Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Die Speisen waren, nach den damals in den Hochlanden herrschenden Begriffen, gut und reichlich, und die Gäste taten ihnen redlich Bescheid. Der Baron aß wie ein Kriegsknecht, der tagelang auf dem Marsche gewesen, der Laird von Balmawhapple wie ein Weidmann, der lange auf dem Anstand sich herumgetrieben, und Bullsegg von Killancureit, wie eben ein Bauer ißt oder »frißt«. Waverley aß, wie jemand, der von der Reise kommt, und Schösser Wacwheeble wie alle vier zusammengenommen, wenn er auch, sei es nun aus größerem Respekt oder um anzudeuten, daß er sich der Gegenwart seines Patrons gar Wohl bewußt sei, nur auf der Ecke seines Stuhles saß, der drei Fuß ab vom Tische stand, und mit seiner Schüssel nur auf die Art in Verbindung gelangen konnte, daß er seine Person gegen sie vorstreckte in einer Linie, die vom Ende seines Steißbeins in schiefer Richtung ausging, so daß die ihm vis-à-vis sitzende Person bloß den Vorderrand seiner Reitperücke zu sehen bekam.
Solche unterwürfige Haltung wäre jedem andern gewiß höchst beschwerlich gefallen, den würdigen Schösser hatte aber langjährige Gewohnheit damit vertraut gemacht. Und da er zeitlebens ängstlich darauf bedacht gewesen war, allen andern den Vortritt zu lassen, kümmerte es ihn wenig, ob jemand in diesem Umstand einen Beweis von Verachtung oder Geringschätzung fände.
Der Geistliche, ein Herr von jener kirchlichen Partei, die dem neuen Herrscherhause den Treueid verweigert hatte, war ein angenehmer, feingebildeter und schon bejahrter Mann, einer von jenen geistlichen Herren, »die zwanglos ihre Pfründen lieben«. Darum nahm sich auch der Schösser, wenn der Baron außer Hörweite war, hin und wieder die Freiheit heraus, Herrn Rubrik mit seiner Gewissensängstlichkeit zu necken.
Nach aufgehobner Tafel brachte der Baronet die Gesundheit des Königs aus, es hierbei jedem seiner Gäste überlassend, sich darüber klar zu werden, ob er den Monarchen » de facto« oder » de jure« meine. Dann wurde die Unterhaltung allgemein, und gleich darauf entfernte sich Miß Bradwardine von der Tafel, an der sie bis dahin als »Verweserin« gewirkt hatte, und kurz nach ihr entfernte sich auch der geistliche Herr.
Und nun floß der Wein in Strömen, denn es war eine Marke, die das Lob des Herrn vollauf rechtfertigte. Bloß Waverley wurde das Recht eingeräumt, hin und wieder einen Trunk vorbeizulassen, ohne Bescheid zu tun. Als schließlich der Abend seine Fittiche niederzusenken begann, gab der Baron seinem Seneschall Saunders Saunderson, oder, wie er ihn scherzweise zu nennen liebte, seinem »Alexander ab Alexandro« einen geheimen Wink, und »Alexander ab Alexandro« verließ daraufhin mit leichter Neigung des Hauptes das Zimmer, um aber bald wiederzukehren mit einem kleinen Kästchen aus Eichenholz, das mit bronzenen Verzierungen von merkwürdiger Art der Formen beschlagen war. Dieses Kästchen stellte er vor seinen Herrn hin, und dieser langte einen Geheimschlüssel hervor und schloß das Kästchen auf, dann hob er den Deckel auf und nahm einen goldnen Becher von höchst merkwürdiger Form aus dem Kästchen. Diese Form zeigte sehr deutlich einen Bären, und der Baron heftete auf ihn einen Blick, der Ehrfurcht, Stolz und Wohlgefallen kündete, und der Waverley unwillkürlich an Tom Otter erinnerte, jenen charakteristischen Typus, den Ben Johnson der englischen Literatur beschert hat, der sich seine Humpen als Ochse, Pferd und Hund zu formen liebte.
Aber Mr. Bradwardine drehte sich jetzt selbstgefällig nach ihm herum und ersuchte ihn, sich diesen Humpen recht genau anzusehen, da er eine sehr alte Reliquie darstelle, »das auserkorne Helmstück nämlich unsres Geschlechts, den aufrecht stehenden Bären. Friedrich Rotbart, Kaiser von Deutschland, spendete dies ehrenvolle Wappen durch Wappenbrief meinem Urahn Godmund Bradwardine. Es war das Helmstück eines gewaltigen Dänen gewesen, den mein Urahn im Zweikampf draußen im gelobten Lande erlegt hatte anläßlich eines Zwistes, der über die Keuschheit der kaiserlichen Braut entsponnen war.
»Und was nun,« erzählte Bradwardine weiter, »im besondern diesen Becher anbetrifft, so ist er auf Anordnung des heiligen Duthak, Abtes von Aberbrothock, für einen andern Baron Bradwardine verfertigt worden, der das Kirchengut des genannten Klosters ritterlich gegen die gewaltsamen Angriffe mehrerer Edelleute verteidigt hatte. Eigentlich führte er den Namen »der geweihte Bär von Bradwardine«, und in der alten katholischen Zeit ging die Meinung von ihm, es wohnten ihm gewisse mystische und übernatürliche Kräfte inne. Wenn ich persönlich auch nichts gebe auf solche anilia, so steht doch fest, daß der geweihte Bär immer ein wichtiges Erbstück unsers Hauses gewesen ist und immer als Ehrenbecher figuriert hat. Er ist immer nur in Gebrauch genommen worden bei besonders festlichen Gelegenheiten, und als solche sehe ich den Besuch meines Gastes, des Erben Sir Everards, und seine Anwesenheit unter meinem Dache an. Ich weihe also diesen Trunk dem Wohl und Glück des uralten, hochehrenwerten Hauses von Waverley.«
Während dieser langen Standrede hatte er mit vielem Bedacht eine mit Spinnweb überzogne Flasche Claret in den geweihten Bären gegossen, der nahezu eine englische Kanne faßte, und als die Flasche Claret in den Becher gewandert war, reichte er sie dem Seneschall, der sie sorgfältig in wagerechter Richtung halten mußte, so lange er feierlich mit einem einzigen Zuge den Inhalt des geweihten Bären von Bradwardine leerte.
Voll Bangen und Zagen sah nun Edward das Untier im Kreise herumgehen und gedachte des ihm zugehörigen Mottos: »Fürcht den Bär«, denn offenbar sah er voraus, daß eine Weigerung, dem Zutrinkenden Bescheid zu tun, sehr übel aufgenommen werden würde, da keiner der Gäste den geringsten Anstand nahm, dem Becher diese Ehre zu erweisen. Mit dem festen Entschlusse, auch diesen »letzten Kelch« zu leeren, und zwar bis auf die Neige, dann aber der Tafel den Rücken zu wenden, wurde er im Vertrauen auf seine Standfestigkeit der Aufgabe gerecht und gab dem geweihten Bären die volle Ehre, gleich jedem der ihm vorangegangenen andern Gäste. Uebrigens waren die Folgen nicht von der gefürchteten Art bei ihm, während sich bei den andern Symptome dafür zu zeigen begannen, dem alten Worte gemäß: »Guter Wein machts immer gut«.
Allmählich taute der Frost der Etikette, und allmählich wich der Geburtsdünkel vor den Segnungen dieses gütigen Gestirns, und die langen Titel, mit denen sich bislang die drei Träger altschottischer Ehren und Würden angesprochen hatten, erhielten die freundlicheren Kürzen: Tully, Vally und Killie. Und als der Becher eine abermalige Runde genommen hatte, suchten Bally und Killie um die Ehre nach, den Danktrunk auszubringen, der ihnen, wenn auch erst nach einigem Zieren, schließlich zugestanden wurde.
Nun war Edward der Meinung, der Bachusfreuden würden nun für diesen Abend genug sein. Aber nie hatte er sich in seinem Leben schlimmer betrogen, als mit dieser Meinung!
Die Gäste hatten ihre Pferde in der kleinen Dorfschenke »Zum Wechselhofe« eingestellt, und nun konnte es der Baron nicht umgehen, sie die Allee hinunter zu begleiten, und Waverley hielt es seinerseits geboten, den Baron nicht allein gehen zu lassen; außerdem meinte er, die kühle Abendluft würde ihm gut tun nach diesem erhitzenden Gelage. Als nun die Gesellschaft unter dem Torweg von Lukie Maclearys Gasthaus angelangt war, da erklärten die beiden Herren von Balmawhapple und Killancureit, daß sie es sich nicht nehmen ließen, mit einem »Doch an Darroch« aufzuwarten, wie der Terminus technicus in Schottland lautet für einen Stehseidel- oder Abschiedstrunk im Auseinandergehen.
Hier muß eingeschoben werden, daß sich der Schösser, auf grund früherer Erfahrungen, aus Bange, der Rest des Abends möchte, nachdem der Tag bisher auf Kosten seines Patrons verlebt worden war, auf seine Kosten ausgehen, auf seinen halblahmen Grauschimmel geschwungen und sich, halb froh, halb verdrossen, aus dem Dorfe gemacht hatte. Die andern hielten noch Einkehr im Wirtshaus bei der Lukie Macleary und schleppten Edward, ohne Rücksicht auf den von ihm erhobnen Einspruch, mit hinein. Es schien, als hätte die Frau Wirtin auf solchen Besuch noch gerechnet, denn diese Sitte solches »letzten Trunks« vorm Auseinandergehen bestand damals als bequeme Weise, auf der Stelle den Dank abzustatten für genossene Gastfreiheit, in ganz Schottland.
Zum ersten Mal wieder seit vierzehn Tagen hatte deshalb Witwe Macleary ihr Haus von oben bis unten gereinigt und das Torffeuer so langte unterhalten, bis die Temperatur in den Räumen auf jene Höhe gelangt war, die das nordische Klima Schottlands sogar im Sommer wünschenswert macht. Sie hatte den blank gescheuerten Tisch in die Mitte der Wirtsstube gerückt und unter das wacklige Bein ein Stück Torf geschoben. Dann hatte sie sich ihren weißen Rock angezogen, das Mieder angelegt und das scharlachrote Plaid umgetan und harrte nun respektvoll und in der Hoffnung auf eine recht gute Einnahme der in Erwartung befindlichen Gäste.
Kaum hatten sich dieselben in der ganz von Spinnweb tapezierten Gaststube niedergelassen, so zeigte sich die Witwe Wirtin, gemäß dem vom Laird von Balmawhapple erhaltenen Winke, mit einem Napf von mächtiger Größe, der wenigstens drei englische Maß faßte, und in ganz Schottland unter der Bezeichnung »Tappit Hen« bekannt und beliebt war und von trefflichem Claretwein moussierte.
Es wurde bald ersichtlich, daß die Henne die paar Bröselchen Vernunft, die der Bär noch nicht aufgefressen hatte, aufpicken werde; indessen kam das herrschende Durcheinander der Begriffe Edward insofern zu gute, als es ihm half, dem fleißig kreisenden Kruge zu entrinnen.
Bei den andern Zechbrüdern fielen die Worte bald hageldicht, jeder führte die Unterhaltung, wie es ihm eben in den Kram paßte, ohne die geringste Rücksicht auf das, was neben ihm gesagt wurde. Der Baron von Bradwardine sang fränkische Trinklieder, zwischen die er allerhand lateinische Brocken schmuggelte; Killaincureit schwatzte, in einem fort von Säen, Eggen, Pflügen, Dreschen, von natürlichem und künstlichem Dünger, von Ochsen, Schweinen, Kälbern ec., während Balmawhapple seine beiden Zechbrüder überschrie mit seinen Reden von Pferden und Falken und Reihern und von seinem Windhunde, dem er den Namen »Pfeifer« gegeben hatte.
Inmitten dieses Tohuwabohus bat der Baron wiederholt ums Wort, aber es währte geraume Weile, bis sich der Instinkt des guten Tones so weit Geltung verschaffte, daß ihm auf einen Augenblick das Wort gegönnt wurde.
Er nahm diese Gelegenheit wahr, die Aufmerksamkeit auf ein »Kriegslied, das Marschall Herzog von Berwick sich gern habe vorsingen lassen«, zu lenken und begann, Manier und Stimme eines französischen Musketiers nachahmend, sofort zu trällern:
Mon coeur volage, dit-elle,
N`est pas pour Vous, garçon!
Est pour un homme de guerre,
Qui a barbe au menton.
Lon, Lon, Laridon.
Qui porte chapeau à plume,
Soulier au rouge talon,
Qui joue vite de la flûte,
Aussi du violon!
Lon, Lon, Laridon
Mein flüchtig Herz, sagt sie
Ist nicht für Dich, mein Jung,
Schlägt für den Kriegsmann,
Der Bart am Kinne hat,
Am Hut die Feder trägt,
Am Schuhe Litzen hat,
Der flott die Flöte bläst,
Und flotter Zimbel schlägt
Tralala tralala ...
Da konnte sich Balmawhapple nicht mehr halten, sondern setzte zu einem »sakrisch feinen« Liede an, wie er sich ausdrückte, das »der Pfeifer von Cuxar« hieß und damals in ganz. Schottland gesungen wurde. Und der Baron, von Balmawhapple überschrieen, ließ von dem Wettkampfe ab und brummte sein »Tralala, tralala, tralala« weiter, während Balmawhapple seinen Hymnus auf Birk- und Auerhahn weiter brüllte.
Nach einem vergeblichen Versuche, andre Verse zu singen, wie bisher, sang er die ersten wieder, behauptete aber, in solchem Jägerliede läge mehr Musik und Sinn als in allen diesen »Tralirums larums«, soviel ihrer auch in Frankreich Mode seien ... worauf der Baron bloß mit einer Prise Schnupftabak und einem Blick unsäglicher Verachtung antwortete.
Aber die beiden edlen Bundesgenossen, Bär und Henne, hatten doch ein Gutes gehabt, sie hatten den jungen Waverley der Höflichkeiten enthoben, die ihm der Baron von Bradwardine andernfalls gezollt haben würde. Bald wurde nun der Claret für muffig und fade erklärt und Schnaps verlangt. Und dann kam der Schnaps, und nun vergällte der Dämon Politik, den der Baron aus Rücksicht auf Edward so lange aus der Unterhaltung ferngehalten hatte, die Harmonie dieses hochländischen Konzerts.
Nun brachte der Laird von Balmawhapple einen vollen Humpen aus auf »das schwarze Samtmännchen«, das anno 1702 so treffliche Dienste geleistet habe, und wünschte, daß das weiße Pferd über dem von ihm gegrabenen Wall den Hals brechen möge!
Edwards Kopf war im Augenblick nicht klar genug, aus diesen Worten herauszumerken, daß sie auf König Williams Sturz mit seinem Rosse über einen Maulwurfshügel anspielten; nichtsdestoweniger mußte ihm dieser Trinkspruch verdächtig vorkommen, denn er las in den Augen des Nimrods zu deutlich, daß eine ungeziemende Anspielung darin auf den Regenten enthalten sein müsse, in dessen Diensten er stand. Aber bevor er hierauf zu antworten vermochte, polterte der Baron von Bradwardine voller Ingrimm los:
»Sir, gleichviel, wie es in diesen Punkten um meine Privatmeinung stehen mag, so kann ich doch nicht dulden, daß hier Dinge zur Aeußerung kommen, die der Ehre eines Edelmannes zu nahe treten könnten, der sich zurzeit unter meinem Dache aufhält. Sir, wenn es Euch auch an dem Respekt vor den Gesetzen der Höflichkeit gebricht, so wollt Ihr doch wenigstens den militärischen Eid, jenes Sacramentum Militare, respektieren, wodurch jeder Offizier an die Fahne gebunden ist! Leset gefälligst im Titus Livius nach, was dort von den römischen Soldaten gesagt wird, die so unglücklich waren, ihren Soldateneid zu brechen, exunguere sacramentum. Aber, Sir, Ihr seid nun mal ein Ignorant in der alten Geschichte sowohl, als in Dingen der jetzt üblichen Lebensart.«
»Kein solcher Ignorant, wie es Euch beliebt mich zu nennen!« schrie Balmawhapple; »ich weiß zur Genüge, daß Ihr es abseht auf die geheiligte Konvention; aber wenn alle Whigs in der Hölle zusammengenommen ...«
Hier fielen ihm der Baron und Waverley zusammen ins Wort, und der Baron schrie:
»Schweigt, Sir! Ihr beweist nicht bloß Ignoranz, sondern blamiert auch Euer Vaterland in Anwesenheit eines Fremden und Engländers auf das schimpflichste ...«
Hier bat Waverley den Baron von Bradwardine um die Erlaubnis, einen Schimpf zu beantworten, der auf ihn persönlich gemünzt zu sein scheine. Aber der Baron, erhitzt vom Wein und Grimm und Zorn, war nun gleichfalls außer Rand und Band geraten.
»Ich muß bitten, Kapitän Waverley, sich ruhig zu verhalten! Ihr seid überall anderswo, sui juris , frei von Familienzwang, das heißt, es steht Euch frei, zu denken und handeln und Euch zu rächen auf eigne Faust. Aber in meinem Haus und Hof, im Bereich dieser armseligen Herrschaft Bradwardine, das quasi mein Eigentum ist, als stillschweigend weiterlaufende, wenn auch willkürliche Pachtung, bin ich für Euch verantwortlich, in loco parentis habe ich Euch zu schützen gegen Beschimpfung. Und Euch, Mr. Balmawhapple, Euch warne ich, mich keine weitere Abweichung von dem Pfade guter Sitte bemerken zu lassen.«
»Und ich sage Euch, Mr. Cosmo Cormyne Bradwardine von Bradwardine und Tully-Beolan,« erwiderte der Weidmann mit beißendem Hohn, »ich mache aus jedem ein Wasserhuhn, der mir in meinem Spruch nicht Bescheid tut, mag er ein mopsöhriger englischer Whig sein mit dem schwarzen Band am Ohrlappen, oder einer, der seine Freunde im Stich läßt, um bei den Hannöverischen um Gunst zu betteln.«
Im Nu schwangen beide ihre Klingen und fochten ein paar wilde Gänge. Balmawhapple war jung und kräftig und heftig, aber der Baron war ein ungleich größerer Meister in der Führung seiner Waffe und hätte seinem Gegner sicher ganz andre Stiche versetzt, als er sich es in diesen ersten Gängen erlaubt hatte, wenn er bloß nicht zu sehr unter, dem Einflusse des »geweihten Bären« gestanden hätte.
Edward sprang von seinem Sitze auf, um sich zwischen die Kämpfenden zu werfen, aber der umgestürzte Koloß des Laird von Killancureit hielt ihn auf, so daß es sicher Mord und Totschlag gegeben hätte, wenn nicht von andrer Seite Hilfe gekommen wäre, und zwar von seiten der Wirtin, die sich bislang ruhig hinter der Ofenwand verhalten hatte, eifrig mit der Berechnung der Zechschuld beschäftigt, die die drei Lairds zu bezahlen hatten, jetzt aber durch das Schwertergeklirr, trotzdem es in ihrer Schenke nicht zu den Seltenheiten gehörte, veranlaßt wurde, vorzutreten. Als sie sich mit einem raschen Blick von der Situation überzeugt hatte, stürzte sie beherzt vor und beschwerte sich unter lautem Geschrei, »wie die gnädigen Herren dazu kämen, sich hier in ihrem Hause zu schlagen und eine arme Witwe in schlechten Ruf zu bringen, da es doch wahrlich an Acker und Feld, wo sie sich schlagen könnten, in Schottland nicht fehle!«
Diesem Einwand gegen die Schlägerei der beiden Edelleute gab sie kräftigen Nachdruck dadurch, daß sie ihr Plaid mit großer Geschicklichkeit über die Klingen warf, worauf nun auch die zum Glück noch nüchternen Diener herzueilten, und die beiden Kampfhähne, mit Hilfe von Edward und Killancureit, der sich inzwischen von der Erde aufgerichtet hatte, auseinander brachten. Killancureit schaffte Balmawhapple fort, der noch immer wie ein Rohrspatz auf alles, was Whig und Presbyterianer und Fanatiker in England sei, schimpfte und nur mit großer Anstrengung aufs Pferd zu bringen war.
Waverley dagegen geleitete mit Unterstützung Saunders Saundersons den Baron von Bradwardine in seine Wohnung. Der Baron konnte es aber nicht über sich bringen, eher sich zu Bett zu begeben, als bis er die Vorgänge dieses Abends durch eine lange, gelehrte Apologie »weißzuwaschen« versucht hatte, von der aber außer den beiden Worten »Kentauren« und »Lapithen« nichts zu verstehen war.