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Doch hier muß ich jedem den es angeht sagen, daß der heftigste Widerstand gegen die Aufhebung dieser unnatürlichen Bündnisse zwischen Osten und Westen, zwischen Demokratie und Autokratie, zwischen dem zwanzigsten Jahrhundert und dunkler Vergangenheit nicht von den Machtausgleichern ausgehen wird. In Wirklichkeit sind es keine Bündnisse des Machtausgleichs. In Wirklichkeit streben sie nach einer großen Übermacht zugunsten des Ostens gegen den Westen und zugunsten des autokratischen Militarismus gegen die Demokratie. Sie sind in ihrer Wurzel unbedingt unpatriotische, sogar unbedingt gewissenlose Schöpfungen kaufmännischer Finanz. Und die Machtausgleichtheorien sind nur die Versuche unserer Diplomaten, Auswirkungen persönlicher Begehrlichkeit, öffentlich ein geistreiches Gesicht aufzusetzen. Dies ist nicht das erste, noch das zweite Mal, daß ich betonen mußte, daß die größte Gefahr für uns im Bereiche ausländischer Politik das Streben des Kapitals ist, sich von der Zivilisation abzuwenden. Das eine rennt ebenso selbstverständlich hinunter zur Hölle, als die andere sich aufwärts kämpft zur himmlischen Stadt. Der Engländer kann für sich und seine Familie nur unter der Bedingung den Unterhalt schaffen, daß er gleichzeitig für den Kapitalisten und seine Anhänger den Unterhalt verdient. Und wehe, er findet immer mehr, daß diese Anhänger nicht Engländer sind, sondern Russen, Südamerikaner, Kaffern, Perser oder Gelbe oder schwarze Wilde, gerüstet ihn zu vernichten (ohne die Preußen und Österreicher zu erwähnen) und daß die Verträge, die unsere Diplomaten abschließen, immer weniger mit der Sicherheit der Nation zu tun haben oder dem Kräftegleichgewicht oder irgend einer öffentlichen Aufgabe, hingegen immer mehr mit der Gelegenheit, für den Kapitalisten aus Sklavenarbeit große Dividenden zu ziehen. So ist zum Beispiel die englisch-russische Verständigung nicht ein nationaler Vertrag. Es ist das Memorandum eines kaufmännischen Abkommens, in dem festgelegt wird, welche Teile von Persien von russischen Kapitalisten und welche von englischen ausgebeutet werden sollen. Die Kapitalisten sind immer gegen jede staatliche Einmischung zugunsten des Volkes und unbedingt für eine solche Einmischung, um daheim die Streiker im Zaum und auswärts die fremde Konkurrenz sich vom Leibe zu halten. Lächerlich daran ist, daß, wenn der Staat auf diese Weise für unsere Kapitalisten die Ausbeutung gewisser Teile Persiens gesichert hat und in ihrem Interesse die parlamentarischen Freiheiten des an Rußland überantworteten andern Teiles zu schützen übernahm, man die Entdeckung machte, daß es schließlich das beste Geschäft war, Rußland das Geld zu dieser Ausbeutung zu borgen und diese zu erleichtern, indem man zugab, daß das persische Parlament unterdrückt wurde angesichts unserer eigenen Ermahnung an das Parlament, sein Banner hochzuhalten. Wir fügten uns darein ohne zu erröten. Die französischen Kapitalisten hatten schon lange Frankreich in eine Allianz mit Rußland hineingezogen. Aber die französische Republik hatte den Vorwand der deutschen Gefahr und brauchte einen Verbündeten gegen Deutschland. Ihr natürlicher Verbündeter wäre England gewesen. Doch da England kein Geldmarkt für sie war, trieben sie ihre Plutokraten auch in das Bündnis mit Rußland. Und dieses Bündnis ist es, nicht das mit England, welches Deutschland so sehr erschreckte, daß es Frankreich an die Kehle sprang und Europa in einen furchtbaren Krieg stürzte. Die natürliche Verbindung mit England hat zweimal den Krieg vermieden, in den Marokko-Krisen von Algeciras und Agadir, als Sir Edward Grey offen sagte, daß wir Frankreich verteidigen würden und die ersten Maßnahmen traf zu einer gemeinsamen Aufsicht über die französischen und englischen Streitkräfte zu Land und See. Ich weiß nicht, warum er letzten Juli diese feste Stellungnahme aufgab und dadurch Deutschland zu seiner verhängnisvollen Annahme veranlaßte, es könne auf unsere Neutralität zählen. Für meine Beweisführung genügt es, daß wir imstande waren, zwischen Frankreich und Deutschland die Wage zu halten, nicht aber zwischen Deutschland und Rußland und daß die Placierung russischer Anleihen in Frankreich und England Rußland in unsere westlichen Angelegenheiten brachte. Es hätte sich zehnfach für uns gelohnt, Rußland all das, was wir und Frankreich ihm geborgt haben, zum Geschenk zu machen (die Aktionäre hätte man natürlich durch einen Zusatz zur Einkommensteuer entschädigt), als den Preis eines europäischen Krieges zu bezahlen. Doch was nützt es, über vergossene Milch zu weinen? Ich erkläre lediglich, warum, sobald französisches Geld nach Rußland ging, die französischen Zeitungen entdeckten, die Russen wären ein sehr interessantes Volk und ihre Regierung – richtig ausgelegt – eine überraschend liberale Regierung. Und warum, als englisches Geld nach Rußland ging, die englische Presse plötzlich eine Neigung zur griechischen Kirche zeigte und die außeramtliche Hinrichtung Stolypins ebenso tief bedauerte, als sie über das gleiche Schicksal Bobrikoffs gejubelt hatte. Das Ende von all dem ist, daß die westliche Zivilisation sich zurzeit eifrig damit beschäftigt, mit Maschinen Selbstmord zu begehen und Horden von Asiaten und Afrikanern herüberzubringen, um beim Gurgelabschneiden zu helfen, nicht zum Profit der dummen Kapitalisten, die en gros zugrunde gerichtet werden, sondern um zugunsten Rußlands und der osteuropäischen Slawen Österreich aufzuteilen, was eine sehr wünschenswerte Sache sein mag, was aber von den östlichen Mächten unter sich geschehen könnte und sollte, ohne Belgien, Deutschland, Frankreich und England bei der Gelegenheit in Stücke zu zerreißen.