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Der Staufenkaiser Friedrich war
Auf Wartburg eingeritten,
Und mit ihm der Ritter und Höflinge Schar,
Mit seidenem Wams und mit wallendem Haar
Und mit feinen, höfischen Sitten.
Dem Gaste zu Ehren ward festlich das Mahl
Und ein fröhlich Gelage bereitet,
Und droben im weiten Rittersaal
Hat des Landgrafen liebliches Ehegemahl
Viel kostbar Gewirk gebreitet.
Des Kaisers Hochsitz hat sie bekränzt
Und auf seinem Tische den Becher;
Des fürstlichen Hauses Geräte glänzt,
Hell funkeln die Kannen, darin man kredenzt
Den Wein dem fürnehmen Zecher.
Doch ehe das frohe Fest beginnt
Und die hohen Gäste erscheinen,
Die Herrin leise der Halle entrinnt;
Sie setzt sich ins Frauengemach und spinnt
Bei ihren spielenden Kleinen. –
Und der Kaiser tritt in den Saal herein
Und spricht: »Was muß ich schauen?
Wohl leuchtet alles in festlichem Schein,
Doch miss' ich den köstlichsten Edelstein,
Herr Landgraf, Eure Frauen!«
Dem Landgraf Ludwig furcht sich die Brau',
Er schickt zur Kemenate:
»Kommt flugs, daß der Kaiser die Herrin schau',
Elisabeth, geliebte Frau,
In Eurem Feierstaate!«
Erglühend neigt sich das holde Gesicht
Auf die tanzende Spindel nieder;
Darauf sie zum Boten die Worte spricht:
»Wohl folgte ich gern, doch vermag ich's nicht,«
Und senkt in Scham die Lider.
– Ihren Kronreif mit funkelndem Edelgestein
Hat jüngst sie vom Haupte genommen,
Um ihn in Demut dem Herrn zu weihn.
Nun birgt ihn der Kirche Altarschrein, –
Sie müßt' sonder Krone kommen.
Und die güldenen Spangen, das Festgewand,
Der seidene Mantel, die Schuhe?
Längst gab den Erlös ihre milde Hand
An Arme und Kranke in Stadt und Land;
Leer sind ihr Schrein und Truhe. –
Und da sie in Bangnis sitzt und sinnt,
wie der Zorn des Grafen zu lindern,
Hört sie ein Rauschen, – ist's der Wind? –
Ihr entgleitet der Faden, den sie spinnt:
Wer steht an der Tür bei den Kindern?
Ein zweiter Bote? – Doch, wie sie erschrickt,
Ist leer schon der Platz an der Pforte.
In des Söhnleins Händen ihr Auge erblickt
Einen blauen Mantel, köstlich gestickt
Mit goldener Lilienborte.
Es breitet Sophie einen Schleier zart,
Und – blinkend in sonnigstem Golde, –
Einen Stirnreif reicht ihr Irmingard, –
Da schmückt sich nach edler Frauen Art
Zum Kaisermahl die Holde.
Sie schreitet hinein in den festlichen Saal,
Die lauten Stimmen schweigen;
Mit Staunen hebt sich manch Blick vom Pokal
Und von dem lecker bereiteten Mahl,
Und alle Häupter sich neigen.
Und der Kaiser erhebt sich und tritt heran,
Die Herrin des Hauses zu grüßen,
Und reicht ihr die Rechte und führt sie sodann
Die Stufen zum hohen Gestühl hinan
Und wählt seinen Sitz ihr zu Füßen.
Und spricht verträumt: »Vieledle Frau,
Nicht weiß ich, wie mir geschehen!
Ob ich gleich Euch zum ersten Male heut schau,
So dünkt mich, umwallt von des Mantels Blau,
Hätt' ich Euch längst schon gesehen.
Ob's einst in Kinderträumen war!
Ob an geweihter Stätte?
Es leuchtet so eigen in Eurem Haar
Der schlichte Reif, – so licht und klar,
Als ob er Strahlen hätte!«