Heinrich Seidel
Kinkerlitzchen
Heinrich Seidel

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Seefahrt nach Möen.

I.

Eines schönen Sonntags im August machte das Dampfschiff »Rostock« von der Stadt gleichen Namens aus eine Extrafahrt nach der dänischen Kreideinsel Möen. Dieses Schiff fuhr an den Wochentagen des Sommers zwischen Rostock und Nyköping und vermittelte den Postverkehr zwischen Deutschland und Dänemark. Es war tüchtig und wohlgebaut, wenn auch nicht besonders elegant eingerichtet, und für 300 Passagiere konzessionirt. Der Kapitän hiess Zeyssig. Ein Unbefangener würde sich bei diesem Namen nun ein kleines hüpfendes Männchen mit einem zwitschernden Stimmlein vorstellen, allein er würde sich seltsam enttäuscht finden, denn dieser Name passte gerade so zu dieser Persönlichkeit, als wollte man einem Löwen ein blauseidenes Halsband umthun und ihn Zerline nennen. Herr Zeyssig war ein grosser und starker Mann mit einem dunklen Vollbart, einem gebräunten Seemannsgesicht und einer Stimme, die wohl geeignet war, sich gegen Sturm und Unwetter vernehmlich zu machen.

Zu dieser Fahrt hatten sich etwa zweihundert Personen zusammengefunden, theils aus Rostock und Umgegend, theils aus dem Seebad Warnemünde, das der Hafenort von Rostock ist. Der Tag war klar und schön, eine frische westliche Brise sorgte für einigen Wellengang, und somit trat unter fröhlichen und hoffnungsreichen Empfindungen der meisten Reisenden das Schiff aus den Molen von Warnemünde in die offene See hinaus. Ich muss allerdings offen gestehen, dass ich ein wenig in bänglicher Stimmung war. Es war meine erste Fahrt auf offener See und ich fürchtete mich etwas vor der Seekrankheit, nicht gerade vor den körperlichen Unannehmlichkeiten, die sie mit sich bringt, denn »das hielte ich mich wohl aus«, wie Kapitain Pott seine Frau sagt, aber vor der Lächerlichkeit, die ihr anhaftet. Der höchste Fluch dieser Krankheit ist, dass das tiefste und jammervollste Elend der Leidenden von den Gesunden mit dem überlegenen Grinsen mitleidlosen Spottes betrachtet wird, und die Theilnahme selbst der Besten nur ein schwächliches und kümmerliches Gewächs ist. »Wir sehen die Leute gern seekrank, wenn wir's selbst nicht sind,« sagt Mark Twain.

Es ist ein seltsames Gefühl wenn nach der absoluten Ruhe des eingeschlossenen Stromes die erste Brandungswelle das Schiff auf ihre Schultern nimmt, es spielend emporträgt und dann auf eine heimtückische Art plötzlich unter einem wegsinken lässt. Dies bewirkt, dass der Kehlkopf auf eine besondere Art emporsteigt und man die Empfindung hat, es koste einige Mühe, ihn wieder hinabzuschlucken. Dabei blieb es bei mir glücklicher Weise, und ich konnte mich somit in aller Ruhe der Beobachtung der allmählig ausbrechenden Seekrankheit widmen und ihre Symptome feststellen.

Es waren vorsichtige Leute unter uns, denen man gesagt hatte, einem wohlgefüllten Magen, in dem man eine sorgfältige Schichtung nahrhafter Frühstücksgegenstände vorgenommen habe, unter reichlichster Durchfeuchtung mit starkem Cognac, stünde die Seekrankheit wehrlos gegenüber. Sie hatten demnach von 5 Uhr an, wo sie aufgestanden waren, bis jetzt, wo wir kurz nach 7 Uhr in die offene See gelangten, das strategische Prinzip geübt, in einem fort mit Aufbietung aller ihrer Kräfte zu frühstücken. Dies ist nun eine Methode, die, auf dem Lande betrieben, vollständig hinreicht, der Seekrankheit täuschend ähnliche Zustände hervorzubringen; sie muss demnach, wenn sie auf See das Gegentheil bewirkt, als eine homöopathische bezeichnet werden. Es thut mir aber leid mittheilen zu müssen, dass die enthusiastischen Hoffnungen, die man auf dieses Verfahren setzte, jämmerlich zu Schanden wurden, und die tückische Krankheit zuerst und mit besonderem Behagen über diese wohlgespickten und lohnenden Opfer herfiel.

Der Verlauf ist im Allgemeinen folgender: Das Opfer im Bewusstsein seiner angestrengten Vorbereitungen sieht kühn und hoffnungsvoll in die Zukunft. Es findet die Sache nicht schlimm. Es begreift nicht, dass so ein wenig Schaukeln solche Wirkungen hervorbringen solle. Es tappt kühn auf dem schwankenden Verdeck umher und übt sich, »Seebeine« zu gewinnen. Dann setzt es sich nieder und renommirt. Nun werden die Segel ausgespannt und die vereinte Wirkung von Wind und Wellen bringen höchst seltsame und komplizirte Bewegungen hervor. Der menschliche Magen fängt an zu pendeln und zwar nach Richtungen hin, auf die er im geringsten nicht vorbereitet ist. Solche Behandlung verstimmt ihn. In Folge dessen wird das Opfer stiller, betheiligt sich nicht mehr aktiv an der Unterhaltung, giebt aber seine Theilnahme an ihr kund durch ein etwas übertriebenes Mienenspiel und starke Kopfbewegungen die frische und ungebrochene Kraft andeuten sollen. Dann fängt es an zu lächeln – ein höchst verdächtiges Symptom. In diesem Stadium pflegt es Verlangen nach einem Cognac zu äussern. Nach dem Genuss dieses Stärkungsmittels schüttelt es sich und ruft: »Ha! das thut wohl!«

Hiernach wird es sichtlich blässer und lächelt immer stärker. Es ist aber eine unglaubwürdige Sorte von Lächeln, gleich dem einer Ballet-Tänzerin, die Hühneraugen hat und in zu engen Schuhen tanzen und tanzen und immerfort lächeln muss. Das Opfer ist reif, es fängt an zu gähnen, und nun tritt bald der Moment ein, wo es geisterbleich forttaumelt und verschwindet, oder an den nächsten Schiffsbord stürzt und Zwiesprache mit den Wellen führt. Von nun an ist es gebrochen und still, und theilt seine Zeit in apathisches Hinbrüten und angestrengte Gymnastik der Würgemuskeln. Die Verlockungen dieser Welt haben für seine Sinne keinerlei Reiz mehr.

Ich sah auch einen Mann, der, als ringsum schon fast alles darniederlag, die Kühnheit besass, sich ein Beefsteak zu bestellen. Es war gross und schön, duftete herrlich und lag anmuthig mit Löckchen von braunen Zwiebeln bedeckt in einem Kranz von Bratkartoffeln. Dennoch verhüllte die Frau des Mannes ihr Haupt vor diesem Anblick. Er aber nahm es muthvoll in Angriff, allein nach wenigen Bissen begann er es mit finsterer Theilnahmlosigkeit zu betrachten. Er besass gerade noch Geistesgegenwart genug, dem vorüberkommenden Steward dieses Gericht zur Aufbewahrung anzuvertrauen und verfiel dann ebenfalls dem unerbittlichen und grausamen Schicksale der meisten andern.

Mein Freund Johannes und ich unternahmen dann einen Streifzug in die erste Kajüte, um uns an den Qualen der dort reihenweise hingestreckten Opfer zu weiden. Es herrschte dort Gräuel der Verwüstung und da auch die Luft nicht gut war, gingen wir gleich wieder hinaus und begaben uns in die zweite Kajüte, die für diesen Tag als Speisesaal diente. Auch dort hockten an den Wänden einige erbarmungswürdige Märtyrer und warfen, während wir speisten und den guten Rothwein des Schiffes tranken trübselige Blicke auf uns, die einen vollständigen Mangel an Verständnis für unsere Thätigkeit bezeugten.

Indess kamen wir aber in den Schutz von Falster, die See ward ruhiger und allmählich erwachte die Lust zum Leben bei den meisten wieder. Sie kamen blass und schwach aus ihren Winkeln hervorgekrochen und versuchten wieder zu lächeln, aber diesmal weniger gezwungen, als vorhin. Bald, da die See immer mehr sich glättete, hatte man alle Qualen und Leiden vergessen; es wurden eine Unmenge Erfrischungen bestellt, und die seit längerer Zeit sichtbare Küste von Möen mit Opernguckern und Perspektiven scharf in's Auge genommen.

In dieser Gegend begab sich etwas, das seltsamer Weise ausser von meinem Freunde Johannes und mir von keinem der Mitreisenden wahrgenommen wurde, und uns, als wir davon erzählten, in den Verdacht brachte, wir hätten dem Rothweine vorhin zu stark zugesprochen. Uns fiel nämlich ein Matrose auf, der mit einer Ledertasche in der Hand auf der Kommandobrücke stand und mit grosser Aufmerksamkeit auf das Wasser blickte. Plötzlich tauchte dort zu unserer grossen Verwunderung ein älterer Herr hervor, der dort zu baden schien, obgleich die nächste Küste noch meilenweit entfernt war. Ein sonderbarer alter Herr mit wirrem schilfartigem Haar, einem langen weissen triefenden Bart und einem Gesicht wie ein pensionirter Admiral. Der Matrose warf dem seltsamen Greise die Tasche zu, die dieser mit grosser Geschicklichkeit auffing, nachdem er zuvor eine gleiche auf das Schiff geschleudert hatte. Dann grüsste er militärisch und versank. Wir waren im höchsten Grade verwundert und liessen uns die Tasche reichen, um sie zu betrachten. Sie war von Robbenfell und vollständig wasserdicht. Sie führte die Inschrift: »Postsachen,« und unten in der Ecke stand: »Neptun, Meer-Gott a. D.«

Wir erfuhren nun, dass der alte Herr schon seit langen Jahren seine Pension in der Ostsee verzehrt, weil sie ein so billiges Meer ist. Seine Postsachen besorgt der Rostock. Wahrlich man muss auf Reisen gehen, wenn man wunderliche Dinge erleben will. Wenn wir, mein Freund Johannes und ich, dies nicht mit eigenen Augen gesehen hätten – keine Macht der Welt würde uns zwingen können daran zu glauben!

II.

Wer Rügen und die eigenthümliche Schönheit seiner Kreidefelsen kennt, der kann sich von Möen leicht einen Begriff machen, denn der Charakter beider Inseln ist ganz derselbe. Nur hat Möen den Vorzug einer üppigeren Vegetation, auch ist Alles viel frischer und ursprünglicher dort und nicht so überlaufen wie das leicht erreichbare Rügen, das an seinen Hauptpunkten doch ziemlich abgetrampelt und abgeguckt ist. Die sehenswürdigen Kreidefelsen befinden sich ebenso wie in Rügen an der Ostseite der Insel und fallen ebenso wie dort steil und theilweise überhängend in die See ab. Unser Schiff fuhr ziemlich nahe an der Küste entlang und gab uns Gelegenheit, die wunderliche Zerklüftung dieser schimmernden Felsen zu beobachten. Zuweilen war ringsum Alles weggespült und verwittert, und der Rest des Kreidekörpers stand als ein einsamer Kegel empor, auf seiner Spitze noch mit ein wenig Grün geziert. Dann wieder ragten andere Felsgebilde wie scharfe Messerschneiden aus der Fläche. Ueberall war, wie auf Rügen, in den weissen Wänden die regelmässige horizontale Schichtung mit Streifen von Feuersteinknollen erkennbar, die die Rosinen in dieser grossen Kreidetorte darstellten. Zuweilen ward das weisse Leuchten anmuthig unterbrochen durch eine Schlucht, in der ein rieselndes Bächlein herniederging, und das frische Grün der Buchen von der Höhe bis zum Spiegel des Meeres herabstieg. Wo nur irgendwo in diesen steilen Wänden eine Fläche, ein Winkel oder eine Spalte sich darbot, hatten Pflanzen sich angesiedelt in Flecken, Streifen und Sprenkeln und hoben sich scharf von dem weissen Grunde ab. Wir fuhren bis nahe an das nördliche Ende dieser Felsenküste, wo der schöne Park von Liselund gelegen ist, und dort begann die Ausschiffung. Da wir, mein Freund Johannes und ich, auf einem der ersten Boote ans Land kamen, so bemerkten wir nichts von einem Unglück, das sich bei dieser Ausschiffung ereignete. Es fiel nämlich ein Mann ins Wasser. Nach der Schilderung Eines, der nicht dabei gewesen ist, ging die Sache so vor sich. Der Mann glitt auf der Schiffstreppe aus und stürzte mit einem wohlgelungenen aber unfreiwilligen Froschsprung kopfüber in die Ostsee. Mit Spannung erwartete man nun seine Wiederkehr, da man sich manches Interessante von seinen unterseeischen Beobachtungen versprach. Das Unwahrscheinliche ist nun , dass er mit den Stiefeln voran wieder hochgekommen sein soll. Der Kapitän und der Bootsmann haben ihn dann jeder an einem Bein ergriffen und mit geschicktem Schwünge in das Boot gesetzt, wo er ziemlich gerolläugt haben soll. Dem Kapitän gewährte dieses Ereigniss grosse Freude und Genugthuung; »denn,« erzählte er mir nachher, »der Kerl hat den ganzen Morgen räsonnirt und war mit nichts zufrieden!«

Der Park von Liselund ist sehr schön, hat aber ausser seiner herrlichen Lage nichts, was ihn vor anderen Anlagen dieser Art besonders auszeichnet. Die Felsen heissen hier Lille Klint oder kleine Felsen, und wir wanderten von hier auf der Höhe entlang immer in der Nähe der Küste den Weg nach Süden zurück, wo die Kreide am höchsten emporragt und Store Klint oder grosse Felsen genannt wird. Das Schiff kehrte ebenfalls dorthin zurück, um uns zu erwarten. Der Weg führt zum Theil durch Buchenwald. Ich habe niemals in unserem Norden eine so herrliche und üppige Vegetation gesehen. Undurchdringlich dicht war oft das Unterholz an lichteren Stellen emporgeschossen und Schluchten und Senkungen bis zum Ueberquellen mit Grün erfüllt. Zuweilen traten wir dann auf einen vorspringenden Felsen hinaus, um unsere Blicke wieder über die See und in die unbegränzte Weite wandern zu lassen. In der Nähe des Ufers war die See von einem durchsichtig leuchtenden Grün, aus dem grosse mit Tang bewachsene Flächen in herrlichem Purpurbraun sich abhoben. Unser stattlicher Dampfer sah aus dieser Höhe so fein und niedlich aus wie ein zierliches Kinderspielzeug. Es macht eine solche Wanderung so reizvoll, dass man je nach Belieben bald den Anblick geheimer grüner Wald-Schlupfwinkel, bald die Aussicht auf die erhabene Grösse des Meeres geniessen kann. Von Zeit zu Zeit durchschnitt dann eine Schlucht unseren Weg, wo durch eine Fülle von üppigem Grün ein kleiner Bach rieselnd und plätschernd niederging. In diesen Gründen wuchs, wo es feucht und sonnig zugleich war, in kleinen hellgrünen Wäldern eine mannshohe, zierlich gefiederte Art von Schachtelhalm. Diese Pflanze muss wohl Kreideboden für ihr Gedeihen erfordern, denn ausser auf Rügen, wo sie unter denselben Bedingungen vorkommt, habe ich sie nirgendwo gesehen.

Nach mehrstündiger Wanderung gelangten wir an unser Ziel nach Maglevandsfaldet. Dort, wo eine grosse mächtige Schlucht sich in die Felsen hineinzieht, hielt auf der Höhe unter prächtigen Buchen ein menschenfreundlicher Mann, Namens Knut Jensen, dem müden Wanderer köstliche Erquickung bereit. Da jedoch ausser uns zweihundert Deutschen auch noch ein kleineres Dampfschiff eine dänische Gesellschaft dort ausgeladen hatte, so war der Andrang sehr stark. Mein Freund Johannes befand sich jedoch in dem Besitze der wichtigsten dänischen Vokabeln: »Öl« (Bier), »Smörrebröd« (Butterbrod) und »Rödgröd med Flöde« (Rothe Grütze mit Sahne), und da Cognac in der ganzen Welt Cognac heisst, so gelang es ihm bald sich mit den Eingeborenen zu verständigen und uns Nahrung und Erquickung zu verschaffen. Man sieht aus diesen Proben, dass die dänische Sprache eine Ö-Sprache ist. Es giebt wirklich eine Unmenge ö in ihr und dies praktische Volk hat in Folge dessen sich eine sparsamere Art von ö erfunden, indem es in ihrer Druckschrift als eine Null mit einem schrägen Diagonalstrich sich darstellt.

Ein langer Aufenthalt war uns an diesem fröhlichen Orte nicht gestattet, und nur zu bald erhob unser Dampfer als Signal zur Abfahrt ein fürchterliches Geheul mit seiner Dampfpfeife. Da auch der dänische Dampfer zugleich seine mahnende Stimme erhob, so stiegen beide Gesellschaften gemischt die Zickzackwege des Abhanges hinunter. Das dänische Schiff ward mit seiner Ladung zuerst fertig und fuhr unter ungeheurem Hurrah und heftigem Tücherschwenken davon.

Das Wasser war fast glatt geworden und selbst als wir wieder in die offene See gelangten, war nur eine sanft gekräuselte Oberfläche vorhanden, so dass Fälle von Seekrankheit auf der Rückfahrt nicht mehr beobachtet wurden. Dies trug sichtlich zur Beförderung der allgemeinen Heiterkeit bei, und statt des allgemeinen Elendes auf der Hinfahrt herrschte jetzt Frohsinn und Zufriedenheit.

Die Dunkelheit brach herein, und in der Ferne tauchten aus dem Dämmer des Horizonts einsame Leuchtfeuer auf. Der Mond stand am Himmel als das grosse Leuchtfeuer der Natur, und unser gutes Schiff fuhr gerade auf ihn zu, so dass die schimmernde Lichtstrasse, die er auf die glänzende Fluth zauberte als ein vorgeschriebener Weg erschien. Wir standen allein am Bug des Schiffes und ich gedachte wieder an den alten kümmerlichen Meergott von heute Morgen, als mich ein heftiges Schlucken befiel. Da es nun gegen dieses Uebel kein besseres Mittel giebt, als an einen Wagen, bespannt mit vier schneeweissen Schimmeln, zu denken, so verlor ich keine Zeit, mich in diese Vorstellung zu vertiefen. Und siehe, was geschah? In der Mondenstrasse flimmerte es leuchtend empor, die Wasser spritzten auf und da zog er vor uns her der alte Meergott Neptunus im glänzenden Perlmutterwagen, bespannt mit vier schimmernd weissen Seerossen. Ringsum mit leuchtenden Leibern tauchten Nereiden aus der Fluth, bronzefarbige Tritonen bliesen auf Muschelhörnern und so in spielender Bewegung glitt dieser glänzende Zug vor uns her, indess das aufsprühende Wasser mit silbernen Funken die Luft erfüllte. Im magischen Lichte des Mondes, da war es noch der alte Meergott in seiner alten Pracht. Allein bald verblasste und verschwamm Alles und in Kurzem war nichts mehr dort als das Flimmern des Mondes auf den Wellen.

Es war spät nach Mitternacht, als endlich der Dampfer in die Molen von Warnemünde einlief und wenigstens für einen Theil der Reisegesellschaft diese von Glück und Wetter ungemein begünstigte Fahrt ihr Ende erreichte.


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