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Herrn Wippchen in Bernau.
Ihr eben eintreffender dritter Kaiserfahrtbericht mußte zurückgelegt werden, weil Sie – unglaublich! – die Reise unseres Kaisers nach Rom schildern. Allerdings war ja die Rede davon, daß der Kaiser dem König von Italien einen Besuch zu machen gedenke, aber wie Sie dazu kommen, diesen Besuch jetzt stattfinden zu lassen, das ist uns absolut unbegreiflich. Derlei wäre ganz dazu angethan, Sie um Ihren Credit zu bringen.
Wir erwarten von Ihnen die Fahrt nach Stockholm und Kopenhagen
ergebenst
Die Redaktion.
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31 Bernau, den 2. August 1888.
Mit Bedauern sehe ich ein, daß ich in meinem leider zu früh erblindeten Eifer zu weit ging, obschon Stockholm ja gleichfalls nicht in der Nähe liegt. Man muß prinzipiell erst das U und dann das X vornehmen, indeß entschuldigt mich hier meine Vorliebe für Italien, für den Stiefel meiner Sehnsucht, und es ist besonders Rom, welches stets einen Magneten auf mich ausübt und mich wie ein Kindermädchen anzieht. Rom ist – verzeihen Sie das harte Wort! – meine schwache Seite, und da ich nichts sehnlicher als die Verbrüderung der beiden Schwesterreiche Deutschland und Italien wünsche, so fühlte sich der Wunsch alsbald Vater des Gedankens, und der Bericht entstand wie ein aus der Maschine gestampfter Deus.
Ich mache nun mit größter Schleue meinen Fehler wieder gut, indem ich Ihnen Stockholm und Kopenhagen sende. Dazu mein Portrait im Charakter eines Meeresbewohners, wie es sich für meine gegenwärtige Ausgabe eignet. In dem Atelier war kein bewegtes Meer aufzutreiben, und so mußte ich denn leider auf Sturm, Wellenschaum, Untiefen, Seekrankheit und Möven verzichten. Auch als ich in der Maske des fliegenden Holländers photographirt sein wollte, fehlte die Flugmaschine, ja nicht einmal ein Flügelpaar oder ein Trapez war vorhanden, und so machte ich denn gute Miene zum Matrosencostüm. Ich schmeichle 33 mir aber, daß das Bild nicht geschmeichelt ist, sondern daß der Photograph mich getroffen hat, wie ich ihn getroffen habe.
Sie werden überrascht sein, daß ich die Vorschußfrage heute gar nicht berühre. Das ist indeß wie alles Menschliche irrig. Senden Sie mir, bitte! 20 Kronnen à 100 Oere, womit ich dieselbe habe.
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Stockholm, den 26. Juli 1888.
W. Auf unserer Fahrt hierher war Neptun ruhig, und wir wurden daher von einem starken Seewohlsein ergriffen. Wir waren in Rußland wirklich freundlich aufgenommen worden, und als wir es verließen, da blieb fast kein Knopfloch ordensleer. Der Eine hatte einen Niko-, der Andere einen Stanis-, der dritte einen ähnlichen Vogel bekommen, und so durchpflügte unser Geschwader vergnügt das weite Wasserfeld nach dem schönen Skandinavien. Der König von Schweden kam uns auf dem Lustschiff »Drott« entgegen gefahren, begrüßte unseren Kaiser und kehrte dann wieder nach Stockholm zurück, um die Begrüßung am Landungsplatz zu wiederholen. Hier stand der vieltausendköpfige Bewohner und erschütterte uns, als wir ankamen, mit donnernden Hochrufen. Der Himmel war von den Gewitterschlägen des gestrigen Tages 34 herrlich durchbläut und lächelte nun, wie man in Jönköping zu sagen pflegt, utan svafel och fosfor aus uns herab. Ich sprach einen alten Schweden, der sich eines so schönen Wetters nicht zu erinnern vermochte. Der Tag verlief rasch unter Galadiners und Besichtigung der Schwedenschanzen, der schwedischen Gardinen-, Punsch- und Tändstickorfabriken, der schwedischen Heilgymnastikanstalten und der Brauereien, in denen der Schwedentrunk gebraut wird. Dazu schlugen die schwedischen Nachtigallen seitwärts in den Büschen, daß es eine Lust war.
Die Blätter reichen uns zur Begrüßung die vollen Spalten entgegen, aus deren Uebersetzung uns ein neuer Freund zulächelt. Deutschland wird bald nur Erzfreunde haben, so daß es ein wahres Glück sein wird, daß wir in Frankreich wenigstens einen Busenfeind besitzen, auf dessen Gegnerschaft wir uns immer fest verlassen können. Denn sonst wäre unsere Politik langweilig wie die Rose ohne Dorn, wie der Sonnenwagen ohne Flecken, wie Abälard und Ferdinand ohne Heloise. Nein, mehr als je müssen wir jetzt dafür sorgen, daß Frankreich mit uns haßäugelt.
Morgen Nacht um zwei Uhr schiffen wir fürbaß.
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35 Kopenhagen, den 28. Juli 1888.
W. Mit vollem Recht pflegte Shakespeare in seiner ehrlichen Weise zu sagen: »Something is rotten in the state of Denmark.« Ja, wir sind nachgerade alle etwas faul geworden, so daß ich am liebsten meine Feder auf die Bärenhaut streckte. Denn diese ewigen Feste spannen ab, wie die Kutscher ihre Gäule. Für eine Reihe von Festen muß man fester sein, als der gewöhnliche Storchgeborene zu sein pflegt. Nur zu bald wünscht man, daß der überschäumende Becher nun eine Weile unterschäume.
Der König kam dem deutschen Geschwader bis zur Südspitze der Insel Amager entgegen. In Deutschland denkt man sich den Dänenkönig gewöhnlich als einen Mann, der – ich erinnere an Hamlet – im grauen Gewande um die zwölfte Mitternachtsstunde, nur der erhitzten Phantasie sichtbar, die Chronique scandinave enthüllt und mit lautem »Schwört auf mein Schwert!« wieder verschwindet. Das ist ein falsches Bild. Der König ist ein sehr liebenswürdiger Mann, ebenso wie der Kronprinz, der gleichfalls nicht daran denkt, einen Monolog in englischer Sprache zu halten, oder aus dem Schädel des bekannten Humoristen Poor Yorik Gedanken zu schöpfen.
Und nun wiederholten sich in Kopenhagen die Scenen, die wir bereits in Petersburg und Stockholm erlebt hatten. Das Wetter war leider unter der Kanone, die uns mit 36 lautem Knall begrüßte. Aeolosstöße und Pluviusschauer wechselten miteinander ab, ohne indeß die Flaggen zu dämpfen, die zu Ehren des Tages entfaltet waren.
Die Presse geizte auch hier nicht mit liebenswürdiger Druckerschwärze. Nur hier und da verlangt ein Redakteur, wir sollten Nordschleswig herausgeben. Natürlich umsonst. Mit Holsaß und Schlesringen verstehen wir solche Späße nicht.
Unser Aufenthalt wird nur von kurzer Dauer sein. Sobald ich wieder in der Heimath bin, bringe ich die Anekdoten zu Papier, an denen auch diese vielen Hoffestlichkeiten reich gewesen sind.