Mendele Moicher Sforim
Die Fahrten Binjamins des Dritten
Mendele Moicher Sforim

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Was unseren Helden bei ihrem ersten Schritt in die Welt widerfährt

Unsere Helden setzten sich stürmisch in Bewegung und rannten, als hätten sie sich von der Kette losgerissen. Mit ihren Rockschößen, die im Winde flatterten, sahen sie aus wie ein Schiff, das mit vollen Segeln dahinschießt. Die Fuhrleute manch unserer Postkutschen hätten ihren Pferden den Schwung unserer Wanderer wünschen dürfen. Die Krähen und Raben, die am Wege herumspazierten, wichen ihnen respektvoll aus und flogen schreiend nach allen Seiten davon, aus Angst vor diesen sonderbaren Zweifüßlern, die mit solcher Begeisterung an ihnen vorüberstürmten. Keine Feder ist imstande zu beschreiben, wie glücklich, wie überglücklich sie sich fühlten. Sie empfanden eine tolle Lust und eine tiefe Genugtuung, sie waren zufrieden mit sich, miteinander und mit der ganzen Welt. Senderl war offenbar sehr vergnügt, den Händen seines Weibes, seiner schweren, bitteren Gefangenschaft entronnen zu sein. Besonders der gestrige Tag war voller Leiden und Plagen gewesen, hatte blaue Flecke auf seinem Leib hinterlassen, im Sturm viele Haare seines Bartes entwurzelt und ihn vor aller Welt mit blaubraunen Schrammen unter den Augen gezeichnet. Oh, möget Ihr, Ihr Pantoffelhelden, vor einer so wüsten Morgenbegrüßung bewahrt bleiben, wie sie dem armen Senderl gestern früh von seiner Auserwählten zuteil geworden war!

Eine Zeitlang liefen die beiden Gesellen fast atemlos und schweigend. Es wurde ihnen sehr warm, und große Schweißtropfen bedeckten ihre Gesichter. Senderl mußte zeitweilig stehenbleiben, er fauchte wie eine Gans. »Schneller, schneller, Senderl«, ermunterte ihn Binjamin und lief mit Sturmschritt voran, wie ein Held, der seine Lenden gegürtet hat und mit Pfeil und Bogen in den Kampf zieht.

»Ach, hab Erbarmen mit meiner Seele, Binjamin!« flehte Senderl, »ich habe keine Kraft mehr, dir nachzulaufen, du rennst ja, möge der böse Blick dich verschonen, wie ein Hirsch in den Bergen und wie der Bock vor der Herde.«

»Vorwärts, vorwärts, Senderl!« rief ihm Binjamin immer wieder zu und rannte, stolz auf seine Tüchtigkeit, voran. »Siehst du, Senderl, so möchte ich rennen bis ans Ende der Welt!«

»Warum rennst du so, ich bitte dich?« fragte Senderl, »wir werden, behüte, doch nichts versäumen. Wenn wir einen Tag oder sogar einige Tage später dort eintreffen, wäre es doch auch kein Unglück. Die Welt wird doch so bald nicht untergehen, sie soll, wie ich gehört habe, bis ins siebente Jahrtausend noch erkleckliche Jahrhunderte bestehen bleiben.«

»Spute dich, Senderl, spute dich, schade um die Zeit! Je schneller wir von hier fortkommen, desto besser. Streng dich an, Senderl, tu ein übriges, macht nichts, dafür wirst du, wenn du erst an Ort und Stelle bist, wohlig die Glieder strecken, wirst aufatmen und leben wie ein Prinz.«

»Hast schon recht, Binjamin! Was macht es mir aus, ich habe nichts dagegen, aber was kann ich für meine Beine.«

Binjamin blieb schließlich nichts übrig, als Senderl zu willfahren und den Schritt zu verlangsamen. Doch als die Sonne ihrem Butterfaß ganz entstiegen war und ihre Strahlen anfingen gehörig zu wärmen und zu braten, warfen sich unsere Wanderer am Rand eines Wäldchens am Wege nieder. Sie lagen in Schweiß gebadet da und schnauften, ihre Seiten flogen, die blauen Schrammen machten sich Senderl fühlbar und schmerzten wie Nadelstiche. Nachdem sie eine Weile geruht, packten sie vor allem die Gebetmäntel und Betriemen aus und beteten. Binjamin wiegte sich heftig dabei, gab sich mit Inbrunst hin, er hätte dafür ein Gläschen Branntwein verdient, doch ließ sich das leider nicht machen! Er hätte sich auch mit einem Stück trockenen Brotes begnügt, ihm war ganz schwach vor Hunger. Sein Appetit war nach dem raschen Marsch sehr groß, er hätte wer weiß was vertilgen können, und just als hätte der Satan sich eingemischt, hatte er keinen Bissen Brot bei sich. Er blickte suchend nach rechts und links, ließ seine Finger knacken, gähnte, kratzte sich, wiederholte das mehrere Male, zupfte an seinen Schläfenlocken und am Bart und zog nach einigem Nachdenken aus seinem Bündel ein kleinformatiges Buch, vertiefte sich drein und summte dazu die Melodie des »Akdamot«, des Festgesanges zu Schwiees.

Mittendrin unterbrach er sich und sagte: »Weißt du, was ich vor mich hinsage, Senderl? Und weißt du auch, warum ich's mit dieser Melodie sage?«

»Gewiß hast du Hunger«, antwortete Senderl in seiner Einfalt.

»Was hat eins mit dem andern zu tun?« widersprach Binjamin, »und wenn ich hungrig wäre, was folgt daraus?«

»Was daraus folgt?« antwortete Senderl, »eben darum singst du. Du kennst doch die Redensart: ›Wann singt der Jude? Wenn er Hunger hat!‹ Sing nur, Binjamin, sing, ich werde mich unterdes mit was anderem befassen.«

»Du weißt nicht, du begreifst nicht, warum ich das tue?« sagte Binjamin, »dann laß es dir doch erklären, mein guter, dummer Senderl.«

Senderl aber ließ sich nicht stören und band gemächlich seinen Sack auf. Als Binjamin sah, was da zum Vorschein kam, überströmte ein Wohlgefühl alle seine zweihundertachtundvierzig Glieder. Da gab es von allem Guten: Brot und Weißbrotreste vom Sabbat, Gurken, Rettiche, Zwiebeln und Knoblauch! Senderl hatte wie eine gute Hausfrau an alles gedacht und vorgesorgt. Binjamins Herz war tief bewegt, daß Er, Sein Name sei gepriesen, ihm einen so prächtigen Reisegenossen beschert hatte. Senderl hat mir Gott gesandt, dachte er, so wie Er die Kinder Israels in der Wüste mit Manna gespeist hat!

Nachdem sie solchermaßen ihre Lebensgeister erquickt, packte Senderl die Reste wieder in den Sack und sprach:

»Das wenige an Speise wird uns noch das nächste Mal zustatten kommen, und der Sack nicht nur einmal, sondern unser ganzes Leben lang. Mit ihm werden wir, mit Gottes Hilfe, in den Häusern absammeln gehen. Macht nichts, Gott, gepriesen sei Er, wird helfen!« Das Tischlein-deck-dich aus dem Märchen, dem man nur zurufen muß: Tischlein, Tischlein, gib mir zu essen, gib mir dies, gib mir das, und das Tischlein gehorcht, solch ein Märchentischlein ist bei uns Juden der Bettelsack. Viele, sehr viele ernähren sich ihr Leben lang märchenhaft leicht aus diesem Bettelsack und vermachen ihn sogar ihren Kindern und Kindeskindern. Seinem Wesen nach ist es überall der gleiche Bettelsack, nur hat er je nach der Klasse eine andre Form und einen andern Namen. Beim gemeinen Volk ist es ein gewöhnlicher Sack aus grober Leinewand. Bei den höheren Ständen nimmt er verschiedene Gestalt an, er erscheint als ein Kästchen, eine Abgabekasse, ein »heiliges Gerät«, ein Verein, eine Sammelbüchse, ein Kahalbeutel, eine kleine Bank für zinslose Darlehen, ein Autorenplaudersack und dergleichen mehr. Alle sind sie im Grunde nichts als Bettelsäcke, echte jüdische Bettelsäcke.

»Senderl«, hub Binjamin, gestärkt durch Senderls Worte, an: »wir zwei sind ein vom Himmel vorbestimmtes Paar, wir sind wie Leib und Seele. Du sorgst auf unserer Reise für das Materielle, für Essen und Trinken, und ich für das Geistige. Darum frage ich dich nochmals, Senderl, weißt du, warum ich den Gesang ›Akdamot‹ angestimmt habe? Das hat eine tiefere Bedeutung. Ich sorge jetzt dafür, daß, wenn Gott uns glücklich dorthin, zu den Bne Mosche gebracht hat, wir den Mund auftun und mit ihnen uns aussprechen können. Denn sie sprechen dort halb die Targumsprache [aramäisch], zumeist aber die Akdamotsprache. Eldad der Danite, der von dorther zu uns gekommen ist, hat doch den Akdamotgesang verfaßt. ›Akdamot milin‹ bedeutet: ich fange an zu sprechen, merk's dir, Senderl. Hier im Auslande kommen wir mit unserer Sprache, mit Deutsch aus, dort aber, dort verstehen sie gewiß kein Deutsch.«

»Was das betrifft, so verlaß ich mich ganz auf dich«, antwortete Senderl ergeben, »du bist ein Gelehrter und studierst in deinen Büchern. Du gehst, was kümmert's mich, wohin, geh du nur, ich folge dir wie die Kuh dem Kälbchen.«

Binjamin empfand über Senderls tiefes Vertrauen zu seiner Weisheit besondere Befriedigung. Er kam sich wie ein Schiffskapitän vor, der allein das Schiff übers Meer steuert. Doch hinderte ihn das nicht, sich bald klarzuwerden, daß er in der Tat nicht wußte, wo er sich befand. Vielleicht hatte er sich verirrt und den Weg verloren? Während er noch darüber nachdachte, fügte es Gott, daß ihnen ein Bauer auf einer hochgetürmten Heufuhre entgegenkam.

»Senderl«, sagte Binjamin, »es würde wahrhaftig nicht schaden, diesen Unbeschnittenen nach dem Weg zu befragen. Geh heran und frag ihn! Hier im Auslande verstehst du es besser, mit den Bauern in ihrer groben Sprache zu reden. Dein Weib hat dich wohl öfters auf den Markt mitgenommen.«

Senderl stand auf, näherte sich mit großem Anstand dem Bauer und sprach folgendermaßen:

»Guten Tag! Sag mir doch, Mann, wo geht der Weg nach Erez Israel?«

»Was?« rief der Bauer und glotzte ihn an. »Was für ein Srul? Nie einen Srul gesehen!«

»Nicht, nicht!« konnte sich Binjamin nicht zurückhalten aus der Ferne dazwischen zu rufen, »Srul Ihr sagt, er aber, Profanes sei vom Heiligen geschieden, sagen Erez Israel. Senderl, wiederhol es ihm ganz deutlich, dem verstopften Bauernschädel, sag's ihm schärfer, Senderl, schärfer!«

»Nach Erez Israel wo der Weg?« wiederholte Senderl scharf.

»Der Böse kennt sich mit euch Jüdchen aus, was verdreht ihr mir den Kopf? Das hier ist der Weg nach Piewki – und sie mit ihrem Elechslal, Elechslal«, äffte der Bauer ihnen nach, spuckte aus und fuhr davon.

Unsere Gesellen setzten ihre Wanderung fort. Binjamin schmerzten die Waden, die Füße waren ihm, nicht Euch gesagt, wie abgeschnitten, doch ließ er's nicht verdrießen, sprach sich Mut zu und setzte die letzte Kraft ein. Und da es ihm sehr schwer wurde – keinem Juden wünsche ich's –, gleichmässig und rasch zu gehen, versuchte er es mit Hüpfen. Freilich war es nicht mehr der flotte Marsch von vorher. Doch so sehr gequält er war, tat er das seinige und ging – was konnte man auch anderes tun? Sollte er sich hier auf dem Weg hinlegen, allen Feinden Zions gesagt? Was hätte das für einen Zweck? Außerdem wie legt sich ein Jude mitten auf den Weg nieder? Er hätte damit Senderl nur Kummer verursacht, die ganze Reise wäre, Gott behüte, aufgehalten worden. So gingen sie denn den ganzen Tag, bis Gott sie glücklich zum Nachtlager in Piewki eintreffen ließ.

Das erste, was Binjamin tat, als sie im Dorfwirtshaus anlangten, war, sich der Länge nach in einer Ecke auf den Boden zu werfen, die Füße von sich zu strecken und tief zu atmen. Senderl machte sich ans Wirtschaftliche und verhandelte wegen des Nachtessens. Der Pächter musterte Senderl von Kopf bis zu Füßen und erkannte aus seinem ganzen Gehaben, daß er kein gewöhnlicher Wanderer war, wie sie oft hier vorüberkamen. Er streckte ihm die Hand hin mit der üblichen Begrüßung »Friede sei mit Euch!« Auf die Frage: »Wie ist Euer Name? Von wannen kommt Ihr?« antwortete Senderl in seiner Einfalt, er heiße Senderl, sei eine Art »Erez-Israel-Jude« und bei Reb Binjamin bedienstet, der die Ehre hat, dort in der Ecke zu liegen. Der Pächter machte eine fromme Miene, dachte eine Weile nach und bat Senderl Platz zu nehmen.

Lassen wir also die Königstochter sich mit dem Pächter unterhalten, wenden wir uns dem Königssohn Binjamin zu; sehen wir nach, wie es ihm ergeht.

Nachdem er sich in die Ecke geworfen hatte, blieb er wie ein Stein liegen und verlor fast das Bewußtsein. In den geschwollenen Füßen tobte das Blut, er hatte das Gefühl, Scharen von Ameisen liefen durch seinen Körper und bissen ihn; in seinen Schläfen hämmerte es, in den Ohren war ein dumpfes Rauschen. Während er solchermaßen betäubt dalag, vernahm Binjamin nach einer Weile fernes Schellengeläute, das immer näher und heller erklang, bis plötzlich Räder knarrten und ein Wagen vor dem Tor hielt. Aus dem Fuhrwerk tönte buntes Stimmengewirr zu ihm herein, hohe und tiefe, in der Fistel, im Baß, heisere, röchelnde und dumpfe, als hätte sich da ein ganzes Städtchen zu einer wichtigen Gemeindeversammlung zusammengefunden. Alle schreien durcheinander, es ist kein Wort zu verstehen. Bald darauf öffnet sich die Tür, ein Haufen Menschen stürzt mit Hast herein. Binjamin kriecht in seinen Winkel und rollt sich dort zusammen. Indessen wird es in der Stube hell von vielen Kerzen, die in messingnen Sabbatleuchtern stecken oder an eisernen Gewichtern festgemacht sind. Am Ende des langen Eichentisches sitzt die Musikkapelle und stimmt ihre Instrumente. Der Geiger probiert und kitzelt die Saiten mit dem Finger, jede antwortet auf ihre Weise: sim-simsim, als wollte sie sagen: was uns betrifft, sind wir bereit, wenn nur bei dir alles klappt. Er ergreift den Bogen, bestreicht und hält ihn spielbereit; der Flötist unterhält sich leise mit der Flöte, die ihm zart zuwispert, der Zimbalist probiert einen Lauf der Zimbel und klopft gemächlich mit seinen Hämmerchen. Nur der blinde Pauker sitzt, die Pelzmütze tief in die Augen gedrückt, da und döst vor sich hin. Bei den Musikanten steht auf einem Stuhl eine seltsame Gestalt, jedes Wort aus ihrem Munde bewirkt einen Lachausbruch. Selbst die Kinder, die draußen dicht gedrängt durch die Scheiben blicken, können sich vor Lachen nicht lassen und schneiden Gesichter. Jetzt hört man den Lustigmacher ausrufen »Aufgepaßt! Zu Ehren der Brauteltern, zu Ehren des Hausherrn und zu Ehren der versammelten Gäste: munter und lustig aufgespielt!« Und die Musikanten legen los, munter und lustig, Weiber und Männer fassen sich an den Händen und tanzen hopsend im Reigen, alles gerät in Bewegung, sogar die Wanzen und Schaben kommen aus ihren Ritzen hervor und laufen aufgeregt die Wand entlang. Tanzend stolpert einer über Binjamin in seiner Ecke, sieht ihm ins Gesicht und ruft laut: »Ha, Binjamin, ich habe ihn erwischt, gefunden das verlorene Juwel! Er ist da!« Auf das Geschrei laufen andere herbei, Binjamin erkennt unter ihnen allerhand feine Leute aus Tunejadowka, darunter den Rabbiner. Alle schreien: »Binjamin, komm tanzen! Binjamin, komm tanzen!« – »Ich kann ja nicht, ich schwöre, ich kann mich nicht von der Stelle rühren!« fleht Binjamin. »Macht nichts!« antwortet man ihm, »komm nur, wirst schon können, was braucht man da zu können! Auf! Auf! Mit'n Sterz wackeln kann auch die Ente! Warte nur! Wir werden alles erzählen!« – »Selde?« schreit Binjamin auf, »ich bitte euch, erzählt nur nichts Selden!« – »So rühr dich doch, du dummes Vieh, stell dich auf die Beine!« ruft man ihm zu. »Erbarmt euch, ihr Juden!« fleht Binjamin, »ich schwöre, ich kann mich nicht rühren! Ich habe einen Grund dafür! Es ist ein Geheimnis! Ich will's dem Ruuw enthüllen!« Und wie er den Rabbiner mit beiden Armen umfaßt, um ihm das Geheimnis ins Ohr zu flüstern, fühlt er einen heftigen Stoß in die Rippen, so schmerzhaft, daß ihm schier die Sinne vergehen. Der Schmerz wirft ihn hoch, er reibt sich die Augen und sieht: in der Stube ist es dunkel, nur der Mond scheint durchs Fenster, und er hält ein Kalb mit beiden Armen umfaßt und drückt es fest an sich.

Was war da geschehen, wo kam das Kalb her? Ganz einfach: als Binjamin sich in die Ecke geworfen, hatte er vor übergroßer Müdigkeit das dort liegende Kälbchen nicht bemerkt. Er war eingeschlafen und hatte die ganze Hochzeit mit Brauteltern und Musikanten geträumt. In seiner Bedrängnis hatte er sich immer tiefer in die Ecke gedrückt, und während er im Traum den Rabbiner von Tunejadowka zu umarmen wähnte, drückte er das Kalb des Pächters an sich und raunte ihm das Geheimnis seiner Reise ins Ohr. Das Kalb jedoch wollte sich nicht gefallen lassen, daß man es würgte, es stieß mit dem Fuß Binjamin in die Rippen. Darauf erwachte er.

Das Kalb flüchtete und stolperte heftig über Binjamin, beide warfen mit schrecklichem Getöse einen gefüllten Wassereimer um.

Der Sturz und der Krach weckten Senderl und den Pächter, die erschreckt mit einer Kerze in der Hand herbeiliefen. Ein entsetzlicher Anblick bot sich ihnen dar: Binjamin und das Kälbchen lagen beide am Boden in einer Lache nicht eben wohlriechenden Wassers. Wäre ein Sänger dabei gewesen, der die beiden so gesehen hätte, er hätte wohl gesungen: »Die Geliebten und Zärtlichen, weder im Winkel noch in der Pfütze konnten sie sich voneinander trennen!« Der Pächter und Senderl aber waren nur einfache Leute und keine Dichter und trennten die Liebenden. Das Kalb wurde mit wenig schmeichelhaften Zurufen wegen seiner schlechten Aufführung zu seiner Mutter hinausgejagt, Binjamin brachte man nach diesem Tauchbad in eine besondere Kammer und bettete ihn auf einer Strohschütte mit einem Polster unter dem Haupt zur Ruhe.


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