Henryk Sienkiewicz
Auf dem Felde der Ehre
Henryk Sienkiewicz

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13. Kapitel. Ich bin kein Taczewski

Jakobs Freunde hatten nicht geahnt, daß der Brief des Abts Herrn Pongowski willkommen und in seinen Absichten förderlich sein könnte.

Wohl geriet er in Zorn darüber. Bisher hatte Jakob ihm nur hinderlich im Wege gestanden, jetzt wandte er ihm, obwohl jener den Brief nicht geschrieben, seinen ganzen Haß zu. Dieser Haß wucherte in dem alten, grimmigen Herzen wie eine Giftblume auf; aber sein erfinderischer Geist beschloß, die Antwort des Paters zu seinem Vorteil auszubeuten.

Mit dem Antwortschreiben in der Hand, begab sich Herr Pongowski zu Fräulein Siëninska. Er hatte seine Wut bezähmt, und sein Gesicht nahm jetzt einen Ausdruck der Verachtung und des Mitleids an.

»Hier kannst du sehen, wie man dir deine Wohltaten dankt,« begann er. »Ich kenne die Menschen, ich wußte im voraus, was uns unsere Herablassung einbringen würde. Aber, mein Kind, als ich dich mit gefalteten Händen zu seinen Gunsten ein Wort einlegen hörte, als du mir sagtest, wir seien zu hart gewesen, da habe ich nachgegeben. Ich schickte eine Geldunterstützung, ein Pferd und einen vorsichtig gehaltenen Brief hin, der trotz allem in wohlwollendem Sinne abgefaßt war. Ich dachte, er werde herkommen, sich vor mir verneigen, sich bedanken und dann seinen Abschied nehmen, wie es jemand zukam, der so lange unter meinem Dache geweilt hat. Doch sieh her, was für eine Antwort er mir vielmehr schickt.«

Und er reichte ihr den Brief des Priesters. Annette nahm das Papier und begann zu lesen. Als sie an die Stelle kam, wo von der Einwirkung einer andern Person die Rede war, runzelte sie die Stirn, das Blatt zitterte in ihrer Hand. Ihr Gesicht überzog sich mit einer leichten Röte, um dann zu erblassen und bleich zu bleiben.

Pongowski tat, als bemerkte er ihren Kummer nicht.

»Gott möge ihnen die gegen meine Person gerichteten Beleidigungen hingehen lassen!« sprach er. »Er allein weiß, ob wirklich die Pongowski von weniger altem Adel sind als die Taczewski, von deren früherem Glanz man wirklich zuviel hermacht. Aber was ich ihnen nicht vergeben kann, das ist der schwarze Undank, mit dem sie dir, mein armes Kind, deine Engelsgüte, deine allzeit bereite Barmherzigkeit vergelten.«

»Nicht Pan Jakob hat diese Antwort geschrieben, sondern der Abt,« murmelte sie, wie nach einem letzten Rettungsanker greifend.

Pongowski fragte mit einem tiefen Seufzer: »Mein Kind, glaubst du, daß ich dich lieb habe?«

»Das glaube ich,« sagte Annette leise, die Lippen an die Hand des Alten drückend.

»Aber du kannst dir nicht vorstellen, wie groß, wie lebhaft meine Liebe ist,« fuhr der Greis fort, »du bist meine einzige Freude. Selten bringe ich meine geheimen Gedanken so zum Ausdruck, denn ach! das viele Leid, das mich betroffen, hat mich mißtrauisch gemacht. Ja, du magst es wissen, ich habe nur noch dich auf der Welt. Ich möchte auf immer Leid und Not von dir entfernen und dich nur zu Glück und zu Freuden führen. Ich frage dich nicht, welches Gefühl in deinem Herzen keimt, aber das eine sage ich dir, möge dieses Gefühl nun nur brüderlich oder von anderer Natur gewesen sein, er ist deiner nicht würdig, nachdem er dich so ungerecht behandelt hat. Der Pfarrer hat uns diesen Brief nicht ohne Mitwissen Taczewskis geschickt; sie haben ihn gemeinsam verfaßt. Und weißt du, warum das Schreiben so unverschämte, hochfahrende Töne anschlägt? Weil unser früherer Freund, wie mir gesagt worden ist, hundert Dukaten von jenem in Jedlinka wohnenden Armenier erhalten hat. Da sieht man wieder den unheilvollen Einfluß des Geldes. Kaum hatte er es, so fragte er nach nichts mehr, nach niemand mehr. Du selbst mußt wohl zugeben, man müßte blind sein, wenn man das nicht sehen wollte.«

»Ich gebe es zu,« flüsterte das Fräulein.

Pan Gideon schien ein Weilchen nachzudenken. – »Man sagt,« fuhr er fort, »alte Leute hätten die Manie, die Vergangenheit zu preisen und an der Gegenwart kein gutes Haar zu lassen. Nein, nein, eine Manie ist das nicht. Es wird immer schlechter auf dieser Welt. Als ich noch jung war, hätte niemand so gehandelt wie eben dieser Taczewski. Denn weißt du, was der Ursprung von dem allen ist? Einfach jene rittlings auf einem Ast verbrachte Nacht, die den ritterlichen Galan dem Gelächter preisgegeben hat. Sich mit dem Eifer brüsten, den man an den Tag gelegt hat, um seinem Nächsten zu Hilfe zu eilen, und dabei sich vor Angst an einen Baum klammern – mein Gott, das kann passieren. Man soll sich eben lieber nicht brüsten, sobald man sich lächerlich machen kann. Ich rechne den Sohn des Herrn Cypryanowicz und jene Bukojemski nicht zu den Helden – keineswegs. Ich halte sie für Trunkenbolde, für Spieler, für Strauchdiebe. Es lag ihnen mehr daran, den Wölfen die Haut abzuziehen als uns zu retten. Aber der neidische Taczewski konnte es ihnen nicht verzeihen, daß sie uns, ob auch nur zufällig, zu Hilfe gekommen waren. Daher dieser Zweikampf. Sie haben sich versöhnt, denn der Bramarbas hat gemerkt, daß bei den Cypryanowicz Geld zu holen sei. Stolz, Bosheit, Begehrlichkeit, Undank, das sind die hübschen Blümlein, die in seiner Seele aufsprießen. Daß er mir unrecht getan, Gott verzeihe es ihm! Aber warum vergreift er sich an dir, meine Taube? Jahrelange Nachbarschaft, Gastfreundlichkeit, täglicher Verkehr. Da wird ja ein Zigeuner zugetan, die Schwalbe gewöhnt sich ans Lehmdach, der Storch ans Nest, und er hat auf unser Haus gespuckt, sobald das armenische Geld in seinem Beutel klimperte. Nein, nein, zu meiner Zeit hätte niemand so gehandelt.«

Annette preßte die Hände gegen die Schläfen und hörte zu, den Blick starr vor sich hin gerichtet. Pongowski unterbrach sich. – »Woran denkst du?« fragte er.

Sie antwortete: »Ich bin nicht zornig, aber ich bin so traurig – ich kann gar nicht sagen, wie schwer mir zumute ist.« Und große Tränen flossen über ihre Wangen. Pan Gideon ließ sie lange weinen.

»Es ist besser,« sagte er endlich, »diese Tränen stauen sich nicht in deinem Herzen auf. Wohlan! er möge gehen. Er möge sich mit den geborgten Talern großtun, die Schabracken seines Pferdes im Schlamm schleppen lassen und sich mit den Dirnen von Warschau herumtreiben. Wir werden gemächlich zu Hause bleiben, meine Teure. Ich weiß ja, das ist kein großer Trost für dich, aber wenn du bedenkst, daß dir hier niemand böse mitspielen wird, daß niemand dein Herz verwunden wird, daß du mir so lieb bist wie mein Augapfel, und daß es meine größte Sorge, der innigste Wunsch meines Alters ist, dich glücklich zu machen, so ist das doch immerhin ein Los, mit dem du zufrieden sein kannst. Komm her, mein Kind!«

Er streckte den Arm aus, und sie, der das Herz so schwer war, empfand Dank für die väterlichen Tröstungen, mit denen er ihren Kummer zu beschwichtigen versuchte, und sank ihrem Vormund an die Brust. Herr Pongowski begann mit seiner einzigen Hand ihren Blondkopf zu streicheln, und so saßen sie lange schweigend beisammen. Es wurde Abend. Die mit Rauhreif überzogenen Fenster funkelten im Schein des aufgehenden Mondes. Vom Hofe her erklang das langgezogene Geheul der Hunde. Die Wärme des jungfräulichen Leibes wirkte belebend auf den alten Mann; es war ihm, als ränne neues Blut in seinen Adern. Aber da er fürchtete, sich vor der Zeit zu verraten, so entfernte er sich jetzt von dem jungen Mädchen.

»Nun, mein Kind, versprich mir, nicht mehr zu weinen,« sagte er.

»Ja, ja,« antwortete sie und küßte ihm abermals die Hand.

»Das ist recht. Und denke daran, du wirst hier jederzeit ein sicheres Obdach finden, ein Heim voll Liebe. Die jungen Leute – die sind veränderlich und flatterhaft wie der Wind. Für mich bist nur du noch auf der Welt – du allein und keine andere mehr. Vielleicht hast du schon manchmal gedacht: Mein Vormund ist wie ein Wolf. Er sucht nur immer einen Grund zu knurren, und mit meiner Jugend hat er gar keine Nachsicht. Weißt du jedoch, woran dieser strenge Vormund dachte und noch denkt? Oftmals an das vergangene Glück, oftmals an das Unglück, das in seinem Herzen sitzt, fest wie ein Pfeil. Ja, das ist wohl wahr . . . doch noch öfter an dich, an deine Zukunft und wie er dir ein glückliches Los sichern könnte. Wir haben ganze Tage davon gesprochen, Pan Grothus und ich. Er hat mich mit meiner Besorgtheit aufgezogen. Auf Ehre, sagte er, Ihr habt schon für nichts anderes mehr Sinn! Ja, ich habe auch wirklich nur noch für eins Sinn, für den Gedanken, dir bei meinem Tode so viel zu hinterlassen, daß du behaglich davon leben kannst.«

»Gott möge mich noch lange vor diesem Unglück bewahren!« rief das junge Mädchen. Und ihre Stimme erbebte in so rührender Aufrichtigkeit, daß die düstern Züge des alten Adelsherrn sich erhellten.

»Liebst du mich wirklich ein wenig?« fragte er.

»O, mein Beschützer!«

»Gott lohne dir, was du mir da Gutes erweist! Ich bin immer noch kein allzu alter Mann, und wären nicht die Narben am Körper und die Wunde im Herzen, mein Körper würde noch Glut und Saft in sich kreisen fühlen. Aber sagt man nicht, der Tod wache an unserer Tür? Wir wissen nie die Stunde, zu der er anklopfen kann. Und dann wärest du allein, mein liebes Kind. Der Starost Grothus ist ein zuverlässiger Mann und auch reich. Er wird meinen letzten Willen respektieren und dafür sorgen, daß er erfüllt wird. Aber die Verwandten meiner seligen Gattin – wer könnte deren Hintergedanken entziffern? Von der Seligen aber habe ich Belczonka geerbt. Da kann es zu Streitigkeiten, zum Prozesse kommen. Man muß an alles denken, allem vorbeugen. Pan Grothus hat mir allerdings das praktischste und einfachste Mittel genannt, jede Schwierigkeit zu umgehen, ein Mittel, das dir seltsam erscheinen könnte, deshalb schweige ich auch darüber. Ich möchte mich zu Seiner Majestät dem König begeben, um dich und mein Testament seinem Schutze anzuempfehlen. Aber der König ist jetzt mit dem Landtag und dem bevorstehenden Kriege vollauf beschäftigt. Herr Grothus meint, wenn der Krieg beginnt, würde die Armee zunächst unter Anführung eines Hetmans ins Feld rücken und der König wahrscheinlich in Krakau bleiben. Vielleicht ließe es sich dann machen. Doch kurz und gut, mein Kind, wisse, was auch geschehen mag, alles, was mein ist, wird dir gehören, und sollte ich zu guter Letzt mich noch entschließen müssen, den Rat des Herrn Grothus zu befolgen. Ja, das würde ich sogar noch tun in der Sterbestunde, kurz bevor ich die Augen schließe. Gott möge mir helfen und mich erhören! Ich bin nicht leicht wie der Wind, ich bin kein Springinsfeld, kein Flausenmacher – ich bin kein Taczewski!«

Ganz erfüllt von Dankbarkeit für ihren Vormund begab sich Fräulein Siëninska auf ihr Zimmer. Noch nie hatte er so zärtlich, so überschwenglich zu ihr gesprochen. Aber gleichzeitig fühlte sie, daß ihr ein schreiendes Unrecht zugefügt worden sei, und ihr Herz floß von Bitternis über.

Für alles, was sie getan hatte, um das zerrissene Band wieder zu knüpfen, wurde ihr also ein schnöder Verdacht zum Lohne. So vergalt man ihr den Kummer, die Reue, die Sehnsucht. Und dagegen gab es nun kein Mittel mehr. Sie konnte nicht noch einmal an Jakob schreiben, sich nicht noch einmal entschuldigen und rechtfertigen. Bei dem bloßen Gedanken daran stieg ihr die Röte der Scham und Demütigung ins Gesicht. Außerdem war sie überzeugt, er sei schon abgereist.

Und nachher würde der Krieg kommen. Vielleicht sahen sie sich dann im ganzen Leben nicht wieder; vielleicht fiel er dort unten mit dem traurigen Gedanken im Herzen, daß sie ihm untreu geworden sei.

Da fühlte sie ein unendliches Weh. Wie leibhaftig erschien Jakob vor ihrem geistigen Auge – sie sah sein schmales, blasses Gesicht mit den sanften, traurigen Augen, diesen lieben Augen, die sie lachend »Mädchenaugen« zu nennen gewohnt war.

Und flink wie ein Schwälbchen flog ihr Sinnen dem Reisenden nach. »Jaceck! ich will dir nicht übel!« rief sie ihm zu, aber er wandte sich nicht um, er ritt weiter, unbeirrt, unerbittlich, und jedesmal, wenn er an Belczonka dachte, runzelte er die Stirn und spie voll Abscheu aus.

Tränen tropften von Annettens Wimpern. Eine seltsame Schwäche befiel sie, und voll Rührung und Resignation sprach sie zu sich: »Ach ja, Gott möge ihm vergeben, Gott möge ihn führen! Was schadet's, ob ich leiden muß?«

Aber ihre Lippen zitterten, ihre Augen schauten so qualvoll drein, wie die eines Vögleins, das den Tod erleiden soll, und in einem versteckten Winkel ihres Herzens klagte sie doch auch ihr Leid Gott dem Herrn. Sie fing an zu glauben, Jakob habe sie nie geliebt. Doch dann erinnerte sie sich plötzlich jener Worte Jakobs. »Obwohl ich Euch seit Jahren mehr als mein Leben, mehr als mein Seelenheil liebe, so sollt Ihr mich nie wiedersehen. Ich werde vor Schmerz meine Hände benagen, aber ich werde dieses Versprechen halten, so wahr mir Gott helfe!«

Und er war nicht wiedergekommen, er hatte sie sogar mit einem ungerechten Verdacht gekränkt. Er hatte sie im Stich gelassen, auf sie verzichtet und zusammen mit dem Geistlichen diesen schrecklichen Brief verfaßt. Das alles traf zu, und insofern mußte sie ihrem Vormund recht geben.

Aber daß er sie niemals, niemals geliebt hätte, daß er freudigen Herzens fortgegangen sei, daß er gar nicht mehr an sie dachte – nein, das erschien ihr unwahrscheinlich. Wer nicht liebt, wird der so blaß, benagt er vor Schmerz seine Hände, zerreißt er seine Seele, bringt er sein Herz zum Bluten?

Das Mädchen dachte zwar auch bei sich, wenn er sie dennoch liebe, so sei der Unterschied nur, daß dann zwei Menschen zu leiden hätten, nicht nur einer, aber trotzdem füllte Mut ihr Herz, ja eine leise Hoffnung zog in ihre Brust ein.

Wohl dachte sie mit Bitternis, mit Trauer der Wochen und Monate, die nun folgen sollten, aber die Worte des Briefes brannten nicht mehr in ihrem Herzen wie glühendes Eisen. Sie bezweifelte nicht, daß Jakob an der Abfassung des Briefes beteiligt gewesen sei, aber es war doch etwas anderes, ob man etwas vor Schmerz und Herzeleid tut oder aus bloßer Bosheit.

Ein großes Mitleid für Jakob ergriff sie, ein Mitleid, so groß und so heiß, daß es doch wohl mehr als bloß Mitleid sein mußte. Ihre Gedanken begannen sich zu einem goldnen Faden auszuspinnen, der sich in der Zukunft verlor und dabei doch auch einen freudigen Schimmer über sie ausbreitete.

Der Krieg, dachte sie, wird ein Ende nehmen, die Trennung ebenfalls.

Dieser grausame Jakob wird allerdings nicht nach Belczonka zurückkehren, ein eigensinniger Mensch seines Schlages wirft nicht so leicht seine Entschlüsse um, aber er wird schließlich doch wieder auf sein Gut ziehen, nach Wyremby, und dann ganz in ihrer Nähe sein – dann mochte geschehen, was Gott bestimmte.

Inzwischen wird sie still in Belczonka bleiben, im Schutze ihres guten Vormunds, und auf ihn zu Jakobs Gunsten einzuwirken suchen, ihm klarmachen, daß er nicht so schlecht sei wie viele andere jungen Leute. Und den goldenen Faden der süßen Träume wird sie weiterspinnen.

Im großen Zimmer nebenan verkündete der Kuckuck einer Danziger Uhr eine saumselige Stunde, aber der Schlaf floh noch immer Fräulein Siëninska. Sie lag im Bett, richtete die Augen zur Stubendecke empor und sann nach. Jakob war augenscheinlich nur abgereist, um von ihr fortzukommen, da ja der Krieg noch gar nicht begann. Der Vormund hatte nichts davon gesagt, daß der junge Cypryanowicz und die Brüder Bukojemski auch schon abgereist seien, und so glaubte sie, sie seien noch da und beschloß, sich mit ihnen ins Einvernehmen zu setzen, um etwas von Jakob zu erfahren und ihnen einen Gruß aufzutragen, der, wenn auch erst während des Krieges und im fernen Feldlager, doch zu ihm gelangen und ihn trösten würde.

Das Fräulein erwartete allerdings nicht, daß die jungen Leute nach Belczonka kommen würden, denn sie wußte, daß sie Jakobs Partei ergriffen hatten, aber sie würde schon ein Zusammentreffen herbeizuführen wissen.

In einigen Tagen war das große Fest Mariä Reinigung, das diesmal mit einem feierlichen Ablaß in der Parochial-Kirche zu Prytyk zusammenfiel. Der ganze Adel der Umgebung fuhr mit sämtlichen Anverwandten dorthin. Sie mußte also dort Cypryanowicz und die Bukojemski treffen, wenn nicht vor der Kirche, so beim Mittagstische des Pfarrers, der an diesem Tage alle bei sich zu Gaste hatte.

Sie rechnete darauf, daß sie im Gedränge mit ihnen sprechen könne, ohne daß ihr Vormund es merkte. Wenn er sie jetzt auch ein wenig scheel ansah, so würde er doch wohl um des ihm geleisteten Dienstes willen nicht offen mit ihnen brechen wollen.



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