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Vierzehntes Kapitel

Kaum hatte ich meinen Gefühlen in dieser Stimmung nachgegeben, als ich meiner Schwäche mich schämte. Ich erinnerte mich, daß ich seit einiger Zeit bemüht gewesen war, Diana Vernon, wenn ihr Bild in mir aufstieg, als eine Freundin zu betrachten, an deren Wohl ich zwar immer lebhaften Anteil nehmen würde, mit der ich aber ferner wenig Verbindung unterhalten könnte. Aber die kaum unterdrückte Zärtlichkeit ihres Benehmens, das Romanhafte unsres plötzlichen Zusammentreffens an einem Orte, wo es sich doch gar nicht vermuten oder erwarten ließ, waren Umstände, die mich gänzlich aus der Fassung brachten. Ich erholte mich indessen eher, als ich es für möglich gehalten hätte, und ohne mir Zeit zur Erwägung der Gründe hierfür zu lassen, verfolgte ich wieder meinen Weg.

Wenn ich nun auch meines Vaters Eigentum wieder erlangt hatte, so lag es mir doch noch immer ob, meinen Freund Jarvie aus einer Lage zu befreien, in die er um meinetwillen sich verwickelt hatte, und wo anders könnte ich überdies, dachte ich bei mir, ein Nachtlager finden, als in dem kleinen Wirtshause von Aberfoil? Und weiter dachte ich, die beiden müssen doch auch da verweilen, denn wie könnten sie zu Pferde weiter kommen? – »Wir werden uns also wiedersehen –«, sprach ich bei mir, »vielleicht zum letztenmal – allein ich werde erfahren, wer der Glückliche ist, der das Ansehen eines Gemahls über sie behauptet; ich werde erfahren, ob ich in der bedenklichen Lage, in die sie verwickelt zu sein scheint, etwas tun kann, meine Dankbarkeit auszudrücken für ihre Großmut – für ihre uneigennützige Freundschaft.«

Während ich so mit mir selber sprach, fühlte ich plötzlich einen Schlag auf die Schulter und vernahm die tiefe Stimme eines Hochländers, der noch schneller ging als ich, einen so guten Schritt ich auch zu halten glaubte. »Eine feine Nacht, Herr Osbaldistone! – Haben uns schon eine Stunde vorher getroffen!« rief die Stimme, und sie war nicht zu verkennen! Er war seinen Verfolgern entkommen und in voller Flucht zu seiner Wildnis und seinen Anhängern begriffen. Auch hatte er sich wieder bewaffnet, wahrscheinlich in dem Hause eines heimlichen Freundes; denn er trug ein Gewehr auf der Schulter und die ständige Dolchwaffe der Hochländer an der Seite. Unter gewöhnlichen Umständen wäre es mir nicht angenehm gewesen, mich mit solchem Manne, in solcher Lage und zu so später Stunde allein zu sehen; denn wenn ich mich auch gewöhnt hatte, Robin in gewissem Grade als Freund zu betrachten, so bekenne ich doch offen, daß ich ihn nie reden hörte, ohne ein gewisses Gruseln zu fühlen. Die Aussprache der Hochländer gibt ihren Worten gewöhnlich einen tiefen, hohlen Ton, sowohl wegen der häufigen Kehllaute ihrer Sprache, als weil sie insgemein mit besonderm Nachdrucke sprechen. Zu diesen Volkseigenheiten gesellte sich bei Robin eine rauhe Gleichgültigkeit gegen Betonung und Sitte; denn sein Gemüt war weder zu entmutigen, noch zu ergreifen, oder gar zu überraschen, ganz gleich, was ihm das Schicksal brachte. Gewohnheit der Gefahr und unbegrenztes Vertrauen auf eigne Kraft und die Klugheit hatten jene Empfindung, die wir Furcht nennen, vollständig in ihm ertötet, und das gesetzlose, unsichre Leben, das er führte, hatte ihn gegen seine Mitmenschen abgestumpft, wenn auch nicht gänzlich rücksichtslos gemacht. Obendrein war ich eben erst Zeuge der grausamen Ermordung eines Wehrlosen durch seine Frau und seine Parteigänger gewesen. ... In meiner jetzigen Stimmung aber, und in der seltsamen Lage, in der ich mich zurzeit befand, mußte mir die Gesellschaft des Geächteten als eine Linderung meiner eignen quälenden Gedanken eher willkommen sein als nicht, und ich nährte die Hoffnung, daß ich mit seiner Hilfe einen Faden durch das Labyrinth erhalten könnte, in welches mein Schicksal mich verwickelt hatte. Herzlich erwiderte ich daher seine Begrüßung und wünschte ihm Glück zu seiner Rettung unter Verhältnissen, wo Flucht unmöglich geschienen hatte.

»Ei nun,« erwiderte er, »die Spanne zwischen Hals und Galgen ist wohl eben so weit oder kurz, wie zwischen Becher und Mund. Meine Gefahr war jedoch geringer, als Ihr denken mögt, da Ihr fremd hier im Lande seid. Unter den Männern, die mich fangen und festhalten und wieder fangen sollten, war ein Teil, der gar nicht wollte, daß man mich fangen und festhalten oder wiederfangen sollte, und von dem andern Teile war wieder die Hälfte, die sich fürchtete, mich zu reizen, und so hatt' ichs nur mit einem verhältnismäßig sehr geringen Teil eigentlicher Widersacher zu tun.«

Er erkundigte sich darauf nach meinen Abenteuern seit unsrer Ankunft im Hochland und lachte herzlich über meine Erzählung von dem Gefecht im Wirtshause und Jarvies Heldentaten mit dem glühenden Eisen.

»Glasgow soll leben!« rief er aus. »Meiner Treu! keinen bessern Spaß hätte ich sehen können, als wie Vetter Niklas dem Iverach das Plaid versengte. Aber mein Vetter,« setzte er ernster hinzu, »hat ein bißchen edles Blut in den Adern, wenn er auch dummerweise zu einem gemeinen Gewerbe erzogen worden ist, das eines wackern Mannes Geist nur abstumpfen kann. – Ihr werdet nun einsehen, warum ich Euch in Aberfoil nicht treffen konnte, denn die Brüder in Glasgow hatten mir eine feine Schlinge gedreht, als ich ein paar Tage in Königs Angelegenheiten mich dort herumtrieb – aber ich denke, ich hab einen Riß in den Bund gemacht, und sie werden so leicht nicht wieder einen Clan gegen den andern hetzen können, wie sie es getan haben. Hoffentlich erlebe ich den Tag noch, wo alle Hochländer für einen Mann stehen. – Aber was gabs weiter?«

Ich erzählte nun, wie nach Hauptmann Thorntons Ankunft der Stadtvogt und ich als verdächtige Subjekte festgenommen wurden, und daß Thornton geäußert habe, beauftragt zu sein mit der Festnahme eines ältern und eines jüngern Mannes, deren Beschreibung auf uns paßte. Das weckte von neuem Robins Lachlust.

»So wahr ich lebe,« sprach er, »sie haben meinen Freund Jarvie für die Exzellenz und Euch für Diana Vernon genommen. – O diese Nachteulen!«

»Fräulein Vernon?« fragte ich zögernd und erwartete zitternd die Antwort. – »Führt sie noch diesen Namen? Sie ritt eben hier vorüber mit einem Manne, der eine Art von Gewalt über sie zu haben schien.«

»Ja, ja!« antwortete Robin; »sie steht jetzt unter rechtmäßiger Gewalt, und es war hohe Zeit für einen solchen Wildfang. Aber ein herzhaftes Mädel ists! Schade, daß die Exzellenz ein bißchen ängstlich ist. So einer wie Ihr oder Robert oder Hamish hätte besser in den Jahren gepaßt.«

Hiermit fielen also die Kartenhäuser gänzlich zusammen, die meine Phantasie, meiner Vernunft zum Trotz, so oft und so gern gebaut hatte. Obwohl ich kaum anders erwarten konnte, als daß Diana, in einem solchen Lande und zu einer solchen Stunde nur mit einem Manne reisen konnte, der rechtmäßigen Anspruch besaß, als ihr Beschützer aufzutreten, fühlte ich doch den Streich, als er mich traf, nicht weniger schmerzlich, und Robins Worte, die mich aufforderten, weiter zu erzählen, klangen in mein Ohr, ohne daß ich ihren Inhalt genau gefaßt hätte.

»Ihr seid krank,« sprach er endlich, nachdem er sich zweimal an mich gewendet, ohne Antwort zu erhalten. »Das Tagwerk ist zu schwer für einen Jüngling gewesen, der an dergleichen Dinge nicht gewöhnt ward.«

Der leutselige Ton dieser Worte brachte mich wieder zu mir und erinnerte mich an das, was meine Lage verlangte. Ich fuhr in meiner Erzählung fort, so gut ich konnte, und Robin äußerte große Freude über das glückliche Gefecht im Engpasse.

»Es heißt,« bemerkte er, »des Königs Spreu sei besser, als andrer Leute Korn; aber von des Königs Soldaten läßt sich das nicht sagen, wenn sie die Waffen strecken vor ein paar alten Kerlen, die nicht mehr fechten können, vor Buben, die es erst lernen müssen, und vor Weibern mit Rocken und Spindel. – Aber wer hätte bei unserm Dougal so viel Verstand gesucht, dessen Kopf doch nie anders bedeckt ist, als mit dem eignen zottigen Haar? – Erzählt weiter, bitte – wenngleich ich fürchte, was nun kommen wird. – Meine Helene ist ein eingefleischter Teufel, wenn ihr das Blut warm wird. Das arme Ding! Ursache dazu hat sie freilich übergenug!«

So schonend wie möglich suchte ich ihm zu erzählen, wie wir empfangen worden waren, allein ich sah deutlich, daß ihm die Erzählung großen Schmerz verursachte.

»Tausend Mark gäbe ich darum, wenn ich daheim gewesen wäre,« sprach, er. »Fremde zu mißhandeln, und dazu meinen eignen Vetter, der mir so viel Freundschaft erzeigt hat! – Ich wollte lieber, sie hätten das halbe Lennox in ihrer Torheit verbrannt! Aber das kommt davon, wenn man Weibern und Jungen traut, die kennen weder Maß noch Vernunft in ihrem Tun. An allem jedoch ist der Schurke von Zöllner schuld, der mich betrog, indem er vorgab, er bringe Botschaft von Eurem Vetter Rashleigh, den ich in des Königs Angelegenheiten treffen sollte. Ich glaubte schon, Galbraith und ein Teil von Lennox wolle eintreten für König Jakob. – Meiner Treu, aber ich wußte, daß man mich betrogen hatte, als ich hörte, der Herzog sei da, und als sie mir den Sattelgurt um die Arme legten, da erriet ich, was meiner wartete, denn Euern Vetter, mit Verlaub, kenn ich als aalglatten Wicht schon zur Genüge. Wenn er nur nicht selbst dabei zu grunde gehen möchte! Morris machte ein gar wunderliches Gesicht, als ich mir ausbedang, er solle bis zu meiner Rückkehr als Geisel bleiben. Aber ich bin zurückgekommen, ohne es ihm, oder denen, die ihn brauchten, Dank zu wissen, und die Frage ist nun, wie dieser Einnehmer selbst zurückkommen wird. Ohne Lösegeld nicht, das versprech ich ihm.«

»Morris,« sprach ich, »hat bereits das letzte Lösegeld bezahlt, das ein Mensch entrichten kann.«

»Was,« rief mein Gefährte hastig, »aber doch im Gefecht getötet?«

»Er ward mit kaltem Blut ermordet, als der Kampf vorüber war, Herr Campbell.«

»Mit kaltem Blute? – Verdammt!« murmelte er zwischen den Zähnen. – »Wie kam das, Herr? Redet, und bleibt mir mit dem Herrn und dem Campbell weg. Ich stehe wieder auf meinem Heimatsland, und mein Name ist Mac Gregor.«

Er war sichtlich in leidenschaftlicher Erregung; allein ohne auf seinen rauhen Ton zu achten, erzählte ich ihm kurz und deutlich, wie Morris starb. Er stieß den Kolben seines Gewehrs auf den Boden und brach in die Worte aus: »Bei Gott! nach solcher Tat möchte man Verwandten, Clan, Vaterland, Weib und Kind abschwören! – Und dennoch hats der Schurke lange verdient. Was ist übrigens für ein Unterschied, ob man mit einem Stein um den Hals unter dem Wasser kämpft oder mit einem Strick um denselben in der Luft zappelt? Am Ende ists doch nur Ersticken, und er hat den Tod erlitten, den er mir zudachte. Dennoch wünschte ich, sie hätten ihn lieber mit einer Kugel oder einem Dolche umgebracht, denn die Art seines Todes wird viel unnützes Gerede machen. – Nun, jeden Menschen trifft sein Los, und, wir müssen alle sterben, wenn unser Tag kommt. – In Abrede stellen kann niemand, daß Helene Mac Gregor schweres Unrecht zu rächen hat.«

Mit diesen Worten schien er sich den Gegenstand aus dem Sinne zu schlagen und fragte weiter, wie ich von den Soldaten losgekommen sei, in deren Gewalt er mich gesehen hatte.

Meine Erzählung war bald zu Ende, und ich fügte hinzu, wie ich die Papiere meines Vaters wieder erhalten habe, wagte es aber nicht, Dianas Namen über die Lippen zu bringen.

»Daß Ihr sie wieder kriegen würdet, wußte ich,« versetzte Mac Gregor. »Der Brief, den Ihr mir brachtet, enthielt die diesbezüglichen Wünsche und Weisungen der Exzellenz, und ich wäre gewiß auch dazu behilflich gewesen. War doch dies der Grund für mich, Euch ins Gebirge einzuladen. Vermutlich hat die Exzellenz mit Rashleigh früher verhandelt, als ich rechnete.«

Der erste Teil dieser Antwort fiel mir besonders auf.

»War denn der Brief, den ich Euch brachte, von dem Manne, den Ihr Exzellenz nennt? Wer ist er? Was ist sein Stand und eigentlicher Name?«

»Meiner Meinung nach,« versetzte Mac Gregor, »kann Euch dies ziemlich unwichtig sein, da Ihr bis heute noch nichts davon wißt; und ich werde darum nichts von diesen Dingen sagen. Aber wohl wußte ich, daß der Brief von seiner eignen Hand war, denn da ich, wie Ihr seht, gerade genug für mich selbst zu tun habe, hätte ich mir sonst wohl nicht so viel Müh' um die Sache gegeben.«

Ich erinnerte mich nun des Lichts, das ich im Büchersaal gesehen hatte, der verschiednen Umstände, wodurch meine Eifersucht erregt worden war, des Handschuhs, der Bewegung der Tapete, die den geheimen Gang zu Rashleighs Zimmer verdeckte, und vor allem, daß Diana sich entfernte, um, wie ich damals dachte, den Brief zu schreiben, der im äußersten Notfalle meine Zuflucht sein sollte. Ihre Stunden wurden also nicht in Einsamkeit zugebracht, sondern sie hörte auf die Anträge irgend eines verwegnen Agenten der Jakobiten-Verräterei, der heimlich in ihres Oheims Wohnung lebte. Andre junge Mädchen ließen sich durch Gold gewinnen oder durch Eitelkeit von ihrer ersten Liebe ableiten; aber Diana hatte meine und ihre Neigung geopfert, um das Schicksal eines vermessenen, Abenteurers zu teilen, um durch mitternächtliche Wildnisse die Schlupfwinkel der Freibeuter auszunehmen, ohne Hoffnung, etwas zu gewinnen, als die Nachäffung von Rang und Glück, die der Scheinhof des Prätendenten in Saint-Germain gewähren konnte.

»Ich will sie, wenn möglich, noch einmal sehen,« dachte ich. »Ich will als Freund, als Verwandter mit ihr reden über die Gefahr, der sie sich aussetzt, und will ihr die Flucht nach Frankreich zu erleichtern suchen, wo sie bequemer, anständiger und sicherer den Erfolg der Unruhen abwarten kann, die der politische Betrüger, mit dem sie ihr Schicksal vereint hat, ohne Zweifel zu erregen vorhat.«

Nachdem wir beide einige Minuten geschwiegen hatten, wandte ich mich an meinen Begleiter ... »Ich muß also glauben,« sagte ich, »daß Seine Exzellenz, wie ich diesen Mann in Ermanglung eines andern Namens nennen muß, zu gleicher Zeit mit mir in Schloß Osbaldistone wohnte?«

»Gewiß, gewiß – und in des Fräuleins Zimmer, wie es doch auch am schicklichsten war.« – Diese Mitteilung freiwilliger Natur fügte Galle zu Bitterkeit. »Aber wenige,« fuhr Mac Gregor fort, »wußten, daß er dort war, mit Ausnahme von Rashleigh und Herrn Hildebrand; denn von Euch konnte die Rede nicht sein, und die jungen Burschen haben nicht Verstand genug, eine Katze von der Milch zu jagen. – Aber 's ist ein prächtiges altes Gebäude, und vornehmlich bewundre ich die vielen Höhlen und Löcher und Zufluchtsörter. Ihr könnt da zwanzig bis dreißig Mann in einen Winkel stecken, und eine ganze Woche mag wohl hingehen, ehe die Bewohner sie entdecken – was bei Gelegenheit von großem Nutzen werden kann. Ich wollte, wir hätten ein solches Schloß hier bei uns, – aber wir armen Hochländer müssen uns statt solcher Bequemlichkeit der Wälder und Höhlen bedienen.«

»Vermutlich wußte Seine Exzellenz,« sprach ich, »um den ersten Anfall von –«

»Morris, wollt Ihr sagen,« sprach Robin kalt, als ich innehielt; denn er war zu sehr an gewaltsame Tat gewöhnt, als daß die Bewegung, die er anfangs verriet, von langer Dauer hätte sein sollen. »Ich pflegte herzlich über den Tropf zu lachen, hätte aber schwerlich das Herz gehabt, es noch einmal zu tun, seit der unglücklichen Begebenheit am See. – Nein, nein, die Exzellenz wußte nichts von diesem Streich – es ward alles zwischen mir und Rashleigh abgemacht. Aber was nachher kam, wie Rashleigh den Verdacht von sich auf Euch zu lenken wußte, da er Euch von Anfang an nicht besonders leiden mochte – wie Fräulein Diana haben wollte, daß wir unsre Spinnwebe wieder wegfegen und Euch der Gerechtigkeit aus den Klauen reißen sollten – und der feige Mensch, der Morris, aus Furcht vor seinen fünf Sinnen nichts wußte, als er eben den rechten Mann sah, wo er einen unschuldigen anklagte. – O! darüber hab ich noch oft lachen müssen. – Und nun kann ich für den armen Teufel nichts weiter tun, als daß ich ein paar Messen für seine Seele lesen lasse.«

»Darf ich fragen, wodurch Fräulein Diana so viel Einfluß auf Rashleigh und seine Teilnehmer erlangt hat, daß sie Eure Pläne zerstören konnte?«

»Meine Pläne? Ich hatte keinen Teil daran. Von mir kann niemand sagen, daß ich je meine Last auf andrer Leute Schultern legte – es war einzig und allein Rashleighs Angelegenheit. Aber freilich hat sie großen Einfluß auf uns beide, wegen der Zuneigung Seiner Exzellenz, und weil sie auch viele Geheimnisse weiß, die uns angehen. – Der Henker hol den!« rief er als Schluß, »der Weibern ein Geheimnis zu bewahren oder die Macht, es zu mißbrauchen, gibt! – Toren soll man keine Stöcke in die Hände geben.«

Wir waren jetzt dem Dorfe sehr nahe, als drei bewaffnete Hochländer auf uns zusprangen und mit vorgehaltenem Gewehr uns befahlen, zu stehen und unser Gewerbe anzugeben. Das einzige Wort Gregarach, das mein Begleiter mit der tiefen, gebieterischen Stimme aussprach, wurde mit einem Ruf, oder vielmehr Geschrei freudigen Erkennens beantwortet. Der eine warf sein Gewehr hin, umfaßte die Kniee seines Häuptlings und ergoß sich in einen Strom gälischer Glückwünsche, die sich zuweilen zu einem Freudengeschrei erhoben. Die beiden andern eilten, nachdem der erste Rausch vorüber war, buchstäblich flink wie Rehe voran, weil jeder der erste sein wollte, der dem Dorfe die Nachricht von Robins Flucht und Rückkehr brächte. Die Kunde erregte so lauten Jubel, daß die Gebirge widerhallten; und jung und alt, Weiber und Kinder, ohne Unterschied des Geschlechts und Alters, eilten das Tal hinab uns entgegen, schnell und tosend wie ein Bergstrom. Als ich das ungestüme Geräusch und Geschrei der freudigen Menge vernahm, hielt ich es für angemessen, den Häuptling zu erinnern, daß ich ein Fremder und unter seinem Schutze sei. Er hielt mich demzufolge fest bei der Hand, während die Versammlung unter wahrhaft rührenden Aeußerungen inniger Ergebenheit und Freude über seine Rückkehr uns umgab, und nicht eher reichte er seinen Anhängern die Hand, bis er ihnen zu verstehen gegeben hatte, daß ich freundlich und aufmerksam behandelt werden sollte.

Das Gebot eines Sultans von Delhi hätte nicht schneller vollzogen werden können, und mir ward jetzt ihre wohlgemeinte Aufmerksamkeit fast ebenso lästig, wie früher ihre rauhe Behandlung. Sie wollten dem Freunde ihres Anführers kaum erlauben, auf eignen Füßen zu gehen, so eifrig waren sie, mir auf dem Wege Hilfe und Beistand zu leisten, und als ich über einen Stein stolperte, den ich im Gedränge übersah, hoben sie mich auf und schleppten mich auf ihren Armen triumphierend ins Dorf.

Bei der Ankunft vor dem Wirtshause fand ich, daß Ansehen und Volksgunst in den Hochlanden ihre Beschwerlichkeiten haben, wie überall. Ehe Mac Gregor in das Haus gelangen konnte, wo er Ruhe und Erfrischung genießen wollte, mußte er die Geschichte seiner Flucht wenigstens zwölfmal erzählen. Endlich entfernte sich eine Gruppe nach der andern, um auf der Heide oder in einer benachbarten Hütte das Nachtlager zu suchen. Manche verwünschten den Herzog und Garschattachin, andre beklagten das Mißgeschick Ewans; aber alle stimmten darin überein, daß Robins Flucht sich mit jeder Tat ihrer Häuptlinge vergleichen könne, seit den Tagen des Dougal-Ciar, des Gründers seines Stammes.

Der Geächtete faßte nun meinen Arm und führte mich in das Innere der Hütte. Ich blickte umher in den rauchigen Winkeln, um Diana und ihren Begleiter zu suchen, aber sie waren nirgends zu sehen, und ich fühlte, daß ich durch weitere Erkundigung geheime Beweggründe verraten möchte, die besser verborgen blieben. Ich fand kein bekanntes Gesicht, als den Stadtvogt Jarvie, der auf einem Stuhl am Feuer saß, und eine gewisse stolze Zurückhaltung annahm, als Robin ihn bewillkommnete, Entschuldigungen wegen der geringen Bequemlichkeiten machte und nach seinem Befinden fragte.

»Ich bin ziemlich wohl, Vetter,« sprach der Stadtvogt, »ganz leidlich, ich dank Euch. Und was die Bequemlichkeit betrifft, so kann man ja den Salzmarkt nicht mit sich schleppen, wie die Schnecke ihr Haus – aber es freut mich, daß Ihr den Händen der Leute, die wahrlich nicht Eure Freunde sind, entkommen seid.«

»Gut also,« erwiderte Robin. »Was fehlt Euch? – Ende gut, alles gut. – Kommt, nehmt einen Becher Branntwein. Euer Vater, der Vorsteher, schlugs nie aus.«

»Außer wenn er müde war, Robin, und das bin ich heute auf mehr als eine Art geworden. Aber,« fuhr er fort und füllte langsam einen kleinen hölzernen Becher, der drei Gläser halten konnte, »er war ein mäßiger Mann, und das bin ich auch! Auf Eure Gesundheit, Robin, und auf Euer Wohlsein hier und dort! Auch meine Base Helene soll leben, und Eure beiden hoffnungsvollen Söhne. Aber davon bald mehr!«

Als der Stadtvogt den Becher niedersetzte, erkannte er auch mich und begrüßte mich herzlich, lehnte aber weitre Mitteilungen für den Augenblick ab.

»Ich will Eure Sache nachher besprechen,« sagte er; »jetzt muß ich, wie billig, mit den Angelegenheiten meines Vetters anfangen. – Ich hoffe, Robin, es ist niemand hier, der das, was ich sagen will, weitertragen könnte, zu dem Stadtrat, oder sonst wohin, zu meinem und Eurem Nachteile?«

»Seid deshalb unbesorgt, Vetter Niklas,« antwortete Mac Gregor. »Die Hälfte von ihnen versteht nicht, was Ihr sagt, und die andern bekümmern sich nicht darum. – Ueberdies risse ich allen die Zunge aus, die sichs herausnehmen wollten, von dem zu schwatzen, was man in ihrer Gegenwart zu mir redet.«

»Gut, Vetter, in diesem Fall, und da Herr Osbaldistone hier ein verständiger Jüngling und treuer Freund ist, will ich Euch gerade heraussagen, Ihr erzieht Eure Familie für böse Wege.« – Nachdem er sich hierauf geräuspert hatte, verwandelte er sein vertrauliches Lächeln in einen ernsten tadelnden Blick und fuhr fort: »Ihr wißt selbst, wie es mit Euch und der Gerechtigkeit steht – und meine Base Helene – ich will nichts von ihrem heutigen Empfange sagen, der gewiß nicht freundlich war, denn ich halt es ihrer Gemütsbewegung zu gute; aber diesen persönlichen Grund der Klage beiseite setzend, hab ich von Eurer Frau zu sagen –«

»Sagt nichts von ihr,« fiel Robert in strengem und ernstem Tone ein, »als was sich für einen Freund zu sagen und für einen Mann zu hören geziemt. Von mir hingegen könnt Ihr alles sprechen, was Euch beliebt.«

»Gut, gut,« versetzte Jarvie, nicht ohne Verlegenheit, »wir wollen das übergehen. Aber ich erachte es nicht für recht, in Familien Unheil zu stiften. Was hingegen Eure beiden Söhne betrifft, so liegen die Dinge doch eigentlich recht schwer, denn Robin und Hamish besitzen nicht die gewöhnlichen Anfangsgründe einer guten Erziehung. Nicht einmal das Einmaleins, die Wurzel aller nützlichen Kenntnisse, kennen sie, und sie lachten und spotteten mich nur aus, als ich ihnen über ihre Unwissenheit meine Meinung sagte. Ich glaube, sie können weder lesen, schreiben, noch rechnen, wenn man so etwas von seinen eigenen Verwandten in einem christlichen Lande noch glauben darf.

»Wenn sie es könnten, Vetter,« sprach Mac Gregor sehr gleichgültig, so müßten sie's von selbst gelernt haben, denn wie zum Henker hätt' ich einen Lehrer für sie beschaffen sollen? Sollt ich etwa ans Tor Eurer Schule in Glasgow anschlagen lassen: Robin der Rote braucht einen Lehrmeister für seine Knaben?«

»Nein, Vetter,« versetzte Jarvie, »aber Ihr hättet die Jungen dahin schicken sollen, wo sie Gottesfurcht und die Gebräuche gesitteter Leute hätten lernen können. Sie sind ja so unwissend wie das Vieh, das Ihr sonst zu Markte treibt, oder wie die englischen Bauern, die es Euch abkaufen.«

»Hm!« antwortete Robin; »Hamish kann einen Birkhahn im Fluge mit einer einzigen Kugel herabschießen, und Rob stößt einen Dolch durch ein Brett, das zwei Zoll dick ist.«

»Desto schlimmer für sie, Vetter!« rief der Kaufmann von Glasgow mit großer Entschiedenheit. ... »Wenn sie nichts Besseres können, als das, so möchten sie lieber gar nichts verstehen. Sagt mir selbst, Robin, was Ihr mit all diesem Hauen und Stoßen und Schießen gewonnen habt? Waret Ihr glücklicher, als Ihr hinter Eurem Vieh herzöget, in ehrlichem Gewerbe, oder seid Ihrs jetzt, an der Spitze Eurer hochländischen Landstreicher und Gaudiebe?«

Ich bemerkte, daß Mac Gregor, während sein wohlmeinender Vetter auf diese Weise mit ihm sprach, sich drehte und krümmte, wie einer, der Schmerz erduldet, aber den Entschluß gefaßt hat, keinen Seufzer seinen Lippen entfliehen zu lassen, und ich wartete auf eine Gelegenheit, den wohlgemeinten, aber offenbar verfehlten Ton, worin Jarvie mit diesem ungewöhnlichen Manne sprach, zu unterbrechen. Das Gespräch kam indes zu Ende ohne meine Einmischung.

»Und seht,« sprach der Stadtvogt, »nun hab ich gedacht, Robin, da Ihr zu sehr im schwarzen Buche steht, als daß Ihr auf Pardon rechnen dürftet, und zu alt seid, Euch zu ändern, wär es doch ein Jammer, wenn so ein Paar hoffnungsvolle Jungen zu dergleichen gottlosem Gewerbe auferzogen würden, wie das Eurige, und ich wollte sie gern als Lehrlinge an den Webstuhl setzen, wie ich selbst angefangen habe, und mein Vater, der Vorsteher, vor mir, obwohl ich jetzt, dem Geber sei Dank, im großen handle – und –«

Er sah, wie sich ein Wettersturm auf Robins Stirn zusammenzog, und das bestimmte ihn wahrscheinlich, seinem Vorschlage, der so geringen Beifall zu finden schien, einen bessern Anstrich dadurch zu geben, daß er ihm durch Großmut gewissermaßen die Krone aufsetzte. »Robin,« sagte er, »Ihr braucht nicht so finster dreinzuschauen; denn ich verzichte aufs Lehrgeld und will Euch auch nie wegen der tausend Mark plagen.«

»Hunderttausend Teufel!« rief Robin und schritt durch die Hütte. »Meine Söhne Weber! Tausend noch einmal! Eher wollt ich alle Weberstühle in Glasgow, Weberbaum und Weberschiffe im Höllenfeuer brennen sehen!«

Nicht ohne Mühe machte ich dem Stadtvogt, der antworten wollte, begreiflich, wie ungeziemend und bedenklich es sei, unserm Wirt über diesen Punkt zuzusetzen; aber nach wenigen Augenblicken hatte Robin seine heitre Stimmung wiedererlangt.

»Na, Ihr meints gut – Ihr meints gut,« sprach er, »gebt mir die Hand, Niklas, und wenn ich je meine Söhn' in die Lehre gebe, so sollt Ihr die Wahl haben. – Und was die tausend Mark anbetrifft, die noch zwischen uns offen stehen – Heda! Eachin Analeister, gib mir meine Tasche.«

Ein langer, rüstiger Hochländer, der Robins Leutnant zu sein schien, brachte aus irgend einem verborgnen Ort eine große Tasche aus Seeotterfell, reich mit silbernen Verzierungen und Buckeln besetzt, wie sie vornehme Hochländer im vollen Staate vor sich zu tragen pflegen.

»Ich will niemand raten, diese Tasche zu öffnen, der nicht das Geheimnis kennt,« sprach Robin der Rote, während er einen Knopf in dieser, den andern in jener Richtung drehte, eine Buckel aufhob, die andre niederdrückte, bis die Oeffnung des Säckels, die mit einer Silberplatte verschlossen war, aufsprang. Er machte mir eine kleine verborgne Pistole bemerkbar, deren Drücker mit der Oeffnung zusammenhing und einen Teil des Kunstwerks ausmachte, so daß sie gewiß losgehen und wahrscheinlich den Unkundigen treffen mußte, der sich das Schloß zu öffnen bemühte. »Dies,« sprach er, »die Pistole berührend, »ist mein Schatzmeister.«

Der Stadtvogt setzte seine Brille auf, um die Einrichtung zu untersuchen, und nachdem ers getan hatte, gab er die Tasche lächelnd und mit einem Seufzer zurück. »Ach, Robin!« sagte er dann, »hielten alle Leute ihre Beutel so wohl verwahrt wie Ihr, dann möchte wohl Eure Tasche nicht so gefüllt sein, wie sie es, dem Gewichte nach zu schließen, heute wohl sein dürfte.«

»Sorgt nicht, Vetter!« antwortete Robin lachend, »sie ist immer offen für eines Freundes Not, oder um eine gerechte Schuld zu bezahlen. – Hier sind Eure tausend Mark,« fuhr er fort und langte eine Geldrolle heraus. »Zählt sie und seht, daß die Summe stimmt!«

Jarvie nahm schweigend das Geld, und nachdem er es einen Augenblick in der Hand gewogen hatte, legte er es auf den Tisch und erwiderte: »Ich kanns nicht nehmen, Robin, mag nichts damit zu tun haben, es kann kein Segen dabei sein. – Ich habe heute zur Genüge gesehen, auf welchem Wege Ihr zu Eurem Geld kommt. Unrecht Gut gedeihet nicht. Gerade heraus gesagt, ich will nichts damit zu tun haben – es sieht aus, als ob Blut daran wäre.«

»Meiner Treu!« sprach der Geächtete mit einer Gleichgültigkeit, die er vielleicht nicht ganz so empfand, »es ist gutes französisches Gold, und war vorher nie in eines Schottländers Beutel. – Seht es an – es sind lauter Louisdor, schön und glänzend, wie aus der Münze.«

»Desto schlimmer, desto schlimmer – eben darum viel schlimmer, Robin,« versetzte Jarvie, seine Augen von dem Gelde abwendend, obgleich ihm die Finger danach zu jucken schienen, wie Cäsar nach der Krone. – »Empörung ist schlimmer, als Hexerei oder Räuberei; das steht in der Bibel.«

»Kümmert Euch nicht darum, Vetter,« sprach der Freibeuter; »Ihr kommt ehrlich zu dem Gelde. Kommt's von dem einen König, so könnt Ihrs dem andern geben, wenn Ihr Lust habt. Es wird grade dienen, einen Feind zu schwächen, und in dem Punkte, wo der arme König Jakob schon der Schwächere ist; denn Gott weiß es, Hände und Herzen hat er genug, aber am Gelde mags ihm wohl fehlen.«

»Dann wird er wohl nicht viele Hochländer auf seine Seite bekommen,« sprach Jarvie, indem er seine Brille wieder aufsetzte und den Inhalt der geöffneten Rolle zu zählen anfing.

»Und Unterländer wohl nicht mehr,« erwiderte Mac Gregor, die Augenbrauen emporziehend. Er sah mich an und blinzelte nach dem Stadtvogt, der, ohne den Spott zu bemerken, mit gewohnter Vorsicht jedes Goldstück wog. Nachdem er die Summe zweimal überzählt hatte, Kapital und Interessen, gab er drei Goldstücke zurück zu einem Kleide für seine Base, wie er sagte, und noch ein paar für die beiden Buben, wofür sie sich nach Gefallen kaufen könnten, nur kein Schießpulver. Der Hochländer erstaunte über seines Vetters unerwartete Großmut, nahm aber freundlich die Gabe an, die er in seine wohlverwahrte Tasche steckte. Jarvie zog darauf den Schuldschein hervor, auf dessen Rückseite er eine Quittung geschrieben hatte, die er, nach Beifügung seines eignen Namens, vor mir als Zeugen unterschreiben ließ. Er sah sich ängstlich nach einem andern um, da die schottischen Gesetze in dergleichen Fällen zwei Zeugen verlangen. »Ihr werdet hier drei Meilen in der Runde schwerlich jemand finden, der schreiben kann, uns drei ausgenommen,« sprach Robin; »aber ich will die Sache leicht abmachen.« Er nahm die Schrift und warf sie ins Feuer, worüber der Stadtvogt nun seinerseits erstaunte. Allein sein Vetter fuhr fort: »Dies ist unsre Art im Hochlande, Rechnungen zu tilgen. –Es könnte die Zeit kommen, Vetter, wo derlei Verschreibungen und Quittungen, wenn ich sie aufbewahren wollte, Freunde in Ungelegenheit bringen könnten, weil sie mit mir zu tun haben.«

Jarvie erhob keinen Einwurf gegen diesen Grund, und unser Abendessen wurde aufgetragen, reichlicher, auch besser und feiner, als man an diesem Ort erwarten konnte. Die meisten Speisen waren kalt, woraus wir sehen konnten, daß sie weit von hier zubereitet sein mochten; ein paar Flaschen guter Franzwein würzten die mancherlei Wildbretpasteten und andern Gerichte aufs angenehmste. Mac Gregor machte gastfreundlich den Wirt und bat um Entschuldigung, daß eine besondre Pastete, die man uns vorsetzte, schon angebrochen sei. »Ihr müßt nämlich wissen,« sagte er zu Jarvie, ohne mich anzublicken, »daß Ihr in dieser Nacht nicht die einzigen Gäste in Mac Gregors Lande seid; sonst wäre meine Frau mit den beiden Jungen auch hier zu Eurem Empfange, wie es sich gebührt.«

Der Stadtvogt schien recht froh darüber zu sein, und ich wäre sicher auch seiner Meinung gewesen, wenn Robins Worte nicht die Vermutung in mir wachgerufen hätten, daß jetzt Diana und ihr Gefährte, den ich mir als ihren Gemahl nun einmal nicht zu denken vermochte, von Robins Familie bewirtet werde.

Aber meine Gedanken wurden durch Robin abgelenkt, der sich jetzt Mühe gab, uns ein besseres Nachtlager zu verschaffen, als wir in der vorigen Nacht gehabt hatten. Zwei leidlich erhaltene Bettstellen, die sich an den Wänden der Hütte befanden, waren mit Heidekraut, das eben in voller Blüte stand, angefüllt, das, mit den Blüten nach oben gekehrt, eine elastische und duftige Matratze abgab. Mäntel und was man an Betten auftreiben konnte, wurden darüber gebreitet und machten es weich und warm. Jarvie schien todmüde zu sein. Ich beschloß darum, meine Mitteilungen bis auf den nächsten Morgen zu sparen, und ließ ihn zu Bett gehen, sobald er reichlich zu Abendbrot gegessen hatte. Obwohl müde und erschöpft, fand ich doch keinen rechten Schlaf, sondern wurde von einer seltenen Unruhe und Angst geplagt, die zu weiterer Unterhaltung zwischen mir und Mac Gregor führte.


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