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Des Köhlers Hütte tief im Tann
Naht ein verirrter Jägersmann,
Solch Herr kommt selten.
»Grüß Gott, Mann!« spricht er. »Wenn du hast
Etwas zum Mahl für einen Gast,
So bring's, ich werd's vergelten!«
»Hab', Gott sei Dank, noch stets genug!«
Sprach drauf der Köhler frei und trug
Auf ird'nem Teller
Ihm auf mit Salz ein groß Stück Brot,
Die einz'ge Zehrung, die ihm bot'
Hier draußen Küch' und Keller.
Was schaut der Herr so seltsam drein
Und beißt doch herzhaft gleich hinein?
Kein Leckerbissen
Macht ihn – will's scheinen – besser satt;
Auch ruht auf harter Lagerstatt
Er wie auf weichen Kissen.
Darauf in kühler Abendzeit
Gibt ihm der Wirt das Weggeleit
Heim durch die Tannen.
Fern schimmert schon das Königsschloß,
Da stoßen sie auf einen Troß
Von ausgeschickten Mannen.
Dem Köhler bangt's. Jetzt wird ihm klar,
Daß Gast in seinem Hüttchen war
Des Landes König.
Am liebsten lief' er schnell davon,
Doch halten ihn die Diener schon;
Sein Sträuben hilft ihm wenig.
Er muß ins Schloß. »Komm, guter Mann,«
Spricht hier der Fürst, »tritt frei heran
Zu meinen Gästen!
Hier bin ich Wirt in diesem Saal, –
Nun iß und trink von meinem Mahl,
Ist's gleich nicht viel vom besten!«
Der Köhler macht ein ernst Gesicht
Und ruft bestürzt: »Herr, sagt das nicht,
Hört meine Bitte!«
Der König lacht: »Was ficht dich an?
Zum Gastmahl ladet jedermann
Also nach feiner Sitte.« –
»Mag sein, o Herr! Doch ist's nicht recht.
Und eins dabei gefiel mir schlecht:
Vor meinen Blicken
Stand doch – ich schwör's Euch! – bei dem Gruß
Der Teufel mit dem Pferdefuß
Leibhaftig Euch im Rücken.«
Laut lacht die ganze Höflingsschar,
Der König nur spricht ernst: »Fürwahr,
Ein seltsam Zeichen!
Sieh, als ich zu dir heute kam,
Hatt' ich, da ich dein Wort vernahm,
Auch ein Gesicht desgleichen.
Doch hinter dir, mein Freund, da stand
Ein Himmlischer im Lichtgewand
Und schien zu legen
Aufs karge Mahl von Salz und Brot,
Das deine Arbeitshand mir bot,
Als Würze Himmelssegen.«