindeverwaltungen standen unseren Plänen durchaus sympathisch gegenüber, ja es kam so weit, daß eine Reihe von Großbanken die Sache in die Hand nehmen wollte. Schon wurden angefangene Bauten mit hohen Kapitalien zu mäßigen Zinsen belehnt. Und da auf einmal …«
»Und da auf einmal?« Paul wiederholte diese Worte und sah Blümlein voller Spannung an.
Und dieser vollendete:
»Da auf einmal machte uns die Eisenbahnverwaltung einen Strich durch die ganze Rechnung.«
»Die Eisenbahnverwaltung?«
Es war Paul, als ob der da plötzlich gar nicht mehr von seinen fehlgeschlagenen Berliner Projekten redete. Ihm kam es vor, als seien seine eigensten Interessen, die er noch vor jedermann verbarg, nun in den Kreis der Betrachtung gezogen worden. Und noch einmal wiederholte er seine fast erschrocken klingende Frage:
»Wieso hat Ihnen die Eisenbahnverwaltung einen Strich durch die Rechnung gemacht?«
»Das werde ich Ihnen nur schwer erklären können, wenn Sie mit den Berliner Lokalverhältnissen gänzlich unvertraut sind, Herr Baumann.«
»Vielleicht können Sie es mir an der Hand einer Karte erklären, Herr Blümlein«, sagte nun Paul.
Er entnahm dem neben seinem Pult stehenden Bücherschranke den Berliner Bädecker, den er sich einmal in der Absicht, einen Ausflug nach der Reichshauptstadt zu unternehmen, gekauft hatte, und breitete den Stadtplan Berlins vor Blümleins Augen aus.
Und in seinem Innersten dachte er: »Wenn der mit seiner Neuen Berliner Terraingesellschaft einfach schwindelt, dann wird es ihm nicht leicht sein, mir an der Hand einer Karte das Interessengebiet seiner einstigen Unternehmungen zu zeigen.«
Aber Blümlein geriet durchaus nicht in Verlegenheit.
»Wir müssen den südlichen Streifen des Stadtplanes zu Hilfe nehmen, Herr Baumann. An der Hand dieses Streifens dürfte es allerdings leicht sein, Ihnen die Sache klar zu machen, wenn Sie denn das leider verkrachte Unternehmen derartig interessiert.«
»Das verkrachte Unternehmen?«
»Ja, ich sagte Ihnen doch schon vorhin, daß die Neue Berliner Terraingesellschaft nicht prosperiert hat.«
»Aber daß sie völlig verkracht ist, das haben Sie doch eben erst gesagt. Sie führten sich doch als Direktor dieser Gesellschaft bei mir ein.«
Blümlein lächelte resigniert. »Ich hätte diesem Titel ja auch ein a. D. hinzufügen können«, sagte er nun. »Aber wer weiß, ob man mich dann hier zu Ihnen gelassen hätte, und mir war es doch um Verwertung meiner neuen Erfindung zu tun. Wer nichts ist, dem wird es in der Welt allzu schwer gemacht durchzudringen, Herr Baumann, auch wenn er den größten Unternehmungsgeist und die herrlichsten Talente sein eigen nennt. Und wenn man nichts mehr ist, dann muß man sich an das halten, was man einmal gewesen. Meinen Sie nicht auch?«
Die Offenheit, mit welcher sich der da ganz unbefangen dazu bekannte, daß er sich vorhin auf Grund einer Karte, deren Titel und Berufsangabe also keinen Wert mehr hatten, bei ihm eingeführt, imponierte Paul. »Sie haben recht, Herr Blümlein«, sagte er jetzt. »Ins Meer des Lebens geworfen, muß man zu schwimmen versuchen, sonst geht man eben unter. Das ist auch immer mein Lebensgrundsatz gewesen.«
Erfreut streckte ihm Blümlein seine mit dem funkelnagelneuen Handschuh aus englischem Chevreau bekleidete Hand entgegen und meinte: »Sie sind mein Mann, Herr Baumann. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe plötzlich ein unbegrenztes Vertrauen zu ihnen.«
Paul lächelte überlegen.
»Die Zeit, Herr Blümlein, wird lehren, ob dieses unbegrenzte Vertrauen ein gegenseitiges werden kann. Also orientieren Sie mich zunächst über die Unternehmungen, deren Zweck die Gründung der einst von Ihnen geleiteten Neuen Berliner Terraingesellschaft war.«
Umständlich entledigte sich Blümlein der Handschuhe, um die in Frage kommenden Straßenzüge und Terrains auf der Karte leichter zeigen zu können, und Paul bemerkte zu seinem Erstaunen an dem kleinen Finger seines neuen Bekannten einen erbsengroßen Diamant.
Blümlein, der richtig vermutete, was beim Anblick des prächtig funkelnden Steines in Pauls Innerem vor sich ging, sagte nun trocken: »Man kauft sie heutzutage in der Friedrichstraße für zwei Mark, Herr Baumann, und sie sehen genau so gut aus wie die echten, die Hunderte kosten. Auch dies gehört zum Geschäft, zu den unentbehrlichen Spesen, die unsereiner daran hängen muß.«
Paul drückte auf die Klingel und gab dem eintretenden Ladendiener den Auftrag, eine Flasche Portwein und zwei Gläser zu bringen, so sehr gefiel ihm der Mann, der ihm gegenüber das Schwindelhafte seiner Existenz unumwunden eingestand. Dann offerierte er Blümlein eine Zigarre, die dieser dankend annahm und sofort anzündete.
Der rote Wein glänzte in den Gläsern. Nachdem sie miteinander angestoßen und den ersten Schluck gekostet hatten, begann Blümlein seine Erklärung:
»Das große Gebäude, das Sie hier auf dem Stadtplane Berlins gezeichnet sehen, Herr Baumann, ist der Potsdamer Bahnhof, der Mittelpunkt des Verkehrs im Westen der Stadt. Von hier führen die Gleise der Fernbahn über Potsdam und Magdeburg nach Hannover, hier mündet die direkte Linie Köln-Paris im Herzen Berlins. Das kleinere Gebäude, das Sie hier an der rechten Seite dem Potsdamer Bahnhof angegliedert finden, ist der sogenannte Wannseebahnhof, der die Kopfstation für den von Potsdam über Wannsee nach Berlin führenden Lokalverkehr darstellt. Von der Anlage dieser damals noch nicht fertiggestellten Trace hing das große Projekt der Neuen Berliner Terraingesellschaft ab. Als wir die Baugesellschaft, deren Direktor ich wurde, gründeten, hatten wir die feste Zusicherung, daß diese Trace etwa eine Stunde südlich von dem Potsdamer Bahnhof durch ein Gelände führen würde, das durch einen Zufall in den Besitz eines rheinischen Großindustriellen gekommen war. Ein gewisser Herr Coßmann, der Besitzer einer der größten Eisenwarenfabriken in Duisburg, hatte vor Jahren den Plan gefaßt, eine Zweigniederlassung seines Werkes in Berlin zu gründen, und zu diesem Zwecke den wegen seines sandigen Bodens und seiner damaligen Abgelegenheit fast wertlosen, viele Tausende von Quadratmetern umfassenden Platz für ein Spottgeld erworben. Plötzlich starb Herr Coßmann an den Folgen eines Schlaganfalles, und das Terrain wurde feil. Seine Töchter hatten Offiziere geheiratet, sein einziger Sohn war Landrat in einem rheinischen Kreise. Die Eisenwarenfabrik wurde von den Erben kurzerhand verkauft, und der neue Besitzer dachte gar nicht daran, eine Filiale in Berlin zu eröffnen. Er hatte, wie das so zu gehen pflegt, bei dem hohen Preise, den er den Erben auszahlte, mit dem, was da war, alle Hände voll zu tun und weder Zeit noch Geld, an neue Gründungen heranzugehen. Das fiel gerade in die Zeit, als die Anlage der neuen Bahntrace nach Potsdam im Eisenbahnministerium erörtert wurde. Ich hatte damals glänzende Beziehungen. Ich bin einmal in meinen jungen Jahren aktiver Offizier gewesen und einer meiner besten Freunde, ein Freiherr von Trebbin, hatte sich bis zum Sekretär des Eisenbahnministeriums emporgeschwungen. Er versicherte mich, daß die neue Trace zweifellos mitten durch das nun feil gewordene Gelände gelegt werde, und auf seine Zusicherung hin trat ich dem Plane der Gründung der Neuen Berliner Terraingesellschaft näher. Eine direkte Verbindung mit dem Potsdamerplatz mußte den Wert des Geländes in wenigen Jahren verzehnfachen. Ich hatte damals noch ein beträchtliches Vermögen, Herr Baumann, ich trug auch damals keinen Simili an meinem kleinen Finger, sondern einen echten Stein, der seine Tausend gekostet hatte«, sagte er nun mit müdem Lächeln. »Also, um es kurz zu machen, ich ließ mich auf den Handel ein, Hunderttausende wären daran zu verdienen gewesen, wenn die Zusicherung Trebbins der Wahrheit entsprochen hätte. Mein Vermögen reichte nicht aus. Ich trat in Verbindung mit einem gewissen Haas, seines Zeichens Bankier in der Spandauer Straße, wir machten den Erben Coßmann ein Angebot und kauften das Gelände. Mein Vermögen ging beinahe drauf. Wir hofften und hofften! Es gelang uns auch, andere für die damals sehr aussichtsreiche Sache zu interessieren, vor allem die Gemeinde des dem Terrain zunächst gelegenen Ortes unterstützte unser Projekt. Es wurde ein Plan entworfen, Prospekte gedruckt und versandt, ungeheure Reklamekosten aufgewandt, und die Sache kam in Fluß. Man begann zu bauen. Ein Mietskasernenviertel mit billigen Wohnungen sollte es werden. Das Terrain war parzelliert. Die Unternehmer fanden sich ein. Leute mit viel Mut und wenig Geld. Aber die Sache schien so aussichtsreich, daß wir uns verleiten ließen, diesen Leuten den Grund und Boden gut zu schreiben, und nun baute man mit Hypothekengeldern, die Kapitalisten auf die begonnenen Fundamente vorschossen. Ein gewaltiger Wettbewerb nahm damals seinen Anfang. Das Geld war billig, es mußte plaziert werden, und die Banken waren unvorsichtig genug, ihr Vertrauen auf das neue Unternehmen zu setzen. Die Neue Berliner Terraingesellschaft erlebte ihre Blütezeit, noch ehe ein einziges Haus fertiggestellt war, und dann ihren plötzlichen Fall. Trebbin und seine Gewährsmänner hatten eben nicht mit den höheren Gewalten gerechnet. Mitten in der Arbeit traf uns der vernichtende Schlag. Die Regierung hatte die Konzession zur Führung der Trace durch unser Gelände verweigert. Und wissen Sie warum? Wegen eines alten königlichen Schlosses, das dort in der Nähe liegt, das unbewohnt ist, dessen idyllische Ruhe nicht gestört werden sollte. Die Trace führte auf der anderen Seite hinter dem Walde an unserem Gelände vorüber und die angefangenen Bauten, die Hunderttausende verschlungen hatten, blieben Ruinen. Sie stehen heute noch südwestlich der Bahnlinie, der Volksmund nennt sie die Katakomben, und der Berliner Witz fügt die Begründung hinzu, weil in ihnen die Gelder und die Hoffnungen begraben worden sind. Das ist die Geschichte von der Neuen Berliner Terraingesellschaft. Arm wie eine Kirchenmaus, aber rein an meiner Ehre, Herr Baumann, zog ich mich aus der Affäre. Meinem Bankier und Kompagnon ist es schlimmer ergangen. Er hatte ihm anvertraute Depotgelder ohne Wissen seiner Kunden in die Sache gesteckt. Er kam mit der Staatsanwaltschaft in Konflikt und hat sein Vertrauen auf meinen Freund Trebbin mit drei Jahren Gefängnis bezahlt. Ich mache aus nichts einen Hehl, Herr Baumann, denn ich sehe, daß Sie mir und meinem Schicksal ein lebhaftes Interesse entgegenbringen.«
»Das tue ich auch«, sagte nun Paul, indem er Blümlein ein neues Glas Portwein einschenkte. »Ein lebhaftes und ein rein menschliches Interesse. Die Leute, die in ihrem Leben etwas riskiert haben, sind mir immer sympathischer gewesen, als der satte Philister, der seines Vaters Geschäft im alten Schlendrian weiter führt und dessen Revenuen verzehrt«, log er nun weiter. Das, was der Amerikaner einen Selfmademan nennt, hat mir immer imponiert. Und schließlich, der Erfolg allein entscheidet doch nicht! Wer heute Pech gehabt hat, der kann morgen wieder Glück haben, wenn er sich zufällig an die richtige Stelle gesetzt sieht. Meinen Sie nicht auch, Herr Direktor? Und Sie haben Ihren ständigen Wohnsitz in Berlin?«
»Wenn man ein Zimmer für zehn Mark mit wöchentlicher Kündigung einen ständigen Wohnsitz nennen kann, dann ja, Herr Baumann«, sagte nun Blümlein in beißender Selbstironie, weil er gemerkt hatte, daß diese seine Offenheit einen günstigen Eindruck bei Paul hervorrief, und weil er ahnte, daß dieser ganz bestimmte Dinge im Schilde führte, denn wegen der Bestellung der Konservenbüchsenverschlüsse, die er niemals würde liefern können, opferte der da ihm nicht solange seine Zeit.
»Gedenken Sie sich denn noch länger hier in der Stadt aufzuhalten«, forschte Paul nun weiter.
»Ich werde den Versuch anstellen, weitere Interessenten für meine Erfindung zu gewinnen. Das dürfte schon einige Zeit in Anspruch nehmen«, erwiderte Blümlein.
»Das ist schön«, bemerkte Paul, »dann ist ja Aussicht vorhanden, daß sich noch einmal Gelegenheit zu einer Aussprache bietet und vielleicht –« Er hielt einen Augenblick inne. Er bemerkte die Erwartung, die sich in allen Zügen Blümleins widerspiegelte.
»Und vielleicht«, vollendete er dann seinen Satz, »sprechen wir noch über die Gründung Ihrer Fabrik, aber dann im Ernste, Herr Blümlein, und am Ende auch über andere Unternehmungen, wenn ich erst die Überzeugung gewonnen habe, daß sich geschäftlich mit Ihnen arbeiten läßt. Ich muß ja zudem von Ihnen hören, wenn Sie meine Bestellung ausführen«, fügte er dann noch lachend hinzu.
»Sie werden von mir hören und Sie werden die Überzeugung gewinnen, Herr Baumann, daß Sie geschäftlich mit mir zufrieden sein können«, versicherte Blümlein. »Die Tatsachen, die ich Ihnen vorhin erzählt habe und nach deren Richtigkeit Sie sich wohl nach allem, wie ich annehme, erkundigen werden, sprechen für mich. Sie sagten ja selber, daß der Erfolg nicht allein maßgebend für den Wert einer Sache ist. Eine andere Bestimmung des Eisenbahnministeriums, und ich müßte heute nicht so vor Ihnen stehen. Ich führe in meinem eigenen Wagen und wäre Millionär.«
»Und jetzt, was machen Sie denn jetzt, Herr Blümlein. Von der Erfindung, die doch noch gar nicht in Praxis umgesetzt ist, können Sie doch nicht leben?«
»Auch diese Frage will ich Ihnen wahrheitsgemäß beantworten, Herr Baumann, weil Sie der erste gewesen sind, der mir einen Vorschuß in bar auf meine Erfindung gegeben hat. Sie können mich einen Vermittler nennen oder einen Agenten, wie Sie wollen, ich mache eben alles. In Berlin gibt es viel solcher Existenzen, wie die meine, und ich habe die Flinte noch lange nicht ins Korn geworfen. Auch mein Weizen wird einmal blühen. Sie haben mich noch gar nicht gefragt, aus welchem Grunde ich denn die weite Reise von Berlin nach hier unternommen habe!«
»Sie sagten doch eben, um neue Interessenten für Ihre Erfindung zu gewinnen.«
»Das wohl auch, aber die Erfindung hat bislang noch nicht die Mittel zu einer so kostspieligen Reise abgeworfen. Wenn ich auch Vierter fahre, Geld kostet es immerhin und die Eisenbahn pflegt keinerlei Kredit zu gewähren. Ich bin hier im Auftrage eines Institutes. Es handelt sich dabei um die Beweisführung in einem Ehescheidungsprozess.«
Paul glaubte seinen Ohren nicht trauen zu dürfen.
»In einem Ehescheidungsprozeß«, wiederholte er noch einmal.
»Jawohl«, versicherte Blümlein. »Das scheint auf den ersten Blick anrüchig, aber es scheint nur so. Es ist ein ehrliches Metier, ein Metier wie die meisten anderen. Ich arbeite auch auf diesem Gebiete nur gelegentlich, selbstverständlich gegen mäßige Provision und unter strengster Verschwiegenheit. Was wollen Sie? Man muß leben. Aber meine Haupttätigkeit ist die des Vermittlers auf allen Gebieten. Ob es sich nun um An- oder Verkauf, um Vermietung, Stellenvermittlung oder sonst was handelt, ich habe die Ohren überall, ich spüre die Gelegenheit auf, erteile wertvolle Winke gegen bescheidene Vergütung, und das bringt wenigstens so viel ein, daß ich mein Dasein fristen kann, bis einmal auch für mich der große Tag gekommen sein wird.«
»Und wo wohnen Sie hier, für den Fall, daß auch ich Ihnen einen solchen Auftrag gegen bescheidene Vergütung zu geben hätte«, fragte nun Paul.
»In der Herberge zum Karpfen in der Schmidtstubengasse«, erwiderte Blümlein.
»Und wie lange werden Sie sich dort noch aufhalten?«
»Das hängt ganz von der Erledigung meiner hiesigen Aufgabe ab. Das kann eine Woche dauern, auch zwei, drei Wochen, bis ich das für meine Auftraggeber notwendige Beweismaterial in meinen Händen habe. Dann fahre ich nach Berlin zurück.«
Paul überlegte. Der da vor ihm stand, konnte sein Mann sein. Aber, bevor er sich von der Richtigkeit der Angaben, die er über jene Neue Berliner Terraingesellschaft gemacht, überzeugt hatte, wollte er ihn unter keinen Umständen in seine Karten sehen lassen, und so lenkte er den Gegenstand des Gespräches wieder auf ein anderes Gebiet und meinte:
»Und würden Sie denn die Fabrik ins Leben rufen, Herr Blümlein, wenn Ihnen jemand die nötigen Mittel an die Hand gäbe?«
Lange überlegte dieser, was er zur Antwort geben sollte und endlich sagte er:
»Der Umstand, Herr Baumann, daß ich Ihren Vorschuß auf Ihre Bestellung angenommen habe, bürgt doch wohl dafür, daß es mein fester Vorsatz ist, die Fabrik, sobald ich die Mittel an der Hand haben würde, zu begründen, es sei denn, daß mir ein anderer meine Erfindung abkaufte und die Sache für sich in die Hand nehmen wollte.«
Da kam Paul auf einen Gedanken. Die Sache mit dem Konservenbüchsenverschluß schien dem da in der Tat doch ernster zu sein, als er anfangs angenommen hatte. Vielleicht war das der Weg, auf dem er ihn zunächst an sich fesseln konnte, ohne ihm zugleich etwas von seinen weiteren Plänen zu verraten. Denn ehe er mit einem Worte herausrückte, wollte er wissen, ob dieser Mann, den ein Zufall in sein Haus geführt, tatsächlich der einstige Begründer und Direktor der Neuen Berliner Terraingesellschaft gewesen sei.
»Ich habe Ihnen gewiß mein Interesse bekundet, Herr Blümlein«, sagte nun Paul. »Wie wäre es? Wollen Sie mir den Konservenbüchsenverschluß hier lassen? Ich werde die Sache von Fachleuten eingehend prüfen lassen. Vielleicht kommen Sie in etwa einer Woche wieder und holen sich meinen Bescheid. Wenn die Sache etwas taugt, warum nicht? Es ist noch aus keinem Dinge was geworden, in das man nicht das nötige Kapital gesteckt hat.«
Blümlein tat hocherfreut, obwohl er ganz genau wußte, daß es diesem da um etwas ganz anderes, als um die Nutzbarmachung seiner Erfindung zu tun sein mußte. Um was, das ahnte er freilich nicht.
»Also in acht Tagen«, entschied Paul und reichte Blümlein die Hand.
»Ich danke Ihnen von Herzen, Herr Baumann«, versicherte Blümlein im Gehen. »Ich werde pünktlich um dieselbe Stunde in acht Tagen wieder hier zur Stelle sein und mir Ihren Bescheid holen.«
Er ging. Überlegend schaute ihm Paul nach. Wenn Blümleins Erzählung von den gescheiterten Unternehmungen der Neuen Berliner Terraingesellschaft auf Tatsachen beruhte, dann war ja der da der Mann, den er die ganze Zeit halb unbewußt für seinen großen Plan, die Realisierung des gewaltigen Westprojektes, gesucht hatte. Ein armer Teufel, der keinen Heller, dafür aber die nötige Skrupellosigkeit und den nötigen Unternehmungsgeist sein eigen nannte, der ein blindes Werkzeug in seinen Händen wurde und der zudem seit Jahren daran gewöhnt war, den tönenden und dennoch unter Umständen nichtssagenden Titel des Direktors einer Terraingesellschaft zu führen.