William Shakespeare
Leben und Tod Königs Richard des zweyten.
William Shakespeare

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Siebende Scene.

Der Hof.

König Richard, Bagott, Green, u. s. w. treten zu einer, und Lord Aumerle zu der andern Thür herein.

König Richard (zu Bagott.)
In der That, wir bemerkten es auch – – Vetter Aumerle, wie weit habt ihr den hohen Hereford begleitet?

Aumerle. Ich begleitete den hohen Hereford, wenn ihr ihn so nennen wollt, nicht weiter als bis an die nächste Landstrasse, und dort verließ ich ihn.

König Richard. Und saget, sind viele Thränen beym Abschied vergossen worden?

Aumerle. Meiner Treue, von mir keine, ausser daß der Nord-Ostwind, der uns sehr scharf ins Gesicht blies, mir ein wenig Wasser aus den Augen preßte, und dadurch von ungefehr unsern kalten Abschied mit einer Thräne zierte.

König Richard. Was sagte euer Vetter, wie ihr Abschied nahmt?

Aumerle. Leb wohl! – – und weil sich mein Herz nicht überwinden konnte, meine Zunge dieses Wort so entheiligen zu lassen, so stellte ich mich, als ob ich so betrübt sey, daß ich vor Schmerz nicht reden könne. Auf meine Ehre, wenn das Wort Lebwohl die Stunden hätte verlängern und Jahre zu seiner Verbannungs-Zeit hinzu thun können, er sollte eine ganze Last Lebewohl bekommen haben; aber weil das nicht war, so kriegte er keines von mir.

König Richard. Er ist unser Anverwandter, Vetter, aber es ist zweifelhaft, ob er, wenn ihn die Zeit aus seiner Verbannung einst zurük beruft, als unser Freund wieder kommen wird. Wir selbst, und Bagot hier, und Buschy, und Green, haben beobachtet, wie er dem gemeinen Volke den Hof machte; wie er mit demüthiger und vertraulicher Höflichkeit sich in ihren Herzen unterzutauchen schien; was für Reverenze er auf der Strasse vor Sclaven hinwarf; wie er das Mitleiden der ärmsten Handwerksleute durch die Zauberey seines Lächelns und die scheinbare Geduld, womit er sich seinem Unglük unterzog, zu erschleichen suchte. Als ob er verlangte, daß sie ihre Liebe und ihre Wünsche mit ihm verbannen sollten. Er zog seinen Hut vor einem Austern-Mensch ab, und ein paar Karrenzieher, die ihm zurieffen: Gott geleit ihn! empfiengen den Tribut seiner biegsamen Knie mit – – grossen Dank, meine Landsleute, meine lieben Freunde; gleich als wäre England sein künftiges Erbtheil, und er die nächste Hoffnung unsrer Unterthanen.

Green. Gut, er ist nun fort, und diese Gedanken mögen mit ihm gehen; eine wichtigere Sorge ist izt, Gnädigster Herr, wie den Aufrührern in Irland zu begegnen sey, eh ein längerer Aufschub ihnen mehr Mittel zu ihrem Vortheil und Eurer Majestät Schaden darbietet.

König Richard. Wir wollen diesem Krieg in Person beywohnen; und weil unsre Kisten durch den Aufwand eines zu grossen Hofes, und durch unsparsame Freygebigkeit in etwas leicht worden sind, so sehen wir uns genöthiget, unsre Cron-Einkünfte zu verpachten; die Summen die uns dadurch eingehen, werden für die gegenwärtigen Angelegenheiten zureichen; und wenn sie auch ausgehen, so wollen wir unsern Substituten in England Vollmachten geben, alle reichen Leute, die ihnen bekannt werden, nach Proportion um beträchtliche Summen Gelds zu taxieren, und uns selbige nachzuschiken; denn wir wollen uns ungesäumt nach Irland erheben.

Buschy zu den Vorigen.

König Richard. Buschy, was giebt's?

Buschy. Der alte Johann von Gaunt ist krank, Gnädigster Herr, hat einen plötzlichen Anstoß bekommen, und sendet einen Boten in gröster Eil hieher, Euer Majestät zu bitten, ihn mit einem Besuch zu begnadigen.

König Richard. Wo ligt er?

Buschy. Zu Ely-House.

König Richard. Nun gieb doch, gütiger Himmel, seinen Aerzten in den Sinn, ihm ungesäumt in sein Grab zu helfen; das Futter von seinen Kisten schikt sich vortreflich, unsern Soldaten für diesen Irländischen Krieg Röke daraus zu machen. Kommt, meine Herren, wir wollen ihn besuchen; Gott gebe, daß wir eilen und zu späte kommen!

(Sie gehen ab.)


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